Liebe Leonel : Es freut mich, dass dir diese Story so gefällt. Inzwischen macht es mir wieder Riesenspaß, hier weiterzuschreiben und ich habe noch viele Ideen im Kopf, was noch so alles passieren könnte. Jetzt geht es erst mal wieder mit Éowyn und Co. weiter
§§§§§§
Kapitel 6: Der Usurpator schlägt zu
Arwen traute ihren Augen nicht, als sie an jenem verhängnisvollen Tag den Thronsaal betrat: Cirdac hatte es sich auf dem Thron des Königs bequem gemacht und ließ sich bedienen. Er trank einen Pokal mit dem feinsten Wein aus dem königlichen Vorratskammer und ließ gerade eine Schale mit edlen Trauben und weißem Brot bringen.
„Wer hat das erlaubt?", fragte die Königin so streng sie konnte.
Cirdac grinste hämisch und trank weiter.
Éowyn trat jetzt hinter Arwen in den Thronsaal.
„Das ist doch unmöglich!", raunte sie ihrer Freundin zu und ballte ihre Fäuste.
„Ich fordere Euch auf, den Thronsaal so schnell wie möglich zu verlassen", rief Arwen dem Berater mit erhobener Stimme zu. „Einzig meinem Gemahl ist es erlaubt, den Thron zu besteigen. Falls Euch der König mit hohen Amtsgeschäften betraut hat, dann habt Ihr solche von Euerer Schreibstube aus zu erledigen und nicht im Thronsaal. Also, verlasst den Saal oder ich lasse die Turmwache holen!"
„Nur zu!", sagte Cirdac feixend und stopfte sich ein Stück Weißbrot in den Mund.
Die beiden jungen Frauen sahen sich entsetzt an: so viel Dreistigkeit war ihnen noch nie widerfahren. Éowyn lief schnurstracks aus dem Saal und rief die Turmwache. Andril kam mit lässigem Schritt näher.
„Herrin, was gibt es?", fragte er mürrisch.
„Entfernt diesen Wüstling aus dem Thronsaal!", befahl sie erzürnt. „Wenn der König zurückkommt, dann war Cirdac die längste Zeit Berater".
Andril jedoch verschränkte nur die Arme und lachte. Éowyn warf ihm einen giftigen Blick zu und rannte zurück in den Thronsaal.
„Was geht hier vor?", fragte sie Cirdac wütend.
Arwen klammerte sich ängstlich an Éowyns Arm fest.
„Nun, ich habe gerade von Birdar, dem Heermeister , erfahren, dass der König und der Truchseß im Schattengebirge verschleppt wurden", erwiderte der Dunländer mit gespieltem Bedauern. „Sie werden wohl auf absehbare Zeit nicht zurückkehren, wenn überhaupt".
„Aber dann müsst Ihr etwas unternehmen, Cirdac!", rief Arwen entrüstet. „Es muß ein Heer nach Mordor aufbrechen, um Aragorn und Faramir zu retten".
„Wir haben momentan nicht genügend Soldaten in der Stadt, um ein Heer zusammenzustellen", sagte Cirdac gelassen und schob sich ein paar Weintrauben in den Mund. „Auch die Stadt selbst muß geschützt bleiben. Man muß mit einem Angriff aus Mordor rechnen".
Arwen brach in Tränen aus, als sie das hörte.
„Was sollen wir jetzt tun?", fragte sie hilflos.
Éowyn nahm sie an der Hand und führte sie zielstrebig aus dem Thronsaal hinaus.
„Komm!"
Sie suchte zusammen mit der Königin Beregond auf, der sich in den Soldatenquartieren aufhielt.
In aller Kürze berichtete Éowyn dem treuen Leibwächter, was vorgefallen war.
„Dann stecken die Beiden also tatsächlich unter einer Decke – Andril und Cirdac", murmelte er kopfschüttelnd. „Sie sind schmutzige Verräter!"
„Vielleicht sind sie auch schuld an der Gefangennahme Aragorns und Faramirs", sagte Arwen schniefend.
„Nein, so weit reicht der Arm dieses kleinen Möchtegern-Usurpators Cirdac bestimmt nicht", erwiderte Beregond besonnen. „Er nützt nur diese unglückliche Lage für seine eigenen, dunklen Zwecke aus".
„Dann müssen wir selbst ein Heer zusammenstellen", forderte Éowyn Beregond mutig auf. „Es muß doch noch Soldaten in Minas Tirith geben, die unseren beiden Ehemännern treu untergeben sind".
„Das Problem ist, dass alle im Moment Cirdac und Andril gehorchen müssen", seufzte Beregond bedrückt. „Sie sind jetzt die mächtigsten Männer in Gondor. Soldaten, die sich ihrem Befehl widersetzen, werden auf der Stelle hingerichtet".
„Ich muß mit Birdar, dem Heermeister reden", sagte Éowyn kämpferisch.
„Das hat keinen Zweck", riet Beregond ihr ab. „Auch er hat sich dem Befehl Cirdacs unterworfen".
„So ein Feigling!", rief Éowyn bebend.
„Und was machen wir jetzt?", fragte Arwen weinerlich.
„Wir haben in Emyn Arnen auch Soldaten und die Waldläufer, die Faramir immer treu dienten", erklärte Éowyn. „Dann müssen wir eben mit diesen wenigen Männern nach Mordor reiten".
„Ich kann unmöglich nach Mordor mitreiten", seufzte Arwen und deutete auf ihren gewölbten Bauch. „Und du, Éowyn, solltest auch vorsichtig sein".
„Ich werde schon auf mich aufpassen", versprach Éowyn. „Aber du solltest besser mit nach Ithilien kommen, um nicht die Nähe des Usurpators und seiner Mannen ertragen zu müssen".
Während sie zu dritt zusammenstanden und sich berieten, näherte sich Arlond, der junge Soldat, zögernd.
„Frau Königin!", sprach er Arwen verlegen an. „Ich würde Euch gerne helfen, denn ich habe mitangesehen, wie Euer Gemahl und der Truchseß gefangengenommen wurden".
Die Drei drehten sich erstaunt um und ließen den jungen Soldaten erst einmal berichten.
„Ich wünschte, es gäbe noch mehr so beherzte Soldaten wie Euch in Gondors Heer", seufzte Arwen unglücklich.
„Verurteilt den Heermeister und die anderen nicht", sagte Arlond bedrückt. „Ich weiß, dass ich mein Leben hiermit verwirke, doch ich bin nicht verheiratet und habe auch keine Eltern mehr, die um mich trauern. Die meisten anderen Soldaten haben Familie in Gondor und gehorchen daher Birdar, Andril und Cirdac".
„Wir müssen Minas Tirith so schnell wie möglich verlassen", erklärte Éowyn besorgt, „bevor Cirdac versucht, unsere Pläne zu durchkreuzen."
