Kleine Diebe

Er war erst vor wenigen Wochen zurückgekehrt, aus dem Krieg gegen den dunklen Herrscher Sauron, der ganz Mittelerde unterjochen wollte.

Doch zusammen mit seinen 8 Gefährten hatte Aragorn sich ihm entgegengestellt und ihn besiegt. Er hatte den Ringträger bis tief hinein nach Mordor geleitet, ihn gegen die bösen Mächte verteidigt und an seiner Seite gekämpft.

Mag hatte sich während der ganzen Zeit natürlich Sorgen um ihren älteren Bruder gemacht, denn er war der einzige, den sie noch auf der Welt hatte.

Ihre Eltern, bei denen sie vor dem Leben mit Aragorn gelebt hatte (es waren nicht ihre richtigen gewesen, die hatte sie nie gekannt) waren im Ringkrieg umgekommen, ihre Verwandten waren überall in Mittelerde versprengt, sie kannte keinen von ihnen.

Und ihr zweitältester Bruder, Darihon, war in ihren Armen gestorben, als sie an der Westfront Minas Tirith verteidigten.

Nun hatte Magalin in Abwesenheit ihres Bruders provisorisch die Krone Gondors übernehmen müssen und als Königin fungiert.

Sie hatte die Verantwortung für so viele Menschen nicht übernehmen wollen, doch das Volk, dem sie immer sehr nahe gewesen war, hatte sie einstimmig zur Königin ernannt. So hatte sich das junge Mädchen in sein Schicksal gefügt und es gemeistert.

Doch nun war er wieder da, die dunklen Tage vergangen und trotz einiger Orkherden im Osten des Landes, war in Mittelerde wieder der Frieden eingekehrt.

Doch wenn sie jetzt dachte, es wäre alles beim Alten, so wie es vorher war, dann hatte sie sich getäuscht.

Denn früher war sie mit ihrem Bruder durch die Wälder gezogen, sie hatten nur auf sich selbst aufpassen müssen, sie hatte ihn sprechen können, wann immer sie wollte und wenn sie mal in eine Stadt kamen um Vorräte zu kaufen, hatte man ihnen meist nicht mehr als einen Blick geschenkt.

Doch nun verbeugten sich die Leute, wenn sie vorbeikam, Aragorn hatte nun Verantwortung für eine ganze Stadt, für ein ganzes Königreich und hatte viele geheime Sitzungen mit seinen Ratgebern, die ihm dabei halfen, das Land zu regieren und die ihn in die Geheimnisse der Politik einwiesen.

So schlenderte sie meist alleine durch den nahen Wald, saß in ihrem Zimmer oder strich durch die verwinkelten Gassen, die sie nun wie ihre Westentasche kannte.

Was sie auch gerade wieder tat. Sie hatte sich in einfache Bauerngewänder gehüllt, ihr Haar unter einem Kopftuch versteckt und sich ein wenig Schmutz ins Gesicht gerieben, so dass sie nun aussah wie eine einfache Bettlerin.

Damit wollte sie verhindern, dass sie jeder gleich erkannte und sie mit Fragen nach ihren Wünschen und Bedürfnissen bombardiert wurde.

Natürlich hatten die Leute sie doch erkannt, doch irgendwie hatten sie verstanden, was das Mädchen damit bezwecken wollte und sich daran angepasst. Sie wollte die Leute so erleben, wie sie waren, wenn keine hohen Herrschaften in der Nähe waren. Und das erlebte man am einfachsten, wenn man einer von ihnen war.

Magalin war ein blitzgescheites, aber auch bildhübsches Mädchen. Ihr silberweißes Haar reichte ihr bis zur Hüfte wenn sie es offen trug. Aragorn meinte, sie habe diese Haarfarbe von einer ihrer Vorfahren.

Ihre Lippen waren sinnlich geschwungen und ihre bernsteinfarbenen Augen betörten jeden, den sie ansah, selbst wenn es nicht ihre Absicht war. Sie konnte Männer wie Frauen, Kinder wie Greise, Böse wie Gute gleichermaßen verzaubern.

Doch das wohl Erfreulichste an ihr war das, was das normale Volk, die Bauernfamilien, die Mägde und Knechte an ihr so liebte: ihre Natürlichkeit, ihre Hilfsbereitschaft und Liebe, die sie den armen Leuten und den Kranken entgegenbrachte.

Sie war vielleicht keine Herrscherin mehr über Gondor, doch sie war weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt als die Königin der Herzen.

Als Mag die Bezeichnung, die man für sie verwendete zum ersten Mal hörte, war sie einerseits gerührt über das Vertrauen und die Liebe, die die Menschen ihr entgegen brachten, auf der anderen Seite war sie ein wenig verunsichert.

Wie konnten sie ihr nur so rückhaltlos vertrauen? Sie war doch selbst nur ein Kind mit ihren neunzehn Sommern, wie konnte sie da eine große Königin sein? Denn Magalin war, auch wenn es die wenigsten wussten, sehr schüchtern und in Gegenwart Fremder war sie meist sehr still, außer es ging um wichtige Sachen, nämlich solche Sachen, die das Volk betrafen.

Außerdem war das Mädchen eine richtige Tagträumerin. Sie hing immer ihren Gedanken nach und war oft mit dem Kopf in den Wolken.

Doch nun waren ihre Gedanken anwesend, schließlich musste sie eine Möglichkeit finden, wie sie mit Lahum aus dieser Sackgasse kam.

Lahum war ihr Freund seit sie denken konnte. Er war gleichalt wie sie und mit ihm konnte sie Pferde, und manchmal auch andere Sachen stehlen.

Wann immer sie in Minas Tirith waren, hatte Mag ihn besucht und ihm, da er sehr arm war und ein Vollwaise, immer bei der Essensbeschaffung geholfen. So wie jetzt. Die beiden hatten in Teamarbeit einen großen Laib Brot von einem der reichsten Händler der Stadt geklaut, der so viel Geld verlangte, dass ein normaler Bewohner von Tirith es sich nicht leisten konnte, seine, zugegeben sehr guten, Waren zu kaufen.

Es schadete ihm nicht, wenn man ihm etwas stahl, denn er hatte mehr als genug von allem, doch er war sehr jähzornig und war ihnen nun auf den Fersen. Der Kerl war zwar muskulös, doch dadurch auch nicht gerade schnell. Lahum und Mag waren beide schlank und flink und waren ihm mit Leichtigkeit davon gelaufen.

Doch er hatte sich als hartnäckig erwiesen und nun hatte sich Mag auch noch in der Straße geirrt und sie waren in dieser Sackgasse gelandet. An zwei Seiten erhoben sich Häuser und vor ihnen war eine hohe Wand, an die zweieinhalb Meter hoch.

Hektisch sah sich das Mädchen um und entdeckte ein langes Seil, dass jemand für Wäscheaufhängen benutzt und nun weggeworfen hatte. Es war stark genug um einen Menschen tragen zu können. Und da die beiden zusammen nicht einmal gleichviel wogen als ein ausgewachsener Mann war die Sache eigentlich geritzt.

„Halt mal!" meinte sie leise und drückte ihrem Freund das Brot in die Hand.

„Was hast du vor Mag?" fragte er leise zurück und sah ängstlich zum Eingang der Gasse. Gleich würde Bará hereinstürmen und sie beide windelweich prügeln. Ihn zumindest, denn niemand würde es wagen, Mag etwas anzutun.

Doch Magalin ignorierte seine Frage und löste den Kampfstab von ihrem Rücken, den sie außer ihrem Dolch noch bei sich trug, löste das Seil und band das eine Ende an den Stab. Sie nahm den Stock in die Hand, zielte und warf ihn über die Mauer.

Mit einem Klappern knallte er an der anderen Seite an die Backsteine, aus denen die Wand gebaut war. Dann horchte sie plötzlich auf und zog Lahum hinter einen Müllhaufen, der in der Ecke lag.

„Keinen Mucks!" zischte sie. Im nächsten Augenblick rannte Bará draußen vorbei und kämpfte sich durch die dichte Menge. „Ich krieg euch schon ihr kleinen Bastarde." schrie er wütend und war im nächsten Moment am Eingang der Gasse vorbei.

Wenn er ahnen würde, dass einer der „Bastarde" die Schwester seines Königs war, würde er ihnen die Brote wahrscheinlich dutzendweise nachtragen, als dass er sie wegen eines Laibes verfolgte.

„Los, jetzt können wir nach draußen und in die andere Richtung laufen..." begann Lahum doch Mag schüttelte den Kopf.

„Nein, er ist zwar nicht der Hellste aber er weiß, wie flink wir sind. Er wird noch einen zweiten dabei haben, der die Gassen nach uns absucht. Wir müssen über die Mauer."

Ihr Freund nickte und wusste, dass sie Recht hatte. Wie immer eigentlich... Sie zog probehalber am Seil und als es keinen Deut nachgab nickte sie ihm zu: „Los jetzt, du zuerst."

„Wieso ich?" „Weil du der leichter von uns bist, du musst sehen, wie er sich verhakt hat und dann kann ich erst rauf."

„Aber ich..." Er wurde von einem Aufschrei unterbrochen. Bará hatte entdeckt, dass sie verschwunden waren und klapperte jetzt seine Freunde zusammen um in den verwinkelten Gassen nach ihnen zu suchen, wie Mag es prophezeit hatte.

„Los jetzt!" fuhr das Mädchen ihn an und er kletterte flink wie ein Wiesel hinauf, das Brot hatte er in ein Tuch gewickelt und mit einem weiteren Tuch auf den Rücken gebunden. Schnell war er oben.

„Du kannst kommen, er hat sich fest verkeilt..." rief er hinunter, dann heftete sich sein Blick auf etwas hinter seiner Freundin. Magalin fuhr herum und sah, wie Bará und zwei seiner Freunde wütend auf sie deuteten und in die Gasse getrampelt kamen.

Doch zum Glück hatten sie Hirne von der Größe einer Erbse und so blieben sie in der schmalen Straße beinahe stecken, da sie alle auf einmal hineinwollten. Das gab der Schwester des Königs genug Zeit hinaufzuklettern und von der breiten Mauer winkten sie den drei Idioten fröhlich zu.

Dann rollten sie das Seil auf, Mag steckte ihren Stab wieder ein und hängte sich das Seil um. Dann hob sie lachend die Hand und Lahum klatschte grinsend bei ihr ein. Von vor der Gasse ertönte schallendes Gelächter, Applaus und Zurufe.

Eine große Menschenmenge hatte sich davor versammelt und die ganze Vorstellung beobachtet.

Es freute sie immer, wenn Bará und seine Leute zum Narren gehalten wurden. Mag und Lahum grinsten noch breiter und verbeugten sich wie vor Publikum. Auch aus den umliegenden Fenstern schallten Bravorufe und dann beugte sich Ricko aus einem der Fenster.

Er war ein guter Freund von den beiden kleinen Dieben und grinste nun über das ganze Gesicht. „Na los ihr Racker, bringt es zu Ende und rettet eure Beute." lachte er und sie stiegen durch sein Fenster. Sie winkten ihm dankend zu und rannten durch seine Wohnung.

An der anderen Seite war der Marktplatz, nur gute zwei Meter weiter unten. Am Fenster angekommen drehten sich der Straßenjunge und die Prinzessin noch mal um.

„Danke Ricko, lass dich nicht von ihnen ärgern ja?" rief Mag lachend und der breitschultrige Mann grinste zurück: „Die und mich ärgern? Mich ärgert so schnell keiner ohne die Folgen zu erfahren. Schönen Tag noch, Mylady, Lahum."

Die Kids grinsten und schnappten sich dann die zwei Seile, die an der Mauer hingen. Daran schwangen sie sich hinunter, ließen einen Meter über dem Boden aus und landeten wohlbehalten inmitten der Menge, die in schallendes Gelächter und Bravorufe ausbrach.

Sie grinsten siegessicher und verschwanden dann mit dem Brot unterm Arm. Der Markt lag weit entfernt von der Sackgasse, wenn Bará und seine Jungs Mag und Lahum haben wollten, würden sie entweder über die Mauer klettern müssen oder um die halbe Stadt laufen müssen. Klettern konnten sie nicht und dass sie wegen eines Laibes Brot so einen weiten Weg machen würden, das war recht unwahrscheinlich.

Der Marktplatz war übrigens nicht der einzige in der Stadt, das wäre unpraktisch für diejenigen gewesen, die auf der anderen Häuserseite wohnten, denn nicht jeder konnte sich an Seilen herum schwingen oder klettern wie Mag und Lahum.

Die beiden rannten noch, bis sie an die hohe Stadtmauer stießen und folgten dann ihrem Lauf bis zu einer Ecke, in die nie ein Mensch kam, auch keine der Wachen. Dort war ein winziger Riss in dem riesigen Backsteinwerk, gerade breit genug um einen schlanken Menschen durchzulassen.

Die Ecke lag direkt beim Berg und war von außen kaum zu sehen, erst wenn man knapp davor stand entdeckte man den Sprung. Mag und ihr Freund zwängten sich durch und verschwanden zwischen den Felsbrocken die vor der Mauer herumlagen.

Sie waren einst von den Bergen geworfen worden um die Feinde, die die Stadt angriffen, zu verjagen. Im Schutz der mannshohen Steine schlichen sie den Berg hinauf, bis sie oben auf einem grünen, von Gestein überdachten Plateau ankamen. Es war sehr, sehr schwer zu erreichen und so waren sie ganz alleine.

Aufseufzend lehnte sich das Mädchen an die sonnen beschienene Felswand und setzte sich dann auf einen der kleinen Felsbrocken, die dort lagen. Lahum ließ sich neben ihr ins Gras fallen. „Na, das hätten wir mal wieder geschafft..." seufzte er glücklich und holte das Brot hervor. Nachdenklich blickte er es an.

„Seltsam, dass wir wegen einem Stück Brot so viel riskieren. Nämlich im leichtesten Fall unsere rechte Hand, sonst unser Leben..."

Mag strich im lächelnd über den Arm. „Aber wenn wir es nicht machen, wirst du noch dünner, falls das überhaupt noch geht... und irgendwann verschwindest du noch ganz! Aber du könntest ja zur Abwechslung mal nach Arbeit suchen?"

„Ne, ist mir zu anstrengend. Wozu arbeiten, wenn es auch so geht?" Er grinste sie an und sie lächelte zurück. „Tja, dann muss ich eben an den königlichen Fäden ziehen, wenn wir mal erwischt werden, was?"

Sie lachten. Die beiden kannten sich von Kindesbeinen an und waren die besten Freunde. Nichts konnte sie auseinander bringen. Wenn einer in der Nähe war, war der andere meist nicht weit.

Mag seufzte lächelnd und drehte dann den Kopf und genoss die grandiose Aussicht über die Stadt und das dahinter liegende Land. Die weiße Stadt leuchtete in der Mittagssonne wie ein Juwel, in der Ebene begannen bereits die Büsche und Bäume auszutreiben, das Gras spross und die Blumen reckten ihre wunderschönen Köpfe der Sonne entgegen.

Der Frühling zog nach einem lange, eisigen, harten Winter ins Land. Es wirkte alles so wunderbar friedlich, die Stadt und das aufblühende Land dahinter, nichts erinnerte daran, dass hier noch vor wenigen Wochen unzählige Orks und Uruk-Hais durchgezogen waren und versucht hatten, die weiße Stadt anzugreifen.

Doch sie hatten kläglich versagt, denn Minas Tirith war seit unzähligen Menschenleben uneingenommen. Aragorn würde nun vermutlich in dem großen Sitzungssaal sitzen, den Kopf auf die Arme gestützt und gelangweilt den Ratschlägen seiner Minister und Fürsten zuhören. Doch seine Gedanken würden immer wieder abschweifen und...ja, an wen würde er denken? fragte sich Mag traurig, an mich oder an Arwen...?

Seit er von seiner Mission um den Ringträger zurückgekehrt war, dachte er meistens an sie und an ihre bevorstehende Hochzeit. Würde er danach noch Zeit für sie haben? Oder war er dann von seiner hohen Verpflichtung als König und Ehemann, vielleicht auch als Vater so sehr eingenommen, dass sie in Vergessenheit geriet?

„Ach was, Blödsinn, du bist seine Schwester, wie könnte er dich vergessen?" schalt sie sich selbst in Gedanken.

Doch eine boshafte Stimme im hintersten Winkel ihres Kopfes flüsterte: „Nein? Sicher nicht? Dann zähl mal, wie oft du ihn in den letzten Tagen gesehen hast, das kannst du an einer Hand ausrechnen. Und er soll dich nicht vergessen haben? Da bin ich mal gespannt wie das erst nach der Hochzeit wird..."

Die Stimme gab ihr zu denken. Wer war sie eigentlich? Nur eine Ersatz- Königin, die kleine Schwester des großen, weisen Königs Aragorn. Noch hatte man sie in Erinnerung, es war noch nicht solange her, da sie regiert hatte, doch wie lange würden sie sie noch erkennen, wenn sie in den Straßen spazieren ging??

„Mag? Träumst du?" riss sie Lahums Stimme aus ihren düsteren Gedanken. Sie schrak auf und sah ihn an, als würde sie aus einer Trance erwachen und sich erst daran erinnern müssen, wie er hieß und wer er war.

„Seltsam..." dachte der Junge bei sich. „Sonst ist sie immer so aufgeschlossen und fröhlich gewesen, doch in der letzten Zeit ist sie immer öfter so ernst und traurig. Warum nur?" Er brach ein Stück Brot ab und hielt es ihr hin. Sie lächelte und schüttelte den Kopf.

„Danke, Lahum, aber ich muss nachher mit Aragorn und seinen Ministern zu Abend essen. Das spannendste Erlebnis des Tages, du glaubst nicht wie sehr ich mich darauf freue..." Sie schnitt eine Grimasse und die beiden fingen an zu lachen.

Sie blieben noch bis wenige Minuten vor Sonnenuntergang auf dem Plateau, alberten herum und begaben sich dann auf den Heimweg. Sie schlüpften wieder durch das Loch in der Mauer und verabschiedeten sich voneinander.

Am nächsten Tag würden sie sich wieder sehen, wie immer. Lahum schlenderte davon um sich eine Scheune oder einen Schuppen zum Übernachten zu suchen.

Seine Freundin hatte ihm schon öfter angeboten, doch zu ihnen in den Palast zu ziehen, doch er genoss seine Freiheit und sein unbeschwertes Leben. Mag ging also alleine in Richtung des Palasts davon. Die Prinzessin schlich sich durch die dunklen Gassen auf den Palast zu und vermied dabei, nach links, rechts oder gar nach hinten zu sehen.

So unerschrocken sie sonst war, so ängstlich war sie in diesen dunklen Gassen. Was musste ich mich auch so mit Lahum verratschen? ärgerte sie sich und beschleunigte ihre Schritte ein wenig, denn es war auch schon empfindlich kalt geworden.

Sie erschrak heftigst als sie plötzlich hinter sich Schritte hörte. Wer war zu so später Stunde denn noch unterwegs? Sie fing an zu zittern und dachte an das, was Aragorn ihr einmal erzählt hatte: „Pass bloß auf, wenn du abends durch die Stadt gehst. Denn auch in der weißen Stadt gibt es Diebe, Erpresser, Mörder und Sklavenhändler. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen...und ich will doch nicht meine kleine Schwester verlieren."

Bei diesen Worten hatte er sie in den Arm genommen und ihr einen Kuss auf die Stirn gehaucht. Sie hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt und sich sehr wohl gefühlt. Wie sehr wünschte sie sich nun dorthin, an seine Seite...

Sie ging noch ein wenig schneller und biss sich ängstlich auf die Lippen als auch die Schritte hinter ihr schneller wurden. Sie warf einen Blick nach hinten und erschrak: sie sah einen riesigen, bulligen Schatten, der bedrohlich schnell näher kam.

Panisch drehte sie den Kopf wieder nach vorne, raffte das Bauernkleid auf, das sie trug und rannte los. Links, rechts, links, wieder rechts. Sie schlug Haken wie ein Hase, doch der Schatten blieb ihr auf den Fersen.

Auch er hatte jetzt zu rennen begonnen und holte verdammt schnell auf. Magalin konnte zwar sehr gut mit ihren Waffen, Kampfstab und Dolch, umgehen, doch sie war noch nie so dumm gewesen, sich einem übermächtigen Gegner zu stellen und dieser war ihr leider auf jeden Fall überlegen!

Als sie wieder einmal nach hinten sah und erschrocken feststellen musste, dass er schon ganz nah war, übersah sie in ihrer panischen Hast ein Loch im Kopfsteinpflaster, stolperte und fiel der Länge nach hin. Ein scharfer Schmerz schoss durch ihren Knöchel und sie stöhnte leise auf.

Hinter ihr krächzte der Schatten triumphierend auf. Mag rappelte sich hoch und humpelte weiter. Es war nicht mehr weit bis zum Palast. Wenn sie nur das Tor erreichte, war sie in Sicherheit, dann könnte sie die Wachen um Hilfe bitten.

Schon war der Palast in Sichtweite, doch dann hörte sie den Atem ihres Verfolgers und eine starke Hand packte sie grob am Handgelenk. Sie wurde herumgerissen und sah in ein schmutziges, von Bartstoppeln und Narben bedecktes Gesicht, das sich jetzt zu einem Grinsen verzog.

Dabei zeigte der Mann verfaulte und vom Kautabak schwarzgefärbte Zähne. „Wohin denn so eilig, meine Schöne? Willst du mir denn nicht heute Abend Gesellschaft leisten?" grunzte er und Mag wurde fast ohnmächtig von seinem Mundgeruch und dem Bierdunst der ihn umgab.

Er zog sie noch näher an sich heran und strich mit seiner rauen Hand an ihrer Wange und ihrem Hals hinunter bis zum Ansatz ihrer Brust. Mit einem lauten Schrei riss sie sich los und rannte in Richtung Königshaus.

Doch er hechtete ihr nach und warf sie zu Boden. Unbeholfen und mit vom Alkohol recht tapsigen Bewegungen warf er sie grob herum und riss ihr dabei das Kopftuch herunter. Ihr langes, silbernes Haar fiel an ihren Schultern herunter und umgab ihr Gesicht wie flüssiges Mondlicht.

Er grunzte etwas dass nach „schönes Weib" klang und senkte die Hand um ihr auch das Kleid vom Leib zu reißen. Doch dazu kam es nicht. Plötzlich war das erdrückende Gewicht von ihrem Körper herunter und sie öffnete zögernd die Augen und senkte die Hände, die sie zur Verteidigung erhoben hatte.

Der fette Mann wurde hochgerissen und von einem großen, breitschultrigen Schatten mit einem einzigen Fausthieb niedergestreckt. Sie hob vorsichtig den Kopf. Der Mann blieb reglos am Boden liegen und die Gestalt die ihn niedergeschlagen hatte drehte sich zu ihr um und eilte auf sie zu.

„Aragorn!"

Er kniete neben ihr nieder: „Mag, alles in Ordnung? Ist dir etwas passiert, hat er dir etwas getan??" Hinter ihm kümmerten sich zwei Wachen um den betrunkenen Gauner.

Sie schüttelte nur den Kopf und fing dann an wie ein kleines Kind zu weinen. Sofort nahm ihr Bruder sie in den Arm und drückte sie sanft an sich.

„Shh, es ist gut, ich bin ja da...es ist vorbei Mag, es ist vorbei..." Er hob sie auf die Füße, hielt sie immer noch im Arm. Doch als sie neben ihm zur Burg gehen wollte sackte sie mit einem leisen Schmerzensschrei zusammen und wäre fast wieder hingefallen, wenn Aragorn sie nicht aufgefangen hätte.

„Was ist? Was hast du?" fragte er besorgt. „Ich glaub, ich habe mir den Knöchel verknackst..." meinte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Um nicht vor den Augen ihres Bruders schwach zu wirken rappelte sie sich auf und wollte auf die Burg zu humpeln.

Doch der König lächelte nur und meinte: „Du kleiner Sturschädel, von wem hast du nur diesen Dickkopf? Das kann doch nicht alleine von mir sein?" Damit hob er sie auf den Arm und trug sie kurzerhand nach Hause.

Obwohl sie zuerst protestiert hatte, fühlte sie sich nach einigen Metern dabei ungewöhnlich wohl. Er hielt sie in seinem Arm, sie war in seiner Nähe... Trotzdem fragte sie vorsichtig: „Bin ich dir nicht zu schwer? Ich kann doch auch laufen, wenn du mich stützt..."

Doch er schüttelte den Kopf: „Im Gegenteil, ich spüre dich kaum. Du solltest mehr essen, du bist so dünn." meinte er und zog besorgt eine Augenbraue hoch. Sie grinste nur und lehnte den Kopf an seine Schulter.

Er trug sie an den staunenden Wachen vorbei, die ihm verwundert anboten, Magalin hinaufzutragen, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Meine kleine Schwester darf ich ja wohl noch selbst rauftragen oder??" Mit extra ernstem Gesicht gingen die beiden an den verdutzten Soldaten vorbei, doch in Mag's Zimmer war es mit dem Ernst vorbei und sie kicherten wie die kleinen Kinder.

Aragorn hatte seine Schwester aufs Bett gesetzt und saß nun prustend und kichernd daneben am Boden. „Das war genial!!" lachte Mag und hielt sich den Bauch.

Sie ahmte Aragorns Gesichtsausdruck nach und näselte: „Meine kleine Schwester darf ich ja wohl noch selbst tragen, meine Herren. Was fällt Ihnen denn ein??"

Das brachte einen weiteren Lachanfall mit sich und die beiden Geschwister brauchten lange um sich zu beruhigen. Dann saßen sie vertrautem Schweigen nebeneinander auf dem Boden und Mag lehnte sich an ihren Bruder.

Dann fiel ihr etwas ein: „Sag mal, wo bist du eigentlich vorhin auf einmal hergekommen? Du bist so plötzlich aufgetaucht, wie es doch nur Elben und Geister können...Obwohl ich noch keinen von beiden gesehen habe!!"

Sie kicherten wieder und Aragorn antwortete, noch immer mit einem leisen Glucksen in der Stimme: „Ich hatte schon auf dich gewartet. Weil wir ja heute dieses Abendessen haben, mit dem ganzen Ministerrat...Aber du hast dir mal wieder unendlich viel Zeit gelassen und so wollte ich dir entgegen gehen, bis zur Mauer. Wie mir scheint war das die richtige Entscheidung. Als ich dich dann schreien gehört habe, bin ich sofort losgerannt. Du hättest mal Geronds Gesicht sehen müssen und das seiner Männer. Die hätten wohl nicht gedacht, das Seine Majestät so schnell laufen kann."

Mag grinste ihn an und er erwiderte es mit einem Lächeln. Doch dann wurde er plötzlich ernst. „Das hätte böse ausgehen können, Kleines, das ist dir doch klar? Ich hab dir doch gesagt, dass selbst Minas Tirith nicht ganz frei von Mördern und anderen Banditen ist. Ich weiß, dass du das schon zum hundertsten Mal hörst, aber ich hab nun mal Angst um dich. Du bist doch mein kleiner Sonnenschein, alles was ich noch von meiner Familie habe. Ich brauche dich und möchte dich bitte nicht verlieren."

Seine Stimme klang bei den letzten Worten ein wenig belegt und auch Mag spürte auf einmal einen Kloß im Hals.

„Na siehst du? Er hat dich nicht vergessen und er liebt dich noch immer." flüsterte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Sie schluckte, doch konnte sie nicht verhindern, dass eine einzelne Träne leise an ihrer Wange hinunterrann.

Damit ihr Bruder sie nicht sah, lehnte sie den Kopf wieder an seine Schulter und kuschelte sich an ihn. Er legte ihr seufzend den Arm um die Schulter, drückte sie fest an sich und wiegte sie wie ein kleines Kind hin und her.

„Was hab ich nur angerichtet? Jetzt hab ich meine kleine Schwester zum Weinen gebracht...Da hast du ja einen tollen großen Bruder!" seufzte er mit gespielter Verzweiflung. Durch die Tränen hindurch musste das Mädchen lächeln und sie nuschelte leise:

„Du bist der beste Bruder auf der Welt. Einen besseren gibt er nirgendwo. Wenn du nicht gewesen wärst, könnte ich nicht einmal mehr weinen, glaube ich. Der Kerl hätte mich sicher umgebracht. Der Dolch, der an seinem Gürtel hing war zwei Handbreit lang, und so erschrocken wie ich war, hätte ich mich sicher nicht wehren können."

„He, mach mir bitte nicht noch nachträglich Angst." meinte der junge König erschrocken und drückte sie noch ein wenig fester an sich. So saßen sie eine ganze Weile da, dann richtete sich Magalin auf: „Ich glaube, ich könnte Nachhilfe im Kampf brauchen, nachdem was heute passiert ist! Hättest du morgen Zeit für mich??"

Aragorn grinste breit: „Du und Nachhilfe im Kampf? Meine kleine Schwester, die besser als alle meine Soldaten mit Kampfstab und Dolch umgehen kann? Glaube ich dir nicht ganz, aber bitte. Morgen sagst du? Ich glaube da geht es schon..." meinte er nachdenklich, doch da klopfte es auf einmal an der Türe.

Sie zuckten zusammen und Mag rief nach einer Schrecksekunde: „Ja, bitte?" Sie war ein wenig enttäuscht, dass die kurze Einsamkeit mit Aragorn schon wieder vorbei war, doch sie ließ sich das nicht anmerken. Ihr Bruder hatte schon oft gesagt, sie könne ihre Gefühle so gut verstecken wie Legolas, der Prinz des Elbenvolkes im Düsterwald.

Dieser war mit ihm und dem Ringträger Frodo durch Mittelerde nach Mordor gereist, so wie Gimli der Zwergenprinz, Sam, Pippin und Merry, den drei Hobbits, Gandalf dem Zauberer und Boromir, dem Sohn des Truchsess von Gondor. Boromir war jedoch in einem Kampf gegen die Uruk-Hai Sarumans gefallen und die anderen hatte sie noch nie gesehen, nur von ihnen gehört.

Die Türe öffnete sich zaghaft und Borrim, Mag's Leibdiener und Leibwache lugte vorsichtig herein. Das Mädchen grinste als sie ihn erkannte und winkte ihn herein: „Warum so zaghaft, Borrim. Sehe ich so aus, als würde ich beißen??"

Sie stand auf und ging auf ihn zu. Er verbeugte sich vor Aragorn, der noch immer am Boden saß, ging vor Mag auf die Knie und küsste ihr galant die Hand. „Na, na, Borrim. Machst du meiner kleinen Schwester den Hof?" fragte Aragorn im Scherz.

Der arme Junge richtete sich sofort auf und schüttelte erschrocken den Kopf. Er hatte nicht gemerkt, das Mag's Bruder seinen Spaß mit ihm trieb.

„Nein, Sire, das würde mir nicht im Traum einfallen. Das ziemte sich nicht für jemanden meines Status. Obwohl, wenn ich das bemerken darf, Eure Schwester das hübscheste Wesen ist, das ich bis jetzt treffen durfte.

Und ihr Leibdiener zu sein ist mir eine Ehre." meinte er und seine Ohren färbten sich rot, wie immer wenn ihn etwas bedrückte oder ihm etwas peinlich war.

Aragorn lachte und meinte dann: „Wie recht du doch hast, Borrim. Dass du mir ja gut auf sie aufpasst!" meinte er und drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger. Borrim erkannte diesmal den Schalk, der in des Königs Augen blitzte, nickte breit lächelnd und schlug mit der rechten Faust auf seine Brust: „Bei meinem Leben, mein König, werde ich Eure Schwester schützen."

Aragorn stand auf und klopfte dem, um einen halben Kopf kleineren jungen Mann auf die Schulter. „Dann bin ich beruhigt!" meinte er und lächelte Mag an.

Diese grinste und wandte sich dann an ihren Diener: „Was wolltest du eigentlich Borrim? Bevor dich mein hochwohlgeborener Bruder in eine Diskussion über mein Wohlergehen verstrickte, wolltest du uns etwas mitteilen, oder habe ich mich geirrt?"

Borrim's Kopf flog zu ihr herum und in seine Augen schlich sich ein Glänzen, wie immer, wenn sie mit ihm sprach oder ihn ansah. Aragorn kicherte, als er es bemerkte. Borrim verbeugte sich vor der Schwester seines Königs und meinte dann mit heller, klarer Stimme: „Wie immer irrt Ihr Euch nicht, Mylady. Ich kam mit einer Nachricht des Magisterrates zu Euch und Eurem Bruder. Das Essen würde bald aufgetragen und es würde sie freuen, wenn Seine Majestät und seine Schwester sie dabei beehren würden. So lautet meine Nachricht. Und noch eine habe ich für Seine Majestät!"

Er wandte sich zum König um, der mit verschränkten Armen dastand und grinsend der perfekt vorgetragenen Nachricht zugehört hatte, die der Junge seiner Schwester mit leuchtenden Augen vorgetragen hatte, als dürfte er verkünden, dass er den Frieden für seine Königin erkämpft hätte.

„Seiner Majestät" fuhr der Soldat mit weniger leuchtenden Augen fort, „seiner Majestät soll ich von Minister Korlas ausrichten, dass eine mehrtägige Versammlung stattfinden soll, mit allen wichtigen Männern Mittelerdes, darunter auch die Gefährten, die den Ring begleiteten. Man will eine Lösung für die noch immer herumstreifenden Orkhorden finden. Zur Sicherheit aller Völker Mittelerdes." Mag zuckte zusammen und ein leichter Schatten legte sich über ihre strahlenden goldfarbenen Augen.

Dann würde es doch nichts mit dem gemeinsamen Training im Wald werden...Denn die Pflicht am Volke ging vor. Das hatte sie schon in den ersten Tagen, an denen sie regiert hatte, erfahren.

„Danke Borrim. Bitte geh und richte dem Rat aus, dass wir gleich kommen. Und Minister Korlas...dem alten Knacker kannst du sagen, dass ich einverstanden bin. Aber das mit dem alten Knacker lass weg!" grinste der junge König den Diener verschwörerisch an und dieser erwiderte das Grinsen.

Er kannte und liebte die Art, wie sein König über die Minister sprach. Er tat es nämlich nicht anders als es das Volk tat. Deshalb liebte es Aragorn auch so sehr, weil er so natürlich und ebenso wie seine Schwester volksnah war. Er verbeugte sich vor den Geschwistern, stockte jedoch eine Sekunde, als sein Blick auf Prinzessin Magalin fiel.

Täuschte er sich, oder sah sie trauriger aus, als noch vor wenigen Augenblicken? Doch als sie die Hand hob, ihm winkte und ihn mit einem wundervollen Lächeln bedachte, meinte er in Gedanken zu sich selbst: „Da muss ich mich wohl geirrt haben. Wie kann so eine wunderschöne und herzensgute Lady traurig sein??"

Damit drehte er sich um und schloss die Türe hinter sich. Kaum waren seine Schritte vor der Tür verklungen, seufzte Aragorn tief und schwer. „Dann machen wir uns mal auf den Weg, seine Minister sollte man nicht warten lassen, das gibt nur Ärger."

Als von seiner Schwester keine Reaktion kam, hob er den Kopf und sah sie an. Sie war so leise, wie es sonst nur Elben konnten, zum Fenster gegangen und sah mit verschränkten Armen auf die dunkle Stadt. Nur einige Lichtvierecke deuteten darauf hin, dass noch jemand wach war. Aragorn trat hinter sie, legte seine Arme um das zierliche Mädchen und stützte das Kinn auf ihre Schulter.

„Dass wird dann wohl nichts mit dem Training morgen, was? Es tut mir Leid, Kleines. Das kannst du mir glauben. Ich vermisse manchmal das Leben mit dir in den Wäldern und Feldern da draußen. Glaube mir, manchmal würde ich das alles hier am liebsten hinschmeißen."

„Nein, tu das nicht."

Sie fuhr erschrocken herum und sah ihm in die grauen Augen. „Nein, das darfst du bitte nicht. Das Volk braucht dich. Wer soll es sonst in diesen schweren Tagen leiten? Wer soll es beschützen, wenn Orks uns angreifen.

Bitte Aragorn, es geht hier nicht nur um uns. Natürlich würde ich auch am liebsten wieder in unser altes Leben zurückkehren. Diese Kleider, das ganze Getue am Hof, dieses riesige Schloss...ich kann nicht behaupten, dass ich mich hier so wohl fühle wie auf unseren gemeinsamen Reisen.

Aber wenn ich sehe, wie das einfache Volk unter deinen Händen aufblüht...das entschädigt mich für alles hier." meinte sie und machte mit der Hand eine weitausschweifende Bewegung, die sie selbst mit ein schloss.

Ihr großer Bruder lächelte und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ah Mag, ich glaube, irgendwie wärst du der bessere Herrscher von uns beiden. Deine Nähe zum Volk, wie du dich um sie kümmerst..."

„Aber du liebst sie doch auch oder?" fragte sie zaghaft. „Natürlich, sehr sogar. Doch ich werde nie diese Nähe zu ihnen haben, wie du, nîn nim cygu, da ich immer im Palast bin. Du dagegen mischst dich unter sie, erfährst etwas über ihre Lebensweise, hilfst jedem, der dich um Hilfe bittet.

Darüber bin ich sehr froh, aber auch beunruhigt. Denn so sehr du anderen hilfst, so wenig lässt du dir helfen. Ich denke nur einmal an die Situation vorhin, als du dich partout nicht tragen lassen wolltest...du weißt, wenn du ein Problem hast, oder mich brauchst, ich werde immer für dich da sein, vergiss das nicht, nîn nim cygu!"

„Es ist lange her, das du mich ‚meine weiße Taube' nanntest, nîn celeir cyrch." „Mein glänzender Rabe. Auch ist es lange her, dass ich das aus deinem Mund hörte, Schwesterchen." grinste Aragorn und tupfte ihr erneut einen Kuss ins Haar.

Dann löste er sich von ihr. „Lass uns gehen. Wie gesagt: Lass nie deine Minister warten."

Mag kicherte. Er sah sie verwundert an. „Was ist?" fragte er. Sie deutete lachend an sich herunter: „Und du meinst allen Ernstes, dass ich SO zum Essen erscheinen sollte?"

Da fiel ihrem Bruder erst auf, dass sie noch immer das einfache braune Kleid anhatte, das sie für die Gassen trug. „Beeile dich mit dem Umziehen. Ich warte vor der Türe." meinte er, doch sie schüttelte den Kopf.

„Nein, geh du vor, cyrch. Wenigstens du musst pünktlich erscheinen, bei mir ist es nicht so wichtig. Aber der König sollte schon genau erscheinen." Er seufzte: „Wie immer hast du Recht, cygu. Also, ich gehe dann mal vor. Aber lass mich ja nicht alleine, ich halte dir den Platz neben mir frei. Ich möchte nicht ganz verloren zwischen diesen alten Knackern sitzen."

Sie hob spielerisch den Zeigefinger: „Diese ‚alten Knacker', wie du sie so freundlich nennst, helfen dir zufälligerweise, dein Reich zu leiten. Und dabei stellen sie sich nicht mal so dumm an, wie ich selbst feststellte. Nur keine Angst, ich lass dich trotzdem nicht alleine mit ihnen. Wer weiß, welche Flausen sie dir sonst in den Kopf setzen!"

Er lachte leise und ging hinaus. Sie ging zu ihrer Kleidertruhe und holte das silberne Kleid heraus, das sie normalerweise für den Palast und zum Essen trug.

Es hatte einen einfachen Schnitt und hatte keinen besonderen Schmuck, dennoch sah sie darin so bezaubernd aus, dass, wenn immer sie an jemandem vorbeiging, derjenige ihr noch lange nachsah.

Sie bürstete sich ihre langen, silbernen Haare, ließ es wie immer offen über ihre Schultern fallen und ging dann aus dem Zimmer. Die alten Sachen hatte sie wie immer unter dem Bett versteckt.

************************************************************************ Ich hoffe das war jetzt lange genug *keuch* Ich finde Mag irgendwie voll süß. Ich hab mich beim Schreiben selbst erschrocken, als der Typ in der Gasse sie erwischt hat...Ihr auch?? *iiek* (ja, ja ich geb's zu: das mit der Königin der Herzen hab ich von Lady Diana geklaut. Sorry. Aber gute Ideen sprechen mich nun mal an... Es kann sein, dass etwas Elbisches auftaucht, dass ihr in einer anderen Geschichte gelesen habt... also nicht wundern ja??) *************************************************************************