Kapitel 3

Nach dem Mittagessen hatten sie noch zwei Stunden Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Normalerweise fand Hermine diese Stunden immer sehr spannend, nur heute zogen sie sich endlos hin. Sie wollte endlich allein sein! Schließlich erklang die erlösende Klingel. So schnell sie konnte, nahm sie ihre Sachen und rannte aus dem Klassenraum.

Viele der Schüler gingen an den See. Es war ein schöner Tag mit einem blauen Himmel.

Hermine setzte sich unter einen Baum am See und fing an, ein Buch zu lesen. Das Buch konnte sie von ihren Gedanken ablenken. So bekam sie gar nicht mit, wie Harry und Ron auf sie zukamen.

Harry begrüßte sie: „Hallo Hermine. Na, schon wieder am Lernen?"

Sie blickte erschrocken hoch. „Nein, ich lese nur einen ganz normalen Roman, den ich mir von Ginny ausgeliehen habe."

Ron versuchte, sie ein bisschen aufzumuntern, indem er mit einem Grinsen fragte: „Eine von ihren Schnulzen?"

Sie starrte ihn entgeistert an. Wieso war er so gemein zu ihr, sie hatte ihm doch gar nichts getan! Tränen traten in ihre Augen.

Erschrocken hörte Ron auf zu grinsen. Was hatte er nur gesagt? Eigentlich wollte er doch was ganz Anderes sagen, aber wieso war ihm nichts Anderes eingefallen?

Hermine hatte sich wieder erholt und fauchte ihn zornig an: „Nein, es ist ein geschichtlicher Roman, irgendwie muss man hier ja mal was Anderes kennen lernen!" Während sie dies sagte, sprang sie auf und verschwand in Richtung Schloss. Sie versuchte auf dem Weg zum Schlafsaal, ihre Tränen zurückzuhalten. Sie war wütend, aber warum, das wusste sie selber nicht genau. Es ging ihr alles auf die Nerven. Sie fühlte sich von Harry und Ron bedrängt. Mussten sie sie immer verfolgen, konnte sie nicht mal für ein paar Stunden ihre Ruhe haben dürfen? Ständig wollten sie wissen, was sie tat oder wo sie hinwollte. Sie konnte sehr gut auf sich selber aufpassen. Und die beide mussten nicht einen auf großen Bruder machen.

Hermine war nun im Schlafsaal angekommen, stellte sich ans Fenster und schaute hinaus. Langsam verrauchte ihre Wut und sie konnte wieder klar denken. Wieso war sie so wütend geworden. Er hat doch gar nichts Schlimmes getan oder gesagt?

Auf einmal stand Ginny neben ihr.

„Was machst du hier? Ich habe eben Harry und Ron getroffen, sie waren ziemlich durcheinander. Sie haben was gestammelt von „Hermine ist sauer"? Was war denn los?"

Konnten sie sie nicht einmal in Ruhe lassen? Alles müssen sie immer wissen!

Hermine antwortete aufbrausend: „Nichts! Gar nichts! Ich wollte nur meine Ruhe haben! Oder ist das verboten?"

„Ah ja, und deswegen schreist du die beiden an? Komm, das kauf ich dir nicht ab, da steckt was Anderes dahinter!"

„Nein, sie nerven mich nur mit ihren blöden Kommentaren!"

„So, und warum heulst du?"

„Man, wird das ein Verhör?"

„Nein, aber ich will es einfach wissen, es ist schon seltsam!"

„Was? Weil ich einmal weine, wird gleich ein Riesendrama gemacht. Mir geht es einfach nicht gut, okay?"

„Na gut, na gut. Und was soll ich Harry und Ron sagen?"

„Dass mit mir alles in Ordnung ist!"

„Na schön, wenn du es so willst! Aber ich glaub nicht, dass sie mir das abkaufen!"

„Ja, ich will es so, entweder glauben sie das oder sie haben Pech gehabt! Punkt, aus, Schluss!"

„Na dann. Tschüss bis später!"

„Ja, Ja! Tschüss."

Ginny kehrte Hermine den Rücken zu und verschwand, wobei sie die Tür zuschlug.

Erleichtert atmete Hermine aus. Ihr war gar nicht aufgefallen, das sie die Luft angehalten hatte.

Sie blickte wieder aus dem Fenster. Von dort aus konnte sie sehen, wie Harry und Ron zu ihrem Fenster aufblickten, aber sie konnten sie nicht sehen. Und dann kam auch schon Ginny angerannt. Sie fing an, heftig mit den Armen zu gestikulieren. Hermine konnte sehen, wie die Jungs immer verwirrter guckten. Ein bisschen taten sie ihr auch Leid, eigentlich wollten sie ja nur helfen.

------

Ron fragte sich die ganze Zeit, als Ginny bei Hermine war, was nur mit Hermine los war? Irgendwie war es seltsam, seit ihrer Begegnung am Morgen ging sie ihm aus dem Weg. Immer, wenn er sich nur näherte, ergriff sie plötzlich die Flucht, mit irgendeiner Ausrede. Dabei hatte er vorgehabt, nur nach einem Buch zu fragen, das er für Pflege magischer Geschöpfe brauchte. War vielleicht irgendwas im Bad passiert, hatte er irgendwas gesagt oder getan, was sie verärgert haben könnte?

Er konnte sich an nicht erinnern.

Mal sehen was Ginny herausgefunden hat.

Und schon kam sie angerannt. Keuchend stand sie vor Ron und Harry. Ein paar Sekunden, die Ron wie Stunden vorkamen, versuchte sie nach Luft zu schnappen.

Nervös fragte Ron: „Und, was is jetzt mit Hermine los?"

„Nichts.", erwiderte Ginny.

Nun mischte sich auch Harry ein: „Wie nichts? Das sah aber nicht so aus!"

„Sie hat gesagt, es wäre nichts mit ihr los, sie sei nur wegen Rons Kommentar ausgerastet!", antwortete Ginny.

„Wegen meinem Kommentar? Was hab ich denn so schlimmes gesagt?"

„Keine Ahnung, aber es hat sie gestört, wie es aussieht."

„Was soll das? Ich habe ihr nichts getan und sie tut so, als hätte ich sie tödlich beleidigt!"

Was hatte er nur gesagt oder getan, dass sie so ausrasten konnte? Er kam einfach nicht drauf. Er hatte die Nase voll, sollte sie doch machen, was sie wollte! Das war nur ihr Problem.

Ginny sah an Rons Gesichtsausdruck, dass er ziemlich sauer war. Sie wollte die Situation beruhigen, indem sie sagte: „Sie wird sich schon wieder einfangen."

Aber es nützte nichts, Ron blickte sie nur böse an und rannte wutschnaubend davon.

Verwundert starrten Ginny und Harry Ron hinterher.

„Was ist nur heute los, war heute Nacht Vollmond und die beiden konnten nicht schlafen, oder war heute irgendwas im Essen? Das ist ja furchtbar! Ihm lauf ich jetzt nicht auch noch nach. Ich habe auch keine Lust mehr!", meinte Ginny kopfschüttelnd.

Endlich brachte auch Harry wieder ein Ton raus: „Ich habe keine Ahnung, was mit den beiden los ist. Vielleicht ist heute morgen etwas im Bad geschehen? Wir sollten sie am besten in Ruhe lassen, sonst stecken wir uns noch an."

Harry grinste Ginny an. Sie konnte nicht anders und musste auch anfangen zu lächeln.

„Du hast Recht. Als ich vorhin bei euch vorbeigekommen bin, war ich gerade auf den Weg in die Bibliothek. Hast du Lust mitzukommen, könntest mir bei Zaubertränke helfen? Ihr hattet das ja schon, und ich kann mir einfach nicht die drei letzten Zutaten merken."

„Na ja, so ne Leuchte bin ich ja nun auch nicht in Zaubertränke, aber ich versuche es."

„Danke, du bist meine Rettung!"

Sogar noch während des Abendessens saß Ron auf seinem Bett und dachte über das Geschehene nach!

Was habe ich nur falsch gemacht? Wieso ich? Sie ist doch total ausgerastet, ich habe gar nichts gesagt oder getan! Genau sie ist schuld! Wenn sie einen auf beleidigt machen will, bitte! Ich entschuldige mich ganz bestimmt nicht, ich weiß ja nicht mal warum!

Aber vielleicht sollte ich doch runter gehen. Nicht, dass sie noch denkt, ich würde wegen ihr nichts essen wollen. Ach was, sollte sie ruhig wissen, das ich sauer auf sie bin...!

Na ja, und Hunger habe ich ja nicht gerade... Aber normalerweise habe ich immer Hunger...?!

Na super, jetzt habe ich solange über das Essen nachgedacht, dass ich doch Hunger bekommen habe. Vielleicht bringt mir Harry was mit.

Er nahm sie ein Buch und schlug es auf. Aber er konnte sich nicht konzentrieren. Er brauchte für zehn Sätze eine halbe Stunde, bis sie richtig verstand. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu Hermine.

Warum ist sie nur so gereizt in letzter Zeit? Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden. Nein, sie ist diejenige, die den ersten Schritt machen sollte, ich bin schließlich unschuldig! Und wenn ich bis zum Ende der Schulzeit hier sitzen muss!

Mit diesem guten Vorsatz versuchte er sich wieder dem Buch zu widmen. Bis seine Gedanken nach fünf Seiten abdrifteten.

FLASHBACK

Er stellte sich Hermine vor, als sie unter dem Baum lag und las.

Sie hat sich doch ein wenig verändert. Wieso ist mir das vorher nie so aufgefallen ? Wie sie so verträumt in ihrem Buch las... Als gäbe es nichts Anderes auf dieser Welt. Ich hätte gern gewusst, was es für ein Buch war, so gebannt konnte man kein Buch für die Schule lesen. Sie hatte ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Ohne es zu merken musste auch Ron lächeln.

Er erinnerte sich an ihre Augen, wie sie sich interessiert auf das Buch richteten.

Es war etwas Sehnsüchtiges in ihrem Blick. Die Haare hingen ihr ein wenig im Gesicht, aber es störte sie überhaupt nicht. Es sah so aus als hätte eine Bombe einschlagen können und sie hätte nichts bemerkt.

Er wollte sie aus ihren Gedanken reißen. Er wollte irgendetwas fragen, am liebsten etwas Intelligentes, aber als er den Mund aufgemacht hatte, kam dieser Dämliche Satz heraus. Er selber hörte gar nicht seine Stimme, sie kam ihm sehr fremd vor, aber als er dann das böse Funkeln in ihren Augen sah, wusste er, dass es etwas Schlimmes sein musste. Am liebsten hätte er sich sofort entschuldigt. Aber es kam kein Wort heraus. Und da rannte Hermine auch schon fort. Er wäre so gerne hinterher gerannt. Aber er war wie versteinert, keinen Zentimeter konnte er sich bewegen. Er konnte ihr nur nachstarren, als wäre sie ein Gespenst.

Ein paar Minuten später kam dann Ginny angerannt.

Verwirrt fragte sie: „Was guckt ihr so blöd in die Gegend, gibt's da irgendetwas Besonderes?"

Ron versuchte noch, seine Stimme wiederzufinden.

„Wir starren Hermine hinterher, sie ist gerade total wütend weggerannt. Und wir wissen nicht mal warum. Kannst du sie nicht mal fragen, was genau eigentlich passiert ist?", antwortete Harry Ginny.
"Ich kann es ja mal probieren, aber versprechen kann ich nichts."

Und schon verschwand Ginny in die gleiche Richtung wie Hermine vor ein paar Augenblicken.

Langsam fand auch Ron seine Stimme wieder.

„Was war das mit Hermine eben?"

„Ich habe keine Ahnung."

„Ich habe sie noch nie so wütend gesehen!"

„Wie gesagt, ich habe absolut keine Ahnung. Ist vielleicht irgendetwas im Bad heute morgen passiert?"

„Was soll denn bitte schön passiert sein? Denkst du wir sind übereinander hergefallen?"

„Nein, natürlich nicht!"

„Also was soll dann die Frage?"

„Is gut, ich frage ja schon nichts mehr. Wir fragen einfach Ginny, vielleicht hat sie etwas rausgefunden?! Da kommt sie ja schon. Sieht nicht gerade glücklich aus!"

Ende FLASHBACK

------

Diesmal ist es sogar richtig lang, ich hoffe doch es wird euch gefallen.

Ich danke allen die so nette Reviews geschrieben haben. Das hat mich richtig motiviert und ich denke die nächsten Kapitel lassen sich wie von Geisterhand schreiben lassen. : - 0

Dann hätte ich noch eine Frage, hätte vielleicht jemand Lust ein paar meiner noch nicht ganz fertigen Geschichten zu überlesen? Ich habe zwar schon eine Freundin, die das echt großartig macht ( an dieser Stelle ein ganz dickes Lob an Leaky Cauldron anno 1985, hast du echt toll gemacht! zwei Daumen nach oben )

Aber im Moment hänge ich leider an einer Stelle und vielleicht hat ja jemand eine gute Idee, also falls jemand Lust und Zeit hat, ich würde mich sehr freuen!