Disclaimer:
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.
Es ist mal wieder soweit – das letzte Kapitel einer Story ist erreicht. Es heisst
Abschied nehmen und ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich noch ein Mal
bei allen, die Hermine und Severus bis hierher begleitet haben.
Lady Romantique, pascale_sweet (ich gebe dir Recht – für moderne Mädels ist
unsere Herm hier wirklich kein Vorbild), Chillkroete, Alex, E*T, Severin (deine
Reviews sind immer etwas ganz Besonderes), Yulara, Mystical Selena, Angel 1291
(ja, Schiller – man lernt so was eigentlich immer erst nach seiner Schulzeit zu
schätzen), LionSnape, Chino, Mory, Sleep (danke! *g*), Alinija und Crisa ! Fühlt euch
alle von Herzen geknuddelt!
Also, ihr Lieben! Endspurt – holt schon mal die Klinikpackung Taschentücher – ich
habe mich von euren Bitten nämlich nicht erweichen lassen...
++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee
++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hermines Kehle war wie zugeschnürt.
„Du hast mich die ganze Zeit geliebt", wisperte sie fassungslos. „All die Jahre über...
und ich habe nie etwas gemerkt... Warum hast du nie etwas gesagt?"
Seine Reaktion überraschte sie.
Er lächelte und in seinen Augen lag ein derart weicher und liebevoller Ausdruck,
dass es ihr fast den Atem benahm.
„Wann hätte ich es dir denn sagen sollen?" fragte er sanft. „Als ich noch dein Lehrer
war? Oder als ich dich nicht vergessen konnte, obwohl ich dich schon fünf Jahre
nicht mehr gesehen hatte? Oder als ich todkrank in deinem Wartezimmer sass? Sei
ehrlich zu dir selbst Hermine – egal wann ich es dir gesagt hätte, egal wie ich es dir
gesagt hätte – du wärst schreiend davon gelaufen." Ein melancholisches Lächeln
huschte über seine Lippen. „Nicht, dass ich es nicht versucht hätte... aber da auf
keine meiner Avancen auch nur die leiseste Reaktion erfolgte... nicht einmal nach
jener Nacht, in der ich alles auf eine Karte gesetzt habe... ich hatte so sehr gehofft,
dass sich dein Kopf endlich von deinem Körper überzeugen lassen würde. Ich habe
die ganze Nacht wach gelegen und darauf gewartet, dass du aufwachst. Eine einzige
Geste hätte mir genügt – ein Lächeln – ein Leuchten in deinen Augen...Ich hatte
wirklich gehofft ich könnte dich für mich gewinnen. Wenn du es nur zugelassen
hättest, dann hätte ich dich so zärtlich geliebt, wie noch nie eine Frau zuvor von
einem Mann geliebt worden ist."
Hermine war wie vor den Kopf geschlagen. Ihr Herz klopfte wie wild, doch er stand
immer noch ruhig und unerschütterlich in der Tür und sah sie mit seinen dunklen
Augen einfach nur an.
„Wolltest du deshalb wissen, wieviel Zeit dir noch bleibt?" fragte sie mit bebender
Stimme.
„Zum Teil. Ich wollte dich einfach noch einmal sehen und während wir uns über
meine Krankheit unterhielten, begriff ich, dass dies meine allerletzte Chance sein
würde. Als dieser Entschluss einmal gefasst war, war es für mich natürlich von
grossem Interesse wieviel Zeit mir noch zur Verfügung stehen würde um dich... nun
ja... zu erobern. Es ist mir nicht wirklich geglückt." Er lächelte kläglich.
„Warum gerade ich?" hauchte sie.
„Seit wann fragt Liebe nach Logik? Du kannst mir glauben, wenn ich es hätte
vermeiden können, dann hätte ich mich nie in dich verliebt – aber es ist mir nur
gelungen, meine Gefühle für dich zu verstecken – abtöten konnte ich sie nicht und
dabei habe ich es weiss Gott versucht! Stattdessen habe ich diese Briefe
geschrieben... sie haben mir einen gewissen Halt in meinem Leben gegeben..."
Hermine legte unwillkürlich eine Hand über ihren gewölbten Leib.
„Und das hier?" fragte sie leise.
„Eine glückliche Fügung des Schicksals – zumindest für mich", gab er mit leisem
Bedauern zu. „Nach dieser Nacht hast du mir sehr schmerzhaft klar gemacht, dass
mein Werben nie Aussicht auf Erfolg haben würde. Ich muss leider zugeben, dass
ich darauf das Interesse an einer eventuellen Genesung meinerseits verloren hatte –
bis zu diesem Tag an dem du mir von deiner Schwangerschaft erzählt hast."
Hermine schwirrte der Kopf. War das alles nur ein verrückter Traum?
„Du wolltest mich so unbedingt heiraten, dass es dir egal war, was ich für dich
empfinde? Und was war mit dieser rührseligen Geschichte über deine Mutter? Hast
du die exklusiv für mich erfunden?" fragte sie aufgewühlt.
Snape schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, diese Geschichte ist leider wahr. Und – ja, ich wollte dich so unbedingt, dass
mir die Umstände und deine Gefühle völlig gleichgültig waren", erklärte er mit brutaler
Offenheit. „Nennen wir es doch zielgerichteten Egoismus. Natürlich hast du Recht,
wenn du diese Taktik als verwerflich anprangerst, doch was sollte ich tun? Mir lief die
Zeit davon."
Schweigen senkte sich über den Raum. Bis Snape sich schliesslich einen Ruck gab
und das Schweigen brach. „Ich würde ja sagen, dass es mir leid tut", sagte er sanft,
„... aber das tut es nun mal nicht. Ich bin nämlich sehr, sehr froh, dass du meine Frau
geworden bist. Ich wollte immer Kinder... Damit hat mein verpfuschtes Leben letzten
Endes vielleicht doch noch einen Sinn gehabt."
Hermine war blass geworden, doch die Ursache dafür lag nicht bei seinen letzten
Worten, sondern an dem plötzlichen Schmerz, der ihren Körper zu spalten drohte.
„Severus!" rief sie mit erstickter Stimme.
„Was ist mit dir?" fragte er und trat besorgt einige Schritte auf sie zu.
„Die Babys", ächzte Hermine. „Ich fürchte, es ist soweit!"
„Hab' keine Angst", tröstete er sie rasch. „Ich bin bei dir."
# # # # #
Snape benachrichtigte den Arzt und schaffte Hermine mit Pollys Hilfe ins
Schlafzimmer. Er blieb bei ihr, sprach beruhigend auf sie ein und hielt die ganze Zeit
über ihre Hand, auch wenn Hermine seine Finger fast zerquetschte, wenn eine
besonders heftige Wehe schmerzhaft durch ihren Körper zog.
Eine halbe Stunde später waren Arzt und Hebamme eingetroffen, doch ein Blick aus
Hermines flehentlichen Augen genügte Snape, um dem Arzt mit fester Stimme zu
erklären, nicht einmal zehn Hippogreife könnten ihn jetzt von seiner Frau fernhalten.
So kam es, dass vier erschöpfende Stunden später Snape selbst die Nabelschnur
seiner Tochter und seines Sohnes durchtrennte und die Babys seiner überwältigten
Frau in die Arme legte.
Glücklich und tränenüberströmt, betrachte Hermine die zwei kleinen Wunder in ihren
Armen. Dann hob sie ihre Augen zu ihrem Mann empor und ihre Blicke trafen sich. In
diesem Moment sah sie zum ersten Mal tief hinab in seine Seele und sie öffnete ihm
ihr Herz.
„Ich liebe dich, Severus. Ich liebe dich von ganzem Herzen."
Snape hielt für einen Moment unwillkürlich den Atem an, dann küsste er sie zärtlich
auf den Mund und lächelte liebevoll auf sie hinab.
„Ich liebe dich mehr als mein Leben, denn du hast mir heute das grossartigste
Geschenk gemacht, das eine Frau einem Mann machen kann... ein gewisses Maß
an Unsterblichkeit...."
# # # # #
Severus Snape überlebte die Geburt seiner Kinder um 14 Monate und drei Tage,
doch wenn Hermine zurückblickte, dann waren diese 14 Monate zweifellos die
glücklichste Zeit in ihrem Leben gewesen und sie dankte Gott, dass sie noch
rechtzeitig genug erkannt hatte, was für ein wundervoller Mensch ihr Ehemann doch
war. Es war für sie noch nicht zu spät gewesen – sie genossen die gemeinsame Zeit,
die ihnen noch blieb und verbrachten jede Minute mit ihren Kindern.
Severus war ein sehr liebevoller Vater, der sich rührend um ihre Tochter Sabrina und
ihren Sohn Severin kümmerte. Für Hermine war es daher keine Überraschung, dass
das erste Wort der beiden nicht ‚Mama' sondern ‚Papa' war.
Sein Gesundheitszustand hatte sich in diesen Monaten weitgehend stabilisiert, doch
Hermine entging nicht, dass er trotz allem immer schwächer wurde. Als er während
der letzten Tage zu schwach war um das Bett zu verlassen, wich Hermine nicht von
seiner Seite. Sie litt in dieser Zeit entsetzlich und es kam ihr so vor, als ob ihr Herz
täglich in tausend Stücke brechen würde, doch seine unerschütterliche Ruhe gaben
ihr die Kraft ihm beizustehen.
Nachts lag sie neben ihm im Bett und weinte lautlos vor sich hin, um ihn nicht zu
beunruhigen, doch morgens bemerkte er natürlich ihre geröteten Augen. Manchmal
unterhielten sie sich nächtelang – gerade so, als wollten sie die verlorene Zeit
aufholen. Auch die letzte Nacht war wieder so eine Nacht voller zärtlicher Gespräche
gewesen und Hermine empfand diese bitter-süsse Zeit als etwas unendlich
Kostbares. Als der Morgen heraufdämmerte schwiegen sie eine Weile und Hermine
glaubte schon, Severus wäre eingeschlafen, doch dann hörte sie erneut seine
weiche Stimme.
„Hermine?"
„Ja, Severus. Ich bin hier." Sie griff nach seiner Hand.
„Du musst mir etwas versprechen", flüsterte er eindringlich.
„Alles."
„Ich will nicht, dass du weinst", verlangte er mit sanfter Stimme. „Nicht wegen mir.
Versprichst du mir das?"
Hermine schluckte krampfhaft, doch dann nickte sie.
„Ich verspreche es", sagte sie gefasst. „Glaubst du... glaubst du du wirst vielleicht
zurückkommen?" fragte sie verzagt. Diese Frage hatte ihr seit Tagen auf der Seele
gebrannt, doch sie hatte nie gewagt, sie zu stellen.
„Als Geist, meinst du?"
Hermine nickte erneut.
„Nein – ich glaube nicht... dazu hast du mich viel zu glücklich gemacht." Er lächelte
schwach.
Drei Stunden später hatte Severus Snape für immer die Augen geschlossen.
# # # # #
+++ 20 Jahre später +++
Hermine Snape stand mit ihren Kindern vor dem Grab ihres Mannes. Wie jedes Jahr
an seinem Todestag legten sie weisse und rote Rosen neben seinem Grabstein aus
schwarzem Marmor ab.
Hermine zwinkerte um die aufsteigenden Tränen zu vertreiben. Ihre Tochter Sabrina
beugte sich besorgt zu ihr.
„Nun wein' doch, Mama – es würde dir sicher helfen", schalt sie liebevoll.
Sabrina war ihrem Vater beängstigend ähnlich. Bis auf die Nase, die er
glücklicherweise nur seinem Sohn vererbt hatte, war sie ihm wie aus dem Gesicht
geschnitten. Die langen schwarzen Haare, die dunklen, stechenden Augen und das
Geschick für Zaubertränke verdankte sie ihm. Doch sie hatte auch das liebevolle
Wesen und den Charme von Severus geerbt, den er erst in seinen letzten Jahren
offenbart hatte. Sie unterrichtete bereits in Hogwarts und war ihren Schülern eine
strenge, aber auch eine gerechte Lehrerin.
„Das kann ich nicht, Sabrina. Du weißt genau, dass ich es deinem Vater versprochen
habe!"
Wehmütig betrachtete Hermine die letzte Ruhestätte ihres Mannes. Es war das
Letzte worum er sie gebeten hatte und sie dachte nicht daran, dieses Versprechen
zu brechen – egal, wie schwer es ihr fallen sollte.
„Ich habe gestern mal wieder in deinen alten Schul-Tagebüchern geblättert, die du
uns letztes Jahr gegeben hast", meldete sich Severin zu Wort. „Nach dem, was du da
so geschrieben hast, konnte Dad ganz schön eklig sein... Ich verstehe eigentlich
nicht wirklich, wie du ihn heiraten konntest."
Bei Severin hingegen hatte sich die Magie einen Scherz erlaubt. Er war ein Squib
und Hermine war manchmal froh, dass Severus dies nicht mehr hatte miterleben
müssen. Allerdings hatte auch Severin mit slytherin-typischem Geschick seinen Weg
gefunden – er arbeitete als Verbindungsmann zwischen der Muggelregierung und
dem Zaubereiministerium. In seiner Freizeit verbrachte er seit Neuestem verdächtig
viel Zeit mit Harry's und Ginny's Tochter Angela. Hermine hatte nach Severus' Tod
wieder den Kontakt zu ihren Freunden gesucht und hatte dort die Liebe und
Unterstützung erhalten, nach der sie sich gesehnt, doch bis zu diesem Zeitpunkt
nicht zugelassen hatte.
Hermine fuhr ihrem Sohn durch das ohnehin verwuschelte braune Haar und gab ihm
einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. Sie nahm ihm seine Worte nicht übel –
Severin stichelte nun mal genauso gerne wie sein Vater das immer getan hatte und
machte dabei nicht einmal vor seiner Mutter halt.
„Euer Vater war einzigartig", erklärte sie mit Nachdruck. „Er hatte seine guten und
seine schlechten Seiten. Auch wenn die schlechte Seite gelegentlich überwog", gab
sie ehrlicher Weise zu. „Doch genau das hat ihn zu dem gemacht, was er war - die
Liebe meines Lebens – obwohl ich es fast zu spät erkannt hätte", schloss sie mit
weicher Stimme.
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ENDE
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Danke!
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir,
sondern J. K. Rowling.
Es ist mal wieder soweit – das letzte Kapitel einer Story ist erreicht. Es heisst
Abschied nehmen und ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich noch ein Mal
bei allen, die Hermine und Severus bis hierher begleitet haben.
Lady Romantique, pascale_sweet (ich gebe dir Recht – für moderne Mädels ist
unsere Herm hier wirklich kein Vorbild), Chillkroete, Alex, E*T, Severin (deine
Reviews sind immer etwas ganz Besonderes), Yulara, Mystical Selena, Angel 1291
(ja, Schiller – man lernt so was eigentlich immer erst nach seiner Schulzeit zu
schätzen), LionSnape, Chino, Mory, Sleep (danke! *g*), Alinija und Crisa ! Fühlt euch
alle von Herzen geknuddelt!
Also, ihr Lieben! Endspurt – holt schon mal die Klinikpackung Taschentücher – ich
habe mich von euren Bitten nämlich nicht erweichen lassen...
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Zu spät?
Fanfiction von Lorelei Lee
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Hermines Kehle war wie zugeschnürt.
„Du hast mich die ganze Zeit geliebt", wisperte sie fassungslos. „All die Jahre über...
und ich habe nie etwas gemerkt... Warum hast du nie etwas gesagt?"
Seine Reaktion überraschte sie.
Er lächelte und in seinen Augen lag ein derart weicher und liebevoller Ausdruck,
dass es ihr fast den Atem benahm.
„Wann hätte ich es dir denn sagen sollen?" fragte er sanft. „Als ich noch dein Lehrer
war? Oder als ich dich nicht vergessen konnte, obwohl ich dich schon fünf Jahre
nicht mehr gesehen hatte? Oder als ich todkrank in deinem Wartezimmer sass? Sei
ehrlich zu dir selbst Hermine – egal wann ich es dir gesagt hätte, egal wie ich es dir
gesagt hätte – du wärst schreiend davon gelaufen." Ein melancholisches Lächeln
huschte über seine Lippen. „Nicht, dass ich es nicht versucht hätte... aber da auf
keine meiner Avancen auch nur die leiseste Reaktion erfolgte... nicht einmal nach
jener Nacht, in der ich alles auf eine Karte gesetzt habe... ich hatte so sehr gehofft,
dass sich dein Kopf endlich von deinem Körper überzeugen lassen würde. Ich habe
die ganze Nacht wach gelegen und darauf gewartet, dass du aufwachst. Eine einzige
Geste hätte mir genügt – ein Lächeln – ein Leuchten in deinen Augen...Ich hatte
wirklich gehofft ich könnte dich für mich gewinnen. Wenn du es nur zugelassen
hättest, dann hätte ich dich so zärtlich geliebt, wie noch nie eine Frau zuvor von
einem Mann geliebt worden ist."
Hermine war wie vor den Kopf geschlagen. Ihr Herz klopfte wie wild, doch er stand
immer noch ruhig und unerschütterlich in der Tür und sah sie mit seinen dunklen
Augen einfach nur an.
„Wolltest du deshalb wissen, wieviel Zeit dir noch bleibt?" fragte sie mit bebender
Stimme.
„Zum Teil. Ich wollte dich einfach noch einmal sehen und während wir uns über
meine Krankheit unterhielten, begriff ich, dass dies meine allerletzte Chance sein
würde. Als dieser Entschluss einmal gefasst war, war es für mich natürlich von
grossem Interesse wieviel Zeit mir noch zur Verfügung stehen würde um dich... nun
ja... zu erobern. Es ist mir nicht wirklich geglückt." Er lächelte kläglich.
„Warum gerade ich?" hauchte sie.
„Seit wann fragt Liebe nach Logik? Du kannst mir glauben, wenn ich es hätte
vermeiden können, dann hätte ich mich nie in dich verliebt – aber es ist mir nur
gelungen, meine Gefühle für dich zu verstecken – abtöten konnte ich sie nicht und
dabei habe ich es weiss Gott versucht! Stattdessen habe ich diese Briefe
geschrieben... sie haben mir einen gewissen Halt in meinem Leben gegeben..."
Hermine legte unwillkürlich eine Hand über ihren gewölbten Leib.
„Und das hier?" fragte sie leise.
„Eine glückliche Fügung des Schicksals – zumindest für mich", gab er mit leisem
Bedauern zu. „Nach dieser Nacht hast du mir sehr schmerzhaft klar gemacht, dass
mein Werben nie Aussicht auf Erfolg haben würde. Ich muss leider zugeben, dass
ich darauf das Interesse an einer eventuellen Genesung meinerseits verloren hatte –
bis zu diesem Tag an dem du mir von deiner Schwangerschaft erzählt hast."
Hermine schwirrte der Kopf. War das alles nur ein verrückter Traum?
„Du wolltest mich so unbedingt heiraten, dass es dir egal war, was ich für dich
empfinde? Und was war mit dieser rührseligen Geschichte über deine Mutter? Hast
du die exklusiv für mich erfunden?" fragte sie aufgewühlt.
Snape schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, diese Geschichte ist leider wahr. Und – ja, ich wollte dich so unbedingt, dass
mir die Umstände und deine Gefühle völlig gleichgültig waren", erklärte er mit brutaler
Offenheit. „Nennen wir es doch zielgerichteten Egoismus. Natürlich hast du Recht,
wenn du diese Taktik als verwerflich anprangerst, doch was sollte ich tun? Mir lief die
Zeit davon."
Schweigen senkte sich über den Raum. Bis Snape sich schliesslich einen Ruck gab
und das Schweigen brach. „Ich würde ja sagen, dass es mir leid tut", sagte er sanft,
„... aber das tut es nun mal nicht. Ich bin nämlich sehr, sehr froh, dass du meine Frau
geworden bist. Ich wollte immer Kinder... Damit hat mein verpfuschtes Leben letzten
Endes vielleicht doch noch einen Sinn gehabt."
Hermine war blass geworden, doch die Ursache dafür lag nicht bei seinen letzten
Worten, sondern an dem plötzlichen Schmerz, der ihren Körper zu spalten drohte.
„Severus!" rief sie mit erstickter Stimme.
„Was ist mit dir?" fragte er und trat besorgt einige Schritte auf sie zu.
„Die Babys", ächzte Hermine. „Ich fürchte, es ist soweit!"
„Hab' keine Angst", tröstete er sie rasch. „Ich bin bei dir."
# # # # #
Snape benachrichtigte den Arzt und schaffte Hermine mit Pollys Hilfe ins
Schlafzimmer. Er blieb bei ihr, sprach beruhigend auf sie ein und hielt die ganze Zeit
über ihre Hand, auch wenn Hermine seine Finger fast zerquetschte, wenn eine
besonders heftige Wehe schmerzhaft durch ihren Körper zog.
Eine halbe Stunde später waren Arzt und Hebamme eingetroffen, doch ein Blick aus
Hermines flehentlichen Augen genügte Snape, um dem Arzt mit fester Stimme zu
erklären, nicht einmal zehn Hippogreife könnten ihn jetzt von seiner Frau fernhalten.
So kam es, dass vier erschöpfende Stunden später Snape selbst die Nabelschnur
seiner Tochter und seines Sohnes durchtrennte und die Babys seiner überwältigten
Frau in die Arme legte.
Glücklich und tränenüberströmt, betrachte Hermine die zwei kleinen Wunder in ihren
Armen. Dann hob sie ihre Augen zu ihrem Mann empor und ihre Blicke trafen sich. In
diesem Moment sah sie zum ersten Mal tief hinab in seine Seele und sie öffnete ihm
ihr Herz.
„Ich liebe dich, Severus. Ich liebe dich von ganzem Herzen."
Snape hielt für einen Moment unwillkürlich den Atem an, dann küsste er sie zärtlich
auf den Mund und lächelte liebevoll auf sie hinab.
„Ich liebe dich mehr als mein Leben, denn du hast mir heute das grossartigste
Geschenk gemacht, das eine Frau einem Mann machen kann... ein gewisses Maß
an Unsterblichkeit...."
# # # # #
Severus Snape überlebte die Geburt seiner Kinder um 14 Monate und drei Tage,
doch wenn Hermine zurückblickte, dann waren diese 14 Monate zweifellos die
glücklichste Zeit in ihrem Leben gewesen und sie dankte Gott, dass sie noch
rechtzeitig genug erkannt hatte, was für ein wundervoller Mensch ihr Ehemann doch
war. Es war für sie noch nicht zu spät gewesen – sie genossen die gemeinsame Zeit,
die ihnen noch blieb und verbrachten jede Minute mit ihren Kindern.
Severus war ein sehr liebevoller Vater, der sich rührend um ihre Tochter Sabrina und
ihren Sohn Severin kümmerte. Für Hermine war es daher keine Überraschung, dass
das erste Wort der beiden nicht ‚Mama' sondern ‚Papa' war.
Sein Gesundheitszustand hatte sich in diesen Monaten weitgehend stabilisiert, doch
Hermine entging nicht, dass er trotz allem immer schwächer wurde. Als er während
der letzten Tage zu schwach war um das Bett zu verlassen, wich Hermine nicht von
seiner Seite. Sie litt in dieser Zeit entsetzlich und es kam ihr so vor, als ob ihr Herz
täglich in tausend Stücke brechen würde, doch seine unerschütterliche Ruhe gaben
ihr die Kraft ihm beizustehen.
Nachts lag sie neben ihm im Bett und weinte lautlos vor sich hin, um ihn nicht zu
beunruhigen, doch morgens bemerkte er natürlich ihre geröteten Augen. Manchmal
unterhielten sie sich nächtelang – gerade so, als wollten sie die verlorene Zeit
aufholen. Auch die letzte Nacht war wieder so eine Nacht voller zärtlicher Gespräche
gewesen und Hermine empfand diese bitter-süsse Zeit als etwas unendlich
Kostbares. Als der Morgen heraufdämmerte schwiegen sie eine Weile und Hermine
glaubte schon, Severus wäre eingeschlafen, doch dann hörte sie erneut seine
weiche Stimme.
„Hermine?"
„Ja, Severus. Ich bin hier." Sie griff nach seiner Hand.
„Du musst mir etwas versprechen", flüsterte er eindringlich.
„Alles."
„Ich will nicht, dass du weinst", verlangte er mit sanfter Stimme. „Nicht wegen mir.
Versprichst du mir das?"
Hermine schluckte krampfhaft, doch dann nickte sie.
„Ich verspreche es", sagte sie gefasst. „Glaubst du... glaubst du du wirst vielleicht
zurückkommen?" fragte sie verzagt. Diese Frage hatte ihr seit Tagen auf der Seele
gebrannt, doch sie hatte nie gewagt, sie zu stellen.
„Als Geist, meinst du?"
Hermine nickte erneut.
„Nein – ich glaube nicht... dazu hast du mich viel zu glücklich gemacht." Er lächelte
schwach.
Drei Stunden später hatte Severus Snape für immer die Augen geschlossen.
# # # # #
+++ 20 Jahre später +++
Hermine Snape stand mit ihren Kindern vor dem Grab ihres Mannes. Wie jedes Jahr
an seinem Todestag legten sie weisse und rote Rosen neben seinem Grabstein aus
schwarzem Marmor ab.
Hermine zwinkerte um die aufsteigenden Tränen zu vertreiben. Ihre Tochter Sabrina
beugte sich besorgt zu ihr.
„Nun wein' doch, Mama – es würde dir sicher helfen", schalt sie liebevoll.
Sabrina war ihrem Vater beängstigend ähnlich. Bis auf die Nase, die er
glücklicherweise nur seinem Sohn vererbt hatte, war sie ihm wie aus dem Gesicht
geschnitten. Die langen schwarzen Haare, die dunklen, stechenden Augen und das
Geschick für Zaubertränke verdankte sie ihm. Doch sie hatte auch das liebevolle
Wesen und den Charme von Severus geerbt, den er erst in seinen letzten Jahren
offenbart hatte. Sie unterrichtete bereits in Hogwarts und war ihren Schülern eine
strenge, aber auch eine gerechte Lehrerin.
„Das kann ich nicht, Sabrina. Du weißt genau, dass ich es deinem Vater versprochen
habe!"
Wehmütig betrachtete Hermine die letzte Ruhestätte ihres Mannes. Es war das
Letzte worum er sie gebeten hatte und sie dachte nicht daran, dieses Versprechen
zu brechen – egal, wie schwer es ihr fallen sollte.
„Ich habe gestern mal wieder in deinen alten Schul-Tagebüchern geblättert, die du
uns letztes Jahr gegeben hast", meldete sich Severin zu Wort. „Nach dem, was du da
so geschrieben hast, konnte Dad ganz schön eklig sein... Ich verstehe eigentlich
nicht wirklich, wie du ihn heiraten konntest."
Bei Severin hingegen hatte sich die Magie einen Scherz erlaubt. Er war ein Squib
und Hermine war manchmal froh, dass Severus dies nicht mehr hatte miterleben
müssen. Allerdings hatte auch Severin mit slytherin-typischem Geschick seinen Weg
gefunden – er arbeitete als Verbindungsmann zwischen der Muggelregierung und
dem Zaubereiministerium. In seiner Freizeit verbrachte er seit Neuestem verdächtig
viel Zeit mit Harry's und Ginny's Tochter Angela. Hermine hatte nach Severus' Tod
wieder den Kontakt zu ihren Freunden gesucht und hatte dort die Liebe und
Unterstützung erhalten, nach der sie sich gesehnt, doch bis zu diesem Zeitpunkt
nicht zugelassen hatte.
Hermine fuhr ihrem Sohn durch das ohnehin verwuschelte braune Haar und gab ihm
einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. Sie nahm ihm seine Worte nicht übel –
Severin stichelte nun mal genauso gerne wie sein Vater das immer getan hatte und
machte dabei nicht einmal vor seiner Mutter halt.
„Euer Vater war einzigartig", erklärte sie mit Nachdruck. „Er hatte seine guten und
seine schlechten Seiten. Auch wenn die schlechte Seite gelegentlich überwog", gab
sie ehrlicher Weise zu. „Doch genau das hat ihn zu dem gemacht, was er war - die
Liebe meines Lebens – obwohl ich es fast zu spät erkannt hätte", schloss sie mit
weicher Stimme.
+++++++++++
ENDE
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