Anm: Herzliches Danke schön an die Reviews!!! Samusa, für Dich habe ich mal wieder ein paar Anregungen für den nächsten Tripp in einen Buchladen eingefügt. Hoffe du kannst etwas von verwerten.
Das Kapitel hat etwas gedauert, da ich 1. Ein kleines Computer Problem hatte und das erst mal wieder zum laufen bringen musste und 2. Den zweiten Teil dieses Kapitel gelöscht und komplett neu geschrieben habe. Die erstere Version hat mir nicht getaugt, darum fiel sie der Löschung anheim.
Wünsche Spaß beim Lesen und hoffe, ihr habt ihn auch.
Barfüßig lief er am Strand seiner Insel entlang. Sein Blick schweifte über das nahe Ufer. Lange hatte er nicht vor draußen zu bleiben. Einfach nur ein kurzer Spaziergang um die Insel herum, doch dies war nur eine weitere von zahllosen Runden, die er drehte.
Michael wollte später unbedingt ein Spiel mit ihm machen. Der kleine Junge nutzte es voll und ganz aus, dass sein Großvater nun ständig in seiner Nähe war.
Nicht allzuweit von ihm entfernt, platschte etwas auf. Bridger drehte sich herum. "Darwin?" Er war sich nicht sicher, ob es sich wirklich um seinen Delphin handelte, er war zu weit vom Ufer entfernt. Mit ein paar großen Schritten war er beim Wasser und der Delphin kam zu ihm geschwommen. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Darwin!" Er kniete sich hin, um das Tier zu streicheln. "Dich habe ich ja schon eine ganze Zeit nicht mehr gesehen. Wie geht es dir, mein Freund?"
Darwin antwortete ihm mit einem Aufschwall von Klickgeräuschen, zu gerne wäre er jetzt im Besitz des Vocoders.
"Ich bin froh, dass du wieder hier bist. Bist du einfach von Bord abgehauen oder hat man der Mannschaft etwas Urlaub gegeben, von dem du ebenfalls Gebrauch machst?"
Der Delphin blies Wasser aus seinem Blasrohr direkt dem Captain ins Gesicht. Instinktiv drehte Bridger den Kopf reflexartig zur Seite. "Wenn du spielen willst, schicke ich Michael zu dir raus. Ich muss jetzt schnell nach Lucas sehen."
Wie als hätte der Delphin ihn verstanden, löste er sich aus dem seichteren Wasser und schwamm zum Anlegesteg. Nathan sah ihm nach. Er würde bei Lucas das Fenster öffnen, damit dieser Darwin hören konnte.
Sobald er ins Haus trat, erschien auch schon Michael mit dem Karton des Spieles, das er gerne mit ihm gemacht hätte. "Gleich, mein Junge."
Als der kleine Junge das Gesicht enttäuscht verzog, setzte er noch hinzu. "Du kannst doch derweil draußen mit dem Delphin spielen, der uns gerade besuchen gekommen ist. Ich bin mir sicher, das wird dir die Zeit bis ich fertig bin vertreiben."
Bei dem Wort Delphin wurden Michaels Augen mit einem Mal ganz groß und im nächsten Moment hatte der ehemalige seaQuest Captain den Spielkarton in der Hand, da sein Enkel, schnell wie der Wind, nach draußen gerannt war. Lächelnd tat er den Karton auf den Tisch und bedeutete der Nanny, sie solle doch hinterher und aufpassen. Nicht, dass er nicht glaubte, Darwin würde nicht auf den Junge Enkel aufpassen können, aber sicher war sicher.
Von oben hörte er Schritte hinunter kommen.
"Bist du also doch zu Hause?", fragte Kristin ihn.
Er sah zu der Wendeltreppe, wo die Ärztin auf halber Höhe stehen geblieben war. "Hallo. Seit wann bist du bereits hier?" Mit der Ärztin hatte er zu dieser Zeit noch gar nicht gerechnet.
"Seit etwas mehr als einer halben Stunde." Nun kam sie auch die restlichen Stufen hinunter und legte den Koffer mit ihren medizinischen Gegenständen auf einen Stuhl, wo sie es nicht vergessen würde.
Nathan fuhr sich nervös über die Stirn. "Bin ich also doch so lange weg gewesen. Das war überhaupt nicht meinte Absicht gewesen."
Dr. Westphalen kam zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Glaub mir, es würde keinen großen Unterschied machen, ob du nun rund um die Uhr bei ihm bist, oder ihn für einige Zeit auch mal allein lässt."
Er nickte steif. Ja, sie hatte recht. Er war so schon viel zu viel bei Lucas. Wenn er wirklich alles um sich herum mitbekommt, würde er schon allein aus dem Grund, endlich seine Ruhe haben zu wollen endlich aufwachen. Bridger hoffte, er bekam alles mit, denn sonst las er einfach nur sich selbst diese ganzen Bücher vor und erzählte von den ganzen Dingen, die überall in der Welt geschahen. Die Vorstellung, dies alles sei für umsonst, konnte einem Menschen das Herz zerreißen.
"Ich habe ihn untersucht. Seine Wunden sind in den letzten Wochen wirklich schnell verheilt. Man sieht von dem ganzen Unfall höchstens hier und da noch eine etwas hellere Stelle auf der Haut, wo die Wunde sich regeneriert hat. Mehr konnte ich jetzt auch nicht tun, außer die Lösungen auszuwechseln."
"Musst du jetzt schon wieder gehen?", fragte er sie.
"Nein, ich kann gerne noch etwas hier bleiben. Außerdem glaube ich, dass die Person, die ich mitgebracht habe, etwas dagegen hätte, schon wieder gehen zu müssen. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mir Kaffee in deiner Küche mache? Ich kann mich dann auch ein wenig zu Lucas setzen und bei ihm bleiben. Mir scheint, du verbringst durch seinen Zustand viel zu viel Zeit bei ihm, anstatt an deinen Enkel zu denken."
"Das stimmt, aber bisher freut sich Michael mich hier zu haben. Wir haben öfters bei Lucas im Zimmer gespielt."
"Im Zimmer einer Person, die ihm Koma liegt?" Sie sah ihn vorwurfsvoll an. "Also ich weiß ja nicht, ob das so gut ist für ein Kind seines Alters." Kristin blickte ihn auf eine Antwort wartend an.
"Es geht ihm gut. Er kann damit sehr gut umgehen, sei versichert, aber wenn es dir nicht recht ist, werde ich darauf achten, ihn mehr von Lucas fern zu halten."
"Ja, wenigstens für eine Weile. Wir wissen nicht, wie er das aufnimmt und was ich so die letzte Zeit hier mitbekommen habe, hat er bereits eine Menge erlebt in seinem jungen Leben. Da muss das wirklich nicht sein." Sie drehte sich herum, um in der Küche sich einen Kaffee zu machen.
Nathan sah ihr nachdenklich nach. Hatte er Michael die letzte Zeit wirklich zu oft bei Lucas mit gehabt? In gewisser Weise war genau das der Fall. Sie hatten ihre Spiele dort gemacht und seine Gute-Nacht-Geschichten, die er ihm allabendlich vorlas, waren auch alle bei Lucas gewesen. Er musste wirklich mehr auf die Trennung dieser beiden Dinge achten.
Das erste, was ihm auffiel, als er zu Lucas ins Zimmer trat, war die Katze, die sich auf dessen Bauch zusammengerollt hatte und vor sich hin döste. Sie öffnete die Augen nur einen kleinen Schlitz, um zu sehen, wer da gekommen war.
Er kam nicht umhin, ihr kurz über den Kopf zu streichen. Eine Geste, die mit einem tiefen Schnurren begrüßt wurde. "Dir scheint es hier ganz gut zu gefallen.", sagte er zu Minki und ging zum Fenster.
An diesem waren einige Blumen in Vasen und auch zwei in Töpfen, die er vorher zur Seite räumen musste. Alles Geschenke von der Crew. Bestimmt würde der eine oder andere jetzt wieder bei ihm anfragen, ob sie Lucas besuchen dürften. Bei dem letzten Landurlaub hatte es sogar Probleme gegeben, die alle in der kurzen Zeit mit Besuchsrechten zu versorgen. Diese drei Tage waren durchaus stressig gewesen.
Nathan schob die Gardine soweit zur Seite, dass sie von dem immer heftiger werden, des Windes nicht hinaus gezogen wurde. Wenig später klangen die Geräusche vom Meer schon klarer in das Zimmer.
Als er sich herumdrehte, stand Kristin bereits mit einer dampfenden Tasse Kaffee bei hm. "Hier, ich dachte mir, du brauchst vielleicht auch einen."
Er nahm sie dankend entgegen.
Dr. Westphalen setzte sich in den Sessel, gegenüber des Fensters. Ihr Blick fiel sofort auf etwas, das auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel lag. "Oscar Wilde?"
"Ja, es ist eines seiner Lieblingsbücher, oder besser gesagt war. Ich habe keine Ahnung, was er die letzte Zeit lieber gemocht hat. Ich habe früher ein paar Mal mitbekommen, was er liest und was ihn interessiert. Einmal fing er sogar bei mir mitten in der Nacht an, in den Regalen zu wühlen und zog sich die Bücher raus. Mein "Robinson Crusoe" ist bis heute nicht mehr bei mir aufgetaucht. Ich glaube das hat er sich endgültig unter den Nagel gerissen." Die Erinnerungen daran stachen in sein Herz, aber es tat gut, daran zu denken, denn es brachte auch das Wesen des Menschen wieder, den er so mochte.
"Das Bildnis des Dorian Gray.", las sie vom Buchtitel ab. "Ich glaube davon schon einmal gehört zu haben,aber noch nie gelesen."
"Ein gutes Buch, wirklich. Wenn ich damit durch bin, kannst du es gerne einmal lesen, ich denke dann ist wieder einmal eines von "Clive Cussler" dran. Als ich in seiner Wohnung war, fand ich ein ganzes Regal mit Büchern von diesem Mann."
Kristin legte das Buch beiseite. "Was schreibt er?"
"Es ist mit diesem da überhaupt nicht zu vergleichen. Hauptsächlich geht es da um große Verschwörungen, Schätze und eine Person, die Meeresbiologe oder etwas in der Art ist und ein seltsames Hobby hat."
Dr. Westphalen nahm die Tasse in die andere Hand und schlug die Beine übereinander, während sie ihm zuhörte. Bridger hatte eine kurze Pause gemacht. "Er sammelt Autos, soviele, dass er eine Flugzeughalle braucht."
"Hört sich doch nach einer spaßigen Geschichte an."
Er legte den Kopf leicht schief. "Ich kann nicht leugnen, dass mir diese Bücher ebenfalls gefallen. Ich glaube aber unser junger Patient würde sich bestimmt auch über etwas anspruchsvollere Literatur freuen. Nur ich schaffe es einfach nicht ihm einen seiner wissenschaftlichen Schinken vorzulesen. Da sind Dinge drinnen, die sind mir einfach viel zu hoch und dabei bin ich ja eigentlich ein recht aufgeschlossener Mensch mit einem regen Interesse an solchen Dingen, nur die Theorien, mit denen sich die einzelnen Autoren befassen, sind mir zu hoch."
"Hast du eines dieser Bücher da? Mich würde das einmal interessieren, ob es für mich auch zu hoch ist.", sagte sie mit einem ungewöhnlichen Unterton.
Kritisch beäugte Bridger sie. "Willst du mir etwa unterstellen, dumm zu sein?"
Ein neckisches Lächeln als Antwort. "Auf gar keinen Fall, wer würde das denn denken?"
Noch immer glaubte er ihr nicht, aber er ging zu dem Regalschrank, der rechts von ihm und dem geöffneten Fenster stand. In einem der oberen Fächer, holte er ein größeres Buch hervor. "Hier ist eines davon. Ich wünsche dir viel Spaß und werde nun deinem Rat folgen, mich mehr mit meinem Enkel zu beschäftigen."
"Mach das. Lucas ist in guten Händen bei mir." Sie war bereits dabei, in dem Buch zu blättern. Einige Minuten später würde sie aufstehen und sich von unten ihre Brille holen, da sie die Buchstaben nicht mehr richtig erkennen konnte, doch bis dahin gab Minki miauend Prostest von sich. "Ach, und Minki ist auch noch da.", fügte Kristin noch lächelnd hinzu.
Nathan drehte sich zu dem Bett herum. Die Katze lag nicht mehr zusammengerollt auf Lucas, sondern spazierte nun um ihn herum. Einmal blieb sie in Stirnhöhe stehen, um mit der Pfote nach einer kleinen Fliege zu schlagen, die über einer Haarsträhne von Lucas saß. Mit der Schnauze rieb sie anschließend an seiner Stirn.
Sogar die Katze wusste um den Zustand ihres Besitzers Bescheid. Nathan beschloss, dass es Zeit war zu gehen. Michael wartete schon zu lange auf ihn.
Lästiger Nieselregen fiel vom Himmel auf seinen Hut hinab, den er sich tief in das Gesicht gezogen hatte. Von den Pflastersteinen stieg ein kalter Nebel auf, der den Boden zu verschleiern suchte. Nur noch ein kleines Stück und er würde in die drückende Wärme der Bar flüchten können.
Als er den Kopf hob, um über die Straße zu gehen, kam er nicht umhin, die Frau zu sehen, die nicht unweit von der Bar entfernt stand. In der rechten Hand hatte sie einen langstieligen Schirm, den sie trotz des leichten Regens nicht geöffnet hatte. Was machte eine Frau zu dieser Zeit in einer solchen Gegend und überhaupt, eine von ihrem Stand. Sie musste aus der höheren Gesellschaft kommen, das er kannte er an ihren Kleidern.
In einiger Entfernung brannte eine Straßenlaterne und er war in der Lage die Farbe ihres langen Kleides zu erkennen, dessen faltiger Rock eng um ihre Beine lag. Es war lila. Trotz des Windes, der durch die Gassen fegte, hatte sie keinen Mantel übergeworfen. Einzig ein flacher, leicht schräg liegender Hut auf ihrer Hochsteckfrisur, diente als Schutz vor dem Wetter.
Er eilte zu ihr und legte ihr die Hand sanft auf die Schulter, auch wenn man das normalerweise nicht tat. "Verzeihen sie, Miss."
Sie drehte sich herum. "Nathan! Du hast aber auch einen netten Look." Sie beugte sich leicht vor. "Träume ich?"
Endlich fing er sich wieder. "Man kann es als Traum bezeichnen, ja" Er stockte. "Ich fürchte nur, dir jetzt alles zu erklären würde eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Komm erst mal mit, wir stellen uns dort drüben unter." Er führte sie auf die andere Straßenseite und stellte sich mit ihr unter ein Vordach von einem Gerbereigeschäft.
"Erklärst du mir wenigstens etwas?" Sie sah ihn vorwurfsvoll an, wie als würde er ihr etwas sehr wichtiges verschweigen.
Bridger holte tief Luft. "Als ich für einige Tage auf der seaQuest war, träumte ich jede Nacht von diesem Ort. Insgesamt dreimal und zweimal davon bin ich Lucas begegnet. Es ist vielleicht schwer zu glauben, aber es ist die Welt in die er sich zurück gezogen hat."
"Das verstehe ich nicht."
"Wie es aussieht ist es Darwin der uns hierher gebracht hat. Er war es auf der seaQuest und er ist es jetzt wieder. Anders kann ich es nicht erklären. Erst seitdem Darwin heute zu uns kam, habe ich mich wieder hier eingefunden und dieses Mal sogar mit dir zusammen."
Kristin begann zu erkennen, doch mehrere Fragen schossen ihr durch den Kopf. "Wenn dies also dieser Ort ist, an dem Lucas' Bewusstsein sich während seines Komas befindet, dann sollten wir doch auch bei ihm sein. Das sehe ich doch richtig?"
"Ganz genau! Wenn er sich nicht vor uns versteckt und uns meidet, sollten wir zu ihm können."
Sie blickte ihn an, als hätte er ihr soeben gestanden eine Menge Geld zum Fenster hinaus geworfen zu haben. "Was stehen wir hier noch rum? Los, gehen wir zu ihm."
Bridger musste sie am Arm zurück halten. "Warte, ganz so einfach ist das nicht. Ich werde dort in die Bar rein gehen und nachsehen, ob er dort ist. Zumindest Darwin sollte ich dort treffen."
Dr. Westphalen legte die Stirn in Falten, was bei ihrem derzeitigen Aufzug recht ungewöhnlich aussah. "Darwin?"
"Genau. Das ist ein wenig kompliziert, aber glaub mir, du wirst es verstehen, wenn du erst mehr über die Sache weißt. Bitte warte hier auf mich und halte dich verdeckt. Das ist nicht der richtige Platz für eine Frau."
Ein verächtliches Lächeln erhielt er zur Antwort. Sie legte sich kess den Schirm über die Schulter. "Ich bin keine gewöhnliche Frau und sollte mir jemand was antun, dann bekommt er eins über gezogen und als nächstes schnapp ich mir Lucas, weil das hier seine Fantasie ist."
Nathan senkte den Kopf. Die Frau war sturer als ein Esel. "Ich werde mich beeilen." Ehe er aber verschwand, drehte er sich nochmals herum. "Ist dir kalt? Ich meine, du hast nur diese Kleid."
"Nein, ist mir nicht. Nun geh schon!"
Wortlos zog er von dannen und ging auf die Billardbar zu. Kurze Zeit verging, in der nichts geschah, dann stand plötzlich ein Mann hinter Kristin, den sie erst bemerkte, als es schon zu spät war. Er legte ihr die Hand auf den Mund und zog sie in eine dunkle Gasse mit sich mit.
Freundlich grüßte ihn der Barmann und Nathan nickte ihm zu. Das Angebot eines Drinks lehnte er ab. "Vielleicht später?", fragte der bullige Mann hinter der Theke.
"Ich fürchte nicht, tut mir leid." Neugierig schweifte sein Blick über die Pooltische. Hinten in seiner Stammecke fand er einen seiner gesuchten Freunde. Darwin nahm gerade einen Schluck von seinem Bier und beobachtete den Spielzug seines Gegners. Bridger hatte er noch nicht bemerkt.
In dieser Nacht war die Bar zum Glück wieder etwas leerer als bei seinem letzten Besuch und so fiel es ihm auch nicht schwer bis zu der hinteren Ecke durch zu kommen. Da es draußen jedoch so feucht gewesen war, brannte ihm der Rauch der Zigarren, der schwer im oberen Drittel des Raumes hing, in den Augen.
"Darwin!", rief er mit erhobener Stimme, als er nah genug heran getreten war, dass dieser ihn mit einem kurzen Aufblicken sehen konnte.
Der grauhaarige Mann ließ den Queue an die Wand gelehnt stehen und kam mit einem glücklichen Lächeln auf ihn zu. "Hallo, wurde ja auch Zeit!" Er umarmte ihn sofort.
"Was heißt hier Zeit? Du solltest doch am besten wissen, wie sich das hier alles zusammen setzt und warum ich nicht hier sein kann, wann immer es uns beiden am liebsten passen würde."
Betrübt löste Darwin sich wieder von ihm. "Ja, stimmt."
"Hey, was ist denn nun? Du bist dran!", knurrte der Typ, mit dem Darwin bis eben noch gespielt hatte.
Er drehte sich herum. "Das Spiel ist beendet."
"Du kannst mich doch nicht einfach so hier stehen lassen, Alter!" Mit fassungslos ausgebreiteten Armen kam er auf ihn zu, als würde er so die Partie vor ihrem abrupten Ende noch retten können."
"Doch, geh zu Johnny, ich bin sicher er gibt dir ein Bier aus. Er soll es auf meine Rechnung setzen." Darwin drehte sich wieder zu Bridger um und schob ihn aus der Bar. "Verschwinden wir."
Sobald sie aus der Bar traten, schlug ihnen die kühle Feuchte der Nacht unangenehm in die Gesichter. Unweit von ihnen entfernt schienen einige Leute in hellem Aufruhr zu sein und ein seltsames Flimmern nahmen sie aus den Augenwinkeln wahr.
"Hast du einen Plan?", fragte Bridger seinen Freund.
"Nein, keinen Plan. Wir gehen zu Lucas." Er wollte ihn bereits mit sich ziehen, wurde jedoch zurück gehalten.
"Warte, wir müssen Dr. Westphalen mit nehmen."
"Wie?" Darwin schien sichtlich verwirrt.
"Kristin, du erinnerst dich doch sicherlich! Sie war heute auch kurz bei dir draußen am Steg. Du hast ihr eine Muschel geschenkt, erinnerst du dich nicht?"
"Doch, aber nicht, dass sie hier sein soll. Wovon redest du, ich habe sie nicht mit hierher geholt."
"Aber sie ist hier. Gleich dort hin..." Ihm stockte der Atem. Das Geschäft, bei dem er zuvor mit der Ärztin noch Schutz gesucht hatte, war in ein helles Flammenmeer getaucht.
Darwin trat die wenigen Schritte an seine Seite. "Anscheinend sind in der Stadt einige Piraten abgestiegen, die betrunken randalieren. Das kommt öfters vor."
Nathan hörte ihm nur mit halben Ohr zu. Er eilte zu der Traube Menschen, die sich vor dem brennenden Gebäude eingefunden hatte. "Kristin!", rief er wieder und wieder. Die ersten Feuerwehrleute trafen ein und man versuchte das Feuer zu löschen. Darwin hielt ihn zurück, damit er nicht näher an die Flammen kam und sich womöglich noch verletzte.
"Sie ist nicht hier und selbst wenn, dann ist sie bereits wieder aufgewacht. Komm, lass uns zu Lucas gehen."
"Sie muss hier sein!" Dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke. "Was passiert mit uns, wenn wir hier in dieser Ebene sterben?" Mit stark geweiteten Pupillen, die unruhig in den Augenhöhlen hin und her waberten, blickte er den jungen Mann an.
"Das weiß ich nicht.", sagte Darwin matt.
"Aber du sagtest gerade,sie sei aufgewacht, richtig? Wenn man hier stirbt, wacht man auf!"
"Möglich, aber ich weiß es nicht. Bisher sind nur Personen gestorben, die erdacht waren. Vielleicht war sie eine erdachte Person von dir. Das wissen wir nicht. Ich habe sie nicht hierher gebracht, also kann sie auch nicht wirklich hier gewesen sein. Wir sollten zu Lucas gehen." Er machte eine kurze Pause. "Hier zu stehen und in Panik zu versinken, bringt nichts."
Entgegen seines Willens ließ sich der Captain in das Innere des Hafenviertels ziehen. Mit einem klammen Gefühl im Magen sah er zu den nun langsam versiegenden Flammen zurück, bis sie um eine Ecke bogen und dies nicht mehr möglich war.
