Kapitel 4 "Wieso hast du das getan?" Legolas stand mit mir in meinem Zimmer und sah mich ernst an. "Wieso sollte ich es nicht tun? Es war ein lustiger Abend und eine lustige Wette, mehr nicht!" Ich lächelte immer noch über seine Moral- und Anstandsvorstellungen. Er kam mir noch näher und langsam wurde seine Nähe mir unangenehm, denn er ragte über mir und sah mich so ernst an, als hätte ich ihn ernsthaft verletzt. Wir standen im Schlafzimmer, noch ein Grund zu meiner Beunruhigung. Was hatte Callisto gesagt? Er war mein Verlobter und er würde mir nichts abgucken. Langsam stieg etwas Angst in mir hoch, als er noch näher kam und ich mich notgedrungen aufs Bett fallen lassen musste, um nicht gegen ihn zu stoßen. "Hast du Angst vor mir? Oder vor dem was ich mit dir tun werde?" Seine Stimme klang irgendwie auf einmal wieder ganz sanft, als er sich zu mir aufs Bett setzte. Er kam mir immer näher und näher, ich wich immer weiter vor ihm zurück. Ich versuchte mich zu beherrschen. "Hör auf Legolas! Das ist nicht lustig!" Er kam trotzdem immer näher. Ich hätte nicht einwilligen sollen, als er anbot mich zu begleiten. Zu spät, er war schon über mir. Ich drückte mich unweigerlich tiefer in die Kissen, als er sich auf Händen und Knien über mich erhob. "Du antwortest mir nicht. Das ist nicht sehr höflich von dir!" "Findest du es etwa höflich eine Frau gegen ihren Willen zu bedrängen?" "Ich bedränge dich doch nicht, ich will nur eine Antwort." "Du weist die Antwort! Jetzt hör auf!!!" "Körperliche Nähe ist doch nichts Verwerfliches, oder? Und unter Ehepaaren schon gar nicht." Er beugte sich immer tiefer über mich und hielt erst inne, als seine Nasenspitze schon meine berührte. Ich atmete tief durch und schrie ihm entgegen: "RUNTER VON MIR!!!!!!!!" Er brach lachend auf mir zusammen und hielt mich nun mit beiden Armen umfangen. Ich konnte ihn treten und schlagen wie ich wollte, er schien es gar nicht zu bemerken. Bald fehlte mir die Kraft mich zu wehren. Stattdessen weinte ich und schluchzte heftig. Er zog mich hoch in eine sitzende Position und versuchte mich zu trösten. "Oh, jetzt habe ich dich zum weinen gebracht. Es tut mir Leid, Mia! Hör bitte auf zu weinen." Er küsste meine Haare und wartete bis ich mich wieder beruhigt hatte, dann erst löste er sich von mir. "Wieso hast du Angst? Ich habe dir gesagt das ich nichts tun werde was du nicht willst. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben." "Wieso tust du mir das an?" "Ich tue dir nichts an. Ich würde es nie übers Herz bringen, dir weh zu tun." "Du bist betrunken!" "Nein." Er küsste mich als Beweis. Er hatte wirklich nichts getrunken, aber man schmeckte eine Süße- fast wie Honig. "Was hast du vor? Was soll das?" Er hatte mich zurück in die Kissen gedrückt und war wieder über mir. Er lächelte, denn meine Reaktion schien ihn sehr zu amüsieren. "Hör auf!" "Oh, jetzt ist Madam beleidigt, weil sie anscheinend keinen schönen Abend gehabt hat." "Ich hatte einen schönen Abend! Ich hab viel gelacht und Späßchen getrieben. DAS aber ist nicht mehr spaßig!" "Ich finde allein deinen Gesichtsausdruck schon amüsant! Ich jage doch nur!" "Du jagst? Achso du meinst wegen dem Lied?!" Er nickte grinsend. "Ich habe nicht alles das was ich sang so ernst genommen. Ich würde dich bitten von mir runter zu gehen!" "Wieso? Du bist so schön warm! Und mir ist kalt!" Er hatte, während ich sprach, mein Kleid von hinten aufgeschnürt und zog es jetzt halb runter. Schneller als ich reagieren konnte, legte er seinen Kopf auf meinen nackten Bauch. Er war wirklich kalt. Es fühlte sich erschreckend gut an ihn so nah und friedlich bei mir zu haben, also gestatte ich ihm, sich vertraut an mich zuschmiegen. Was hätte ich auch tun sollen? Er war sehr viel stärker als ich. Irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn als ich die Augen öffnete, fiel helles Licht durch mein Fenster. Ich schaute mich um und sah das Legolas immer noch eng bei mir lag. Ok, ich hatte ihm gestattet sich bei mir aufzuwärmen, aber nicht bei mir zu schlafen. Ich tippte ihm auf die Schulter und er hob müde den Kopf. Als wir uns so ansahen, mussten wir beide lachen, doch mein Lachen wich bald schrecklicher Scham. Ich lag da halbnackt und er auf mir drauf. Ich stieß ihn erschreckt von mir runter und schmiss ihn dabei auch gleich aus dem Bett. Der Sturz auf den harten Boden, hatte wohl seine Sinne wieder ins Leben zurückgerufen. Er stand auf und ging schnell ins Kaminzimmer, während ich versuchte mich in ein Laken einzuwickeln und dann mich anzog. Als ich ins Kaminzimmer kam, stand er vor dem Kamin. Ich trat an seine Seite und schaute ihn immer noch etwas beschämt an, als er sich zu mir drehte und mir einen Kuss auf die Stirn gab. Er gab mir das Gefühl mich für nichts was gestern geschehen war, rechtfertigen zu müssen. Ich wich nicht zurück, es war nur kurz, aber so langsam gefiel mir seine Gesellschaft und seine Art mich immer wieder total zu verwirren. "Oh Gott, ich muss ja heute zum Schneider, die Sachen anprobieren, ach du heiliges, das hatte ich total vergessen!" Schnell band ich mir die Haare zusammen und stürmte aus dem Zimmer, dicht gefolgt von Legolas. Callisto sah mich erstaunt an, als ich mit Legolas im Schlepptau in die Halle kam, doch sein Erstaunen verwandelte sich bald in ein hämisches Grinsen. "Hat er bei dir geschlafen?" "Er hat mich lediglich geweckt." "Eine Dienerin erzählte mir, dass ihr gestern zusammen ins Zimmer gegangen wäret, und eine Andere das Legolas heute Nacht nicht in seinem Zimmer war!" "Tratsch und Klatsch. Seit wann schenkst du meinen Worten keinen Glauben mehr?" "Ich meine ja nur so, es ist letztendlich deine Entscheidung." "Was ist am Ende meine Entscheidung?" "Ob du ihn die Nacht bei dir behältst." "Ich glaube nicht über was ich mich mit dir hier unterhalte! Erstens es ist meine Entscheidung, und zweitens weißt du genau das dass nie zu Debatte stand, das er die Nacht über bei mir bleibt!" "Aber wo soll der Prinz denn gewesen sein, wenn nicht bei dir, Schwesterherz?" "Das geht mich nichts an und es interessiert mich auch nicht. Er ist erwachsen, er kann Tun und Lassen was er will." "Ich weiß was zwischen euch läuft, Mini. Du kannst mir nichts vormachen. Er war letzte Nacht bei dir, und das weißt du. Ich verlange keine Rechtfertigung von dir. Es ist dein Leben, tu damit was du willst, aber wenn du es tust, lüg mich nicht an!" "Halte bitte deine Gedanken im Zaum, was die Dinge zwischen mir und ihm anbelangt!" "Ach Mia, wieso leugnest du es auch noch. Ich glaube jeder hier kann sich vorstellen was passiert ist." "Es ist nichts passiert. Du siehst ihn ja noch in einem Stück. Hätte er mich auch nur angefasst, hätte ich ihn getötet! Das weißt du! Du bist so fies zu mir, immer sagst du so was!" "Hört auf euch zu streiten, Kinder! Egal was letzte Nacht zwischen Mia und Legolas geschehen ist, ist hier jetzt nicht Thema", Vaters Stimme klang ärgerlich, aber schon bald änderte sich sein Gesichtsausdruck in ein stolzes Lächeln. "Halt dich da raus!" Brüllten wir beide ihm entgegen, darauf drehte er sich von uns ab, und murmelte etwas von "Immer nur Ärger mit den Kindern". "Wie kannst du nur? Immer denkst du gleich an so was! Er stand heute morgen vor der Tür und hat mich vor dem zu spät kommen gerettet. Oh nein, ich muss zum Schneider! Und wir sprechen uns später noch!" Mit diesen Worten lief ich aus der Halle und Richtung Dorf. Ich hinterließ viele verdutzte Leute, einen wütenden Callisto und einen etwas beschämten Legolas. Doch Legolas sagte nichts darüber was letzte Nacht geschehen war, gut so, wir würden uns sowieso noch früh genug etwas von unseren Vätern anhören müssen. ******************************Ende des 4. Kapitels*************************************************** Oh oh, jetzt haben wir schon einen Geschwisterstreit! Also so langsam wird's ja hart! Aber das beste kommt noch! Ich versprechs!