Disclaimer:

Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.

Danke, ihr Lieben! Eure Kommentare bestätigen mir, dass ich auf dem richtigen Weg
bin, obwohl ich mich hier auf ungewohntem Terrain bewege (komische Geschichten
liegen mir glaub ich doch mehr). Daher geht mein immerwährender, magisch
verstärkter Dank an

Liloe (das klärt sich in diesem Chap zumindest zum Teil), Elliot (*riechsalz und
mellissengeist überreich* ;-)), Angel 1291 (das Zitat gefällt mir! Aus welchem Stück
ist das? Als Antwort fällt mir nur Goethe ein: „Himmelhochjauchzend, zu Tode
betrübt, glücklich allein ist die Seele die liebt."), Mory (kommt alles noch), Chillkroete
(ja, ganz recht, Snapes Heilung ist nicht von langer Dauer – ich hatte eben schon
immer diese grausame Ader *gg*), sympathex, Severin (Tja, die Kinderanzahl stand
schon vorher fest – kannst du hellsehen?), Keeline (*seufz* du sprichst mir aus der
Seele – Snape ist ein Mann fürs Leben), Mystical Selena, Alex, Goliath, Lady
Romantique, LionSnape und Queen Bonnie (habe so langsam doch ein schlechtes
Gewissen *seufz*)

Also – Taschentücher, die Zweite!

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Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee

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Hermine begriff selbst nicht wirklich, warum sie eingewilligt hatte Snapes Frau zu
werden, doch seine Argumente waren nicht von der Hand zu weisen und wenn sie
ihn schon nicht liebte, so hatte sie ihn doch mittlerweile sehr gern. Sie glaubte
deshalb, dass es ihnen nicht allzu schwer fallen dürfte, gut miteinander
auszukommen.

Allerdings musste sie feststellen, dass es ihr, nachdem sie einmal nachgegeben
hatte, unglaublich schwer fiel, sich bei anderen Entscheidungen gegen ihren
Verlobten durchzusetzen. Er bestand darauf, dass sie sofort in seinem Haus
einziehen und innerhalb der nächsten drei Monate ihre Arbeit aufgeben sollte.
Hermine wehrte sich zuerst dagegen, doch er machte ihr auf unmissverständliche Art
und Weise klar, dass er nicht dulden würde, dass sie sich ihre Gesundheit und die
des Kindes ruiniere, so dass sie schliesslich einwilligte. Nur in einer einzigen Sache
blieb sie hart. Sie wollte keine grosse Hochzeit, sondern nur eine Zeremonie im
engsten Kreis – das Brautpaar, ihre Eltern und ein Trauzeuge.

Es war ihr ohnehin schon schwer genug gefallen, ihre Eltern von ihrer
Schwangerschaft und ihrer bevorstehenden Heirat zu berichten – sie fühlte sich
einfach nicht stark genug um den neugierigen Blicken und dem ungläubigen
Getuschel von Ron, Harry, Ginny und ihren anderen Freunden stand zu halten. Sie
würde sie nachträglich per Eulenpost über ihre Vermählung unterrichten und damit
basta!

Als sie ihrem Verlobten ihre Absichten unterbreitete, liess er sie keine Sekunde aus
den Augen und auch nachdem sie geendet hatte, sah er sie eine lange Zeit
nachdenklich an und schwieg.
„Also gut", sagte er schliesslich. „Eine Frau soll immer genau die Hochzeit haben, die
sie sich wünscht. Wer soll der Trauzeuge sein?"
Hermine atmete erleichtert durch.
„Danke, das ist sehr lieb von dir", antwortete sie und hauchte ihm einen Kuss auf die
Wange. „Wäre dir Minerva als Trauzeugin recht?"
„Warum nicht. Schreibst du ihr?"
Hermine nickte. „Ja, ich werde das erledigen."

# # # # #

Die Hochzeit fand mitten im Dezember statt und war tatsächlich so unspektakulär wie
Hermine es sich gewünscht hatte. Sie und Snape trafen sich mit einer gerührten
Minerva und Hermine's gefassten Eltern im Zaubereiministerium, wo der zuständige
Beamte die Trauung vornahm.
Hermine trug ein schlichtes, cremefarbenes Kleid mit einem halblangen weinroten
Festumhang, während der Bräutigam einen eleganten schwarzen Anzug gewählt
hatte, mit einem dunkelgrünen Umhang aus Samt. Hermine stellte insgeheim fest,
dass er trotz seiner ergrauenden Haare und seines Stocks eigentlich ein
gutaussehender Mann war, auch wenn er nicht unbedingt der Ehemann war, den sie
sich in ihren Jungmädchenträumen vorgestellt hatte. Ihre Hand zitterte leicht, als er
ihr den Ehering seiner Grossmutter auf den Finger schob.

# # # # #

Als das frischgebackene Ehepaar Snape am Abend ihres Hochzeitstages wieder ihr
Heim betraten, überfiel Hermine eine seltsame Nervosität.
Seit sie vor vier Wochen mit ihren gesamten Habseligkeiten bei ihm eingezogen war,
hatte sie jede Nacht in dem Gästezimmer neben seinem Schlafzimmer verbracht und
er hatte nie auch nur andeutungsweise zu verstehen gegeben, dass er sie lieber bei
sich hätte. Doch jetzt waren sie verheiratet und Hermine fragte sich, ob er
geschmacklos genug war um auf einer Hochzeitsnacht zu bestehen.

Ihre Sorge erwies sich jedoch als unbegründet, denn kaum hatten sie die Schwelle
übertreten und Polly ihnen die Mäntel abgenommen, richtete Snape das Wort an sie.
„Ich habe Polly heute morgen gesagt, dass sie auch weiterhin das Gästezimmer für
dich herrichten soll. Ich hoffe, dass es dir Recht ist – ich schlafe nachts sowieso
kaum und das würde dich sicher nur stören", äusserte er wie nebenbei und Hermine
war ihm für seine Einfühlsamkeit zutiefst dankbar.

# # # # #

Snape erwies sich in der Ehe zu Hermines Überraschung als liebevoll besorgter
Tyrann. Er achtete darauf, dass sie regelmässig und ausgewogen ass, dass sie sich
nicht überanstrengte, sich dennoch genügend an der frischen Luft bewegte und dass
sie sich nicht zu sehr langweilte. Obwohl es ihm oft nicht sehr gut ging und Hermine
häufig mit ihm schelten musste, bis er sich endlich mehr Ruhe gönnte und sich seine
Kraftreserven besser einteilte, hielt er sein Versprechen und sorgte sich um Hermine
und um das ungeborene Kind, doch er tat dies immer mit einer Art höflichem
Pflichtbewusstsein. Es war ein seltsames Arrangement, doch er schien damit
zufrieden zu sein und Hermine war es auch. Er bestand darauf, sie zu jedem
Untersuchungstermin zu begleiten und lauschte interessiert auf die Ausführungen
des Gynäkologen, der Hermine behandelte.

Im vierten Monat ihrer Schwangerschaft stellte ihr Arzt fest, dass sie Zwillinge
erwartete.
„Zwillinge?" stöhnte Hermine überwältigt. „Zwei Stück?"
„Ja", schmunzelte ihr Arzt. „Und so wie es aussieht sind es ein Junge und ein
Mädchen. Ich hoffe, sie haben in ihrem Haus genügend Platz."
„Platz hätten wir für ein Dutzend", sagte Snape und half seiner Frau in den Mantel,
während ein melancholisches Lächeln seine Mundwinkel umspielte. „Platz haben wir
– nur nicht genügend Zeit."

In dieser Nacht suchte Hermine zum ersten Mal Zuflucht bei ihrem Mann.
Sie war plötzlich aufgewacht und die unbestimmte Erinnerung an einen entsetzlichen
Albtraum hielt sie noch gefangen. Ihre ganze Situation erschien ihr mit einem Mal zu
schwer für ihre Schultern zu sein und die Gewissheit, dass sie sich nach Snape's
Tod allein um zwei Kinder würde kümmern müssen, setzte ihr unvermittelt heftig zu.
Auch das Unverständnis ihrer Freunde als sie von ihrer Ehe erfahren hatten, hatte
sie noch nicht überwunden und trieb ihr jetzt die Tränen in die Augen.

Es war weit nach Mitternacht, doch er hatte noch nicht geschlafen und so sah er sie
erstaunt an, als sie zitternd im Türrahmen stand und keine zwei Sekunden später
ihren Kopf an seiner Schulter barg und herzzerreissend schluchzte. Er schloss sie
wortlos in seine Arme und liess sie weinen bis sie in den frühen Morgenstunden völlig
erschöpft einschlief. Er hatte nicht wirklich aus ihr herausbekommen, was sie so aus
dem Gleichgewicht gebracht hatte, doch er glaubte zumindest es zu verstehen.

Nach dieser Nacht benutzte Hermine nie wieder das Gästezimmer. Doch obwohl sie
sich mittlerweile manchmal insgeheim wünschte, Snape möge sich ihr gegenüber
etwas zärtlicher verhalten, so beklagte sie sich doch nie, wenn er nicht mehr tat, als
sie auf die Wange zu küssen.

# # # # #

Weitere vier Monate später war Hermines Schwangerschaft soweit fortgeschritten,
dass sie oft stöhnte sie wäre sich sicher nicht nur Zwillinge zu erwarten, sondern ein
ganzes Rudel.
„Das sind sicher mehr als nur zwei", beschwerte sie sich mit einer Geste zu ihrer
nicht mehr vorhandenen Taille.
Snape lächelte. „Und ich bin mir sicher, dass sich dein Arzt nicht geirrt hat. Hast du
mittlerweile die Entwürfe für die Geburtsanzeige wieder gefunden?"
„Nein", brummte Hermine schlecht gelaunt. „Polly hat sie ein bisschen zu gut
aufgeräumt. Aber ich glaube, sie dürften wohl in einem der Regale in deinem
Arbeitszimmer sein. Ich werde am besten gleich danach suchen, bevor ich es wieder
vergesse." Sie erhob sich schwerfällig.
„Tu' das", erwiderte Snape. „Möchtest du, dass ich dir helfe?"
„Nein, das ist nicht notwendig", wehrte Hermine ab. „Aber sag' mir Bescheid, wann
das Mittagessen fertig ist... falls ich bis dahin noch nicht wieder zurück bin", orakelte
sie dumpf.

Sie ging in sein Arbeitszimmer und fing bei der ersten Kommode an. Sie zog die
Schubladen auf und blickte suchend hinein.
Erste Schublade – Pergamentrollen und Federkiele, zweite Schublade – Kerzen und
Streichhölzer, dritte Schublade – einige Aktenmappen und zwei Schachteln. Hermine
öffnete aufs Geratewohl eine der Schachteln, doch darin lag nur verschiedenfarbiges
Siegelwachs und einige leere Briefumschläge.

Hermine schloss die Schachtel wieder und seufzte. Manchmal war Polly wirklich eine
Landplage. Sie holte die zweite, grössere Schachtel aus der Schublade und stellte
sie oben auf die Kommode. Sie hob den Deckel ab, warf einen Blick auf den Inhalt
und stutzte.

Darin lagen Briefe, fein säuberlich gebündelt und mit lindgrünen Schleifen
zusammengebunden. Hermine entnahm der Schachtel ein Bündel Briefe und
beäugte diese neugierig. Die Umschläge trugen weder Anschrift noch Absender und
waren bei näherem Hinsehen auch nicht verschlossen. Hermine fragte sich mit
einem nervösen Kichern, ob es sich vielleicht um Liebesbriefe aus der Jugendzeit
ihres Mannes handelte, obwohl sie sich das bei Snape nicht wirklich vorstellen
konnte.

Versonnen blätterte sie das Briefbündel durch, doch schliesslich siegte die weibliche
Neugierde, sie zog sich einen Stuhl an die Kommode und setzte sich hin. Willkürlich
zog sie einen Brief aus dem Bündel und öffnete ihn, während sie vor wohliger
Spannung ihre Unterlippe zwischen die Zähne zog.

Der Brief trug keine Unterschrift, doch sie erkannte deutlich Snapes gestochene,
leicht nach rechts geneigte Handschrift und auch über den Adressaten konnte kein
Zweifel bestehen.

//Liebe Hermine,
du hast heute im Unterricht schon wieder diesem Trottel Longbottom geholfen...//

Hermine hielt völlig perplex den Atem an. Das konnte doch nicht sein! Ihre Blicke
flogen zur rechten oberen Ecke des Briefes in der gewissenhaft das Datum notiert
worden war. Für einen Moment verschwamm die Schrift vor ihren Augen, doch ein
Irrtum war ganz ausgeschlossen – als Snape diesen Brief an sie geschrieben hatte,
war sie noch in die sechste Klasse gegangen.

Fieberhaft riss sie den nächsten Brief auf.

//Liebe Hermine,
ich begreife immer noch nicht, wie mir das passieren konnte...//

//Liebe Hermine,
mit jedem Tag der vergeht...//

//Liebe Hermine,
heute war dein letzter Schultag und ich weiss nicht, ob ich stolz auf dich sein soll,
weil ich noch nie eine so begabte Schülerin unterrichtet habe, oder ob ich diesen Tag
verfluchen soll, weil er mich deines Anblicks beraubt...//

//Liebe Hermine,
Minerva hat heute im Lehrerzimmer entsetzlich damit angegeben, dass du dich zu
Studienzwecken an einer Muggeluniversität eingeschrieben hast. Ich habe so getan,
als ob es mich nicht im Mindesten interessiert, doch später....//

//Liebe Hermine,
Als ich heute in der Winkelgasse zufällig Potter getroffen habe, musste ich all' meine
Kräfte zusammennehmen um ihn nicht nach dir zu fragen – er hat mir trotzdem so
Einiges über dich erzählt...//

So ging es immer weiter. Ein Brief nach dem anderen wurde von Hermine's
bebenden Händen geöffnet, mit ungläubig staunenden Blicken überflogen und
schliesslich achtlos auf den Boden geworfen, wo sich zu ihren Füssen im Laufe der
Zeit eine kleine Papierschneewehe bildete. Snape hatte ihr über Jahre hinweg immer
wieder Briefe geschrieben – manchmal jeden Monat einen, dann wieder jede Woche,
oder auch nur drei oder vier im ganzen Jahr. Nie hatte er einen dieser Briefe
abgeschickt und Hermine stellte mit bangem Herzen fest, dass der Mann, der sich in
diesen Briefen offenbarte völlig anders war, als der Snape, den sie glaubte zu
kennen. In diesen Briefen war er warmherzig, voller Selbstironie, liebevoll und
zärtlich. Schliesslich hielt sie den letzten Brief in ihren Händen.

//Liebste!
Du hast diesen Tag– ohne es zu wissen – zum glücklichsten Tag meines Lebens
gemacht. Du hast eingewilligt meine Frau zu werden...//

„Hermine?! Steckst du immer noch hier drin? Das Essen ist fertig."
Hermine sah ertappt auf und erblickte ihren Mann im Türrahmen. Wie immer ganz in
schwarz gekleidet, auf seinen Stock gestützt, eine dunkle Haarsträhne hing ihm
widerspenstig ins Gesicht, auf welchem sich erst Überraschung und dann milde
Resignation abzeichnete.
„Du hast die Briefe also gefunden", stellte er mit einem leisen Seufzen fest.

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(Fortsetzung folgt)
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Das nächste Kapitel ist dann auch schon das Letzte... der Rohentwurf ist schon
fertig, aber ich werde für den Feinschliff noch einige Zeit brauchen. Mal sehen, ob
ich's vielleicht bis nächste Woche fertigkriege.