Kapitel 4: Echte Freunde

Als Jack und die anderen das Wohnzimmer betraten, bot sich ihnen eine seltsame Szene. Serendipity saß auf einem Sessel, Beine über die Lehne geschwungen und blickte stur durch das große Fenster nach draußen. Die fünf Freunde sahen sich an und Jack ging dann hinüber zu dem Mädchen, ging vor dem Sessel in die Hocke und schaute Serendipity in die Augen. Doch der Blick des Mädchens war immer noch, ausdruckslos und leer. „Hey Süße, was ist los?", erkundigte er sich besorgt bei ihr. Er legte seine Hand auf eines ihrer Beine und erwartete, dass sie ihm antwortete. Doch von Serendipity kam keine Reaktion. Sie war so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie ihn weder wahr genommen, noch gehört hatte. Jack, der nach einigen Minuten immer noch keine Reaktion von dem Mädchen erhalten hatte, drehte sich zu seinen anderen Freunden um, die allerdings nur mit dem Schultern zuckten und ihn selbst fragend ansahen. Jack wusste nicht, was er tun sollte. Es war, als wenn Serendipity in einer Art Trance wäre.

Kurz darauf kam Selena herein gerannt, weil diese nun etwas zu fressen haben wollte. Als diese jedoch die anderen entdeckte, begrüßte die Hündin zuerst alle, bevor sie sich vor ihrer Besitzerin aufbaute und diese anjaulte. Serendipity schien auf diese Geräusche hin wieder in die normale Welt zurück zu kommen und stand auf, um ihrem Hund in die Küche zu folgen. Ihre Freunde sah sie jedoch nicht an und sagte auch kein einziges Wort zu ihnen. Jack ging dem Mädchen hinterher, um endlich herauszubekommen, was hier passiert war. Was hatte dieser alte Typ ihr angetan, dass sie jetzt so verstört war?

In der Küche angekommen, machte das Mädchen eine Dose Hundefutter auf und füllte den gesamten Inhalt in eine Schale, die sie danach auf den Boden stellte. Jack war im Türrahmen stehen geblieben und behielt Serendipity in Blick. „Ser, was ist hier los gewesen?", fragte er noch einmal. Wieder bekam er keine Antwort. Serendipity hatte ihm den Rücken zugewandt und blickte wieder aus dem Fenster. „Verdammt noch mal Ser, rede mit mir."Jack war nicht wütend, dass sie ihm nicht antwortete, er war besorgt. Langsam drehte Serendipity sich um und sah ihren Freund an. Ihr Blick hatte sich verändert. Er war nicht mehr ausdruckslos, sondern eine Mischung aus Erschöpfung und Trauer. „Nichts ist mit mir.", war alles, was das Mädchen heraus brachte. Das es eine einzige Lüge war, wussten beide von ihnen. „Das glaube ich dir nicht und das weißt du."Serendipity blickte nun auf den Boden und flüsterte: „Er hat mir nur gerade erzählt, dass mein gesamtes Leben eine Lüge war."Sie hatte dies so leise gesagt, dass Jack es kaum verstanden hatte und erst eine Weile überlegen musste, um den gesamten Sinn des soeben Gesagten herauszubekommen. Daraufhin ging er zu ihr hinüber und nahm sie in den Arm. „Hey Kleines, was soll das heißen?", fragte er, während er ihr beruhigend über den Rücken streichte. Serendipity zögerte erst, doch dann erzählte sie ihm, was passiert war, als er und die anderen noch nicht da gewesen waren. Der Rest des Teams versammelte sich nun auch in der Küche, nachdem sie mitbekommen hatten, dass Jack und Serendipity nicht mehr zurück kamen.

Je mehr Serendipity erzählte, umso wütender wurde sie. Wütend auf Dumbledor, Wang und auch auf sich selbst, weil sie einerseits so blind gewesen war, das falsche Spiel zu durchschauen und andererseits, weil sie den alten Mann an diesem Tag überhaupt in ihr Haus gelassen hatte.

„Es wird sicherlich eine vernünftige Erklärung dafür geben, warum Wang das getan hat. Ich meine, er wollte doch immer nur das Beste für dich?", meinte Chester nachdem Serendipity ihre Geschichte beendet hatte. „Und das Beste für mich ist, wenn man mich belügt und in eine Welt schicken will, die ich aufs Erbrechen nicht ausstehen kann?"Serendipity's Tonfall war bei dieser Frage gereizter, als sie es eigentlich wollte. Chester, der nicht wusste, was er sagen sollte hob nur abwehrend die Hände und machte einen Schritt zurück. Augenblicklich tat es Serendipity Leid, dass ihren Freund so angeschnauzt hatte und entschuldigte sich. „Wir wissen, dass es nicht leicht für dich ist, das Alles sofort zu verkraften. Und was wollte der Typ vorhin nun genau von dir? Ich meine, er ist doch nicht her gekommen, nur um dir diese Geschichte zu erzählen? Er muss doch was damit bezwecken wollen.", ergriff nun Cathrine das Wort. „Keine Ahnung, was der wirklich wollte. Bevor er zum Punkt gekommen ist, habe ich ihn rausgeschmissen." „Dann wird er sicherlich noch einmal zurück kommen.", meinte Jack nachdenklich. „Und wenn der hier ankommt, dann sind wir hier und geben dir Rückendeckung." Serendipity wollte sich nicht weiter mit diesem Thema beschäftigen und deshalb wechselte sie das Thema, indem sie die anderen fragte, was sie heute alles unternehmen wollten.

Drei Stunden später waren die Gedanken an den Morgen wie vergessen, als Serendipity mit 180 km/h über den Highway raste. Bei so was konnte sie ihre schlechte Laune immer verlieren. Es machte einfach zu viel Spaß sich zwischen den Autos hindurchzuschlängeln und dabei immer schneller zu werden. Brandon war Anfangs gegen diese Beschäftigung gewesen, weil er mehr auf Motorräder stand und lieber damit durch das Gelände gefahren wäre, aber er wurde eindeutig von den anderen überstimmt. „Don, nimm's nicht so schwer, das können wir später auch noch machen, wenn die Rush Hour wieder beginnt, dann kann man eh nicht mehr so schnell über den Highway fahren, ohne dass gleich drei Bullen hinter dir her sind.", hatte Josephine versucht ihn aufzumuntern. Cathrine hatte ihm dann noch zugeflüstert, dass es auch für Serendipity gut wäre, wenn sie jetzt das machen würden. Danach hätte sie bestimmt wieder gute Laune. Und so war es auch. Nachdem sie wieder bei Serendipity zu Hause angekommen waren, war ihre Laune wieder so gut wie immer. Chester musste dann bald gehen, weil er an diesem Tag noch arbeiten musste. „Ches, ich kann gar nicht verstehen, was du in so einem Büro eigentlich willst. Dort ist es doch stinklangweilig.", meinte Cathrine mürrisch. „Hey, ich kann mir das nicht aussuchen. Gott sei Dank hab ich nen Job bekommen. Du weißt selber, was für nen Notendurchschnitt ich hatte, als ich von der Schule bin.", versuchte Chester sich zu wehren.

Nachdem er gegangen war, verzogen sich Brandon und Josephine an die Spielkonsole und versuchten sich gegenseitig im Autorennen zu schlagen. Dabei waren oft Dinge wie „Hey das ist unfair."oder „Du spinnst wohl mich gegen die Bande zu drängen!"zu hören. „Ich verstehe nicht, warum aus denen kein Paar geworden ist.", meinte Cathrine, als sie mit Serendipity und Jack in der Küche saß. „Ich weiß was du meinst Cat, aber nicht bei jedem funkt es.", erklärte Jack und nahm einen Schluck von seinem Bier. „Ja schon, aber die Beiden passen wirklich gut zusammen. Sie sind einfach nur zu blind um das zu erkennen."Damit war auch dieses Thema wieder vom Tisch. Cathrine beugte sich nach vorne, um besser sehen zu können, was Serendipity machte. „Hey, ist das ein neues Design für den Maxima von Ches?", fragte sie, während sie über den Rand der Zeichnung schaute. Jack wurde ebenfalls hellhörig und rutschte so weit um den Tisch, dass er die Zeichnung sehen konnte. „Ja, aber es ist noch nicht ganz fertig. Und bei seinen Vorstellungen wird es wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis es fertig ist." „Ja stimmt, er will immer, dass Alles an seinem Auto perfekt ist. Allerdings glaube ich nicht, dass er an dem hier etwas zu mäkeln hat. Das sieht astrein aus."

Gegen Mitternacht verschwanden dann auch die anderen noch, bis auf Jack, der sicher gehen wollte, dass es Serendipity gut ging. „Bist du sicher, das Alles in Ordnung ist?", fragte er sie, als sie in Wohnzimmer saßen. „Klar Jack, warum soll es mir denn nicht gut gehen?" „Weil dich dieser Typ von heute morgen immer noch beschäftigt." „Ja, schon, aber was soll ich denn tun. Ich muss es nun einmal akzeptieren, dass ich hintergangen wurde." „Der Typ wird dir die Geschichte nicht umsonst erzählt haben. Da wird sicherlich noch was folgen."Jack hatte wieder ein besorgtes Gesicht. Er wollte nicht, das irgend jemand Serendipity etwas antat. Jetzt, wo sie langsam über den Tod von Jonah hinweg kam, wurde sie wieder in etwas Neues hineingedrängt, was ihr genauso weh tun würde. „Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werd damit schon fertig."

Nach einer weiteren Stunde, in der die Beiden sich über das anstehende Motorcrossrennen, an dem Serendipity als einziges Mädchen teil nahm, unterhalten hatten, verabschiedete sich Jack und fuhr nach Hause. Auf dem Nachhauseweg musste er an Serendipity denken. Während der Zeit, in der er bei ihr gewesen war, nachdem Jonah gestorben war, hatten sich seine Gefühle für das Mädchen verändert. Anfangs hatte er gedacht, dass es Sorge um das Mädchen war, allerdings musste er schon bald feststellen, dass er sich ernsthaft in sie verliebt hatte. Doch das Letzte was er tun wollte, war sie damit zu konfrontieren. Sie hing an Jonah und würde wahrscheinlich noch ewig an ihm hängen. Die beiden waren das perfekte Paar gewesen und Jack hatte nie solche Gefühle für das jüngere Mädchen gehabt, als Jonah noch am Leben gewesen war. Doch nun hatte sich das geändert. Nachts träumte er manchmal von ihr und er stellte sich oft vor, wie es wäre, wenn die Beiden zusammen wären. Doch er zwang sich, sich keine Hoffnungen zu machen. Er hatte das Gefühl, dass er Jonah hintergehen würde, wenn er sie liebte. Schließlich waren Jonah und er, Jack, einmal beste Freunde gewesen. Allerdings hatte Serendipity ihrerseits keinerlei Gefühle für Jack, für sie war er einfach nur ein guter Freund. Und daran würde sich wahrscheinlich auch nie etwas ändern. Aber er konnte diese Gefühle nicht mehr los werden. Die Beiden verbrachten einfach zu viel Zeit miteinander. Da musste er schließlich an sie denken. Und Abstand konnte und wollte er gar nicht von ihr nehmen. Denn nach Jonahs Tod hatte er sich insgeheim geschworen immer auf das Mädchen aufzupassen, egal was passierte. Also versuchte er seine Gefühle so gut es eben ging zu verbergen und sich nichts anmerken zu lassen. Doch dieser Typ war ihm immer noch suspekt. Jack würde ihn im Auge behalten müssen.

Serendipity wusste ganz genau, dass der Schulleiter zurückkommen würde und sie kannte auch den vermeintlichen Grund dafür. Er wollte sie wahrscheinlich dazu bringen, an seine Schule zu kommen. Allerdings musste dahinter noch mehr stecken, denn einfach so würde so ein Mensch nicht auftauchen. Außerdem war es das letzte Schuljahr und Serendipity hatte im Grunde überhaupt keine Ahnung von dieser Zaubereigeschichte, da sie ihr ganzes Leben bei den normal Sterblichen verbracht hatte und bis auf die paar Dinge, die ihr Wang beigebracht hatte, nichts weiter konnte. Außerdem gab es einige Gründe, die dagegen sprachen, dass Serendipity ihre Heimat für so eine Sache verließ. Sie konnte ihre Freunde nicht zurücklassen, nicht nachdem was diese Alles für sie getan hatten, in der Zeit in der es ihr schlecht ging. Diese paar Menschen waren ihre Familie und um nichts auf der Welt wollte sie diese verlassen. Ein weiterer Grund war, dass Serendipity nicht wusste, was sie mit einem Abschluss einer Zaubererschule anfangen sollte. In ihrer Welt würde sie damit nicht besonders viel anfangen können, was bedeutete, dass sie dann immer an die andere Welt gebunden wäre. Und da sie jetzt schon nicht wusste, was sie nach der Schule machen wollte, wie sollte es dann in einer Welt sein, die sie überhaupt nicht kannte? Dort würde es noch schwieriger werden sich einen Beruf auszusuchen. Sie hatte ja noch nicht einmal eine Vorstellung davon, welche Stellen überhaupt dort angeboten wurden. Weiter kannte sie dort auch niemanden, was ihr allerdings nicht so besonders wichtig war, da sie mit den Menschen sowieso nichts zu tun haben wollte. Und dass sie an der Schule dann Außenseiter wäre, würde sie auch nicht besonders enttäuschen. Ihr war es eigentlich immer ziemlich egal, was die Menschen von ihr dachten. Also, war das ein kein besonderer Grund der Schule fern zu bleiben. Der wichtigste Grund allerdings war, dass Serendipity absolut keine Lust hatte auf diese Schule zu gehen, weil sie wusste, dass sie dort auf ihren Vater treffen würde. Und da er ja dort unterrichtete, würde sie ihm nicht nur über den Weg laufen, sondern wahrscheinlich auch noch bei ihm Unterricht haben. Und spätestens in der ersten Stunde bei ihm, würde sie die weiße Fahne hissen und von dort verschwinden. Denn das wollte und konnte sie sich nicht antun.

Danke noch einmal an meine liebe Reviewerin! Find ich echt voll lieb von dir, dass du so loyal bist! Was besseres kann man sich eigentlich gar nicht wünschen! Aber trotzdem hoffe ich, dass auch noch ein paar andere Menschen schreiben. Aber auch wenn sie es nicht tun, werde ich weiter schreiben. Denn solange immer noch einer da ist, der was dazu sagt, wird mich niemand klein kriegen! Also, c ya all!!!!!!!!!!!!!!!!