A/N: Der Prolog wird auch der Epilog sein. Danach wird es eine Fortsetzung geben. Aber erstmal danke an die Reviewer! Wie ihr vielleicht gemerkt habt, sind alle Kapitel neu hochgeladen. Das hat den Grund, dass ich es zu durcheinander fand. Dieses Kapitel hat Echidna Drake verfasst und ich danke ihr sehr dafür.
Reviewantworten:
kathi: Und du kannst es doch. Vielen Dank, dass du das getan hast. Ich hoffe, du schreibst noch weitere Kapitel für diese FF. Kiss
Aisa: Es freut mich, dass du meine FF´s liebst. Denn ich finde deine ebenfalls wunderbar und lese sie immer wieder gerne! umarm
Silverfox: Ich hab´s sofort geändert. Danke für den Tipp!
Neo-Ai: Nein, sie wird nicht verbluten. Und natürlich schreiben wir weiter! hug
Vamp: Ähem, ja.gg
Kapitel 1 Mondäner Alltag.
Alles wie immer, nichts
hatte sich gebessert... es war wie gestern... oder vorgestern... es
war genau, wie all die trostlosen Tage zuvor.
Zeit war es, was
sie nicht wollte. Zeit war es, was ihr zu schaffen machte.
Denn
plötzlich war da Zeit zum Nachdenken... über Sinn und
Unsinn, über die Welt, über das Leben.
All die Jahre
hatte sie für ihre Freunde gelebt. War nur da gewesen, um ihnen
beizustehen. Hatte ihnen geholfen, sich um sie gekümmert.
Wenn
sie nur an Harry dachte; ihm ging es so schlecht... er war es wert,
dass sie ihre kleinen Sorgen verdrängte.
Die ständigen
Streitereien ihrer Eltern, den Leistungsdruck, den sie ihr machten,
die Tatsache, dass sich niemand wirklich um sie kümmerte, ob
bewusst oder unbewusst. Sie war einfach da, wenn man sie brauchte,
doch umgekehrt, war da niemand. Denn niemand merkte etwas.
Und
kleine Sorgen werden groß, wenn man sie vergisst...
Bereits
an diesem Sommermorgen schien die Sonne heiß durch das Fenster,
doch Hermine kramte einen dicken Wollpullover aus ihrem
Kleiderschrank, streifte schnell ihr Pyjamaoberteil ab und zog sich
ebenso schnell den Pulli über den Kopf. Bloß nicht
ansehen, dann würde der Schmerz vielleicht nicht zurückkommen...
Vergebens, diese Qualen waren allgegenwärtig.
Unten in
der Küche hörte sie ihre Eltern streiten.
Hermine
verstand nicht, warum sie sich nicht scheiden ließen. Seit sie
sich erinnern konnte, schienen ihre Eltern sich zu hassen. Ein
liebevolles Lächeln in der Öffentlichkeit, aber die Faust
ins Gesicht, wenn sie Zuhause waren.
Wieder einmal dachte sie
darüber nach. Die Ausweglosigkeit, die sie spürte, die
Sinnlosigkeit des Alltags, mit dem sie nicht klarkam, die Unfähigkeit
zu weinen, weil schon zu viele Tränen vor langer Zeit vergossen
worden waren. Das Gefühl, so viele Schmerzen erlitten zuhaben,
dass sie regelrecht gefühllos war.
All dies konnte
manchmal dazu führen, dass sie sich selbst verletzte, um zu
fühlen, dass sie noch am Leben war. Der Schmerz des Augenblicks
machte ihr das eigene Ich bewusst und rief Erinnerungen wach an
Gefühle, die sie längst verschüttet geglaubt
hatte,
Hermine ging zur Tür und verschloss sie, dann
kramte sie in der untersten Schreibtischschublade und holte eine
kleine metallene Schachtel hervor. Sie konnte sich noch erinnern, die
einst von ihrer Tante erhalten zu haben. Eine liebe Geste.
Auf
dem Deckel war ein Comic von einem Mädchen mit einer Maske, dass
ein Pferd am Halfter führte und darüber war die Aufschrift
"Mit dir kann man Pferde stehlen" zu
lesen.
Pfefferminzbonbons hatte die Dose einst enthalten.
Hermine öffnete die Schachtel, noch immer roch es darin frisch
nach den Bonbons... doch waren diese nicht mehr enthalten.
Sie
starrte den Inhalt der Schachtel für einige Sekunden an, dann
griff sie herein und holte eine kleine silberne Rasierklinge heraus.
Die scharfe Kante war bereits abgestumpft und an den Rändern
klebte Blut, also entschloss sie sich, eine der anderen enthaltenen
Klingen zu benutzen.
Zögerlich krempelte sie ihren
rechten Ärmel hoch. Der Arm war einst, vor vielen Jahren, von
feinen weißen Narben bedeckt gewesen... damals hatte sie
geglaubt, aufhören zu können, doch nun ragten große,
rosa glänzende Narben von ihrer Haut auf, die sich überkreuzten,
hässliche Muster bildeten, die für sie wunderschön
schienen.
Langsam und mechanisch legte sie die Klinge an einer
freien Stelle auf ihrem Unterarm an.
Dann presste sie das
kalte Metall in ihrer Haut und überlegte, ob sie es tun sollte.
Sie müsste die Klinge nur ein klein wenig nach links oder rechts
abziehen, um es zu fühlen... den Schmerz, die Kontrolle über
ihren eigenen Körper und ihre Emotionen.
Sie drückte
fester zu. Blut quoll aus der Haut hervor; sie zog die Klinge nach
unten ab und spürte ein hässliches Reißen.
Es
tat weh, aber vielleicht war dieser Schmerz das Einzige, was sie in
diesem Moment noch daran hinderte, wirklich den Verstand zu
verlieren. Sie klammerte sich mit aller Macht an diesen Schmerz, denn
der Schmerz war etwas Reales, ein Teil der Welt, den sie begreifen
und anfassen konnte, nicht das mahlende Chaos, dass dahinter
lauerte.
Sie reinigte die Klinge mit einem Taschentuch und
legte sie behutsam in die Schachtel zurück.
Die
Klinge... die ihr so treue Dienste leistete, die ihr regelmäßig
half, ihre Seelenqualen zu vergessen.
Schmerz treibt jeden
Schmerz heraus.
Hermine ging gemächlich zu ihrer
Anlage und legte eine CD ein, die sie in dieser Stimmung oft hörte.
Aus den Lautsprechern erklang eine leise Stimme...
"I
hurt myself today to see if I still feel...". Sie drehte die
Musik lauter, summte leise die Melodie des Liedes, während eine
einsame Träne an ihren Wangen herab lief.
"I
focus on the pain, the only thing that's real..."
Aus
dem kleinen Rinnsal aus Blut in ihrem Arm war ein wahrer Fluss
geworden. Das warme Blut lief ihren Arm herab, tropfte dickflüssig
auf ihre Jeans und teilweise auch auf die weißen Fließen
in ihrem Zimmer.
Sie bewunderte den rot/weiß Kontrast
eine zeitlang, bis sie ein Taschentuch nahm und es auf die Wunde
legte, die anscheinend tiefer war, als sie beabsichtigt hatte. Binnen
kurzer Zeit hatte sich ein großer ovaler Blutfleck auf dem
weißen Stoff gebildet.
...tbc...
