Nachdenklich schaute er an die Tafel und versuchte dem Mann davor zu folgen. Dieser machte ihm das Vorhaben aber nicht leicht, da er eine Technik entwickelt zu haben schien, ohnehin schon unausgeschlafene Schüler vollkommen an den Rand ihres Bewusstseins zu treiben. Die monotone Stimme des Lehrers rollte über ihn hinweg wie eine Welle und mit jedem neuen Ton focht Marcus einen schier unmöglich zu gewinnenden Kampf gegen die Müdigkeit, die ihn zu überwältigen drohte.

Er unterdrückte mit aller Macht ein Gähnen, doch da Marcus auch nur ein Mann war und diese bekanntlich nicht all zu viel auf einmal können, verlor er somit de Kontrolle über seine Augen, die automatisch zu fielen. Und kurz darauf konnte er sein Gehirn auch nicht mehr davon überzeugen seinen Armen zu befehlen, doch bitte weiterhin seinen Kopf zu stützen. Folglich sank dieser langsam der kühlen Tischplatte entgegen und mit einem letzten protestierenden Seufzer kolliedierten Holz und...Holz (A/N: nyahahahahahüstel).

Irgendwo in den Tiefen seines vernebelten Gehirns bildete sich der Gedanke, dass es wohl nicht so förderlich für seine weitere Schullaufbahn war direkt beim ersten Tag auf der neuen Schule einzuschlafen, doch dieser wurde schließlich von einem plüschigen Schäfchen verdrängt.


"Befinden Sie es für richtig meinen Unterricht dafür zu benutzen, ihr nächtliches Schlafpensum auszubauen?"

"Nein."

"Nein?"

"Nein, Sir."

"Lassen Sie mich raten: Sie waren einmal mehr damit beschäftigt die Welt zu retten?"

"Ja. Und nicht zu vergessen ihren Arsch."


"Mr Mitchell?"

Erschrocken fuhr er zusammen und sah sich für einen Moment desorientiert um. Dann kam der Mann mit der monotonen Stimme in sein Blickfeld und er wusste wieder, wo er sich befand. Er seufzte resigniert und versuchte dem Mann ein halbwegs entschuldigendes Lächeln zu schenken, dass durch seine abwesenden Gedanken jedoch eher..."geistig nicht auf dem neusten Stand" herüberkam.

"Vielleicht sollten Sie nach Hause gehen, Marcus. Sie erscheinen mir noch nicht an dem Punkt angelangt zu sein, wieder in die Schule zu gehen. Sie sollten sich noch etwas schonen."

Marcus sah den Mann verständnislos an, nickte dann aber und sammelte langsam seine Sachen zusammen. Während er dies tat, versuchte er sich an seinen Traum zurückzuerinnern . Doch je mehr er sich anstrengte, um so schneller schienen ihm die letzten Erinnerungen durch die Finger zu gleiten. Und als schließlich wieder alles aus seinem Gedächtnis verschwunden zu sein schien, konnte er sich an wirklich nichts mehr erinnern und stieß anstelle von Stücken des Traumes immer wieder auf eine schwarze, unüberwindbare Mauer.

"Was hat es eigentlich mit dieser Narbe auf sich?"

Marcus und Cathrin saßen gemeinsam auf der Couch und schauten sich einen Film an, der sie allerdings nicht sonderlich interessierte.

Cathrin sah ihn für einen Moment erstaunt an, so als wisse sie gar nicht wovon er redete. Also half er ihr, indem er einen Finger an seine Stirn hob und leicht über das vernarbte Fleisch strich.

"Ah." Sie lächelte ihr kleines Cathrin- Lächeln und strich nun ihrerseits langsam über die kleine Narbe. "Die hast du einer Krankenschwester namens Vicky zu verdanken."

"Uhmmm...wie jetzt?" Er hatte wirklich mit allem gerechnet, aber mit einer Krankenschwester? Waren die nicht eigentlich dafür bekannt, dass sie einem halfen? Er konnte ein kleines Grinsen nicht unterdrücken und sah seine Mutter fragend an.

"Ich wusste das dich das amüsieren würde. Die Geschichte hat dir schon immer gefallen." Sie lächelte wieder, doch als sie die Veränderung in Marcus' Ausdruck feststellte, bedachte sie ihn mit einem besorgten Blick. Dieser fand die Tatsache, dass er die Geschichte "schon immer" amüsant gefunden hatte nämlich ziemlich ernüchternd. Wenn es so war, warum konnte er sich dann auch daran nicht im Geringsten erinnern? Er gab es ja nur ungern zu, aber solche Kleinigkeiten frustrierten ihn ungemein.

Cathrin schien ihn zu verstehen (auch ohne Worte, was wohl wirklich nur eine Mutter konnte, nicht das er noch zweifelte...) und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Du wirst dich schon noch erinnern. Und bis dahin erzähle ich sie dir einfach noch mal. Du wirst sehen, bald machst du schon Fortschritte. "Sie schenkte ihm erneut ein Lächeln und er musste zugeben, dass ihre Worte ihn doch auf gewisse Weise beruhigten. Also nickte er und lauschte ihr, als sie ihm von der Krankenschwester Vicky mit den unerhört langen Fingernägeln erzählte, die ihn so unglücklich kratzte, dass sie sogar eine Narbe zurückließ.

Sie lachten und tranken Tee, bis Cathrin wieder ernst wurde und ihn fragte, ob er sich wirklich noch nicht dazu bereit fühlte, wieder in die Schule zu gehen. Marcus dachte einen Moment darüber nach und befand dann, dass er eigentlich doch schon bereit dazu war, schließlich hatte er keine Schmerzen mehr und sah sowieso keinen Grund mehr darin, ständig zu Hause zu hocken und sich zu langweilen.

"Ich denke, ich kann in die Schule gehen. Ich habe die Nacht einfach nicht gut geschlafen. Ich muss einfach irgendetwas seltsames geträumt haben, nicht der Rede wert. War bestimmt die Aufregung."

Cathrin nickte und nippte vorsichtig an ihrem Tee.

"Also gehst du Morgen?"

"Sicher." Dann fiel ihm sein Traum in der Schule plötzlich wieder ein. "Als ich heute eingeschlafen bin, habe ich wieder etwas seltsames geträumt...doch als ich aufwachte und versuchte mich daran zu erinnern, blieb nichts zurück. Jedes Mal wenn ich versuchte den Traum zu rekonstruieren, stieß ich irgendwann...ich weiß, dass hört sich seltsam an, aber ich stieß irgendwann gegen eine schwarze Mauer, die absolut unüberwindbar schien..." er brach ab und sah seine Mutter nachdenklich an, die seinen Blick erwiderte. Jedoch lag etwas in ihren Augen, dass Marcus nicht zu definieren vermochte und bevor er noch etwas hinzufügen konnte war sie bereits aufgestanden und kam wenig später mit einem kleinen Fläschchen zurück.

"Hier, trink das. Es wird dir helfen." Sie hielt ihm die kleine Flasche mit dem grünlich schimmernden Inhalt entgegen und er musterte sie misstrauisch. Er konnte das aufsteigende Gefühl von Unbehagen nicht unterdrücken.

"Was ist das?"

"Der Arzt aus dem Krankenhaus hat es mir gegeben. Er sagte mir bereits, dass es in nächster Zeit zu seltsamen träumen bei dir kommen könnte. Das sind Nebenwirkungen der Medikamente die du bekommen hast. Dies wird dir helfen. Es ist ein Beruhigungsmittel. Baldrianextrakt. Pflanzlich. Es wird dich ruhiger schlafen lassen, sodass du nicht mehr in der Schule einschläfst." Sie lächelte leicht und wuschelte ihm durch die Haare.

Pflanzlich also. Er beäugte das Fläschchen weiterhin misstrauisch, nahm es aber schließlich an sich und trank den Inhalt in einem Zug leer. Welchen Grund hatte er, seiner Mutter zu misstrauen? Sie wollte doch nur sein Bestes.

Diese Nacht träumte Marcus gar nichts.

tbc...

A/N: Soooo, endlich wieder ein Update, wie? Ja ja g Ich habe mir gestern durch Zufall noch mal meine Geschichtchen so durchgelesen und plötzlich kamen die Ideen zurück und ja, hier bin ich, mit neuem Kapitel einer bereits tot geglaubten ff Ich möchte mich sehr für euer Feedback bedanken, kann zwar nicht versprechen, dass ich nun wieder regelmäßig updaten werde, aaaaber ich werde es versuchen. So long, ich wünsche euch eine wunderschöne Restwoche und machtet jut, euer kleiner colakracher