An alle: Könntet ihr bitte aufhören irgendwelche Vermutungen darüber aufzustellen, wie die Geschichte weiter geht? Zum einen sind sie meistens Kram und zum anderen nehmt ihr so den anderen Lesern jegliche Spannung. Vielen Dank.
An Melli: Sag mal, so ganz verstehst du nicht, was wie warum passiert, oder? Wenn du meinst, mit dieser Vermutung richtig zu liegen, dann widerlege erstmal sämtliche Punkte auf James Liste und sag mir, wieso Voldemort James Potter kriegen muss, um Lily Evans in die Finger zu bekommen (siehe: Kapitel 7, Absatz 1, Zeile 7). Dann reden wir noch mal drüber, ja?
An GefallenerEngel: Ja, auch wenn es eigentlich recht einfach zu erraten ist, wie ich finde.
An Lara-Lynx: Wer redet denn von Harry? Nein, ich werde dir jetzt keine Frage beantworten. Warte ab oder lies zwischen den Zeilen.
An Miss-Shirley-Blythe: Raven kommt in diesem Kapitel gar nicht vor, aber im nächsten.
An kat: Ich würde euch ja gerne noch was auf die Folter spannen, aber in zwei Kapiteln oder so, kriegt ihr Antworten.
An Seidenschnabel: Das war wohl eins der nettesten Komplimente zu meinen Storys, die ich je bekommen habe. :)
An Angel911: Es ist meine Aufgabe, euch zu überraschen.
Die Zeit ist der Menschen größter Feind
Wieso überraschte es sie eigentlich noch? Es war offensichtlich gewesen. Zu offensichtlich. Und eigentlich war sie ja kein Mensch, der sich Dinge schön redete. Das hier hatte sie sich allerdings wirklich schön geredet. Oder besser: ausgeredet. Bis zum Schluss hatte sie noch gehofft, sich zu irren, obwohl es nichts gab, worin sie sich hätte irren können. Manche Dinge waren einfach gewiss. Das hier auch. Aber zumindest stellte sich ihr die Frage, wie es weiter gehen würde, nicht mehr. Es gab für sie sowieso nur noch eine einzige Möglichkeit. Es mochte grausam klingen, aber Grausamkeit war immer relativ. Und es war und blieb ihre Entscheidung. Na gut, eigentlich nicht allein ihre, aber uneigentlich schon.
„Sind Sie sicher, dass Sie das tun möchten, Miss Evans? Es gibt auch noch andere Möglichkeiten…", riss die Stimme der Heilerin sie aus ihren Gedanken. Lily schüttelte entschieden den Kopf: „Nein, für mich nicht." „Möchten Sie es denn zumindest noch einmal überdenken? Oder mit jemandem darüber reden? Zum Beispiel mit dem…" „Nein, ich habe mich entschieden. Und ER wird ganz sicher nichts davon erfahren. Nicht von mir und nicht von Ihnen. Auch sonst niemand. Ich verlasse mich da auf Sie", Lilys Stimme hatte einen gefährlichen Unterton angenommen. Die Heilerin nickte verschüchtert. „Ja, das geht natürlich in Ordnung", erklärte sie leise, „allerdings bräuchte ich den Namen…" „Ich weiß", fiel Lily ihr ins Wort. Sie schloss die Augen, atmete einmal tief durch und fuhr dann mit leicht zitternder Stimme fort: „James Potter. Der Vater ist James Spencer Potter."
Die Heilerin notierte das und fragte dann vorsichtig: „James Potter, der Auror? Der Sohn des Zaubereiministers?" Lily hob eine Augenbraue: „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, aber ja, genau der James Potter." Wieder nickte die Heilerin eifrig und forderte Lily dann mit eingeschüchterter Stimme auf: „Wenn Sie mir dann bitte folgen würden, Miss Evans." Wortlos tat diese, wie ihr geheißen und verfiel dann wieder in ihre Gedanken. Weder sie, noch die Heilerin bemerkten die Schwarzhaarige Frau, die still am anderen Ende des Flurs stand und jedes Wort mit angehört hatte. Diese löste sich jetzt aus ihrem Schockzustand und lief in die entgegengesetzte Richtung davon.
Lily verfluchte sich immer noch dafür, dass sie nicht besser aufgepasst hatte. Schwanger. Mit einundzwanzig. Von James Potter. Ging es eigentlich noch schlimmer? Zumindest hatte sie früh genug reagiert. Naja, dafür, dass sie schon seit ungefähr vier Wochen einen Verdacht hatte, war es reichlich spät gewesen. Aber nicht zu spät. Zum Glück. Zehnte Woche. Abtreiben war bis zur zwölften möglich. Und für sie war es die einzige, in Frage kommende Möglichkeit. Das Kind austragen kam nicht in Frage. Sie hatte keine Zeit und keinen Nerv dafür, sich jetzt sechseinhalb Monate zu schonen, ihren Job und ihr Leben aufzugeben. Ganz zu schweigen von… nein, das ging jetzt zu weit. Und sich nachher mit Kindererziehung rum schlagen? No way! Und selbst wenn sie das Kind zur Adoption freigeben würde… Nein, es war definitiv besser so.
„James!", brachte Dorcas atemlos hervor, als sie in sein Büro stürzte (A/N: In die Undercover-Auroren-Abteilung kann man nicht apparieren, also musste sie dorthin rennen, deshalb ist sie außer Atmen, klar?). Er hob überrascht den Kopf: „Dorcas! Was ist los, Kleine? Irgendwas Schlimmes passiert? Komm erstmal her und sag mir, warum du so durch den Wind bist." „Oh ja, es ist etwas Schlimmes passiert. Und nenn mich nicht ‚Kleine' du… du…", schrie Dorcas ihn an. Ein weiterer Blick in ihre Augen genügte James, um zu wissen, dass sie irgendwie von Lily und ihm erfahren hatte. Er stand auf, schob Dorcas in Richtung Sofa, schloss die Tür und reichte ihr eine Packung Tempos. Just in dem Moment begann die Frau auch schon zu schluchzen. James setzte sich neben sie, strich ihr über den Rücken und wartete, bis sie sich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte. Diese Situation war keineswegs neu für ihn.
„Du… du hast mich… mich angelogen. Du und… und diese Schlampe ihr… ihr habt… ihr seid…", brachte Dorcas unter Schluchzern hervor. James antwortete mit freundlicher, sanfter Stimme: „Ich habe dich nicht angelogen. Tatsächlich habe ich nie abgestritten, dass ich keine Affäre mit Lily habe oder hatte und ich werde es auch jetzt nicht tun. Denn ja, wer auch immer dir das gesagt hat, er oder sie hat Recht." Seine Worte hatten einen weiteren Heulkrampf zur Folge, bevor Dorcas hervorwürgte: „Wie… wie lange?" „Zwei oder drei Monate", erwiderte James ehrlich. „Und jetzt… jetzt ist diese… diese Hure auch noch… schwanger", heulte Dorcas weiter und in dem Moment erstarrte James. „Schwanger? Lily? Von mir?", fragte er mit tonloser Stimme. Dorcas nickte: „Ja, schwanger… und grade… grade treibt sie… treibt sie ab." James saß da, wie von Donner gerührt.
Lily war also schwanger. Mit seinem Kind. Und eben dieses Kind trieb sie grade ab. Ohne sein Wissen. Verdammt, sie hatte es nicht einmal für nötig gehalten, ihn zu fragen, was er von der ganzen Sache hielt. „Jahames?", unterbrach Dorcas' weinerliche Stimme seine Gedanken, „es ist… vorbei! Ich könnte… könnte dir niemals… NIEMALS wieder vertrauen…" Er nickte nur knapp und starrte weiterhin ins Leere. „Jahames?", nervte ihn seine Exfreundin weiter, „bist du denn kein Bisschen… traurig?" Wortlos schüttelte er den Kopf, woraufhin sie aufsprang und laut schluchzend raus rannte. Normalerweise versuchte James seinen tausend Freundinnen immer möglichst sanft zu vermitteln, dass es vorbei war, aber grade im Moment war er zu geschockt dafür. Lily… schwanger… nur sehr langsam drang die Nachricht zu ihm durch.
„Nun, Miss Evans, es ist alles nach Plan verlaufen. Falls Sie sich in irgendeiner Weise nicht gut fühlen sollten, dann kommen Sie bitte sofort wieder her. Ich möchte da kein Risiko eingehen", erklärte die Heilerin. Lily nickte knapp: „Danke. Auf Wiedersehen, Mrs.…" In dem Moment wurde sie von einer anderen Stimme unterbrochen. „Lily?", rief James, während er ihr entgegenlief. Diese wandte sich gefährlich leise an die Heilerin: „Haben Sie…?" „Nein", versicherte die und sah dabei aus, wie ein aufgeschrecktes Erdmännchens, „jemand muss und belauscht haben." Lily nickte nur, hob zum Gruß die Hand und drehte sich dann zu James um, der mittlerweile bei ihr angelangt war. „Ist das wahr?", fragte er tonlos. Lily lächelte unverbindlich: „Lass uns ins Café gehen. Das hier ist nicht der richtige Platz für so ein Thema." „Also ja…", murmelte James, folgte ihr aber kommentarlos.
Im Café setzten sie sich hin, Lily bestellte einen Cappuccino, James einen Milchkaffee und einige Minuten saßen sie einander schweigend gegenüber. „Dorcas scheint euch ‚belauscht' zu haben", durchbrach James irgendwann die Stille. Lily hob überrascht eine Augenbraue, schien dann nachzudenken und nickte anschließend. Sie nahm einen Schluck von ihrem Cappuccino und warf James über den Tassenrand einen undeutbaren Blick zu. „Sie hatte also Recht?!", fuhr er fort, da er sich durch Lilys Blick in Zugzwang sah. Sie wich aus: „Inwiefern? Dorcas sagt einige wahre Sachen, wenn der Tag lang ist, aber ebenso oft stimmen ihre Aussagen nicht." „Du weißt ganz genau, wovon ich rede", knurrte James, „ich sagte, du wärst schwanger, von mir, und würdest dieses Kind abtreiben." „Ich habe es bereits abgetrieben", verbesserte Lily ruhig. James ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie quälend langsam wieder.
„Und du hast es noch nicht einmal für nötig gehalten, mir Bescheid zu geben?", fragte er und in seiner Stimme schwang weniger Wut, als schlichte Enttäuschung mit. Lily brach den Augenkontakt ab: „Ich hielt es für das Beste. Tue ich immer noch." „Es war auch mein Kind", erinnerte James sie und diesmal klang seine Stimme traurig. Lily vergrub die Fingernägel der linken Hand im Handrücken der rechten. „Es war noch kein Kind. Es war ein Embryo, kein Mensch", erklärte sie mit krampfhaft um Ruhe bemühter Stimme (A/N: Das ist Lilys Meinung, nicht meine eigene! Und ihre eigentlich auch nicht, aber egal.) James starrte sie sekundenlang nur an.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so grausam bist. So gefühllos. Ich meine, verdammt, du hast grade dein Kind umgebracht, unser Kind, und es scheint dich kein bisschen zu berühren. Ich habe dich verteidigt, wenn Dorcas, Sirius und Remus dich kalt und unmenschlich genannt haben, aber wahrscheinlich war ich nur blind. Du bist es tatsächlich. Ich wollte es nicht sehen, wollte nicht sehen, dass du nicht mehr das Mädchen von früher bist, aber am Ende habe ich es ja anscheinend auch begriffen", James Stimme war leise, aber eindringlich. Lily senkte den Kopf, bevor sie vollkommen gefasst erwiderte: „Und du hast Recht. Ich bin es tatsächlich." „Ich hätte es einfach nicht von dir gedacht", murmelte James, stand auf und ging ohne Abschiedsworte nach draußen. So hörte auch Lilys leises, bitteres Wispern nicht mehr: „Es tut mir Leid, James. Es tut mir so unendlich Leid. Aber es ist besser so, besser für dich und auch für das Kind. Für mich ist es zu spät. Vergiss mich, bitte, vergiss mich einfach…" Stumme Tränen rollten ihr über die Wangen, denn sie wusste, dass sie grade ihr Leben verloren hatte. In mehr als einer Weise.
