27. Seelenkarussell ---Samstag - 08. März 1997---
Vollkommen orientierungslos, so kam es ihr jedenfalls vor, taumelte sie in Richtung des Quidditchfeldes. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie fragte sich, wie sie überhaupt in die verdammte Uniform gekommen war. Von den Arm- und Handgelenkschonern mal ganz zu schweigen.
Das Frühstück hatte sie bewusst ausgelassen. Ihr Magen hatte momentan die Größe eines Kieselsteins angenommen und ihr war furchtbar übel. Den ganzen Vormittag hatte sie damit gerechnet sich übergeben zu müssen, doch Gott sei Dank blieb ihr das erspart.
Wenigstens etwas, was ihr an diesem Tag, der glatt als Freitag der 13 durchgehen hätte können, erspart blieb. Doch es linderte ihre schlechte Laune genauso wenig, wie es ihr Gemüt beruhigte.
Sie musste sich eingestehen, sie hatte sich gestern zu sehr auf den Gedanken und die Hoffnung versteift, dass es vielleicht klappen könnte und sie heute auf der Krankenstation liegen würde. Natürlich war es weniger der Gedanke an die Krankenstation und ihre miesepetrige Krankenschwester, der sie erfreute, sondern eher der, dass sie es vielleicht in ihrem eigenen Körper tun würde.
Doch es hatte nicht funktioniert. Nicht zuletzt, weil sie beide unfähig dazu gewesen waren, mit sich selber intim zu werden - wenigstens in dieser Konstellation - und so die benötigte Nähe natürlich nicht einmal ansatzweise erreichten. Doch wahrscheinlich hätte es so und so nicht funktioniert!
Dennoch frustrierte sie es heute noch mehr, wie es sie gestern frustriert hatte.
Auch wenn der anschließende Abend, an dem sie Draco Malfoy von einer ganz anderen Seite kennen gelernt hatte, wirklich noch angenehm verlaufen war.
Und sie musste zugeben, dieser Draco Malfoy gefiel ihr um einiges besser, als der vollkommen bissige. Natürlich hatte er das gewohnte, zynische auch halbnackt im Bett nicht abgelenkt. Doch das sollte er auch nicht, denn das machte ihn so unverwechselbar. So unwiderstehlich...
Der Gedanke, dass sie die einzige Gelegenheit, diesen Jungen wirklich nahe zu kommen wohl gestern vertan hatte.
Hermione schüttelte heftig den Kopf...
Es war zum verrückt werden!
So sehr sie der Gedanke an den Rücktausch der Seelen oder auch Körper aufmunterte, sie sich danach sehnte, so sehr fürchtete sie ihn auch. Denn sie war Malfoy in den letzten Wochen sehr nahe gekommen, näher als sie es sich jemals erhofft hatte und sie hatte Angst... Angst diese Nähe wieder zu verlieren...
Was wollte sie nun eigentlich? Malfoy oder ihren Körper?
Oder doch beides?
War das zuviel verlangt?
Das Feld näherte sich beängstigend, auch wenn sie so langsam gegangen war, wie sie nur konnte. Von draußen hörte man deutlich das Jubeln und die Buhrufe... beides gemischt, es klang beängstigend...
Wieder stieg Übelkeit in ihr hoch, ihr wurde schwindelig, sie blieb einen Moment stehen und schloss die Augen.
„Alles ok?", ertönte es leise hinter ihr.
Als sie sich umwandte, traf sie auf zwei stechendgrüne, besorgte Augen. Ein prüfender Blick sagte ihr, dass sie allein auf dem Gang waren. Wie sie es anders auch nicht erwartet hatte.
„Es ist die Aufregung.", erwiderte sie steif.
Harry nickte schwach. „Bleib ruhig, es vergeht wenn du oben bist."
„Das glaube ich nicht wirklich.", gab sie zynisch zurück.
Der Schwarzhaarige lachte leise auf. „Himmel, du wirst Malfoy wirklich langsam zu ähnlich, Mione."
Sie lächelte schwach zurück. Erneuter Schwindel überkam sie, dieses Mal heftiger als zuvor.
„Soll ich dir oben helfen?", fragte er sanft.
Die Rufe draußen wurden lauter.
Sie schüttelte den Kopf. „Hol uns den Pokal!"
Er nickte, klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und stürmte dann, mit geschultertem Besen, auf das Feld. Das Jubel überschlug sich fast, als er das Feld erreichte.
Hermione folgte ihm langsam...
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Als Granger, neuester Sucher der Slytherin, das Feld betrat erfüllte eine weitere Jubelsalve das Feld. Draco begann zu schwanken, rieb sich die schmerzenden Schläfen.
Es wurde immer schlimmer und durch einen trüben Schleier beobachtete er, wie die Spieler die Besen bestiegen und abhoben.
Die Rufe wurden immer lauter, als Hooch den Pfiff für den Start des Spieles gab und Ginny Weasley sich auch gleich den Quaffel schnappte. Die Gryffindortribüne schien sich zu überschlagen, als sie das erste Tor machte und es schon nach 2 Minuten Spielzeit 10 zu 0 für Gryffindor stand.
Die Slytherin gaben wutentbrannte Buhrufe von sich, welches sich in hysterisches Gejaule veränderte, als ein grün-silberner Blitz sich den Quaffel schnappte und auf Ron Weasley, dem Hüter der Gryffindor, zustürmte. Offensichtlich ein Jäger Slytherins, doch welcher es war, konnte Draco nicht mehr erkennen. Vor seinen Augen verschwamm nun alles und das gewohnte Gefühl der Schwerelosigkeit kehrte zurück. Dieses Mal stärker als zuvor.
Aus den verschleierten Augenwinkeln konnte er erkennen, dass Granger auf dem Besen taumelte. Dann schwebte er über sich, sah wie er, oder eher Granger, bewusstlos in die Arme von der hysterisch quietschenden Lavender Brown sackte und etwas weiter links Potter einen entsetzlichen gewagten Sturzflug machte...
Dann zog das Nichts ihn in sich auf...
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Am Montagmorgen, gegen halb elf, erwachte Hermione Granger wieder. Ihr Kopf war merkwürdig taub und alle ihre Glieder schmerzten entsetzlich. Als sie die Hand hob, um sich einige verirrte braune Locken aus dem Gesicht zu streichen, knackte ihr Ellenbogen mürrisch auf.
Ein heiseres Keuchen entkam ihrer Kehle, als sie beides realisierte. Braune Locken... Und das was da geknackt hatte, war ihr Ellenbogen. IHRER!
Hastig fuhr sie hoch, wollte einen Jubelschrei ausstoßen, doch ein heftiger Schwindelanfall warf sie strafend zurück in die Kissen. Stöhnend rieb sie sich die Schläfen, um sich wenige Sekunden später immer wieder durch die Haare, welche wieder so wundervoll lang und wild waren, zu streichen.
„Miss Granger? Sie sind wach!", riss es sie aus ihren wirren Gedanken. Madam Pomfrey war fast wie aus dem Nichts vor ihrem Bett erschienen. Vielleicht hatte sie es aber auch einfach nicht bemerkt.
„Ich bin wieder...Ich!", stotterte sie erleichtert und der Klang ihrer eigenen Stimme, aus ihrem eigenen Körper zu hören, grenzte für sie an einer Sensation. Ohne es überhaupt zu merken, rollten Tränen der Erleichterung über ihre Wangen.
„Ist sie wach?", hörte sie es deutlich hinter dem Sichtschutz, der ihr ganzes Bett verhüllte. Es war eindeutig die Stimme von Harry und er klang entsetzlich angeschlagen und besorgt.
„Ja Mr. Potter, ist sie.", gab die Krankenschwester zurück und musterte sie eindringlich. „Möchten sie ihn sehen?", fragte sie dann forsch.
Hermione nickte sprachlos. Ihre Kehle schmerzte.
Mit einem bestätigenden Nicken öffnete sie den Vorhang, gewährte Harry einlass und machte sich selber von dannen.
Der Schwarzhaarige stützte sich einen Moment schweigend am Fußende ab. Sein Adamsapfel tanzte nervös auf und ab, bevor er zu sprechen begann. „Du bist wieder-Du?"
Sie blickte sich lächelnd auf die Hände. „Ich denke schon!"
Harry erwiderte das Lächeln.
„Wie?", fragte sie schließlich.
„Dumbledore sagte, es war an der Zeit. Er hat etwas von Verzicht und Verständnis gesagt.", gab der Dunkelhaarige schulterzuckend zurück.
Nun dämmerte es der Gryffindor. Dumbledore hatte etwas dergleichen schon einmal gesagt. Als sie am Montag bei ihm waren, um ihn zu beten, das Spiel zu verschieben. Damals hatte sie ihn keinen Deut verstanden, doch heute... Heute war es anders...
Ihre Seelen mochten durch einen Zufall den Körper gewechselt haben, doch es war kein weiterer Zufall, als sie es rückgängig machten. Es geschah von selbst, weil beide etwas wie Verständnis für einander gezeigt hatten. So absurd es auch klingen mochte...
Vielleicht könnte man auch behaupten, sie hatten unterbewusst das Kriegsbeil begraben!
Weil sie es beide wollten... Unterbewusst...
Sie runzelte die Stirn... War das der Grund gewesen, warum es so lange gedauert hatte? Waren sie beide nicht bereit gewesen, es zu tun? Wollten sie es unterbewusst nicht, weil sie wussten, es würde sonst ewig so weitergehen?
Hatten ihre Seelen einfach die Gelegenheit genutzt, etwas an der Situation zu ändern?
„Mione, alles in Ordnung mit dir?"Harrys besorgtes Gesicht holte sie in die Wirklichkeit zurück.
Ihr Kopf schmerzte höllisch und sie hatte das Gesicht in die Hände gelegt.
„Es ist nur ungewohnt...", sagte sie beruhigend und schloss die Augen.
Ihr bester Freund nickte verstehend und ließ sich auf die Bettkante sinken. Dabei rutschte ihm sein Pyjamaoberteil etwas von der linken Schulter. Der oberste Knopf fehlte.
„Was machst du eigentlich hier? Noch dazu im Schlafanzug?", fragte sie stirnrunzelnd.
Der Gryffindor grinste leicht. „Ich bin auf dem Boden aufgeschlagen, als ich dich, also Malfoy aufgefangen habe. So hat es leider nicht viel gebracht, außer dass ich mir den Arm gebrochen habe. Aber, einen Versuch war es wert."
„Malfoy!", rief sie besorgt.
„Er ist vom Besen gestürzt. Etwa 7 Meter tief. Soweit geht es ihm aber gut. Also, seinem Körper. Er ist noch nicht zu sich gekommen!"
Etwas unbeholfen kämpfte sie sich aus dem Bett, doch Harry hielt sie zurück.
„Du solltest noch liegen bleiben."
„Ich will ihn sehen!", zischte sie bestimmt.
Doch er lockerte den Griff nicht, der sie am linken Arm zurück hielt. „Mione! Lass ihn. Er ist ein hinterhältiges Arschloch!", knurrte er schließlich und seine Augen verdunkelten sich.
Sie blickte ihn überrascht an. Ihre Zehenspitzen berührten schon den steinernen Fußboden. „Bitte?", fragte sie heiser.
Harry schluckte. „Mione, du bist in der Zaubertränkeprüfung durchgefallen. Haushoch!"
Vor ihnen Augen flimmerte es. „Was?"
„Die Prüfung von letzten Mittwoch! Die, die Malfoy für dich geschrieben hat! Er KONNTE alles, hat aber fast keine Frage richtig beantwortet!"
Hinter ihren Schläfen ratterte es gewaltig. Sie wollte etwas antworten, doch keine passende Antwort fiel ihr ein. Also blieb sie stumm und starrte den Schwarzhaarigen fassungslos an.
„Ron hat mit Snape geredet, er weigert sich, sie dich nachschreiben zu lassen. Du müsstest Dumbledore um Hilfe fragen.", fügte der Schwarzhaarige leise hinzu.
Hermione starrte ihn weiterhin fassungslos an. Malfoy hatte sie durchfallen lassen! Mit Absicht! Mit purer Absicht! Sie würde das Jahr wiederholen müssen, wenn Snape darauf bestehen würde, die Prüfung gelten zu lassen. Natürlich müsste er es tun, wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde. Doch würde er es ihr glauben, wenn Dumbledore es nicht bestätigen würde?
Und was wäre mit Ron? Immerhin war er schuld an dieser Miesere! Er hatte unbedacht einen Fluch an eine, mit Morbulpuder bestäubte Person, gerichtet. Hatte nicht sonderlich viel Vorsicht und Wissen im Umgang mit Zaubersprüchen bewiesen. Das würde sicherlich Folgen für ihn haben, wenn es vor das Ministerium geriet, wenn es an die Öffentlichkeit gelangen würde.
Und was noch viel schlimmer war, er hatte eine Seelenwanderung verursacht! Wenn auch unwissend! Er hatte etwas verursacht, was seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten, ebenso verboten war, wie ein unverzeihlicher Fluch.
Vielleicht würden sie ihn sogar von der Schule verweisen!
Was sollte sie also tun?
Das Jahr wiederholen oder zusehen, wie sie Ron das Leben möglicherweise versauten! Wie Malfoy es tat!
Ein greller Schrei entfuhr ihrer Kehle, als sie auf den Vorhang zustürmte, der sie von dem, immer noch bewusstlosen, Slytherin trennte.
Doch ihre Beine versagten schon auf halber Strecke ihren Dienst und nur Harry, welcher sie in einer weiteren, waghalsigen Aktion, welche ihm einen gebrochenen Daumen einhandelte, auffing verhinderte, dass sie sich das Nasenbein am harten Steinboden brach...
So, da ich langsam aber sicher wieder besser im Tippen werde, werde ich mich jtzt auchmal wieder meinen lieben Revs witdmen. Naja, wenigstens denen des letzten Chaps. Ansonsten wird es echt etwas zu viel, sorry...
Also, großer Dank geht an alle meinen lieben Reviewer... knuddel
Justpetra: ja, das war wohl ein großer Fehler! Lockhart hat aber auch ein schönes Lächeln, da kann man gar net nein sagen... ;) :D
anyJuly : ja, ich fand diese Vorstellung auch sehr amüsant. Freut mich, dass du es ähnlich siehst... :)
weihnachtskeks: Dangö... knuff
Bele. Bin dabei...
Gwendolyne: Bin ja schon dabei. Ähm, die Story ist ja auch schon fertig, aber ich hatte in den letzten Wochen einfach nicht den Elan. Die Schmerzen, weißt du!:( Sorry...
Baureptas: Naja, die Frage hat sich glaube ich beantwortet, oder?
Noji: Dangö, dangö, dangö... rotwerd
Lara-Lynx: Sorry! Es tut mir ja wirklich leid, aber ab und an müssen Cliffs halt rein. Sonst ist es doch öde...
Elen Sirilon : Das ist doch mal interessant, wenn man bedenkt, dass ich sonst nur versaute FF´s schreibe.. hehe... ;) danke für die Blümchen... :)
Dieutrixx: Dangö, Dangö, Dangö... knuddel
MrsGaladriel: Naja, das lag jetzt weniger an meinem Arm, sondern eher daran, dass ich an manchen Stellen schon absichtlich nen Break mache. Ich sage mir halt, dieses Chap endet da. Naja und bis dahin arbeite ich dann auch (nur). Deswegen wird das eine länger und das andere kürzer... Lässt sich leider net ändern... ;)knuddel
Reason: Dangö! Zu der Rev von MV komme ich dann später, da dauert das mit dem Update noch etwas... :D Mach dir keinen Kopf! Wenn sie dich einliefern wollen, besorg ich dir nen Platz in St. Mungos! Hab da so meine Beziehungen! :) vorpflegerwegläuft
Also, ich liebe euch alle! Ja, auch die bösen, bösen Schwarzlesen! ;) Und noch mal DANKE, für die ganzen Genesungswünsche... schmatz
