Disclaimer:
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.
Und weil ihr so brav ge-reviewt habt, gibt's heute schon die Fortsetzung!!!
Mein ewiger und zauberischer Dank geht dieses Mal an Alex, Angel 1291, Wenya
(ich guck bei Gelegenheit gerne mal vorbei), Chillkroete, Nikki
*bürstetsichfreudigerregtdaskonfettiab*, severin (du bist enttarnt *gg*), Elliot (Freiheit
für die Hauselfen *kicher*), snowflake, Mystical Selena
*schwesternhäubchenüberreich* ;-) und LastUnicorn4life (Kinder, schafft euch mal
kürzere Nicknames an ;-)).
++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee
++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Die Arbeit im Labor war angenehm. Auch wenn Snape selbst nicht mitarbeiten
konnte, war er doch ständig an ihrer Seite um sie zu kontrollieren und gelegentlich
auch um eine anerkennende Bemerkung zu machen. Sie war sich seiner Nähe mehr
als einmal auf verwirrende Art und Weise bewusst, besonders, als sie die Phönix-
Tränen abgezählt hatte.
Er hatte hinter ihr gestanden und ihr über die Schulter gesehen. Er war nur knapp
einen halben Kopf grösser als sie und sein warmer Atem streifte ihre Wange,
während er unwillkürlich leise die Tropfen mitzählte. Als sie Phiole und Reagenzglas
wieder auf dem Labortisch abgestellt hatte, hatte sie kurz das absolut irreale Gefühl,
er habe mit seinen Lippen ihre Haare gestreift, doch als sie zu ihm aufsah, war sein
Gesicht – wie so oft – völlig undurchdringlich.
# # # # #
In den folgenden drei Wochen hatten sie auf diese Weise jede Wochen einen
Heiltrank hergestellt, den Snape jeweils ohne mit der Wimper zu zucken Freitag
abends eingenommen hatte. Obwohl Hermine sicher war, dass keiner der Tränke
schlimmere Folgen als eine Magenverstimmung haben sollte, wenn er
fehlgeschlagen war, so nötigte ihr seine Haltung doch den allergrössten Respekt ab.
Sie waren übereingekommen, dass Hermine diese Wochenenden in einem
Gästezimmer neben Snapes Schlafzimmer verbringen sollte, um ihm bei etwaigen
unangenehmen Nebenwirkungen Erleichterung zu verschaffen. Hermine hatte diese
Massnahme von sich aus vorgeschlagen und Snape hatte nach einigen Hin und Her
schliesslich eingewilligt, dass Polly ein Zimmer neben seinem vorbereitete.
Der erste Trank erwies sich als absoluter Fehlschlag. Er zeigte auch nach dem
dritten Tag überhaupt keine Wirkung, obwohl Snape ihn gewissenhaft morgens und
abends einnahm. Er bedachte Hermine dabei mit einem Das-hätte-ich-Ihnen-auch-
gleich-sagen-können-Blick, der ihr das Blut in die Wangen trieb, doch er enthielt sich
jeglicher Bemerkung, sondern schlug von sich aus einige Modifizierungen vor, die sie
im Laufe der Woche gemeinsam ausprobierten.
Der zweite Trank war insofern erfolgreicher, als dass er wenigstens die
Schwindelgefühle dämmte, doch leider traten im Laufe der Nacht auch einige
unbeabsichtigte Nebenwirkungen auf, von denen Hermine allerdings nur durch Zufall
erfuhr.
Der Tag war für einen Samstag im Spätherbst ungewöhnlich heiss gewesen und
auch die Nachtluft war überraschend mild. Hermine wachte mitten in der Nacht auf
und kam beinahe um vor Durst. Sie verliess deshalb ihr Bett, um sich aus dem
Badezimmer, welches gegenüber von ihrem Zimmer lag, ein Glas Wasser zu holen.
Sie liess alle Türen offenstehen und wollte nach dem dritten Glas gerade wieder ins
Bett zurück huschen, als sie bemerkte, dass unter Snapes Tür ein schwacher
Lichtschein in den Flur fiel. Sie fragte sich gerade, ob er wieder nicht schlafen konnte
und er einfach ein Buch las, als einige sehr typische Geräusche an ihr Ohr schlugen.
Hermine fluchte leise und betrat ohne Anzuklopfen Snapes Schlafzimmer. Ein
rascher Blick sagte ihr, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Snape kauerte in seinem
Badezimmer vor der Toilette und übergab sich unter qualvollem Würgen.
Ohne zu zögern ging sie zum ihm, riss ein Handtuch vom Haken, befeuchtete es mit
kaltem Wasser und wischte damit wortlos über Snapes Stirn und Nacken. Snape war
offensichtlich zu schwach um sich gegen ihre Samariterdienste zu wehren – was er
sonst zweifellos getan hätte. Er würgte noch einmal, doch sein Magen war
offensichtlich leer. Erschöpft sackte er auf dem Boden zusammen. Hermine reichte
ihm das Handtuch, drückte die Spülung und klappte den Toilettendeckel herunter.
Sie reichte ihm ein frisches Handtuch und warf das andere in die Badewanne.
„Geht's wieder?" fragte sie sanft.
Snape nickte. Er wirkte immer noch benommen.
„Warum haben Sie mich nicht gerufen? Genau deshalb bin ich doch jedes
Wochenende hier", bemerkte sie zornig und besorgt zugleich.
„Ich wollte nicht, dass Sie das..." sagte er matt und beendete den Satz mit einer
vielsagenden Geste.
Hermine verdrehte die Augen. „Ach du liebe Zeit! Da habe ich wirklich schon
Schlimmeres gesehen. Sogar während meiner Ausbildung. Glauben Sie wirklich,
dass mich so ein bisschen Erbrechen aus der Bahn wirft?"
Ein müdes Lächeln huschte über seine Lippen. „Offensichtlich nicht", antwortete er
leise. „Ich wollte Sie wegen diesem bisschen Erbrechen nicht wecken."
„Darum geht's auch gar nicht. Aber haben Sie schon daran gedacht, dass Sie dabei
ohnmächtig werden und ersticken könnten?"
„Jetzt, wo Sie es sagen..." äusserte er lahm und Hermine erkannte, dass er absolut
nicht auf der Höhe war.
„Ich helfe Ihnen jetzt zurück ins Bett und Sie versprechen mir, dass Sie mich das
nächste Mal wecken – egal um welche Bagatelle es sich Ihrer Meinung nach
handelt", bemerkte sie burschikos und half ihm, sich wieder aufzurichten.
„Versprochen", antwortete Snape ungewöhnlich zahm.
# # # # #
Wieder eine Woche später – und nach Einnahme des dritten Trankes – klopfte
Hermine am Samstag morgen mit pochendem Herzen an Snapes Schlafzimmertür.
Als sie keine Antwort vernahm, betrat sie den Raum mit ahnungsvoll
zusammengepressten Lippen. Zu ihrer Überraschung war das Bett leer und durch die
offene Badezimmertür konnte sie erkennen, dass er sich auch dort nicht aufhielt. Im
ersten Moment wusste sie nicht, was sie davon halten sollte, als Snapes Gestalt im
Türrahmen des Balkons sichtbar wurde.
„Suchen Sie mich, Hermine?" Sein Blick war ernst, aber sein Gesichtsausdruck
wirkte entspannt. Sein Haar schien weniger grau zu sein, oder es fiel im Kontrast zu
seinem dunkelgrünen Morgenmantel nicht so sehr auf. Er stützte sich auch heute
wieder auf seinen Stock, doch seine Haltung wirkte auf Hermine so kraftvoll, wie
schon seit Wochen nicht mehr.
„Ja, allerdings! Sie haben mir einen ganz schönen Schreck eingejagt", sagte Hermine
und versuchte erst gar nicht, ihre Erleichterung, ihn wohlbehalten vorzufinden, zu
verbergen.
„Das wollte ich nicht", erwiderte Snape und Hermine war sich wie so oft nicht im
Klaren darüber, ob er es ernst meinte, oder ob er sich mit dieser Floskel nur den
Anschein von Höflichkeit geben wollte.
„Ich wollte vor dem Frühstück nur kurz an die frische Luft. Der Sonnenaufgang war
heute einzigartig", äusserte er mit überraschend weicher Stimme.
„Severus?! Es geht Ihnen also tatsächlich besser?"
„Pfui, Hermine – haben Sie etwa daran gezweifelt? So schauderhaft, wie dieser
Trank schmeckte, musste er einfach wirken", spöttelte Snape.
„Wie fühlen Sie sich? Ist das Zittern besser geworden? Haben Sie noch
Schmerzen?" fragte Hermine aufgeregt.
Snape hatte sich mittlerweile wieder zurück ins Zimmer begeben und sich auf sein
Bett gesetzt.
„Es ist leider noch alles so, wie gehabt", dämpfte Snape ihre Begeisterung. „Das war
nach einer einzigen Einnahme auch nicht anders zu erwarten. Aber ich fühle mich
trotzdem sehr viel besser, weil ich...", er machte eine kleine Pause, „... zum ersten
Mal seit zwei Jahren eine ganze Nacht durchgeschlafen habe."
„Aber das ist ja wundervoll", flüsterte Hermine.
Snape seufzte leise. „Es ist ein Anfang."
# # # # #
Hermine verliess ihn wie üblich am Sonntag abend. Sie hatten den Trank noch ein
wenig verändert und Snape schien sehr gut darauf anzusprechen. Bei ihrer regulären
Visite am Mittwoch konnte sie zu ihrer Freude bereits einige wesentliche
Verbesserungen seines Gesundheitszustandes feststellen. Er berichtete, dass die
Magenbeschwerden nachgelassen hätten, die Muskelschmerzen fast ganz
verschwunden wären und nur das Schwindelgefühl und das Zittern seiner Hände
sich kaum gebessert hatte. Trotzdem beschlossen sie gemeinsam, den Trank nicht
mehr weiter zu verändern, sondern mit einer Entscheidung bis Freitag abend zu
warten, wenn Hermine ihren nächsten Wochenend-Besuch bei ihm antreten würde.
Am Freitagabend führte Polly eine ziemlich erschöpfte Hermine wie üblich in den
Salon, wo Snape und sie immer gemeinsam zu Abend aßen. Der Tag war sehr
anstrengend gewesen und merkwürdiger Weise freute sich Hermine auf einen
ruhigen Abend mit ihrem ehemaligen Lehrer. Doch als sie den Salon betrat, fühlte
sie, dass Snape etwas völlig anderes im Sinn hatte.
Der Raum badete förmlich in warmem Kerzenlicht. Auf dem Tisch stand ein
wundervolles Blumenbukett aus roten und weissen Rosen und ein silberner
Sektkühler stand ebenfalls bereit. Snape hatte sich bei ihrem Eintreten erhoben und
zog nun eine der Rosen aus dem Gesteck.
„Ich weiss, dass ich heute nicht Geburtstag habe", sagte Hermine um sich durch den
Klang ihrer eigenen Stimme zu versichern, dass sie nicht träumte. „Und ich glaube,
Ihr Geburtstag ist erst in einem halben Jahr... also, was haben wir zu feiern?" fragte
sie um einen leichten Ton bemüht.
Snape kam gewandt auf sie zu und Hermine fiel auf, dass er keinen Stock mehr
benötigte. Als er sie fast erreicht hatte, blieb er stehen und hielt ihr die Rose hin. Sein
Arm war ausgestreckt und Hermines Augen weiteten sich, als ihr bewusst wurde,
dass weder sein Arm, noch ein einziges Blütenblatt der Rose zitterte. Ihre Blicke
trafen sich und Hermine wurde gewahr, wieviel Stolz und Erleichterung in seinen
Augen lag. Er sah, dass sie seine Botschaft begriffen hatte und trat näher zu ihr.
„Dank Ihrer Hartnäckigkeit, Hermine", sagte er lächelnd und Hermine senkte verwirrt
den Blick, als er ihr die Rose mit einer geschmeidigen Bewegung ins Haar steckte.
# # # # #
„Ich glaube nicht, dass ich noch ein Glas Sekt trinken sollte", erklärte Hermine mit
leicht schwankender Stimme.
Nach dem Essen hatten sie auf Snapes Genesung angestossen und Hermine hatte
nicht wirklich aufgepasst, wieviel sie schon getrunken hatte. Sie standen mittlerweile
an der grossen Terassentür und beobachteten die Sterne. Es kam Hermine so vor,
als ob Snape auch nicht mehr ganz nüchtern war und sie überlegte sich vage, ob sie
wohl noch fähig war, ihn die Treppe hinauf in sein Zimmer zu verfrachten.
„Sekt?" wiederholte Snape empört und schenkte ihr ungeachtet ihrer Proteste das
elegante Kristallglas voll. „Das ist Champagner!"
„Ich bin aber schon ziemlich beschwipst", protestierte sie lahm und nippte trotzdem
automatisch an ihrem Glas.
„Schon?" fragte Snape mit weicher Stimme.
„Ich vertrage nicht besonders viel", erläuterte sie und stellte das Glas auf einer
Kommode ab. „Ich glaube, ich sollte mich jetzt zurückzie... zurück..." sie schüttelte
energisch den Kopf. „Ins Bett gehen", schloss sie schliesslich mit Nachdruck.
Sie drehte sich um und kam dabei ins Stolpern. Sie wäre sicher auch so nicht
hingefallen, doch dass Snape sie mit seinen überraschend starken Armen festhielt,
war trotzdem entschieden von Vorteil.
Seine plötzliche Nähe verwirrte sie und verstärkte seltsamer Weise das leichte
Schwindelgefühl, das sie bereits vor einer Weile befallen hatte. Sein Kopf neigte sich
ihr leicht entgegen und bevor sie noch reagieren konnte, fühlte sie seine warmen
Lippen auf ihrem Mund. Der Kontakt war nur kurz und Hermine blickte verwirrt in
seine Augen, die mit einem seltsamen Ausdruck auf ihrem Gesicht ruhten.
„Was- was tun Sie da?" fragte sie ein wenig atemlos.
„Wonach sieht es denn aus?" Seine Stimme klang wie flüssiger Samt und der
zärtliche Tonfall liess ihren Magen kribbeln und ihre Knie weich werden und bevor sie
noch etwas anders sagen konnte, küsste er sie wieder – leidenschaftlicher, sinnlicher
und zärtlicher als zuvor. Und entgegen ihrem besseren Wissen gab sie schliesslich
nach und erwiderte seinen Kuss.
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(Fortsetzung folgt)
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Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.
Und weil ihr so brav ge-reviewt habt, gibt's heute schon die Fortsetzung!!!
Mein ewiger und zauberischer Dank geht dieses Mal an Alex, Angel 1291, Wenya
(ich guck bei Gelegenheit gerne mal vorbei), Chillkroete, Nikki
*bürstetsichfreudigerregtdaskonfettiab*, severin (du bist enttarnt *gg*), Elliot (Freiheit
für die Hauselfen *kicher*), snowflake, Mystical Selena
*schwesternhäubchenüberreich* ;-) und LastUnicorn4life (Kinder, schafft euch mal
kürzere Nicknames an ;-)).
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Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee
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Die Arbeit im Labor war angenehm. Auch wenn Snape selbst nicht mitarbeiten
konnte, war er doch ständig an ihrer Seite um sie zu kontrollieren und gelegentlich
auch um eine anerkennende Bemerkung zu machen. Sie war sich seiner Nähe mehr
als einmal auf verwirrende Art und Weise bewusst, besonders, als sie die Phönix-
Tränen abgezählt hatte.
Er hatte hinter ihr gestanden und ihr über die Schulter gesehen. Er war nur knapp
einen halben Kopf grösser als sie und sein warmer Atem streifte ihre Wange,
während er unwillkürlich leise die Tropfen mitzählte. Als sie Phiole und Reagenzglas
wieder auf dem Labortisch abgestellt hatte, hatte sie kurz das absolut irreale Gefühl,
er habe mit seinen Lippen ihre Haare gestreift, doch als sie zu ihm aufsah, war sein
Gesicht – wie so oft – völlig undurchdringlich.
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In den folgenden drei Wochen hatten sie auf diese Weise jede Wochen einen
Heiltrank hergestellt, den Snape jeweils ohne mit der Wimper zu zucken Freitag
abends eingenommen hatte. Obwohl Hermine sicher war, dass keiner der Tränke
schlimmere Folgen als eine Magenverstimmung haben sollte, wenn er
fehlgeschlagen war, so nötigte ihr seine Haltung doch den allergrössten Respekt ab.
Sie waren übereingekommen, dass Hermine diese Wochenenden in einem
Gästezimmer neben Snapes Schlafzimmer verbringen sollte, um ihm bei etwaigen
unangenehmen Nebenwirkungen Erleichterung zu verschaffen. Hermine hatte diese
Massnahme von sich aus vorgeschlagen und Snape hatte nach einigen Hin und Her
schliesslich eingewilligt, dass Polly ein Zimmer neben seinem vorbereitete.
Der erste Trank erwies sich als absoluter Fehlschlag. Er zeigte auch nach dem
dritten Tag überhaupt keine Wirkung, obwohl Snape ihn gewissenhaft morgens und
abends einnahm. Er bedachte Hermine dabei mit einem Das-hätte-ich-Ihnen-auch-
gleich-sagen-können-Blick, der ihr das Blut in die Wangen trieb, doch er enthielt sich
jeglicher Bemerkung, sondern schlug von sich aus einige Modifizierungen vor, die sie
im Laufe der Woche gemeinsam ausprobierten.
Der zweite Trank war insofern erfolgreicher, als dass er wenigstens die
Schwindelgefühle dämmte, doch leider traten im Laufe der Nacht auch einige
unbeabsichtigte Nebenwirkungen auf, von denen Hermine allerdings nur durch Zufall
erfuhr.
Der Tag war für einen Samstag im Spätherbst ungewöhnlich heiss gewesen und
auch die Nachtluft war überraschend mild. Hermine wachte mitten in der Nacht auf
und kam beinahe um vor Durst. Sie verliess deshalb ihr Bett, um sich aus dem
Badezimmer, welches gegenüber von ihrem Zimmer lag, ein Glas Wasser zu holen.
Sie liess alle Türen offenstehen und wollte nach dem dritten Glas gerade wieder ins
Bett zurück huschen, als sie bemerkte, dass unter Snapes Tür ein schwacher
Lichtschein in den Flur fiel. Sie fragte sich gerade, ob er wieder nicht schlafen konnte
und er einfach ein Buch las, als einige sehr typische Geräusche an ihr Ohr schlugen.
Hermine fluchte leise und betrat ohne Anzuklopfen Snapes Schlafzimmer. Ein
rascher Blick sagte ihr, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Snape kauerte in seinem
Badezimmer vor der Toilette und übergab sich unter qualvollem Würgen.
Ohne zu zögern ging sie zum ihm, riss ein Handtuch vom Haken, befeuchtete es mit
kaltem Wasser und wischte damit wortlos über Snapes Stirn und Nacken. Snape war
offensichtlich zu schwach um sich gegen ihre Samariterdienste zu wehren – was er
sonst zweifellos getan hätte. Er würgte noch einmal, doch sein Magen war
offensichtlich leer. Erschöpft sackte er auf dem Boden zusammen. Hermine reichte
ihm das Handtuch, drückte die Spülung und klappte den Toilettendeckel herunter.
Sie reichte ihm ein frisches Handtuch und warf das andere in die Badewanne.
„Geht's wieder?" fragte sie sanft.
Snape nickte. Er wirkte immer noch benommen.
„Warum haben Sie mich nicht gerufen? Genau deshalb bin ich doch jedes
Wochenende hier", bemerkte sie zornig und besorgt zugleich.
„Ich wollte nicht, dass Sie das..." sagte er matt und beendete den Satz mit einer
vielsagenden Geste.
Hermine verdrehte die Augen. „Ach du liebe Zeit! Da habe ich wirklich schon
Schlimmeres gesehen. Sogar während meiner Ausbildung. Glauben Sie wirklich,
dass mich so ein bisschen Erbrechen aus der Bahn wirft?"
Ein müdes Lächeln huschte über seine Lippen. „Offensichtlich nicht", antwortete er
leise. „Ich wollte Sie wegen diesem bisschen Erbrechen nicht wecken."
„Darum geht's auch gar nicht. Aber haben Sie schon daran gedacht, dass Sie dabei
ohnmächtig werden und ersticken könnten?"
„Jetzt, wo Sie es sagen..." äusserte er lahm und Hermine erkannte, dass er absolut
nicht auf der Höhe war.
„Ich helfe Ihnen jetzt zurück ins Bett und Sie versprechen mir, dass Sie mich das
nächste Mal wecken – egal um welche Bagatelle es sich Ihrer Meinung nach
handelt", bemerkte sie burschikos und half ihm, sich wieder aufzurichten.
„Versprochen", antwortete Snape ungewöhnlich zahm.
# # # # #
Wieder eine Woche später – und nach Einnahme des dritten Trankes – klopfte
Hermine am Samstag morgen mit pochendem Herzen an Snapes Schlafzimmertür.
Als sie keine Antwort vernahm, betrat sie den Raum mit ahnungsvoll
zusammengepressten Lippen. Zu ihrer Überraschung war das Bett leer und durch die
offene Badezimmertür konnte sie erkennen, dass er sich auch dort nicht aufhielt. Im
ersten Moment wusste sie nicht, was sie davon halten sollte, als Snapes Gestalt im
Türrahmen des Balkons sichtbar wurde.
„Suchen Sie mich, Hermine?" Sein Blick war ernst, aber sein Gesichtsausdruck
wirkte entspannt. Sein Haar schien weniger grau zu sein, oder es fiel im Kontrast zu
seinem dunkelgrünen Morgenmantel nicht so sehr auf. Er stützte sich auch heute
wieder auf seinen Stock, doch seine Haltung wirkte auf Hermine so kraftvoll, wie
schon seit Wochen nicht mehr.
„Ja, allerdings! Sie haben mir einen ganz schönen Schreck eingejagt", sagte Hermine
und versuchte erst gar nicht, ihre Erleichterung, ihn wohlbehalten vorzufinden, zu
verbergen.
„Das wollte ich nicht", erwiderte Snape und Hermine war sich wie so oft nicht im
Klaren darüber, ob er es ernst meinte, oder ob er sich mit dieser Floskel nur den
Anschein von Höflichkeit geben wollte.
„Ich wollte vor dem Frühstück nur kurz an die frische Luft. Der Sonnenaufgang war
heute einzigartig", äusserte er mit überraschend weicher Stimme.
„Severus?! Es geht Ihnen also tatsächlich besser?"
„Pfui, Hermine – haben Sie etwa daran gezweifelt? So schauderhaft, wie dieser
Trank schmeckte, musste er einfach wirken", spöttelte Snape.
„Wie fühlen Sie sich? Ist das Zittern besser geworden? Haben Sie noch
Schmerzen?" fragte Hermine aufgeregt.
Snape hatte sich mittlerweile wieder zurück ins Zimmer begeben und sich auf sein
Bett gesetzt.
„Es ist leider noch alles so, wie gehabt", dämpfte Snape ihre Begeisterung. „Das war
nach einer einzigen Einnahme auch nicht anders zu erwarten. Aber ich fühle mich
trotzdem sehr viel besser, weil ich...", er machte eine kleine Pause, „... zum ersten
Mal seit zwei Jahren eine ganze Nacht durchgeschlafen habe."
„Aber das ist ja wundervoll", flüsterte Hermine.
Snape seufzte leise. „Es ist ein Anfang."
# # # # #
Hermine verliess ihn wie üblich am Sonntag abend. Sie hatten den Trank noch ein
wenig verändert und Snape schien sehr gut darauf anzusprechen. Bei ihrer regulären
Visite am Mittwoch konnte sie zu ihrer Freude bereits einige wesentliche
Verbesserungen seines Gesundheitszustandes feststellen. Er berichtete, dass die
Magenbeschwerden nachgelassen hätten, die Muskelschmerzen fast ganz
verschwunden wären und nur das Schwindelgefühl und das Zittern seiner Hände
sich kaum gebessert hatte. Trotzdem beschlossen sie gemeinsam, den Trank nicht
mehr weiter zu verändern, sondern mit einer Entscheidung bis Freitag abend zu
warten, wenn Hermine ihren nächsten Wochenend-Besuch bei ihm antreten würde.
Am Freitagabend führte Polly eine ziemlich erschöpfte Hermine wie üblich in den
Salon, wo Snape und sie immer gemeinsam zu Abend aßen. Der Tag war sehr
anstrengend gewesen und merkwürdiger Weise freute sich Hermine auf einen
ruhigen Abend mit ihrem ehemaligen Lehrer. Doch als sie den Salon betrat, fühlte
sie, dass Snape etwas völlig anderes im Sinn hatte.
Der Raum badete förmlich in warmem Kerzenlicht. Auf dem Tisch stand ein
wundervolles Blumenbukett aus roten und weissen Rosen und ein silberner
Sektkühler stand ebenfalls bereit. Snape hatte sich bei ihrem Eintreten erhoben und
zog nun eine der Rosen aus dem Gesteck.
„Ich weiss, dass ich heute nicht Geburtstag habe", sagte Hermine um sich durch den
Klang ihrer eigenen Stimme zu versichern, dass sie nicht träumte. „Und ich glaube,
Ihr Geburtstag ist erst in einem halben Jahr... also, was haben wir zu feiern?" fragte
sie um einen leichten Ton bemüht.
Snape kam gewandt auf sie zu und Hermine fiel auf, dass er keinen Stock mehr
benötigte. Als er sie fast erreicht hatte, blieb er stehen und hielt ihr die Rose hin. Sein
Arm war ausgestreckt und Hermines Augen weiteten sich, als ihr bewusst wurde,
dass weder sein Arm, noch ein einziges Blütenblatt der Rose zitterte. Ihre Blicke
trafen sich und Hermine wurde gewahr, wieviel Stolz und Erleichterung in seinen
Augen lag. Er sah, dass sie seine Botschaft begriffen hatte und trat näher zu ihr.
„Dank Ihrer Hartnäckigkeit, Hermine", sagte er lächelnd und Hermine senkte verwirrt
den Blick, als er ihr die Rose mit einer geschmeidigen Bewegung ins Haar steckte.
# # # # #
„Ich glaube nicht, dass ich noch ein Glas Sekt trinken sollte", erklärte Hermine mit
leicht schwankender Stimme.
Nach dem Essen hatten sie auf Snapes Genesung angestossen und Hermine hatte
nicht wirklich aufgepasst, wieviel sie schon getrunken hatte. Sie standen mittlerweile
an der grossen Terassentür und beobachteten die Sterne. Es kam Hermine so vor,
als ob Snape auch nicht mehr ganz nüchtern war und sie überlegte sich vage, ob sie
wohl noch fähig war, ihn die Treppe hinauf in sein Zimmer zu verfrachten.
„Sekt?" wiederholte Snape empört und schenkte ihr ungeachtet ihrer Proteste das
elegante Kristallglas voll. „Das ist Champagner!"
„Ich bin aber schon ziemlich beschwipst", protestierte sie lahm und nippte trotzdem
automatisch an ihrem Glas.
„Schon?" fragte Snape mit weicher Stimme.
„Ich vertrage nicht besonders viel", erläuterte sie und stellte das Glas auf einer
Kommode ab. „Ich glaube, ich sollte mich jetzt zurückzie... zurück..." sie schüttelte
energisch den Kopf. „Ins Bett gehen", schloss sie schliesslich mit Nachdruck.
Sie drehte sich um und kam dabei ins Stolpern. Sie wäre sicher auch so nicht
hingefallen, doch dass Snape sie mit seinen überraschend starken Armen festhielt,
war trotzdem entschieden von Vorteil.
Seine plötzliche Nähe verwirrte sie und verstärkte seltsamer Weise das leichte
Schwindelgefühl, das sie bereits vor einer Weile befallen hatte. Sein Kopf neigte sich
ihr leicht entgegen und bevor sie noch reagieren konnte, fühlte sie seine warmen
Lippen auf ihrem Mund. Der Kontakt war nur kurz und Hermine blickte verwirrt in
seine Augen, die mit einem seltsamen Ausdruck auf ihrem Gesicht ruhten.
„Was- was tun Sie da?" fragte sie ein wenig atemlos.
„Wonach sieht es denn aus?" Seine Stimme klang wie flüssiger Samt und der
zärtliche Tonfall liess ihren Magen kribbeln und ihre Knie weich werden und bevor sie
noch etwas anders sagen konnte, küsste er sie wieder – leidenschaftlicher, sinnlicher
und zärtlicher als zuvor. Und entgegen ihrem besseren Wissen gab sie schliesslich
nach und erwiderte seinen Kuss.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++
(Fortsetzung folgt)
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