Jaa, es gibt mich wirklich noch /geschockter Siri Kopf tätschel/ Und es wird mich auch weiterhin geben. Mein Schreibtempo hat aber, wie wohl jder hier gemerkt hat, rapide abgenommen. Das hat mehrere Faktoren: Tagträumer hat oft Blockaden. Tagträumer ist manchmal vollkommen konzeptlos und weiß nicht, was sie wann vorkommen lassen will. Und außerdem hat Tagträumer nur noch Termine, Jugendgruppe hier organisieren, dort das Haus der Freunde umdekorieren, drüben shoppen und hüben auch noch Schule - ein Marathon. Aber macht Spaß! Das Schreiben leidet nur ganz arg. /drop/ Tutmirlaid. Wolltichnich. Aber hier hammas endlich, das neue Chap. Ganze neun Word-Seiten lang und bis oben hin voll mit Kosis Spinnereien /Kosi knuddl/ Ich liebe sie einfach...

Disclaimer: Mir nüscht, bis auf Kosi, und der Rest Tolkien.

Warnung: Kater und Kaffee ( wie kann man das freiwillig trinken? /schauder/), endlose "tiefsinnige" Gespräche und kleine Kinder


5. Kapitel

Der Morgen danach

Es war bereits heller Tag, als Legolas endlich aus den Sphären des Schlafes driftete. Und sofort wünschte er sich den Schlaf wieder herbei, denn sein Kopf dröhnte wie ein Olifantenkegelspielplatz. Gequält hielt er die Augen geschlossen und drückte sein Gesicht in die Kissen, um dem Licht zu entgehen, dass durch seine heute ungewöhnlich lichtdurchlässigen Lider zu dringen drohte. Tief aufstöhnend umfasste er das Kissen fester und sog gleichzeitig den Geruch ein, den es verströmte. Blumen und Gewürz... Er hielt inne. Das Kissen bewegte sich. Nicht viel, aber es bewegte sich dennoch. Es weitete sich aus und zog sich zusammen und damit zog ein regelmäßiger Luftstrom über sein Haar hinweg...

„Hör mal, ich hab ja gar nichts dagegen, wenn du dich so leidenschaftlich an mich kuschelst, aber du brichst mir gleich die Rippen" murmelte eine müde, weibliche Stimme dicht an seinem empfindlichen Ohr. Trotz aller Helligkeit, bei der seine Augen gleich schmerzend protestierten (die eigentlich gar nicht so hell war – es schien ihm in seiner Katerstimmung nur so), riss er sie weit, weit auf und starrte direkt in Kosarins Gesicht. Sie waren voneinander kaum zwei Finger breit entfernt, da Kosarin augenscheinlich ihre Arme in seinem Nacken verschränkt und ihre Beine um seinen Bauch geschlungen hatte. Ihre Haare waren offen und zerwühlt, ihre Stirnfransen hingen ihr wild ins Gesicht. Legolas glaubte, ihm müsse das Herz stehen bleiben und der Atem stockte in seinen Lungen.

„Na, endlich aufgewacht, Schlafmütze?" fuhr Kosarin fort. Als er nicht antwortete, vergrub sie ihr Gesicht an seiner Schulter und schmiegte sich schnurrend wie eine Katze an ihn. Übrigens war es nicht nur sie, die hier jemand umschlungen hielt, er selbst hatte auch seine Arme um sie gelegt. Ein leiser Anflug von Panik und Irritation stieg ihn Legolas auf. Was war gestern Abend – heute früh – was auch immer – passiert? Wie war er hierher gekommen? Seit dem Moment, als er Kosarin gegenüber gesessen hatte, war keine einzige seiner Erinnerungen erhalten geblieben, was für ihn sehr irritierend war, da ihm das in den Jahrtausenden seines Lebens noch nie passiert war. Kosarin indessen war kurz davor, wieder in den Schlaf zu driften. Legolas rüttelte sie leicht und sie sah ihn verschlafen an.

„Kosarin! Was, bei allen Valar, ist hier passiert?"

„Na was schon? Nichts" grummelte sie vor sich hin und wollte sich wieder an ihn kuscheln, als er sie an den Haaren zurückzog, was sie mit einem verärgerten Blick quittierte.

„Wie, nichts?"

„Na nichts eben." Legolas schob sie leicht von sich und sah an sich herunter. Er war, bis auf die Stiefel, vollkommen bekleidet, ebenso wie Kosarin. „Dachtest du, ich reite dich, wenn du absolut klargemacht hast, dass du nicht willst?"Sie klang noch immer merkwürdig, und es dämmerte Legolas, dass sie auch vollkommen verkatert sein musste. „Weißt du, das macht man nicht unter zivilisierten Menschen, man legt sich nicht einfach flach, wie gerne man das auch tun würde. Ich glaube, es war für mich gestern Abend nicht sehr einfach, nicht einfach über dich herzufallen, aber vermutlich war ich auch einfach zu betrunken um noch groß was mit dir anzustellen. Schade eigentlich."

„Schade?" grinste Legolas „Schade?" Er begann vor Erleichterung zu lachen. Das ausgerechnet Kosarin ihn über das Benehmen zivilisierter Leute aufklärte und sich dann auch noch selber halbwegs daran hielt, war einfach absurd. Sie hatte nichts getan, und das rechnete er ihr hoch an, selbst wenn es so war, dass sie, obwohl sie so eindeutiges Interesse an seinen körperlichen Qualitäten hatte, ihn nicht einfach, als sie die Gelegenheit hatte, in ihr Bett gezerrt hatte, um wer weiß was mit ihm anzustellen. Selbst wenn sie vielleicht sogar bis zur halben Besinnungslosigkeit betrunken war.

„Ja schade. Ich wünschte, du würdest dich zumindest ein bisschen für mich erwärmen können."

„Du hast doch genug Männer, die sich für dich erwärmen. Warum mich auch noch?"

„Weil du in einer vollkommen anderen Liga spielst. Du siehst so geschmeidig aus und ich weiß, dass du doppelt so stark bist. Vielleicht könntest du mir endlich das Wasser reichen" Legolas spürte einen Rest des Einflusses des Alkohols, denn er hörte sich schelmisch antworten „Ach, und die anderen können das nicht?" und er fühlte sich gleichzeitig geschmeichelt.

„Nein... es wird langweilig, von Zeit zu Zeit. Sie liegen da und wimmern und betteln und suchen und finden doch nicht. Sie können sich nicht durchsetzen." Legolas wunderte sich. So hatte er schon manchen Mann über Frauen klagen hören. „Und sie ermüden so schnell. Und wenn du nach stundenlangem Tanzen und Trinken noch nicht müde bist, dann lässt mich das wenigstens ein bisschen hoffen"

„Dass ich nicht so schnell müde werde ist in meinem Volk normal" Sie hob den Kopf.

„Ich bin schon irgendwie dahinter gekommen, dass du kein Mensch bist. Erzähl mir was" Sie legte den Kopf schief auf seinen Arm und sah ihn von unten her an. Er musste unwillkürlich lächeln. So sah sie wie ein neugieriges Kind aus, das auf eine spannende Geschichte hofft. Er strich ihr eine Strähne hinter das runde, aber merkwürdig gezackte Ohr und begann.

„Ich bin ein Elb, und Elben ermüden nicht leicht. Sie haben bessere Sinne als Menschen und spitzere Ohren. Wir brauchen nicht viel Schlaf und sind unsterblich" Kosarin sah ihn ruhig an, als erzählte man ihr alle Tage von unsterblichen Wesen. „Wir wurden als die Erstgeborenen geschaffen, als schönstes Volk von Arda, lange bevor die Menschen erwachten. Unsere ersten Jahrtausende waren abwechslungsreich, es gab die lange Wanderung nach Valinor, es gab Verrat und Betrug und auch Kriege. Viele, die nach Valinor kamen, kehrten durch eine Verräterei zurück." Er erzählte lange Zeit und Kosarin hörte wirklich zu, fragte hin und wieder, ohne ihm ins Wort zu fallen und war im richtigen Moment gefesselt, stellte also die perfekte Zuhörerin dar. „Jetzt, zu dieser Zeit, sind viele Elben dieser Welt müde, die immer schnelllebiger wird und sie immer weiter ausstößt. Die vielen Kriege und Konflikte zermürben unser Volk. Deshalb nehmen sie Schiffe und fahren gen Westen, zurück in die Unsterblichen Lande." endete Legolas schließlich. Er hatte den Blick gehoben.

„Ich bin schon oft nach Westen gefahren" meldete sich Kosarin wieder „doch ich habe nie weiße Strände oder so etwas gesehen."

„Ich habe doch erzählt, dass die Welt auseinanderbrach" erwiderte Legolas ruhig. „Dabei wurde Valinor entrückt. Es liegt jetzt außerhalb der Grenzen, die sterbliche Menschen mit ihren Schiffen fahren"

„Hm" Kosarin rollte sich jetzt komplett ein und für eine Weile hörten sie nur sich selbst atmen. „Es gibt aber auch unsterbliche Menschen" wandte sie plötzlich ein. Legolas lächelte.

„Unsterblich, ja? Vielleicht meinst du die Dunédain, das Volk, aus dem König Elessar stammt. Doch sie leben nicht ewig, sondern nur ungewöhnlich lang." Die Frau schüttelte den Kopf.

„Es gibt unsterbliche Menschen! Das heißt, nicht viele, sondern... gewissermaßen gibt es nur einen" gab sie schließlich unter Legolas' kritischen Blick leicht geknickt zu.

„Ach? Na, der arme Mann muss es ja ganz schön schwer haben unter euch Sterblichen"

„Es ist kein Mann, es ist eine Frau" gab sie aufgebracht zurück.

„Ach, und sie spaziert dir jeden Tag über den Weg, ja?"

„Nein" sagte sie rasch und senkte den Blick leicht. „Sie wohnt nicht hier, sie wohnt ganz weit weg, weit die Küste hinab. Ganz, ganz weit weg, und – lass uns über was anderes reden" brach sie unerwarteterweise ab.

„Schön, dann reden wir mal darüber, dass du mich jetzt endlich loslassen kannst" lächelte Legolas und wollte ihre Arme lösen, doch sie hielt sich krampfhaft fest.

„Nein" Sie grinste frech.

„Doch"

„Nein!"

„Doch!" Also wirklich. Er hatte besseres zu tun als sich auf diese kindische Art und Weise mit einer Sterblichen herumzustreiten... ihm fiel zwar gerade nicht ein, was, außer seinen Kopfschmerzen.

„Nei- hein" säuselte sie dicht an seinem Ohr, dass ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief. Statt einer Antwort begann Legolas einen regelrechten Ringkampf, der, zu seinem Erstaunen, mehrere Minuten dauerte. Kosarin war um einiges stärker, als sie aussah und es war ein schwieriges Unterfangen, sie loszuwerden. Als er es schließlich schaffte, geschah dies mit einer solchen Wucht, dass sie beide zu entgegengesetzten Richtungen aus dem Bett schossen und auf dem Podest landeten. Unisono stöhnten sie auf, als ihre ohnehin schon schmerzenden Köpfe ob der rüden Behandlung protestierten.

„Das ist nicht mein Zimmer" stellte Legolas nach einigen atemlosen Momenten des Kopfschmerzes und des Herz-Beruhigens fest.

„Nein" kam es etwas gequält von der anderen Seite des Bettes, „es ist meins" Pechschwarzer Marmor und blut- bis dunkelroter Samt. Weiße, glatte Felle um das Bett herum und goldene Verzierungen. Durch eine Reihe kleiner Fenster am obersten Stück der Wand fiel abgedunkeltes Licht herein. Die hohe Decke war bemalt. Die Einrichtungsgegenstände wieder einmal aus dunkelrotem und aus schwarzem Holz. Auf dem Nachttisch neben dem Bett standen weiße Lilien in einer schlanken, kristallenen Vase. Die teuren Kerzen in den schweren goldenen Kerzenleuchter waren nicht entzündet.

„Es sieht aus wie..." murmelte Legolas vor sich hin. Er erinnerte sich an ein ähnliches Zimmer, allerdings waren es schwere Teppiche gewesen, die von den Wänden hingen, und der Boden war voller Mosaike. Dekadent... das Wort war ihm damals eingefallen, und es fiel ihm auch jetzt ein.

„Wie was?" tönte Kosarins helle Stimme durch den Raum. Legolas wunderte sich, dass sie sein Gemurmel hatte verstehen können – aber vielleicht hatte sie gar nicht, oder er hatte lauter gesprochen, als es ihm selbst schien. Es konnte auch an seinem Kater liegen... irgendwie.

„Ach... nichts" gab er zurück und schüttelte einmal kurz den Kopf (was er sofort bereute – sein Kater kratzte ihm an der Innenseite seines Hirns entlang), um diesen merkwürdigen Gedanken an den Bordellvater zu verscheuchen. Perrigon... was für eine Stadt... aber in ihren Grundzügen dieser nicht unähnlich. Kosarins Kopf tauchte über dem Bettrand auf.

„Wie, nichts?"

„Nichts eben"

„Nichts eben?"

„Na, nichts nichts"

„Also doch etwas" Legolas gab ein knurrendes Stöhnen von sich. Kosarin verkatert war wie Kosarin Kleinkind. Er spürte den dringenden Wunsch, sie mit irgendwas zu knebeln, in eine Besenkammer zu sperren und dann schlafen zu gehen. Nachdem er den Schlüssel weggeworfen hatte... o himmlischer Gedanke mit teuflischem Inhalt...

„Was grinst du so verklärt?"

„Das hat keinen bestimmten Grund"

„Du lügst, aber das ist gerade egal." Für eine Weile herrschte angenehmes Schweigen, und Legolas schrak zusammen, als Kosarin wieder zu Sprechen begann (was daran lag, dass er halb eingedöst war). „Willst du schwimmen gehen?"

„Nicht mit dir, Kosarin."

„Wieso?" schmollte sie, rollte sich auf den Rücken und sah ihn an. Ihr langes Haar hing wie ein einziger Vorhang über die Bettkante bis zum Boden. „Was ist an mir auszusetzen? Oder bist du verklemmt?"

„Nichts und nein, Kosarin" entgegnete Legolas müde und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Aber ich traue dir ehrlich gesagt nicht. Zumindest nicht in dieser Angelegenheit." Sie sah ihn an und dann grinste sie wieder.

„Aber einen Kaffe trinkst du doch mit mir?"

„Kaffee? Das schwarze Zeug?"

„Trinkst du keinen Kaffee?" Sie klang ehrlich überrascht.

„Nein... bisher nicht"

„Du musst ihn trinken, wenn du einen Kater hast, und zwar mit Salz und einer Zitrone. Dann geht der Kater weg"

„Ach?" Legolas zog eine Augenbraue hoch und warf Kosarin einen zweifelnden Blick zu.

„Ja, aber dafür ist dir dann speiübel" Sie lachte, und dieses Mal ließ sich Legolas davon anstecken. „Na gut, dann geh bei dir schwimmen. Aber danach kommst du und trinkst hier Kaffee. Wehe dir, wenn nicht" Legolas lächelte zustimmend und erhob sich. Er konnte nicht umhin, Kosarin einmal in eine sitzende Haltung zu ziehen und sie einen winzigen Augenblick zu drücken. Sie war nicht süß, aber niedlich... wie ein Kind, und er liebte Kinder. Ihr schien das nichts auszumachen, sie schmiegte sich im Gegenteil sogar noch für diesen kurzen Moment an ihn.

Legolas schwamm ein paar Runden und tauchte so viel wie möglich, um einen klaren Kopf zu bekommen. Es half ihm, und so war er um einiges frischer, als er sich, wie versprochen, auf den Weg in Kosarins Zimmer machte (Weg war übertrieben, es ging ja nur über den Flur). Er fiel fast rückwärts aus der Tür zum Schlafgemach, als er sie geöffnet hatte.

Kosarin stand völlig nackt mitten im Raum.

Legolas fühlte sich wie angewachsen, er konnte sich nicht bewegen. Im Licht der gedämpften Mittagssonne glänzte ihre ebenmäßige, makellose braune Haut warm wie das Feuer selbst, ihre blonden Haare wie flüssiges Gold, glatt und weicher als elbische Seide. Einige lange Strähnen waren über ihr Profil gefallen. Ihre Lider waren halb geschlossen, das Blau ihrer Augen war ein schimmernder Funken stiller Flammen unter den langen, dichten Wimpern. Zwischen den zarten, leicht geöffneten Lippen sah man die Zähne, weiß und perfekt stehend. Kosarin sah ihn nicht an, sondern schien tief in Gedanken versunken, in sich selbst zu ruhen. Ihre Brust hob und senkte sich unter regelmäßigen, tiefen Atemzügen, unter der Haut ihres absolut flachen Bauchs sah man den Ansatz von Muskeln. Ihre Beine waren lang und schlank, ihr Gesäß fest, der Rücken anmutig geschwungen. Schmale Schultern und Hände, lange, empfindsame Finger, schlanke Arme, denen man Kraft beimessen konnte. Ihr gesamter Körper war sehnig und muskulös, aber ungeheuer feminin.

Legolas gab ein ungläubiges Krächzen von sich. Kosarin zuckte zusammen, schüttelte verwirrt den Kopf.

„Was?" Sie musste völlig abwesend gewesen sein, wenn sie, sie die sonst ein Muster an Selbstbeherrschung war – meistens zumindest – sich plötzlich so unbedacht äußerte. Dann sah sie zuerst zu Legolas, dann an sich herunter und ihr übliches Grinsen breitete wieder auf ihrem Gesicht aus – und es wurde auch noch anzüglich. Legolas fühlte sich versucht, sie zu packen und mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen. Heute Morgen konnte er vieles vertragen, aber kein lüsternes Grinsen. Erst recht nicht von einer nackten Frau. Wenn schon, dann kam das ihm zu. Widerwillig verscheuchte er diesen Gedanken. „Oh, verstehe. Bring ich dich so aus der Fassung, Grünblatt?" Sie überbrückte die kurze Distanz zwischen ihnen, wobei sie sich agil und geschmeidig bewegte wie eine Raubkatze auf der Pirsch. Vor ihm angekommen glitt ihr Blick langsam an ihm hinauf, sie hob die Hand und legte sie ihm auf die Brust, ehe sie ihm unter den Lidern durch ins Gesicht sah. „Das tut mir leid" Für einen Augenblick schien es, als wolle sie das Gesicht in seine Halsbeuge schmiegen, doch dann wandte sie sich abrupt ab. „Also ziehe ich mir besser etwas an, nicht wahr, mein grüner Freund?"

Sie rupfte aus einem Schrank Hose und Hemd und schlüpfte hinein. Legolas sah derweil woanders hin. Als sie fertig war, sah sie ihn fragend an und deutete mit einer ausladenden Geste zu einem Tablett, auf dem zwei Tassen und eine mächtige, golden funkelnde Kanne standen. Legolas nickte zufrieden und so ließen sie sich auf Kosarins breitem Bett nieder. Kosarin goss die heiße, dampfende Flüssigkeit aus einer Höhe, die eine Mutter, die auf einen unversehrten Fußboden Wert legte, wohl zum Kreischen gebracht hätte, in winzige Gläser ein, von denen sie eines an Legolas weiter reichte. Sie trank den Inhalt ihres Glases in einem Zug. Danach verzog sie leicht das Gesicht, doch das bemerkte Legolas schon nicht mehr, da er das Glas bereits an die Lippen gesetzt hatte.

Der Kaffe hätte glatt alleine gehen können. Legolas' Geschmacksknospen schrieen empört, als das bittere Gebräu über sie hinwegstrich. Somit konnte er nicht verhindern, dass sich sämtliche Gesichtsmuskeln zusammenzogen, während er sich mühte, sich selbst dazu zu überreden, zu schlucken. Als er es schließlich geschafft hatte, entfuhr ihm sogar noch ein unwillkürliches „Uäh..." Kosarin grinste ihn über den Rand ihres zweiten Glases an.

„Übel, nicht? Aber das einzige Mittel, um wieder wach zu werden" Und so trank sie ein zweites und ein drittes Glas, ohne mit der Wimper zu zucken. Legolas fühlte sich derweil etwas zu wach. „Und was willst du heute tun?"drang Kosarins Stimme wieder an sein Ohr.

„Ich weiß nicht... einen neuen Bericht verfassen und..." er hielt überrascht inne „Hast du nichts zu tun? Ich meine, wobei du mich dabei haben willst?" Kosarins Gesicht zeigte einen Ausdruck mitleidsvoller Langeweile.

„Der Tag steht dir zur freien Verfügung, wie auch die nächsten... Ich habe einige Dinge, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen und die keinen Aufschub zulassen. Für manche bist du noch nicht bereit, deshalb nehme ich dich nicht mit. Aber du darfst gehen, wohin du willst, wann du willst und wie lange du willst. Brauchst du etwas, so sage den Dienern Bescheid, sie werden dir gehorchen. Fühl dich ganz wie zu Hause. Du wirst mich treffen, doch ich weiß selbst noch nicht wann. Mal sehen, was sich so entwickelt."

„Und, ohne indiskret sein zu wollen, was hast du zu tun?"

„Ich werde dir in Kürze die Ergebnisse präsentieren, aber jetzt sage ich noch gar nichts, Kleiner."

„Hat es was mit deinem Bordell zu tun?"

„Soll das ein Verhör sein?" Das Grau in Kosarins Augen nahm überhand, als sie sich störrisch aufrichtete.

„Nein"

„Gut. Es sei dir gestattet zu gehen"

„Soll das ein Befehl sein?"

„Ja, allerdings. Geh!"

„Du willst mich herumscheuchen, Kosarin? Du und welche Armee?"

„Wie wär's mir meiner kleinen Krümel, über die du schon so überrascht warst, weil sie dir nicht gehorchte?" kam es samtweich zurück. Legolas ließ seinem Frust freien Lauf, als er die Tür hinter sich zuschlug. Noch bevor das hier vorbei war, würde er Kosarin mit seinen eigenen Händen erwürgen.


Später an diesem Tag schwang eine junge Frau ihre Beine aus der breiten Liegestatt, auf der sie die letzten Stunden verbracht hatte und setzte sich vollends auf. Sie wollte gerade nach ihrer ordentlich gefalteten Kleidung greifen, als der dunkelhaarige Mann hinter ihr sie durch einen Griff am Handgelenk daran hinderte.

„Bleib noch ein bisschen" antwortete er auf ihren fragenden Blick. Sie lächelte, schüttelte aber dennoch den Kopf. Der Mann stemmte sich in eine sitzende Haltung und legte die Arme um sie, legte den Kopf auf ihre schmale Schulter. Sie streichelte seine Wange, küsste ihn lange und zärtlich, spielte mit seiner Zunge und knabberte sanft an seinen Lippen. Er seufzte tief auf und zog sie näher zu sich, um mehr von ihrer bloßen Haut zu spüren – und auch in der Hoffnung, sie zum Bleiben zu bewegen. Obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Schließlich machte sie sich wirklich von ihm los und stand vollends auf. Liebevoll betrachtete er sie, wie sie ihre Kleidung wieder anlegte, wieder verhüllte, was er vor kurzem noch so intensiv hatte fühlen dürfen. Sie bemerkte es, ihre Augen trafen seine, ehe sie ihren Blick über seinen Körper gleiten ließ. Ihre Zunge erschien zwischen Zähnen und Lippen und leckte leicht darüber, was ihm Wärme durch den Körper jagte. Wie sehr kannte er diesen Blick, wie oft hatte sie ihn schon so angesehen. Als sie fertig mit dem Ankleiden war, setzte sie sich elegant auf den Stuhl vor dem hohen Spiegel und begann ihr Haar zu ordnen. Er erhob sich aus dem Bett und folgte ihr dorthin, um ihr Hals und Nacken zu küssen.

„Komm, hör auf" sagte sie gespielt verärgert und schob ihn weg, doch er schlang die Arme um sie. „So komme ich hier nie weg"

„Sollst du auch gar nicht" nuschelte er ihr in die Haare. „Sonst gehst du wieder zu dem blonden Burschen in deinem Haus"

„Eifersüchtig?" Sie klang belustigt.

„Du weißt, wie ich über dich denke"

„Sicher weiß ich das."

„Kytja, ich will nicht, dass du bei anderen liegst" Sie verdrehte verärgert die Augen.

„Und du weißt, dass es dich einen Scheißdreck angeht, wen ich unter mir habe und wen nicht. Es würde mich ja auch nicht kümmern, wenn du es nebenher mit deinen Dienstmädchen treibst."

„Kytja!" herrschte er sie wütend an. Wütend, weil sie ihn verletzt hatte, nicht weil er wütend auf sie war. Dann fügte er leise hinzu „Ich liebe dich"

„Ich wei" antwortete sie knapp und sah stur geradeaus in ihr eigenes Gesicht, das sich in dem kristallenen Glas spiegelte. „Aber ich habe dir auch gesagt, dass ich dich niemals lieben werde. Schon am Anfang hiervon habe ich dir das gesagt"

„Ich kann doch nichts daran ändern. Es ist einfach so. Und deshalb kann ich es nicht sehen, wenn du..."

„...andere Kerle als dich nimmst, ich verstehe. Aber wenn ich dich damit so damit verletze, dann sag ein Wort, und ich lasse mich hier nie wieder blicken" Er umfasste sie so rasch, dass sie beinahe vom Stuhl kippte.

„Nein!" Es war beinahe ein panischer Schrei. „Ich kann dich nicht gehen lassen."

„Geh, find ein anderes hübsches Mädchen, heirate sie und werde mit ihr glücklich, wie oft soll ich dir das noch sagen?" rief Kosarin halb verzweifelt, halb lachend. „Ich werde dich nie heiraten, und egal wie du hoffst, ich werde dir keine Kinder gebären!"

„Kytja" presste er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch „Kytja!"

„Ich weiß wie ich heiße" grinste sie und platzierte einen weiteren Kuss auf seinem Mund. „Meine Güte" seufzte sie dann und nahm ihn in die Arme „Dein Vater hat mir nie solche Probleme gemacht"

„Ich wei" knurrte er.

„Und mit dir war es zu Anfang auch ein wohl durchdachtes Gleichgewicht: Ich wollte dich und du wolltest mich, und wir beide wollten unseren Spa"

„Ich wei"

„Und wie du auch weißt, bin ich an der Störung dieses Gleichgewichts nicht schuld" Er brummte. Er konnte ihr nicht böse sein, nie. Es tat nur weh, sie zu sehen, wie sie ihn nur als Bettgefährten betrachtete, wie alle ihre anderen Liebhaber auch. Dennoch. Er liebte sie, und er brauchte sie um sich, und selbst wenn es nur für die wenigen Stunden war, die sie ausschließlich im Bett verbrachten.

„Ich muss gehen, sonst fliegen wir auf" hauchte Kosarin ihm ins Ohr.

„Mir egal. Von mir aus können es alle wissen"

„Von mir aus aber nicht. Es schadet deinem Ruf und deinem Ansehen bei deinen Untertanen. Außerdem brauche ich eine Zeit bis nach Hause. Damit ich nicht irgendwelchen Räubern in die Hände falle, muss ich über Umwege gehen, und deine Leute sollten mich auch nicht unbedingt so nahe bei dir sehen." Er seufzte abgrundtief und ließ sie los. Sie hatte recht, selbst wenn es ihm nicht passte, und es für ihn kein Argument war, dass es seinem Ansehen schadete, sich mit ihr sehen zu lassen. Doch sie bestand immer darauf. Er wandte sich seiner noch immer brennenden Wasserpfeife zu und sog den süßen Rauch in die Lungen, während er ihr zusah, wie sie sich weiter zurecht machte.

„Kommst du denn bald wieder?"wagte er dann doch zu fragen, als sie schon halb auf dem Weg zum Balkon war.

„Mal sehen" Sie trat in das helle Tageslicht hinaus. „Hast du die Wachen weggeschickt?"

„Ja, es ist Schichtwechsel, wie üblich. Was machst du heute noch?"

„Ich muss erst einmal zu deinem Stallknecht, damit ich ein Alibi habe"

„Alibi?"

„Sie glauben, ich wäre wegen ihm hier. Und das bin ich auch zum Teil"

„Du bist unmöglich!"

„Ich wei" grinste sie und küsste ihn ein letztes Mal, ehe sie an der Balkonbrüstung hinab kletterte und in der Grünanlage verschwand.


Legolas besuchte Kosarins Gemächer zumindest einmal am Tag, um zu sehen, ob sie sich im Haus befand, denn die Diener wussten dies zumeist nicht oder waren angewiesen worden, es nicht zu wissen. Nach einer Woche schließlich hatte er das Glück, sie in der Badehalle, wie er den großen Raum getauft hatte, aufzufinden. Den Begriff „Glück"passte nach seiner Definition nicht ganz, Kosarin hatte auf dem Bauch auf einer Liegestatt gelegen und war von einem etwa vierzig Jahre alten Mann fachmännisch massiert worden. Als der Elb den Raum betrat, hatte sie ihn entspannt angeblinzelt.

„Was ist dein Begehr, Elb?" hatte sie förmlich gelächelt und sich leicht unter der etwas groben Behandlung einer Verspannung im Schultergürtel gewunden. Was hätte Legolas sagen sollen? Er wollte sich einmal ruhig mit ihr unter vier Augen unterhalten. Also hatte er etwas vor sich hin gemurmelt und den Raum verlassen. Als er eine halbe Stunde später nachsah, war Kosarin erneut verschwunden. Aber einen Vorteil hatte es, dass er so viel Zeit hatte. Er konnte ausführlicher an seinen Berichten für Aragorn arbeiten. Als er einen der Stricher im Haus fand, hatte er ihn gebeten, ihm einen für Männer halbwegs sicheren Weg durch die Bordellviertel zu zeigen, und der Stricher hatte sich als sehr umgänglicher und aufgeschlossener Mann offenbart. So wusste Legolas, über welche Dächer und Gassen man gehen konnte und durfte, wenn man nicht ständig von irgendwem belästigt werden wollte. Kosarins Stricher waren allesamt bester Verfassung und, wie sich aus zahlreichen Gesprächen ergab, durchaus glücklich mit ihrer Rolle.

„So viele Frauen, wie du kannst, und dafür noch Geld – einen besseren Beruf gibt es für mich nicht" hatte Krock geseufzt, seine langen, weißen Arme hinter Kopf verschränkt und seine Füße von sich gestreckt.

„Fühlt ihr euch nicht – benutzt?" Einige Männer hatten gelacht, nicht unfreundlich, wie man sagen musste.

„Wären wir nicht Stricher, wurden wir uns durch die Unterschicht huren, mein Freund, mit dem Knüppel von Vätern und Ehemännern im Nacken, so also dasselbe durch die Oberschicht mit Bezahlung. Wenn du zwischen einer handvoll Mist und einem frischen Brot wählen kannst, was würdest du nehmen?" So hatte der Elb es noch nie gesehen.

„Und – was ist mit... Männern?"fragte er dann vorsichtig.

„Männer gehören nicht zu unserer Kundschaft. Dafür gibt es andere."

„Und wieso nicht? Es dürfte doch ein noch lukrativeres Geschäft abgeben, wenn man sämtliche Interessenbereiche abdeckt"

„Hm" Krock rieb sich das Kinn und runzelte die Stirn. „Stimmt... merkwürdig, dass mir das noch nicht aufgefallen ist... die Kosarin lässt tatsächlich keine Aufträge in dieser Blickrichtung zu... Na ja, mir soll's recht sein. Ich würde so etwas ohnehin nicht machen" Mit diesen Worten war er aufgestanden und hatte sich noch einen leichten Wein eingeschenkt. Legolas hatte den Abend nur noch den Gesprächen gelauscht. Ein junger Mann, vielleicht siebzehn Jahre alt, hatte sich zu der Gesellschaft hinzu geschlichen. Legolas hatte ihn längst bemerkt, wie er wie ein Dieb auf der Hut am Türrahmen stand, doch er konnte sich dort etwa eine halbe Stunde lang aufhalten, bis er bemerkt wurde.

„Furrul! Was stehst du da, komm her!" Sie winkten ihn in die Mitte, schlugen ihm so freundschaftlich auf die Schultern, dass er um sein Gleichgewicht kämpfen musste, gaben ihm Wein und redeten alle durcheinander. Furrul grinste scheu und verlegen, wurde rot und rettete sich schließlich auf einen weichen Stuhl.

„Weißt du schon, wann deine Prüfung ist?" fragte einer der Männer und zerraufte ihm die Haare.

„Übermorgen" nuschelte Furrul noch immer nervös in seinen Becher.

„Und du hast die Hosen voll? Komm schon Junge, die Kosarin hat noch niemanden gefressen"

„Sie war aber knapp davor" kam es aus dem Hintergrund, und alles lachte.

„Keine Sorge, sie weiß schon, wie sie mit dir umzugehen hat. Es ist für sie schließlich nicht das erste Mal."

„Aber für mich ist es meine erste Prüfung. Und wenn ich sie verpatze, dann... dann weiß ich nicht weiter" klagte Furrul. Gneí setzte sich auf die Lehne.

„Höre meine Worte, junger Freund: Ich selbst enttäuschte in der Prüfung, die uns die hohe Herrin auferlegt. Doch durch ihre Gnade und Geduld und ihre Bereitschaft, lange Zeit an meiner Unvollkommenheit zu werken, bin ich nun, was ich bin"

„Ein absolut geschwollen daher schwatzendes Waschweib" Einer der größten in der Runde setzte sich rasch auf Gneí, ehe der sich auf Krock stürzen konnte. Als das nichts half, schlugen sie ihn zu Boden.

„Was für eine Prüfung ist das?" fragte Legolas den neben sich sitzenden Menschen. Der grinste wölfisch.

„Sie prüft dich auf alles, auf deine Fähigkeiten"

„Inwiefern?"

„Mein lieber Freund, auf welche Fähigkeiten testet dich wohl eine Frau, die dich als Freudenmann haben will? Sie legt dich flach."

„Aber auf welche Art! Du weißt nicht mehr wohin. Sie macht dich wahnsinnig!"

„Die meisten Jungs, die hierher wollen, haben noch nie in Mädchen gehabt und sind deshalb so nervös"

Was sollte man auch sonst von Kosarin erwarten? Legolas schüttelte leicht den Kopf und leerte seinen Weinbecher, ehe er durch den Gang eilte, der auf das Dach führte, von dem aus er zurück auf die Hauptstraße der Stadt gelangen konnte. Als er schließlich das große Haupttor von Kosarins Behausung passiert hatte, war er überrascht, sie im Hof vorzufinden. Vielleicht aber auch einfach, wie er sie vorfand. Sie saß wieder auf ihrem Rappen, aber das einstmals matt glänzende Fell war verschwitzt und voll von gelblichem Staub, genau wie Kosarin selbst. Aus ihrem Zopf hatten sich einzelne Strähnen teilweise bis ganz gelöst und fielen ihr wirr um den Kopf. Ihre Kleidung war zerknittert und dreckig. Insgesamt sahen sowohl Pferd als auch Reiterin so aus, als wären sie tagelang durch die Steppe geritten. Kosarins Lippen waren ausgedörrt und aufgesprungen, ihre Augen schienen unnatürlich groß in der dunklen Kruste aus Schweiß und Dreck. Dennoch schwang sie sich elegant aus dem Sattel und eine Art Lächeln überzog ihr Gesicht, als sie Legolas erkannte. Sie winkte ihm, ihr zu folgen, ehe sie ihr Pferd persönlich durch die Stallungen auf den kleinen Platz dahinter führte. Legolas lehnte an einem Pfosten, während er ihr zusah, wie sie dem Tier das Sattelzeug abnahm, Wasser in Eimer pumpte und ihr Pferd wusch, in den Stall brachte und es mit Wasser und Futter versorgte, ehe sie selbst ihren Kopf in die Tränke tauchte. Das nun dreckige Wasser lief ihr aus den Haaren und auf die Kleidung. Sie wischte es sich aus den Augen und lehnte sich neben Legolas an die Wand. Für eine Weile sprach keiner der beiden, nur Kosarin schniefte, weil sie Wasser in der Nase hatte.

„Ich bleibe jetzt eine Weile" begann sie unvermittelt.

„Schön"

„Wieso schön?"

„Weil ich Fragen habe"

„Wieso so plötzlich?"

„Ich habe mich umgehört"

„Und? Für eine Frage habe ich gerade zufälligerweise Zeit."

„Ich frage mich, weshalb du so angesehen bist, obwohl du anscheinend nichts anderes als eine Gefallene bist" Kosarin schwieg kurz um nachzudenken.

„Warum eine Gefallene?"

„Du hurst dich durch die ganze Stadt und bezahlst sogar dafür. Sag mir, welchen langhaarigen, nach euren Kriterien schönen Mann hast du noch nicht in dein Bett gelassen?"

„Sag mir, welcher Adlige besucht nicht regelmäßig die Viertel, egal ob verheiratet oder nicht? Es ist immer vollkommen akzeptiert, wenn ein Mann herumhurt, nimmt, was ihm zwischen die Finger bekommt. Doch kommt eine Frau daher und macht exakt dasselbe, ist es plötzlich unzüchtig. Frauen dürfen keinen Spaß haben, aber ihr Männer taucht eure Federn in jeden Tintentopf, der lange genug stillhält und niemand findet das schlimm. Es ist absolut ungerecht. Sieh her, ein Mann der Oberschicht verschwindet seiner Meinung nach unbemerkt aus seinen Gemächern um seine Hure aufzusuchen. Niemand glaubt, dass Frauen Lust brauchen oder gar haben. Und egal, was der Mann treibt, sie soll treu auf ihn warten, dass er nebenbei zu ihr kommt, in diesem Moment absolut bereit zu sein und danach weiter akzeptieren, dass er die Dienstmädchen auf dem Küchentisch nimmt. Ehefrauen sind doch nichts als immer willige Bettwärmer, die blind durchs Leben laufen. Und wehe, sie beginnt nach links und rechts zu sehen und sucht sich ihrerseits einen Liebhaber oder von mir aus auch einen Stricher – dann ist sie, siehe da, plötzlich die Frau ihres Ehemannes, sie hat nur für ihn da zu sein. Dass er für sie nicht nur für sie da war, ist ohne Belang. Das ist die Ungerechtigkeit in diesem System. Und ich bin eine der wenigen, die gegen diesen Strom schwimmt. Ich gebe den Frauen der Stadt die Gelegenheit, diskret die Dienste von Männern in Anspruch zu nehmen, um ihre vorhandene Lust zu stillen. Und meine nebenbei"

Das war in der Zeit, in der Legolas Kosarin begegnet war, die längste Rede, die sie zustande gebracht hatte. Und seltsamerweise kam ihm der ganze Unsinn, den sie gerade gesagt hatte, auch noch auf eine merkwürdige Art und Weise logisch vor. Das ließ er sich aber nicht anmerken.

„Ich mach mich kurz frisch und dann zeig ich dir was." Kosarin war bereits auf halbem Sprung an ihm vorbei, ehe er etwas dazu sagen konnte. Langsam aber sicher war das Maß voll. Er ließ sich nicht von Sterblichen herumschubsen wie ein kleiner Junge. Kosarin war außer Sicht, deshalb wanderte er durch den Pferdestall. Er war menschenleer, nur die Tiere sahen ihm entgegen. Sie mussten einer einheimischen Rasse angehören, denn noch nie hatte er solche Pferde gesehen. Sie waren ungewöhnlich groß für diese Gegend, jedoch von drahtigem, beinahe zierlichen Aussehen, mit scharf geschnittenen Köpfen und harmonischen, in sich abgeschlossenen Formen, die große Kraft verrieten. Meistens waren sie schwarz oder zumindest sehr dunkel, aber es gab auch hellbraune, kupferfarbene und – in ungewöhnlich hoher Anzahl, Rot- und Braunschimmel.

„Können wir?" Kosarin stand neben ihm, ohne dass er bemerkt hätte, dass sie sich näherte. „Keine Sorge, es ist nicht weit" Sie ging weiter in den Stall hinein. Legolas folgte ihr erst nach einigen Schritten. Teils war es stiller Protest, teils die einfache Tatsache, dass ihn eines der Pferde am Kragen festhielt. Kosarin verschwand hinter einer Seitentür, und Legolas musste nach dem Passieren erstaunt feststellen, dass sie sich wohl in der Futterkammer befinden mussten. An den Wänden hingen Säcke voll Getreide, an ihnen entlang unzählige Kisten, die mit fremden Schriftzeichen versehen waren. Ganz hinten, in einer dunklen, verstaubten Ecke, stand eine Kiste, der man ansehen konnte, dass sie schon lange nicht mehr benutzt wurde. Der Jutesack über ihr war leer und mit einer dicken Staubschicht überzogen. Kosarin hob den Deckel an und ließ Legolas herankommen. Er war mehr als erstaunt. Dort, wo eigentlich die Rückwand der Kiste sein musste, war ein Loch. Und es führte direkt in die Wand.

Kosarin stieg in die Kiste und verschwand in der Öffnung. Nach zwei Augenblicken streckte sie den Kopf wieder heraus.

„Kommst du?" Legolas kletterte hinter ihr her. Hinter dem Loch war ein Gang, der leicht abschüssig und dessen Reichweite nicht einzuschätzen war. Nach einer vollen Körperlänge weitete er sich etwas zu den Seiten und nach oben hin. Kosarin kroch dennoch auf dem Bauch voraus. Legolas stellte fest, dass es im Haus Dutzende dieser Gänge geben musste, die nicht nur nach links und rechts, sondern auch nach oben und unten abbogen. Insgesamt robbten die beiden geraume Zeit nach unten. Hin und wieder krabbelten sie an Ausgängen vorbei, die in der Ferne der Seitengänge durch helle Lichtschlitze zu sehen waren. Und gerade, als Legolas die Hoffnung, jemals wieder aus diesem Wirrwarr herauszukommen, aufgegeben hatte, rutschte vor ihm Kosarin plötzlich durch die Wand, kurzzeitig eine Flut an Licht hereinlassend. Es war eine Klappe, durch die sie so plötzlich entschwunden war, wie Legolas sah, als er verwundert nachrobbte. Als er ebenfalls hindurch rutschte, landete er in einem Haufen alter Putzlumpen, die im Sonnenlicht fröhlich grau vor sich hin gammelten.

Sie standen in einem kleinen Seitenhof eines größeren, neben ihnen eine Holztür. Kosarin stand schon halb im Durchgang zum größeren Hof. Gemeinsam traten sie hinaus. Der Hof hatte einen trockenen Boden aus festgestampfter Erde, vereinzelt waren Bäume gepflanzt. An manchen hingen Schaukeln und Strickleitern oder es waren Bretter waagerecht an ihre Stämme genagelt. Legolas kannte diese Dinge. Menschenkinder benutzten sie, um... Ein kleiner Junge, etwa fünf Jahre alt, stürmte mit einem Schrei um die Ecke. Im Schlepptau hatte er zwei weitere Jungen, die etwas älter aussahen, die von einem etwa zwölfjährigen Mädchen überholt wurden. Ehe irgendeiner der Erwachsenen reagieren konnte, sprangen die Jungen alle gleichzeitig Kosarin an den Hals.

„Mama!" Legolas stand leicht perplex daneben, als Kosarin durch Fluten schwarzen Haars fuhr, den jüngsten hochnahm, das Mädchen drückte und lachte, weil sie alle durcheinander redeten, und konnte nur eines denken:

MAMA???"


Na? OK? Für mich wieder mal so ein Lala-Kapitel. Am liebsten mag ich noch die Anfangsszene... sein Gesichtsausdruck muss Gold wert gewesen sein /fg/ Und ihr Zimmer sieht so schön... arrr aus. Ich liebe es! Es ist genial! Obwohl ich die Lilien wirklich hassen würde, glaub ich. Ich würde sie nie neben meinem Bett stehen haben wollen, weil sie riechen. Es gibt nichts schlimmeres, wenn mein Schlafzimmer nach Blumen duftet! Wah!Aber ich musste einfach irgendwo weiße Lilien haben. Will auch einen Leibmasseur! Und wer hier kennt Perrigon? /aufmerksam umherspäh/ Noch ein Tip: Ist aus ner anderen FF, aber nicht von mir. (Toller Tip, du Strumpfbandnatter)

Zum Thema Gänge im Haus: Ein weiterer Wunschtraum von mir. Es geht nichts über ein Haus, das von außen wunderschön und luxuriös ist und im Innern überall versteckte Geheimgänge hat (hä? Versteckte Geheimgänge? Wär's n Geheimgang, wenns nicht versteckt wär?) So was ist echt mein Traum, auch wenn ich keine Ahnung hab, wieso...

Verflucht sei diese Seite, weil's mir meine Sternchen und Pünktchen und teilweise sogar meine Buckelesses (zu deutsch: eszet) streicht!

Und ansonsten: Ich liebe Kinder! Nichts geht über Kinder! Überhaupt alles Kleine, egal ob Baby, winzige Puppe aus dem Armband, die Gräfin oder Hamster! Sobald ich was winziges in der Hand hab krieg ich das Grinsen! Und wenn ich Joshua aufm Arm hab, könnt ich platzen vor Stolz! Hehe - kommt hier jemand ins Schwärmen?

Annsonnowa kommt ihr jetzt dran:

Gräfin: Ich glaube auch nicht, dass die Gräfin in der Story soo dumm ist. Ich find sie sogar richtig knuffig. Aber was find ich schon nicht...

Luthien Lossehelin: Hab klamottentechnisch also den richtigen Nerv getroffen /Hände reib/ Und hiermit übernehme ich keinerlei Haftung für deine Fantasien /fg/ Ein Hoch auf den modernen orientalischen Tanzstil! /gg/ Titel: Richtig. Und mit elfenhaften 25 Jährchen bist du kein altes Eisen, sondern jemand, der weiß, dass es nicht John Lennon war, der die Mondscheinsonate komponiert hat (Na, wer war's denn? Enttäusch mich nicht!) /lauer/ Das zweite: Beinahe richtig, tatsächlich war es Tequila und Wodka (Letzteres durfte ich mit meinen sechszehn Lenzen noch nicht zwischen die Kiemen bekommen... so ein Mist) Es war außerdem nicht das Phantom der Oper, sondern Krolock aus Tanz der Vampire /schon mal Schoki reichapplaudier/ Geren? Oh, es fing gerade mal wieder an zu plestern...

Siri: Abbrechen? Nur über Leiche-meine! /zuviel Sindarin Lexikon liest/ Ich hab noch zu viel mit Kosi vor, als dass ich sie fallen lasse. Ich arbeite, nur... ganz... langsam...

Danke euch allen für eure Geduld! Ich schreib so schnell es geht, aber manchmal ist das eben über zwei Monate! am Boden krabbel / um Vergebung bitt