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KAPITEL 1

GEDANKEN – Ein Todesser überlebt

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Es war wieder einmal Wochenende. Für Severus Snape, seines Zeichens Professor für Zaubertränke in Hogwarts, bedeutete dies endlich wieder zwei Tage Ruhe. Keine 'inkompetenten Bastarde' die er in die schwierige Kunst des Tränkebrauens einweisen musste. Diese Bälger würden sowieso nie auch nur im Geringsten die Schönheit eines leise brodelnden Kessels mit seinen schimmernden Dämpfen und Flüssigkeiten zu sehen lernen. Da machte er sich schon lange keine Illusionen mehr.

Heute hatte er seine kostbare Zeit für sich alleine, nur so konnte er sich entspannen. Der Professor war keiner, der sich gerne in der Öffentlichkeit oder in irgendwelchen Gesellschaften zeigte. Stattdessen wollte er sich endlich wieder einmal an seine Forschungen machen.

Severus hatte es sich zur Aufgabe gemacht die Zeit in der Voldemort seine ganze Stärke noch nicht wieder erlangt hatte zu nutzen. In dieser Zeit wollte er Gegengifte hauptsächlich auch für weniger bekannte Todmacher entwickeln.

Gegen die 'Schleichende Leyloo' zum Beispiel war bis heute kein Kraut gewachsen. Die besten Tränkemeister des Ministeriums bissen sich daran die Zähne aus. Was bei diesen Fachidioten wohl auch nicht weiter verwunderlich war. Aber auch die ausländischen 'Meister' auf diesem Gebiet tappten ebenfalls noch im Dunklen. Und dieses Gift war zwar eines der Seltensten gleichzeitig aber auch Grausamsten, das in den letzten Jahrhunderten entwickelt wurde - wenn nicht sogar das Schlimmste. Folglich war es natürlich eines der Tränke, die der Dunkle Lord für seine größten und verhasstesten Feinde aufbewahrte. Wer mit dieser Flüssigkeit in Kontakt kam, hatte den quälernsten Todeskampf vor sich, den je ein Mensch gefochten hatte. Wobei man wohl froh sein konnte, wenn der Tod einen je von diesen Qualen befreite und man nicht Jahre lang bei vollem Bewusstsein erbärmlich vor sich hin vegetierte. Und da es nicht viele Zauberer oder Hexen gab, die Voldemort fürchtete, gab es wohl einen Mann, dem er ganz sicher die Ehre zu Teil werden ließe, diesen Trank zu verabreichen - Albus Dumbledore.

Ach Albus... Der Meister der Zaubertränke atmete einmal tief durch.

Für ihn gab es nichts in seinem verkorksten Leben, für das es sich zu leben lohnte. Jedenfalls WAR er einmal dieser Meinung gewesen.

Seine Kindheit war ein einziger Albtraum. Er dachte nicht gerne darüber nach. Was sein Erzeuger ihm alles angetan hatte, was er seiner Seele angetan hatte, als Severus sich noch nicht dagegen wehren konnte. Mit der Schule hoffte er, würde sich alles ändern, da er wenigstens diese Zeit nicht mit dem verhassten Sadisten verbringen musste, der sich sein 'Vater' nannte.

Dem war aber leider nicht so...Er dachte, dass er in Hogwarts endlich die Freunde finden würde, die er nie hatte. Aber er war nie ein Mensch, der gerne auf andere zuging oder sich ihnen anvertraute. Dafür hatte seine Familie schon gesorgt. Doch diese Erlebnisse seiner Kindheit hatte der heutige Potionmaster und Spion für Dumbledore stets versucht in den hintersten Winkel seines Geistes zu verbannen, wo sie teilweise auch seit Jahrzehnten unangerührt blieben.

So wurde er auch in seiner neuen Schule schnell zum Außenseiter. Dass er wegen seiner Erziehung mehr dunkle Flüche kannte als mansche aus der siebten Klasse, half ihm nicht gerade. Auch sein düsteres Aussehen trug dazu bei, dass sich viele lieber von ihm fernhielten. Mansche fühlten sich einfach schon durch seine pure Anwesenheit provoziert. Wie zum Beispiel diese Rumtreiber aus seinem Jahrgang. So entdeckte er schnell das Prinzip 'Angriff ist die beste Verteidigung' für sich. Er legte sich stets mit jedem an, um ja niemanden an sich heran zu lassen.

Die Rumtreiber waren immer schon ein Rotes Tuch für ihn - und umgekehrt. Sie führten ihm ständig vor Augen, was er immer wollte, aber nie haben würde. Dieser James Potter hatte eine Familie, die ihn liebte und ihn in allem zu unterstützen schien und war zudem noch ein Ass in Quidditch. Mit Remus Lupin hatte es sogar ein Werwolf geschafft, ein erträgliches Leben zu führen und gemocht zu werden. Die Rumtreiber - bis auf diese Ratte Pettigrew vielleicht - waren im größten Teil der Schule beliebt, sahen recht gut aus und wurden von vielen bewundert. Und das ganze scheint diesen arroganten Idioten ziemlich zu Kopf gestiegen zu sein, dachte Severus mit einem tödlichen Blick in den Augen. Haben immer alles bekommen was sie wollten ohne sich groß anstrengen zu müssen, diese hirnlosen Gryffindors!

Am meisten hasste er jedoch Sirius Black, ebenfalls ein Teil dieser Bande, der ihn einmal mit einem 'Streich' fast umgebracht hatte. Dieser Hass hatte sich in den letzten Jahren, seit Black aus Askaban geflohen war bis ins unermessliche gesteigert. Wie gerne hätte Snape ihn damals den Dementoren ausgeliefert. Er musste Dumbledore jedoch versprechen, dass er in Zukunft die Finger von ihm lassen würde. Und natürlich hatte er Albus Zähne knirschend zugestimmt. Doch jedes Mal, wenn sich Black und Snape begegneten, war der Hass beinahe greifbar. Die Explosionsgefahr schien dann derart hoch, dass sie niemandem verborgen bleiben konnte. Aber Albus Dumbledore hatte beide dazu verpflichtet, sich wenigstens solange zu beherrschen, bis Voldemort endlich gestürzt war. Ihre gegenseitigen Mordgedanken wurden auf später verschoben. Sie mussten in dieser Sache zusammen arbeiten, Seite an Seite kämpfen, um ihre Mission nicht zu gefährden.

Aber in ihrer Schulzeit gab es so mansche legendären Gefechte zwischen dem geächteten Sonderling aus Slytherin und dem allseits beliebten Gryffindor. Sie konnten nie auch nur das geringste Verständnis für einander aufbringen, obwohl sie sich im Grunde recht ähnlich - vielleicht aber auch einfach zu ähnlich - waren.

Beide hatten eine ähnlich gefühlskalte Familie. Doch in der Schule entwickelten sie sich in total gegensätzliche Richtungen. Der eine fand endlich Freunde, die ihn bestätigten und so konnte er sich wenigstens teilweise von seiner düsteren Vergangenheit befreien. Der andere zog sich mehr und mehr in sich zurück, errichtete eine dicke Mauer um sich, die jeden von ihm fernhielt. Vor allem sollte niemand auch nur eine Schwäche bei ihm erkennen können, keine Gefühle. Diese würden ihn verletzlich machen. Doch seine zerbrechliche Seele konnte schon lange keine weiteren Narben mehr verkraften. So versteckte er sich hinter einer kalten gefühlslosen Maske. Der eine sah in dem anderen was er hätte werden können, hätte er seine Freunde nicht und der andere sah was er nicht geschafft hatte.

In den letzten Schuljahren trieb sich Severus mehr und mehr mit Leuten wie Lucius Malfoy herum. Diese schienen ihn zu akzeptieren - wohl eher, da sie ihn mit seinen Fähigkeiten lieber nicht als Feind haben wollten. Eben jener Malfoy brachte ihn auch dazu sich Voldemort anzuschließen und so seinen unbändigen Durst nach Wissen und Bestätigung ein wenig zu stillen. Endlich gab es Menschen, die Respekt vor ihm hatten. Da er einer der intelligentesten und besten Zauberer der Todesser und wohl der einzige mit einem solchen Geschick in der Kunst des Tränkebrauens war, wurde er schnell im engeren Kreise Lord Voldemorts aufgenommen. Er wurde zum Giftmischer Nummer eins der Dunklen Seite.

Doch nach und nach merkte er, was es wirklich bedeutete ein Todesser zu sein. Es bedeutete kein unerschöpfliches Wissen über die Dunklen Künste oder Respekt, sondern Morden, Quälen und auch selbst erniedrigt und gebrochen zu werden, wie es auch schon seit seiner frühsten Kindheit war. Und die Todesser wurden immer brutaler.

Er fragte sich als Junge oft, was es überhaupt für einen Sinn hatte auf dieser Welt zu sein. Letztendlich wollte er sich nur vor seinem Vater keine Blöße geben und sich einfach von der nächsten Brücke stürzen. Er hatte es bei Merlin oft versucht. Selbst dazu hatte ihm der Mut gefehlt. 'Du warst sowieso nie zu etwas nütze!' Sein Vater hatte es wohl immer schon gewusst. Sich so aus dem Leben zu stehlen und ihm so zu zeigen, dass er nie alleine damit fertig geworden ist. Sein Vater hätte wieder einmal Recht behalten. Aber er hasste seinen Vater. Diese Genugtuung hätte er ihm nicht gegeben.

Doch als dieser endlich das Zeitliche gesegnet hatte...Er konnte das alles nicht mehr ertragen. Wollte nicht mehr...Sein Leben HATTE einfach keinen Sinn. Er hatte so viele unschuldige Menschen auf dem Gewissen, Kinder. Und nach dem er vom Dunklen Lord wieder einmal fast zu Tode gefoltert und gedemütigt wurde, beschloss er, wenigstens einmal in seinem Leben etwas Richtig zu machen.

Der Todesser apparierte am Rande des Verbotenen Waldes und schleppte sich mit letzter Kraft zum Schloss von Hogwarts. Dort brach er erst einmal zusammen. Er hatte viel Blut verloren. Voldemorts Gefolge war auch mit ihresgleichen nicht sonderlich zimperlich, wenn ein Auftrag fehlgeschlagen war. Hunderte hässlicher Narben zierten bereits seinen Körper. Doch jetzt würde er dem Ganzen ein Ende setzen - seinem Leben voller Brutalität, Verrat, Einsamkeit und Enttäuschung. Severus kam langsam wieder zu sich. Vorher musste er noch etwas erledigen.

Da bereits Ferien sein mussten, war in Hogwarts an diesem Abend sicher keiner mehr unterwegs. Die wenigen Lehrer, die in der Schule blieben, schliefen sicher schon oder waren zumindest in ihren eigenen Räumen.

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Severus hatte jedoch nicht an den Direktor seiner alten Schule gedacht, der stets genau zu wissen schien, was unter seinem Dach vor sich ging.

Albus Dumbledore brütete mal wider bis tief in die Nacht über seinen Plänen der Dunklen Seite das Handwerk zu legen, damit endlich wieder Frieden und Ruhe in ihrer Welt herrschen würde. Aber er braucht frische Luft um seine Gedanken wider etwas freier zu machen. Er streckte sich gähnend, stand vom Schreibtich auf und wollte gerade das Fenster öffnen, als er eine schwarze Gestalt erblickte, die sich schwankend und humpelnd vom verbotenen Wald in Richtung Schloss bewegte. Als der Schulleiter jedoch einmal kurz blinzelte, war sie auch schon wieder verschwunden. "Zeit ins Bett zu gehen, Albus!" sagte er sich leise und schüttelte leicht den Kopf, dachte wegen seiner Müdigkeit aber auch nicht weiter darüber nach.

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Snape wusste, dass er - selbst wenn einer der Lehrer um diese Zeit noch nicht schlafen sollte - vor dem Schlossportal von keinem Fenster aus beobachtet werden konnte. So beschloss er noch einige Minuten auszuruhen, bevor er sich in die Kerker begeben würde.

Er betrachtete seinen geschundenen Körper. Sofort kamen wieder Erinnerungen an seine Kindheit, seine Schulzeit, die Zeit danach und auch an die endlose Schuld, die er auf sich geladen hatte. Er schüttelte sich kurz um diese Gedanken zu vertreiben, die er sein ganzes Leben erfolglos zu verdrängen versuchte. Da es nicht funktionierte beschloss er seinen Plan endlich zu ende zu bringen und sich von der Welt und die Welt von ihm zu erlösen.

Er zog sich mühsam an der Tür auf die Beine und betrat das Schloss, schlich an der Wand entlang hinunter in die Kerker, wo sein altes Klassenzimmer für Zaubertränke lag. Dort würde er alles finden, was er brauchte...

Endlich angekommen öffnete er mit einem schwerfälligen Schwingen seines Zauberstabes die Tür und stolperte hinein. Schnell blickte er sich um. Am Rande des Zimmers lag ein Stapel mit altem Pergament. Eine Feder war auch da. Aber er konnte beim besten Willen keine Tinte finden. Das Zimmer war fas leer. Es sah aus, als ob hier schon lange keiner mehr unterrichtet hätte. Erst jetzt vielen ihm die dicken Staubschwaden und die vielen Spinnenweben auf. Keine Spur von irgendwelchen Zaubertränken. Doch wie sollte er sich ein tödliches Gift brauen, wenn nicht einmal mehr die einfachsten Zutaten geschweige denn ein Kessel da waren. Doch bei seinem körperlichen Zustand war das wohl sowieso überflüssig.

Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen und seine Knie gaben nach. Er landete in einem Holzregal, das krachend zu Boden knallte, als er sich daran festhalten wollte. Als sein Blick langsam wieder klar wurde sah oder besser hörte er gerade noch Peeves, der mit ohrenbetäubendem Heulen durch den Raum und dann durch den Flur davon sauste (und natürlich mit lautem Knallen und Getöse alle Rüstungen vom unteren bis zum obersten Stock zu Boden warf). Schnell besann Severus sich wieder, er musste schließlich noch das erledigen, wofür er gekommen war. So wie er sich fühlte, brauchte er kein Gift mehr konnte es auch ohne Gift nicht mehr lange dauern bis endlich von seinem Leiden befreit wurde. Doch er durfte nicht sterben, bevor er nicht noch etwas für Dumbledore aufgeschrieben hatte. Der wüsste dann sicher was zu tun wäre. Nein, er durfte nicht schon wieder versagen.

Severus Snape listete alle Namen der Opfer und alle Orte der nächsten Überfälle der Todesser auf, die er wusste. Damit könnte der Weise Magier vielen Menschen das Leben retten. Doch Severus viel es immer schwerer seine Augen offen zu halten und seine Hand mit der Feder über das Pergament zu bewegen. Er kämpfte mit all seiner letzten Kraft dagegen an bis er endgültig das Bewusstsein verlor und eine beruhigende Schwärze ihn empfing.

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Der Schulleiter hatte sich in der Zwischenzeit doch wieder seinen Plänen gewidmet, als er plötzlich lautes Poltern, Krachen und irres Gelächter hörte. "Der gute alte Peeves!" sprach er mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht zu sich selbst. Merlin sei Dank, sind so gut wie alle Lehrer nach Hause gefahren. Weiter lächelnd machte er sich auf um zu sehen, was der hauseigenen Poltergeist nun schon wieder angestellt hatte.

Dumbledore ging aus seinem Büro, die Wendeltreppe hinunter und an dem Wasserspeier vorbei, der ungewünschten Besuch von seinen Privaträumen fern hielt. Als er schließlich in der großen mit Fackeln beleuchteten Eingangshalle zum Stehen kam, weiteten sich seine Augen und sein Lächeln gefror. Sofort viel ihm wieder diese seltsame Gestalt ein. Es war also doch keine Einbildung. Von dem riesigen Schlossportal aus zog sich eine Blutspur bis zu den Gängen, die hinunter in die Kerker führten. Sofort machte sich Albus auf den Weg. Keine Zeit verlieren. Es durfte noch nicht zu spät sein. Das würde er sich nie verzeihen. Hier brauchte jemand seine Hilfe. Warum hatte er vorhin nicht nachgesehen. Er folgte dem blutigen Wegweiser so schnell er nur konnte. Als er am Gang für die alten Räume für Zaubertränke ankam, sah er schon von weitem die offene Tür. "Lass es bitte nicht schon zu spät sein!" flüsterte Dumbledore und trat in das Zimmer. Sein Herz versagte für einen kurzen Moment seinen Dienst. In dem ganze Staub lag ein 'Todesser'. Er war deutlich an seinem Umhang mit der großen Kapuze zu erkennen. Albus sah auf seinen Arm auf dem eindeutig das Dunkle Mal brangte. Was machte nur ein einzelner Anhänger Voldemorts hier. Was hatte er hier zu suchen. Welchen perfieden Plan heckte der Dunkle Zauberer nun schon wieder aus. War es eine Falle?

Langsam bewegte sich Dumbledore auf den Mann zu. Sein Blick viel auf das Stück Pergament neben seiner Hand. Stirnrunzelnd nahm der Ältere es auf. Mit roter Tinte war etwas darauf geschrieben was zum Ende hin immer undeutlicher wurde. Jede Menge Namen und Orte. Blut. In dem alten Zimmer war sicherlich keine Tinte mehr. Die Buchstaben waren aus Blut. Doch bevor er sich wirklich Gedanken um den Inhalt des Dokumentes machen konnte, begann der Mann zu seinen Füßen unkontrolliert zu zucken. Er lebte! Wie lange liegt der jetzt schon hier auf dem Boden?...Wenn er nicht verblutet, dann wird er mit Sicherheit auf dem kalten Stein halb erfroren sein...Er scheint Nachwirkungen des Cruciatusfluches zu haben. Als Albus darüber nachdachte sah er erst die ganzen Verletzungen des jungen Todessers. Er beugte sich hinunter, um ihn festzuhalten, damit er sich nicht sämtliche Knochen brach. Der wird sowieso nicht mehr lange durchhalten. Es kostete den alten Mann einige Kraft den Zauberer ruhig zu halten. Doch endlich viel sein Blick auf das leichenblasse Gesicht des Mannes, der sich langsam etwas beruhigte.

"Bei Merlin!" stockte Albus und wisch etwas zurück, als er erkannte, wen er da vor sich hatte. Mein Gott Severus, das ist also aus dir geworden! Ohne noch weiter darüber nachzudenken, hievte er seinen ehemaligen Schüler auf seine Arme und brachte ihn in Richtung Krankenflügel. Er wunderte sich, dass er Severus so einfach ohne Probleme tragen konnte obwohl er nicht kleiner als er selbst und Albus auch nicht mehr der Jüngste war. Der Mensch in seinen Armen konnte nur noch aus Haut und Knochen bestehen. Wie konnte das nur geschehen?

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Mme Pomfrey sah zwar recht verschlafen aus, kümmerte sich jedoch wie so oft ohne große Fragen um ihren neuen Patienten. Auch das Zeichen des Dunklen Lords blieb ihr nicht verborgen, wurde von ihr jedoch nicht weiter beachtet. Der Direktor würde schon seine Gründe haben einem Todesser zu helfen. "So etwas habe ich ja noch nie gesehen, Albus!" sagte die Krankenschwester nach einer Weile betrübt. "Ich hoffe, dass wir rechtzeitig waren. Mit diesen Verletzungen dürfte er schon längst nicht mehr am Leben sein!" Sie atmete noch einmal tief durch. Als sie jedoch den traurigen Blick des Direktors sah, kam wieder ihr übliches hoffnungsvolles Lächeln zum Vorschein. "Er hat es bis hier her geschafft, Albus. Er muss einen außergewöhnlich starken Willen haben. Ich kriege ihn schon wieder hin." Sie fuhr unbeirrt mit ihren Untersuchungen fort und ließ sich nun nicht mehr ablenken oder aus der Ruhe bringen. Du hast ein schweres Stück Arbeit vor dir, Poppy!

Albus Dumbledore zog sich auf einen Stuhl am anderen Ende des Krankensaales zurück und beobachtete, wie sich Mme Pomfrey mit ihren Tränken, Zauberstab und Heilsprüchen daran machte zu retten, was nicht mehr zu retten schien.

Es ist alles meine Schuld! Ich hätte mich schon damals mehr um ihn kümmern müssen. Er war immer schon ein Einzelkämpfer der sich hinter einer starren Maske versteckte, sich von allen abzuschirmen versuchte. Nach außen hin gab er sich stolz und stark. Tief im Inneren war er jedoch einer der zerbrechlichsten Schüler die jemals in Hogwarts waren. Was hatte der Junge damals schon alles ertragen müssen, dass er niemals jemandem die Chance gab an ihn heranzukommen? In diesem Augenblick schwor sich Dumbledore, sich diesem Jungen anzunehmen, der sich nicht besonders um sein Leben zu reißen schien. Er konnte ihn wohl verstehen. Es würde schwer sein, an ihn ran zu kommen, ihm ein Ziel zu geben. Wenn er es denn überleben sollte... Warum sollte er gerade mir vertauen? Ich habe mich doch früher auch nicht um ihn bemüht! Und wer weiß wie oft sein Vertrauen schon enttäuscht wurde...?