Leonel: Vielen Dank für dein liebes Review. Im nächsten Kapitel geht es mit Faramir und Aragorn spannend weiter. Die anderen haben „Pause". ;-)
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Kapitel 5: Eine schreckliche Entdeckung
Aragorn, Faramir und die Soldaten hatten Ithilien rasch durchquert. In dem kleinen Grenzland, das der Truchseß als Fürst regierte, war alles ruhig und friedlich.
An der Wegscheide schlugen sie ein Lager auf, genau dort wo die große Königsstatue stand. Nach dem Ringkrieg hatte man die Statue wieder instandgesetzt und auch die Schmierereien der Orks entfernt. Aragorn hatte darauf bestanden, dass man die Blumen, die wild um den Kopf der Statue gewuchert waren, dort beließ. Und so wurde der „Blumenkranz"immer wieder erneuert.
„Auf welchem Weg werden wir Mordor betreten?", fragte Faramir seinen König.
Aragorn saß nachdenklich auf einen Felsen und blickte auf das Schattengebirge, das die Grenze zu Mordor bildeten.
„Der Weg zum zerstörten Schwarzen Tor kostet sehr viel Zeit und außerdem sind die Wege dort so gut wie unpassierbar. Wir müssen entweder durch Minas Morgul reiten oder die Treppen nach Cirith Ungol nehmen".
Faramir erschauderte, als er das hörte.
„Es ist gut möglich, dass Kankra noch am Leben ist. Seit dem Ringkrieg hat kein Mensch mehr den Gebirgspaß betreten."
„Wir werden nur die Gegend ein wenig erkunden. Zu weit werden wir uns nicht vorwagen", erklärte der König. „Wir werden bald merken, ob sich nun etwas Böses in Mordor regt oder nicht".
Am nächsten Morgen zog das Heer weiter Richtung Minas Morgul. Unheimlich lag die verlassene Stadt in der dunklen Felsenschlucht. Die Pferde scheuten, als die Überreste der Schreckensstatuen am Rande der Stadt in Sicht kamen.
„Kein Mensch hat diesen entsetzlichen Ort seit dem Ringkrieg betreten", sagte Faramir warnend. „Es heißt, dass dort noch immer Geister und Unholde hausen".
Auch Aragorn fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Seine Nackenhaare stellten sich auf und das verhieß nichts gutes.
„Wir werden die Treppen hinaufklettern", schlug er schließlich vor. „Gibt es Freiwillige aus dem Heer, die Fürst Faramir und mich begleiten wollen?"
Eine Menge Soldaten meldeten sich. Aragorn wählte fünfundzwanzig von ihnen aus. Der Rest des Heeres lagerte in der Nähe von Minas Morgul in einem bewaldeten Tal.
Die Treppen von Cirith Ungol waren steil und tückisch. Vorsichtig kletterten die Männer hinauf. Sie hatten alle nur leichtes Gepäck bei sich. Auf einem kleinen Felsplateau in schwindelerregender Höhe rasteten sie schließlich. Aragorn wagte sich weit an den Rand des Plateaus vor: von dort aus konnte man in die Stadt Minas Morgul hineinsehen. Er erblasste, als er dort unten etwas sah.
„Faramir, komm her – ich muß dir etwas zeigen", sagte er tonlos.
Der junge Truchseß trat ahnungsvoll an seine Seite. Aragorn zeigte hinunter in die Stadt.
„Erkennst du das Banner mit der weißen Hand?"
„Es ist Sarumans Banner", erwiderte Faramir erschrocken. „Aber das kann nicht sein: Saruman und seine Untergebenen sind alle ausgelöscht".
Sie sahen weiter hinunter und entdeckten, dass Gestalten in schwerer Rüstung durch die Geisterstadt liefen.
„Das sind Uruk-Hai", murmelte Aragorn kopfschüttelnd. „Ich dachte, diese entsetzlichen Wesen wären ausgelöscht."
Dann sahen sie ihn: eine weißgekleidete Gestalt mit langem Haar und Bart lief zwischen den Uruk-Hai umher und schien Befehle zu erteilen. Von dort oben konnten sie es nicht hören. Aragorn entdeckte noch einen weiteren Mann: er huschte untertänig hinter Saruman drein.
„Das ist unmöglich", stammelte der König fast. „ Grima Schlangenzunge ist tot – genau wie Saruman".
„Ich wünschte, Mithrandir wäre hier", sagte Faramir mit heiserer Stimme. „Er könnte uns vielleicht erklären, warum Saruman wieder auferstanden ist".
„Wir müssen auf schnellsten Wege zurück nach Minas Tirith", meinte Aragorn besorgt. „Wir brauchen ein größeres Heer und dann werden wir Minas Morgul ein für allemal in Schutt und Asche legen".
Er gab sofort den Befehl zum Abstieg.
Kaum hatten sie begonnen, die steilen Stufen herunterzuklettern, wurden sie von einer Truppe schwerbewaffneter Uruk-Hai überrascht. Die Unholde konnten sich auf dem steilen Paß viel geschickter bewegen als Menschen. Aragorn, der als erster herunterkletterte, wurde sofort von ihnen ergriffen.
„Ergebt euch!", brüllte Gomak, der Anführer der Uruks, grimmig. „Sonst töten wir den König von Gondor".
Faramir starrte erschrocken auf Aragorn, der von drei Uruk-Hai festgehalten wurde.
„Wir ergeben uns", sagte er mit belegter Stimme und legte sein Schwert nieder, dass er herausgezogen hatte.
Sofort wurde auch er und die anderen Soldaten ergriffen. Nur Arlond, ein junger Gondorianer, der sich noch oben auf dem Felsplateau als Nachhut befand, konnte sich hinter einem Felsbrocken schnell verstecken. Schockiert beobachtete er von seinem Versteck aus, wie der König und der Truchseß mit den anderen Soldaten von den Feinden abgeführt wurden.
Als die Uruk-Hai und ihre Gefangenen außer Sichtweite waren, machte er sich an den Abstieg.
Das Heer Gondors lagerte immer noch in dem kleinen Seitental, nahe bei Minas Morgul. Birdar, der Heermeister, sah erschrocken, dass der junge Arlond alleine zurückkehrte. Der junge Soldat berichtete rasch, was geschehen war. Birdar, der neue Heermeister Gondors, war ratlos. Er wusste nicht, was er unternehmen sollte. Ausgerechnet alle beide Herrscher Gondors waren in die Gewalt der Feinde geraten. Da auch niemand wusste, wie groß die Zahl der Feinde in Minas Morgul war, beschloß Birdar, erst mal nach Minas Tirith zurückzureiten, um Cirdac Bericht zu erstatten.
