OK, aufgrund eurer ermutigenden Reviews werde ich mit dem Ding hier weitermachen... Ich hab noch genug Ideen für die kleine Kosarin, also macht euch keine Sorgen über den Nachschub...

Disclaimer: Weder Örtlichkeit noch Legolas gehört mir, der Rest schon...

Warnung: Die verklärten Wunschträume einer armen Kirchenmaus, ungewöhnliche Elbenkleidung und ein kleiner, aber wichtiger Irrtum...

2.Kapitel

Schicksalhafte Neugier

Der Ritt zurück verlief ereignislos. Als die beiden im Hof des großen Hauses standen, in dem Legolas nun beherbergt werden sollte, kam ihnen gleich ein Mann in einfacher Kleidung entgegen, der die Pferde durch dieselbe Tür führte, wo der Junge sie zuvor heraus geholt hatte. Sie gingen wieder in den Empfangsraum, doch Kosarin setzte sich nun auf einen Stuhl hinter dem Arbeitstisch und hieß Legolas davor Platz zu nehmen. Sie legte erneut die Fingerspitzen aneinander und sah ihn einen Moment lang durchdringend an.

„Also" begann sie dann. „Frag"

„Was?" „Ich seh auf deiner Stirn, dass dahinter ein Haufen Fragen rumflitzt. Frag"

„Also... wer seid ihr?"Sie lächelte hintergründig.

„Und gleich eine der schwierigsten Fragen. Und ich kann sie nicht beantworten. Ich bin das, wozu die Leute mich machen." Legolas gab sich erst einmal mit dieser Antwort zufrieden. Er war es gewöhnt, hinter viele der Gegebenheiten selbst zu kommen. „Ich bin Kosarin im Westron, und Kytja in der alten Landessprache. Mir gehört das Haus hier und noch ein paar verstreute Güter. Nur so viel."

„Ich hoffe, ich erscheine nicht forsch, wenn ich frage..."

„Ich hab dich drum gebeten, also spuck's aus"

„Seid ihr verheiratet? Oder wart ihr es?" Sie lachte hell auf.

„Ich? Ich und verheiratet? Die Sonne scheint kalt und ich bin verheiratet!" Kosarin kriegte sich kaum ein und Legolas fragte sich, was so lustig daran sei, verheiratet zu sein. Menschenfrauen heirateten in diesen Kreisen bereits mit 15, 16 Jahren und Kosarin sah älter aus, also war die Frage durchaus berechtigt. Nach einigen Minuten nahm ihr Gelächter langsam ab und sie strich sich eine lose Strähne hinter das runde Ohr, ehe sie Legolas wieder ins Blickfeld nahm.

„Sonst noch was?" fragte sie, noch etwas atemlos.

„Nein"

„Gut, dann lasse ich dir dein Zimmer zeigen. Es ist eine Etage weiter unten." Sie klatschte in die Hände und eine junge Frau kam durch eine Seitentür herein. „Bringst du den Herrn bitte in sein Zimmer, Eloin?"

„Sehr wohl" Eloin knickste und winkte Legolas, ihr zu folgen. Sie brachte ihn in die nächste tiefer gelegene Etage, führte ihn in einen Korridor und öffnete dort die erste Tür. „Bitte sehr, der Herr"

Legolas trat ein. Als erstes fiel ihm auf, dass es mehrere Zimmer gab. Er stand in einem Empfangsraum, es gab einen Kamin und mehrere der hohen Sessel, die um einen zur Gesellschaft einladenden Tisch herum standen. Er ging durch eine andere Tür und stand im Schlafgemach. Hier fiel ihm das Bett ins Auge, das etwas erhöht stand und durch Stufen erreichbar war, seine schweren, roten Vorhänge, die geschnitzten Pfosten, die weichen, freundlichen Laken, die zum Verweilen einluden. Es war... beeindruckend, luxuriös, aber nicht überladen. Es drückte Wohlstand aus, Reichtum, und unterstrich ihn doch nur mit einem klaren Fingerzeig.

Der Boden war weiß bis auf dezente Einlegearbeiten aus schwarzem Stein, um und auf dem Podest, auf dem das Bett stand, waren dicke, helle Felle ausgelegt, die von großen Tieren stammen mussten. Legolas beugte sich nieder und fuhr über die langen Haare. Sie waren weich und zart, und dennoch störrisch. Eine weitere Tür war gegenüber der zum Empfangszimmer, und Legolas durchschritt auch diese.

Die Luft hier war noch frischer als sie sonst schon im ganzen Haus war und die Klänge schienen klarer. Weitläufig tat sich der Raum auf. Hellblau waren die glänzenden Kacheln an der Wand und auf den Säulen, auf denen sie zu Bäumen wuchsen und, goldumrandet, gegen den weißen Stein spielten. Die hohe Decke war gewölbt und schien das Licht einzufangen. Auf dem Boden zogen sich herrliche Mosaike hin und durch hohe Fenster fiel das goldene Sonnenlicht herein. Am beeindruckensten war aber das Becken, das in den Boden eingelassen war, und in dem klares Wasser sanft gegen die Ränder schlug, obwohl sich niemand darin befand. Die Kanten des Beckens waren golden, die Stufen, die hinein führten, aus weißem und schwarzem Marmor. Auf dem Boden spielte sie Sonne durch das klare Wasser hindurch. An einer Wand war eine lange, wie sich herausstellte, beheizte Bank, und eine Liege direkt am Fenster war mit weißen Tüchern bedeckt.

Legolas trat an eines der Fenster und sah hinaus. Nach dem leichten, kühlenden Schatten war er kurz geblendet, doch dann tat sich vor seinen Augen eine Welt aus Licht und Farben auf. Es war ein herrlicher, großer Garten, gepflegt und voller blühender Pflanzen und blitzender Wasserläufe. Hohe, schlanke Bäume erhoben ihre grünen Häupter über dem saftigen Rasen, spendeten Schatten, in dem hier und da eine Bank stand. Vögel jubilierten, und Legolas meinte das Gebrumm von Bienen in den leuchtenden Blumen wahrzunehmen. Es war ein Paradies und eine wahre Wohltat für einen Elben, nach den engen, heißen, steinernen Gassen diesen gesunden Garten zu sehen.

„Habt ihr noch einen Wunsch, Mylord?" ertönte es plötzlich hinter Legolas und er fuhr herum. In seiner Faszination hatte er gar nicht bemerkt, dass ihm Eloin gefolgt war.

„Nein... das heißt, doch. Habt ihr Badeöl?" Sie deutete stumm auf einige Bretter, die die gesamte Länge der einen Wand entlang liefen und auf denen unzählige Flaschen in den verschiedensten Formen standen.

„Badetücher findet ihr im kleinen Wandschrank in eurem Schlafgemach"fügte Eloin hinzu, knickste scheu und verließ dann den Raum. Legolas ging in das vorhergegangene Zimmer zurück, und fand in dem beschriebenen Schrank tatsächlich einen Stapel Tücher.

Vorsichtshalber schloss er die Tür zum Gang ab, ehe er sich für ein Bad vorbereitete. Er erkundete die vielen verschiedenen Badeöle, bis er schließlich eines fand, aus dem der Geruch von Zimt sang und legte dann seine verstaubte Reisekleidung sowie seine leichte Bewaffnung im Schlafzimmer ab.

Das Wasser war kühl und Legolas schwamm und tauchte einige Bahnen, wusch sein goldglänzendes Haar und reinigte seinen ermüdeten Körper von Schweiß und Staub. Letztendlich erhob er sich wieder aus dem Becken, schlang sich ein Tuch um die Hüften und legte sich auf die Bank in die Sonne, wo er döste, bis sämtliche Nässe aus den langen Strähnen geschwunden war.

Danach ging er zurück ins Schlafzimmer, um seine Kleidung wieder anzulegen. Dort stellte sich folgendes Problem: Seine Kleidung war nicht mehr da.

Stattdessen lag dort eine schwarze Hose, ein schwarzes Hemd ohne Ärmel und Stiefel aus schwarzem, weichem Leder. Legolas sah sich erst etwas hilflos um und zog dann gezwungenermaßen die Kleidung an. Im Spiegel betrachtete er sich etwas argwöhnisch. Die dunkle Kleidung stand im scharfen Kontrast zu seiner hellen Haut, seinen Haaren und ließ seine Augen wie blaue Flammen leuchten. Außerdem lag das Oberteil recht eng an, sodass er die Muskeln unter dem Stoff spielen sah, die bloßen Arme fühlten sich ungewohnt an. Dennoch kämmte er sich die Haare und flocht sie wieder ein. Was ihn beunruhigte, war die Tatsache, dass diese Kleidungsstücke in seinem Zimmer aufgetaucht waren, obwohl er die Tür abgeschlossen hatte. Das nämlich bedeutete, dass man, egal ob er abschloss oder nicht, in seinen Räumen ein- und ausgehen konnte, wie man lustig war. Vorausgesetzt, man besaß den Zweitschlüssel, der unweigerlich existieren musste. Er verließ das Zimmer in der Absicht, Kosarin wieder aufzusuchen und nach seiner alten Kleidung zu fragen. Er verstand es nicht als sonderlich höflich, einem Gast seine Gewandung zu entwenden.

Aber er brauchte sich gar nicht erst die Mühe machen und nach oben gehen, denn Kosarin lag bereits neben der Tür zum Gang auf der Lauer.

„Ah, da bist du ja..." Sie musterte ihn von oben bis unten „Hmhm... hmhm... sehr gut, ich hab deine Größe doch richtig eingestuft... ja, gut... um nicht zu sagen, perfekt!"

„Kosarin, bekomme ich meine Gewänder bald zurück?" Sie seufzte abgrundtief und ließ den Kopf hängen.

„Jaa, wenn du unbedingt willst... ich lasse sie reinigen und du bekommst sie morgen früh zurück wie neu, in Ordnung?"

„Ich bin euch zu dank verpflichtet, Kosarin"

„Ach Quatsch, und lass dieses geschwollene Gerede." Sie ließ ihren Blick noch einmal ein wenig sehnsüchtig über seinen Oberkörper schweifen. „Du solltest dich nicht ständig in diese warmen Gewänder einwickeln, du verschwendest-"

„Ich weiß, ihr habt es oft genug gesagt" unterbrach sie Legolas. Er verstieß ganz bewusst gegen die Höflichkeit, denn damit war dieser Frau wohl nicht beizukommen.

„Egal... komm, ich zeig dir mal das Wichtigste vom Haus, damit du dich zurechtfindest" Mit diesen Worten hakte sie sich bei ihm unter und schleppte ihn den Flur hinab. Was sie als „das Wichtigste" bezeichnet hatte, war in Wirklichkeit „schwindelerregend viel", aber herrlich, wie Legolas zugeben musste. Sämtliche Gänge waren luftig und hell, da durch schmale Schlitze die Sonne herein blinzelte. Es gab mehrere Höfe und Gärten, bepflanzt und voller Farben und voll vom Geräusch des Windes in den Bäumen, dem Zwitschern der Vögel und dem Murmeln von Wasser. Kosarin zeigte Legolas die Stallungen, in denen einige Männer damit beschäftigt waren, die zahlreichen rassigen Pferde zu füttern.

Die meisten waren dunkel und blickten aus großen, aufmerksamen Augen auf den Fremden in ihrem dunklen Stall. Es gab nur wenige Fenster, um die Hitze des Tages außerhalb des Stalles zu halten. Dumpfe Geräusche von mahlenden Kiefern und stampfenden Hufen drangen durch das Halbdunkel, der Geruch von Pferden und Heu erfüllte die Luft.

Legolas beobachtete während dieser Rundführung Kosarins Gesicht sehr genau, aber auch sehr unauffällig. Für einen Menschen war sie bestimmt außergewöhnlich hübsch und ihre hellen Haare und Augen mussten in diesen Gefilden eine echte Seltenheit sein. Ihre gebräunte Haut, die hohen Wangenknochen, die feminine Kinnlinie und den Schwung ihrer aufwärts strebenden Oberlippe.

Was ihn aber besonders faszinierte, war das Blitzen ihrer Augen. Am Rand von ozeantiefem, dunklem Blau, gingen von der Pupille helle, silberne Strahlen aus, deren Glanz ständig wechselte wie das Licht der Sonne vorher im Schwimmbecken.

Sie grinste oder lachte eigentlich ständig und schien unermüdlich, ihn durch die vielen Räume und Korridore zu führen. Die Wände waren teilweise mit wunderschönen Schnitzereien, Meißelarbeiten oder Gemälden verziert. Letztere zogen Legolas in ihren Bann, denn sie zeigten meist lichtdurchflutete Wälder, wie man sie hier, so weit im Süden, wohl nur sehr selten fand.

Auch hier zeigte sich Kosarins Vorliebe: Häufig waren Männer abgebildet, junge Männer, beim Jagen, Reiten, oder einfach beim Dösen am Fuß der starken Wurzel einer mächtigen Buche. Kosarin selbst schenkte jedem einzelnen ihre spezielle Aufmerksamkeit, während Legolas mehr den künstlerischen Aspekt in Betracht zog. Bei einem wandte er sich schnell, jedoch ohne Hast ab, während sie stehen blieb.

Es zeigte einen Mann mit hüftlangen, blonden Haaren beim Duschen unter einem Wasserfall, seine Blöße gedeckt durch einen vom Maler geschickt gesetzten Wasserstrahl. Kosarins Grinsen wurde zu einem stillen Lächeln. Mit den Fingerspitzen fuhr sie beinahe zärtlich über die glatte Fläche, ehe sie sich abwandte.

Schließlich kamen die beiden wieder an Kosarins Gemächern an. Sie öffnete die Tür und Legolas wollte ihr folgen, doch sie schupste ihn plötzlich rüde zurück.

„Entschuldige... komm in einer Stunde zum großen Speisesaal, dann gibt es Abendessen." Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu, doch Legolas erhaschte noch einen kurzen Blick auf eine Frau, die am Kamin saß. Er wandte sich zum Gehen, doch als er halb den Gang hinab gegangen war, drehte er – sich selbst überraschend – um und schlich zur Tür, presste sein Ohr dagegen und lauschte angestrengt. Die Tür war sehr dick, und nur undeutlich hörte er, was gesprochen wurde.

„Er ist..."

„Ein Bastard, ich wei"

„Und deshalb müsst ihr..." Die Stimmen wurden leiser, und das einzige, was Legolas noch hören konnte, war „heute"„schnell"und, zu seinem Entsetzen, „umlegen". Er verschwand so schnell es ging in seinen Zimmern

°°°

Das Abendessen nahm Legolas auf seinen eigenen Wunsch in seinem Zimmer ein. Er hatte über vieles nachzudenken. In seinem ganzen Leben war ihm noch kein so merkwürdiger Tag untergekommen. Er hatte sich plötzlich vollkommen unter der Kontrolle dieser Frau befunden, ohne dass er es gemerkt hatte oder etwas dagegen hätte tun können.

Diese Frau... Wer war sie? Diese Frage nagte noch immer in seinem Inneren und ließ ihm keine Ruhe. Sie sah nicht aus wie ihre Landsleute. Sie bezeichnete einen Haufen von Strichern als ihre Jungs, sie zeigte großes Interesse an ihm, sie hatte ein Haus voller halbnackter Statuen und sie redete mit einer blutjungen Frau darüber, jemanden umzulegen. Und irgendwie hatte er das Gefühl, dass dieser jemand er war. Er dachte daran, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen und sich auf den Weg nach Norden zu machen.

Es war bereits tiefste Nacht, als er auffuhr. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und glomm nur noch, vermochte noch nicht einmal mehr Schatten zu werfen. Legolas fuhr sich verwirrt über das Gesicht. Er war wohl in seinem Sessel eingeschlafen. Aber warum war er so plötzlich aufgewacht? In der absoluten Stille der Nacht meinte er plötzlich ein kaum wahrnehmbares Geräusch zu hören. Ein Mensch hätte es nie und nimmer bemerken können, wohl aber die scharfen Ohren eines Elben. Es klang, als schleife jemand einen Umhang über den Boden vor seiner Tür.

Für einen Moment wunderte sich der Elb, dass er das hören konnte, wenn er an Kosarins Tür doch so angestrengt hatte lauschen müssen. Doch dann vermerkte er mental, dass er mit niemandem geheime Dinge zu besprechen hatte, deshalb war seine Tür wahrscheinlich nicht so dick wie die der Hausherrin.

Gleich würde die Tür aufgestoßen und der Anschlag verübt werden. Doch kein Mensch konnte sich in Sachen Schnelligkeit mit einem Elben messen. Langsam und bis in die kleinste Faser seines Körpers angespannt erhob sich Legolas aus dem Sessel, darauf bedacht, nicht das geringste Geräusch zu verursachen. Doch das Geräusch zog unerwartet und schnell vorüber. Legolas spürte Verwunderung in sich aufkeimen.

Die Tür glitt lautlos aus dem Schloss, als er sie öffnete. Er nahm ein weiteres schwaches Geräusch am Ende des Ganges wahr und sah blitzschnell in die Richtung, doch alles, was er sah, war, wie eine Gestalt um die Biegung des Ganges eilte. Der lange schwarze Umhang wehte hinter ihr her. Rasch folgte er ihr, alles Sinne gespannt und auf seinen Abstand bedacht, um nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Gestalt glitt katzengleich durch das Gemäuer, tauchte in die Schatten ein, wie es ein Elb nicht besser hätte machen können und verursachte keine weiteren Geräusche. Legolas holte etwas auf, als sie in einen Garten lief, um sie nicht zu verlieren. Er sah, wie sie über einen Baum auf die hohe Mauer sprang und auf der anderen Seite hinab kletterte und tat es ihr nach, aber als er auf der Mauer saß, spähte er hinab, um sicher zu gehen, dass der Fremde ihn nicht in den Schatten unten erwartete.

Doch dieser eilte aus der kleinen Seitengasse, in der er sich jetzt befand, auf die Hauptstraße. Legolas folgte ihm, als er um die Ecke bog. Auf der Hauptstraße war Licht, und zu Legolas' Erstaunen ging der Fremde vollkommen aufrecht und nahm nicht die geringste Deckung in Anspruch. Von dem langen schwarzen Umhang mit der großen Kapuze einmal abgesehen. Seine Bewegungen waren elastisch und zielgerichtet und es war ein ziemlich großer Kerl, wie Legolas bemerkte. Er schien irgendeine Last unter seinem Umhang zu verbergen, denn an einer Seite war dieser assymetrisch ausgebeult. Hier, im Licht der an den Häusern befestigten Fackeln fragte er sich, weshalb er den Fremden überhaupt verfolgte, wenn er jetzt so offen über die Straßen spazierte. Offenbar wollte er ihm nichts Böses und es konnte ihm eigentlich egal sein, was...

Doch gerade als ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, sprang die Gestalt in den tiefen Schatten einer Seitenstraße und des Elben Neugier war wieder geweckt. Legolas drückte sich an die Wand des Hauses und schob sich vorwärts, bis er um die Ecke sehen konnte.

Seine Augen brauchten einige Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, doch dann sah er es klar vor sich. Der Fremde hatte seinen Umhang abgeworfen, wohl weil er ihn behindert hatte und kletterte eine Leiter hoch, die an ein niedriges Nebengebäude gelehnt war. Oben angekommen schmiss er die Leiter um, die hinter einem Müllhaufen verschwand. Gegen den dunklen Himmel hob sich jetzt eine Gestalt ab, auf deren Gesicht noch schwach das Licht der Straße schimmerte. Legolas zog scharf die Luft ein.

Es war kein Mann, es war eine Frau – Kosarin. Sie trug Hosen und ein Hemd, beides augenscheinlich in schwarz. Einen wachsamen Blick rundum werfend wandte sie sich um, schulterte eine große Armbrust und verschwand aus Legolas' Blickfeld.

Nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte, schlüpfte er um die Ecke und stellte die Leiter auf, jetzt erst recht gewillt, ihr zu folgen, wohin sie auch gehen mochte. Sie lief jetzt geduckt und hielt öfter inne, witternd wie ein Tier auf Beutezug, kletterte die Häuser hinauf und sprang über die Tiefen zwischen ihnen, immer auf ein Ziel bedacht, das nur sie kannte. Endlich machte sie Halt, glitt leise auf den Bauch und schob sich bis an den Rand eines Daches. Legolas verharrte zuerst am anderen Ende des Daches, kam dann aber weiter vor, da er sah, dass Kosarins gesamte Aufmerksamkeit auf einen Punkt schräg gegenüber ihres Stand- beziehungsweise Liegeortes lag.

Es war ein Fenster, die Vorhänge waren zurückgezogen und gaben den Blick auf ein Bett frei, in dem ein Mann mit langem grauem Bart schlief.

Kosarin zog die Armbrust in eine bessere Position und Legolas sah alles wie einen Film vor seinen Augen ablaufen, unfähig sich zu rühren und zu verhindern, was dort vor sich ging. Er sah, wie Kosarin einen kurzen Pfeil auf die Sehne legte, zielte und schoss. Der Pfeil traf den Schlafenden am Arm und fiel dann kraftlos zu Boden. Legolas konnte sehen, wie der Mann kurz zuckte. Minuten verstrichen. Der Elb nahm war, wie der Brustkorb des Mannes sich langsam, ganz langsam immer weniger hob, bis er sich schließlich nicht mehr rührte. Etwa eine halbe Minute danach wanderte plötzlich der Pfeil zurück. Legolas sah einen haardünnen Faden im fahlen Licht glänzen. Er war gelähmt, geschockt von dem, was er gesehen hatte. Einen Schlafenden heimtückisch zu erschießen empfand er als eine der heimtückischsten Taten, die er gesehen hatte – und er hatte viele gesehen.

In diesem Zustand bemerkte er nicht, was Kosarin im Schatten ihres eigenen Körpers tat – er bemerkte nur, dass sie plötzlich stand, herumfuhr und feuerte – in seine Richtung. Er sah den Pfeil kommen, er sah die vergiftete Nadel im Licht funkeln, und er war unfähig auszuweichen. Die Spitze bohrte sich in seinen Arm und der Pfeil fiel herunter wie vorher auch. Verständnislos sah er auf und in eiskalte, blaue Augen, emotionslos, berechnend und grausam – dann verschwamm alles vor seinen Augen, wurde zu einem Strudel aus verschiedenen Grautönen und verschwand in der Finsternis...

°°°
So? Mag hier noch jemand Kosarin? °umherspäh° Bitte reviewt, es ist das bisher (haha, 'bisher', wie viel hast du denn bisher oben, du Gehirnakrobatin?) längste Kapitel und ich weiß selbst nicht, was ich davon halte... Außerdem verstehe ich allmählich die ganzen anderen FF-Autoren...

Siri: Schon die zweite Review von dir! °freu° Lang? Ja wird sie, fürchte ich Ich hoffe, ich kann auch in Zukunft gefallen °zurechtsetz°

Jathy: Dein Wunsch ist mir Befehl... ich schick ihn vielleicht noch etwas mehr neben sich, mal sehn °fg°

Julia: Hoffe, dass ich dich auch in nächster Zeit noch mal zu Tränen rühren kann °grinsel°

Luthien Lossehelin: Wieso der unübertreffliche Captain Jack Sparrow? °unschuldig pfeif° Freut mich aber, dass man das bemerken kann... dachte immer, ich sein Erbe vernachlässigen...

lesemaus: Aufhören? Wie denn? °schon jetzt reviewsüchtig ist°

---Tagträumer