Der Sturm, der am Vorabend den gesamten Fährenverkehr lahm gelegt hatte, war ein wenig in den Morgenstunden abgeflaut. Dennoch zogen gewaltige Böen über die Insel. Der Himmel war verdunkelt durch dicke Wolken. Nichts schien sie vertreiben zu wollen. Das harte Prasseln des durch den Wind gegen die Scheiben peitschenden Regens, wirkte als unheimlicher Krach in dem ruhigen Zimmer, bei dem nur der vereinzelte Piepton der medizinischen Geräte zu vernehmen war.
Nathan war, sobald er seinen Augen aufgeschlagen hatte, hierher gekommen. Minki kuschelte sich an den Arm, mit dem er gerade die Haare des Wissenschaftlers zur Seite strich und hier und da mit einer Strähne spielte.
Sich auf dem Bett ausstreckend, gähnte die Katze, bevor sie sich zusammen rollte und ihrerseits ein wenig zu schlafen versuchte. Mit einem Lächeln sah der Captain zu ihr. Sein Hand strich sanft über die Wange von Lucas.
Hinter ihm wurde die Tür geöffnet. "Morgen!", sagte Dr. Westphalen lächelnd als sie zu ihm trat. Die Tür schloss sie hinter sich wieder.
"Morgen. Du bist früh auf."
"Du aber auch. Ich war gerade in deinem Schlafzimmer, aber außer einem zerwühlten Bett, konnte ich nicht mehr viel finden."
Als der Sturm am Vorabend zu heftig wurde und die Unwetterwarnung raus ging, hatte Bridger sie gebeten hier zu bleiben. Sie besaß ein eigenes Boot und war sicherlich auch sehr geschickt im Umgang mit diesem, doch bei den hohen Wellen und dem starken Wind, hielt er es einfach für besser, sie in seiner Nähe zu wissen.
Mit träumenden Blick sah er sie kurz an. "Ich musste zu ihm."
Sie zog den Morgenmantel fester zusammen, ehe sie bis an das Fussende des medizinischen Bettes trat. "Hast du mit ihm gesprochen?"
Nun sah Bridger abrupt wieder zu ihr auf. Gerade eben hatte er noch Minki betrachtet, die leicht mit der Vorderpfote im Schlaf gezuckt hatte. "Dann bist also wirklich du da gewesen?"
"Ich wüsste sonst nicht, wie es dazu kommen könnte, dass wir hier jetzt darüber sprechen."
"Hat dich Darwin in diese Welt gebracht? Er meinte, er wäre es nicht gewesen, doch es gibt keine andere Möglichkeit."
"Stimmt, das sagte er zu mir auch und er scheint es auch wirklich nicht gewesen zu sein. Wir haben darüber geredet."
Nathan rutschte ein Stück zur Seite, damit sie sich zu ihm setzen konnte. "Und?"
"Er meinte du wärest ebenfalls dazu in der Lage."
"Ich?"
"Oder Lucas." Sie sah zu dem jungen Komapatienten. "Wir halten dich aber für am wahrscheinlichsten. Doch das spielt hier im Prinzip keine Rolle. Viel interessanter ist es für uns beide zu erfahren, was ihr zwei besprochen habt. Ich hatte nicht allzuviel Zeit dies selbst zu tun. Er wirkte betrübt und auch in gewisser Weise verängstigt. Ich hätte ihn am liebsten ganz fest umarmt und ihm alles gegeben, wonach er sich sehnte. Nur ob es genau das ist, was er braucht, weiß ich nicht."
"Er war allein. Allein in der Finsternis. Eingeschlossen in dieser Wohnung, die er sich als Zufluchtsort geschaffen hat. Alles andere ist das Werk von Darwin. Ich denke, er ist endlich bereit zurück zu kehren."
"Warum tut er es dann nicht?"
Bridger schüttelte den Kopf. "Das weiß ich nicht. Vielleicht kann er es nicht. Wir müssen ihm einfach helfen, den richtigen Weg zu finden. Bisher sieht es noch so aus, als würde er sich entscheiden müssen. Darwin ist wieder bei ihm und sein Leben hat einen tröstenden Punkt gefunden."
Kristin legte ihm die Hand auf die Schulter. "Gib ihm Zeit. Er muss sich erst einen Weg nach draußen suchen. Vorher ist es nicht einfach die Barriere zwischen dieser Welt und der seinen zu durchbrechen. Wir wissen, dass er aufwachen möchte und das ist schon mehr, als manch andere sagen können, die jemanden haben, der im Koma liegt. Wir brauchen nur Geduld." Irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde der Mann ihr gegenüber Angst haben, den Jungen ganz zu verlieren, weil er sich mit seinem anderen Freund in dieser seltsamen Welt wohler fühlte, als bei ihm.
"Aber je länger er dort bleibt umso tiefer wird die Angst und die Einsamkeit, die ihn dort umgibt."
Sie zögerte, bevor sie es aussprach. "Darwin ist doch wieder bei ihm."
"Er kann aber nicht ununterbrochen bei ihm sein. Ich habe in seine Augen gesehen, als er von der Zeit berichtet hat, die vor dieser Nacht war. Einen solchen Ausdruck will man nicht sehen. Egal ob als Freund, Unbeteiligter oder auch Vater." Das letzte Wort betonte er, denn er sah sich bereits mehr und mehr als ein Vater von Lucas. "Er hat mitbekommen, dass wir hier sind und uns um ihn kümmern. Ich will ihn nicht allzu lange allein lassen und weiß nun, dass es richtig war ihn hierher zu holen. Ständig bei ihm zu sein und mit ihm zu reden oder einfach nur aus seinen Büchern vorzulesen."
Dr. Westphalen stand auf. "Dann geh ihm aber nicht zu sehr auf die Nerven. Wenn er nämlich schlafen will und du redest ihm die Ohren voll, dann ist das nicht sonderlich hilfreich für seine Rückkehr zu uns." Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, bevor sie das Zimmer verließ.
Nein, er würde Lucas schon nicht auf die Nerven fallen. Es reichte ihm bereits schon, nur bei ihm zu sein und seine Hand zu halten. Erneut zuckte Minki im Schlaf zusammen. Die Katze schien wohl einen Alptraum zu haben. Nathan hoffte, dass nicht sie auch noch in die Welt seines jungen Freundes gezogen wurde.
- - - - - - -
Sobald die Vidlinkverbindung aufgebaut war, erschien auf dem Monitor ein geschäftig aussehender Captain Hudson. Er saß in seinem Quartier am Schreibtisch über einige Unterlagen gebeugt, doch nun sah er auf. "Ah, Nathan!", sagte er sichtlich erfreut über diesen Anruf. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab.
"Hallo Oliver. Sie haben ihrer Mannschaft Landurlaub gegeben?"
Verwirrt blickte Captain Hudson ihn an. "Wie kommen sie darauf? Wir befinden uns gegenwärtig mitten im Pazifik. Der Crew Landurlaub zu geben, wäre in dieser Region äußerst unpassend, finden sie nicht auch?"
"Ja, aber Darwin ist doch bei mir.", entgegnete Bridger.
"Oh, ich habe gehört, dass der Delphin vermisst wird. Er ist also bei ihnen?"
Nun erkannte Nathan, was hier gespielt wurde. "Dieser Schlawiner. Hat er sich also von Bord geschlichen."
"Es ist ihr Delphin gewesen, sie müssen wissen, zu welchen Dingen er fähig ist und zu welchen nicht."
"Stimmt, das sieht ihm zumindest ähnlich. Sagen sie, Oliver, brauchen sie Darwin gegenwärtig? Ich würde es ganz gerne vorziehen, wenn er eine Weile hier bliebe. Ich könnte außerdem den Vocoder gebrauchen, wenn es sich in irgendeiner Weise einrichten ließe."
"Wollen sie Forschungen betreiben, oder wozu brauchen sie den Delphin."
Bridger nickte nach kurzer Überlegung leicht. "Ich denke man kann es als Forschungsarbeit bezeichnen."
"Ich brauche nicht unbedingt einen Meeressäuger an Bord. Bisher hat es auch kaum Einsätze gegeben, bei denen wir das Tier brauchten. Wenn sie meine ehrliche Meinung wissen wollen, dann halte ich den Delphin einzig und allein nur für ein Haustier der Crew. Einen anderen Nutzen hat er bisher nicht erfüllt."
"Das mag sein, dass sie so darüber denken, aber Darwin ist auch ein Bestandteil der Crew. Er kann sich wirklich zu einem großen Nutzen erweisen. Handeln sie bitte nicht vorschnell."
Hudson legte einen Stift beiseite, den er bis eben noch in der Hand gehalten hatte. "Natürlich. Wie geht es meinem wissenschaftlichen Offizier? Hat sich an seinem Zustand eine Besserung ergeben?"
"Leider nein. Doch wie es aussieht, besteht Hoffnung, dass er demnächst aufwachen wird."
"Das hoffe ich sehr, denn unser Ersatzmann von der UEO ist nicht sonderlich kompetent. Wir bekommen nächste Woche zwei Computerspezialisten, die sich hier einige Dinge ansehen sollen. Ohne Wolenczak scheint hier mit einem Mal das gesamte Boot durch zu drehen." Er setzte ein Grinsen auf, das seine Unsicherheit und auch die Angst, die ihn ein wenig durchfuhr, bedecken sollte.
Bridger wurde skeptisch. "Sie haben Probleme mit dem System?"
"Ganz genau. Wie es aussieht, hat Mr. Wolenczak kontinuierlich Veränderungen an den Computern vorgenommen und auch gewisse Schutzprogramme installiert. Leider sind einige mit Kennwörtern gesichert und teilweise noch nicht fertig geschrieben, wurden jedoch aus Versehen aktiviert von diversen Crewmitgliedern. Erst vorige Woche hat jemand versucht sich von außen in das System einzuklinken. Es ist ihm nicht gelungen, da ein Programm des Ensign sich aktivierte, doch wissen wir jetzt nicht, wie wir es ausschalten sollen.
Wir haben einige Funktionen schon umgeleitet und versuchen so handzahm wie möglich zu arbeiten, doch hier und da blickt immer wieder etwas durch, was nur er beheben kann oder hoffentlich die anderen Computerexperten."
"Aha." Nathan dachte nach. Konnte keine schlechte Idee sein, Lucas das nächste Mal nach einigen seiner Passwörter zu fragen, um diese Sachen zu deaktivieren. Sie wie es aussah hatte er damals recht gehabt, als er zu ihm sagte, dass er es doch schließlich war, der das Boot am laufen hielt. Hier war nun der Beweis für die Bestätigung seiner Worte.
"Wenn sie also Informationen haben, wonach ich schon bald damit rechnen kann, einen meiner besten Leute wieder zu bekommen, dann sollte das möglichst bald passieren. Ich will die seaQuest nicht auf dem Meeresgrund wissen, nur weil wir die Computer nicht mehr bedienen können."
"Keine Sorge, ich bin mir sicher, das wird nicht passieren."
"Sie müssen sich wirklich keine Sorgen mehr machen, Nathan, es ist ja nicht mehr ihre Aufgabe, hier für die Funktionalität des Bootes zu sorgen. Wir haben seit der Abwesenheit des Ensign ganze sechs verschiedene Virusinfektionen in unserem System gehabt." Er hielt die Finger in die Kamera, damit Nathan auch genau sehen konnte, wie ernst die Lage war. "Niemand ist so gut mit den Computern vertraut, um sagen zu können, welche Dateien dabei beschädigt wurden oder ob noch etwas von dem Virus überlebt hat. Einige Funktionen gehen nicht mehr richtig, wie ich ihnen schon sagte, oder nur mit Verzögerungen. Ich sage es ihnen ganz ehrlich, auch auf die Gefahr hin dies hier in eine längere Diskussion zu wandeln, weil ich nur an mein Boot denke, doch erst wenn Mr. Wolenczak wieder an Bord ist, werde ich nachts wieder ruhig schlafen können."
"Ich bin sicher die UEO wird ihnen kompetente Leute schicken."
"Soll ich ihnen einmal ganz im vertrauen etwas sagen? Ich glaube nicht, dass diese Leute das hier wieder so hin bekommen, dass ich zufrieden bin."
"Was wollen sie damit sagen?" Nathan legte den Kopf leicht schief. Er war gespannt auf das, was er jetzt zu hören bekommen würde.
Hudson lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Seit ich auf diesem Boot bin, erlebe ich immer wieder neue Überraschungen. Anfangs war ich sehr skeptisch und zurück haltend was den Ensign anbelangte und auch was der Generalsekretär von ihm hielt. Laut seiner Akte ist er erst zwei Jahre auf diesem Boot gewesen. Als Zivilist! Ein Jahr davon war er nur Schiffsjunge und über seine Arbeit sind nur über ein Einmann-U-Boot und den Vocoder Berichte vorhanden. Sonst ist aus der Zeit von damals nichts großes zu berichten gewesen. Gut, wer viel Zeit hat, der kann sich mit solchen Dingen beschäftigen. Laut dem was ich vorliegen hatte, war er nicht wirklich mit viel Arbeit beschäftigt.
Dann war er ein Jahr lang Chefcomputeranalytiker und es gab keine neuen U-Boote oder Programme, sondern einfach nur eine ganz normale Akte, wenn man mal von dem Punkt absah, dass es sich dabei um einen Teenager gehandelt hatte. Anschließend ist zehn Jahre Ruhe und als er sich für den Dienst verpflichtet, bekommt er eine leitende Stelle als Wissenschaftsoffizier von McGath zugeteilt mit allen Privilegien und Pflichten. Unsere ersten Aufträge, bei denen er das letzte Wort hatte, weil sie wissenschaftlicher Natur waren, ließen mir jedes Mal richtige Schauer über den Rücken laufen. Doch er hat seine Arbeit gut gemacht und ich erkannte nach und nach, warum ihm jeder blind vertraute und keiner Angst hatte, er würde plötzlich einen enormen Fehltritt machen. Selbst die Crew ist recht locker bei seinen Entscheidungen, während sich bei mir die Zehennägel aufrollten. Er war und ist einfach ein Genie." Er kräuselte bei dem Wort Genie die Stirn.
Stolz blickte Nathan auf den Monitor. "Ja, das ist er. Genau darum ist er auch so wertvoll."
"Und unersetzbar! Jemanden wie ihn kann man nicht mit Spitzenmännern ausgleichen. Was auch immer er an den Computern getan hatte, diese Leute werden es nicht richten können. Sehen sie also zu, dass ich ihn bald wieder habe, bis dahin können sie mit dem Delphin machen, was sie wollen."
"Danke, Oliver."
Auf dem Monitor erschien das Logo der UEO bis er ganz schwarz wurde. Lucas hatte es geschafft diesem kalten Mann Angst einzujagen. Das war ein gutes Zeichen, denn es zeigte, dass selbst ein Oliver Hudson eine gewisse Menschlichkeit besaß, von der manche, die unter ihm gedient hatten, meinten sie existiere nicht.
Den Ensign als unersetzbar anzusehen, wollte er jedoch nicht. Denn wie jeder Mensch hatte auch Lucas seine Fehler und es gab immer jemanden, der besser war. Und wenn nicht einer, dann mehrere zusammen.
Nathan schob den Stuhl ein Stück zurück, damit er aufstehen konnte. Als er aus dem Zimmer trat, rannte Michael an ihm vorbei. "Hey, wo willst du denn so eilig hin."
"Der Delphin ist noch da!", sagte der blonde Junge mit großen, strahlenden Augen.
Bridger konnte nicht anders. Dies brachte eine wohlige Wärme um sein Herz und er musste Lächeln. "Draußen stürmt es noch ganz schön. Warum wartest du nicht noch etwas bis der Sturm vorbei ist."
Man konnte jede einzelne Phase an dem Gesicht Michaels absehen, wie die fröhlichen Mundwinkel immer tiefer glitten. Der Captain trat an seinen Enkel heran und kniete sich vor ihm. Liebevoll nahm er ihn in den Arm. "Ich habe gerade mit dem Mann gesprochen, bei dem der Delphin lebt und ihn gebeten, ihn noch etwas bei uns zu lassen und er hat zugestimmt. Was sagst du dazu? Darwin wird noch lange hier bleiben. Du musste also keine Angst haben, er schwimmt vor dir weg."
"Versprichst du es?"
Nathan nickte. "Natürlich!"
"Aber mir ist langweilig im Haus.", nörgelte Michael.
"Komm mit, ich bin mir sicher, wir finden eine andere Beschäftigung. Hast du denn schon mal mit Minki gespielt?"
"Die weiße Katze?"
"Ja, genau, die weiße Katze."
"Die ist immer nur in dem Zimmer von dem schlafenden Mann und kommt da nie raus."
"Soll ich mal versuchen, ob ich sie da raus bekomme?"
Eifrig nickte der kleine Junge mit dem Kopf. Er wollte unbedingt mal mit der Katze spielen, doch wenn sie aus dem Zimmer raus kam, dann schmähte sie die Berührungen Michaels.
"Dann geh auf dein Zimmer, ich bringe sie dir."
Schon war Michael verschwunden und mit einem guten Gefühl ging Captain Bridger in das Zimmer des "schlafenden Mannes".
"Ich dachte, wir sollen ihm nicht so sehr auf die Nerven gehen?", sagte er, sobald er hinein trat und Dr. Westphalen am Bett Lucas' sah, wie sie ihm von ihrer Arbeit erzählte.
"Oh, Nathan. Ich habe dich gar nicht kommen gehört."
"Wie geht es ihm?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich wünschte ich könnte es dir sagen. Rein medizinisch, hervorragend, doch was in seinem Innern mit ihm vorgeht, kann ich dir nicht sagen."
Der Captain setzte sich mit zu ihr und strich seinem "Sorgenkind", wie er Lucas für sich bereits nannte, über die Hand. "Darwin hat sich von der seaQuest abgesetzt. Die haben gar keinen Landurlaub und liegen auch nicht in Cape Quest im Hafen."
"Kannst du ihm das verdenken? So wie ich Darwin erlebt habe, bedeutet Lucas ihm sehr viel. Er konnte es ohne ihn einfach nicht mehr aushalten und musste her kommen."
"Was machst du da?" Er zeigte auf den Block, den sie auf ihrem Schoss hatte.
"Oh, das sind ein paar Notizen."
Er sah sie mit hoch gezogenen Augenbrauen erwartend an.
"Du lässt wohl nie locker? Unsere kleine Erfahrung von letzter Nacht könnte durchaus von Vorteil sein und wir einen Nutzen daraus ziehen. Wenn Delphine dazu in der Lage sind, in den Geist, das Bewusstsein eines Menschen einzudringen, während er im Koma liegt, dann kann man dies für die zukünftige Behandlung sicher ausbauen."
"Doch wenn Lucas nicht aufwacht und wir außer mit ihm sprechen über unseren Darwin, dann bringt es nicht viel."
"Alter Skeptiker! Du hast selbst gesagt, er hat die Nase voll. Ich bin sicher, es dauert nicht mehr lange. Er muss nur noch den Weg hinaus finden, bis dahin werde ich mir alles genau notieren und versuchen eine Methode für die Behandlung anderer Patienten zu finden. Am besten wäre ja, wenn ich gleich nochmals in diese andere Welt könnte."
"Vorausgesetzt dein Günstling holt dich ein weiteres Mal zu sich. Wir wissen nicht wie du heute Nacht dort hin gekommen bist."
Kristin schlug die Beine übereinander. "Das stimmt allerdings. Wer war es, der mich mit genommen hat?"
Bridger konnte ihr keine Antwort geben. Er wusste es einfach nicht. Sein Blick glitt zurück auf das Gesicht des Wissenschaftlers, es war als würde er nur schlafen. Dann sprang Minki mit einem Satz hinter dem Kissen hervor. Erschrocken war Nathan von seinem Stuhl aufgesprungen. Die Ärztin musste herzlich lachen.
"Du findest das wohl auch noch lustig, wenn die mich so erschreckt."
Sie nickte. "Ja, das ging einfach nicht anders. Ich kenne sie und weiß, dass sie manchmal einfach aus irgendwelchen Ecken gesprungen kommt, wenn ihr langweilig ist. Ich habe nur noch darauf gewartet, dass sie es mit dir auch einmal tut."
Bridger kam wieder näher an das Bett heran. "Komm mit, Katze, dir wird gleich nicht mehr langweilig sein."
"Was hast du vor?", fragte Kristin, sichtlich besorgt.
"Draußen stürmt es noch zu sehr, als dass ich Michael erlauben würde, dort mit Darwin zu spielen, also bringe ich ihm Minki. Du hast selbst gesagt, er soll nicht immer hier drinnen sein und so wie es aussieht hast du recht gehabt."
Sie zog die Augenbrauen hoch. "Ach, bei was denn?"
"Es war nicht gut, ihn immer hier zu haben. Lucas ist nur der "Schlafende Mann" für ihn. Allein scheint er sich hier noch nicht einmal hinein zu trauen und hat auch Angst vor der Katze."
Dr. Westphalen schien nachzudenken. "Minki und Lucas sind eine sehr exklusive Mischung für so einen kleinen Jungen. Auf der einen Seite ist hier jemand, der niemals die Augen öffnet oder sich bewegt und dann diese Katze. Sie ist fast ununterbrochen bei ihm. Seit ich sie hergebracht habe, habe ich sie auch nur ganz selten woanders gesehen."
"Wie Darwin eben. Alle Tieren laufen Lucas hinterher, da ist es egal, ob nun Delphin oder Katze. Ich werde mal versuchen, ob ich die hübsche Dame hier nicht auch besser mit Michael vertraut machen könnte."
"Ja, das wird wahrscheinlich das Beste sein. Auch für deinen Enkel. Vielleicht baut er seine Angst auch etwas ab."
"Vorausgesetzt, sie erschreckt ihn nicht so wie mich!" Lächelnd ging er aus dem Zimmer und zu Michael. Wie sich heraus stellen sollte, war Minki mehr als bereit mit dem kleinen Jungen zu spielen. Begeistert nahm sie dessen Zimmer und seine Spielzeuge auseinander.
