Pemaroth: Jetzt folgt ein etwas ruhigeres Kapitel, doch in den nächsten Kapiteln wird es wieder spannender. Versprochen!

3. Aufbruch nach Mordor

In der großen Turmhalle fand am Abend zu Ehren der Gäste aus Emyn Arnen ein großes Festmahl statt. Auch Cirdac und und Beregond durften daran teilnehmen. Zunächst verlief das Essen recht vergnügt, vor allem als allgemein bekannt wurde, dass Éowyn schwanger war. „Jetzt fehlt nur noch, dass Éomers Frau Lothiriel ein Kind erwartet", lachte Aragorn und hob seinen goldenen Pokal.

„Auf die zukünftigen Mütter!" „Aber die zukünftigen Väter sollte man auch nicht außer acht lassen!", wandte Faramir scherzhaft ein. Doch die allgemeine Heiterkeit ließ schnell nach, als sich Arwen nach der Unterredung der Männer erkundigte.

„Wir werden in den nächsten Tagen nach Mordor aufbrechen", erklärte Aragorn gefasst. Arwen ergriff schockiert Éowyns Hände, die neben ihr saß. „Ich möchte mitreiten!", sagte Éowyn unternehmungslustig. „Aber Liebste, denk an unser ungeborenes Kind!", warf Faramir entrüstet ein. „Du musst dich schonen. So ein Ritt kann schnell über deine Kräfte gehen". „Ich sagte schon mal, dass Schwangerschaft keine Krankheit ist!", widersetzte sich Éowyn stur. Aragorn warf einen zürnenden Blick auf sie. „So ein Unternehmen ist nichts für Frauen", sagte der König ungehalten.

Éowyn sah ihn mit blitzenden Augen an. Zwischen ihr und Aragorn gab es sowieso noch viele unausgesprochene Dinge. Der König hielt ihrem drohenden Blick stand. Faramir sah seine Frau erwartungsvoll an: wie würde sie reagieren? Éowyn hatte gute Lust, Aragorn mal so richtig die Meinung zu sagen, aber sie war die Gattin des Statthalters und musste sich dementsprechend würdig benehmen.

„Nun, wahrscheinlich hast du recht, Aragorn", sagte sie schließlich etwas gemäßigter. „Ich werde hier bei deiner Frau bleiben und zusammen werden wir auf euere gesunde Rückkehr warten". Faramir atmete erleichtert auf. „Gut gesprochen", raunte er ihr zu.

„Was haltet ihr eigentlich von den Worten über den Verräter in Elbensteins Rat?", fragte Éowyn nach einigen Minuten der Stille. Während sie das sagte, warf sie Cirdac einen prüfenden Blick zu, der gegenüber von ihr an der Tafel saß. „Es ist wichtiger, zuerst in Mordor nach dem Rechten zu sehen", erklärte Aragorn geduldig. „Diese Worte über einen angeblichen Verräter kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe absolutes Vertrauen zu all meinen Beratern. Und der Silberbaum wächst und gedeiht. Ich denke, wenn wir in Mordor alles wieder richten, dann ist die ganze Sache in Ordnung". Cirdac lächelte breit, als er das hörte. Nur Éowyn kam sein Lächeln falsch vor. Nachdenklich starrte sie in ihren Weinpokal.

Als sie später mit Faramir im Bett lag, erkundigte sie sich vorsichtig, ob sie vielleicht zu dreist beim Festmahl gewesen sei. Faramir lachte leise und zog sie fester in seine starken Arme. „Ich bin froh, dass du so bist, wie du bist, denn das liebe ich an dir". „Aragorn war recht erzürnt", meinte sie einsichtig. „Ich glaube, ich wäre fast um ein Haar zu weit gegangen".

„Arwen würde nie so mit ihm reden", sagte Faramir belustigt und strich ihr mit einer ihrer langen Haarsträhnen über das Gesicht. „Ich kann diesen Cirdac nicht ausstehen!", stieß sie plötzlich hervor. „Er erinnert mich so sehr an Grima Schlangenzunge". „Aragorn hält große Stücke auf ihn", erwiderte Faramir nachdenklich. „Und ich muß auch zugeben, dass seine Ratschläge klug sind. Aber sollte er dir zu nahe kommen, dann wird er mein Schwert zu spüren bekommen".

Am nächsten Tag brachen Faramir, Aragorn und 300 Soldaten nach Mordor auf. Faramir hatte darauf bestanden, dass Beregond bei Éowyn bleiben sollte. Der treue Leibwächter wäre seinem Herrn gerne nach Mordor gefolgt, aber er verstand auch Faramirs Sorge um Éowyn. Die beiden Frauen standen auf den Zinnen von Minas Tirith und sahen den Reitern lange nach.