Disclaimer für dieses und alle weiteren Kapitel: Ich heiße zwar Jo, aber nicht Rowling, demnach gehört alles, was ihr als Teil des HarryPotterUniversums wiedererkennt nicht mir, sondern ihr. Der Stromgenerator, der in Chap 5 auftaucht, gehört auch nicht mir, sondern Andrea Black und Hermine Granger, bzw. sternchen, der Autorin der "anderen Seite der Wirklichkeit". Danke!
Was mir ebenfalls NICHT gehört sind die Titel der Kapitel - allesamt geklaut. Ich konnte es mir nicht verkneifen jedes Kapitel mit dem Titel einer anderen Fanfiction zu versehen. Ihr findet sie bei Interesse in meinem FavoriteStories. Die entsprechenden Autor_innen wissen Bescheid und haben ihr Okay gegeben. Deshalb: Samantha Black, TalynSlytherin, KimRay, sternchen, Tyfa alias Li-chan und banduan. Euch allen nochmal ein fettes DANKE!
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Zwischen Leben und Tod
by Jo Lizard
Kapitel 1: Gesiegt?
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Sie standen sich Auge in Auge gegenüber. Endlich. Und dieses Mal würde das Letzte Mal sein. Doch zum ersten Mal seit 18 Jahren verspürte Harry beim Anblick dieser roten Augen keinerlei Furcht.
Kampfeslärm drang von nebenan an seine Ohren.
Er hatte den Orden zu Hilfe gerufen, als er herausgefunden hatte, dass Voldemort immer noch ein paar Todesser um sich hatte. Er konnte es nicht allein mit ihnen aufnehmen, das war auch gar nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe war Voldemort.
Er wusste es jetzt, hatte es endlich kapiert, zwei Jahre nachdem er die verheerenden Worte zuerst vernommen hatte. Er musste ihn besiegen, nicht nur töten, sondern besiegen, ein für alle mal. Erst letzte Nacht war ihm klar geworden was das bedeutete, das und die Worte 'und ein Jeder muss durch die Hand des Anderen sterben'.
Seinen Freunden hatte er einen Abschiedsbrief und eine Testament hinterlassen, denn er wusste, sie hätten ihn nicht gehen lassen, oder darauf bestanden mit ihm zu kommen und das wollte er nicht. Sie sollten leben. Sie sollten glücklich werden. Er würde den Krieg beenden und danach sollten sie noch da sein, um das Leben zu leben, das er sich immer gewünscht hatte. Das Leben nach dem Krieg.
Also hatte er seinen Abschiedsbrief geschrieben und ihnen gedankt für ihre Freundschaft, ihre Liebe und sie um Verzeihung gebeten, dafür, dass er ihnen von seinem Plan nichts erzählt hatte. Auf seinem Bett hatte er eine Illusion von sich selbst im Schlaf erzeugt, um so sicherzustellen, dass seine Freunde erst am nächsten Morgen erfuhren, was los war. Er hatte ja keine Ahnung, dass dieser Plan gründlich danebengegangen war. Ginny hatte den Illusionszauber sofort durchschaut und so hatten sie seinen Abschiedsbrief sehr viel früher gefunden als von ihm geplant, und sie hatten genau das getan, was er hatte verhindern wollen: Sie waren ihm gefolgt, hatten sich unbemerkt an die Fersen des Ordens geheftet, die Todesser Todesser sein lassen, und nach ihm gesucht.
Doch davon ahnte Harry nichts. Nachdem die Illusion erschaffen war, hatte er seinen Geist geöffnet und nach Voldemort gesucht, hatte das Band zwischen ihnen erforscht und war ihm gefolgt, bis hierher, seinem letzten Versteck, wo auch immer dieser Ort war.
Von seinem Versteck aus hatte er gewartet, bis der Orden da und der Kampf entbrannt war. Als er gesehen hatte, dass Voldemort sich umgedreht hatte und geflohen war, seine letzten Getreuen im Stich gelassen hatte, um der Gefahr zu entrinnen, war er ihm, ohne den Desillusionierungszauber von sich zu nehmen, gefolgt; zurück bis in die Eingangshalle des großen Hauses, wo er sich schließlich enttarnt hatte.
Voldemorts Hand hatte sich schon auf der Türklinke befunden, um diesem Haus und Harrys Antiapparationsschild zu entkommen, als Harrys Rufen ihn zurückgehalten hatte: "Riddle!" und Voldemort hatte sich umgedreht. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber. Nichts geschah. Dann: "Potter! Ich hätte nicht gedacht, dass du die Naivität besitzen würdest nach mir zu suchen." Doch Harry konnte die gut verborgene Angst hinter seinen Okklumentikschilden erkennen. "Nagini, schaff ihn mir vom Hals", wandte sich der dunkle Lord auf Parsel an seine treueste Dienerin, um endlich vor ihm zu fliehen, vor seinem Todfeind, vor dem Jungen, der lebt.
"Nagini, das hier ist die letzte Auseinandersetzung zwischen deinem Meister und mir. Deine Rolle in diesem Krieg ist beendet. Halte dich da raus!", zischte Harry ihr zu. Und Nagini gehorchte. Sie zog sich in eine Ecke der Halle zurück, rollte sich zusammen und beobachtete aufmerksam das Geschehen.
Harry wandte sich wieder an Voldemort, der ihn mit schreckgeweiteten Augen anstarrte. "Du kannst nicht ewig vor mir davonlaufen, Riddle. Stelle dich endlich deinem Schicksal." Und Riddle entschied sich. Er kannte inzwischen den vollen Wortlaut der Prophezeiung und ihm graute vor der unbekannten Macht, die Harry angeblich besitzen sollte; doch hatte er sie noch nicht verstanden, nicht so, wie Harry es gestern Nacht plötzlich getan hatte. Sonst wäre er wohl geflohen. Er handelte im Bruchteil einer Sekunde und so schnell, dass es praktisch unmöglich war darauf zu reagieren. In einer einzigen fließenden Bewegung sprang sein Zauberstab in seine Hand während er sie hob und seinen Fluch auf Harry schleuderte: "AVADA KEDAVRA!"
Harry sah den Fluch kommen und warf sich zur Seite. Innerlich lachte er.
Flüche waren gefährlich, aber vollkommen nutzlos, solange sie nicht trafen. Sein eigener Zauberstab hatte bis jetzt in seinem Halfter am rechten Handgelenk gesteckt, doch jetzt, während er zur Seite hechtete, sprang auch sein eigener Zauberstab in seine Hand als er sich im Flug umdrehte, ihn auf Voldemort richtete und "Accio!" rief. Voldemorts Zauberstab flog ihm aus der Hand geradewegs in Harrys ausgestreckte Rechte zu seinem Zwilling, während Harry sich abrollte und innerhalb einer Sekunde wieder auf den Füßen stand, die beiden Zauberstäbe fest in seiner Faust.
Voldemort schaute ihn an. Eine Sekunde verstrich. Schließlich legte Harry seinen Daumen auf die beiden Zauberstäbe und brach sie mit einer Hand beide in der Mitte entzwei. Seine Faust öffnete sich und die vier Bruchstücke fielen nutzlos klappernd zu Boden.
"Wir werden sie nicht mehr brauchen", erklärte er Voldemort, der fassungslos da stand und ihn ungläubig anstarrte.
Harry nutzte diese Pause und sammelte sich.
Jetzt war der Augenblick gekommen. Der letzte Kampf stand ihm bevor und er wusste, dass dieser Kampf für das Leben Unzähliger entscheidend sein würde. Er ließ alle seine Okklumentikschilde fallen. Sofort schoss ihm der Schmerz durch den Kopf, als seine Narbe anfing, wie verrückt zu brennen. Er konzentrierte sich, überwand den Schmerz und griff an. Er warf seine gesamte Magie, all seine Kraft, auf die Okklumentikschilde Voldemorts. Dies würde ein rein mentaler Kampf werden und eigentlich war er davon ausgegangen, dass Voldemort es wissen müsste. Deshalb war er doch leicht überrascht gewesen als dieser versucht hatte, ihn durch einen simplen Todesfluch auszuschalten. So einfach war es nicht.
Eine neue Welle des Schmerzes überrollte ihn, als Voldemorts Verteidigung brach, sein Gegner zu Boden fiel und sein Geist offen vor ihm lag. Harry zögerte. Ihm graute davor, was er jetzt tun musste, ihm graute vor der leisesten Berührung mit diesem grausamen Geist, dessen Hass offen vor ihm lag, so dass er ihn fast körperlich spüren konnte, und er erstarrte beinahe bei dem Gedanken an das, was nun folgen würde. Doch es musste sein. Musste sein, damit seine Freunde leben konnten, und aus dem Gedanken an sie schöpfte er Kraft.
Er holte tief Luft und stürzte seinen ungeschützten Geist auf Voldemorts, der genauso verwundbar vor ihm lag. Der Schmerz explodierte in seinem Kopf; er schrie auf, als ihre Geister sich berührten, doch er biss die Zähne zusammen und packte zu, formte seine Gedanken zu einer Speerspitze und schoss sie auf seinen Gegner ab, drang in Voldemorts Geist ein und rang mit ihm.
Voldemort brauchte einige Zeit um zu begreifen, was geschah, dass der Junge, der lebt, in dessen Geist er vor zwei Jahren eingedrungen war, und dessen Körper er hatte beherrschen können, nun dasselbe mit ihm versuchte.
Er schrie auf und attackierte nun seinerseits Harrys Geist in seinem Körper, sandte Wellen des Hasses aus, um seinen Körper zu schwächen; erlangte langsam die Kontrolle über den Feind im eigenen Körper und bewegte sich entlang der Verbindung, die Harry zwischen ihren Geistern geschaffen hatte, um Stück für Stück in Harrys Kopf einzudringen.
Harry schwankte. Sein Angriff war zunächst erfolgreich gewesen, doch Voldemorts Gegenwehr war fürchterlich und er spürte, wie sein Feind ihn nicht nur beiseite drängte, sondern seinerseits die Verbindung zwischen ihnen nutzte, um Stück für Stück in seinen Körper einzudringen und das Kampfgeschehen sich so in seinen eigenen Kopf verlagerte. Er kämpfte dagegen an, doch er wurde von Voldemort zurückgedrängt. Sein Atem kam stoßweise. Sein Blick, sein Bewusstsein war noch immer merkwürdig gespalten. Voldemort hatte ihn nicht vollständig aus seinem eigenen Geist verdrängt, ihn nur soweit beiseite geschoben, bis er die Brücke zwischen ihnen nutzen konnte. So waren nun ihrer beider Geister auf ihre beiden Körper und die Verbindung verteilt. Durch Voldemorts und seine eigenen Augen beobachtete Harry, wie er in die Knie ging, er spürte, wie sein Feind immer mehr die Kontrolle über seinen Körper übernahm, bis er schließlich sein Herz erreichte. Das war ein Fehler gewesen.
Harry wusste das, denn er hatte sich dorthin zurückgezogen, als sein Körper überrannt worden war. Er wusste, dass sein Herz seine letzte Schutzburg war, lange nachdem sein Gehirn erobert worden wäre, und er hatte dort auf Voldemort gewartet und den Gegenangriff vorbereitet, der nun in voller Stärke über seinen Feind hereinbrach.
Harrys Kräfte explodierten, als seine Gefühle über Voldemort hereinbrachen. Mit kräftigen Schlägen wurden sie durch Harrys Adern gepumpt und fegten seinen Feind hinweg, säuberten seinen Körper und liefen entlang der Verbindung auf Voldemorts Körper zu, der davon überschwemmt wurde, wie ein Bergsee vom Frühlingshochwasser. Harry hatte all seine Emotionen in diesen Angriff gelegt, seine Zuneigung zu seinen Freunden Ron, Hermine, Remus, Tonks, Hagrid, Dumbledore und den Weasleys und seine Gefühle für Ginny, für die er mehr als 'nur' Freundschaft empfand. Seine Liebe zu ihnen allen hatte ihn heute hergeführt, doch besonders stark waren die Gefühle für Sirius und seine unbekannten Eltern, die er nun bald wieder sehen würde.
Voldemort wand sich in Verzweiflung, er verließ Harrys Körper, zog sich zurück und gab die Verbindung frei; so unerträglich waren die Emotionen, die Harrys Körper überschwemmten. Doch Harry stoppte seinen Angriff nicht. Er drang gnadenlos in Voldemort ein, schickte seine Gefühle die Verbindung entlang in Voldemorts Körper, wo sie jeden Widerstand durchbrachen und es Harry plötzlich ein Leichtes war, Voldemorts Körper in Besitz zu nehmen, und vollständig zu kontrollieren. Voldemorts Bewusstsein wurde an die Schädelwand gepresst, von Harrys Gedanken umzingelt und in der hintersten Ecke seines Gehirns festgehalten.
Der erste Schritt war getan. Harry musste sich beeilen, er wusste, lange würde er diese Anstrengung nicht durchhalten, der enorme Kraftaufwand zehrte an seinen Reserven und sie begannen rapide zu schwinden.
Er konzentrierte sich auf ihre beiden Körper, auf seinen, der verkrampft auf dem Boden kniete und auf Voldemorts, der unkontrolliert zuckend am Boden lag. Er ließ ihre Herzen im Einklang schlagen, glich ihre Atmung an, zwang sie beide ruhige und gleichmäßige Züge zu nehmen, dann verlangsamte er ihre Atemfrequenz noch weiter und reduzierte sie auf ein Minimum. Schließlich hörte er komplett zu Atmen auf.
Denn das war sein Plan. Er wusste, dass man Voldemort nicht einfach töten konnte, indem man den Todesfluch über ihn sprach und ihn so in Richtung Tod schickte. Dagegen hatte sich Voldemort in seiner absoluten Angst schon vor Jahren abgesichert. Er würde diesen Weg freiwillig nie gehen. Also musste Harry ihn begleiten, musste mit ihm gehen, ihn jeden einzelnen Schritt auf diesem Weg mitschleifen wenn es sein musste, und es musste sein.
Er stoppte ihre Herzen.
Voldemort bäumte sich auf, schlug mental auf ihn ein, wehrte sich verzweifelt gegen Harry, der ihn immer noch in einer Ecke seines Gehirns festgenagelt hatte, während er hilflos mit ansehen musste, wie sein Körper starb.
Harry entschied sich. Das dauerte zu lange. Von Hermine wusste er, dass der Tod durch Herzstillstand erst dann wirklich eintrat, wenn die Gehirnzellen auf Grund von Sauerstoffmangel abstarben, und das konnte Minuten dauern. Solange würde er nicht durchhalten. Voldemorts Aufbäumen zeigte ihm das.
Die lebenserhaltenden Impulse nur noch mit einem Bruchteil seines Bewusstseins unterdrückend, stürzte er den gesamten Rest auf Voldemort, packte ihn am imaginären Kragen und riss sie beide mit all seiner Kraft aus ihren Körpern heraus, nach oben, während ihre Hüllen leblos am Boden zusammenbrachen.
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Voldemort kämpfte. Ihre Seelen rangen miteinander. Er versuchte sich freizukämpfen, um zu fliehen, um sich in Albanien zu verstecken, wie er es schon zweimal getan hatte, um als ruheloser Schatten durch die Wälder zu streifen. Um Tiere zu besitzen und auf die nächste Gelegenheit zu warten, doch Harry hielt ihn fest.
Er nahm nicht mehr wahr, was um ihn herum - unter ihm - geschah. Er sah nicht mehr, wie seine Freunde zur Tür hereinstürzten, er hörte nicht mehr ihre Aufschreie, als sie ihn zusammenbrechen sahen, er spürte nicht mehr, wie seine Rippen brachen, als Hermine sofort mit einer Herzmassage begann, noch spürte er, wie die Luft in seine Lungen zurückströmte als sie ihn Mund zu Nase beatmete.
All das hätte er - im Gegensatz zu dem Muggelrettungswagen einige Minuten später - mit seinem Geist noch wahrnehmen können, doch sein gesamtes Selbst war nur auf Voldemort fixiert und auf den Kampf, der noch immer zwischen ihnen brannte. Voldemort, der sich noch immer von ihm loszureißen versuchte und Harry, der ihn mit seinem ganzen Sein festhielt, seinen Geist mit seinen Gedanken umschlang, und Voldemort dabei fast vollständig einhüllte.
Doch dieser, nun ohne feste Form, nur noch Geist, wand sich und strampelte, attackierte ihn in der einen Richtung, um sich in der anderen wie eine glatte Schlange durch eine Lücke in Harrys Griff zu winden. Es war, als wollte Harry Wasser, das einen Willen gefunden hatte, mit bloßen Händen bändigen. Doch er gab nicht auf. Jedes Mal, wenn Voldemort scheinbar eine Lücke gefunden hatte und ihm zu entgleiten drohte, schoss er ihm seine Gedanken hinterher und hüllte ihn wieder ein, zwang ihn schließlich zu einer Kugel, die von ihm vollständig umschlossen war, während sie langsam nach oben stiegen und Harry in genau dem Moment, in dem er glaubte, seinen Feind nicht länger festhalten zu können, die Erkenntnis traf, dass er es geschafft hatte. Vorerst. Sein nächstes Ziel war erreicht. Was das war? Was ihn erwartete? Das wusste er nicht. Doch er war dem Tode einen Schritt näher. Für den Moment waren sie sicher. Er ließ los.
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