Begegnungen
Weihnachten
Endlich war der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien geschafft. Harriet freute sich Weihnachten zu Hause zu verbringen. Ihre Mutter hatte Remus und Harry eingeladen und beide hatten freudestrahlend zu gesagt. Harriet ging mit Mandy in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors und machte die letzten Hausaufgaben. Für Zaubertränke musste sie noch einmal in die Bibliothek. Wenn sie diesen Aufsatz fertig hat, wäre sie fertig mit ihren Ferienhausaufgaben und könnte die Weihnachtszeit genießen und lesen. Ein paar Stunden später richtete sich Harriet von ihrem Stuhl in der Bibliothek auf und streckte sich. Ihr Rücken tat ziemlich weh. Aber endlich hatte sie ihren Zaubertrankaufsatz fertig. Professor Snape hatte 1 Rolle Pergament verlangt, aber damit war sie trotz ihrer kleinen Schrift nicht ausgekommen. Es sind tatsächlich 3 Rollen geworden. Nun gut, in den Ferien würde sie das noch einmal durcharbeiten und zu Kürzen versuchen obwohl sie eigentlich nur das wichtigste aufgeschrieben hatte.
Endlich war es Zeit fürs Abendessen und Harriets Magen knurrte so laut, dass die 2 Mädchen am Nebentisch giggelten und verstohlen zu ihr rüber sahen. Harriet lächelte die beiden peinlich berührt an und packte ihre Sachen. Dann ging sie in die große Halle und aß mit viel Appetit ihr Abendbrot. Als sie fertig war kam Mandy herein. „Mensch Harriet, wo warst Du denn? Ich habe überall nach Dir gesucht?"„Warum? Ich war in der Bibliothek um meinen Zaubertrankaufsatz zu schreiben, was ist denn passiert?"fragte Harriet. „Meine Eltern haben mir eine Eule geschickt, dass ich Weihnachten hier bleiben soll, denn mein Onkel der in Afrika die Inkastätten von alten Flüchen befreit, so dass die Forscher die Räume betreten können, ist krank geworden. Mein Vater will ihn vertreten und meine Mutter möchte bei ihrem Bruder sein um ihn gesund zu pflegen. Nun darf ich hier bleiben"erwiderte sie strahlend. „Bist Du denn gar nicht traurig darüber?"fragte Harriet erstaunt. „Nur ein bisschen. Mein Vater sagt immer dass es zu Weihnachten besonders schön ist im Schloss. Es sind kaum Schüler da, man hat die ganze Bibliothek für sich alleine und das Essen soll grandios sein." Lachend vielen sich die beiden Mädchen in die Arme und gingen gemeinsam hoch in den Gemeinschaftsraum.
Severus saß in seinen Räumen und korrigierte die Aufsätze der UTZ Klassen. Immer wieder schüttelte er über so viel Dummheit den Kopf. Wie konnten die Schüler so dumm sein. Solche Fehler dürften den UTZ Klassen einfach nicht mehr passieren. Einen Moment lang dachte er an die Aufsätze von Hermine zurück. Sie waren immer eine Freude gewesen. Er brauchte selten etwas zu korrigieren. Sie hatte auch immer ihre eigenen Ideen einfließen lassen, die ihn ab und zu inspiriert haben bei der Kreation neuer Zaubertränke. Aber dies hatte er ihr nie gesagt. Die Aufsätze der kleinen Harriet waren viel versprechend und er freute sich schon auf diese Aufsätze wenn sie in einer höheren Klasse war. Vielleicht könnte er dadurch den Glauben an die Schüler wieder finden.
Plötzlich zischelte es hinter ihm im Kamin und er schreckte aus seinen Gedanken hoch. Grüne Flammen züngelten darin und er hörte die Stimme von Albus Dumbledore. „Severus, kommst Du bitte mal in mein Büro?" „Sofort Direktor"erwiderte er. Severus stand auf und verließ mit wehendem Umhang seine Räume. Als er vor dem Büro angekommen war und das Passwort gezischt hatte stand der Direktor schon hinter der Tür. „ Komm Severus. Lass uns ein wenig die Beide vertreten."Severus zog die Augenbrauen hoch, erwiderte aber nichts.
„Severus," begann Dumbledore ruhig „ich habe eine Bitte an Dich. Professor Sprout muss dringend eine Doppelschwänzige Grünlilie nach London in das Institut für Magische Pflanzen bringen. Sie kann aber hier nicht weg und somit bitte ich dich mir diesen kleinen Gefallen zu tun."„Natürlich Direktor"antwortete Severus unwillig, eigentlich hatte er nicht vor das Schloss zu verlassen, aber wenn er schon einmal in London wäre, könnte er auch gleich seinen Vorrat an Zaubertrankzutaten aufstocken. Einige gab es nämlich nicht in Hogsmed. Er musste dazu in die Nockturn Gasse. „Eine Kleinigkeit wäre da noch."sprach Dumbledore sehr leise. „Mit dieser Pflanze darf man nicht apparieren, da sie sonst ihre magischen Fähigkeiten verlieren würde."Severus sah ihn entsetzt an „Du müsstest,"fuhr Dumbledore leise fort. „morgen mit dem Hogwartsexpress nach London fahren und vom Bahnhof Kings Kross zum Ministerium gehen. Das bedeutet auch, dass Du Muggelsachen nicht vergessen darfst. Hast Du noch welche?"fragte Dumbledore interessiert. Severus vermochte nicht zu antworten, aber er nickte. Wut wallte in ihm auf. Womit hatte er verdient mit den Schülern reisen zu müssen. Das würde eine unerträgliche Fahrt werden. Dumbledores Augen funkelten amüsiert und er nickte. „Also dann, mein Lieber"schnurrte er zufrieden „komme bitte morgen früh in das Gewächshaus 2 zu Professor Sprout und hole die Pflanze ab ja?"„Sie können sich auf mich verlassen Direktor"presste Severus aus zusammengebissenen Zähne hervor. „Und Severus,"fuhr Dumbledore leise fort, „wenn Du im Institut bist überbringe bitte die Pflanze Mr. Longbottom."Severus Augen verengten sich zu Schlitzen. „Der Neville Longbottom?" Dumbledore nickte kurz und ging wieder zurück zu seinem Büro. Wütend drehte Severus sich um und verschwand in seine Kerkerräume. Das Lächeln auf Dumbledores Gesicht konnte er nicht mehr sehen.
Am nächsten Morgen fand sich Severus mit den Schülern um Punkt neun am Bahnhof in Hogsmed ein.
Harriet verabschiedete sich von ihrer Freundin Mandy und musste sich beeilen um nicht die letzte Kutsche zum Bahnhof zu verpassen. Die Kutsche rollte nun los und Harriet winkte noch einmal aus dem Fenster Mandy zu. Dann setzte sie sich auf die Bank und freute sich einfach auf zu Hause. Irgendwie war es schon komisch dass man von den Testralen keine Geräusche hörte. Sehen konnte sie sie nicht, aber ihr Pate Harry hatte sie ihr beschrieben. Man musste doch irgendetwas hören, ein Schnaufen oder ein Geklapper auf dem Weg. Harriet lauschte angestrengt, aber sie vernahm kein Geräusch außer dem Rollen der Räder.
Nun war sie endlich in Hogsmed angekommen und rannte zum Zug. Er schnaufte schon und beinahe hätte sie ihn verpasst. Als sie die erste Trittstufe erreichte rollte der Zug auch schon los, und sie beeilte sich schnell hinein zu kommen. Sie schritt den Zug ab aber es war kein Abteil mehr frei. Im letzten Abteil saß nur eine Person, aber ausgerechtet war dies Professor Snape. Harriet lief noch einmal durch den ganzen Zug, fand aber keinen Platz mehr. In einigen Abteilen waren zwar noch Plätze frei, aber zu den Leuten wollte sie sich auf keinen Fall setzten. So nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und klopfte an die Abteiltür hinter der Professor Snape saß. Mit kalten Augen sah er sie an „Miss Granger, warum belästigen sie mich?"„Entschuldigen Sie bitte Professor Snape, aber der gesamte Zug ist voll. Dürfte ich mich bitte mit in Ihr Abteil setzen Sir?"fragte sie vorsichtig. Abschätzend sah er sie an und sagte dann „Wenn sie mich die weitere Fahrt in Ruhe lassen können sie sich setzen."Erleichtert trat Harriet ein und flüsterte ein leises „Danke Sir". Harriet legte ihre Tasche neben sich auf den Sitz und holte ihren Aufsatz für Zauberkunst heraus. Sie sollte den Zauber „Wingardium Leviosa" beschreiben seine Ausübung und seine Auswirkungen. Eine Weile las sie sich ihren Aufsatz noch einmal durch und korrigierte hier und da eine Kleinigkeit. Dann steckte sie ihn wieder weg und nahm ihren Aufsatz für Zaubertränke heraus. Severus hatte sie die ganze Zeit beobachtet. Er hatte die Augen geschlossen, doch durch einen kleinen Schlitz konnte er sie beobachten ohne dass sie es gemerkt hätte. Der erste Aufsatz war schon sehr lang gewesen den sie gelesen hatte, aber dieses nun brach den absoluten Rekord. Er hatte noch nie einen Aufsatz, der Ersten Klasse, über drei Pergamentrollen gesehen, und er wusste das Harriet eine sehr kleine Schrift hatte. Meistens wendete er einen Vergrößerungszauber an, damit es ihm nicht zu anstrengend wurde diese kleine Schrift zu lesen. Für welches Fach dieser Aufsatz wohl ist. Aber es geht ihn ja eigentlich auch nichts an. Nach weiteren 2 Stunden erwachte Severus. Er war tatsächlich eingenickt. Er öffnete die Augen und sah wie Harriet über ein Buch brütete. Hin und wieder schüttelte sie den Kopf als sie mit der Feder über ihre Aufzeichnungen glitt. Nach weiteren 3 Stunden hatte Severus die Nase voll und fragte mit schneidender Stimme „Miss Granger. Warum sitzen sie seit Stunden über dem Buch? Verstehen sie irgendetwas nicht?"Harriet schreckte hoch, sie war zu tief in ihre Aufzeichnungen und dem Buch vertieft um zu merken dass Professor Snape aufgewacht war. Sie blickte hoch und sah ein höhnisches Grinsen. Sie überlegte ob sie überhaupt etwas sagen sollte, aber es ging hier immerhin um Zaubertränke und da konnte nur er helfen. Sie nahm ihren Mut zusammen und sagte „Es geht um den Zaubertränke Aufsatz Sir. Sie sagten sie wollen 1 Rolle Pergament haben. Ich weiß dass sie es nicht sehr schätzen wenn ihre Anweisungen nicht beachtet werden, aber mein Aufsatz umfasst 3 Rollen. Ich versuche ihn nun schon eine Weile zu kürzen, aber ich kann nichts weglassen. Alles ist von so großer Bedeutung dass er unvollständig wäre wenn ich auch nur einen Satz streichen würde.
Severus war für einige Sekunden sprachlos. Was konnte dieses Mädchen in 3 Rollen Pergament über dieses kleine Thema schreiben. Nun wurde er neugierig, ließ es sich aber nicht anmerken. „Miss Granger,"schnarrte er, „wie sie bereits richtig bemerkt haben, schätze ich es nicht sehr wenn meine Anweisungen nicht befolgt werden. Da wir hier aber nicht in der Schule sind schaue ich mir mal ihre Aufzeichnungen an."Harriet war so erstaunt dass sie sich nicht rührte. „Geben sie schon her."fauchte Severus. Sie gab ihm die drei Rollen Pergament und wartete gespannt auf seine Antwort. Severus nahm den Aufsatz und fing an zu lesen. Mit jedem Satz staunte er mehr. Er las eine dreiviertel Stunde und nickte oder schüttelte den Kopf ab und zu. Er war wirklich beeindruckt. Dies war der beste Aufsatz den er je gelesen hatte, und das von einer Erstklässlerin. Sie machte ihrer Mutter alle Ehre. Severus blickte auf und sah Harriet eindringlich an. „Miss Granger, ihr Aufsatz ist viel zu hintergründig. Ich wollte nur wissen wie sich die Anconitum Wurzel in dem Heiltrank auswirkt den wir besprochen haben. Sie haben aber die einzelnen Wirkungsweisen und Verwendungen des Anconitum incl. Der Wurzel erörtert. Ich würde sagen das ist am Thema vorbei. Bearbeiten Sie ihn noch einmal während der Ferien und es könnte sich noch eine passable Note ergeben." Er gab ihr die Pergamentrollen zurück und sah in ihr trauriges Gesicht.
Warum sind es immer die Gryffindors die das Fach Zaubertränke beherrschten. Konnte nicht einmal ein Slytherin in seinem Fach gut sein? Sie hatte wohl mehr von ihrer Mutter als von ihrem Vater in diesen Punkt geerbt. Der Potterjunge war nicht schlecht im Zaubertrankunterricht gewesen, aber es trennten ihn Welten von Hermine. Er sah aus dem Fenster und bemerkte dass sie jeden Moment in den Bahnhof Kings Kross einfuhren. Harriet packte den Aufsatz ein und sagte „Danke Professor Snape"und verließ mit hängenden Schultern das Abteil.
Endlich hielt der Zug an und Severus wartete bis die Schar der Schüler den Zug verlassen hatte. Dann verließ er den Hogwartsexpress. Auf den Bahnsteig sah er sich angewidert um als er die lauten Schreie der Schüler und die schrillen Begrüßungen der Mütter ertragen musste. Zuerst musste er seinen Umhang in die Tasche stecken. Es missfiel ihm sehr, aber unter den Muggeln würde er zu sehr auffallen. Als er sich auf den Weg zur Absperrung machte hörte er eine warme und herzliche Stimme, die er seit beinahe 12 Jahren nicht mehr gehört hatte.
„Harriet, wie war die Fahrt?"fragte Hermine freundlich und drückte ihre Tochter an sich. „Du musst mir alles aus der Schule erzählen, ich bin ja so gespannt."Abrupt blieb Severus stehen und drehte sich langsam um. Seine Kehle war wie zugeschnürt und in seinem Bauch rumorte es als müsse er sich gleich übergeben. Dann sah er sie. Sie war eine wunderschöne junge Frau. Ihre braunen gelockten Haare vielen sanft auf ihre Schultern und rahmten das schönste Gesicht ein, welches Severus je gesehen hatte. Wie konnte es sein, dass sie noch hübscher war als damals. Er war unfähig sich zu bewegen.
Hermine spürte einen Blick auf sich ruhen, und ihr lief ein Schauer den Rücken hinunter. Sie hob den Kopf und versteinerte. Sie schaute direkt in Severus Augen und verlor sich sofort darin. Sie konnte für einen Moment in seinen Augen Erstaunen, Bewunderung und Schmerz lesen. Dann nickte Severus kurz und verschwand durch die Absperrung. Langsam löste sich Hermine aus ihrer Starre und blickte auf ihre Tochter hinab, die sie interessiert musterte. Hermines Mund öffnete sich, schloss sich gleich darauf wieder. Nein sie würde nichts sagen. Wenn Harriet fragt würde sie antworten, aber von alleine wollte sie nicht anfangen. Harriet fragte aber nicht.
Als Hermine und Harriet zu Hause ankamen wurden sie von Harry stürmisch begrüßt. Er stürmte gleich mit vielen Fragen auf Harriet ein so dass Hermine erst einmal dazwischen ging.
„Harry, lass sie sich doch bitte erst einmal etwas ausruhen bevor du sie löcherst."Dankbar schaute Harriet ihre Mutter an und ging erst einmal auf ihr Zimmer um ihre Tasche aus zu packen. Sie mochte ihren Paten wirklich sehr, aber manchmal war er einfach nervig.
Harry kochte in der Zwischenzeit Tee, und Hermine bereitete das Abendessen vor.
Eine halbe Stunde später kam Harriet in die Küche und sah nicht mehr ganz so müde aus.
Den ganzen Abend musste sie von ihren Erlebnissen und Freunden berichten. Sie lachten viel an diesem Abend und Harry und Hermine fühlten sich manchmal in ihre Schulzeit zurück versetzt. Als Harriet endlich im Bett war saß Hermine mit Harry vor dem Kamin und schaute gedankenverloren hinein. „Was ist los Mine? Was bedrückt dich?"fragte Harry vorsichtig.
„Weißt Du, ich hatte gehofft dass Severus in all den Jahren etwas umgänglicher geworden wäre. Aber dies scheint nicht so zu sein."sie nippte an ihrem Tee „Wenigstens ist Harriet schlauer als ich und lässt ihn in Ruhe. Somit hat er keine Möglichkeit ihr weh zu tun."
„Ich glaube,"sagte Harry nachdenklich „dass Harriet damit besser klar kommt als Du."er sah Hermine in die Augen. „Was hast Du erwartet was passiert? Dachtest Du er sieht sofort wer sie ist und behandelt sie wie ein Vater? Hast Du gedacht er würde sie besser behandeln als die anderen?"Harry überlegte ob er weiter reden soll, entschied sich dann dafür „Zweifelsfrei wird er inzwischen wissen, dass Harriet Deine Tochter ist. Er wird sich fragen wer der Vater ist, und ich glaube zu wissen was er denkt."Überrascht sah Hermine ihn an. „Wieso, was sollte er schon denken?"gab sie schnell zur Antwort, obwohl sie es eigentlich auch wusste. „Na denk doch mal nach. Sie heißt Harriet, und hat schwarze Haare. Er wird denken dass ich der Vater bin, und dass Du während der Zeit in Hogwarts.... nun ja,"er macht eine Pause und Hermine sah ihn empört an. „Aber Harry das ist doch absoluter Blödsinn ich..."„Das weiß ich Mine, aber er kann es nicht wissen." antwortete Harry „Es ist mir doch egal was er denkt, nachdem was er mir angetan hat."erwiderte Hermine trotzig. „Du hast aber nie mit ihm darüber geredet oder?"Hermine schaute in seine fragenden Augen und schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte ihn danach nicht mehr wieder sehen. Es tat einfach zu weh."Traurig schüttelte Harry den Kopf nahm Hermine dann in den Arm und verabschiedete sich. „Wir sehen uns dann morgen im Büro Mine. Ach ja, ich soll Dir von Remus ausrichten, dass er übermorgen wohl etwas später kommen wird, denn er hat in Hogwarts noch irgendetwas zu tun. Vielleicht sollten wir das Essen um eine Stunde verschieben?"„Klar"erwiderte Hermine „das ist kein Problem."Sie lächelte und gab Harry einen Kuss auf die Wange bevor er nach Hause apparierte.
Hermine räumte noch schnell auf und lies das Geschirr waschen. Gott sei Dank ging das mit Magie wesentlich schneller als bei den Muggeln. Danach ging sie ins Bett, konnte aber nicht einschlafen. Ihre Gedanken hingen immer bei Severus. Dann schob sie diese unerfreulichen Gedanken beiseite und musste lächeln als sie an Remus dachte. Wie er sich doch verändert hatte seit ihrer Schulzeit. Durch die Anstellung in Hogwarts konnte er sich doch wesentlich mehr leisten als früher, und er hatte keine geflickten Umhänge mehr an. Er sah wirklich gut aus. Auch seine Gesichtszüge wirkten mindestens 10 Jahre jünger als damals. Dies lag nur an dem verbesserten Wolfsbanntrank. Severus war es wohl leid gewesen immer kurz nach Vollmond die Stunden von Remus zu übernehmen, sodass er sich an die Verbesserung des Trankes gemacht hatte. Es war ihm nach einigen Jahren gelungen. Remus hatte zwar immer noch die gleichen Schmerzen bei der Verwandlung, aber durch den Trank konnte er schon am Tag nach Vollmond wieder unterrichten. Er hatte nur noch dunkle Ringe unter den Augen, die von der Übermüdung herrührten. An den beiden Tagen, die auf Vollmond folgten, brauchte Remus nicht in der großen Halle essen, er konnte sich direkt nach seinem Nachmittagsunterricht hinlegen und hatte somit nach diesen beiden Tagen seine alte Form zurück. Seine Haare sind seit dem nicht mehr grauer geworden und seine Gesichtszüge hatten sich in den folgenden Jahren sehr entspannt. Severus war wirklich ein Meister in seinem Gebiet, und mit diesem Gedanken schlief sie endlich ein.
Severus rannte förmlich zur Absperrung um aus Hermines Bann zu kommen. Was war das nur eben. Warum konnte er sich nicht mehr bewegen. Warum war ihm so übel? Er ging über den Bahnsteig der zwischen den Gleisen 9 und 10 war und rannte direkt ein eine Muggel hinein. Die junge Frau wollte sich gerade über diese Unverschämtheit aufregen als sie sein kaltes und abweisendes Gesicht sah. Ihr Mund schloss sich wieder, sie murmelte eine Entschuldigung und verschwand. Einmal mehr war Severus froh über seine Wirkung auf andere Menschen, und scheinbar wirkte sich diese auch auf Muggel aus.
Er verließ den Bahnhof und bestieg ein Taxi. Er nannte dem Fahrer die Straße in die er wollte und während der Fahrt sah er wieder Hermine vor seinen Augen. Wie sie ihn angesehen hatte. Ihr Blick war so voller Schmerz. Aber warum fühlte sie Schmerz? Sie war doch diejenige die sich nicht mehr gemeldet hatte. Sie hatte doch seine Briefe nicht beantwortet. Sie wollte doch lieber mit Potter zusammen sein. „Sir... Siihr, wir sind da", hörte er plötzlich den Fahrer sagen. "Oh.. ja danke"murmelte Severus. „Das macht 7 Pfund Sir."Severus gab ihm das Geld und verließ das Taxi. Er sah sich um und sah dass er am falschen Ende der Straße angekommen war. Also musste er noch eine Weile laufen bis er am Institut ankommen würde.
Während des gesamten Weges versuchte er Hermine aus seinen Gedanken zu verbannen und sich noch einmal die Zutaten ins Gedächtnis zu rufen, die er gleich kaufen wollte. Einige davon waren so selten, dass man sie nur zu horrenden Preisen in der Nockturn Gasse bekommen könnte. Endlich war er angekommen. Das Institut war in einem alten Fachwerkwohnhaus untergebracht. Die Farbe war überall schon abgeblättert und die Balken hatten auch schon bessere Zeiten gesehen. Severus ging zu einer alten Zinkmülltonne und hob den Deckel ab. Er flüsterte in die Mülltonne hinein „Professor Severus Snape möchte zu Mr. Longbottom"wobei er Nevilles Namen förmlich ausspuckte. Eine Sekunde später sagte eine Stimme. „Herzlich willkommen Professor Snape, sie werden schon erwartet."Er legte den Deckel wieder auf die Mülltonne und schritt dann einfach durch diese hindurch. Nun stand er in der Eingangshalle des Institutes für magische Pflanzen und ging zum Empfangsschalter hinüber. Eine junge Hexe sah ihn verschüchtert an und sprach mit einem ängstlichen Ton „Guten Tag Professor Snape. Mr. Longbottom ist bereits auf den Weg hierher. Würden Sie bitte dort drüben Platz nehmen?"Sie deutete auf einige Stühle im Wartebereich. Severus nickte und sagte, „Danke Miss Benty"drehte sich um und ging zu den Stühlen in den Wartebereich. Miss Laurien Benty war eine Slytherin gewesen. Ein unauffälliges Mädchen. Er hatte sie während ihrer Schulzeit kaum bemerkt. Nun ja, sie hatte doch nun wohl einen guten Job gefunden. Er saß keine 2 Minuten als ein junger Mann auf ihn zukam. Severus erkannte ihn sofort und stand auf. „Guten Tag Professor Snape"sagte Neville. Severus nickte im zu und sagte in einem spöttischen Ton „Mr. Longbottom"und überreichte ihm die Pflanze.
Neville schien völlig aus dem Häuschen zu sein, als er die Pflanze begutachtete. „Endlich. Auf die Doppelschwänzige Grünlilie habe ich ewig gewartet. Professor Sprout hat sie wunderbar aufgepäppelt."und seine Augen strahlten. „M..möchten Sie eine T.. Tasse Tee P..Professor Snape?"fragte Neville vorsichtig. Severus hob eine Augenbraue und war sehr erstaunt über dieses Angebot. Seit Nevilles drittem Jahr wusste er dass er Nevilles schlimmster Albtraum war. Dann wurde er aber doch neugierig und nickte. Auf Nevilles Gesicht zeigte sich ungläubiges Erstaunen und ein wenig Freude. „Kommen sie bitte Professor, ich möchte nur eben noch diese Pflanze in mein privates Gewächshaus bringen."Severus staunte nicht schlecht als er sah dass im Institut für Magische Pflanzen 2 Gewächshäuser für Mr. Longbottom privat bestimmt waren. Sobald sie das erste Gewächshaus betraten schien Longbottom ihn nicht mehr zu registrieren. Er eilte durch die langen Gänge und Severus blieb der Atem stehen. Diese Kräuter. Er konnte es nicht glauben. Sie waren so selten, dass man sie kaum als Zaubertrankzutaten bekommen konnte. Und hier war ein riesiges Gewächshaus voll mit ihnen. So viele verschiedene Arten und Unterarten. Dann sah er dass Neville schon fast das 2 Gewächshaus erreicht hatte und beeilte sich hinterher zu kommen. Neville schob die Tür auf und trat ins zweite Gewächshaus. Severus war ihm nun dicht auf den Versen. Plötzlich machte Neville, ohne ersichtlichen Grund, einen großen Bogen auf dem Weg zwischen 2 Pflanzenreihen. Severus tat es ihm gleich. Als sie am Ende dieses Gewächshauses ankamen stelle Neville die Pflanze liebevoll auf einen Tisch und bewunderte sie. Als er Severus immer noch nicht wieder wahrnahm schlenderte dieser zu einer weiteren Reihe mit Kräutern für Zaubertränke. Auf einmal sah er Salixkraut. Dieses Kraut war so selten, dass er es noch niemals gesehen hatte. Mit diesem Kraut könnte er einige Heiltränke deutlich verbessern. Liebevoll berührte er dieses Kraut. „Wie ich sehe, haben sie eine meiner größten Kostbarkeiten gefunden Professor"flüsterte Neville stolz. Severus schrak hoch, denn nun hatte er seinerseits vergessen dass Longbottom auch noch hier war. „Mr. Longbottom, woher haben sie diese Pflanzen? Dieses Salixkraut habe ich noch niemals gesehen, so selten ist es."zischte Severus. Neville grinste „Ich bekomme einen Teil der Kräuter von Freunden in verschiedenen Ländern. Wir ergänzen uns immer wunderbar. Ich habe eigentlich immer etwas zum Tausch in meinem Bestand. In diesen Gewächshäusern sammle ich Pflanzen deren magische Fähigkeiten nicht oder nicht ausreichend erforscht sind."Der Stolz schwang noch immer in seiner Stimme mit. Severus nickte anerkennen. Er bemerkte auch dass Longbottom in diesen Häusern einen anderen Neville Longbottom war. Er war noch nicht einmal über seine eigenen Füße gestolpert, und hatte auch noch kein Mal gestottert. Hier war sein Reich, hier fühlte er sich sicher. „Kommen Sie Professor, ich mache uns Tee."und Neville verschwand in einem Nebenraum. Einige Augenblicke später saßen sie am Tisch und tranken ihren Tee, als Neville plötzlich blass wurde und erschrocken zu Professor Snape herüber sah. „Ich habe völlig vergessen Ihnen zu sagen dass Sie im Durchgang bei der 3 Pflanzreihe einen Bogen um die Mortinta pulpa machen sollen. Diese Pflanze frisst alles lebende bis zur Größe eines Elefanten."Snape grinste und antwortete „Als Sie vor mir einen, für mich unsinnigen, Bogen machten, tat ich es ihnen gleich, denn dass es gefährliche Pflanzen gibt war mir klar, auch wenn ich die Mortinta pulpa noch nie gesehen habe."Neville wurde noch blasser, aber nicht aus Schreck sondern vor Erstaunen dass Professor Snape Neville vertraut hatte es besser zu wissen. Ein Lächeln schlich sich auf Nevilles Gesicht. Sie unterhielten sich noch eine weitere Stunde über seltene Kräuter und ihre magischen Fähigkeiten. Severus musste zugeben, dass Mr. Longbottom wesentlich mehr über Kräuter wusste als jeder ihm bekannte Zauberer. Er empfand sogar so etwas wie Respekt vor Nevilles Arbeit. Gerade wollte sich Severus von ihm verabschieden als Neville sagte „wenn Sie mal einige Kräuter brauchen, zögern sie bitte nicht mir eine Eule zu schicken. Wenn ich es möglich machen kann, werde ich Ihnen gerne etwas zukommen lassen."Severus sah völlig perplex auf und blickte in das freundliche Gesicht von Neville Longbottom. Er nickte und verließ fluchtartig die Gewächshäuser. Warum war Longbottom so freundlich zu ihm. Was wollte er? Nach seiner Schulzeit auf Hogwarts konnte Severus sich nicht vorstellen dass Longbottom ihn auch nur freundlich ansehen würde, geschweige denn ihm ab und zu von diesen seltenen Kräutern etwas abzugeben. Er wollte so schnell wie möglich nach Hogwarts zurück. Der Tag war so ereignisreich dass er erst einmal Ruhe brauchte.
