Farewell Rána!
Die Sonne stand bereits im Zenit als sie das erste Mal an einem munteren, kleinen Bach in einem schattigen Wäldchen hielten. Sie nahmen ihren Reittieren die Sättel ab und die Tiere begannen sofort zu grasen.
„Meinst du nicht, wir sollten Rána anbinden, damit er nicht davonläuft?" fragte Aragorn mit leisem Zweifel in der Stimme. Mag schüttelte den Kopf. „Nein, Rána weiß das ich ihm vertraue, er wird bleiben."
Der junge König nickte und schlenderte zum Bach. Er schöpfte sich mit beiden Händen das eiskalte Wasser ins Gesicht und seufzte erleichtert auf: „Ah, tut das gut!"
„So? Das muss ich gleich überprüfen!"hörte er Mag sagen und versuchte einzuordnen, wo sie stand. Doch irgendwie war es ihm unmöglich. Im nächsten Augenblick bekam er einen Schwall Wasser ins Gesicht und nun wusste er, wo seine Schwester war.
„He, was soll das? Das ist ja eiskalt!"quietschte er auf und fiel vor Schreck nach hinten auf seinen königlichen Hintern. Mag lachte ausgelassen und als er sich das Wasser aus den Augen wischte, sah er sie mitten im Fluss stehen.
„Du verträgst ja gar nichts mehr, cyrch, haben dich deine Berater so verhätschelt?"grinste sie. Das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen.
Er rappelte sich auf und stürmte auf seine Schwester zu. Mit vollem Elan sprang er ins Wasser und spritze seine Schwester so von oben bis unten an. Sie schrie vor Kälte auf, als sie von oben bis unten durchnässt wurde.
Aber dann ging sie gleich zum Gegenangriff über und ein paar Augenblicke später war die schönste Wasserschlacht zugange. Als sie nach minutenlangem Toben komplett durchnässt waren und Mag zu zittern anfing, meinte ihr Bruder: „Komm, Kleines, raus in die Sonne damit wir wieder trocknen. Ich will nicht, dass du krank wirst."
Zitternd stimmte sie ihm zu und gemeinsam traten sie aus dem Wäldchen und legten sich in die pralle Mittagssonne. Über ihnen zogen einige kleine, weiße Wolken über den strahlend blauen Himmel. Schweigend sahen ihnen die Geschwister nach, wie sie sich auf ihre lange Reise über ganz Mittelerde machten.
Wo würden sie ihre Reise beenden? fragte sich Mag. Wo würde sich ihr Dasein besiegeln?
Fast zeitgleich hing Aragorn seinen eigenen Gedanken nach.
Würde er es schaffen? Würden er und der Rat richtig entscheiden, wie dem Volk zu helfen sei? Manchmal kam er sich so unnütz vor, so als bräuchten sie ihn nur um gewisse Papiere zu unterzeichnen, um dann alles selbst in die Hand zu nehmen und für ihn alles in die richtigen Wege zu leiten.
Der Gedanke schmerzte in seiner Brust. Dennoch wollte er ihn nicht verscheuchen, zu real und nachvollziehbar war diese Vermutung. Doch dann widersprach ihm eine Stimme in seinem Inneren.
Natürlich wurde er gebraucht. Mindestens eine Person brauchte ihn zum Leben, genauso wie er sie. Er blickte zu Mag hinüber.
Sie hatte die Augen geschlossen und ließ sich die Sonne aufs Gesicht scheinen. Als sie dann zufrieden seufzte, stahl sich ein Lächeln auf Aragorns Züge. Sie war sein Leben, seine Sonne, alles was er zum Leben brauchte.
Er liebte sie innig und wusste, dass es bei ihr genauso war. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, öffnete Mag die Augen und sah zu ihm herüber.
Sie lächelte und ergriff schweigend seine Hand. Dann blickten sie beide wieder in den Himmel. In letzter Zeit waren solche Momente so selten geworden, sie wollten diesen einfach nur genießen.
***
Als sie die Augen aufschlug, machte sich die Sonne gerade auf den Weg gen Westen. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sie eingeschlafen war. Als sie zu ihrem Bruder hinüber sah, musste sie lachen: Er war ebenfalls eingeschlafen.
Sie krabbelte auf allen vieren zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Nin cyrch, tirio!"flüsterte sie lächelnd in sein Ohr und er schlug die Augen auf.
„Na, gut geschlafen, großer Bruder?"grinste sie und er gähnte. „Ja, ich schon. So gut geschlafen hab ich im Palast noch nie. Wie steht's mit dir?" Sie nickte nur und ihr Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
„Aber wenn wir noch lange hier liegen bleiben, kommen wir bestenfalls morgen bei den schwarzen Ebenen an. Und wir wollten doch spätestens morgen früh zurück sein. Sonst machen sich Legolas und Arwen Sorgen."
Er stöhnte. „Warum musst du nur immer so Recht haben? Kannst du nicht ein einziges Mal unvernünftig sein? Ich glaub, unsere Eltern haben unsere Geburtsdaten vertauscht."Mag knuffte ihren Bruder in die Seite.
„So ein Blödsinn. Komm schon, großer Bruder, wir sollten trotzdem aufbrechen."Sie sprang auf und lief zu Rána, der die ganze Szene aus einiger Entfernung beobachtet hatte. „Na? Wie geht's dir, mein Kleiner? Hast du mich vermisst?"fragte sie ihn leise.
Der Hengst schnaubte sie fröhlich an und drückte seinen Kopf so ungestüm gegen ihre Brust, dass sie ein paar Schritte nach hinten taumelte. Lachend hielt sie sich an seiner Mähne fest. „Na du bist mir einer. Na los, komm, wir wollten doch schneller fertig sein als mein hochwohlgeborener Bruder."
Sie grinste. Schnell hatte die Prinzessin ihr Pferd gesattelt und schwang sich auf ihren Rücken. Als sie den Rappen wendete, stand ein grinsender Aragorn auf seinem stolzen Fuchs Aglareb vor ihr und meinte: „Na? Auch schon fertig? Das dauert aber bei dir ziemlich lange, meine Liebe!"
Sie hob die Nase und sah ihn von oben herab an. „In der Ruhe liegt die Kraft. Außerdem wollte ich dir einen Vorsprung geben, wir holen euch ja doch ein!"
Einige Sekunden sahen sie einander mit einem belustigten Funkeln in den Augen an, dann fingen beide wie auf Kommando an zu lachen. Sie trieben ihre Pferde an und kamen den schwarzen Ebenen mit jeder Minute näher...
***
Die Sonne stand schon weit hinter ihnen im Westen als sie das flache, kohlrabenschwarze Land endlich erreichten. Sie brachen aus dem Wald und auf eine kleine Lichtung und sahen sich plötzlich einer zerstörten, verbrannten Landschaft gegenüber.
„Aragorn? Was ist hier geschehen?"fragte das Mädchen mit einem heißeren Flüstern.
„Das war das Werk Mordors. Um alles Lebende und Grüne aus seiner Nähe zu schaffen, hatte Sauron seinen Dienern befohlen dieses Stück Natur rings um Mordor niederzubrennen und zu vernichten."antwortete Aragorn leise und ließ seinen Blick schweifen. Er hatte früher auf ihren Pfaden nach Minas Tirith immer einen großen Bogen um dieses Land gemacht, um seiner kleinen Schwester diesen Anblick zu ersparen.
Doch nun fand er, dass sie alt genug dazu war. Sie hatte Krieg und Tod gesehen, war schon als Königin vor einem Volk gestanden. Doch das der Krieg so langhaltige Spuren hinterlassen konnte, hatte sie nicht geahnt. Mag sah sich traurig um.
Das Land war tot und man sah die gewaltsamen Spuren des gewaltigen Feuers das hier gewütet hatte. Doch dann fasste sie etwas ins Auge und lächelte.
„Aber er hat es nicht geschafft, lieber Bruder."Sie sprang von ihrem Pferd und schritt auf eine kleine Blume zu die einfach so aus dem schwarzen Nichts ragte, nur geschützt durch ein paar grüne, saftige Grashalme.
Sie hockte sich hin und sah nur stumm dieses kleine Wunder der Natur an. Aragorn hockte sich neben sie und so verbrachten sie ein paar Minuten in vertrautem Schweigen. Es war eine schöne Blume.
Außen, an den Rändern ihrer Blütenblätter war sie in dunkles Rot getaucht, die Mitte war sonnengelb und ging dann langsam ins Orange über. Den krönenden Abschluss, fand Mag, bildete der tiefblaue Blütenkern. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und strich über die Blume.
„Lle vanima!"flüsterte sie. „Mae."meinte auch Aragorn und konnte den Blick irgendwie nicht von der Pflanze nehmen.
Es war wie ein Wunder. In dieser, scheinbar toten Landschaft wuchs so ein wunderschönes Leben der Sonne empor. Es war erstaunlich. Er ließ den Blick schweifen und musste dann seiner Schwester recht geben: Sauron hatte es nicht geschafft, das Leben komplett aus dieser Landschaft zu bannen.
Hier und da sah er einzelne Grashalme und andere Pflänzlinge sprießen und je genauer er sich umsah desto mehr entdeckte er.
„Siehst du, Aragorn? Die Natur lässt sich nicht nehmen was ihr gehört. Sie herrscht hier seit Anbeginn der Zeiten und niemals wird sich etwas an ihrem Jahrtausendealten Zyklus etwas ändern. Sie ist die Mutter aller Dinge, so wie Eru unser aller Vater ist. Mutter Arda lässt sich nicht unterkriegen von einem dahergelaufenen Taugenichts, der sich als Herrscher aufspielen und die Macht in Mittelerde an sich reißen will. Solche Tyrannen haben bei ihr kein gutes Wort zu erhoffen. Du hingegen, Aragorn, König von Gondor, bist von ihr geduldet. Weil sie weiß, das du ihr nie absichtlichen Schaden bringen wirst, ohne einen schwerwiegenden Grund zu haben..."
Schweigend hatte er seiner Schwester zugehört, die hinter ihn getreten war und nun von hinten ihre Arme um seine Hüfte schlang. Sie lehnte den Kopf gegen seinen Rücken und hörte wie er leise seufzte.
„Was bedrückt dich, gwanur nîn mein Bruder? Du willst mir etwas sagen, wagst es jedoch nicht. Was ist es?"flüsterte sie und er spürte wie sie lächelte. Ihm wurde das Herz schwer. Aber er war doch der große Bruder, er musste zuversichtlich sein.
Schwach und zitternd durfte er nicht sein, sonst würde Mag nie zu ihm aufsehen können. Ihm war nicht klar, wie sehr Mag ihn doch verehrte und sich freute einen solch tapferen Bruder wie ihn zu haben. Er drehte sich zu ihr um und sah sie liebevoll an.
„Hast du eigentlich bemerkt"begann er „ dass dein Pferd ziemlich nervös ist?"Sie drehte sich um. Tatsächlich. Rána scharrte mit den Hufen, schnaubte und ließ leises Wiehern hören, das aber weder ängstlich noch wütend klang, sondern eher...glücklich? Sie sah ihren Bruder an.
„Was hat das zu bedeuten, Aragorn?"
Er holte tief Luft. „Vor einem halben Jahr wurde Rána zu uns gebracht. Gefangen hatten ihn meine Männer genau hier. Hier ist seine Heimat, sein Zuhause, von wo er stammt, vermutlich auch seine Herde. Erinnerst du dich, das ich dich warnte, du müsstest eine Entscheidung treffen? Nun, jetzt musst du ihr gegenübertreten: Ich würde dir deine Bitte erfüllen, Rána in die Ebene zu entlassen, von wo er stammt oder entscheide anders und behalte ihn in deiner Obhut, bewahre dir einen Freund an deiner Seite."
Mags Gesicht wurde ein bisschen blass und sie schluckte. „Wie lange habe ich Zeit diese Entscheidung zu fällen?"fragte sie dann mit leichtem Zittern in der Stimme.
„Zwei Stunden. Dann müssen wir aufbrechen, wenn wir wieder zu Sonnenaufgang im Palast sein wollen."antwortete Aragorn traurig. Sie nickte und dachte kurz nach. Dann, ohne ihn anzusehen, meinte sie: „Lass mich bitte noch mit ihm alleine. Ich muss nachdenken."Er nickte.
„Ich werde mit Aglareb weg reiten. In zwei Stunden bin ich wieder hier und werde dich fragen, wie du entschieden hast, gwathel nîn! meine Schwester"
„Mae, gwanur! So wird es sein!"Aragorn ging zu seinem Fuchs, sprang auf und galoppierte in Richtung der untergehenden Sonne. Das dumpfe Dröhnen der Pferdehufe verklang bald in der Ferne und Stille umfing Mag und ihren großen Freund.
Sehnsuchtsvoll starrte der Rappe seinem Freund Aglareb nach, konnte nicht verstehen warum seine Herrin nicht bei diesem Rennen mitmachte und ihn laufen ließ. Sie wusste doch, dass er das so sehr liebte.
Natürlich freute er sich, seine Heimat wieder zu sehen, doch die kleine Gestalt neben ihm bedeutete ihm sehr viel und er wusste, dass sie Rennen ebenfalls sehr mochte. Er stupste sie an, als wollte er sie auffordern sich in den Sattel zu schwingen, doch dann stockte er. Sie roch anders.
Er mochte diesen Geruch nicht. Wenn ihr dieser Geruch anhaftete, war etwas nicht in Ordnung mit ihr, und das wollte er nicht. Sanft streichelte er mit seinen weichen Nüstern über ihre Wangen um sie zu trösten und schmeckte plötzlich die salzigen Tränen die ihr Gesicht hinunterliefen.
Mag schluchzte auf und umarmte den Hals des riesigen Pferdes. Das hier sollte sie aufgeben? Ihren lieben Rána, das Tier, das sie nun schon so lang kannte und liebte, das immer so gut zu ihr gewesen war und das immer für sie da gewesen war, einfach so aufgeben?
Warum?
Warum wurden immer ihr solche Entscheidungen auferlegt?
Sie wollte nichts mehr entscheiden, wollte nicht mehr für alles verantwortlich sein.
„Ich will doch nur noch einmal Kind sein. Nicht immer überlegt handeln und rücksichtsvoll gegenüber anderen. Verstehst du Rána? Die Verantwortung als Königin hat mir meine Kindheit geraubt und sie gibt sie mir nie wieder. Ich kam in jener Zeit so oft zu dir in die Box, die für mich wie eine Kinderwiege war. Hier konnte ich...wieder ICH sein. Nicht Magalin, Ersatz- Königin über Gondor, sondern einfach nur...Mag."
meinte sie leise und ihre Stimme brach. Der große schwarze Hengst schnaubte leise und lehnte seinen Kopf auf ihre Schulter, als ob er sie beruhigen wollte. Er spürte irgendwie, dass es um ihn ging.
Und im nächsten Moment bestätigte sich das: „Rána ich soll entscheiden, ob ich dich bei mir behalte und dir somit deine Freiheit und Lebenslust raube, nur weil ich so egoistisch bin, oder ob ich dich in deine Heimat entlasse und in meinem Herzen die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Stunden trage."
Sie schluckte die sich aufdrängenden Tränen noch einmal hinunter und sah ihrem Freund in die Augen. „Und du weißt, das ich dich viel zu lieb habe, um dir wehzutun, Rána, mellon nîn."
Langsam trat sie zu dem Tier hin und öffnete den Sattelgurt. Mit einem Ruck hob sie ihn von Ránas hohem Rücken und warf ihn unachtsam zu Boden. Dann trat sie zum Kopf des Pferdes und befreite es vom Zaumzeug.
Das hatte sie so noch nie getan. Die Zügel waren bei Ausritten immer oben geblieben, der Sattel war nur bei der Nachtruhe abgenommen worden.
Nun stand der Hengst vor ihr, schwarz wie die Nacht, die sich langsam herabsenkte und blickte sie fragend an.
„Du bist frei Rána, du kannst nachhause gehen und dein Leben selbst bestimmen. Doch bevor du gehst, möchte ich dich um zwei Wünsche bitten. Ich hoffe du erfüllst sie mir."Sie musste gegen ihren Willen lächeln, als er aufmerksam die Ohren spitzte, als würde er alles verstehen was sie sagte.
„Der erste Wunsch: Lass mich bitte noch einmal auf dir reiten. Nur noch ein einziges Mal, Rána!"flehte sie leise und betete ohne das es ihr bewusst war, das er sie erhören möge. Da senkte der Rappe den Kopf als Zeichen der Zustimmung. Mag hätte am liebsten aufgejubelt, doch sie hielt sich zurück.
Sie ging ein paar Schritte zurück, um mit Anlauf auf Ránas hohen Rücken zu springen. Doch das Tier schüttelte den Kopf und knickte dann zuerst mit den Vorderbeinen und dann mit den Hinterläufen ein und legte sich vor ihr auf den Boden. So dass die Prinzessin bequem aufsteigen konnte.
„Danke Rána!"flüsterte sie und hörte die Tränen in ihrer Stimme. Als sie auf seinem Rücken saß, richtete er sich mit einem Ruck wieder auf. Ängstlich krallte sich Mag in seine Mähne, aus Angst, er könnte plötzlich vor lauter Freude wieder daheim zu sein, losstürmen und sie auf seinem Rücken vergessen.
Doch der Hengst schnaubte nur beruhigend und sie ließ ihn los. Er würde auf sie aufpassen, das wusste sie nun. Sie vertraute ihm, so wie er ihr vertraute. Sie spürte die gewaltigen Muskeln des Tieres unter ihren Händen und streichelte seinen Hals. Dann lehnte sie sich vor, kuschelte sich an seine Kruppe und ließ Hände und Füße baumeln. Der Hengst setzte sich langsam in Bewegung und schritt gemächlich auf der nun mondbeschienenen Lichtung auf und ab.
Nach einiger Zeit hatte Mag sich an den ungewohnten Rhythmus angepasst und setzte sich auf. „Weißt du Rána, Lahum hat mir einmal etwas erzählt. Er sagte, wenn jemand imstande ist, einen Hengst ohne Sattel und Zaumzeug in vollem Galopp zu reiten, der ist zu allem fähig. Was meinst du, hat er recht?"
Rána warf den Kopf auf und nieder als nickte er wie wild. Mag lachte hell auf. „Wollen wir es probieren? Aber bitte verzeih mir, wenn ich mich an deiner Mähne festhalten sollte, ich reite sonst immer nur mit Sattel und Zaumzeug."bat sie und der Hengst schnaubte zustimmend.
Er würde auf sie Acht geben und so vorsichtig laufen, wie er es vermochte. Trotzdem würde es ein schneller Ritt, das wusste Mag jetzt schon. Sie atmete noch einmal tief durch und gab Rána dann die Sporen. Sie wusste was als nächstes geschehen würde. Sie war einmal mit dem Hengst an einem Rodeo vorbei geritten. Jedes Mal, wenn die Männer auf den wilden Pferden mit den Hacken zuschlugen, stiegen die armen Tiere um den Quälgeist von ihrem Rücken zu befördern.
Was ihnen Eru sei Dank meistens auch gut gelang. Und Rána erinnerte sich noch daran, wie sehr ihre Augen bei dieser eleganten Bewegung geleuchtet hatten. Also tat er, was sie begehrte. Sie klammerte sich mit den Beinen um seinen Bauch fest und mit einer Hand hielt sie ein dickes Büschel seiner Mähne in der Hand.
Schier endlose Sekunden standen das tiefschwarze Tier und seine Reiterin wie ein Denkmal im fahlen Mondlicht, dann wieherte Rána und preschte los.
Wie der Wind raste er über die weite Ebene, doch stets auf seine Reiterin bedacht. Diese war nach einigen Minuten völlig frei von allen Ängsten und rief übermütig: „JA! Schneller Rána! Schneller!"Und der Hengst gehorchte.
***
Sie waren noch eine ganze Stunde über die Ebene geritten, manchmal im Schritt und Trab, doch die meiste Zeit hatte Mag ihn laufen lassen. Solange er wollte, sie hatte ihm nichts aufgezwungen.
Nun waren sie wieder auf der Lichtung und warteten auf Aragorns Rückkehr. Mag saß noch immer auf seinem Rücken und kuschelte sich an seinen Hals. Endlich kam ihr Bruder zurück und sah sie ein paar Sekunden schweigend an.
„Hast du dich entschieden, gwathel nîn?"Sie nickte. Mit Tränen in den Augen rutschte sie vom Rücken des Tieres und drehte sich zu dem Hengst um. Leise flüsterte sie: „Erinnerst du dich noch? Ich bat dich um zwei Wünsche. Den ersten hast du mir erfüllt und ich danke dir tausendmal dafür. Und der zweite..."
Sie schluckte und spürte Tränen über ihre Wangen laufen. Sie holte tief Luft und sah ihm fest in die Augen, versuchte zu lächeln.
„Vergiss mich nicht Rána. Bitte vergiss nie, dass du in mir einen Freund hattest. Ich werde dich auch nie vergessen und dich immer vermissen. Namárië mellon nîn."Sie strich über seine breite Stirn. Er blies ihr sanft ins Gesicht und leckte ihr plötzlich über das Gesicht. Sie kicherte.
„Na los, lauf schon, sonst tut es nur noch mehr weh..."meinte sie dann leise und fiel ihm ein letztes Mal um den Hals. Dann trat sie einen Schritt zurück und spürte, wie Aragorn den Arm um sie legte.
Rána stieg wieder hoch. Eine schier endlose Minute stand der Hengst noch wie eine Statue da, doch dann wieherte er voller Freude und stieg.
Seine Augen fixierten die Geschwister, vor allem aber seine kleine Freundin und in diesen dunklen Augen stand ein Versprechen: Er würde sie nie vergessen! Als er sich umdrehte und über die Ebene davonjagte hob Mag die Hand und winkte.
Sie wusste, dass ein Teil von ihr mit diesem Pferd davon und in die Freiheit floh...
*heul* Ich werde Rána vermissen. Mag tut mir so leid deswegen... toll, ich schreib das und dan tut sie mir leid... LOGIK! Naja... wenigstens hab ich ihn
nicht umgebracht... *sich vor Empörungsrufen duckt*
so, ich möchte mich ganz ganz lieb bei allen reviewern bedanken, ihr seid super!!! bitte schreibt mir!! Bitte ich brauch das...das is für nen schreiber
wie mich lebenswichtig *grins* Myanmara, bitte schreib mir doch bitte mal irgendwas von deiner email addy
aus, ich finde die addy nirgends :-)
Die Sonne stand bereits im Zenit als sie das erste Mal an einem munteren, kleinen Bach in einem schattigen Wäldchen hielten. Sie nahmen ihren Reittieren die Sättel ab und die Tiere begannen sofort zu grasen.
„Meinst du nicht, wir sollten Rána anbinden, damit er nicht davonläuft?" fragte Aragorn mit leisem Zweifel in der Stimme. Mag schüttelte den Kopf. „Nein, Rána weiß das ich ihm vertraue, er wird bleiben."
Der junge König nickte und schlenderte zum Bach. Er schöpfte sich mit beiden Händen das eiskalte Wasser ins Gesicht und seufzte erleichtert auf: „Ah, tut das gut!"
„So? Das muss ich gleich überprüfen!"hörte er Mag sagen und versuchte einzuordnen, wo sie stand. Doch irgendwie war es ihm unmöglich. Im nächsten Augenblick bekam er einen Schwall Wasser ins Gesicht und nun wusste er, wo seine Schwester war.
„He, was soll das? Das ist ja eiskalt!"quietschte er auf und fiel vor Schreck nach hinten auf seinen königlichen Hintern. Mag lachte ausgelassen und als er sich das Wasser aus den Augen wischte, sah er sie mitten im Fluss stehen.
„Du verträgst ja gar nichts mehr, cyrch, haben dich deine Berater so verhätschelt?"grinste sie. Das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen.
Er rappelte sich auf und stürmte auf seine Schwester zu. Mit vollem Elan sprang er ins Wasser und spritze seine Schwester so von oben bis unten an. Sie schrie vor Kälte auf, als sie von oben bis unten durchnässt wurde.
Aber dann ging sie gleich zum Gegenangriff über und ein paar Augenblicke später war die schönste Wasserschlacht zugange. Als sie nach minutenlangem Toben komplett durchnässt waren und Mag zu zittern anfing, meinte ihr Bruder: „Komm, Kleines, raus in die Sonne damit wir wieder trocknen. Ich will nicht, dass du krank wirst."
Zitternd stimmte sie ihm zu und gemeinsam traten sie aus dem Wäldchen und legten sich in die pralle Mittagssonne. Über ihnen zogen einige kleine, weiße Wolken über den strahlend blauen Himmel. Schweigend sahen ihnen die Geschwister nach, wie sie sich auf ihre lange Reise über ganz Mittelerde machten.
Wo würden sie ihre Reise beenden? fragte sich Mag. Wo würde sich ihr Dasein besiegeln?
Fast zeitgleich hing Aragorn seinen eigenen Gedanken nach.
Würde er es schaffen? Würden er und der Rat richtig entscheiden, wie dem Volk zu helfen sei? Manchmal kam er sich so unnütz vor, so als bräuchten sie ihn nur um gewisse Papiere zu unterzeichnen, um dann alles selbst in die Hand zu nehmen und für ihn alles in die richtigen Wege zu leiten.
Der Gedanke schmerzte in seiner Brust. Dennoch wollte er ihn nicht verscheuchen, zu real und nachvollziehbar war diese Vermutung. Doch dann widersprach ihm eine Stimme in seinem Inneren.
Natürlich wurde er gebraucht. Mindestens eine Person brauchte ihn zum Leben, genauso wie er sie. Er blickte zu Mag hinüber.
Sie hatte die Augen geschlossen und ließ sich die Sonne aufs Gesicht scheinen. Als sie dann zufrieden seufzte, stahl sich ein Lächeln auf Aragorns Züge. Sie war sein Leben, seine Sonne, alles was er zum Leben brauchte.
Er liebte sie innig und wusste, dass es bei ihr genauso war. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, öffnete Mag die Augen und sah zu ihm herüber.
Sie lächelte und ergriff schweigend seine Hand. Dann blickten sie beide wieder in den Himmel. In letzter Zeit waren solche Momente so selten geworden, sie wollten diesen einfach nur genießen.
***
Als sie die Augen aufschlug, machte sich die Sonne gerade auf den Weg gen Westen. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sie eingeschlafen war. Als sie zu ihrem Bruder hinüber sah, musste sie lachen: Er war ebenfalls eingeschlafen.
Sie krabbelte auf allen vieren zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Nin cyrch, tirio!"flüsterte sie lächelnd in sein Ohr und er schlug die Augen auf.
„Na, gut geschlafen, großer Bruder?"grinste sie und er gähnte. „Ja, ich schon. So gut geschlafen hab ich im Palast noch nie. Wie steht's mit dir?" Sie nickte nur und ihr Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
„Aber wenn wir noch lange hier liegen bleiben, kommen wir bestenfalls morgen bei den schwarzen Ebenen an. Und wir wollten doch spätestens morgen früh zurück sein. Sonst machen sich Legolas und Arwen Sorgen."
Er stöhnte. „Warum musst du nur immer so Recht haben? Kannst du nicht ein einziges Mal unvernünftig sein? Ich glaub, unsere Eltern haben unsere Geburtsdaten vertauscht."Mag knuffte ihren Bruder in die Seite.
„So ein Blödsinn. Komm schon, großer Bruder, wir sollten trotzdem aufbrechen."Sie sprang auf und lief zu Rána, der die ganze Szene aus einiger Entfernung beobachtet hatte. „Na? Wie geht's dir, mein Kleiner? Hast du mich vermisst?"fragte sie ihn leise.
Der Hengst schnaubte sie fröhlich an und drückte seinen Kopf so ungestüm gegen ihre Brust, dass sie ein paar Schritte nach hinten taumelte. Lachend hielt sie sich an seiner Mähne fest. „Na du bist mir einer. Na los, komm, wir wollten doch schneller fertig sein als mein hochwohlgeborener Bruder."
Sie grinste. Schnell hatte die Prinzessin ihr Pferd gesattelt und schwang sich auf ihren Rücken. Als sie den Rappen wendete, stand ein grinsender Aragorn auf seinem stolzen Fuchs Aglareb vor ihr und meinte: „Na? Auch schon fertig? Das dauert aber bei dir ziemlich lange, meine Liebe!"
Sie hob die Nase und sah ihn von oben herab an. „In der Ruhe liegt die Kraft. Außerdem wollte ich dir einen Vorsprung geben, wir holen euch ja doch ein!"
Einige Sekunden sahen sie einander mit einem belustigten Funkeln in den Augen an, dann fingen beide wie auf Kommando an zu lachen. Sie trieben ihre Pferde an und kamen den schwarzen Ebenen mit jeder Minute näher...
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Die Sonne stand schon weit hinter ihnen im Westen als sie das flache, kohlrabenschwarze Land endlich erreichten. Sie brachen aus dem Wald und auf eine kleine Lichtung und sahen sich plötzlich einer zerstörten, verbrannten Landschaft gegenüber.
„Aragorn? Was ist hier geschehen?"fragte das Mädchen mit einem heißeren Flüstern.
„Das war das Werk Mordors. Um alles Lebende und Grüne aus seiner Nähe zu schaffen, hatte Sauron seinen Dienern befohlen dieses Stück Natur rings um Mordor niederzubrennen und zu vernichten."antwortete Aragorn leise und ließ seinen Blick schweifen. Er hatte früher auf ihren Pfaden nach Minas Tirith immer einen großen Bogen um dieses Land gemacht, um seiner kleinen Schwester diesen Anblick zu ersparen.
Doch nun fand er, dass sie alt genug dazu war. Sie hatte Krieg und Tod gesehen, war schon als Königin vor einem Volk gestanden. Doch das der Krieg so langhaltige Spuren hinterlassen konnte, hatte sie nicht geahnt. Mag sah sich traurig um.
Das Land war tot und man sah die gewaltsamen Spuren des gewaltigen Feuers das hier gewütet hatte. Doch dann fasste sie etwas ins Auge und lächelte.
„Aber er hat es nicht geschafft, lieber Bruder."Sie sprang von ihrem Pferd und schritt auf eine kleine Blume zu die einfach so aus dem schwarzen Nichts ragte, nur geschützt durch ein paar grüne, saftige Grashalme.
Sie hockte sich hin und sah nur stumm dieses kleine Wunder der Natur an. Aragorn hockte sich neben sie und so verbrachten sie ein paar Minuten in vertrautem Schweigen. Es war eine schöne Blume.
Außen, an den Rändern ihrer Blütenblätter war sie in dunkles Rot getaucht, die Mitte war sonnengelb und ging dann langsam ins Orange über. Den krönenden Abschluss, fand Mag, bildete der tiefblaue Blütenkern. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und strich über die Blume.
„Lle vanima!"flüsterte sie. „Mae."meinte auch Aragorn und konnte den Blick irgendwie nicht von der Pflanze nehmen.
Es war wie ein Wunder. In dieser, scheinbar toten Landschaft wuchs so ein wunderschönes Leben der Sonne empor. Es war erstaunlich. Er ließ den Blick schweifen und musste dann seiner Schwester recht geben: Sauron hatte es nicht geschafft, das Leben komplett aus dieser Landschaft zu bannen.
Hier und da sah er einzelne Grashalme und andere Pflänzlinge sprießen und je genauer er sich umsah desto mehr entdeckte er.
„Siehst du, Aragorn? Die Natur lässt sich nicht nehmen was ihr gehört. Sie herrscht hier seit Anbeginn der Zeiten und niemals wird sich etwas an ihrem Jahrtausendealten Zyklus etwas ändern. Sie ist die Mutter aller Dinge, so wie Eru unser aller Vater ist. Mutter Arda lässt sich nicht unterkriegen von einem dahergelaufenen Taugenichts, der sich als Herrscher aufspielen und die Macht in Mittelerde an sich reißen will. Solche Tyrannen haben bei ihr kein gutes Wort zu erhoffen. Du hingegen, Aragorn, König von Gondor, bist von ihr geduldet. Weil sie weiß, das du ihr nie absichtlichen Schaden bringen wirst, ohne einen schwerwiegenden Grund zu haben..."
Schweigend hatte er seiner Schwester zugehört, die hinter ihn getreten war und nun von hinten ihre Arme um seine Hüfte schlang. Sie lehnte den Kopf gegen seinen Rücken und hörte wie er leise seufzte.
„Was bedrückt dich, gwanur nîn mein Bruder? Du willst mir etwas sagen, wagst es jedoch nicht. Was ist es?"flüsterte sie und er spürte wie sie lächelte. Ihm wurde das Herz schwer. Aber er war doch der große Bruder, er musste zuversichtlich sein.
Schwach und zitternd durfte er nicht sein, sonst würde Mag nie zu ihm aufsehen können. Ihm war nicht klar, wie sehr Mag ihn doch verehrte und sich freute einen solch tapferen Bruder wie ihn zu haben. Er drehte sich zu ihr um und sah sie liebevoll an.
„Hast du eigentlich bemerkt"begann er „ dass dein Pferd ziemlich nervös ist?"Sie drehte sich um. Tatsächlich. Rána scharrte mit den Hufen, schnaubte und ließ leises Wiehern hören, das aber weder ängstlich noch wütend klang, sondern eher...glücklich? Sie sah ihren Bruder an.
„Was hat das zu bedeuten, Aragorn?"
Er holte tief Luft. „Vor einem halben Jahr wurde Rána zu uns gebracht. Gefangen hatten ihn meine Männer genau hier. Hier ist seine Heimat, sein Zuhause, von wo er stammt, vermutlich auch seine Herde. Erinnerst du dich, das ich dich warnte, du müsstest eine Entscheidung treffen? Nun, jetzt musst du ihr gegenübertreten: Ich würde dir deine Bitte erfüllen, Rána in die Ebene zu entlassen, von wo er stammt oder entscheide anders und behalte ihn in deiner Obhut, bewahre dir einen Freund an deiner Seite."
Mags Gesicht wurde ein bisschen blass und sie schluckte. „Wie lange habe ich Zeit diese Entscheidung zu fällen?"fragte sie dann mit leichtem Zittern in der Stimme.
„Zwei Stunden. Dann müssen wir aufbrechen, wenn wir wieder zu Sonnenaufgang im Palast sein wollen."antwortete Aragorn traurig. Sie nickte und dachte kurz nach. Dann, ohne ihn anzusehen, meinte sie: „Lass mich bitte noch mit ihm alleine. Ich muss nachdenken."Er nickte.
„Ich werde mit Aglareb weg reiten. In zwei Stunden bin ich wieder hier und werde dich fragen, wie du entschieden hast, gwathel nîn! meine Schwester"
„Mae, gwanur! So wird es sein!"Aragorn ging zu seinem Fuchs, sprang auf und galoppierte in Richtung der untergehenden Sonne. Das dumpfe Dröhnen der Pferdehufe verklang bald in der Ferne und Stille umfing Mag und ihren großen Freund.
Sehnsuchtsvoll starrte der Rappe seinem Freund Aglareb nach, konnte nicht verstehen warum seine Herrin nicht bei diesem Rennen mitmachte und ihn laufen ließ. Sie wusste doch, dass er das so sehr liebte.
Natürlich freute er sich, seine Heimat wieder zu sehen, doch die kleine Gestalt neben ihm bedeutete ihm sehr viel und er wusste, dass sie Rennen ebenfalls sehr mochte. Er stupste sie an, als wollte er sie auffordern sich in den Sattel zu schwingen, doch dann stockte er. Sie roch anders.
Er mochte diesen Geruch nicht. Wenn ihr dieser Geruch anhaftete, war etwas nicht in Ordnung mit ihr, und das wollte er nicht. Sanft streichelte er mit seinen weichen Nüstern über ihre Wangen um sie zu trösten und schmeckte plötzlich die salzigen Tränen die ihr Gesicht hinunterliefen.
Mag schluchzte auf und umarmte den Hals des riesigen Pferdes. Das hier sollte sie aufgeben? Ihren lieben Rána, das Tier, das sie nun schon so lang kannte und liebte, das immer so gut zu ihr gewesen war und das immer für sie da gewesen war, einfach so aufgeben?
Warum?
Warum wurden immer ihr solche Entscheidungen auferlegt?
Sie wollte nichts mehr entscheiden, wollte nicht mehr für alles verantwortlich sein.
„Ich will doch nur noch einmal Kind sein. Nicht immer überlegt handeln und rücksichtsvoll gegenüber anderen. Verstehst du Rána? Die Verantwortung als Königin hat mir meine Kindheit geraubt und sie gibt sie mir nie wieder. Ich kam in jener Zeit so oft zu dir in die Box, die für mich wie eine Kinderwiege war. Hier konnte ich...wieder ICH sein. Nicht Magalin, Ersatz- Königin über Gondor, sondern einfach nur...Mag."
meinte sie leise und ihre Stimme brach. Der große schwarze Hengst schnaubte leise und lehnte seinen Kopf auf ihre Schulter, als ob er sie beruhigen wollte. Er spürte irgendwie, dass es um ihn ging.
Und im nächsten Moment bestätigte sich das: „Rána ich soll entscheiden, ob ich dich bei mir behalte und dir somit deine Freiheit und Lebenslust raube, nur weil ich so egoistisch bin, oder ob ich dich in deine Heimat entlasse und in meinem Herzen die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Stunden trage."
Sie schluckte die sich aufdrängenden Tränen noch einmal hinunter und sah ihrem Freund in die Augen. „Und du weißt, das ich dich viel zu lieb habe, um dir wehzutun, Rána, mellon nîn."
Langsam trat sie zu dem Tier hin und öffnete den Sattelgurt. Mit einem Ruck hob sie ihn von Ránas hohem Rücken und warf ihn unachtsam zu Boden. Dann trat sie zum Kopf des Pferdes und befreite es vom Zaumzeug.
Das hatte sie so noch nie getan. Die Zügel waren bei Ausritten immer oben geblieben, der Sattel war nur bei der Nachtruhe abgenommen worden.
Nun stand der Hengst vor ihr, schwarz wie die Nacht, die sich langsam herabsenkte und blickte sie fragend an.
„Du bist frei Rána, du kannst nachhause gehen und dein Leben selbst bestimmen. Doch bevor du gehst, möchte ich dich um zwei Wünsche bitten. Ich hoffe du erfüllst sie mir."Sie musste gegen ihren Willen lächeln, als er aufmerksam die Ohren spitzte, als würde er alles verstehen was sie sagte.
„Der erste Wunsch: Lass mich bitte noch einmal auf dir reiten. Nur noch ein einziges Mal, Rána!"flehte sie leise und betete ohne das es ihr bewusst war, das er sie erhören möge. Da senkte der Rappe den Kopf als Zeichen der Zustimmung. Mag hätte am liebsten aufgejubelt, doch sie hielt sich zurück.
Sie ging ein paar Schritte zurück, um mit Anlauf auf Ránas hohen Rücken zu springen. Doch das Tier schüttelte den Kopf und knickte dann zuerst mit den Vorderbeinen und dann mit den Hinterläufen ein und legte sich vor ihr auf den Boden. So dass die Prinzessin bequem aufsteigen konnte.
„Danke Rána!"flüsterte sie und hörte die Tränen in ihrer Stimme. Als sie auf seinem Rücken saß, richtete er sich mit einem Ruck wieder auf. Ängstlich krallte sich Mag in seine Mähne, aus Angst, er könnte plötzlich vor lauter Freude wieder daheim zu sein, losstürmen und sie auf seinem Rücken vergessen.
Doch der Hengst schnaubte nur beruhigend und sie ließ ihn los. Er würde auf sie aufpassen, das wusste sie nun. Sie vertraute ihm, so wie er ihr vertraute. Sie spürte die gewaltigen Muskeln des Tieres unter ihren Händen und streichelte seinen Hals. Dann lehnte sie sich vor, kuschelte sich an seine Kruppe und ließ Hände und Füße baumeln. Der Hengst setzte sich langsam in Bewegung und schritt gemächlich auf der nun mondbeschienenen Lichtung auf und ab.
Nach einiger Zeit hatte Mag sich an den ungewohnten Rhythmus angepasst und setzte sich auf. „Weißt du Rána, Lahum hat mir einmal etwas erzählt. Er sagte, wenn jemand imstande ist, einen Hengst ohne Sattel und Zaumzeug in vollem Galopp zu reiten, der ist zu allem fähig. Was meinst du, hat er recht?"
Rána warf den Kopf auf und nieder als nickte er wie wild. Mag lachte hell auf. „Wollen wir es probieren? Aber bitte verzeih mir, wenn ich mich an deiner Mähne festhalten sollte, ich reite sonst immer nur mit Sattel und Zaumzeug."bat sie und der Hengst schnaubte zustimmend.
Er würde auf sie Acht geben und so vorsichtig laufen, wie er es vermochte. Trotzdem würde es ein schneller Ritt, das wusste Mag jetzt schon. Sie atmete noch einmal tief durch und gab Rána dann die Sporen. Sie wusste was als nächstes geschehen würde. Sie war einmal mit dem Hengst an einem Rodeo vorbei geritten. Jedes Mal, wenn die Männer auf den wilden Pferden mit den Hacken zuschlugen, stiegen die armen Tiere um den Quälgeist von ihrem Rücken zu befördern.
Was ihnen Eru sei Dank meistens auch gut gelang. Und Rána erinnerte sich noch daran, wie sehr ihre Augen bei dieser eleganten Bewegung geleuchtet hatten. Also tat er, was sie begehrte. Sie klammerte sich mit den Beinen um seinen Bauch fest und mit einer Hand hielt sie ein dickes Büschel seiner Mähne in der Hand.
Schier endlose Sekunden standen das tiefschwarze Tier und seine Reiterin wie ein Denkmal im fahlen Mondlicht, dann wieherte Rána und preschte los.
Wie der Wind raste er über die weite Ebene, doch stets auf seine Reiterin bedacht. Diese war nach einigen Minuten völlig frei von allen Ängsten und rief übermütig: „JA! Schneller Rána! Schneller!"Und der Hengst gehorchte.
***
Sie waren noch eine ganze Stunde über die Ebene geritten, manchmal im Schritt und Trab, doch die meiste Zeit hatte Mag ihn laufen lassen. Solange er wollte, sie hatte ihm nichts aufgezwungen.
Nun waren sie wieder auf der Lichtung und warteten auf Aragorns Rückkehr. Mag saß noch immer auf seinem Rücken und kuschelte sich an seinen Hals. Endlich kam ihr Bruder zurück und sah sie ein paar Sekunden schweigend an.
„Hast du dich entschieden, gwathel nîn?"Sie nickte. Mit Tränen in den Augen rutschte sie vom Rücken des Tieres und drehte sich zu dem Hengst um. Leise flüsterte sie: „Erinnerst du dich noch? Ich bat dich um zwei Wünsche. Den ersten hast du mir erfüllt und ich danke dir tausendmal dafür. Und der zweite..."
Sie schluckte und spürte Tränen über ihre Wangen laufen. Sie holte tief Luft und sah ihm fest in die Augen, versuchte zu lächeln.
„Vergiss mich nicht Rána. Bitte vergiss nie, dass du in mir einen Freund hattest. Ich werde dich auch nie vergessen und dich immer vermissen. Namárië mellon nîn."Sie strich über seine breite Stirn. Er blies ihr sanft ins Gesicht und leckte ihr plötzlich über das Gesicht. Sie kicherte.
„Na los, lauf schon, sonst tut es nur noch mehr weh..."meinte sie dann leise und fiel ihm ein letztes Mal um den Hals. Dann trat sie einen Schritt zurück und spürte, wie Aragorn den Arm um sie legte.
Rána stieg wieder hoch. Eine schier endlose Minute stand der Hengst noch wie eine Statue da, doch dann wieherte er voller Freude und stieg.
Seine Augen fixierten die Geschwister, vor allem aber seine kleine Freundin und in diesen dunklen Augen stand ein Versprechen: Er würde sie nie vergessen! Als er sich umdrehte und über die Ebene davonjagte hob Mag die Hand und winkte.
Sie wusste, dass ein Teil von ihr mit diesem Pferd davon und in die Freiheit floh...
*heul* Ich werde Rána vermissen. Mag tut mir so leid deswegen... toll, ich schreib das und dan tut sie mir leid... LOGIK! Naja... wenigstens hab ich ihn
nicht umgebracht... *sich vor Empörungsrufen duckt*
so, ich möchte mich ganz ganz lieb bei allen reviewern bedanken, ihr seid super!!! bitte schreibt mir!! Bitte ich brauch das...das is für nen schreiber
wie mich lebenswichtig *grins* Myanmara, bitte schreib mir doch bitte mal irgendwas von deiner email addy
aus, ich finde die addy nirgends :-)
