Kapitel 3: Erkenntnis aus der Dunkelheit

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Harry stand noch immer vor dem mit Nebel gefüllten Torbogen. Im Geiste ging er noch einmal die Ereignisse der letzten... Stunden (?) durch. Wer hätte gedacht, dass die Dinge eine derartige Wendung nehmen würden? Er sicherlich nicht. Und doch war es vielleicht sogar die einzige mögliche Lösung des Puzzles gewesen, und die Ereigniskette, die zum Aufstieg und Fall Lord Voldemorts geführt hatte, erschien ihm momentan fast zwingend notwendig. Er hatte so viele Parallelen in ihren Leben entdeckt... hätte er auch so werden können? Sein gesamtes Bewusstsein schrie NEIN!, doch eine kleine ehrliche Stimme in seinen Kopf war anderer Meinung und er musste sich eingestehen, dass sein Leben vermutlich auch anders hätte verlaufen können. Doch das war es nicht, denn im Gegensatz zu Tom hatte er eine Familie gefunden, wenn auch erst, als er nach Hogwarts gekommen war. Er hatte erfahren, was Freundschaft war und was es bedeutete, anderen vertrauen zu können. Sein erstes Jahr fiel ihm wieder ein, als Ron und er Hermine gemeinsam vor dem Troll gerettet hatten und wie Ron sich im Schach für sie geopfert hatte, als sie verzweifelt nach dem Stein der Weisen gesucht hatten. Das war der Unterschied. Freundschaft. Familie. Andere Menschen zu lieben und von ihnen geliebt zu werden. Er wollte nicht darüber nachdenken, zu was er hätte werden können, hätte er niemals diese wunderbaren Dinge erfahren. Doch Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt. Die Prophezeiung hatte Recht behalten. Oh, hätte sie sich doch getäuscht! Hätte das Schicksal Tom Riddle doch diese wunderbare Macht erfahren lassen, Lord Voldemort wäre nie geboren worden!
Stattdessen hatte er seine Todesser als seine wahre Familie bezeichnet. Menschen, die ihm gefolgt waren, weil sie Macht wollten und die er durch Angst kontrolliert hatte. Er schüttelte den Kopf. So viel hätte sein können, wenn...

Er versuchte den Gedanken abzuschütteln. Zwei Schritte und er würde sie wieder sehen. Seine Mum, seinen Dad... und Sirius. Sirius, der wegen ihm gestorben war. Er gab sich nicht mehr die Schuld für seinen Tod, denn er akzeptierte nun, dass es seine eigene, bewusste Entscheidung gewesen war, sein Leben für ihn zu riskieren und schlussendlich auch zu lassen, doch... doch ein Rest von Schuldgefühlen blieb. Ganz zu schweigen von Trauer. Und Wut. Wut, ob der Ironie des Schicksals, dass gerade der Versuch Sirius' Leben zu retten, es ihn gekostet hatte. Er atmete tief durch. Das war jetzt nicht mehr wichtig. Er würde ihn wieder sehen. Endlich.

Doch genau in dem Moment, als er seinen Fuß in die wabernden Schwaden setzen wollte, ließ ihn ein Geräusch innehalten. Er lauschte. Da war es wieder - es war eine Stimme, ein Rufen, kaum wahrnehmbar, als wäre es kilometerweit entfernt, doch durch die Stille der Gedankenwelt wurde es trotzdem problemlos bis an sein Ohr getragen:

"Harry!"

Er erstarrte. Die Stimme war von hinten gekommen. War hier etwa noch jemand? Und warum, zum Teufel, hatte er denjenigen dann bisher noch überhaupt nicht wahrgenommen?

Er suchte mit seinen Gedanken den Raum ab, streckte sie wie Fühler aus und tastete jeden Winkel dieser unwirklichen Welt ab, bis seine Gedanken, die den Raum sonst so mühelos erfassen konnten, auf eine Sperre stießen. Mit einem Gedanken war er dort, tastete vorsichtig mit seinen imaginären Händen die Stelle ab, die seine geistigen Augen nur als Schwärze wahrnehmen konnten. Da war ein Widerstand, doch aus dem Innern dieses schwarzen Lochs konnte er wieder eine Stimme seinen Namen rufen hören. Er kannte dieses Gefühl, doch was war es, was er mit seinen Gedanken berührte?

Dann plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. Materie! Die Schwärze, der Widerstand, den seine Gedanken nicht durchdringen konnten, war Materie! Vor ihm lag etwas Festes, etwas Stoffliches! Was, verdammt noch mal, hatte das hier, in einer reinen Gedankenwelt, verloren? Und wie kam es hierher? Er tastete mit seinen gedanklichen Händen an dem Widerstand entlang, um der Schwärze vor ihm eine Form zu geben, exakt die Grenze zwischen Gedankenwelt und Materie zu finden und somit seinem geistigen Auge die Möglichkeit zu geben die Form zu visualisieren. Sprich, er tastete um zu sehen, denn hier war das alles dasselbe.

Das schwarze Loch vor ihm nahm langsam Konturen an und zu seinem Erschrecken stellte er fest, dass es sich um einen menschlichen Körper handelte. Genau genommen, um den eines erwachsenen Mannes in Zaubererroben der, in einer ziemlich unbequemen, verdrehten Stellung erstarrt, vor ihm auf dem Boden lag. Vor ihm lag ein Mensch! Ein lebendiger Mensch, dessen Geist sich daher auch nicht aus seinem Körper lösen konnte. Und seiner Haltung nach zu urteilen, konnte er sich auch nicht bewegen. Wie auch. Dies war kein materieller Ort und auch wenn Harry ihn sich als solchen vorstellte, wusste er doch, dass es nicht so war.

Er schauderte. Wie lange mochte er wohl schon hier liegen, gefangen in der Zwischenwelt, lebendig im Vorzimmer des Totenreiches, unfähig sich selbst zu helfen, ohne Aussicht auf Besserung? Er war nicht tot, doch leben konnte man das auch nicht nennen. Zu sterben war in dieser Situation wohl unmöglich, denn es gab nur wenige, Muggel und Zauberer, die sich durch Meditation oder die Kraft des Geistes selbst töten konnten, wie Harry es mit sich und Voldemort getan hatte. Dazu kam, dass dieser Ort mehr oder weniger zeitlos war, also gab es auch keine Chance zu verhungern oder am Alter zu sterben.

Harry tat der Mann Leid. Dieses Schicksal war weitaus schlimmer als der Tod. Wie, verdammt noch mal, war er hier hereingekommen? Vielleicht ein besonders heimtückischer Fluch, oder ein missglücktes Experiment? Es musste ein relativ mächtiger Zauberer sein, denn allein die Tatsache, dass er es geschafft hatte Harry durch reine Geisteskraft zu rufen, obwohl er in seinem Körper feststeckte, zeugte von einem starken Willen. Er musste wie aus Leibeskräften gebrüllt haben und doch war sein Ruf nur ganz leise an Harrys Ohr gedrungen.

Harry starrte auf das schwarze Nichts in Form eines Menschen und überlegte, wie er am besten mit dem Mann in Kontakt treten konnte. Schließlich beschloss er, dass es auf die Art der Lebenden am einfachsten sein würde - die Macht der Gewohnheit. Er ließ sich mit gekreuzten Beinen auf dem Boden an der Stirnseite des Mannes nieder, so dass sein Kopf direkt vor ihm lag. Vorsichtig nahm er den Kopf zwischen seine Hände und übte mit den Spitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger leichten Druck auf die Schläfen aus, konzentrierte sich und stellte eine Verbindung zu dem fremden Geist her, ohne in ihn einzudringen, berührte seinen Geist nur so weit wie notwendig, um problemlos mit ihm kommunizieren zu können. "Wer bist du?", fragte er dann.

"Bin ich etwa schon so lange hier, dass du mich nicht einmal mehr erkennst?", antwortete eine nur allzu vertraute, lange vermisste Stimme. Harry hätte vor Schreck beinahe die Verbindung abgebrochen."SIRIUS?!"

Er schaute auf und sah zu seinem Entsetzen, dass er sich direkt vor der Tür zurück in die Welt der Lebenden befand, nur dass er dort keine kleine hölzerne Tür mehr sah, sondern einen gewaltigen, uralten, steinernen Torbogen, hinter dem ein Schleier hing, welcher sich in einem imaginären Luftzug leicht bewegte, so, als ob er gerade berührt worden wäre.

Harrys Magen wurde zu einem Eisklumpen, als er begriff, dass der Torbogen kein Eingang zu einer anderen Welt war - sondern ein Ausgang. Der Ausgang aus dem Totenreich stand im Ministerium. Was hatte er seinem Paten angetan!

"Ich kenne meinen Namen, du brauchst ihn mir nicht direkt in den Kopf zu brüllen. Es ist die meiste Zeit verdammt leise hier gewesen!", beschwerte sich dieser nun, doch seine Stimme war voller Wärme. Harry sah auf seinen Paten hinab, der nun, da Harrys Gehirn seine Erinnerungen zu Hilfe nahm, kein schwarzer Umriss mehr war, sondern ganz einfach Sirius, wenn auch immer noch unbeweglich und in einer absolut unbequemen Körperhaltung erstarrt. Eine Welle von Schuldgefühlen überrollte ihn.

"Heißt dass, du hast die ganze Zeit hier gelegen?" Doofe Frage!, schoss ihm sofort danach durch den Kopf und Harry wusste, dass auch Sirius es 'gehört' hatte. "Es tut mir so Leid", flüsterte er.

Sirius antwortete ungehalten: "Harry es war meine eigene Entscheidung! Ich wusste, worauf ich mich einließ." Nach einer kurzen Pause fügte er mit leicht gequälter Stimme hinzu: "Okay, ich hatte keine Ahnung, was es mit diesem verdammten Torbogen auf sich hat, aber es ist ganz sicher nicht deine Schuld, Harry. Wenn, dann mach Bella dafür verantwortlich. - Außerdem ist es das Opfer wert gewesen", endete er leise.

"Sag so was nicht", bat Harry ihn mit einem Kloß im Hals. "Außerdem bin ich doch auch tot", murmelte er hinterher.

"Ja, und dafür sollte ich dir eigentlich den Hintern versohlen, Junge, der lebt! Ich hatte eigentlich erwartet, dass du mit hundertfünfzig an einem Hühnchenknochen stirbst, an dem du dich verschluckt hast, weil du dich vor Lachen über die letzte Erfindung der Zwillinge nicht mehr einkriegen kannst. Stattdessen tauchst du hier mit Voldemort im Schlepptau auf.

Habe ich das jetzt eigentlich falsch verstanden, oder wurde ich gerade Zeuge davon, wie du den dunklen Herrscher dazu überredet hast, zu sterben?"

Harry musste unweigerlich grinsen, doch er wählte seine Worte mit Bedacht: "Nun... gestorben hatte ich ihn schon, doch ja, ich habe ihm die Angst davor genommen, weiterzugehen."

Sirius' Stimme wurde ernst. "Du bist wirklich der größte Zauberer, dem ich je begegnet bin."

Harry zuckte mit den Schultern und schwieg. Schließlich fragte er: "Also bist du in der Lage gewesen, etwas wahrzunehmen?"

"Ein bisschen", antwortete Sirius. "Mal mehr, mal weniger. Aber du bist der Erste, den ich auf mich aufmerksam machen konnte."

"Vermutlich, weil ich so intensiv an dich gedacht habe", mutmaßte Harry. "Ich habe mich gefreut, dich endlich wieder zu sehen. Merlin, ich war so kurz davor, durch dieses Tor zu gehen! Was, wenn du es nicht geschafft hättest, mich zu rufen?"

"Dann wärst du jetzt bei Lily und James und würdest dich wundern, wo zum Teufel ich stecke und schließlich zu dem Schluss kommen, dass ich doch nicht tot bin und dir am liebsten in den Arsch beißen wollen."

"Vermutlich", murmelte Harry.

"Wie lange bin ich eigentlich schon hier?"

"Zwei Jahre."

Sirius stöhnte. "So fühle ich mich auch. Wenn ich mich nur bewegen könnte!"

"Sirius, ich..."

"Harry, es ist gut. Hier ist es gar nicht so langweilig, wie du denkst. Die Selbstgespräche, die manche vor dem Weitergehen führen, du würdest es nicht glauben. Manchmal kommen auch mehrere Leute her, die gleichzeitig gestorben sind, dann wird es richtig interessant. Aber das Beste war definitiv deine Hobbylektion in Psychologie für klein Tom." Sirius' Stimme klang beinahe vergnügt, wurde jedoch sofort wieder ernst als er weiter sprach. "Irre ich mich eigentlich, oder habe ich Peter hier vorbeikommen sehen?"

"Du irrst dich nicht. Er starb letztes Jahr, als Voldemort mich mal wieder in die Finger bekommen hatte. Er hat sich erinnert, dass er mir sein Leben verdankte und ist mit mir geflohen. Ich erinnere mich kaum daran, ich war mehr tot als lebendig und hatte mit dem Leben eigentlich schon abgeschlossen. Irgendwie hat er mich nach Hogwarts geschleift, dann ist er selbst zusammengebrochen, hat fürchterliche Krämpfe bekommen und ist gestorben, noch bevor ich wieder aufgewacht bin. Es war irgendein Gift von Nagini, das er täglich einnehmen musste, um am Leben zu bleiben. Damit hatte Voldemort verhindern wollen, dass er erneut die Seiten wechselt. Peter wusste, dass es sein Ende war, doch er hat mich trotzdem gerettet. Er hat seine Schuld getilgt. Kurze Zeit später haben sie dich für schuldfrei erklärt." Harry seufzte. "Ein wenig spät vielleicht."

"Das ist gut", erwiderte Sirius nachdenklich und erst als er weiter sprach, begriff Harry, dass er immer noch von Pettigrew redete. "Er wirkte so ruhig, so friedlich. Überhaupt nicht mehr gehetzt. Mundungus war auch hier. Zusammen mit Arabella?"

"Ja, er war gerade auf seiner Wir-beschützen-Harry-Schicht und beim Teetrinken, als ihr Haus in die Luft gejagt wurde. Es war der gleiche Fluch, wie der, mit dem Peter damals die Straße hochgejagt hat. Es hätte eigentlich mich erwischen sollen, da sie mich Arabellas Haus hatten betreten sehen. Ich hatte aber eigentlich Apparationstraining und war gerade ein paar Sekunden davor in den Grimmauld Platz verschwunden. Als ich zurückkam stand ich plötzlich inmitten eines riesigen Trümmerhaufen." Harry verstummte. Bei der Erinnerung wurde ihm immer noch übel.

Sirius tat es in der Seele weh, Harry so zu hören. Soviel hatte dieser junge Mensch erleben und mit ansehen müssen, wo doch seine größte Sorge die NEWT-Prüfungen sein sollten, und die Frage, ob die Ergebnisse für eine Aurorenkarriere reichten oder nicht! Und in den letzten zwei Jahren hatte er ihm nicht einmal zur Seite stehen können! Er zögerte, bevor er seine nächste Frage stellte, doch er musste auch Antworten haben!

"Und... und Arthur Weasley und sein Sohn?"

"Percy? Beide bei einem von Voldemorts größeren Übernahme-Versuchen auf das Ministerium gestorben, sie haben gekämpft wie die Helden. Orden der Merlin, erster Klasse und eine großzügige Witwenrente", antwortete Harry dumpf. Arthurs Tod war ein heftiger Schock für ihn gewesen, nicht nur, weil Harry seit dem Anschlag auf Mrs Figg bei den Weasleys wohnte.

"Und... und Snape?"

"Professor Snape? Das war fast so unnötig wie dein Tod, Sirius! Sie nennen es 'friendly fire'."

"Friendly fire?", wiederholte Sirius irritiert.

Harry nickte. "Wo fange ich an? Du musst wissen, dass die neue Zaubereiministerin, Amelia Bones, Halbblüterin ist und deshalb sowohl Ahnung, als auch Kontakte zur Muggelwelt hat. Sie hat einige... unheilige Allianzen geschlossen, ohne die wir diesen Krieg nie hätten gewinnen können. Ja Sirius, du hast mich richtig verstanden, Muggelmilitär", beantwortete er die unausgesprochene Frage seines Paten. "Kombiniert mit Magie. Sie haben die letzten Riesen Europas mit Kampfbombern vernichtet, nur eine Handvoll hat sich unserer Seite angeschlossen. Die Vampire haben sie mit Hubschraubern angegriffen und mit Maschinengewehren niedergemäht, aber vorher haben die Ministeriumsleute die Projektile in reines Silber verwandelt. So ziemlich allen dunklen Kreaturen in Voldemorts Diensten erging es ähnlich und so konnten sich die Auroren um die Dementoren kümmern. Die Aktion Mugglemagic hat nur vierundzwanzig Stunden gedauert und alle beteiligten Muggel haben eingewilligt, dass ihr Gedächtnis danach verändert würde, sogar der Premierminister. Diese Kombination ist einfach zu machtvoll und zu gefährlich und es gab jede Menge diplomatisches Hickhack. Die Muggel wollten zuerst nur unter der Bedingung eingreifen, dass die Zauberergemeinde sich outet und dagegen ist die internationale Zauberergemeinschaft Sturm gelaufen, doch irgendwann ist die Situation so bedrohlich geworden, dass sich alle Parteien zusammengerauft haben und so ist Mugglemagic entstanden. Und ganz ehrlich, alleine hätten wir es nie geschafft. Erst Recht nicht ohne Snape und Malfoy. Nein, ich meine Draco, nicht Lucius, der war seinem Meister bis zum Ende ergeben. Draco tat es seinem Paten gleich und hat für unsere Seite spioniert. Ihre Informationen haben die ganze Aktion Mugglemagic erst möglich gemacht. Diese Muggel-Spezialeinheiten sind echte Profis, sie töten ohne mit der Wimper zu zucken."

Harry schauderte. "Und das ohne Worte oder dunkle Flüche und sehr viel schneller als selbst Voldemort reagieren konnte. Zielen und Abdrücken, und wieder ist ein Menschenleben ausgelöscht."

Harry erzählte nun rein mechanisch, ohne Emotionen. "Sie sind mitten in eine Generalversammlung der Todesser geplatzt. Das Gelände war zwar mit einem Schild gegen Apparation und Portschlüssel und alle anderen magischen Arten des unerwünschten Eindringens abgesichert, aber nicht gegen Kampfhubschrauber aus der Luft, erst recht nicht, wenn sie lautlos und unsichtbar sind. Sie sind rein und haben Tränengas verteilt, ein paar Verwirrflüche seitens der Zauberer dazu, und die Todesser hatten praktisch keine Chance. Nur Voldemort konnte mit ein paar Getreuen entkommen und er hat sich dann in einem Muggelhaus versteckt, das wohl so was wie eine letzte Zufluchtsstätte war und dort habe ich ihn dann aufgespürt.
Ach ja, und Snape ist wohl in dem ganzen Durcheinander bei Mugglemagic von einem unserer eigenen Leute erschossen worden, aus Versehen, weil der Zauber, der ihn eigentlich für unsere Seite kennzeichnen sollte, anscheinend durch einen Verwirrungsfluch neutralisiert worden ist. Also wurde er ganz am Ende, als eigentlich schon alles vorbei war und er sich die Maske abnehmen wollte, von einem Soldaten erschossen. Das nennen sie 'friendly fire'. Wenn sie aus Versehen ihre eigenen Leute töten.

So, jetzt kennst du die Geschichte, jedenfalls so, wie Tonks sie mir erzählt hat. Sie war danach - so anders. Es muss grauenhaft gewesen sein. Das war vor zwei Wochen."

Eine Weil schwiegen sie beide.

Schließlich sprach Sirius: "Wenigstens ist der Krieg jetzt vorbei. Schade, dass wir es nicht mehr erleben dürfen. Dann werden ab jetzt hoffentlich weniger Leute hier vorbeikommen. Weißt du, ich fing schon an, etwas genervt zu sein, in letzter Zeit waren es so viele."

Er hatte versucht, scherzhaft zu klingen, doch es war ihm gründlich misslungen. Sie schwiegen wieder. "Wie geht es Remus?", fragte Sirius plötzlich. Harry grinste. "Moony? Der ist jetzt Werwolfbeauftragter im Ministerium."

"Du machst Witze!"

Harry lachte. "Nein, mache ich nicht. Der Posten wurde unter unserer neuen Ministerin neu geschaffen. Er kümmert sich um alle Dinge, die zu dem Thema anstehen, leistet Aufklärungsarbeit in der magischen Bevölkerung um Vorurteile abzubauen, ist Ansprechpartner für Werwölfe im Ministerium und vertritt ihre Interessen und er ist dabei, langsam die vielen diskriminierenden Gesetze von Fudge, Umbridge und Co. niederzureißen."

"Es muss befriedigend für ihn sein, endlich respektiert zu werden und mit seiner Arbeit auch noch für die Sache der Werwölfe einzutreten. Das ist gut. Von so etwas hat er immer geträumt... Harry?"

"Ja?"

"Bitte sag Lily und James einen Gruß von mir. Und richte ihnen aus, dass... dass ich noch nicht weiß, wann ich nachkommen werde."

Harry fuhr auf. "Denkst du etwa, ich lasse dich hier einfach so liegen? Das kommt nicht in Frage!" Harry war laut geworden.

Sirius erwiderte genauso heftig: "Aber was willst du denn tun, Harry! Glaubst du, mir gefällt die Vorstellung, auf ewig in dieser Zwischenwelt festzusitzen, mehr tot als lebendig?"

Harry zögerte.

"WAS?", kam es von seinem Paten.

"Ich könnte..."

"Ja?", fragte Sirius, nun wirklich neugierig.

"... dich töten", vollendete Harry seinen Satz langsam.

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AN: Zu diesem Kapitel hier: Das ist der Grund warum ich angefangen habe, diese FF zu schreiben! Seit ich den 5. Band gelesen habe, habe ich genau das befürchtet: Dass Sirius lebendig im Totenreich begraben ist! Dass es nicht das Totenreich, sondern die Zwischenwelt sein muss, diese Erkenntnis verdanke ich meiner Kusine in Atlanta #einmal über den Atlantik wink#, ihr an dieser Stelle ein dickes DANKE! Bei Beginn der Sommerferien habe ich dann plötzlich begonnen, diese Idee mit einigen anderen zu verknüpfen, die mir seit OotP nicht mehr aus dem Kopf gehen, und voilà, nach zwei Tagen Zögern habe ich angefangen zu schreiben. Und es scheint euch zu gefallen #freu#. Danke an euch und bis morgen!

Jo Lizard