Hallo meine liebern Leser, erst einmal eine Entschuldigung. Ich weiß es ist Montag, nicht Sonntag wie versprochen... aber ich war gestern bis Mitternacht arbeiten und bin dann wie ein Stein ins Bett gefallen...
Es wird hier höchste zeit, dass ich mich mal für eure Reviews bedanke:
Einen gaaaaaaaaaaaaaaaaanz dicken Knuddler für meine treusten Reviewer CallistaEvans und Angel-of-Mystic.... Ihr seid soooooo lieb
McAbe, Moin und Miss Hypocrisis welcome to my story!
Allen anderen, die mir zu den letzten Kapiteln gereviewt haben, auch ein ganz herzliches Dankeschön. Umso mehr Reviews ich kriege, desto schneller fühle ich mich wieder an meinen Rechner getrieben. Wer von euch ist denn eigentlich noch dabei?
So und das wollte ich auch schon immer schreiben: Lieber Schwarzleser, drücke doch bitte den kleinen blauen Knopf unten in der Ecke und hinterlasse mir einen ganz kleinen Kommentar... klitzeklein? ... winzig?
Jetzt aber zur Story: ich dachte es wurde höchste Zeit mal wieder fies zu werden ï
12. Cathrins Schicksal
Hände, die nach ihr griffen. Schreie, die sie verfluchten. Ihr Atem raste, ihr Blut pulsierte. Sie musste fort, sie musste fliehen. Und dann spürte sie es. ER war dar. Sie konnte spüren, wie sein eisiger Atem alles Leben ringsum erstickte. Ein Fluch warf sie zu Boden. Und dann war er da. Sie sah nicht mehr als einen Schatten. „Da bist du also", sagte eine Stimme, die ihr in Mark und Bein schnitt, sie erschaudern ließ. Und was sie dann traf, war Schmerz...
Mit einem Schrei schreckte Hermine aus dem Schlaf hoch. Ihr Atem raste, ihr Blut pulsierte. Sie konnte es spüren: Seinen eisigen Atem, seine Hände, die nach ihr griffen. Hermine blieb die Luft weg, sie versuchte erneut aufzuschreien, aber kein Ton kam über ihre Lippen. Ihr wurde schlecht und sie sprang aus dem Bett auf, um zur Toilette zu rennen. Doch kaum war sie auf den Beinen, konnte sie sich nicht mehr bewegen. Sie begriff nicht. Angst, Angst... Hermine sah sich verzweifelt um. Sie erkannte den Schlafsaal in Hogwarts, noch immer in der Weihnachtsdekoration des Vortages. Aber dazwischen waren schattenhaft Bilder, Bilder des Schreckens und der Finsternis. „Da bist du also."Wieder diese Stimme. Sie kannte sie und kannte sie doch nicht. Sie tat weh, sie zerstörte. Erneut wollte Hermine schreien, doch sie bekam keine Luft. Verzweifelt klammerte sie sich am Pfosten ihres Bettes fest. Dann sackte sie in die Knie. LUFT! Dachte sie. Aber sie konnte nicht atmen, Angst... Angst....
Die Schwärze umfing sie sacht wie ein behutsamer Schleier.
„Miss Granger, können sie mich hören?"Vorsichtig blinzelte sie gegen das grelle Licht.
„Können sie mich hören?"
„Wo bin ich", flüsterte Hermine. Sie fühlte sich erschöpft, als ob sie die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Etwas Seltsames war passiert, aber sie wusste nicht mehr genau was... es war...
„Auf der Krankenstation."
„Was ist passiert?"Langsam öffnete sie die Augen.
„Sie waren ohnmächtig... wahrscheinlich etwas viel gefeiert gestern, wie?"fragte Madam Pomfrey mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Feiern? Nein das war es nicht gewesen. Es war... ANGST! Erneut schnürte ihr etwas die Kehle zu und das Atmen fiel ihr schwer. ANGST!
„Miss Granger?"
ANGST!
„MISS GRANGER!"
AAAAAAAAAAAAAAANGST!
Dann war es vorbei. Hermine sah Madam Pomfrey verwirrt an.
„Was war das eben, Miss Granger?"
„Ich ... ich hatte Alpträume... und mir war schlecht", sagte sie leise. Madam Pomfrey sah sie besorgt an. „Ich glaube ich hatte einfach zu viel getrunken", fügte sie schnell hinzu. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie nicht mit Madam Pomfrey darüber sprechen sollte.
Madam Pomfrey nickte. „Das habe ich mir fast gedacht... aber das werden sie schön alleine auskurieren, vielleicht achten sie das nächste Mal dann besser auf sich."
Hermine senkte beschämt den Blick. Doch innerlich lächelte sie. Sie war froh, dass die Medi-Hexe keine weiteren Nachfragen stellte.
Langsam stand sie auf. Irgendwer hatte ihre Sachen bereit gelegt, vermutlich eines der Mädchen aus ihrem Zimmer. Hermine zog sich an, band achtlos ihr Haar zusammen und verließ die Krankenstation. Vielleicht würde das Frühstück die Übelkeit vertreiben. Denn Alkohol hatte sie keinen getrunken.
Hermine kniff die Augen zusammen als sie die Halle betrat. Das Licht erschien ihr an diesem Tag viel zu hell. Vom Gryffindor-Tisch winkten Harry und Ron ihr zu. Schweigend ging sie zu ihnen, schweigend setzte sie sich.
„Hi Mione, was war denn los? Du warst auf der Krankenstation?"
Oh je, da war sie: Die Frage. Sie hätte damit rechnen müssen, sie hätte sich eine Ausrede einfallen lassen sollen. Sie konnte ihnen schlecht sagen, dass sie schlecht geträumt hatte. Ron würde sie für verrückt halten und Harry würde sich unnötige Sorgen machen. Er würde glauben, dass der Traum etwas bedeutete, aber das tat er nicht. Nein! Oder doch?
„Ähm... ich ... mir ging es nicht so gut."
„Du arbeitest zu viel, Mione. Wie immer", sagte Ron und grinste.
Das war es. Das war die Ausrede!
„Äh... ja so etwas sagte Madam Pomfrey auch."
Sie war eine Lügnerin. Und langsam entwickelte sie dabei eine Perfektion. Sie wurde nicht einmal mehr rot und es gelang ihr sogar den Menschen in die Augen zu sehen, während sie log. Es war schlecht und es war falsch, aber was blieb ihr anderes übrig? Sie konnte ihr Geheimnis niemanden anvertrauen und selbst der geringste Hinweis... es war zu gefährlich... für sie, für Cathrin, für Severus. Severus! Er saß wie immer mit finsterer Miene am Lehrertisch und schien niemanden zu sehen. Aber das war nicht er. Er war anders...
„Mione, ich rede mit dir..."
Hermine blickte verwirrt zu Ron.
„Entschuldige, aber ich bin so furchtbar in Gedanken. Ich fürchte ich habe in letzter Zeit zu wenig Schlaf bekommen und außerdem muss ich ständig an die Prüfungen denken."
Wieder eine Lüge.
„Du musst dir doch keine Sorgen machen. Echt nicht!"
Hermine nickte ohne ein Wort zu sagen. Dann nahm sie ihre Tasche und stand auf. Es war höchste Zeit zu Verwandlung zu gehen. Es reichte, dass sie in letzter Zeit so oft unaufmerksam war, da musste sie nicht noch zu spät kommen.
Hermine stützte ihren Kopf auf ihrer Hand ab. Warum musste ausgerechnet heute Theorie behandelt werden? Wiederholungen für die Prüfung. Von Sekunde zu Sekunde spürte Hermine die Müdigkeit mehr. Sie quälte sie. Ihr war, als hätte sie die habe Nacht nicht geschlafen. Aber sie hatte geschlafen, sogar sehr fest, bis zu diesem Traum und danach... konnte Ohnmacht einen erschöpfen? Hermine gähnte. Warum hielt sie keiner wach? Immer wieder fielen ihr die Augen zu, immer wieder riss sie sie entsetzt auf. McGonagall hatte nichts gemerkt. Erleichterung! Wach bleiben, dachte Hermine, einfach nur ein bisschen wach bleiben... und schlief ein.
Der Wald war dunkel und leer. Kein Tier schien sich in ihm zu leben und die Stille erinnerte sie mehr an eine Gruft, als an einen Wald. Sollten nicht ein paar Blätter rascheln, ein paar Zweige unter ihren Schritten knackend zerbrechen? Doch alle Geräusche schienen von der merkwürdigen Stille verschluckt zu werden. Hermine lauschte in die Dunkelheit hinein. Da war nichts, nicht ein Ton. Hermine wollte rufen, doch sie traute sich nicht aus Angst die Stille könnte auch ihre Stimme verschlingen. Hermine versuchte zu spüren, was um sie war. Nichts, sie konnte nichts fühlen, außer tiefe Finsternis und... Angst. Etwas schnürte ihr die Kehle zu. Ein Gefühl, dass ihr plötzlich seltsam bekannt vorkam. Plötzlich begann sich alles zu wandeln. Der letzte fetzen Leben wandelte sich in Tod, die Bäume wurden zu Stein und die Weite des Waldes wurde vertrieben von der Enge der Gruft. Hermine erschauderte, sie wollte fort, doch sie konnte sich nicht rühren. Und dann erblickte sie es. Ein lebloser Körper lag zusammen gesunken in einer Ecke des Raumes, Blut... überall war Blut. Entsetzt wollte Hermine sich abwenden, doch es gelang ihr nicht die Augen zu schließen. Ein Traum... etwas schrie in ihr... ein Traum. Das braune Haar bildete leichte Wellen in der Blutlache. Und plötzlich begriff Hermine...
„MISS GRANGER!"
Hermine schreckte mit einem Entsetzensschrei hoch.
„Was fällt Ihnen ein im Unterricht zu schlafen?"Professor McGonagall funkelte sie wütend an.
„Entschuldigen Sie", sagte Hermine leise,
Wo war sie, noch immer schienen sich ihre Gedanken zu drehen. Es war so real, so echt. Die Träume waren so furchtbar... so greifbar.
„Entschuldigen, Miss Granger?"
Hermine wurde plötzlich übel Was wenn es kein Traum war? Was wenn es ein Zeichen war? Was wenn Trelauny Recht hatte und man aus den Träumen die Zukunft lesen konnte? Hermine spürte wie die Galle in ihr aufstieg und sie sprang von ihrem Stuhl auf. Hermine rannte aus dem Klassenraum, beachtete nicht die Rufe von McGonagall, nicht die seltsamen Blicke ihrer Mitschüler und Ron, der versuchte sie fest zu halten.
Hermine rannte den Gang hinunter, ihre Schritte hallten auf dem Steinboden wieder, ihr Herz raste und in ihren dröhnte es. Schwungvoll stieß sie die Tür zur Mädchentoilette auf und rannte in eine der Kabinen. Ihr war so furchtbar schlecht, ihr Magen schmerzte und ihr Kopf drohte zu explodieren, so rasten die Gedanken und Bilder in ihm. Hermine klammerte sich an den Rand der Toilette, der Magensaft schmeckte bitter in ihrem Mund. Schweiß vermischte sich mit Tränen.
Schwer atmend lehnte sich Hermine zurück an die Tür der Toilettenkabine. Noch immer drehte sich alles. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie verstand es nicht. Was hatte dieser Traum zu bedeuten? Er war zu real, um ihn einfach beiseite zu schieben. Die Angst war zu real. Hermine zitterte. Es durfte nicht wieder beginnen. Nicht wieder diese Schwäche, diese Angst, die Verzweiflung. Es musste aufhören, vorbei sein... Ihr Herz schlug schmerzhaft gegen ihre Brust.
„Hermine, bist du hier drin?"
RON! Was wollte er hier? Warum ließ man sie nicht einfach in Ruhe?
„Mione, ich weiß, dass du da bist... rede mit mir."
Warum musste er ihr hinterher kommen? Er verstand nicht, würde sie nie verstehen. Wie sollte er auch. Sie verstand sich selbst nicht. Wochen lang hatte sie gedacht sie habe sich unter Kontrolle und dann DAS!
„Ich komme gleich, Ron", schniefte sie.
Mühevoll richtete sie sich auf. Der Schwindel war weniger geworden und ihr Magen schien sich nicht mehr bei jeder Bewegung umzudrehen. Aber eines war geblieben: Die Angst!
Langsam drückte sie die Türklinke hinunter und schob die Kabinetür auf. Ron stand in der Mitte des Raumes und starrte sie an, doch ihr Blick entdeckte etwas anderes: McGonagall, die mit verschränkten Armen in der Tür stand. Hermine starrte zu Boden. Sie wusste nicht welche Anwesenheit ihr Unangenehmer war, welchen Fragen sie lieber ausweichen würde.
„Mione, geht es dir nicht gut?"Ron legte eine Hand auf ihr Schulter, eine warme und weiche Hand, die die Angst für einen Moment aus ihrem Körper trieb.
„Es geht schon wieder", sagte sie sehr leise, „es war nichts."
„Miss Granger, warum haben sie nicht gesagt, dass sie sich nicht wohl fühlen? Sind sie krank?"
Hermine blickte erschrocken auf. McGonagalls Stimme hatte scharf geklungen, doch als sich ihre Augen mit denen ihrer Lehrerin trafen, sah sie keine Wut darin, sondern Sorge. Ihre Augenbrauen waren zusammen gezogen und ihre Pupillen blitzten auffällig.
„Ich weiß nicht so recht... vermutlich", sagte Hermine und blickte sofort zu Boden. Lügen... es waren wieder alles nur Lügen! Sie war nicht krank. Es war etwas anderes, etwas Dunkleres, Tieferes, Bedrohliches.
„Dann sollten Sie besser auf die Krankenstation gehen."
„Ich... ich glaube ich möchte lieber ein wenig raus... frische Luft wird mir gut tun."Nur nicht in die Krankenstation. Madam Pomfrey würde Verdacht schöpfen. Man würde sie wieder für verrückt halten und alle würden wieder voll Sorge um sie herum wuseln. Sie wollte das nicht. Sie wollte einfach wieder normal sein. Einfach wieder Hermine.
„Soll ich dich begleiten, Mione?"fragte Ron zärtlich und für einen Moment war Hermine versucht das Angebot anzunehmen, aber er würde nur wieder Fragen stellen, er würde keine Ruhe geben, bis...
„Nein", sagte Hermine entschlossen.
Der Wind wehte ihr kühl in das Gesicht und der Schnee knirschte bei jedem ihrer Schritte, als wolle er sie anklagen, dass sie diesen Frieden und die Stille störte. Am Ufer des Sees blieb sie stehen und starrte auf die vereiste Fläche hinaus. Die Kälte ließ sie frösteln und gleichzeitig tat sie ihr gut. Sie kühlte ihr Gemüt und löschte die finsteren Gedanken aus. Tief sog sie die Luft ein, achtete nicht darauf, wie die Kälte in ihre Lunge schnitt.
„Glaubst du nicht, es ist ein wenig zu kalt, um hier draußen herum zu laufen?"
Hermine zuckte zusammen. Sie hatte ihn nicht kommen hören. Sie hatte nicht geahnt, dass sie ihn hier treffen würde. Sie wäre nicht gekommen, hätte sie es gewusst.
Dort stand sie. Schön wie immer. Die braunen Locken am Hinterkopf zusammen gebunden, den Mantel eng um ihren Körper geschlungen. Sie wirkte so verloren in dieser Weite aus Eis und Schnee, so traurig und einsam, wie er sie seit langem nicht mehr gesehen hatte.
„Was tust du hier?"fragte sie leise.
„Ich habe dich von weitem gesehen und mich gefragt, was du hier tust, Hermine. Hast du nicht eigentlich Unterricht?"
„Es geht dich nichts an", sagte sie. Ihre Stimme war kälter, als die Luft, die sie umgab. Ihre Stimme tat weh, mehr, als das Eis, das sich an seinen Haaren bildete und ihm hart ins Gesicht schlug.
Langsam kam er näher. Ohne es zu wollen legte er eine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte zusammen, doch schob sie ihn nicht fort.
Seine Hand... wie hatte sie es vermisst, wie hatte sie es gefürchtet. Langsam drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an, blickte in seine schwarzen Augen, verlor sich darin. Ihre Augen wanderten seinen Körper herab, er trug nichts weiter als seine Robe und irgendetwas sagte ihr, dass er sie von drinnen gesehen hatte und ihr nachgeeilt war.
„Ist dir nicht kalt", fragte sie leise.
Er lächelte - nicht mehr. Nur dieses sanfte und warme Lächeln, das eine Erinnerung in ihr wach rief. Die Erinnerung an eine Nacht, die sie nur mit ihm geteilt hatte.
„Was tust du hier, Severus."
„Ich sah dich und konnte nicht anders, als dir zu folgen. Du... du sahst so traurig aus, Hermine."
Hermine blickte zu Boden. „Ich habe zu wenig geschlafen."
„Ist das alles?"Seine Hand umfasste sanft ihr Kinn und er hob ihren Kopf ganz leicht an und zwang sie ihn anzusehen, wieder in seine tiefschwarzen Augen zu blicken. Ja, wollte sie sagen, doch sie konnte nicht, sie konnte ihn einfach nicht anlügen.
„Ich habe Angst", flüsterte sie.
Nicht wieder Tränen, dachte er, nicht wieder diese Verzweiflung. Das hatte er nicht gewollt. War er schuld? Hatte er sie so durcheinander gebracht? Aber warum sollte sie dann Angst haben?
„Was ist mit dir los, Hermine?"
„Es wird etwas passieren... ich habe es gesehen... ich habe es im Traum gesehen... ER war da."
Hermine sah ihn mit großen Augen an. Angst spiegelte sich darin, jene Angst, die nur diejenigen kannten, die dem wahrhaft Bösen gegenüber gestanden hatten. Aber Hermine hatte das nie. Träume, was waren schon Träume? Ein Streich der menschlichen Phantasie. Nur manchmal zeigten sie mehr von der nackten Wahrheit des Universums, nur manchmal zeigten sie das, was das Schicksal vorher bestimmt hatte. Aber Hermine war keine Hellseherin. Sie hatte niemals eine Begabung dafür gezeigt.
„Es war ein Traum, Hermine, nicht mehr", sagte er beruhigend.
„Es war mehr... ich kann es noch immer spüren, hier in mir drin... es ist so nah."Hilflos deutete sie mit einer Hand auf die Stelle, an der das Herz in ihrer Brust schlug.
Er konnte nicht anders. Als er sie so dastehen sah, wusste er, dass er es tun musste. Er zog Hermine zu sich heran und umschloss sie mit seinen Armen. Hielt sie ganz sanft.
Da war es: Diese Wärme, diese Stille, die sie seit jener Nacht nicht mehr empfunden hatte. Ihr Herz schlug plötzlich schneller, jedoch nicht vor Angst. Ihr wurde flau im Magen, doch nicht vor Übelkeit. Ein Wohlgefühl durchströmte ihren ganzen Körper, liebkoste sie, einfach weil er sie hielt, einfach weil er da war, als sie ihn brauchte. Hermine sah zu ihm auf. In diesem Moment wünschte sie sich nur, dass er sie küssen möge und ihr alle Angst aussog.
Severus Snape beugte sich zu ihre herab. Seine Lippen berührten ihre Stirn. Hermine war, als würde ihr Herz stehen bleiben und gleichzeitig einen Satz machen. Erneut begann sich alles in ihr zu drehen, ein wunderbarer Schwindel erfasste.
NEIN, schoss es ihr durch den Kopf, mach nicht den gleichen Fehler noch einmal. Zeig nicht noch einmal solche Schwäche. Du liebst ihn nicht. Du DARFST ihn nicht lieben!
Hermine löste sich aus seiner Umarmung und schob ihn fort. „Ich kann das nicht", sagte sie. Dann drehte sie sich um und rannte in Richtung des Schlosses.
Traurig sah er ihr nach. Er hatte sie zu sehr bedrängt... es war sein Fehler, nicht ihrer. Wann würde er endlich einsehen, dass das keinen Sinn hatte. Sie liebte ihn nicht. Er musste es akzeptieren. Er musste.
Langsam und mit gesenktem Kopf folgte er ihr. Ihre Fußabdrücke zeichneten sich im weißen Schnee ab, doch diese Spuren schienen nicht zu ihr zu führen, so lange er ihnen auch folgte. Er würde sie verlieren. Endgültig!
Die Tage vergingen wie im Flug, die Nächte wollten nicht enden. Dunkle Augenringe bildeten sich unter Hermines Augen und es fiel ihr von Tag zu Tag schwerer wach zu bleiben. So sehr Hermine es auch versuchte, sie konnte die Träume nicht verdrängen. Die dunklen Qualen hinderten sie in der Nacht am Schlafen und verwirrten am Tag ihre Gedanken. Noch konnte sich Hermine damit heraus reden, dass sie Nachts lernte, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis sich herum sprach, dass sie oft schreiend aus dem Schlaf erwachte. Doch es gab etwas, das Hermine mehr fürchtete, als dies: Irgendwann würden ihre Träume wahr werden, irgendwann würde jemand sterben. Sie konnte es fühlen und dieses Gefühl wurde von Nacht zu Nacht stärker. Sie ahnte wer, sie spürte es tief im Herzen und es schmerzte sie. Aber sie konnte nicht darüber sprechen. Wen würde das Schicksal einer Todesserin interessieren? Wer wünschte Cathrin schon etwas anderes, als den Tod? Snape hasste sie, das Ministerium suchte sie und Hermine vermisste sie. Jeden Tag wartete sie auf einen Brief, eine Nachricht, dass sie noch am Leben war, dass sie England verlassen hatte und nie wieder kommen würde, dass sie endlich in Sicherheit sei. Aber er kam nicht. Und alles was Hermine blieb war die Angst.
Es war die Nacht zum 1. Februar, als sich Hermines Leben erneut änderte.
„Da bist du also!"Die Stimme war wie Eis. Dunkelheit und Angst! Schmerzensschreie hingen schon seit Ewigkeiten in der Luft. „Ich habe dich lange gesucht." Dunkelheit und Angst. Finstere Gestalten umgaben sie, ihre Figuren zeichneten sich scharf gegen die grauen Felswände ab. „Empfange meine Strafe, Verräterin!"Dunkelheit und Angst! Schrei, gequält, gejagt. Schreie, gebrochen, wimmernd. Schreie... überall. Dunkelheit und Angst. Angst... überall!
Hermine schreckte schreiend auf. Es war soweit. Sie wusste es. Dieser Traum war anders. Er war so viel realer... und er hörte nicht auf. Noch immer sah sie ihn, hörte seine zischelnde Stimme. Hermine hörte die Schreie, Cathrins Schreie. Tränen begannen zu laufen. Ihre Kehle war zugeschnürt, wie gerne wollte sie schreien, einfach die Angst hinaus brüllen, aber sie konnte nicht mehr. Sie brachte keinen Ton hervor, außer einem zaghaften Wimmer. Sie spürte die fragenden Blicke ihrer Zimmergenossinen, aber sie interessierten sie nicht. Alles was Hermine sah war Cathrins Gestalt, zusammen gesunken in einer Lache aus Blut. Alles was sie hörte waren Cathrins erstickende Schrei. Alles was sie fühlte war der Schmerz ihrer Mutter, die unter seinen Flüchen starb.
Hermine kletterte aus dem Bett und zog sich an. Sie griff nach den Kleidungsstücken, die ihr am Nächsten lagen. Es war die Schuluniform, die sie bereits am Vortag getragen hatte. Mit zitternden Beinen stand sie auf und suchte wankend den Weg zur Tür. Sie verließ das Schlafgemach und ihre tuschelnden Mitschülerinnen. Sie verließ die Gryffindor- Räume und strich durch die Gänge von Hogwarts.
Es kann nicht sein. Es war ein Traum, nichts geschah... es war nur ein Traum, versuchte sie sich einzureden. Sie hatte nie an so einen Hokuspokus wie Hellseherei geglaubt. Trelauny war schließlich das beste Beispiel dafür, dass es nicht funktionierte. Aber so sehr sie sich dies auch einzureden versuchte, es konnte die Angst in ihrem Herzen nicht vertreiben.
Schließlich hielt Hermine an einem Fenster und setzte sich in die Fensterbank. Gedankenverloren starrte sie in die Nacht hinaus. Es hatte wieder begonnen zu schneien und graue Wolken bedeckten den Himmel, verdeckten das liebliche Antlitz von Mond und Sternen. Es war eine sehr finstere Nacht, besonders geeignet für finstere Pläne und dunkle Taten, geeignet für diejenigen, die im Verborgenen arbeiteten. Es war die Nacht, von der Hermine nun schon so oft geträumt hatte.
Die Fetzen der Winterlandschaft begannen vor Hermines Augen zu verschwimmen. Ihre heißen Tränen tropften auf die eisige Fensterbank. Ihr Atem ließ die Fensterscheibe beschlagen. Hermine barg ihr Gesicht in ihren Händen. Es durfte nicht sein. Nicht jetzt. Nicht heute. Es war ein Traum... ein Traum... ein Traum.
Rhythmisch pochte der Gedanke in ihrem Kopf. Schlug immer wieder auf sie ein, so dass sie im Morgengrauen fast geneigt war dem zu glauben.
Unbemerkt von Hermine schlich eine dunkel gekleidete Gestalt nach Hogwarts zurück. Die Seele fast so zerrissen wie seine schwarze Robe. Schweiß und Blut rann das Gesicht herab. Angst und Verzweiflung zeichneten sein Antlitz.
Unbemerkt von Hermine kehrte Severus Snape vom verbotenen Treffen zurück, verborgen durch den Mantel seines Geheimnisses hatte er gesehen, was sie fürchtete.
Schweigend setzte sich Hermine an den Frühstückstisch, schweigend nippte sie an ihrer Teetasse. Harry und Ron beobachteten sie, Hermine konnte es spüren. Verstohlen wischte sie sich über ihre verweinten Augen. Für einen Moment war sie versucht zu Snape zu blicken, in seinen Augen die Wahrheit zu suchen, doch ihre Angst hielt sie zurück. Sie fürchtete was sie erblicken könnte.
„Miss Granger würden sie mich bitte noch vor dem Unterricht in mein Büro begleiten. Es ist sehr wichtig."
Hermine blickte auf. Hatte sie geglaubt ihr Zustand sei erschreckend, so war er doch nichts gegen den Anblick von Severus Snape. Erschöpfung und Qual konnte sie in seinen Augen lesen. Verzweiflung zeichneten all seine Gesichtszüge.
Schweigend stand Hermine auf und folgte ihm. Ron blickte hinter ihnen her, sie konnte hören, wie er Harry irgendeine Bösartigkeit über Snape zuzischelte.
Snape humpelte und Hermine erwartete, dass er jeden Moment vor Schmerzen aufstöhnte. Er sprach nicht mit ihr, sah sie nicht an, bis sie seine Bürotür erreicht hatten. Schweigend deutete er Hermine einzutreten, dann schloss er die Tür hinter ihnen. Hermine setzte sich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch. Snape blieb stehen, langsam ging er zum Fenster und sah hinaus, mit seinen Augen schien er jede einzelne Schneeflocke zu verfolgen, die aus dem grauen Himmel herab glitt.
Wie sollte er es ihr sagen? Wie ohne sie in Verzweiflung zu stürzen? Wie sollte er in Worte fassen, was er gesehen hatte. SEINE Wut war unermesslich gewesen, als Cathrin starb ohne ihr Geheimnis Preis zu geben und er und ein paar andere hatten dafür bezahlen müssen. Der Schmerz durchzuckte noch immer stoßweise seinen Körper. Das Fieber wollte nicht herab gehen, die Hitze wechselte mit einer eisigen Kälte, die die Seele zu fressen drohte. Und nun sollte er es Hermine sagen, er sollte einen Teil seines Schmerzes auf sie übertragen. Er hatte gedacht es würde ihm eine Genugtuung verschaffen die Frau sterben zu sehen, die ihn einst in die Fänge des Dunklen gebracht hatte. Jene Frau, die ihn getröstet hatte, als er vor Liebeskummer am Boden zerstört war. Jene Frau, die ihn davor bewahrt hatte sich das Leben zu nehmen, um ihn dann in eine noch größere Finsternis zu stürzen. Cathrin hatte mit seinen Gefühlen gespielt, bis er ihr erlegen war. Sie hatte ihn zu seinem Sklaven gemacht, hatte ihn erniedrigt, bis er es nicht mehr ertragen konnte und geflohen war.
Es war keine Genugtuung gewesen. Plötzlich hatte er sich dieser Frau so nahe gefühlt, wie nie zuvor. Sie liebte das was er liebte. Sie liebte Hermine. Und für diese Liebe wurde sie mit dem Tod bestraft. Doch wie sollte er das Hermine sagen, ohne sie zu verletzen.
„Sie ist tot, nicht wahr? Cathrin ist tot."Hermine leise Stimme unterbrach seine Gedanken.
Erschrocken drehte er sich um und blickte in ihre traurigen und fragenden Augen. Ihr Gesicht war blass und ihre Lippen zitterten leicht.
„Woher weißt du...?"
„Ich sagte doch: Ich träume. Ich träume es schon lange. Als ich diese Nacht erwachte, wusste ich, dass es geschehen ist. Er hat sie zu Tode gefoltert, nicht wahr?"
Snape nickte. Das brauchte er ihr also nicht mehr zu sagen. Er hätte nicht zu dem Treffen gehen sollen. Er hätte hier sein müssen. Was Hermine wohl gesehen hatte? Hatte sie gefühlt, was Cathrin gefühlt hatte?
„Wann haben sie sie gefunden, Severus?"
„Scheinbar vor ein paar Tagen."
„Warum?... Warum musste sie sterben...WARUM?"Hermine brach in einen Schrei aus.
Langsam ging er näher. Er konnte sie nicht so dort sitzen lassen. So alleine in ihrem Schmerz. Vorsichtig zog er sie in seine Arme.
„Er weiß es, Hermine... er weiß, dass er ein Kind hat."
Hermine zuckte zusammen. DAS hatte sie nicht gewusst. Davor hatte sie sich nicht einmal gefürchtet. Sie war nicht einmal auf die Idee gekommen, dass er es wissen könnte.
„Aber... wie... ich...oh GOTT!"stammelte sie und klammerte sich an Snape fest.
„Keine Angst Hermine, er weiß nicht wer du bist. Sie hat es ihm nicht gesagt. Sie hat dich geschützt, Hermine... mit ihrem Leben."
Wieso war sie nicht auf diese Idee gekommen? Wieso hatte sie das nicht eher begriffen? Hermine fühlte sich plötzlich hilfloser, als je zuvor. Cathrin war tot und Voldemort wusste es. Wie lange würde es dauern, bis er ihren Namen herausgefunden hatte? Wie lange würde es dauern, bis auch Cathrins Tod ihr Geheimnis nicht mehr verbergen konnte?
Hermine blickte Snape hilflos an. „Ich... was mach ich denn jetzt?"
Vorsichtig strich er ihr durchs Haar. Strich über ihre Wange. „Ich passe auf dich auf", sagte er, „ich werde dich beschützen, egal was es mich kostet."Doch egal wie sehr er es zu verbergen suchte, Hermine konnte den Zweifel in seiner Stimme hören.
Dann sah sie seine Hände und die Kruste von Blut, die daran klebte. „Du bist verletzt."
„Es ist nicht weiter schlimm."
Hermine umfasste seine Hände und küsste die Handflächen.
„Jetzt ist es nichts mehr", sagte er lächelnd und für einen winzigen Moment fiel die Schwere von Hermine ab. Für einen Moment vergaß sie Cathrins Schicksal.
„Ich brauche dich", sagte sie. Es war ihr egal, dass sie sich geschworen hatte es nicht noch einmal zu tun, ihn nicht noch einmal an sich heran zu lassen. Sie konnte nicht anders. Dieses Mal log sie nicht. Sie brauchte ihn, mehr als alles andere.
Sein Lächeln spendete Wärme. Sein Kuss ließ sie erschaudern. In dem Schwindel, der sie erfasste verlor sie für einen Moment die Erinnerung an die Träume. Sie vergaß Cathrins Schicksal.
Ihre Lippen, die Süße ihrer Haut, der betörende Duft. Für einen Moment schien Severus Snape zu schweben. Für einen Moment verließ ihn der Schmerz. Für einen Moment vergaß er Cathrins Schicksal.
Es gab nur sie zwei. Es gab nur diesen Kuss. Dieses eine Glück.
So das war mein gemeines Kapitel und gemein geht es auch beim nächsten Mal weiter, aber... nö das verrate ich jetzt nicht. Ich hoffe, dass es dieses Mal nicht wieder irgendein Wirrwar aus komischen Zeichen gibt...
Bis nächsten Sonntag.
Gruß Esta
