Leonel: Vielen Dank für dein liebes Review! Ich denke, ich werde die Geschichte nun doch weiterschreiben. Vielen Dank auch für deine wertvollen Tips!
Kapitel 4: Cirdacs Verbündete
Mit einem bösen Lächeln beobachtete Cirdac den Reiterzug, der Minas Tirith langsam verließ. Er verließ seine Gemächer und suchte seinen engsten Freund Andril auf. Andril war Hauptmann der Turmwache und ein halber Dunländer. Doch das wussten weder der König noch Faramir.
Andril saß im Quartier der Soldaten und aß gerade, als Cirdac zu ihm hereinkam.
„Können wir ungestört reden?", fragte Cirdac mit gedämpfter Stimme.
„Sicherlich", nickte Andril gelassen. „Es ist niemand außer mir in diesen Räumen. Die anderen haben alle Dienst".
Cirdac setzte sich zu ihm und erzählte ihm von der mysteriösen Pergamentrolle.
„Verflixt!", stieß Andril nervös hervor. „Wer kann davon wissen, dass wir eine Verschwörung gegen Aragorn planen? Was sollen wir jetzt machen?"
„Da sind übernatürliche Kräfte am Werk", mutmaßte Cirdac. „Auf jeden Fall sind Aragorn und der Truchseß erst mal weit weg aus der Stadt. Wir müssen die Gelegenheit nutzen. Ich hoffe, dass sie mächtig Ärger in Mordor kriegen, denn anscheinend spricht das Pergament die Wahrheit. So haben wir genug Zeit, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen".
„Wie willst du das machen?", fragte Andril skeptisch. „Immerhin ist die Königin ja noch da".
„Mit dieser gutmütigen Elbin werde ich leichtes Spiel haben", lächelte Cirdac grimmig. „Einzig Sorgen macht mir dieses besserwisserische, halsstarrige Weib des Statthalters. Sie ist wie eine störrische Stute, die ich jedoch noch bändigen werde".
„Du meinst Éowyn von Rohan?", grinste Andril spöttisch. „Das ist doch nur ein Weibsbild, wie andere auch. Mit der werden wir leichtes Spiel haben".
„Unterschätze sie nicht", warnte Cirdac. „Sie hat schließlich den Hexenkönig von Angmar getötet. Ich möchte nicht gegen sie kämpfen müssen".
„Das mit dem Hexenkönig glaube ich nicht", erwiderte Andril gelassen. „Gerüchte besagen, dass der Hexenkönig von einem Hobbit getötet wurde. Diese Éowyn soll ihm nur den Rest gegeben haben, als er schon außer Gefecht war".
„Auf alle Fälle müssen wir bei ihr vorsichtig sein", sagte Cirdac ungehalten und erhob sich.
„Ich muß dich jetzt verlassen, bevor man irgendwie Verdacht schöpft".
„Und wie soll es jetzt weitergehen?", fragte Andril verwirrt. „Was unternehmen wir als nächstes?"
„Ich werde dich darüber schon in Kenntnis setzen, mein Freund", entgegnete der Dunländer hochmütig und verließ die Offiziersräume.
Andril sah ihm kopfschüttelnd nach. Für ihn war die Freundschaft mit Cirdac rein zweckmäßig: er war nur daran interessiert, dass Aragorn, den er für einen Usurpator hielt, endlich von Thron Gondors gestürzt wurde. Für ihn war der König ein dahergelaufener Waldläufer. Auch von den Truchsessen hatte Andril nie viel gehalten. Denethor war in Gondor sowieso nicht beliebt gewesen. Auf Boromir hatte er dagegen große Stücke gehalten. Faramir wiederum hielt Andril für ähnlich unfähig wie Denethor. Andril träumte von einem Militär-Regime in Gondor, wo er selbst an der Spitze stehen würde. Cirdac unterstützte ihn darin. Er hatte wie Andril ein großes Interesse daran, den König zu stürzen. Zu viele Verluste hatten die Dunländer im Ringkrieg durch Gondor hinnehmen müssen. Und jetzt war die Zeit der Rache gekommen.....
Beregond sah mit gerunzelter Stirn, wie Cirdac das Gebäude, wo die Soldaten der Turmwache logierten, verließ. Was hatte der Dunländer dort zu suchen? Und dann dieses selbstgefällige Grinsen dazu. Beregond verbarg sich hinter einer Säule: vielleicht befanden sich noch mehr verdächtige Personen im Soldatenquartier. Sein Warten war nicht umsonst: kurz darauf kam Andril aus dem Gebäude. Beregond verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln. Andril hatte einst zu seinem Regiment gehört und sich oft über dem damaligen Truchseß Denethor aufgeregt. Einmal hatte er es sogar gewagt, über Faramir zu spotten. Doch da war Beregond energisch dazwischengefahren. Bei Denethors Scheiterhaufen hatte Andril eifrig mitgeholfen. Er hatte es anscheinend kaum erwarten können, Vater und Sohn brennen zu sehen. Nach dem Ringkrieg war es ihm gelungen, sich bei Aragorn einzuschmeicheln und er hatte sich so bis zum Hauptmann der Turmwache hochgedient.
„Hey, was hast du denn vor?", fragte plötzlich eine neugierige, weibliche Stimme. Es war Isyla.
Beregond sah entsetzt, wie Andril sich umguckte. Kurzentschlossen packte er Isyla, zog sie an sich und küsste sie. Im Augenwinkel beobachtete er, wie Andril seiner Wege ging. Erst als der Hauptmann in sicherer Entfernung war, ließ er Isyla los.
Ehe er sich versah, hatte er sich eine tüchtige Ohrfeige von der Kammerzofe eingefangen.
„Flegel!", schnaubte sie grimmig und wandte sich beleidigt zum Gehen.
Oh Himmel, jetzt war alles aus! Beregond hielt sie an den Handgelenken fest.
„Isyla, es tut mir leid. Ich muß dir da was erklären...", begann er verzweifelt.
„Laß mich bloß in Frieden!", zischte Isyla und war kurz davor, Beregond eine zweite Ohrfeige zu verpassen.
„Jetzt habe ich wohl alles kaputtgemacht", seufzte Beregond resignierend. „Ich hatte nicht vor, dich derart zu überfallen. Das ist nicht meine Art, das musst du mir glauben! Es war wirklich ein Notfall".
Isyla hielt plötzlich inne. Beregonds Worte klangen so verzweifelt, dass er ihr fast schon leid tat. Jetzt wollte sie wissen, um was für einen „Notfall" es sich gehandelt hatte. Beregond blieb nichts anderes übrig, als ihr von Cirdac und Andril zu erzählen.
„Ich glaube, du siehst auch schon Gespenster", sagte Isyla kopfschüttelnd. „Ich halte die Beiden jedenfalls für ehrbare Männer. Keine Angst, ich werde Niemanden was erzählen von deinen Verdächtigungen".
Beregond war jetzt halbwegs beruhigt.
„Kannst du mir also noch ein Mal verzeihen?"
„Mal sehen!", entgegnete Isyla und warf stolz den Kopf in den Nacken. Dann stolzierte sie davon. Beregond sah ihr grinsend nach. Der Kuß war jedenfalls nicht schlecht gewesen. Ganz so abweisend, wie sie tat, war sie anscheinend doch nicht.
