Pemaroth: Im nächsten Kapitel wird erklärt, warum Saruman und Grima neues Leben erhalten haben. Schon die Überschrift sagte einiges aus.
Leonel : Vielen Dank für deine regelmäßigen Reviews! Im nächsten Kapitel geht es wieder um Faramir und Aragorn.
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Kapitel 7: Die Gunst Melkors
Die Uruk-Hai gingen äußerst unsanft mit ihren Gefangenen um: Aragorn, Faramir und den Soldaten wurden die Hände mit groben Stricken zusammengebunden. Dann wurden sie den steilen Pass hinabgeführt, Richtung Minas Morgul.
Faramir stockte fast der Atem, als die unheimliche Geisterstadt sich vor ihm erhob. Seit Jahrzehnten hatte diesen verfluchten Ort kein lebender Mensch mehr betreten. Auch Aragorn fühlte sich äußerst unwohl und er versuchte seinen Soldaten wenigstens einen aufmunternden Blick zuzuwerfen. Doch er sah nur völlig verängstigte Gesichter, als sich das das riesige Tor der Stadt öffnete.
„Weiter, weiter!", drängte Gomak, der Anführer der Uruk, grimmig.
Drinnen in der Stadt wimmelte es vor Uruk-Hai und Orks. Alle trugen Rüstungen mit dem Zeichen der Weißen Hand.
Die Gefangenen wurden in ein großes Gebäude gebracht. Faramir und Aragorn wurden von ihren Soldaten getrennt. Die Uruks brachten sie zu einem anderen Ort.
„Sie bringen uns zum Mondturm", raunte Faramir dem König zu. „Einst hieß diese Stadt ja Minas Ithil – Turm des Mondes".
Der Weg hinauf zum Turm war für die beiden Gefangenen beschwerlich, da Minas Morgul ähnlich angelegt war wie Minas Tirith mit mehreren Festungsringen, in denen die Straße stetig bergauf führte. Faramir und Aragorn stolperten vor Schwäche nur noch voran. Dieser Tag hatte an ihren Kräften gezehrt: erst der steile Aufstieg zu Cirith Ungol und dann der Weg durch Minas Morgul.
Aragorn schnappte erschöpft nach Sauerstoff: sogar die Luft in der Geisterstadt wirkte irgendwie vergiftet.
Die Uruks zerrten die beiden Gefangenen in den Turm hinein, wo sich ihnen eine böse Überraschung bot:
Saruman und Grima Schlangenzunge saßen dort im Saal und erwarteten sie mit höhnischem Grinsen.
„Sieh an, sieh an! Welch hoher Besuch!", spottete Grima überheblich.
„Schlangenzunge, wie ist das möglich!", rief Aragorn entsetzt. „Ihr seid doch am Orthanc gefallen, genau wie Saruman!"
Saruman erhob sich mit einem tiefen Lachen.
„Du siehst ja, dass wir wieder hier sind, König von Gondor. Selbst Gandalf, diesem grauen Schwachkopf, wurde das Leben erneut geschenkt".
„Aber es war die Gunst der Valar, die ihn zurückkehren ließ!", betonte Aragorn .
„Die Valar!". Grima spuckte den Namen fast aus vor lauter Verachtung.
„Melkor hatte ein Einsehen mit uns, nachdem Sauron unwiderbringlich ausgelöscht ist".
Melkor! – Aragorn und Faramir erschauderten bei diesem Namen. Dieser Name symbolisierte das Böse an sich.
„Was habt ihr überhaupt vor?", fragte Aragorn furchtlos. „Wollt ihr dort weitermachen, wo ihr aufgehört habt? Die Menschen werden sich kein zweites Mal von euch in Angst und Schrecken versetzen lassen".
„Wir gehen diesmal etwas schlauer vor", erklärte Saruman böse lächelnd. „Schließlich haben wir jetzt die zwei mächtigsten Männer von Gondor in unserer Gewalt."
Er stand auf und ging auf Aragorn zu, der ihn unverwandt anblickte.
„Ich will zuerst einmal die Palantíri zurückhaben, die Ihr im Weißen Turm verwahrt. Ihr habt meinen und den von Denethor".
„Man wird sie Euch niemals aushändigen", erklärte Faramir wütend. „Zuviel Unglück ist damit bereits geschehen".
„Sieh an, der Truchseß von Gondor meldet sich auch zu Wort", spottete Grima feixend. „Ist es wahr, dass Ihr Éowyn, die Weiße Jungfrau von Rohan, geehelicht habt?"
„Schweigt, Schlangenzunge!", rief Faramir außer sich. „Meine Gemahlin hat mir berichtet, wie Ihr es einst gewagt habt, ihr nachzustellen".
„Ich will Éowyn zurückhaben", sagte Grima finster. „Sie im Austausch für Euer Leben, junger Truchseß".
„Nur über meine Leiche!", schrie Faramir aufgebracht den bleichen Mann an.
Grima versetzte dem Gefesselten einen gezielten Faustschlag in den Magen. Faramir schnappte nach Luft und ging mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie.
„Genug geschwafelt", sagte Saruman gelangweilt.
Er wedelte mit der Hand.
„Bringt sie in den Kerker!"
Die Uruk-Hai packten Aragorn und Faramir und schleppten sie aus dem Turmsaal. Sie wurden wieder in den unteren Teil der Stadt gebracht und dort in ein Gefängnisgebäude. Die Unholde warfen die Beiden zusammen in ein dunkles Verließ, nachdem man ihre Handfesseln gelöst hatte.
Aragorn rieb sich die aufgescheuerten Handgelenke und sah zu dem kleinen vergitterten Fenster hinaus. Er blickte auf die Festungsmauer der Geisterstadt. Es gab kein Entkommen. Vom Fenster aus konnte er sehen, dass sich der Himmel urplötzlich verfinsterte.
„Faramir, das musst du dir ansehen!", rief er erschrocken.
Der junge Truchseß trat an seine Seite.
„Bei Eru! Das ist bestimmt Sarumans Werk".
Sie hörten eine drohende Stimme, die weit von der Ferne zu kommen schien.
„Es hört sich genauso an wie damals beim Caradhras, als Saruman uns Schneestürme und Lawinen schickte", sagte Aragorn schaudernd.
Saruman stand oben auf der Spitze des Mond-Turmes und beschwörte die Elemente.
Immer wieder jagte sein Stab Blitze zum Himmel empor. Die Wolken fegten in beängstigender Schnelle Richtung Gondor.
