Erstes Kapitel: der unheimliche Bote

Disclaimer: Ich habe diese Geschichte mit Figuren geschrieben, die ich aus dem "Herrn der Ringe" entliehen habe. Ich weise darauf hin, dass ich "Der Herr der Ringe" sowie die darin vorkommenden Figuren nicht als mein geistiges Eigentum ansehe. Ich bereichere mich nicht an dieser Amateur-Fiction. Die Handlung in dieser Geschichte ist von mir frei erfunden und hat nichts mit dem Ablauf in der Geschichte "Der Herr der Ringe" zu tun. Der Herr der Ringe" ist und bleibt das geistige Eigentum
von J. R. R. Tolkien.

Einleitung: Zwei Jahre nach dem Ringkrieg herrscht scheinbar idyllischer Frieden in Gondor. Doch dann erhält Faramir, der Statthalter Aragorns, einen geheimnisvollen Brief, in welchem vor einer neuen Gefahr aus Mordor gewarnt wird. In Minas Tirith wird derweil eine Verschwörung gegen Aragorn vorbereitet und schließlich nehmen schreckliche Ereignisse ihren Lauf....

„Was für ein wundervoller Sonnenuntergang!", rief Éowyn fröhlich und tanzte mit ihrem hellgrünen Kleid beschwingt durch den großen Garten des Anwesens am Emyn Arnen. Faramir beobachtete sie lächelnd von der Bank aus, die beim Haus stand. Er war ein wenig müde, da er den ganzen Tag auf der Jagd war. Schließlich ging Éowyn wieder zurück zu ihm und drückte ihn einen liebevollen Kuß auf den Mund. Dann setzte sie sich neben ihm und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Sie war jetzt endlich schwanger, im dritten Monat. Faramir fand, dass sie die beginnende Schwangerschaft noch schöner gemacht hatte. Ihre Wangen waren immer rosig und ihre braunen Augen leuchteten ständig vor Glück. Er legte seinen Arm um sie:

„Das Wetter wird leider bald umschlagen". „Das wäre ja schade", meinte Éowyn überrascht. „Der Sommer war sowieso in diesem Jahr recht verregnet. Aber ich kann keine Wolke am Himmel sehen: woher willst du das wissen?" „Mein Waldläuferinstinkt sagt es mir", erwiderte Faramir gelassen . „Vielleicht irrt sich dein Waldläuferinstinkt ja mal ausnahmsweise", neckte ihn Éowyn. Er sah sie mit gespielter Entrüstung an und wollte ihr eine passende Antwort geben, als Éowyn plötzlich Richtung Südosten starrte. Ihre Miene wirkte ängstlich und besorgt. Jetzt konnte Faramir auch sehen, was ihr so Angst machte:

Eine schwarzvermummte Gestalt auf einem Rappen ritt auf den Hügel von Emyn Arnen zu. Der Reiter wirkte fast wie ein Nazgûl zu Pferd. Éowyn umklammerte ganz fest Faramirs Arm. „Sei ganz ruhig, meine Blume", sagte er beruhigend zu ihr. Éowyn fröstelte plötzlich: sie spürte einen kalten Windhauch. „Merkst du das auch, Faramir?" „Ja", sagte er leise.

Beregond, der Wächter von Emyn Arnen, hatte den Fremden bereits erspäht. Éowyn und Faramir sahen gespannt zu, wie der treue Soldat auf die unheimliche Gestalt zuritt. Beregond redete gestikulierend auf den unheimlichen Reiter ein. Der Schwarze jedoch blieb ruhig auf seinem Pferd sitzen und deutete schließlich nach oben – direkt dorthin, wo Faramir und Éowyn standen.

„Er will also zu mir", bemerkte Faramir stirnerunzelnd. Langsam ritten Beregond und der Schwarzvermummte den Hügel hinauf. Eine Wolkenwand hatte sich urplötzlich vor die Abendsonne geschoben und wieder wehte ein kalter Wind über den Emyn Arnen. Trotz des Windstoßes bewegte sich kein Blatt oder Grashalm im Garten des Statthalters.

„Das ist zu unheimlich", sagte Éowyn mit erstickter Stimme. „Geh besser ins Haus, Liebste", bat Faramir sie besorgt. „Du bist ja ganz blaß geworden". Éowyn ergriff Faramirs Hand. „Nein, ich habe vor so einem Kerl keine Angst – nicht nach alledem, was ich erlebt habe". Faramir lächelte und strich ihr über das blonde Haar. „Meine tapfere Schildmaid", flüsterte er zärtlich.

Inzwischen hatten Beregond und der Fremde den Hof des Anwesens erreicht. Faramir und Éowyn gingen um das Haus herum. Beregond lief den beiden bereits entgegen. „Mylord, da ist ein Fremder, der Euch etwas geben will", sagte er aufgeregt. „Sag ihm, er soll absteigen und ins Haus kommen", meinte Faramir wohlwollend. „Ich habe ihn bereits darum gebeten", erwiderte Beregond. „Aber er scheint es furchtbar eilig zu haben. Er möchte, dass Ihr zu ihm kommt, Herr".

Faramir runzelte nachdenklich die Stirn. Aber schließlich ging er dann doch in den Hof, wo der schwarze Reiter auf ihn wartete. Von der Nähe sah der Vermummte fast noch furchteinflößender aus. Die Kapuze seines schwarzen Umhangs hatte er tief ins Gesicht gezogen, so dass man dieses nicht sehen konnte. Faramir wurde irgendwie das unheimliche Gefühl nicht los, dass der Fremde tatsächlich kein Gesicht hatte. „Seid willkommen in Ithilien!", sagte Faramir schließlich höflich zu ihm. „Was ist Euer Begehr, Fremder?" „Seid Ihr Faramir von Gondor?", fragte der Fremde mit einer Stimme, die wie klirrendes Eis klang. Faramir erschauderte, als er diese Stimme hörte. Er ahnte, dass es Éowyn und Beregond genauso ging. „Ja, der bin ich", erwiderte der junge Statthalter mit ruhiger Stimme und versuchte, sein Gegenüber irgendwie anzusehen.

Der Schwarzvermummte griff unter seinen Umhang und holte eine Pergamentrolle hervor. „Das soll ich Euch von meinem Herrn geben", sagte er mit seiner furchtbaren Stimme und überreichte Faramir die Pergamentrolle mit seiner schwarzbehandschuhten Hand. „Die Nacht wird bald einbrechen", sagte Faramir höflich. „Bleibt hier und seid mein Gast". Der Fremde schüttelte den vermummten Kopf. „Mein Auftrag ist erfüllt. Ich muß nun zurückkehren". „Dann lebt wohl", sagte Faramir tonlos und umschloß die Pergamentrolle fest mit seiner Hand.

Der Reiter sprengte sogleich zum Hof hinaus und ließ drei überraschte Menschen zurück. „Soll ich ihm nachreiten, Herr Faramir?", fragte Beregond eifrig. „Nein, laß ihn lieber in Frieden ziehen", meinte Faramir nachdenklich.

Éowyn ging zurück in den Garten und beobachtete von dort aus, wie der Fremde über die Wiesen Ithiliens davonritt. Der kalte Wind hatte nachgelassen und langsam schoben sich die Wolken wieder von der Sonne weg, die als roter Feuerball tief im Westen stand. Plötzlich stieß Éowyn einen gedämpften Schrei aus: der Reiter hatte sich in Luft aufgelöst! Faramir hörte sie und kam herbeigeeilt.

„Was ist geschehen, Liebste?" „Der Fremde – er ist einfach verschwunden, wie ein Geist", stammelte sie entsetzt. Faramir nahm sie in die Arme. „Denk' einfach nicht mehr daran: er wird wohl nicht mehr wiederkehren", flüsterte er beruhigend.

Sie gingen ins Haus zurück, wo bereits das Abendessen aufgetragen wurde. Doch Éowyn hatte keinen rechten Appetit. Sie stocherte gedankenverloren auf dem Teller herum. Faramir beobachtete sie besorgt. Aber auch er hatte irgendwie keinen Hunger. „Hast du diese Pergamentrolle schon geöffnet?", fragte Éowyn schließlich. „Nein, noch nicht", entgegnete Faramir und sein Antlitz verdüsterte sich. „Ich fürchte, diese Rolle wird keine angenehme Botschaft enthalten". Er stand auf und holte die Rolle, die auf seinem Schreibpult lag. Neugierig beugte sich Éowyn über seine Schulter, als Faramir die Rolle auseinanderbog. Beide waren entsetzt, als sie die Worte lasen, die mit Blut auf das Pergament gekritzelt worden waren:

„Das Grauen in Mordor lebt. Die dunkle Macht wächst wieder, denn Geschöpfe der Dunkelheit sterben nie. Von unten an den Wurzeln nagt Der Verräter in Elbensteins Rat. Schon bald verliert der Silberbaum abermals Seine Kraft Und das Dunkel siegt über die Welt".