Wie man am letzten Kapitel gesehen hat, hat Harry mal wieder gar nichts begriffen…dabei sah es doch erst so gut aus…*seufz*

Es hat richtig Spaß gemacht, das letzte Kapitel zu schreiben…Harry als Bad Boy…*g*

Und noch mal zu den Reviews:

@Black Luna Danke für's Reviewn. Ja, bis jetzt kann man sich unter dem Titel noch nichts Rechtes vorstellen…kommt noch.:) Richtung, es gab bei Buffy mal dieses künstliche Wesen, das Adam hieß, aber das Viech hier hat nichts damit zu tun. Der Name Adam kam einfach so, ich hatte dabei gar nicht an Buffy gedacht, bis ich dein Review las. Keine Sorge, Ron ist auch noch dran…*g*

@Cathleena Schade, aber nach den Sommerferien wieder, ja? Ich hoffe dir gefällt das Kapitel! *knuddl* Ich hoffe du reviewst!

Danke auch an Angel und rike 831 fürs reviewn!

Okay, also auf zum nächsten Kapitel…und bitte REVIEWT! Ich brauche reviiiiews…*quietsch* *für völlig bescheuert gehalten wird*

Ach, übrigens: Mit dem nächsten Kapitel wird es noch länger als gewöhnlich dauern. Am 21. kommt ja HP 5 auf Englisch und ich werde dann wahrscheinlich die nächsten zwei Wochen nicht mehr ansprechbar sein und das ganze von hinten nach vorne und wieder zurück verschlingen…*g* Dafür habt ihr doch Verständnis?

Disclaimer: Dieses ganze Universum gehört Joanne Kathleen Rowling, ich leihe mir die Charaktere und die Umgebung nur. Bei dieser FF muss außerdem mit Buffy-Zitaten oder ähnlichem gerechnet werden, die werde ich aber nicht jedesmal extra rausschreiben. Buffy gehört natürlich Joss Whedon *verehr*

~AnnaMoonlight~

Like a lady

Langsam wurde es kälter. Der See bildete eine dünne Eisschicht, Tau bedeckte die Ländereien. Alles sah so friedlich aus, als fiele es in einen tiefen Schlaf.

Als irgendwann der erste Schnee fiel, sah Hogwarts wie ein Märchenschloss aus. Harry konnte nicht anders, als sich von der friedlichen Stimmung anstecken zu lassen. Jetzt erschien alles so unwirklich, als gäbe es nichts Böses auf der Welt.

Genauso stand es mit Voldemort. Es war, als hätte der Schnee ihn verschluckt. Wochenlang hörte man nichts von ihm, Kimi wurde seit langer Zeit einmal nicht von Visionen geplagt. Doch Harry ahnte, dass Voldemort bald wieder auftauchen würde, wie die ersten Schneeglöckchen würde er seinen Kopf urplötzlich aus der weißen Pracht stecken. Harry versuchte jedoch, diesen Gedanken ganz weit von sich weg zuschieben und die Weihnachtszeit einfach zu genießen. Die Hauselfen waren eifrig am Plätzchen backen, in der Großen Halle wurden Weihnachtsbäume aufgestellt und geschmückt…das einzige, was störte, war ein gewisser Zauberer in limonengrünem Umhang. Fudge passte überhaupt nicht in die weihnachtliche Atmosphäre und nicht selten geschah es, dass Schüler ihn ansahen und plötzlich den Tränen nahe waren – die Erinnerung an Albus Dumbledore, der mit seinem weißen Bart oft ausgesehen hatte wie der Weihnachtsmann höchstpersönlich, war noch zu frisch. Dazu kam auch noch, dass niemand so recht wusste, wie er seine Weihnachtsgeschenke besorgen wollte. Ausflüge nach Hogsmeade waren immer noch verboten und die Wache schienen überall Augen zu haben. Es war inzwischen sogar untersagt, auf die Ländereien zu gehen, es sei es fand Pflege magischer Geschöpfe oder Quidditchtraining statt. Die Quidditchspiele waren der einzige Anlass, zu dem sich die ganze Schule auf den Ländereien einfinden durfte. Vor ein paar Wochen hatte Gryffindor Ravenclaw besiegt und Slytherin hatte Hufflepuff geschlagen. Bald würde Gryffindor also gegen Hufflepuff spielen müssen.

Wenigstens Quidditch lässt Fudge uns noch, dachte Harry verbittert.

Harry war jetzt dem Beispiel vieler anderer gefolgt und hatte sich per Post einen Katalog schicken lassen, indem man verschiedene Dinge bestellen konnte. Dieses Jahr musste er seine Weihnachtsgeschenke wohl auf solche Weise beschaffen. Das war einfach nicht dasselbe, als wenn man sich wirklich in einem Geschäft umsah und dort hin und her überlegte. Aber es ging wohl nicht anders.

Auch Snape war wieder da. Er war vor ein paar Tagen angekommen, doch sein Gesicht hatte keinerlei Regung gezeigt als Harry ihm begegnet war. Dieser hätte gerne gewusst, wie die Zusammenarbeit zwischen ihm und Sirius funktioniert hatte.

Allerdings merkte Harry deutlich, dass Snape ihn im Zaubertranksunterricht in Ruhe ließ. Er führte Harry nicht mehr vor, lästerte nicht mehr über Harrys Tränke und fragte ihn auch nicht mehr aus. Snape ignorierte Harry einfach. Das war, so dachte jedenfalls Harry, ein wirklicher Fortschritt.

Jetzt saß Harry im Gemeinschaftsraum, seinen Katalog für die Weihnachtsgeschenke auf den Knien, und suchte verzweifelt nach einem Geschenk für Kimi. Er wollte der Kleinen unbedingt etwas schenken, er fühlte sich praktisch für sie verantwortlich, doch er hatte einfach keine rechte Idee. Erst jetzt wurde ihm klar, wie wenig er eigentlich über Chos Schwester wusste. Wofür interessierte sie sich? Was waren ihre Hobbys? Womit konnte man ihr eine Freude bereiten? Sicher, im letzten Jahr hatte sie sich sehr für Wahrsagen interessiert – doch jetzt war eine Kristallkugel oder ähnliches garantiert ein ausgesprochen ungünstiges Geschenk.

Harry sah auf und entdeckte Chelsea in einer Ecke des Raumes, ein Buch in der Hand.

„Chel!" rief Harry sie leise. „Chelsea! Komm doch mal bitte her!"

Chelsea stand auf und kam zu ihm. Sie sah nach langer Zeit einmal wieder richtig ausgeschlafen aus, denn natürlich wurden auch Kimis Zimmernachbarinnen nicht von ihren Visionen und den dazugehörigen Alpträumen verschont. Doch Kimi hatte wirklich lange keine Vision mehr gehabt.

„Hör mal, hast du eine Ahnung, was ich Kimi schenken könnte?" fragte er das blonde Mädchen.

Chelsea krauste die Stirn. „Naja…wie viel willst du denn ausgeben?"

Harry zuckte die Schultern. Darüber hatte er sich eigentlich keine Gedanken gemacht…

„Weißt du, es ist nämlich so, dass es gleichzeitig ein Geburtstagsgeschenk sein könnte", fuhr Chelsea fort. „Kimi hat am Heiligen Abend Geburtstag…ein Christkind…"

Harry sah sie überrascht an. „Wirklich? Dreizehn wird sie, nicht wahr?"

Chelsea nickte. „Jedenfalls kannst du in diesem Katalog auch einige Muggeldinge bestellen – unter anderem Discmans. Weißt du?"

Harry nickte langsam.

„Seit…seit Sarah hat sie keine Musik mehr gehört, dabei hat sie einige CDs, die sie sich selber mal gekauft hat, " erzählte Chelsea.

Harry strahlte sie an. „Super, das mache ich! Danke!"

So bestellte er gleich einen Discman für Kimi. Dann machte er sich auf die Suche nach einem Geschenk für Hermine.

Doch er wurde unterbrochen. Ein Klopfen am Fenster ertönte und Harry sah Hedwig auf dem Fensterbrett sitzen. Rasch öffnete er das Fenster und ließ sie ein. Gleich darauf erkannte er Sirius' Handschrift auf dem Pergament. Harry zuckte leicht zusammen. Er hatte Sirius von seiner „Phase" geschrieben – und auch von den Gedanken, die er über seinen Paten gehabt hatte…

Harry bedankte sich bei Hedwig, entfaltete das Pergament und las:

Lieber Harry,

was du mir geschrieben hast, klingt ja sehr bedenklich. Hey, hör auf dich für etwas zu entschuldigen, wofür du gar nichts verantwortlich warst! Und, ja, natürlich weiß ich, dass du so etwas nie denken würdest! Vielleicht komme ich dir manchmal etwas zu besorgt vor, aber ich mache mir eben Sorgen, gerade weil du es bist. Ich hoffe, das verstehst du.

Harry, wir sollten uns treffen. Was hältst du vom 23. Dezember, in der meiner alten Höhle in Hogsmeade? Kannst du es schaffen, nachts aus Hogwarts zu verschwinden, ohne dass es jemand bemerkt? Du hast mir doch von den vielen Wachen erzählt. Bitte antworte bald und sage mir, ob das in Ordnung geht.

Sirius

Harry lächelte. Ja, Sirius sorgte sich um ihn – und das war ein wunderbares Gefühl. Wie könnte ihm das etwas ausmachen! Sirius war doch eine Art Vater für ihn…da war es nur gut, dass er sich sorgte. Und umgekehrt war es ja nicht anders.

Aber wie, um Himmels Willen, konnte er es schaffen, ungesehen aus Hogwarts zu verschwinden? Und das auch noch nachts! Doch natürlich würde er es versuchen, soviel stand fest.

Das größte Problem war jedoch, dass die Wächter eine Art von magischen Sensoren für Tarnumhänge hatten. Also konnte er den Umhang seines Vaters schon mal vergessen. Das hieß, er musste vollkommen sichtbar an den Wachen vorbei schleichen…und er hatte nicht einmal die Karte des Rumtreibers. Hatte er ohne sie überhaupt den Hauch einer Chance? Wohl eher nicht. Doch wo befand sich die Karte? Bartemius Crouch, der vermeintliche Professor Moody, hatte sie zuletzt in den Händen gehabt. Sein Büro war danach völlig ausgeräumt worden und zwar von Albus Dumbledore höchstpersönlich. Nun, wenn er die Karte an sich genommen hatte, hatte er sie Harry  jedenfalls nie wieder gegeben. Befand sie sich demnach noch in dessen Büro? Doch Fudge bewohnte dieses Büro jetzt…es war gut möglich, dass er ordentlich ausgemistet hatte. Und trotzdem…Harry musste es versuchen. Er brauchte die Karte, nicht nur, weil sie ihm nützlich war, sondern auch weil sein Vater daran mitgearbeitet hatte.

Doch wie sollte er nur in das Büro kommen, vorbei an den Wachen, und das Passwort kannte er auch nicht…

Harry musste sich definitiv etwas einfallen lassen.

*

Am nächsten Tag besprach Harry die Sache mit Ron, Hermine und Ginny.

„Hmm…wir müssen also ungesehen an den Wachen vorbeikommen, aber müssten von ihnen auch noch das Passwort erfahren?" fragte Ron mit gerunzelter Stirn.

Harry nickte. „Sieht so aus."

„Na, das ist doch kein Problem für uns…" murmelte Ginny, eine zweifelnde Miene aufgesetzt.

„Wir brauchen irgendetwas, das die Wachen außer Gefecht setzt…allerdings müssen sie uns eben vorher noch das Passwort verraten", sagte Harry jetzt.

Doch was gab es da für Möglichkeiten? Harry ging alle Zauber, Tränke und Verwandlungen, die er kannte, durch, aber es gab nichts was ihnen nützlich sein könnte.

„Was ist mit dem Vielsafttrank?" erkundigte sich Ron. „Wenn wir uns in Fudge oder so verwandeln?"

Harry schüttelte den Kopf. „Nein…Der Sensor für die Tarnumhänge gilt bestimmt auch für den Vielsafttrank, der ist schließlich ziemlich bekannt. Und außerdem, würde es den Wachen nicht komisch vorkommen, wenn Fudge nach dem Passwort für sein eigenes Büro fragt?"

„Stimmt…" murmelte Ron verlegen.

Harry dachte angestrengt nach. Dabei fiel sein Blick auf Hermine. Sie hatte noch gar nichts gesagt, auch jetzt starrte sie nur vor sich hin, die Stirn gerunzelt. Es hatte den Anschein, als plane sie irgendetwas.

„Hermi?" fragte Harry. „Hast du eine Idee?"

Hermine sah ihn an, zögerte einen Augenblick, dann nickte sie.

„Ich denke, mit Magie kommen wir hier nicht weiter", erklärte sie. „Wir müssen es auf Muggelart versuchen."

Muggelart?" echoten Harry, Ron und Ginny gleichzeitig.

Hermine nickte wieder. „Ja. Ich habe da so eine Idee…Wir brauchen etwas, dass die Wachen zum Reden anspornt, am Besten wissen sie gar nicht mehr, was sie da erzählt haben, und am Ende müssen sie völlig weggetreten sein, also gar nichts mehr bemerken…Na?"

Es dauerte etwas, doch dann begriff Harry. „Du…du willst sie betrunken machen?"

Hermine nickte. „Ganz genau. Das kann doch gar nicht so schwer sein."

Sie alle schwiegen eine Weile und dachten über Hermines Vorschlag. Klang eigentlich ganz brauchbar, fand Harry…

„Da stellen sich allerdings zwei Probleme", meldete sich Ron jetzt zu Wort. „Erstens müssen wir den Alkohol ja auch irgendwoher beschaffen…und zweitens: Wie willst du die Wachen dazu bringen, ihn zu trinken? Wir können ja nicht einfach hingehen und sagen: Hey, hier, für euch, trinkt mal bis ihr so richtig weggetreten seid, okay? Das wäre jedenfalls etwas schwierig."

Wieder nickte Hermine. „Naja, aber so ungefähr sieht mein Plan aus. Kennt ihr Samantha aus dem siebten Jahrgang? Sie ist mit Madam Rosmerta verwandt. Sie können wir nach dem Alkohol fragen, das macht sie bestimmt. Was den zweiten Punkt angeht… Also: Es gibt drei Wachmannschaften, bestehend aus zwei Leuten, die sich mit der Wache vor Fudges Büro abwechseln. Zwei der drei Teams bestehen aus alten Männern um die fünfzig, aber in einem Team sind zwei Typen, die vielleicht gerade mal zwanzig sind. An die müssen wir heran. Ich wette, die Typen können nicht mehr widerstehen, wenn ihnen der Alkohol von zwei attraktiven jungen Frauen angeboten wird. Die Typen werden ein bisschen umgarnt und schon werden sie den Alkohol herunter kippen als wäre es Wasser!"

Harry starrte sie schockiert an. „Hermine, man kann ja richtig Angst vor dir bekommen!"

Hermine grinste nur zufrieden.

„Ähm, und woher kriegen wir die attraktiven, jungen Frauen?" sagte Ron.

Harry trat ihm gegen das Schienbein, während Hermine und Ginny betont gleichgültig in die Gegend schauten.

„Ich meine", fügte Ron rasch hinzu, „natürlich könnten wir euch beide nehmen, ihr seid ja sehr attraktiv…" An diesem Punkt grinsten Hermine und Ginny sich breit an. „Aber ich denke, dass die Wachen inzwischen wissen, wer Schüler hier ist, mit wem die Schüler befreundet sind und so. Wenn sie sehen, dass da zwei Schülerinnen ankommen, könnten sie leicht misstrauisch werden. Außerdem ist ja bestimmt bekannt, dass ihr mit Harry befreundet seid. Und ich könnte darauf wetten, dass Fudge seine Wachen ausdrücklich gewarnt hat, sich vor dir besonders in Acht zu nehmen."

Ron schwieg und sah auffordernd in die Runde. Harry zog eine Grimasse. Ja, Ron hatte Recht…doch wenn nicht Ginny und Hermine, wer dann?

„Das stimmt, Ron", sagte Hermine jetzt. „Daran hatte ich gar nicht gedacht. Aber wer soll es sonst machen? Wen können wir einweihen? Es sei denn…es sei denn…" Hermines Augen begannen plötzlich zu leuchten, sie schaute abwechselnd zu Harry und zu Ron. „Ich glaube, ich habe da gerade eine Idee."

*

„Nein, das mache ich nicht! Ausgeschlossen!" rief Ron mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen.

Er stand vor dem Spiegel, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und die Lippen fest zusammengekniffen.

„Nicht, sonst geht der Lippenstift wieder ab, " sagte Ginny mit sehr sanfter Stimme, als wolle sie ein kleines Kind beruhigen.

Ron zog es wohl vor, nicht zu antworten und starrte weiter mit düsterer Miene in den Spiegel.

Harry konnte ihn voll und ganz verstehen, ihm ging es ja nicht anders. Was hatten Ginny und Hermine nur mit ihnen angestellt?

Harry und sein bester Freund steckten beide in einem sehr kurzen Minirock und einem Top. Wenigstens hatten die Mädchen ihnen erlaubt, noch ein Jäckchen darüber zu ziehen, denn das hätte sonst mit ihren recht bepackten Oberarmen doch sehr seltsam ausgesehen. Bei ihnen beiden hatte Hermine einen Rasur-Zauber angewendet, so dass ihre Beine sich jetzt aalglatt anfühlten. Das sollte jedoch angeblich bald wieder wachsen, was die beiden natürlich stark hofften. Außerdem hatte Ginny ihnen einen Büstenhalter umgeschnallt, der mit reichlich Watte gefüllt war. Die Jungen hatten beide Perücken auf, rote und schwarze Locken, Hermine hatte ihnen die Augenbrauen gezupft und sie geschminkt und sie hatten lange Gehänge an den Ohren baumeln. Sogar die Fingernägel hatte Ginny ihnen lackiert.

„Warum hätten wir es denn nicht mit einem einfachen Vielsafttrank versuchen können?!" jammerte Harry.

Hermine stöhnte genervt auf. „Harry, bitte! Wie oft denn noch! Wen hätten wir denn nehmen sollen, woher hätten wir das Haar bekommen? Hmm?"

Harry murmelte nur irgendetwas Unverständliches.

„So, und jetzt übt ihr noch mal, in den hohen Schuhen zu laufen!" ordnete Ginny an.

Harry fügte sich seinem Schicksal und begann, sich auf die gegenüberliegende Wand zu zu bewegen. Er scheiterte kläglich, knickte einmal um und musste sich, um nicht zu fallen, an einem Bettpfosten festhalten. Ron erging es nicht anders. 

„Verdammt, so schwer ist das nun wirklich nicht!" fauchte Hermine und sah die beiden Jungen wütend an.

Allein die Tatsache, dass Hermine fluchte, spornte Harry und Ron zu Höchstleistungen an. Am Ende des Nachmittags liefen sie auf den hohen Schuhen so sicher, wie manche Frauen es noch nicht einmal konnten.

Während sie mit Harrys und Rons „Umwandlung" beschäftigt waren, hatte Hermine außerdem mit Samantha geredet und vier Flaschen hochprozentigen Alkohol besorgt und sie hatte Chelsea geschickt um herauszufinden, wann Fudge nicht in seinem Büro war und wann welche Wachen im Dienst waren. Kimi hatte ihnen nämlich erzählt, dass Chelsea einen erstklassigen Spion abgab.

„Chelsea hat herausgefunden, dass Fudge sich am Donnerstagabend immer mit ein paar Freunden aus dem Ministerium in Hogsmeade auf ein Bier trifft," erzählte Hermine ihnen. „Also würde ich sagen, dass wir die Sache gleich heute Abend starten. Ab acht Uhr haben die beiden jungen Wachen, sie heißen übrigens Howard und Kevin, Dienst, da sollte Fudge dann ja auch fort sein."

Harry und Ron seufzten. Sie hatten gehofft, dass sie die ganze Sache noch etwas hinauszögern, oder noch besser ganz vergessen, könnten …

„Noch eine Frage," sagte Ron jetzt," Wir sollen die Wachen abfüllen, richtig? Aber wie machen wir denen klar, dass wir selber nichts trinken wollen?"

Strahlend holte Hermine zwei Flaschen hinter ihrem Rücken hervor, die genauso aussahen, wie die mit dem Alkohol. „Denkt ihr, das haben wir nicht bedacht? Die sollen doch die Schnapsleichen werden, und nicht ihr …Diese Flaschen sind mit Wasser und ein bisschen Lebensmittelfarbe gefüllt. Sieht doch genauso aus, nicht?"

Harry sah die Flaschen an – und nickte dann ergeben. Hatte er denn eine Wahl?

*

Die wenigen Stunden bis zum Abend schienen Harry wie Minuten. Der Gedanke an das, was ihn erwartete, machte es nicht gerade leichter…

Er lag auf seinem Himmelbett und starrte aus dem Fenster. Langsam begann es zu dämmern, immer näher rückte das von Harry gefürchtete Ereignis…

„Was, wenn uns jemand erkennt?" seufzte Ron im Bett neben ihm.

Jetzt setzte sich Harry entschlossen auf. „Das ist doch albern! Wir machen uns jetzt schon verrückt, das bringt doch nichts. Wenn wir es hinter uns haben, können wir uns immer noch überlegen, nach Durmstrang überzusiedeln."

Ron lachte trocken. „Stimmt."

Sie schwiegen wieder und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Gerade als Harry fast eingeschlafen wäre, klopfte es an der Tür und Hermine und Ginny traten ein.

„So, los geht's!" sagte Hermine gut gelaunt. „Hach, ich wünschte, ich könnte ein paar Fotos machen…"

Harry und Ron warfen ihr gleichzeitig einen vernichtenden Blick zu.

Hermine grinste nur und musterte Harry und Ron von oben bis unten. „Okay, ihr seid in Ordnung."

Harry nickte nur, nahm den Alkohol und die Flaschen Wasser an sich und warf den Tarnumhang über sich und Ron.

„Gut, ich gehe zum Portraitloch und öffne euch," sagte Ginny. „Viel Glück."

Sie warf ihnen einen besorgten Blick zu und verschwand. In Harrys Magen begann es zu rumoren. Ron zitterte neben ihm und Hermine sah ganz blass aus. Sie alle wussten ganz genau, dass Harry und Ron sofort aus Hogwarts verwiesen würden, sollten sie sich erwischen lassen.

Ron drückte noch einmal Hermines Hand, dann setzten die beiden Jungen sich in Bewegung.

Ginny öffnete ihnen das Portraitloch und sie kletterten hindurch. Dann machten sie sich auf den Weg zu Fudges Büro.

„Hast du keine Angst, dass wir dabei erwischt werden?" wisperte Ron auf halber Strecke.

„Doch," flüsterte Harry zurück. „Aber ich tue das hier für Sirius. Er würde seine Karte bestimmt nicht gerne in den Händen Fudges sehen. Sollten wir erwischt werden, war mir es die Sache wert."

Er spürte, wie Ron neben ihm nickte.

Schon von weitem hörten sie die Wachen, mit ihren schweren Stiefeln immer auf und ab schreitend.

„Gut," flüsterte Harry. „Jetzt müssen wir den Tarnumhang abnehmen."

Sie trennten sich von dem Umhang, versteckten ihn in einer Nische und verstauten die vielen Flaschen in einer rosafarbenen Tasche, die Harry sich umhängte. Sie hatten entschieden, dass es sicher wirkungsvoller war, wenn sie den Alkohol erst später präsentierten. Dann stöckelten sie vorsichtig los. Als die beiden Wachen in Sicht kamen, drückten sie sich schnell in eine Ecke und sahen sich die beiden erst einmal ganz genau an. Howard und Kevin sahen recht gut aus, sicher waren viele Mädchen an ihnen interessiert. Sie sahen jedoch sehr pflichtbewusst aus, schauten aufmerksam in alle Richtungen und hielten den Zauberstab stets griffbereit.

„Okay," wisperte Harry. „Lass uns anfangen. Denke immer daran, warum wir das tun…"

Die Jungen traten aus der Ecke heraus und gingen direkt auf die Wachen zu, beide versuchten ein gewinnendes Lächeln aufzusetzen. Howard und Kevin hielten inne und sahen die beiden abwartend an.

Harry wagte den Sprung ins kalte Wasser und sagte: „Hi! Vielleicht könnt ihr uns helfen? Ich bin Bianca…"

„…und ich bin die Gloria!" beendete Ron säuselnd den Satz.

„Wir würden gern Direktor Fudge sehen!" begann Harry wieder.

Die        beiden Männer sahen sehr angetan aus.

„Na, das ist aber schade!" sagte der blonde von den beiden. „Ihr habt ihn ganz knapp verpasst, gerade ist er nach Hogsmeade gegangen, um in den Drei Besen etwas trinken zu gehen!"

„Ach, nein!" zwitscherte Ron. „Daher kommen wir doch gerade! Na, so ein Pech!"

Harry nickte eifrig und klimperte mit den Wimpern, so wie Hermine es ihnen gezeigt hatte.

„Aber er ist sicher bald zurück," sagte jetzt der Dunkelhaarige und so wie er aussah, hoffte er gerade dies nicht. „Möchtet ihr uns nicht solange Gesellschaft leisten?"

„Aber gerne," strahlte Harry und lehnte sich gegen den steinernen Wasserspeier. „Wie heißt ihr denn?"

So kamen sie schließlich ins Gespräch. Harry und Ron machten Schmollmünder, klimperten mit den Wimpern, machten auf klein, mädchenhaft und dumm – und beteten mit aller Kraft, dass niemand hier vorbeikam. Nach einer Weile holten sie den Alkohol hervor.

„Lust auf ein Schlückchen?" säuselte Ron. „Zum Lockerwerden!"

Howard und Kevin zögerten etwas, stimmten jedoch nach einer Weile zu. Sie leerten Flasche für Flasche und wurden immer lustiger und lauter. Als er gerade nicht beachtet wurde, legte Harry schnell einen Silencio-Zauber auf den Gang vor Fudges Büro, so dass niemand mehr etwas hörte.

Doch das war nicht das einzige Problem. Je mehr die beiden Wachen tranken, desto aufdringlicher wurden sie. Harry und Ron bemühten sich nach Kräften, die beiden abzuschütteln, doch die wurden immer unwirscher. Schließlich ließ Harry es sogar zu, dass Kevin den Arm um ihn legte. In diesem Moment sackte Howard auf dem Boden zusammen. Er war eingeschlafen, ohne dass er ihnen das Passwort verraten hatte…Jetzt blieb ihnen nur noch Kevin. Nun wurde es wirklich Zeit, dass sie das Passwort erfuhren.

„Na, Kevin-Schatz," schnulzte Harry und verzog das Gesicht. „Wie lautet denn das Passwort zu diesem Büro hier? Wenn du es mir sagst…kannst du alles von mir haben…"

Gott, Sirius, ich tue das für dich…sagte Harry sich in Gedanken und schüttelte sich.

„Da…das P…Passwort? Hicks..." lallte Kevin neben ihm. „Alles kann…i…ich von dir…haben, Baby? A…aber ich sag dir trotzdem nich', dass…es…Macht…heißt…hicks…"

Im selben Moment erschlaffte sein Arm, er sackte auf dem Boden zusammen und fing laut an zu schnarchen.

Wie von der Tarantel gestochen sprang Harry auf. „Los, komm, Ron! Wir müssen uns beeilen!"

Die beiden Jungen sprangen auf.

Macht!" sagte Harry zu dem Wasserspeier.

Nichts passierte und für einige schreckliche Sekunden dachten Harry und Ron, dass es das falsche Passwort war, dass all ihre Mühen umsonst gewesen waren. Doch dann erwachte der Wasserspeier zum Leben und die Treppe zu Fudges Büro erschien. Harry und Ron stürzten die Treppe hoch, plötzlich in heller Panik, dass jemand sie entdecken könnte.

Dann standen sie in Dumbledores altem Büro. Und in der Tat sah es noch genauso aus, wie das Büro des mächtigsten Zauberers der Welt. Nichts schien verändert, sämtliche Gerätschaften und Dinge standen noch am selben Platz. Nun ja…fast alle. Fawkes, der Phoenix, fehlte…genauso wie das Portrait von Dumbledores Frau Josephine, das immer neben seinem Schreibtisch gehangen hatte.

„Das Bild von Caras Mutter ist fort," sagte Harry leise zu Ron. „Glaubst du, Fudge hat es abgenommen?"

Ron schüttelte den Kopf. „Nein, es wurde Professor Dumbledore mit ins Grab gegeben. Wusstest du das gar nicht?"

Harry verneinte und starrte nachdenklich auf den hellen Fleck an der Wand, dort wo einmal die Frau mit den blauen Augen gehangen hatte.

Doch dann riss er sich zusammen und sah sich aufmerksam um. „Wo, glaubst du, würde Professor Dumbledore die Karte verstaut haben?"

Ron seufzte und sah auf die vielen Regale, Schubladen und Schränke. „Ich weiß nicht. Aber wenn wir anfangen, alles durchzusuchen, sind wir morgen früh noch nicht fertig."

Harry zog eine Grimasse. Sein bester Freund hatte Recht…doch was sollten sie tun? Sollte alles umsonst gewesen sein?

Plötzlich jedoch fiel sein Blick auf einen ihm schon bekannten Schrank. Er runzelte die Stirn. Könnte er einfach…?

Dann dachte er nicht mehr lange darüber nach, ging zum Schrank und öffnete die Tür. Ja…dort stand es. Dumbledores Denkarium.

„Harry, was…" setzte Ron an, schwieg aber, als er Harrys ernstes Gesicht sah.

„Das ist Professor Dumbledores Denkarium," sagte dieser. „Seine…Gedanken. Ich könnte herausfinden, wo er die Karte hingelegt hat. Nur…ist es richtig?"

„Ist doch egal!" entgegnete Ron. „Wir müssen uns beeilen, sonst erwischt uns Fudge hier noch! Also, mach schon!"

Harry nickte, holte seine Zauberstab hervor und wollte die weiße Substanz gerade umrühren…da stockte er. Auf der Oberfläche schwamm ein einzelnes Gesicht, es sah aus wie Cara…wenn man jedoch genau hinschaute, erkannte man, dass es nicht Cara sein konnte. Das musste Josephine sein.

Harry keuchte. „Dumbledore konnte sich an Cara und Josephine nicht erinnern, das hat er erst getan, als er Cara gesehen hat…also hatte er keine Gelegenheit mehr, das Denkarium zu benutzen! Es war bestimmt Fudge, der sich diese Erinnerung angesehen hat…dieser Verräter!"

„Wir tun gerade nichts anderes," gab Ron zu bedenken.

Harry schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben immer hinter Dumbledore gestanden. Fudge nicht. Das ist etwas anderes." Er zögerte, hätte beinahe schon umgerührt, da stockte er wieder. „Sollen wir nicht mal gucken? Wie Josephine war? Wie die beiden zusammen waren?"

Ron zögerte. „Ich will lieber nicht…Meintest du nicht, dass Dumbledore dich aus seinen Erinnerungen wieder herausgeholt hat? Vielleicht sollte ich lieber oben bleiben, wenn du sozusagen…eintauchst?"

Harry nickte, zögerte noch kurz und stupste Josephine dann vorsichtig mit seinem Zauberstab an. Mit der anderen Hand berührte er gleichzeitig die Substanz…und schon war er in Dumbledores Erinnerungen an seine Frau.

„O'Brian, Josephine!"

Harry sah sich um. Er stand mitten in der Großen Halle. Gerade ging ein kleines Mädchen nach vorne, unter den vielen roten Locken kaum zu erkennen. Sie setzte den Hut auf, der ihr soweit herunterrutschte, dass von ihrem Gesicht gar nichts mehr zu sehen war. Während sie auf dem Stuhl saß, konnte Harry einen Blick auf Dumbledore werfen. Er sah deutlich jünger aus, nur einige silberweiße Strähnen durchzogen sein kastanienbraunes Haar. Er sah neugierig und auch irgendwie berührt aus. Ob er sich schon damals in Josephine verliebt hatte?

„Slytherin!" schrie der Sprechende Hut.

Josephine stand auf und ging zu ihrem Haustisch hinüber. Dumbledores Gesicht war völlig ausdruckslos.

Dann wurde Harry durch die Luft gewirbelt, das Bild wechselte. Jetzt befand Harry sich in der Eingangshalle und…Er riss die Augen auf. Was er da vor sich sah, war eine riesige Prügelei…Slytherin gegen Gryffindor, soweit er erkennen konnte. Wenn er sich anstrengte, konnte er unter ihnen Josephines roten Haarschopf erkennen.

„STOP!" ertönte ein Schrei neben Harry. Professor Dumbledore stand neben ihm und sah sehr wütend aus… „Gryffindors nach links, Slytherins nach rechts!"

Die ganze Menge gehorchte. Harry zuckte zusammen, als er unter den Gryffindors seine Eltern und Sirius erkannte. Sie sahen so jung, so unschuldig aus…Lily trug Flechtezöpfe und Sirius hatte Tinte an den Händen.

Harry schluckte und wandte sich wieder Dumbledore zu.

Miss O'Brian. Sie haben das ganze also ausgelöst. Warum?"  sagte der gerade, eine trotzig aussehende Josephine stand vor ihm.

Äußerlich sah der Professor wütend aus, bemerkte Harry, doch seine Augen sagten etwas ganz anderes…

Wieder wurde Harry durch die Luft gewirbelt…nur um wieder in der Eingangshalle zu landen. Neben ihm stand Dumbledore, er war schrecklich blass und zitterte am ganzen Körper. Vor ihnen standen fünf Mädchen. Eine von ihnen war Josephine und drei von ihnen sahen genau wie Viola, Charis und Carolina aus. Die vierte hatte schwarze Haare und war farbig, sie konnte Harry überhaupt nicht zuordnen. Die Mädchen sahen blass, verweint, schmutzig und erschöpft aus. Ihre Kleidung war zerissen und sie zitterten alle fürchterlich.

„Miss O'Brian, Miss Bellione, Miss Hamillton, Miss Weaver und Miss Taler," sagte der Professor ernst. „Das war sehr leichtsinnig von Ihnen und Sie wissen das. Bitte gehen Sie nun in Ihre Schlafsäle und nehmen Sie am besten ein heißes Bad."

Die Mädchen nickten und verschwanden. Nein…eine blieb stehen. Josephine sah Dumbledore an und sagte leise: „Vielen Dank, dass Sie uns gerettet haben, Professor Dumbledore."

Dumbledore und als er sprach, zitterte seine Stimme. „Ihr wolltet Charis retten, Josy…ich meine Miss O'Brian. Das war sehr mutig von Ihnen. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen."

„Aber…" begann Josephine, doch plötzlich schluchzte sie und rannte davon so schnell sie ihre Beine trugen.

Harry beobachtete, wie Professor Dumbledore sich gegen die nächste Wand lehnte und zu Boden sank. Tränen liefen ihm über die Wangen, verzweifelt sah er nach oben, als erbitte er sich eine Antwort auf eine Frage, die er nicht aussprechen konnte…und durch seine Schluchzer glaubte Harry das Wort „Josy" zu verstehen…

Wieder wurde Harry durch die Luft gewirbelt, durch einen Wirbel von Farben, und er landete wieder in der Großen Halle. Er sah sich um. Eine große Tanzfläche war aufgebaut und viele Paare tanzten. Harry stand neben Professor Dumbledore, der am Lehrertisch saß und in die Menge starrte. Harry folgte seinem Blick und war nicht überrascht als er bei einem Mädchen mit roten Locken und einem weißen Kleid landete. Sie tanzte gerade mit einem gut aussehenden Jungen mit schulterlangen schwarzen Haaren. Harry sah genauer hin…und keuchte überrascht auf. Das war Snape! Severus Snape in jungen Jahren…

Doch Josephine schien nicht bei der Sache zu sein. Immer wieder sah sie zum Lehrertisch hinüber. Schließlich reichte es Snape wohl. Er warf wütend die Arme in die Luft, sagte etwas und setzte sich an einen Tisch. Josephine stand immer noch auf der Tanzfläche. Dann kam sie langsam näher, die Augen unablässig auf Professor Dumbledore gerichtet. Dieser zuckte heftig zusammen. Harry konnte nicht anders, er musste lächeln.

Dann stand Josephine vor ihnen. Sie lächelte verlegen und sagte: „Professor Dumbledore, würden sie mit mir tanzen?"

Sie lief puterrot an und Dumbledore erging es ähnlich. Doch er nickte, nahm ihre Hand und die beiden gingen auf die Tanzfläche. Dann begannen sie zu tanzen. Die Blicke, die die beiden wechselten…so voller Verzweiflung, Verlangen und Liebe. Es war Harry völlig schleierhaft, warum in diesem Moment nicht jeder in der Großen Halle begriffen hatte, dass die beiden sich liebten. Waren sie denn alle blind gewesen?

Doch bevor Harry weiter darüber nachdenken konnte, wurde er durch die Luft gewirbelt und befand sich jetzt in Dumbledores Büro. Der Professor stand am Fenster und Harry sah, dass er weinte. Seine Schultern bebten vor Schluchzern und Harry konnte Sätze wie „Geh nicht!" und „Josy, bitte!" verstehen. Harry schluckte und er merkte, dass ihm Tränen in die Augen traten. Wie musste Albus Dumbledore Josephine geliebt haben…

In diesem Moment flog die Tür auf. Harry und Dumbledore zuckten zusammen. Josephine stand im Türrahmen, einen entschlossenen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Ihren Spitzhut hatte sie in der Hand.

„Miss O'Brian!" sagte Dumbledore, er versuchte wohl, Haltung zu bewahren. „Was ist denn los?"

Josephine sagte nichts, sie sah ihn einfach nur an und kam immer näher. Dumbledore wich nicht zurück. Dann sahen die beiden sich direkt in die Augen und sämtliche Ängste und Zweifel schienen vergessen. Sie fielen sich in die Arme und küssten sich. Leidenschaft, Verzweiflung, Hoffnung, Wut und vor allem Liebe lag in diesem Kuss. Harry musste lächeln.

Dann zog Dumbledore sich zurück. „Josephine…Glaubst du, es ist richtig? Meinst du nicht…"

„Sssch…" flüsterte sie und legte ihm einen Finger auf den Mund. „Ich bin nicht mehr deine Schülerin. Was kann also daran falsch sein?"

Mit diesen Worten ging sie zum Fenster und warf ihren Spitzhut ohne zu zögern auf die Ländereien.

Dann wandte sie sich wieder Dumbledore zu. „Albus…Ich bin kein Kind mehr. Ich liebe dich und ich will bei dir bleiben."

Dumbledore sah sie an und begann zu lächeln. Es war ein Lächeln wie Harry es noch nie bei ihm gesehen hatte. Fast war es ihm, als hätte den Schulleiter noch nie wirklich lächeln sehen…was wohl auch stimmte.

„So?" flüsterte er. „Dann kann ich dich wohl auch fragen…ob du meine Frau werden willst?"

Josephine sah ihn an, jetzt liefen ihr die Tränen über die Wangen.

„Ja!" wisperte sie atemlos. „Tausendmal ja!"

In diesem Augenblick begann sich um Harry wieder alles zu drehen. Durch den Farbenwirbel konnte er eine Hand erkennen, die sich ihm entgegenstreckte. Harry ergriff sie…

Im nächsten Moment stand er wieder neben Ron vor dem Denkarium.

Dieser sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Weißt du eigentlich, dass du fast eine halbe Stunde in diesem Ding gesteckt hast? Wir müssen uns beeilen!"

Harry erschrak. „Eine halbe Stunde? Es kam mir viel kürzer vor!"

Ron zuckte mit den Schultern. „Egal. Wie finden wir jetzt die Karte? Wir können ja nicht so lange in Dumbledores Erinnerungen herumfischen bis wir die finden, in der wir erfahren, wo er die Karte versteckt hat, oder?!"

Harry schüttelte den Kopf. „Nein…ich glaube, man muss sich einfach auf die Erinnerung konzentrieren, die man haben will. Ich versuche es mal."

Mit seinem Zauberstab rührte er ganz langsam die weiße Substanz um und dachte ganz fest an die Karte des Rumtreibers, an ihr Aussehen, an die Nacht als Bartemius Crouch ihnen unter der Wirkung von Veritaserum alles gestanden und auch von der Karte erzählt hatte…

Und ganz langsam tauchte im Denkarium ein Bild auf. Diesmal tauchte Harry lieber nicht in die Substanz, sonst verbrauchten sie zuviel Zeit. Er konnte erkennen wie Dumbledore in Crouchs Büro nach etwas zu suchen schien. Schließlich hatte er es wohl gefunden – er hielt die Karte in der Hand! Dann wechselte das Bild und Dumbledore ging jetzt in seinem eigenen Büro auf und ab. Dann blieb er vor einem Regal stehen. Harry sah, wie er einen Stofffetzen, den Sprechenden Hut, wie Harry gleich darauf erkannte, aufhob und ihn aufsetzte. Er murmelte etwas und gleich darauf wurde die Karte in seiner Hand von einem seltsam grünen Licht erfasst und in den Hut gesogen.

Die Erinnerung verblasste, doch Harry hatte verstanden. Er ging rasch zu dem Regal über dem Schreibtisch, wo jetzt neben einigen sehr formell aussehenden Akten, die wohl Fudge gehörten, der Sprechende Hut lag. Harry stülpte ihn über den Kopf.

„Ähm…hallo?" sagte er nach einer Weile, da der Hut keinen Laut von sich gab. „Hut? Kannst du mir helfen? Ich suche…"

„Die Karte, ich weiß," unterbrach ihn die vertraute hohe Stimme des Hutes. „Ja, ich habe die Karte. Und ich weiß auch, dass du sie aus mir hervorziehen könntest, genauso leicht wie damals das Schwert von Godric Gryffindor. Genau wie damals zu dem Schwert fühlst du dich zu dieser Karte verbunden, hergestellt von deinem Vater, deinem Paten, einem Freund und einem Verräter."

Harry keuchte überrascht. Der Hut wusste…?

Ja, ich kenne die ganze Geschichte," beantwortete der Hut Harrys nicht ausgesprochene Frage. „Ich weiß, du liebst Sirius Black und willst die Karte nicht in Fudges Büro wissen. Dies unterstützte ich voll und ganz und ich…"

In diesem Moment hörten sich draußen einen wütenden Schrei.

„Fudge!" flüsterte Ron mit weit aufgerissenen Augen. „Er ist zurück! Wir müssen hier weg!"

Panisch sah Harry sich um. Nach unten konnten sie nicht mehr, Fudge würde jeden Moment die Treppe hinaufkommen…Was sollten sie bloß tun?

Sein Blick fiel auf das Fenster. Er stürzte darauf zu und riss es auf. Ein gähnender Abgrund erstreckte sich vor ihm, bestimmt hundert Meter ging es in die Tiefe. Harry schluckte.

Doch dann hatte er plötzlich eine Idee.

Er zog seinen Zauberstab und rief: „Accio Feuerblitz!"

Dann stand Harry da, konzentrierte sich ganz fest auf seinen Feuerblitz, hoffte, dass es klappte, dass er rechtzeitig kam…

Nun hörte er jedoch Schritte, Schritte die unaufhörlich die Treppe hochstiegen…

„Ron!" zischte Harry und feste sich trotzdem noch weiter auf seinen Besen zu konzentrieren. „Verrammel die Tür und rede nicht laut!"

Ron nickte und begann sofort, den Schreibtisch vor die Tür zu schieben. Doch das würde Fudge auch nur ein paar Sekunden abhalten…

Im selben Moment schoss der Feuerblitz durch das Fenster, direkt in seine Hand.

Schnell winkte er Ron und der schwang sich hinter ihn auf den Besen. Doch ein einfacher Schreibtisch konnte einen guten Zauberer nicht aufhalten. Die Tür flog auf und ein wutschnaubender Fudge stürzte in das Büro. Ron starrte ihn entsetzt an, der Minirock war ihm bis zu den Oberschenkeln hoch gerutscht. Harry reagierte sofort und schoss durch das Fenster in die Nacht hinaus ohne sich noch einmal umzusehen. Ron klammerte sich an Harrys Top fest und sie hörten Fudge schreien.

Harry flog direkt zum Fenster ihres Schlafsaals und landete sanft auf dem Fensterbrett.

„Verflucht, in einem Minirock zu fliegen ist wirklich die Hölle!" knurrte Ron. „Wie halten die Mädchen das nur aus?"

Harry jedoch beschäftigte eine viel wichtigere Frage. „Wie kommen wir ungesehen in unsere Betten? Dean, Seamus und Neville werden uns bestimmt bemerken, die sind ja nicht taub."

Ron zuckte ratlos die Schultern. „Weiß nicht…und der Gemeinschaftsraum ist bestimmt auch noch voll, wir haben schließlich Samstag."

In diesem Augenblick hörten sie eine leise Stimme. „Hey, kommt endlich herein!"

Hermine.

Sie stand breit grinsend vor dem Fenster und hielt es einladend auf. Ginny stand neben ihr.

„Wo sind Dean, Seamus und Neville?" flüsterte Harry verblüfft.

„Das erklären wir euch gleich," entgegnete Hermine. „Los, kommt rein, ihr fallt noch auf!"

Harry und Ron sprangen in den Schlafsaal.

„Sag mal, Harry, warum trägst du einen Hut?" fragte Ginny verblüfft.

Erschrocken zog Harry sich den Sprechenden Hut vom Kopf. „Oh nein! Das habe ich ja völlig vergessen! Gerade als der Hut mir die Karte geben wollte, kam Fudge…Was soll ich denn jetzt machen? Soll ich vielleicht zu ihm gehen und mich dafür entschuldigen, dass ich neulich als ich in sein Büro eingebrochen bin versehentlich den Hut mitgenommen habe?! Na toll!"

Entnervt setzte Harry den Hut wieder auf. „Hut? Was soll ich jetzt mit dir machen?"

Nun," antwortete der Sprechende Hut. „Genau dazu hat mir dieser Fudge ja keine Zeit mehr gelassen. Ich möchte dich um etwas bitten: Bringe mich nicht wieder in Fudges Büro zurück. Ich weiß, dass ich dir einmal sehr nützlich sein werde, Harry Potter. Du kannst mich meinetwegen in deinem Koffer verstecken, aber gib mich nicht wieder an Fudge zurück. Ach ja, und hier ist die Karte."

Harry fühlte, wie ihm etwas auf den Kopf fiel. Er zog die Karte des Rumtreibers unter der Hutkrempe hervor. Erleichtert schloss er seine Hand um sie.

Dann wandte er sich wieder an den Hut. „Aber warum willst du nicht zu Fudge zurück?"

Ich sagte bereits, dass ich weiß, dass ich dir eines Tages nützlich sein kann. Du wirst mich brauchen um etwas zu vollbringen. Glaub mir, du würdest es bereuen, wenn du mich an Fudge zurückgibst."

Harry überlegte nicht lange. „Gut, wie du meinst."

So sparte er sich auch die Überlegung, wie er den Hut an Fudge zurückgeben sollte…

„So, jetzt will ich aber endlich aus diesem Fummel heraus!" meldete sich nun Ron zu Wort.

Harry nickte bestätigend.

 Erleichtert schälten die beiden sich aus Top und Minirock, legten die Perücken ab und zogen die hohen Schuhe aus.

„Also, wo sind sie?" fragte Harry während Ginny ihm mit einem Schlenker ihres Zauberstabs das Gesicht abschminkte.

„Ach, die schlafen bei den Jungen aus der siebten," erklärte Hermine, während sie Harry und Ron die Ohrringe abnahm. „Wir haben ihnen gesagt, wir würden gerne eine tolle Nacht zu viert verbringen…da waren sie so eingeschüchtert, dass sie gleich verschwunden sind."

Harry und Ron waren sprachlos.