Disclaimer:
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.
Heissen Dank an Evil*Twin, Alex, Wenya, Mystical Selena, Chillkroete, Yamica,
LionSnape und Angel 1291!!!!!
Ach ja… ob es ein Happy-End gibt? Nun, ich würde sagen, es kommt immer darauf
an, was man unter Happy-End versteht... *evilgrin*
++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee
++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Seit Hermines erstem Hausbesuch bei Snape waren mittlerweile drei Wochen
vergangen, in denen es ihm weder besser noch schlechter gegangen war. Hermine
modifizierte die Heiltränke ein wenig, doch auch das hatte nicht den gewünschten
Erfolg. Sie besuchte ihren ehemaligen Lehrer immer noch alle drei Tage und
gewöhnte es sich an, sich immer ein wenig mit ihm zu unterhalten. Über das Wetter,
über einen anderen Wirkstoff in seinen Medikamenten, über den Leitartikel im
Tagespropheten... alles, was ihr eben so in den Sinn kam. Manchmal antwortete
Snape sehr höflich und ausführlich, dann wieder konnte er schroff und abweisend
sein. Hermine glaubte, dass die Ursache für seine Stimmungsschwankungen in
seiner Krankheit zu suchen wären und nahm sie deshalb nicht persönlich – weshalb
sie nach einiger Zeit ziemlich gut mit ihrem schwierigen Patienten zurecht kam.
An einem Mittwoch hatte sie ihre Untersuchung beendet, die neuen Tränke verordnet
und hatte sich dann von ihm in eine Diskussion über den Amtsantritt des neuen
Zaubereiministers – Arthur Weasley – verleiten lassen. Sie hatte über seine
ungewöhnlichen Ansichten zu diesem Thema völlig die Zeit vergessen und sah erst
wieder nach der Uhr, als es draussen schon dunkel wurde.
„Ach, du liebe Zeit!" rief sie perplex aus. „Schon so spät?! Es tut mir leid, Severus –
wir müssen ein anderes Mal weiter diskutieren. Ich muss jetzt gehen."
Sie erhob sich und suchte den Inhalt ihrer Tasche zusammen.
„Warum?"
„Was?" Im ersten Moment hatte sie seine Frage überhaupt nicht verstanden und
blickte ihn etwas orientierungslos an, während sie ihr Stethoskop zurück in die
Tasche stopfte.
„Warum müssen Sie jetzt gehen, Hermine? Sie sagten doch vorhin, die Praxis hätte
schon zugemacht."
„Ich... ich muss nach Hause", sagte Hermine unsicher.
„Warum? Wartet dort jemand auf Sie?" fragte Snape kühl.
„Nein, ich..."
„Warum leisten Sie mir dann nicht beim Abendessen Gesellschaft?"
Sie musterte ihn genau, doch in seinen Gesichtszügen las sie nur höfliches
Interesse.
„Weil... es ist schon spät..." entgegnete sie lahm.
„Befürchten Sie, ich würde sie verführen? Oder ich könnte mein leidenschaftliches
Verlangen nicht mehr länger bezähmen?" spottete er sarkastisch. „Seien Sie nicht
albern!"
Das war zwar genau das, was Hermine automatisch gedacht hatte, doch das wollte
sie jetzt nicht mehr zugeben. Es war ja auch wirklich lächerlich. Sie war schliesslich
eine erwachsene Frau und kein kleines Mädchen mehr, das sich noch vor dem
schwarzen Mann fürchtete. Ausserdem war er durch seine Krankheit sicher so
geschwächt, dass sie ihn locker...
Oh mein Gott. Was dachte sie da nur für einen Blödsinn! Als ob Snape jemals mit
einer ehemaligen Schülerin...! Lachhaft!
„Also gut." Sie lächelte. „Ich gebe mich geschlagen. Ich bleibe sehr gerne zum
Abendessen."
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite", erwiderte Snape mit einem Lächeln, bei dem
Hermine das ungute Gefühl beschlich, dass er sie nun schon zum zweiten Mal
ausmanövriert hatte.
# # # # #
Während des Essens wanderte Hermines Blick immer öfter zu Snape hinüber. Dieser
Mann war ihr einfach ein Rätsel... Ihr Anteil an der Unterhaltung, die sie führten
wurde immer geringer und einsilbiger, bis Snape sein Besteck beiseite legte und sie
durchdringend ansah.
„Woran denken Sie?"
„Was? Wieso?" stammelte Hermine peinlich berührt.
„Ich möchte gerne wissen, woran Sie die ganze Zeit gedacht haben", wiederholte
Snape sachlich. „Es war nicht zu überhören, dass Sie mit Ihren Gedanken überall
waren, nur nicht hier."
„Nun ja... ich habe mich darüber gewundert..." Hermine schloss plötzlich wieder den
Mund, als ob sie es sich anders überlegt hätte. „An nichts besonderes", behauptete
sie schliesslich mit fester Stimme. Zu ihrer Überraschung lächelte Snape
liebenswürdig.
„Sie erwarten doch nicht, dass ich das glaube?"
„Und warum nicht?" fragte Hermine mit kriegerisch hervor gerecktem Kinn.
Snape beugte sich ein wenig über den Tisch. „Weil Sie noch nie besonders gut lügen
konnten", erwiderte er mit verschwörerischem Unterton. „Woran haben Sie also
gedacht? Nur Mut... ich werde Ihnen nicht gleich den Kopf abreissen."
Hermine kicherte bei diesen Worten leicht nervös. Er würde wahrscheinlich nicht
eher locker lassen, als bis sie ihm verraten hatte, worüber sie nachgedacht hatte.
„Verstehen Sie mich bitte nicht falsch", begann sie vorsichtig, „ich habe mich darüber
gewundert, wie gleichmütig Sie Ihre Krankheit hinnehmen..."
Snape starrte eine Weile blicklos in die Flammen der Kerzen, welche auf dem Tisch
standen, bevor er antwortete.
„Der Hide-Cogitus-Trank vergiftet langsam den ganzen Körper. Mir war von Anfang
an bewusst, dass ich eines Tages an den Spätfolgen sterben würde. Ich bin nicht
wirklich gleichmütig, ich habe mich nur über Jahre hinweg an den Gedanken
gewöhnt."
Seine Stimme klang hart und bitter und Hermine fühlte, wie ihre Verwunderung über
sein Verhalten schwand und einem wärmeren Gefühl Platz machte.
„Aber warum haben Sie nicht schon viel früher einen Arzt aufgesucht?" fragte sie
behutsam.
Snape seufzte resigniert.
„Wozu? Es gibt keine Heilung – wird nie eine geben... Ausserdem hätte ein
Arztbesuch meinerseits genau die Form von Aufmerksamkeit in Hogwarts
hervorgerufen, die ich tunlichst vermeiden wollte. Es war mir wichtig, so lange wie
möglich ungestört zu unterrichten. Erst als das nicht mehr ging..."
„Aber selbst dann sind Sie nicht gleich zu einem Medi-Zauberer gegangen. Warum
haben Sie so lange gewartet?" fragte Hermine hartnäckig.
Erst jetzt sah er ihr wieder in die Augen und Hermine verbarg ihr Erschrecken über
seinen Blick, der gleichzeitig flammend und doch eisig erschien.
„Weil es mich erst jetzt interessiert hat, wieviel Zeit mir noch bleibt."
„Zeit? Wofür denn nur, um alles in der Welt?" platzte Hermine unüberlegt heraus und
schlug sich gleich darauf die Hand vor den Mund. „Entschuldigen Sie, Severus. Es
geht mich natürlich überhaupt nichts an."
„Da haben Sie allerdings Recht", erwiderte Snape trocken. „Es ist schon spät – Sie
sollten jetzt wirklich besser nach Hause gehen, Hermine."
Hermine erhob sich folgsam und schuldbewusst gleichzeitig. Seltsamer Weise hatte
sie das Gefühl gleichzeitig sehr viel und doch so gut wie Nichts erfahren zu haben.
# # # # #
In den folgenden Wochen lud Snape Hermine noch einige Male zum Abendessen
ein. Ein paar Mal nahm sie seine Einladung an, doch ab und zu schlug sie sie auch
aus, was er genauso gleichmütig hinnahm, wie ihre Zusagen. Sie besuchte ihn
immer noch alle drei Tage, denn sein Zustand verschlechterte sich an manchen
Tagen – doch bis jetzt hatte Hermine immer noch ein Mittel gefunden um ihn wieder
zu stabilisieren.
An einem dieser Tage hatte er ihr nicht wie üblich die Hand geschüttelt, sondern sich
mit einem Handkuss von ihr verabschiedet. Hermine war es erst aufgefallen, als sie
schon wieder in ihrer Praxis eingetroffen war und sie betrachtete ihren Handrücken
mit milder Verwunderung. Doch als er diese Geste bei ihren nächsten Besuchen
nicht wiederholte, hörte sie auf, darüber nachzugrübeln.
Zehn Wochen nach seinem ersten Besuch in ihrer Praxis führte Polly Hermine nicht
wie üblich in den Salon oder die Bibliothek, wo Snape sie üblicher Weise erwartete,
sondern begrüsste sie mit den ernsten Worten: „Guten Tag, Lady Doktor. Master ist
sehr krank. Er liegt immer noch im Bett. Ich bringe Sie zu ihm – obwohl er das nicht
will."
Hermine musste trotz der Besorgnis, die diese Worte bei ihr auslösten, ein Grinsen
unterdrücken und folgte der betrübten Hauselfe in den ersten Stock.
„Guten Tag, Severus", begrüsste Sie ihren Patienten mit ausdrucksloser Miene. „Wie
geht es Ihnen?"
Snape funkelte Sie im ersten Moment wütend an.
„Schlecht, das sehen Sie doch! Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie sogar für den
Gang ins Badezimmer auf einen verdammten Stock angewiesen wären?!" Sein
verachtungsvoller Blick glitt zu einem wunderschön geschnitzten Spazierstock, der
an sein Bett angelehnt war.
Hermine zückte ihren Zauberstab und fing an, Snape zu untersuchen. „Ich nehme
an, das Zittern hat sich mittlerweile auch auf die Beine ausgebreitet?"
„Nein, noch nicht", antwortete Snape düster. „Es sind nicht die Nerven – es fühlt sich
eher an wie Muskelkrämpfe."
„Schwindelgefühle?"
Snape nickte grimmig.
„Seit wann schon?"
„Seit gestern."
Hermine wühlte in ihrer Tasche nach einem geeigneten Medikament, doch bei diesen
Worten sah sie auf.
„Und warum haben Sie mir keine Nachricht geschickt?" fragte sie mit tadelndem
Unterton und stellte ein blaues Fläschchen auf den Nachttisch. „Dreimal täglich ein
Esslöffel davon – davon gehen die Muskelbeschwerden wieder weg. Und wenn Sie
von den grünen Tabletten nur noch jeweils eine halbe nehmen und keine ganze
mehr, dann dürften auch die Schwindelgefühle nachlassen." Sie holte kurz Luft.
„Warum haben Sie mich nicht früher geholt? Sie hätten sich Einiges ersparen
können." Sie wies mit einer vielsagenden Geste auf den Stock. Da Snape nicht
antwortete, zuckte sie mit den Schultern und lachte ärgerlich.
„Na gut. Aber das nächste Mal rufen Sie mich gleich – versprochen?" fragte sie
wesentlich sanfter.
Snape nickte knapp. Hermine gab sich damit zufrieden und wechselte das Thema.
„Übrigens habe ich noch einige gute Neuigkeiten!" vermeldete sie heiter.
„Tatsächlich?" knurrte Snape desinteressiert.
„Tatsächlich!" bestätigte Hermine. „Ich habe mich schon vor einiger Zeit mit Professor
Moorhead in Verbindung gesetzt und auch mit einigen Anderen Medi-Zauberern –
und heute schrieb mir nun Professor Moorhead, dass es einem Forschungsteam
gelungen ist Phönix-Tränen so zu modifizieren, dass sie zusammen mit Drachenblut
in Heiltränken verwendet werden können."
Hermine liess Snape einen Moment Zeit um diese Information zu verdauen, doch als
nach einiger Zeit immer noch keine Anzeichen von Freude in seinem Gesicht
erschienen waren, runzelte sie besorgt die Stirn.
„Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe? Mit dieser neuen Methode
müsste es möglich sein, einen Heiltrank herzustellen, der Sie kurieren könnte."
Snape seufzte leise.
„Hermine, bitte nicht..."
„Ja, aber warum denn nicht...?"
„Glauben Sie nicht, ich hätte nicht schon selbst alles versucht?" unterbrach er sie
schroff. „Ich habe kein Interesse mehr daran, das alles noch Mal durchzumachen.
Die Versuche, die Aufregung, die Erwartung... die Enttäuschung. Ich habe die
Hoffnung aufgegeben", endete er bitter.
Hermine war erschüttert und dennoch begriff sie ihn nicht. Einerseits schien er sich
und das Leben das ihm noch blieb aufgegeben zu haben – andererseits hatte er
wissen wollen, wieviel Zeit ihm noch blieb. Das tat doch kein Mensch, wenn er nicht
noch etwas mit der restlichen Zeit vorhatte...
„Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Ich kann nicht zulassen, dass Sie sich aufgeben.
Severus..."
„Also schön – von mir aus. Aber Sie können mich nicht zwingen, dass ich mir
irgendetwas davon erwarte."
„Einverstanden. Sie haben hier doch sicher ein eigenes Labor. Ich würde gerne jetzt
schon alles vorbereiten, damit wir morgen anfangen können", äusserte sie energisch,
bevor er es sich wieder anders überlegen konnte.
„Wir?"
„Ja, natürlich! Ausser Sie würden mich tatsächlich in Ihrem Labor völlig allein und
eigenverantwortlich arbeiten lassen", bemerkte sie mit einem leichten Zwinkern.
„Das Labor ist im alten Gewächshaus im Garten untergebracht. Und Sie haben ganz
Recht – ich werde Sie dort nicht alleine arbeiten lassen."
„Im Garten? Soso. Angst vor Explosionen?"
Snape schnaubte verächtlich. „Ich heisse nicht Longbottom. Ich habe es ins
Gewächshaus verlegt, damit die Hauselfen nicht ständig aufräumen und dadurch
alles durcheinander bringen."
„Ach ja, die Hauselfen!" Hermine konnte nicht verhindern, dass ihre Verärgerung
hörbar wurde.
„Ich wusste bislang noch nicht, dass sich Ihre Abneigung gegen Elfen-Arbeit auch
gegen Hauselfen richtet, die ein regelmässiges Gehalt beziehen und die sogar
krankenversichert sind", bemerkte Snape mit einem ironischen Zug um seine
Mundwinkel.
„Sie beschäftigen freie Hauselfen? Ausgerechnet Sie?"
„Ja, warum nicht? Ausserdem hatte ich so eine Ahnung, als ob ich mir im anderen
Fall eine andere Medi-Hexe hätte suchen müssen – aber ich sehe, ich habe mich
diesbezüglich in Ihnen getäuscht, Hermine."
Hermine hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen.
„Aber Polly trägt jedes Mal, wenn ich sie sehe ein kariertes Küchenhandtuch!"
„Ja und?" bemerkte Snape ungeduldig. „Ich habe ihr vernünftige Kleidung angeboten
– aber sie hat nun einmal eine Vorliebe für karierte Küchenhandtücher. Mir sind da
die Hände gebunden."
Hermine konnte ihn nur mit grossen Augen anstarren.
„Fragen Sie sie doch selbst, wenn Sie mir nicht glauben", knurrte er und bemerkte
noch leise zwischen zusammengebissenen Zähnen: „Frauen!"
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Fortsetzung folgt
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Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.
Heissen Dank an Evil*Twin, Alex, Wenya, Mystical Selena, Chillkroete, Yamica,
LionSnape und Angel 1291!!!!!
Ach ja… ob es ein Happy-End gibt? Nun, ich würde sagen, es kommt immer darauf
an, was man unter Happy-End versteht... *evilgrin*
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Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee
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Seit Hermines erstem Hausbesuch bei Snape waren mittlerweile drei Wochen
vergangen, in denen es ihm weder besser noch schlechter gegangen war. Hermine
modifizierte die Heiltränke ein wenig, doch auch das hatte nicht den gewünschten
Erfolg. Sie besuchte ihren ehemaligen Lehrer immer noch alle drei Tage und
gewöhnte es sich an, sich immer ein wenig mit ihm zu unterhalten. Über das Wetter,
über einen anderen Wirkstoff in seinen Medikamenten, über den Leitartikel im
Tagespropheten... alles, was ihr eben so in den Sinn kam. Manchmal antwortete
Snape sehr höflich und ausführlich, dann wieder konnte er schroff und abweisend
sein. Hermine glaubte, dass die Ursache für seine Stimmungsschwankungen in
seiner Krankheit zu suchen wären und nahm sie deshalb nicht persönlich – weshalb
sie nach einiger Zeit ziemlich gut mit ihrem schwierigen Patienten zurecht kam.
An einem Mittwoch hatte sie ihre Untersuchung beendet, die neuen Tränke verordnet
und hatte sich dann von ihm in eine Diskussion über den Amtsantritt des neuen
Zaubereiministers – Arthur Weasley – verleiten lassen. Sie hatte über seine
ungewöhnlichen Ansichten zu diesem Thema völlig die Zeit vergessen und sah erst
wieder nach der Uhr, als es draussen schon dunkel wurde.
„Ach, du liebe Zeit!" rief sie perplex aus. „Schon so spät?! Es tut mir leid, Severus –
wir müssen ein anderes Mal weiter diskutieren. Ich muss jetzt gehen."
Sie erhob sich und suchte den Inhalt ihrer Tasche zusammen.
„Warum?"
„Was?" Im ersten Moment hatte sie seine Frage überhaupt nicht verstanden und
blickte ihn etwas orientierungslos an, während sie ihr Stethoskop zurück in die
Tasche stopfte.
„Warum müssen Sie jetzt gehen, Hermine? Sie sagten doch vorhin, die Praxis hätte
schon zugemacht."
„Ich... ich muss nach Hause", sagte Hermine unsicher.
„Warum? Wartet dort jemand auf Sie?" fragte Snape kühl.
„Nein, ich..."
„Warum leisten Sie mir dann nicht beim Abendessen Gesellschaft?"
Sie musterte ihn genau, doch in seinen Gesichtszügen las sie nur höfliches
Interesse.
„Weil... es ist schon spät..." entgegnete sie lahm.
„Befürchten Sie, ich würde sie verführen? Oder ich könnte mein leidenschaftliches
Verlangen nicht mehr länger bezähmen?" spottete er sarkastisch. „Seien Sie nicht
albern!"
Das war zwar genau das, was Hermine automatisch gedacht hatte, doch das wollte
sie jetzt nicht mehr zugeben. Es war ja auch wirklich lächerlich. Sie war schliesslich
eine erwachsene Frau und kein kleines Mädchen mehr, das sich noch vor dem
schwarzen Mann fürchtete. Ausserdem war er durch seine Krankheit sicher so
geschwächt, dass sie ihn locker...
Oh mein Gott. Was dachte sie da nur für einen Blödsinn! Als ob Snape jemals mit
einer ehemaligen Schülerin...! Lachhaft!
„Also gut." Sie lächelte. „Ich gebe mich geschlagen. Ich bleibe sehr gerne zum
Abendessen."
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite", erwiderte Snape mit einem Lächeln, bei dem
Hermine das ungute Gefühl beschlich, dass er sie nun schon zum zweiten Mal
ausmanövriert hatte.
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Während des Essens wanderte Hermines Blick immer öfter zu Snape hinüber. Dieser
Mann war ihr einfach ein Rätsel... Ihr Anteil an der Unterhaltung, die sie führten
wurde immer geringer und einsilbiger, bis Snape sein Besteck beiseite legte und sie
durchdringend ansah.
„Woran denken Sie?"
„Was? Wieso?" stammelte Hermine peinlich berührt.
„Ich möchte gerne wissen, woran Sie die ganze Zeit gedacht haben", wiederholte
Snape sachlich. „Es war nicht zu überhören, dass Sie mit Ihren Gedanken überall
waren, nur nicht hier."
„Nun ja... ich habe mich darüber gewundert..." Hermine schloss plötzlich wieder den
Mund, als ob sie es sich anders überlegt hätte. „An nichts besonderes", behauptete
sie schliesslich mit fester Stimme. Zu ihrer Überraschung lächelte Snape
liebenswürdig.
„Sie erwarten doch nicht, dass ich das glaube?"
„Und warum nicht?" fragte Hermine mit kriegerisch hervor gerecktem Kinn.
Snape beugte sich ein wenig über den Tisch. „Weil Sie noch nie besonders gut lügen
konnten", erwiderte er mit verschwörerischem Unterton. „Woran haben Sie also
gedacht? Nur Mut... ich werde Ihnen nicht gleich den Kopf abreissen."
Hermine kicherte bei diesen Worten leicht nervös. Er würde wahrscheinlich nicht
eher locker lassen, als bis sie ihm verraten hatte, worüber sie nachgedacht hatte.
„Verstehen Sie mich bitte nicht falsch", begann sie vorsichtig, „ich habe mich darüber
gewundert, wie gleichmütig Sie Ihre Krankheit hinnehmen..."
Snape starrte eine Weile blicklos in die Flammen der Kerzen, welche auf dem Tisch
standen, bevor er antwortete.
„Der Hide-Cogitus-Trank vergiftet langsam den ganzen Körper. Mir war von Anfang
an bewusst, dass ich eines Tages an den Spätfolgen sterben würde. Ich bin nicht
wirklich gleichmütig, ich habe mich nur über Jahre hinweg an den Gedanken
gewöhnt."
Seine Stimme klang hart und bitter und Hermine fühlte, wie ihre Verwunderung über
sein Verhalten schwand und einem wärmeren Gefühl Platz machte.
„Aber warum haben Sie nicht schon viel früher einen Arzt aufgesucht?" fragte sie
behutsam.
Snape seufzte resigniert.
„Wozu? Es gibt keine Heilung – wird nie eine geben... Ausserdem hätte ein
Arztbesuch meinerseits genau die Form von Aufmerksamkeit in Hogwarts
hervorgerufen, die ich tunlichst vermeiden wollte. Es war mir wichtig, so lange wie
möglich ungestört zu unterrichten. Erst als das nicht mehr ging..."
„Aber selbst dann sind Sie nicht gleich zu einem Medi-Zauberer gegangen. Warum
haben Sie so lange gewartet?" fragte Hermine hartnäckig.
Erst jetzt sah er ihr wieder in die Augen und Hermine verbarg ihr Erschrecken über
seinen Blick, der gleichzeitig flammend und doch eisig erschien.
„Weil es mich erst jetzt interessiert hat, wieviel Zeit mir noch bleibt."
„Zeit? Wofür denn nur, um alles in der Welt?" platzte Hermine unüberlegt heraus und
schlug sich gleich darauf die Hand vor den Mund. „Entschuldigen Sie, Severus. Es
geht mich natürlich überhaupt nichts an."
„Da haben Sie allerdings Recht", erwiderte Snape trocken. „Es ist schon spät – Sie
sollten jetzt wirklich besser nach Hause gehen, Hermine."
Hermine erhob sich folgsam und schuldbewusst gleichzeitig. Seltsamer Weise hatte
sie das Gefühl gleichzeitig sehr viel und doch so gut wie Nichts erfahren zu haben.
# # # # #
In den folgenden Wochen lud Snape Hermine noch einige Male zum Abendessen
ein. Ein paar Mal nahm sie seine Einladung an, doch ab und zu schlug sie sie auch
aus, was er genauso gleichmütig hinnahm, wie ihre Zusagen. Sie besuchte ihn
immer noch alle drei Tage, denn sein Zustand verschlechterte sich an manchen
Tagen – doch bis jetzt hatte Hermine immer noch ein Mittel gefunden um ihn wieder
zu stabilisieren.
An einem dieser Tage hatte er ihr nicht wie üblich die Hand geschüttelt, sondern sich
mit einem Handkuss von ihr verabschiedet. Hermine war es erst aufgefallen, als sie
schon wieder in ihrer Praxis eingetroffen war und sie betrachtete ihren Handrücken
mit milder Verwunderung. Doch als er diese Geste bei ihren nächsten Besuchen
nicht wiederholte, hörte sie auf, darüber nachzugrübeln.
Zehn Wochen nach seinem ersten Besuch in ihrer Praxis führte Polly Hermine nicht
wie üblich in den Salon oder die Bibliothek, wo Snape sie üblicher Weise erwartete,
sondern begrüsste sie mit den ernsten Worten: „Guten Tag, Lady Doktor. Master ist
sehr krank. Er liegt immer noch im Bett. Ich bringe Sie zu ihm – obwohl er das nicht
will."
Hermine musste trotz der Besorgnis, die diese Worte bei ihr auslösten, ein Grinsen
unterdrücken und folgte der betrübten Hauselfe in den ersten Stock.
„Guten Tag, Severus", begrüsste Sie ihren Patienten mit ausdrucksloser Miene. „Wie
geht es Ihnen?"
Snape funkelte Sie im ersten Moment wütend an.
„Schlecht, das sehen Sie doch! Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie sogar für den
Gang ins Badezimmer auf einen verdammten Stock angewiesen wären?!" Sein
verachtungsvoller Blick glitt zu einem wunderschön geschnitzten Spazierstock, der
an sein Bett angelehnt war.
Hermine zückte ihren Zauberstab und fing an, Snape zu untersuchen. „Ich nehme
an, das Zittern hat sich mittlerweile auch auf die Beine ausgebreitet?"
„Nein, noch nicht", antwortete Snape düster. „Es sind nicht die Nerven – es fühlt sich
eher an wie Muskelkrämpfe."
„Schwindelgefühle?"
Snape nickte grimmig.
„Seit wann schon?"
„Seit gestern."
Hermine wühlte in ihrer Tasche nach einem geeigneten Medikament, doch bei diesen
Worten sah sie auf.
„Und warum haben Sie mir keine Nachricht geschickt?" fragte sie mit tadelndem
Unterton und stellte ein blaues Fläschchen auf den Nachttisch. „Dreimal täglich ein
Esslöffel davon – davon gehen die Muskelbeschwerden wieder weg. Und wenn Sie
von den grünen Tabletten nur noch jeweils eine halbe nehmen und keine ganze
mehr, dann dürften auch die Schwindelgefühle nachlassen." Sie holte kurz Luft.
„Warum haben Sie mich nicht früher geholt? Sie hätten sich Einiges ersparen
können." Sie wies mit einer vielsagenden Geste auf den Stock. Da Snape nicht
antwortete, zuckte sie mit den Schultern und lachte ärgerlich.
„Na gut. Aber das nächste Mal rufen Sie mich gleich – versprochen?" fragte sie
wesentlich sanfter.
Snape nickte knapp. Hermine gab sich damit zufrieden und wechselte das Thema.
„Übrigens habe ich noch einige gute Neuigkeiten!" vermeldete sie heiter.
„Tatsächlich?" knurrte Snape desinteressiert.
„Tatsächlich!" bestätigte Hermine. „Ich habe mich schon vor einiger Zeit mit Professor
Moorhead in Verbindung gesetzt und auch mit einigen Anderen Medi-Zauberern –
und heute schrieb mir nun Professor Moorhead, dass es einem Forschungsteam
gelungen ist Phönix-Tränen so zu modifizieren, dass sie zusammen mit Drachenblut
in Heiltränken verwendet werden können."
Hermine liess Snape einen Moment Zeit um diese Information zu verdauen, doch als
nach einiger Zeit immer noch keine Anzeichen von Freude in seinem Gesicht
erschienen waren, runzelte sie besorgt die Stirn.
„Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe? Mit dieser neuen Methode
müsste es möglich sein, einen Heiltrank herzustellen, der Sie kurieren könnte."
Snape seufzte leise.
„Hermine, bitte nicht..."
„Ja, aber warum denn nicht...?"
„Glauben Sie nicht, ich hätte nicht schon selbst alles versucht?" unterbrach er sie
schroff. „Ich habe kein Interesse mehr daran, das alles noch Mal durchzumachen.
Die Versuche, die Aufregung, die Erwartung... die Enttäuschung. Ich habe die
Hoffnung aufgegeben", endete er bitter.
Hermine war erschüttert und dennoch begriff sie ihn nicht. Einerseits schien er sich
und das Leben das ihm noch blieb aufgegeben zu haben – andererseits hatte er
wissen wollen, wieviel Zeit ihm noch blieb. Das tat doch kein Mensch, wenn er nicht
noch etwas mit der restlichen Zeit vorhatte...
„Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Ich kann nicht zulassen, dass Sie sich aufgeben.
Severus..."
„Also schön – von mir aus. Aber Sie können mich nicht zwingen, dass ich mir
irgendetwas davon erwarte."
„Einverstanden. Sie haben hier doch sicher ein eigenes Labor. Ich würde gerne jetzt
schon alles vorbereiten, damit wir morgen anfangen können", äusserte sie energisch,
bevor er es sich wieder anders überlegen konnte.
„Wir?"
„Ja, natürlich! Ausser Sie würden mich tatsächlich in Ihrem Labor völlig allein und
eigenverantwortlich arbeiten lassen", bemerkte sie mit einem leichten Zwinkern.
„Das Labor ist im alten Gewächshaus im Garten untergebracht. Und Sie haben ganz
Recht – ich werde Sie dort nicht alleine arbeiten lassen."
„Im Garten? Soso. Angst vor Explosionen?"
Snape schnaubte verächtlich. „Ich heisse nicht Longbottom. Ich habe es ins
Gewächshaus verlegt, damit die Hauselfen nicht ständig aufräumen und dadurch
alles durcheinander bringen."
„Ach ja, die Hauselfen!" Hermine konnte nicht verhindern, dass ihre Verärgerung
hörbar wurde.
„Ich wusste bislang noch nicht, dass sich Ihre Abneigung gegen Elfen-Arbeit auch
gegen Hauselfen richtet, die ein regelmässiges Gehalt beziehen und die sogar
krankenversichert sind", bemerkte Snape mit einem ironischen Zug um seine
Mundwinkel.
„Sie beschäftigen freie Hauselfen? Ausgerechnet Sie?"
„Ja, warum nicht? Ausserdem hatte ich so eine Ahnung, als ob ich mir im anderen
Fall eine andere Medi-Hexe hätte suchen müssen – aber ich sehe, ich habe mich
diesbezüglich in Ihnen getäuscht, Hermine."
Hermine hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen.
„Aber Polly trägt jedes Mal, wenn ich sie sehe ein kariertes Küchenhandtuch!"
„Ja und?" bemerkte Snape ungeduldig. „Ich habe ihr vernünftige Kleidung angeboten
– aber sie hat nun einmal eine Vorliebe für karierte Küchenhandtücher. Mir sind da
die Hände gebunden."
Hermine konnte ihn nur mit grossen Augen anstarren.
„Fragen Sie sie doch selbst, wenn Sie mir nicht glauben", knurrte er und bemerkte
noch leise zwischen zusammengebissenen Zähnen: „Frauen!"
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Fortsetzung folgt
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