5. Zauber(hafte)tränke! **Freitag - 14 Februar 1997**

Draco stocherte gequält in seinem Frühstück herum, während Weasley ihn schon seid gut einer Stunde mit den neuesten Dingen aus seiner ach so interessanten Familie zudröhnte. Potter saß schweigend neben ihnen und schenkte ihnen Beiden ab und dann ein zustimmendes oder auch aufmunterndes Lächeln. Wahrscheinlich brachte ihn die Vorfreude auf die kommende Doppelstunde zum schweigen.

Dem jungen Slytherin konnte dies nur recht sein, denn seid Gestern, was aus stundenlangen Spaziergängen über die Ländereien Hogwarts, einem abendlichen Besuch bei Rubeus-riesentrampel-Hagrid und schließlich einem viel zu langem, besorgten Plausch in seinem Zimmer bestanden hatte, hatte er vorerst genug von Potter und Wiesel. Leider war Letzterer nicht einmal durch die Vorfreude auf Zaubertränke still zu bekommen.

Vielleicht würden die nächsten Stunden angenehmer werden. Er hatte Zaubertrank-Kunde immer geliebt. Es war immer eines seiner Lieblingsfächer gewesen. Abgesehen von dem VgddK Unterricht.

Doch irgendetwas, tief in seinem neuen Inneren sagte ihm, dass es heute keinen Grund zur Freude gab...

**

Immer wieder schloss und öffnete sie die Augen, versuchte wach zu werden, aber nichts geschah. Menschen... Überall waren Menschen und sie blickten sie teilweise wütend, teilweise mitleidig, aber auch teils ängstlich an.

"Sind sie sich ihrer Schuld bewusst! Sie haben unerlaubt eine Seelenwanderung vollzogen...", murmelte einer von ihnen, ein alter Greis in langen grauen Roben, ernst.

Einen Moment schwieg sie, dann schüttelte sie den Kopf. "Es war Zufall..."

Der Alte blickte sie kalt an. Dann begann er zu sprechen, ohne jedoch den Mund zu bewegen...

"Draco..."

"Warum...", stotterte sie verwirrt, doch die Menge verschwand und ließ sie alleine zurück.

"Draco, wach auf..."

Dunkelheit...

"Draco, wir müssen los."

Langsam öffnete sie die Augen und blinzelte etwas gegen das Tageslicht an, welches durch das schmale Fenster in ihr Zimmer fiel. Als alles langsam Gestallt annahm, schrie sie leise auf und zog sich entsetzt die Bettdecke bis zum Kinn. "Was habt ihr hier zu suchen?", zischte sie im ersten Moment überrascht, bevor es ihr jedoch wieder vollkommen dämmerte.

Crabbe räusperte sich verlegen. "Wir wollten nicht einfach so reinkommen, Draco. Ehrlich...", begann er langsam und senkte dann den Blick.

"Du hast verschlafen, wir haben schon gefrühstückt und gleich ist Unterricht. Wir dachten, wir wecken dich besser bevor wir gehen.", fuhr Goyle erklärend fort.

Hermione musterte sie abschätzend. "Wie dumm kann man sein?", schnaubte sie leise und schüttelte den Kopf.

"Weiß nicht. Sehr dumm?", beantwortete Crabbe grinsend ihre *Frage*. Goyle grunzte zustimmend. Das Mädchen schenkte ihnen einen ungläubigen Blick, bevor sie alle Hoffnung aufgab und sich aus dem Bett schwank.

"Wie spät ist es?", fragte sie so herrisch wie möglich und komischerweise fiel es ihr gar nicht so schwer, Crabbe und Goyle genauso verachtend zu behandeln, wie der wirkliche Malfoy es für gewöhnlich tat.

"Viertel vor Acht."

"Vier... Verdammt, in einer Viertelstunde beginnt...", sie hielt inne und dachte einen Moment angestrengt nach. Welcher Tag war heute und hatten sie die ersten Stunden zusammen mit Slytherin oder nicht?

"Zaubertränke.", grunzte Goyle leise.

"Verdammt.", zischte sie zwischen zusammen gekniffen Zähnen und schlug mit der Faust auf den Tisch, welcher unter dem Fenster stand. Malfoys Gorillas zuckten zusammen. "Das nächste Mal weckt ihr mich eher. Vor dem Frühstück. Habt ihr das verstanden?"

"Aber, du sagtest doch, wir sollen dich niemals stören, wenn du alleine in deinem Zimmer sein willst."

"Oder wenn ein Mädchen bei dir ist...", wisperte Crabbe leise.

Sie blickte sie verständnislos an. Diese Einwände mochten stimmen, doch keines von beidem passte in diese Situation. Jeder normale Mensch, hätte diese einschätzen können. Jeder andere hätte sie rechtzeitig geweckt...

"Du hast gestern Abend gesagt, du willst allein sein."

"Ja, das habe ich...", sagte sie stockend. "Das galt aber doch nur für heute Nacht. Das nächste Mal weckt ihr mich sofort. Verstanden?"

Beide nickten heftig, wobei Crabbes erhebliches Doppelkinn stark vor und zurück wippte. Hermione zog angeekelt die Augenbrauen zusammen. "Gut, dann verschwindet."

Dumm und Dümmer drehte sich schleichend langsam um und stampften zur Tür.

"Sagt Snape, dass ich später komme."

**

Der Klassenraum füllte sich zusehends mit den Schülern der siebten Jahrestufe. Unter ihnen haufenweise nervöse Gryffindors und gehässigen Slytherins, wobei Schlangen und Löwen des öfteren stritten und sich kleine Gemeinheiten an den Kopf warfen.

Im Grunde war es ein ganz gewöhnlicher Donnerstag morgen, für die Schüler von Hogwarts. Abgesehen natürlich von Draco Malfoy, welcher schweigend zwischen Potter und Wiesel kauerte und sich das nervige Getuschel von Lavender Brown und Parvati Patil anhören mussten, welche direkt hinter ihm, also hinter Granger, saßen.

Seine Augen musterten nervös den freien Platz zwischen Crabbe und Goyle, die schon vor wenigen Minuten, jedoch erstaunlicherweise allein, erschienen waren. Granger kam zu spät, warum auch immer interessierte ihn nicht. Das würde Slytherin Punkte kosten und dies brach ihre Abmachung. Draco kniff wütend die Augen zusammen, als Snape die Tür geräuschvoll schloss und so den verspäteten Schülern symbolisch den Zugang verweigerte. Jeder der nun noch eintrat, bekam mindestens 20 Punkte Abzug für die Verspätung und eine saftige Strafarbeit.

"Mr. Goyle. Wo befindet sich Mr. Malfoy? Prof. Dumbledore sagte mir, er wäre heute wieder bereit am Unterricht teilzunehmen.", sagte der schwarzhaarige Mann mit der markanten Hakennase schroff und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken.

"Äh... Er kommt später.", stotterte der Angesprochene nervös und Snape verzog wütend das Gesicht. Natürlich war er, also Draco Malfoy, eindeutig einer von seinen Lieblingsschülern, aber auch er konnte sich nicht wirklich alles erlauben. Auch wenn manche Schüler genau das behaupteten.

Der Professor warf mit zornigen Augen seine Haare in den Nacken und wirbelte schwungvoll zur Tafel herum. Goyle atmete erleichtert aus, während Draco leise murrend die Tür beobachtete.

"Keine Sorge, er bekommt schon was er verdient.", wisperte ihm Wiesel leise zu und sein Atem streifte Dracos Nacken. Dieser verzog genervt das Gesicht, zwang sich jedoch zu einem schwachem Lächeln...

"Das hoffe ich...", knurrte er leise, jedoch nicht leise genug.

Snape wirbelte augenblicklich herum und Ron blickte ihn mit geweiteten Augen an. "Mr. Weasley, Miss Granger! Was gibt es da zu besprechen?"

"Nichts...", antwortete er überrascht.

"Ich frage sie nicht zweimal."

"Entschuldigen sie bitte Professor.", lenkte er schließlich ein, als ihm schmerzlich bewusst wurde, dass er von nun an kein Slytherin mehr war.

Snape schnaubte leise und seine Augen verzogen sich zu engen Schlitzen. "15 Punkte Abzug für jeden von ihnen. Wegen Störung des Unterrichts."

**

Hektisch strich sie ihren Umhang noch einmal glatt und klopfte dann kräftig gegen die Tür.

"Treten sie ein, Mr. Malfoy.", ertönte Snapes Stimme gedämpft von innen. Hermione trat langsam und mit fragenden Augen ein. Beinahe nervös schloss sie die Tür wieder hinter sich und fuhr sich zögernd durch die Haare. Parkinson seufzte bei dieser Geste verträumt auf, lief aber sofort hochrot an, als ihre Blicke sich trafen. Erst wenige Sekunden später wurde Mione bewusst warum...

Dann wandte sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf Snape, welcher mit erwartungsvollem Blick vor seinem Pult stand. Seine Arme hatte er vor der Brust gekreuzt. Sie atmete einmal kurz auf und schritt dann langsam voran, um wenige Meter vor ihm zögernd wieder zum stehen zu kommen.

"Entschuldigen sie die Verspätung Professor. Ich habe verschlafen.", erklärte sie leise und Malfoys Stimme klang ungewohnt erdrückt. Es war nicht Malfoys Art nervös oder zurückhalten zu sein.. Wenigstens nicht öffentlich.

Der Meister der Zaubertränke musterte seinen Schützling einen Moment beinahe besorgt. "Sie scheinen mir heute noch nicht ganz sie selbst zu sein, Mr. Malfoy.", sagte er schließlich forschend.

Hermione nickte zustimmend. Wie wahr!

"Nun gut, ich werde diesen Vorfall noch einmal vergessen." Snape deutete ihr mit einer Handbewegung an sich zu setzten und sie tat instinktiv und erleichtert, wie ihr geheißen wurde.

"Mr. Malfoy?"

"Ja?", sie blickte ihren Lehrer fragend an.

"Sie sind in Slytherin."

Einen Moment hielt sie verwirrt inne, ehe sie die stechenden und amüsierten Blicke der Gryffindors bemerkte, auf dessen Sitzreihen sie zielstrebig zugesteuert war. "Oh... ja, natürlich...", stotterte sie leise und spürte, wie ihr das Blut in die blassen Wangen schoss.

Leises Gelächter ertönte, dieses Mal aus den Mündern ihrer ehemaligen Freunde, als sie sich mit gesenktem Blick zwischen Crabbe und Goyle nieder ließ.

Obwohl sie nicht aufsah, spürte sie ihre eigenen, stechenden braunen Augen ihn ihrem Rücken. Malfoy würde sie umbringen. Egal ob sie in seinem Körper steckte oder nicht, er würde sie eines qualvollen Todes sterben lassen. Ganz sicher...

**

Neben ihm gluckste Weasley leise und schlug ihm mit zuckenden Schultern auf den Oberschenkel. Draco warf ihm einen vielsagenden Blick zu, woraufhin der Flohbeutel seine Hand errötend zurück zog.

"Gut gemacht Ron, jetzt hat er endgültig einen Dachschaden.", gluckste Finnigan einige Reihen hinter ihnen und Potter stimmte leise in das Lachen der anderen ein. Granger starrte weiterhin, mit leicht geröteten Wangen zu Boden. Dieses kleine Miststück ruinierte seinen ganzen Ruf, während er in diesem elenden Körper feststeckte und seine Zeit mit Potti und co. verbringen musste.

Verstohlen streifte Draco seinen Rock glatt, wobei die Aussicht auf seine nackten Beine ihm ein schwaches, tröstendes Lächeln entlockten.

Ganz so schlecht war dieser Körper nicht und Granger sah gar nicht so schlecht aus, wie er gestern Abend festgestellt hatte. Nein, eigentlich schon vor längerer Zeit, doch er war ein Meister im Verdrängen. Meistens jedenfalls...

Doch das spielte gerade keine Rolle. Granger hatte ihn vor der ganzen Klasse gedemütigt und lächerlich gemacht. Er hasste dieses dumme Schlammblut, auch wenn sie die dunkelsten und schönsten braunen Augen hatte, die er jemals zuvor gesehen hatte und es machte es ihm nicht gerade leichter, diese Situation zu überstehen, wenn diese Augen ihn nun nicht mehr nur Nachts heimsuchten, sondern ihn auch jedes Mal anblickten, wenn er in den Spiegel sah.

Draco seufzte leise, während er sich wieder auf den Unterricht konzentrierte. Er hätte heute Nacht wirklich etwas mehr schlafen sollen...