Kapitel 2
Ginny:
Er wollte gar kein Todesser werden? Ginny riss die Augen auf und sah direkt in die hellblauen ihres Schulleiters. Sie blinzelte und erinnerte sich daran, dass sie in Dumbledores Büro saß und ihre erst vor kurzem aufgetauchte Begabung in Legilimentik schulen wollte. „Und"fragte ihr Professor. „Hast du etwas gesehen?" Sie nickte und schilderte ihm alles, was sie in Erinnerung hatte. Gewiss, es waren nur verschwommene Bilder von dem Treffen der Todesser und von Draco Malfoy in seinem Zimmer. Doch hatte sie klar erkennen können, dass er sich innerlich gegen Voldemort wehrte. „merkwürdig ist es schon, meinst du nicht?"fragte Dumbledore und sah sie über seine Halbmondbrillengläser scharf an. Sie nickte langsam. Gerade als sie sagen wollte, dass sie es nicht verstehen konnte weshalb sich Malfoy wehrte, sagte Dumbledore: „Ein Weasley sieht in die Gedanken eines Malfoys, wirklich merkwürdig!" Sie verdrehte nur genervt die Augen. „Möchtest du einen Keks?"bot er ihr an. „Nein!"sagte sie prompt und härter, als beabsichtigt. Doch Dumbledore sah sie nur lächelnd an. „Ich fürchte ich muss den Fluch verstärken! Doch jetzt ruh dich erst einmal aus, für Heute haben wir genug gelernt!"Und genauso fühlte sie sich auch. Nach jedem Training ging es ihr so. Sie war müde und kraftlos, sie hatte das Bedürfnis einfach nur im Bett zu liegen und wurde zickig, sobald sie jemand störte. Sie schlurfte zur Wendeltreppe und wollte schon hinuntergehen, als Dumbledore ihr noch zurief: „Remus fährt heute Nachmittag in die Winkelgasse, ich hab Molly bescheidgesagt. Ihr trefft euch alle um zwei Uhr!"Ginny murmelte noch irgendeine Antwort, bevor sie halb träumend, in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors wandelte.
Dumbledore:
Sie lernte erstaunlich schnell. Nur wenige konnten nach schon drei Tagen etwas sehen, selbst wenn es nur verschwommen war. Doch es beanspruchte sie sehr, er konnte nicht mehr von ihr verlangen. Molly würde ihm ohnehin schon den Hals umdrehen, wüsste sie, was er ihre Tochter lehrte. Es war eine merkwürdige Begebenheit gewesen, wie man bei Ginny das Talent erkannt hatte. Sie war eines Nachts aufgewacht und hatte sofort mit ihm sprechen wollen. Molly und Arthur hatten sich schon große Sorgen um ihren geistigen Zustand gemacht, doch sie behauptete fest, sie sei vollkommen gesund. Schließlich hatten sie sie hierher, nach Hogwarts, gebrach, wo sie ihm erzählte, sie habe im Traum gesehen, das der Zentaur Firenze in den Schleier in der Mysteriumsabteilung gefallen sei. Schon wollten Remus und Tonks, die beide mit im Raum waren, losstürzen, als sie berichtete, dass er wieder herausgekommen sei und Sirius mitgenommen habe. Ab da wollte ihr kaum mehr einer glauben. Doch weil man aus Erfahrung weiß, das gerade solche Träume durchaus Realität sein können, waren sie zur Mysteriumsabteilung aufgebrochen... und siehe da, sie hatte Recht! Natürlich waren beide, Sirius und Firenze, in einem miserablen Zustand, doch Madam Pomfrey hatte Wunder bewirkt, und so waren die beiden auf bestem Wege zur Gesundheit.
Außer ihnen Fünf (Ihm, Ginny, Remus, Tonks, Madam Pomfrey) wusste (noch) niemand davon. Poppy hatte Sirius erlaubt, heute Nachmittag mit Remus und Ginny in die Winkelgasse zu kommen und ab da wüssten es zumindest George und Fred, da Sirius sich auf nichts mehr freute (außer vielleicht, Harry wieder zu sehen), als ihren Laden zu bewundern. War ja auch verständlich, wo die Zwillinge doch so etwas wie die Erben und Nachfolger der Rumtreiber waren.
Harry (Bei den Dursleys, im Ligusterweg):
„So, Hedwig, jetzt kommen wir hier weg!"sagte Harry und schlug seinen Koffer zu. Dann ließ er sich auf sein Bett fallen und las noch einmal Remus´ Brief.
Wir haben eine Überraschung für dich!
Stand dort in seiner fein-säuberlichen Mädchenschrift, dass Hermines dagegen wie Geschmiere aussah. Eine Überraschung...? Sind Crabbe und Goyle sitzen geblieben?
Oder haben sie Malfoy von der Schule geschmissen? Hat Pansy Parkinson einen Pickel auf der Nase? Lauter solcher Dinge gingen ihm durch den Kopf, bis seine Tante von unten rief, dass der Abschaum Auto fahren kann. Abschaum? Das konnten nur Zauberer sein. Schnell schnappte er sich Hedwigs Käfig und seinen schweren Koffer und hievte alles die Treppe runter. Unten angekommen sah er gerade noch Dudley, der quiekend im Wohnzimmer verschwand. Als er in den Flur kam begrüßte in Remus Lupin freudig.
„Schön dich wieder zu sehen, Harry! Alles schon gepackt?"
„Alles fertig!"sagte Harry und grinste schief. „Und? Haben sie Malfoy jetzt von der Schule geschmissen?"fragte er hoffnungsvoll. Remus zog erst eine Braue fragend hoch, doch dann musste er lächeln. „Ach so! Du meinst die Überraschung!"
„Ja! Genau die! Oder ist Snape in seinem Kessel ertrunken?"Remus konnte sich ein leichtes grinsen nicht verkneifen, doch dann sagte er: „Nein, beides ist nicht der Fall! (Harry: grummel) Das erste ist, dass ich wieder Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten werde..."
„Was, wirklich?"Das war noch besser als wenn Crabbe und Goyle sitzen geblieben wären, sehr viel besser!
„Ja. Und zweitens...!"Er öffnete die Beifahrertür. Als erstes sah Harry nur ein großes schwarzes Fellknäuel, das auf ihn zusprang, doch dann erkannte er, dass es ein Hund war... ein sehr großer schwarzer Hund...!
„Sirius?" fragte er völlig verblüfft, als der Hund mit den Vorderpfoten auf seinen Schultern ihm einmal durchs Gesicht schleckte. Er nickte und wedelte noch doller mit seinem Schwanz. Dann umarmte er Harry noch einmal.
„Merlin, Sirius! Jetzt benimm dich mal wie ein echter Hund, das fällt doch auf, wenn du ihn knuddelst!" mahnte Remus und wies sie ins Auto, wo schon Ginny saß.
„Hi, Harry!"sagte sie und grinste, als er sich einmal durchs Gesicht wischte. „Hunde können eben nicht gut küssen!"meinte sie und erntete ein grollendes Knurren von Sirius.
Er lebt, ging es Harry immer wieder durch den Kopf, wenn er auf den Hund sah, der vorne neben Remus saß, als sie nach London fuhren. Er lebt...
