So, das war das erste Kapitel der Fortsetzung. Ehrlich, eigentlich wollte ich gar nicht, dass Harry Avada Kedavra benutzt. Ich finde, das ist schon erschreckend…Aber Sirius scheint das ja anders zu sehen. ;-))
Nichts gehört mir, das ist alles JKR's. *auf die Knie sink* *Fähnchen schwenk* Aber Kimi gehört mir, samt Anhang…also Chelsea, April und Hillary. Und Brenda gehört mir auch.
~AnnaMoonlight~
Aus Licht wird Schatten
Sirius musste schon bald wieder gehen. Nicolas und Snape brauchten ihn, um Viola zu finden. Harry war traurig, aber akzeptierte es natürlich.
Nachdem sie Hermine alles, was passiert war, geschrieben hatten, stand sie am nächsten Tag vor der Tür und blieb für den Rest der Ferien.
Harry hatte mit Ginny und Ron über den Todesfluch geredet, denn natürlich fühlten sie sich ebenfalls schrecklich. Doch Harry sagte ihnen dasselbe, was Sirius zu ihm gesagt hatte, und sie versuchten, es zu verdrängen. Natürlich würden sie es nie vergessen…und die Alpträume würden wohl auch nicht so bald aufhören. Spätestens durch das Einsetzen des Fluches hatten sie begriffen, dass Krieg herrschte…sie ließen ihre Kindheit mit schnellen Schritten hinter sich. Allein durch diesen Fluch waren sie von der Rolle des Kindes in die des Kämpfers geschlüpft…und wie sich dies auf ihre Seelen auswirken würde, musste sich erst noch zeigen.
Mrs. Weasley versuchte krampfhaft, sie abzulenken. Kaum, dass Sirius fort war, ordnete sie einen Ausflug in die Winkelgasse an. Und obwohl Harry zuerst überhaupt keine Lust gehabt hatte, musste er nun, wo er mit Ginny Hand in Hand durch die Winkelgasse lief, doch zugeben, dass er es genoss. Ron und Hermine liefen neben ihm, ebenfalls Hand in Hand.
Plötzlich tippte Harry jemand auf die Schulter. Er drehte sich um – und sah direkt in Kimis Gesicht.
„Kimi!" rief Harry und umarmte sie einfach.
Sie erstarrte erst völlig, doch dann entspannte sie sich und lächelte. „Hi."
Harry konnte die Trauer um Sarah und Sean sowie den Missmut über den Weggang ihrer Schwester in ihren Augen lesen. Er erschauderte, als er daran dachte, wie sie ausgesehen hatten als Kimi eine Prophezeiung gemacht hatte.
„Kimi, was machst du denn ganz alleine hier?" fragte Hermine sanft.
„Ich habe Mum zu Madam Malkins geschickt – da ist sie bestimmt für eine ganze Weile beschäftigt, " erwiderte die kleine Seherin.
„Willst du uns nicht begleiten?" fragte Ginny.
Kimi nickte. „Klar."
Doch sie waren kaum hundert Meter gegangen, als sie schon wieder unterbrochen wurden.
„Na, na, " sagte eine schnarrende Stimme. „Völlig blind vor Liebe, nicht wahr, Potter? Pass nur auf, dass du nicht stolperst…"
Draco Malfoy.
„Kaum bist du ohne Schwesterherz, kannst du die Klappe wieder aufreißen, Malfoy", sagte Harry kühl.
„Ach ja?" zischte Malfoy. „Was ist denn mit dir und Dumbledores Töchterchen, Potter? Oder unser kleinen Seherin?!"
Er kam ganz nah an Kimi heran, es sah fast so aus, als wolle er ihr etwas antun.
Harry legte schnell die Arme um sie und zog sie zurück, während er Malfoy wütend anstarrte.
Der zog jedoch nur eine Augenbraue hoch und verschwand.
Kimi seufzte und löste sich von Harry. „Okay, zwei Fliegen mit einer Klappe. Du hast mich beschützt und konntest mich dabei begrapschen."
Für einen Moment schwiegen alle geschockt – bis sie begriffen. Dies war ein schwacher Versuch von einem Scherz gewesen…Nach allem was sie hatte durchmachen müssen kam die alte Kimi langsam wieder zum Vorschein.
Gleichzeitig brachen sie alle in hysterisches Gekicher aus. Es war übertrieben, aber es tat so gut, Kimi mal wieder von ihrer flapsigen Seite zu erleben…Sie konnten sich kaum beruhigen und jede Menge Leute starrten schon zu ihnen hinüber.
„Ähm...habt ihr irgendwas gefrühstückt, von dem ihr mir erzählen wollt?" fragte Kimi irritiert.
Abrupt hörten alle auf zu lachen.
Der Tag in der Winkelgasse verging schnell. Sie begegneten vielen Bekannten, unter anderem Brenda, Hillary, Chelsea und April. Sie kauften ihre Schulsachen, aßen ein Eis und hatten einfach Spaß.
Sie versuchten einfach zu vergessen, was im Moment überall auf der Welt geschah. Voldemort wurde immer mächtiger…und das war etwas, das sie nicht ignorieren konnten. Mochten sie noch so unbeschwert und glücklich in der Winkelgasse herumlaufen können…alles veränderte sich, nichts würde mehr so sein wie früher.
*
Harry genoss die Zeit bei den Weasleys wie jedes Jahr. Doch immer näher kam der Schulanfang. Am Abend vor der Reise nach Hogwarts saß Harry alleine draußen im Garten und genoss seinen letzten Tag bei den Weasleys. Ginny und Hermine packten, probierten Klamotten an und machten eben all diese Mädchendinge. Dabei wollte Harry nicht stören. Er hatte bis vor kurzem noch zusammen mit Ron gepackt, doch dann war der über seinem Koffer eingeschlafen.
„Harry?" ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm.
Es war George. Er setzte sich neben Harry.
„Ich kann kaum glauben, dass Ron, Ginny und du…dass ihr morgen nach Hogwarts zurückkehrt…und Fred und ich hier bleiben", sagte George leise.
Harry zuckte zusammen. Erst jetzt dachte er zum ersten Mal daran, dass Fred und George die Schule beendet hatten…dass sie in Hogwarts nie wieder Streiche spielen würden…Irgendwie hatte er es die ganzen Sommerferien über verdrängt.
„Was werdet ihr tun?" fragte Harry.
George zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Einen Scherzartikelladen eröffnen – das erscheint uns jetzt so…sinnlos. Was verändern wir damit?"
„Vieles!" rief Harry aus. „Ihr bringt die Menschen damit zum Lachen…und das ist etwas, was wir alle gerade jetzt so dringend brauchen!"
George lächelte. „Ja, vielleicht."
Harry runzelte die Stirn. „Nein, bestimmt."
George sah ihn lange an. „Okay…wir werden es versuchen."
Er sah Harry eine lange Zeit nicht an, doch dann sagte er: „Und – wie geht es dir jetzt?"
Harry sah ihn irritiert an, bis er begriff. George spielte auf den Todesfluch an…
Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe einen Menschen getötet…aber es war ein Feind. Sirius hat das viele Male getan…ich…ich gewöhne mich schon daran."
George sah ihn ernst an. „Aber du bist nicht Sirius."
Harry spürte wie er wütend wurde. „Sirius war Auror! Eigentlich ist er es immer noch! Er kämpft gegen die böse Seite! Er ist großartig, er…Nichts ist falsch daran, so zu sein wie er! Im Gegenteil!"
„Du brauchst nicht zornig zu werden."
„Bin ich aber! Ich…ich werde auch Auror, denn das ist das einzig Richtige für mich! Ich kann kämpfen…ich kann mein Schicksal selbst in die Hand nehmen!"
Harry war ganz außer Atem, so schnell hatte er gesprochen.
„Bist du dir sicher?" fragte George leise. „Harry, ich frage, weil ich weiß, dass es für mich nicht das Richtige wäre. Sicher, ich will gegen das Böse kämpfen, möchte die gute Seite verteidigen…aber ich würde es nicht zu meinem Beruf machen wollen. Seit ich den Cruciatus-Fluch ausgesprochen habe, fühle ich mich richtig…mies. Sicher, " er lachte verbittert auf, „es war ja nur der Cruciatus-Fluch, nicht wahr? Schlimmer als der Imperius-Fluch – aber nicht so schlimm wie Avada Kedavra. Trotzdem ist es ein Unverzeihlicher Fluch! Alle kümmerten sich nur um Ginny, Ron…und um dich…aber was mit mir war, interessierte keinen! Ihr habt einen Menschen getötet – aber es war wenigstens schnell vorbei. Ich habe einen Menschen gequält, habe zugesehen wie er vor Schmerzen schrie und wie litt…Er litt an Schmerzen, die ich ihm zugefügt habe! Ich habe seine Augen gesehen…er hat sich gewünscht, er wäre tot. Und in dem Moment habe ich mir dasselbe gewünscht. Es war ein Feind, ja…aber es war auch ein Mensch. Deswegen könnte ich niemals Auror werden. Und ich denke, du könntest es genauso wenig. Verstehe mich nicht falsch, Harry, ich mag Sirius sehr gerne und halte ihn ebenfalls für einen sehr fähigen Auror...In diesen Zeit interessiert es sowieso niemanden mehr, ob er seine Lizenz noch hat oder nicht…Aber so sehr du ihn auch liebst – am Ende musst du doch selbst entscheiden, was du später tun willst. Noch steckst du mitten in deiner magischen Ausbildung und hast noch Zeit…Aber es geht um deine Zukunft – und nicht darum, dass du um jeden Preis in Sirius' Fußstapfen trittst. Du kannst mir sagen, was du willst: Der Beruf des Aurors ist nicht das Richtige für dich. Und letztendlich bist du auf dich allein gestellt, niemand kann dir helfen."
Harry blickte trotzig geradeaus. Was wusste George denn schon! Er würde Auror werden, koste es, was es wolle.
Harry wollte an diesem Abend nichts anderes sehen und es würde noch sehr lange dauern, bis er den Sinn von Georges Worten erkannte.
*
Der nächste Morgen lief ganz ohne Hektik ab. Es war eben doch ein Unterschied, ob man sechs – Harry und Hermine eingeschlossen – oder nur noch vier Schüler zum Bahnhof bringen musste.
Um viertel vor elf waren sie alle beim Bahnhof und rannten durch die Barriere zwischen Bahnsteig neun und zehn. Gleis Neundreiviertel war voll von Hogwartsschülern, die wild durcheinander liefen, schrien, Freunde begrüßten, Eltern verabschiedeten. Das Kreischen, Miauen und Glucksen der Haustiere kam natürlich noch hinzu. Der Lärm war unbeschreiblich.
Trotzdem hatte gerade diese so vertraute Atmosphäre etwas ungemein Tröstliches an sich. Wenigstens hier hatte sich nichts verändert.
„Da sind Kimi, Chelsea, April und Hillary!" rief Hermine plötzlich und winkte in die Menge.
Die vier Mädchen kamen zu ihnen, gefolgt von Mr. und Mrs. Chang und drei anderen Pärchen, die sie nicht kannten.
„Harry, wie schön dich zu sehen!" rief Mrs. Chang und drückte ihn an sich.
„Wie geht es Cho?" fragte dieser. „Ich habe bis jetzt nur einen Brief von ihr bekommen."
„Sehr gut!" lächelte Mr. Chang und nahm Harry wie zufällig ein Stück zur Seite.
„Harry…" begann er. „Könntest du uns einen Gefallen tun und auf Kim Acht geben? Ihre Visionen kommen immer öfter…und sie ist doch erst zwölf. Cho ist ja nicht mehr da, um auf sie aufzupassen…"
„Natürlich!" sagte Harry schnell. „Das ist doch selbstverständlich."
Mr. Chang lächelte erleichtert und bedankte sich überschwänglich.
Dann verabschiedeten sich alle von ihren Eltern. Harry stand mit gemischten Gefühlen daneben. Er war jetzt sechzehn – und doch tat es weh zu wissen, dass Sirius ihn niemals so verabschieden konnte…inmitten von Hexen und Zauberern, die sein Gesicht so gut aus der Zeitung kannten…Mrs. Weasley und Mrs. Chang umarmten ihn zwar auch, doch es war eben nicht dasselbe…
Als sie sich ein Abteil suchten, machte Harry sein Versprechen gleich wahr und sorgte dafür, dass sie mit Kimi und ihren Freundinnen zusammen saßen.
Die Zugfahrt wurde recht lustig. Sie spielten Snape explodiert, aßen Unmengen von Süßigkeiten, machten Witze und freuten sich einfach auf Hogwarts.
Sogar Kimi war richtig gut gelaunt. Sie lachte mit den anderen und sah nach Monaten endlich einmal wieder richtig glücklich aus. Doch trotzdem lag ein Schatten über ihrem Gesicht und ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht.
„Kennt ihr den?" begann sie gerade. „Ein Zauberer geht in einen Buchladen und…und…"
Sie brach ab. Ihre Augen waren plötzlich weit aufgerissen, sahen ganz schwarz aus…
„Nicht schon wieder", flüsterte Chelsea leise.
Kimi begann zu zittern – und dann sprach sie.
„Sie schreien. Er versucht, sie zu verstecken. Doch der Dunkle Lord spricht Avada Kedavra aus. Die Kinder versuchen zu rennen, doch es ist zu spät…Die Kleinen lässt er in Ruhe, die Große schreit. Doch es ist zu spät…Doch es ist zu spät…Doch es ist zu spät…"
Kimis Augen wurden wieder braun. Sie zitterte jetzt am ganzen Körper.
„Was hast du gesehen, Kimi?" fragte April sanft.
„Ein Haus", sagte Kimi. „Todesser waren dort und...Ihr-wisst-schon-wer. Der Vater versuchte seine Kinder zu schützen. Es waren zwei kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen, und ein älteres Mädchen, etwa sechzehn. Ihr-wisst-schon-wer stieß die beiden Kleinen zur Seite und tötete die Große. Dann…dann packte er ihren Kopf und riss ihr beide Ohren ab."
Alle wurden ganz grün und Harry fühlte sich, als säße ein großer Kloß in seinem Magen.
Was war das? Warum tat Voldemort das?
„Das…das ist widerlich", brauchte Ron schließlich hervor.
Die anderen nickten nur stumm.
„Kimi, warum kannst du dich daran erinnern, was du gesehen hast?" fragte Harry schließlich. „Professor Trelawney konnte es nicht."
Kimi zuckte die Schultern. „Sie ist ja auch keine Seherin. Professor Avorda, beziehungsweise Charis Bellione – ich hatte noch ein kleines Gespräch mit ihr – meinte aber, dass es sehr lange gedauert habe, bis sie sich das erste Mal an eine ihrer Visionen erinnern konnte."
Kimis Stimme klang flach, ganz emotionslos, und Harry begriff, dass sie wegen der Vision ganz durcheinander war, das war wohl auch verständlich.
Den Rest der Fahrt schwiegen sie alle.
*
Am Bahnhof angekommen, gab es eine böse Überraschung. Harry, Ginny, Ron und Hermine sahen sich nach Hagrid um – doch er war nicht dort. Statt seiner stand Professor Flitwick da, um die Erstklässler über den See zu fahren.
„Professor Flitwick!" rief Harry atemlos. „Wo ist denn Hagrid?"
Der Professor sah ihn and und runzelte die Stirn. „Hagrid führt diese Aufgabe nicht mehr aus. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann, Mr. Potter. Sie werden beim Abendessen alles erfahren."
Verärgert und besorgt folgte Harry den anderen in eine der pferdelosen Kutschen und sie fuhren zum Schloss. Alle schwiegen, zu verwirrt und wütend um miteinander reden zu können.
Schweigend gingen sie in die Große Halle, setzten sich auf ihre Stammplätze und warteten darauf, dass die Auswahl begann. Laut schnatterte alles durcheinander, Stimmen vermischten sich, wurden zu einem einzigen großen Wispern. Langsam fühlte sich der Lehrertisch. Alle bekannten Lehrer waren wieder da…bis auf Snape, der ja mit Sirius nach Viola suchte. Sicherlich war er nun eine große Zielscheibe für Voldemort und seine Anhänger. Auch zwei unbekannte Lehrer saßen am Tisch. Aber weshalb zwei? Und – Harry zuckte zusammen – Hagrid fehlte.
„Wo, verdammt noch mal, ist Hagrid?" zischte er Ron zu.
„Keine Ahnung", erwiderte Ron sehr besorgt.
Jetzt kam Professor Flitwick in die Halle. Er setzte sich. Jetzt waren noch zwei Stühle frei.
Im selben Moment ging die Türe auf. Professor McGonagall trat ein, gefolgt von einer langen Reihe von Erstklässlern. Und neben Professor McGonagall…ging Cornelius Fudge.
Harry runzelte die Stirn. Was machte der denn hier? Seit Harry am Ende seines vierten Schuljahres Voldemorts Wiederauferstehung hatte zusehen müssen und Fudge nicht hatte glauben wollen, dass der Dunkle Lord zurück war, hatte Harry ihn nicht mehr gesehen, was ihm auch ganz Recht war. Ein beunruhigendes Gefühl machte sich jetzt in ihm breit…
Jetzt ergriff Fudge das Wort. „Meine lieben Schüler! Nach dem bedauernswerten Verlust von eurem geschätzten Direktor, Albus Dumbledore, waren wir uns sehr lange unsicher, was mit Hogwarts geschehen soll. Wer wäre in der Lage einen so bedeutenden und wichtigen Posten zu übernehmen? Wirklich keine leichte Aufgabe! Nun – man bemühte sich wirklich, doch vergebens. Niemand fühlte sich in der Lage, diesen Posten zu übernehmen. Nun ja, nach langen Diskussionen und Beratungen entschied man schließlich, dass mir ein Teil meiner Arbeit als Zaubereiminister abgenommen werden würde, damit ich in der Lage sei, diese Schule artgerecht zu führen. Kurz gesagt: Ich bin euer neuer Direktor!"
Harry sog scharf die Luft ein. Das konnte doch nicht wahr sein! Ron ließ vor Schreck die Gabel fallen, mit der er die ganze Zeit herumgespielt hatte. Hermine war ganz blass geworden und Ginny krallte ihre Fingernägel in Harrys Unterarm.
„Nun, hier wird sich einiges ändern", fuhr Fudge fort. „Doch dazu später mehr, lasst uns zuerst mit der Auswahl beginnen!"
Wie durch einen Nebelschleier nahm Harry wahr, wie Fudge sich setzte, Professor McGonagall den dreibeinigen Stuhl und den Sprechenden Hut aufstellte und der Hut zu singen begann.
Harry verstand kein Wort von dem Lied, er war viel zu sehr in Gedanken. Fudge als Schulleiter – das war schrecklich! Er war so verbohrt…so arrogant…so von sich selbst eingenommen…Das konnte doch nichts werden!
Erst als Professor McGonagall den ersten Namen vorlas, fand Harry wieder in die Wirklichkeit zurück.
„Bell, Juliet!"
Das Mädchen ging nach vorne und setzte den Hut auf.
„Ravenclaw!"
„Bradley, Calvin!"
Calvin landete in Gryffindor.
„Clarke, Gail! "
Dieses Mädchen kam nach Slytherin.
Danach steckte der Hut „Dawson, Ritchie!" und „Esguerra, Lloyd!" nach Hufflepuff.
„Fudge, Anna!"
Harry und Ron sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Das ist Fudges Töchterchen!" zischte Ron. „Wie passend…"
Das Mädchen war ihrem Vater tatsächlich wie aus dem Gesicht geschnitten. Braune Haare, spargeldürr, ein verkniffenes Gesicht und ein silbernes Brillengestell.
Sie setzte sich auf den Stuhl und zog den Hut über den Kopf.
„Ravenclaw!"
Fudge nicht sehr zufrieden aus...das konnte man deutlich sehen.
„Kennedy, Harriet!"
„Gryffindor!" schrie der Hut.
„LaFave, Jesse!"
Jesse LaFave kam nach Slytherin.
„McGough, Eliot!"
Der Junge setzte den Hut auf. Nach einer geraumen Weile schrie er schließlich „Hufflepuff!"
„Osbourne, Danny!"
Dieser Junge fand in Ravenclaw sein Zuhause.
„Ramsay, Alexander!"
„Slytherin!"
„Seaton, Marita!"
Der Hut steckte sie nach Ravenclaw.
„Tozer, Laurie!"
Laurie landete in Gryffindor.
„Wilder, Cecile!"
Das Mädchen ging zum Hut und setzte ihn auf den Kopf.
„Ravenclaw!"
Damit war die Auswahl zu Ende. Gryffindor hatte nur drei Erstklässler bekommen, zwei Mädchen und einen Jungen.
Jetzt erhob Fudge sich wieder. „Nun, jetzt habe ich noch einiges zu sagen. Zuallererst möchte ich euch die neuen Lehrer vorstellen."
Er deutete auf einen großen, hageren schwarzhaarigen Mann mit Oberlippenbart. „Dies ist Professor Marsters, er wird Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten."
Es gab vereinzelten Beifall.
Fudge deutete nun auf einen kleineren Mann, der hellbraune Haare hatte.
„Dies", fuhr Fudge fort, „ist Professor Focks. Er wird das Unterrichtsfach Pflege magischer Geschöpfe unterrichten, da ich entschieden habe, dass Hagrid mit dem Posten als Wildhüter schon genug ausgelastet ist."
Diesmal konnte Harry einen empörten Aufschrei nicht unterdrücken. Ron stieß ihn in die Rippen, sah aber selber sehr wütend aus. Fudge warf Harry einen strengen Blick zu. Harry begriff in diesem Moment, dass Fudge ihn im Auge behalten würde…
Diesmal klatschte so gut wie niemand, außer den Slytherins natürlich. Harry konnte sehen, dass Malfoy ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. Harry schüttelte irritiert den Kopf. Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Jungen…Wahrscheinlich hatte Malfoy ihnen im letzten Schuljahr das Leben gerettet, indem er allen Lehrern und Schülern erzählt hatte, dass seine Schwester Anastacia gefährlich war. Somit waren alle bereit gewesen und konnten die blonde Hexe überwältigen. Doch wenn Malfoy dies nicht getan hätte…niemand wusste, was dann geschehen wäre. Sicher, Malfoy hatte es zum größten Teil aus Eigennutz getan, schließlich stand er jetzt nicht mehr unter Anastacias Fuchtel. Sie hatte den Kuss des Dementors erhalten, war tot, schlimmer als tot. Und Malfoy? Der war wieder allein. Wahrscheinlich litt er sowieso am allermeisten darunter, dass er Harry, seinem Erzfeind, das Leben gerettet hatte…
„Da Hagrid nun kein Lehrer mehr ist, " sagte Fudge jetzt, „gibt es keinen Grund mehr, dass die Schüler in irgendeiner Weise Kontakt zu ihm pflegen. Ich werde das scharf überwachen lassen."
Fudges Blick schien zu Harry hinüber zu flackern.
„In diesen…dunklen Zeiten müssen wir alle für größere Sicherheit sorgen. Du-weißt-schon-wer ist zurück und deswegen wird sich abends niemand mehr außerhalb seines Gemeinschaftsraums aufhalten."
Na, wenigstens hatte Fudge endlich eingesehen, dass Voldemort wirklich und wahrhaftig zurück war, dachte Harry bei sich.
„Dasselbe gilt für die Hogsmeade-Wochenenden. Die sind gestrichen, " sagte Fudge kalt.
Harry ballte seine Hand wütend zur Faust. Nicht schon wieder! Ging das denn wieder von vorne los? Genau wie in seinem zweiten Jahr…ständig bewacht zu werden, keinen Schritt alleine tun zu können...Gerade das wollte er nicht.
Erschrockenes Wispern hatte sich breit gemacht. Was wollte Fudge ihnen denn noch alles nehmen?
„Ich habe einige Wachen angefordert, die das Schloss und die Ländereien überwachen werden. Nach Sonnenuntergang wird niemand mehr den Gemeinschaftsraum verlassen, dafür werden die Wachen sorgen. Auch tagsüber werden keine verbotenen Schritte unternommen. Quidditch wird nur noch unter Aufsicht der Wachen trainiert. Ihr werdet hier in Hogwarts nichts verbotenes mehr tun können. Glaubt mir…Es ist nur zu eurem Besten. Guten Appetit."
Natürlich hatte nach diesen Eröffnungen kaum noch jemand Hunger. Harry aß ein paar Bissen, legte sein Besteck dann jedoch zur Seite. Ron, Hermine und Ginny taten es ihm schließlich gleich.
„Was bildet dieser Typ sich eigentlich ein?" zischte Ron wütend. „Er kann uns doch nicht hier einsperren!"
„Wir hatten ja letztes Mal schon keine Hogsmeade-Wochenenden…" meinte Ginny bedrückt. „Aber da kam ja wenigstens noch ein Händler. Davon kann dieses Jahr wohl nicht die Rede sein."
„Und woher kriegen wir zum Beispiel unsere Weihnachtsgeschenke?" fragte Hermine mit gerunzelter Stirn.
Alle zuckten nur düster mit den Schultern.
„Hey…Ist es so nicht einfach sicherer?" ertönte plötzlich eine helle Stimme neben Ginny.
Es war Laurie Tozer, eine der neuen Erstklässlerinnen aus Gryffindor. Sie hatte honigfarbenes Haar, dunkelgrüne Augen und war sehr blass.
Hermine sah sie ernst an. „Kann sein, Laurie. Aber Fudge geht es nicht um die Sicherheit seiner Schüler – sondern nur um Macht. Er will uns kontrollieren, will über alles Bescheid wissen, was wir tun. Er verbietet uns den Kontakt zu Hagrid, dem Wildhüter, nur weil er ihn nicht mag. Aber daran werden wir uns sicher nicht halten!"
Laurie sah sie mit großen Augen an. „Nicht? Ihr hört nicht auf die Befehle unseres Direktors?"
„Wir würden wohl auf die Befehle unseres Direktors hören", sagte Hermine heftig. „Aber wir sehen Fudge nicht als unseren Direktor! Er ist einfach nur ein arroganter kleiner Idiot, der nichts als Macht will! Und das wäre sicherlich nicht in Professor Dumbledores Sinn gewesen!"
Harry, Ron, Ginny, sowie Laurie sahen Hermine bewundernd an.
„Du sprichst mir aus der Seele, Hermi", sagte Ginny fest.
Nach dem Essen gingen sie alle zu ihren Türmen. In der Eingangshalle begegnete Harry Professor McGonagall. Er musste sie wohl irgendwie seltsam angeguckt haben, denn sie blieb stehen und sagte leise: „Schau mich nicht so anklagend an, Harry! Ich kann nichts dafür…"
Mit diesen Worten verschwand sie in der Menge.
Als sie alle einige Zeit später in ihren Himmelbetten lagen, stupste Harry Ron an und erzählte ihm, was Professor McGonagall gesagt hatte.
„Und sie hat mich geduzt!" fügte er hinzu.
„Wundert dich das?" flüsterte Ron zurück. „Du warst dabei als ihr Vorgesetzter starb…und du hast ihr die Sache mit Schnuffel erzählt…"
Harry nickte. „Ja…"
„Ich mag sie", sagte Ron. „Warum ist sie nicht Schulleiterin geworden?"
„Ich weiß nicht", seufzte Harry. „Fudge hat sich den Posten richtig unter den Nagel gerissen…"
Auf jeden Fall war es keine glückliche Fügung, dachte Harry, als er später da lag und versuchte, einzuschlafen. In Hogwarts würde sich einiges verändern…und zwar nicht zum Guten.
