Freunde und Feinde :
„Wer stümpert den hier mit Magie herum?", spöttelte es von der eben geöffneten Tür in das Abteil. „Ah, ich sehe schon.", sagte Severus süffisant und fixierte James mit herablassendem Blick. „War ja nicht anders zu erwarten. Bei reinblütigen Zauberern kann man ja ein gewisses Maß an Selbstkontrolle oder Verstand voraussetzen, der dem Muggelabschaum, der neuerdings zugelassen wird, natürlich aberkannt werden muss."
„Raus!" , donnerte Sirius, der währenddessen aufgesprungen war und die Fäuste geballt hatte.
Severus wich einen Schritt zurück und starrte Sirius an.
„Black, nicht wahr?"
„Ich sagte RAUS,bevor ich mich vergesse!", drohte Sirius wieder.
„Ich für meinen Teil glaube, du hast dich schon vergessen. Spielst hier mit einem Schlammblut Karten. Ist dir dein Blut gar nichts wert? Du wirst einen schweren Stand in Slytherin haben, wenn ich von deinen Freunden berichte.", entgegnete Severus gehässig. „Allerdings könnte ich mich unter Umständen davon überzeugen lassen, den Vorfall zu vergessen.", fügte er mit fiesem Lächeln hinzu, das keine guten Absichten erahnen lies.
„Ich wiederhole mich nicht gern!", sagte Sirius und stieß Severus aus dem Abteil. „RAUS HIER! Und bleib draußen wenn du Hogwarts sehen willst."
„Das wird dir Leid tun!", versprach Severus, der sich die Brust hielt, wo sein Gegenüber ihn getroffen hatte. Sirius entgegnete nichts, sondern schloss die Abteiltür mit einem lauten Knall.
Nachdem Severus sich vom Abteil entfernt hatte, ließ er sich in seinen Sitz fallen und atmete tief durch.
„Ich hasse solche Typen.", sagte er und schlug dabei mit der Faust auf seine Armlehne James saß immer noch wie vom Donner gerührt mit offenem Mund auf seinem Sitz und starrte Sirius an. Remus schüttelte nur den Kopf und setzte einen was-für-ein-Schwachsinn-Blick auf.
„Stört dich so was denn gar nicht?", fragte Sirius nachdem er sich etwas beruhigt hatte.
„Was soll mich stören? Die Hälfte von dem was er gesagt hat, hab ich eh nicht verstanden.", sagte James schulterzuckend.
„Oh man, stimmt ja, okay kurze Erklärung.", mischte sich Remus in das Gespräch ein und erklärte James was Severus soeben eigentlich gesagt hatte.
Weiter vorne im Wagon ging zur selben Zeit eine andere Abteiltür auf. Ein schlecht gelaunter Severus Snape trat in das Abteil und nahm wieder seinen Platz neben Rosier, Wilkes und Avery ein.
„Was ist los, Severus?", fragte Wilkes, was ihm einen vernichtenden Blick von Severus einbrachte.
„Sirius Black", sagte er voller Abscheu. „Dieser elende Verräter lässt sich mit einem Schlammblut ein und verteidigt ES auch noch. Dieser Muggelfreund hat mich aus dem Abteil geschupst.", vollendete Severus wütend seine Faktenaufzählung.
„Sicher das es Black war?", fragte Avery ungläubig.
„100 prozentig sicher!", sagte Severus entschieden.
„Dann werden wir ihm heute Nacht im Schlafsaal mal den Kopf waschen müssen!", schlussfolgerte Rosier.
„Da bin ich dabei!", „Guter Plan!", „Keine Frage!", stimmten ihm die drei Übrigen zu.
„Mach dir nichts draus James", sagte Sirius nachdem Remus geendet hatte. „ Idioten gibt es überall, auch in Hogwarts, aber die meisten wissen es besser."
„Hm ...", seufzte James der nach der Erklärung etwas geknickt war. Doch das hielt nur kurze Zeit, denn seine Vorfreude und seine Neugier drängten den Trübsal beiseite.
„Was ist eigentlich dieses Slytherin?", wollte er wissen.
„Dir muss man auch alles erklären.", feixte Sirius. „Slytherin ist eines der Häuser in Hogwarts. Die neuen Schüler werden am ersten Tag auf die 4 Häuser verteilt. Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin."In das letzte Wort legte er beim Aussprechen alle Verachtung die er aufbringen konnte.
Ein zweites Mal wurde die Abteiltür von außen geöffnet.
„Ihr solltet besser eure Umhänge anziehen. Wir sind in 15 Minuten am Bahnhof:", sagte ein ältere Junge und ging, ohne die Tür zu schließen, zum nächsten Abteil weiter.
Als der Zug langsam in den Bahnhof rollte, hatten es Remus und James gerade geschafft, ihre Schulumhänge halbwegs ordentlich anzulegen. Sirius, der an Umhänge gewöhnt war, hatte sich schon nach fünf Minuten fertig umgezogen.
Nachdem der Zug zum Stillstand gekommen war, hievten sie ihre Koffer aus den Gepäcknetzen und folgten der langen Schlange von Schülern, die sich langsam zum Ausgang schob.
Es war schon dunkel geworden. Die Luft war, durch den leichten Wind, angenehm kühl. Remus schielte kurz zu der schmalen Sichel am Himmel. Seine letzte Verwandlung war 3 Nächte her und sollte vorerst die letzte gewesen sein, die schmerzfrei abgelaufen war. Wenigstens hatte er jetzt erstmal wieder ein paar Tage Schonfrist, bevor das Unvermeidliche
geschah.
Ein lauter Ruf „ Erstklässler zu mir!", donnerte über die Schülermassen hinweg und brachte Remus wieder in die Wirklichkeit zurück. Er blickte, wie James und Sirius auch, in die Richtung, aus der der Ruf kam. Eine große massige Gestalt ragte aus dem Meer der Schüler heraus. Sie überragte selbst die Größten mühelos um einen Meter.
„Das ist Hagrid", flüsterte ein Schüler in der Nähe von James, als er sich seinen Weg bahnte um der Aufforderung Folge zu leisten.
„Kommt schon!", flüsterte Sirius an James und Remus gewandt und machte sich auf den Weg zu Hagrid, was bei dem Gedränge auf dem Bahnsteig und mit dem schweren Koffer nicht so einfach war.
„Ich bin Hagrid, Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts", sagte er, als alle Erstklässler bei ihm angekommen waren mit seiner tiefen donnernden Stimme und warf sich in die Brust.
„Eure Koffer lasst mal hier, ich bring euch zum Schloss.", fügte er hinzu und ging voraus.
Das ist alles nicht so schlimm, dachte James und machte sich zusammen mit Remus und Sirius auf den Weg, Hagrid zu folgen. Sie hatten Mühe, mit ihm Schritt zu halten, denn obwohl sich Hagrid bemühte langsam zu gehen, war es für die Schüler ein gehobenes Tempo.
„Wo geht's eigentlich hin?", fragte er Sirius, der neben ihm ging und mit düsterem Blick den fettigen Hinterkopf von Severus Snape fixierte.
„Was?", fragte Sirius, als James ihm mit dem Ellbogen in die Rippen stieß.
„Wo geht's hin, wollte ich wissen und warum sind hier nur Erstklässler? Wie kommen die anderen zum Schloss?", wiederholte sich James.
„Keine Ahnung", antwortete Sirius trocken. „Remus?"
„Ich weiß es nicht, aber ich denke, wir werden es gleich erfahren. Es sieht so aus, als ob wir gleich angekommen sind.", sagte Remus.
Tatsächlich war Hagrid am Waldrand stehen geblieben. Als sie aus dem Wald traten, durch den Hagrid sie geführt hatte, standen sie am Ufer eines Sees. Vor ihnen war ein Steg, an dem circa ein Dutzend kleine Boote ankerten, doch keines der Kinder achtete darauf. Alle starrten auf die andere Seeseite, wo sich ein riesiges Schloss mit vielen Türmen und Zinnen erhob.
„Willkommen in Hogwarts", sagte Hagrid und riss die staunenden Schüler vom Anblick des Schlosses los. „Geht zu viert in ein Boot und schön die Hände bei euch behalten. Wir wollen doch nicht, dass jemand in den See fällt. Außerdem mag der Riesenkrake es nicht, wenn er so spät abends durch Geplansche gestört wird.", erklärte Hagrid.
Vorsichtig stiegen die Schüler in die Boote. Sirius, James und Remus hatten gemeinsam ein Boot, genau wie Severus, Avery, Wilkes und Rosier. Hagrid hatte ein Boot für sich alleine was auch nicht verwunderlich war, da nicht mal mehr eine Maus in die Nussschale gepasst hätte.
„Hey, such dir ein Boot und steig ein.", rief Hagrid vom anderen Ende des Stegs herüber. „Sonst verpassen wir noch die Auswahl und das Festessen."
James drehte sich um. Am Anfang des Stegs stand ein kleiner rundlicher Junge. Er zitterte wie Espenlaub und blickte ängstlich über den See. Aus dem Boot in dem Severus saß, konnte James ein fieses Lachen hören. Hagrid wuchtete sich wieder aus dem Boot und ging auf den Jungen zu.
„Was ist denn?", fragte er den Jungen.
„I ... Ich ... kann ...n ... nicht sch... schwimmen.", stotterte er und sah Hagrid verängstigt in das wilde, bärtige Gesicht. Der sah sich kurz hilflos um, legte dem Jungen die Hand auf die Schulter, was ihn sofort noch kleiner erscheinen lies und führte ihn zu dem Boot, in dem Sirius, Remus und James saßen. Hagrid hob den Jungen in die Luft und setzte ihn ins Boot.
„Halt dich fest, und ihr passt auf, dass er nicht über Bord geht.", sagte Hagrid und setzte sich wieder ins Boot. Kurz darauf legten sie ab und ohne das die Schüler etwas dazu beitragen mussten, bewegten sich die Boote über die Wasseroberfläche. James war neugierig wie das funktionierte, doch der angsterfüllte Gesichtsausdruck seines Gegenübers hinderte ihn daran, diesem Mysterium auf den Grund zu gehen. Stattdessen entschied er sich, den Jungen etwas abzulenken.
„Wie heißt du denn?", fragte er deshalb den Jungen
„P...Peter....Pettigrew.", antwortete dieser mit piepsiger Stimme.
„Freut mich Peter. Ich bin James Potter, das ist Sirius Black und neben dir sitzt Remus Lupin.", stellte James sich und die andern vor.
Als er den Namen Black erwähnt hatte, weiteten sich die Augen von Peter und er schielte unsicher zu Sirius herüber, sagte aber nichts.
„Du kannst nicht schwimmen?", fragte Remus, der Peter interessiert von der Seite musterte.
„Nein!", gab dieser zu und auf seinem mittlerweile doch recht blassen Gesicht zeichnete sich ein rosa Schimmer ab. „Es w ... war bisher nicht nötig, es zu lernen. A ... Außerdem hab i ... ich Angst vor dem Ertrinken.", fügte er kleinlaut hinzu.
James wendete seinen Kopf nach links, um zu schauen, warum Sirius so still war. Soweit er das bisher beurteilen konnte, war er normalerweise recht gesprächig und schloss schnell Freundschaft. Doch Sirius hatte offenbar von der bisherigen Unterhaltung nicht viel mitbekommen. James folgte seinem Blick und traf auf die schwarzen Augen von Severus, die unheilvoll zu ihnen herüberblitzten.
„Sirius ... lass doch den Idioten.", flüsterte James ihm zu.
„Hast Recht!", stimmte Sirius zu und löste seinen Blick von Severus. Er wollte gerade noch etwas sagen, als die Stimme von Hagrid zu ihnen herüber hallte. „Wir sind gleich da, da vorne unter der Klippe, dort ist der Eingang."
Die Vier schauten erwartungsvoll zum vordersten Boot, das der Klippe schon gefährlich nahe gekommen war. Einen Eingang konnten sie allerdings nicht erkennen und auf einmal war das Boot auch aus ihrem Sichtfeld verschwunden. James und Sirius sahen sich fragend an und als sie wieder nach vorne schauten waren bereits die nächsten zwei Boote verschwunden. Nun war ihr Boot am nächsten an der Klippe und steuerte unaufhaltsam auf den nackten schroffen Stein zu. Sirius und James duckten sich als sie nur noch wenige Meter von der Wand entfernt waren und bereiteten sich auf den Aufprall vor. Peter und Remus folgten ihrem Beispiel.
Doch nichts passierte. Sie durchquerten die Klippe und fanden sich in einer großen Grotte wieder, die nur spärlich von ein paar großen Fackeln beleuchtet war. Verdutzt sahen die Vier sich gegenseitig an und mussten grinsen. „Das hätten die uns aber auch sagen können.", meinte Sirius.
Das Boot wurde langsamer und legte von alleine in dem unterirdischen Hafen an. Sofort sprang Peter aus dem Boot und drückte sich an die Wand die am weitesten vom Wasser entfernt war. Die übrigen Drei kletterten nacheinander aus dem Kahn und gingen zu Hagrid.
„Alle angekommen?", fragte der riesige Mann. „Gut, gut ... folgt mir."
Mit diesen Worten ging er ein paar Stufen hinauf und stieß eine riesige Flügeltür auf, die so schwer aussah, dass nicht einmal alle Erstklässler zusammen sie bewegen könnten. Danach führte er sie eine breite, von Fackeln erleuchtete gewundene Treppe hinauf. Nach unzähligen Stufen standen die Erstklässler in einer großen Halle mit vielen merkwürdig geschwungenen Treppen. In dieser Halle mündeten viel Gänge und James fragte sich, ob man ihnen einen Lageplan aushändigen würde, damit sie sich hier zurechtfänden.
Hagrid führte die Schüler vor ein großes geflügeltes Eichenportal, vor dem schon eine steif stehende, streng blickende Frau stand.
„Guten Abend Professor McGonagall", begrüßte Hagrid sie. „Alle Erstklässler vollzählig."
„Danke sehr Hagrid.", sagte sie mit einem Ton, der den ersten Eindruck, den James von ihr hatte, unterstrich. „Gehen sie in die große Halle und teilen sie dem Schulleiter mit, dass die Auswahl in fünf Minuten beginnen kann."Nachdem Hagrid die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, wendete sich Professor McGonagall den Schülern zu.
„Mein Name ist, wie ihr sicherlich schon mitbekommen habt, Professor McGonagall. Ich bin die Stellvertretende Schulleiterin und Hauslehrerin von Gryffindor. Es gibt noch Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin. Hier in Hogwarts ist euer Haus gleichsam eure Familie. Mit guten Leistungen holt ihr Punkte für euer Haus. Durch Fehlverhalten oder Regelverletzungen werden eurem Haus Punkte abgezogen. Einige von euch werden zweifellos in Gryffindor ihr neues Zuhause finden", sagte sie und schenkte jedem Schüler einen strengen Blick. „Ich erwarte von denjenigen von euch, die nach der Auswahlzeremonie am Gryffindortisch sitzen, dass sie immer zum Wohl des Hauses handeln und sich nicht durch ungebührliches Benehmen aus der Masse herausheben. Andererseits ist es durchaus wünschenswert, dass sie, indem sie Punkte für Gryffindor holen, sich von den Anderen abheben. Für alle anderen gilt selbstverständlich das Gleiche, nur überlasse ich es ihren jeweiligen Hauslehrern, sie über die Gepflogenheiten des jeweiligen Hauses aufzuklären."
Eine helle Glocke ertönte.
„Kommt", sagte Minerva McGonagall und ihre Haltung wurde augenblicklich etwas steifer – falls das überhaupt möglich war – als sie vorher war. Sie wendete den Schülern den Rücken zu und ging auf die große Flügeltür zu. „Die Auswahlzeremonie beginnt. Benehmt euch und beschämt eure zukünftigen Hauslehrer nicht durch übermäßiges herumzappeln.", fügte sie hinzu und öffnete das Eichenportal.
