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Kapitel 2: Transsylvanien sucht den Superpriester
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Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinen ersten Reviewerinen, nämlich Steeljren-Dag und FaFa :-) Hab mich sehr drüber gefreut. Jetzt aber nicht aufhören zu lesen
Kleine Warnung: In diesem Chap werden 'ne ganze Menge Leute auf die Schippe genommen. Deshalb ignoriere ich jetzt einfach mal Zeit und Raum, weil ich sonst auf bestimmte Leute verzichten müsste. Nicht böse sein ;)
Dann muss ich noch ein bisschen den Disclaimer berücksichtigen, weil bis auf einen die ganzen Pfaffen nämlich nicht mir gehören. Also:
Albus Dumbledore und Voldemort gehören J.K. Rowling, Käpt'n Kork gehört (glaub ich) Bully, Munkustrap gehört entweder Andrew Lloyd Webber oder T.S. Elliot (bin nicht sicher...), Amneris ist aus Aida, Dieter Bohlen, Til Schweiger und Atze Schröder gehören sich selbst und Herr Detlev Kromling gehört mir.

Okay, ich hab den Familieninternen Polterabend überlebt, also gehts weiter im Text! #Vampireaufweck#

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"Herbert! Herbert, wach auf!"

Alfred versuchte so leise wie möglich den silberhaarigen Grafensohn zu wecken. Sarah hatte einen sehr leichten Schlaf und Magda hatte den beiden Vampiren gestern im Garten noch einmal eingeprägt, ja nicht die Aufmerksamkeit Sarahs oder des Grafen auf sich zu ziehen.
Allerdings zweifelte Alfred daran, dass er Herbert aufwecken konnte, ohne etwas lauter zu werden. Er könnte ihn natürlich auch wachrütteln... aber das wollte der junge Wissenschaftler nach Möglichkeit vermeiden.

"Herbert!", zischte Alfred noch einmal.

Herbert allerdings drehte sich lediglich im Sarg um und murmelte etwas, dass wie "Och Papiii, nur noch füüüünf Minuteeeeen" klang (A/N: Okee, gut, der O-Ton ist aus Starlight Express #g#).

Alfred gab sich einen Ruck. Er wollte wirklich nicht Magdas Zorn auf sich ziehen, indem er zu spät zum Ballsaal kam.
"Herbert!" Er rüttelte den Sohn des Grafen am Arm. Wie konnte dieser Kerl nur dermaßen verschlafen sein? Er hatte doch noch die Ewigkeit vor sich, um zu schlafen!

Endlich regte sich Herbert. "Was'n los?", fragte er schlaftrunken. Als er Alfred erkannte, brachte er ein schiefes Lächeln zustande.

"Pfaffencasting." Der Nachwuchswissenschaftler packte Herbert am Arm und zog ihn hoch.
Herbert schüttelte den Kopf, um ein bisschen wacher zu werden. "Jetzt schon?"

"Magda hat gesagt, wir sollen um zehn Uhr unten sein, und wir haben fünf vor zehn!" Alfred vergaß, zu flüstern. "Jetzt komm!"

Der junge Wissenschaftler zerrte Herbert jetzt ohne Rücksicht auf Verluste mit sich.

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Als die beiden Vampire vor dem Ballsaal ankamen, war Herbert wenigstens halbwegs wach. Sie passierten die Ewigkeitsvampire, die sehr unauffällig vor dem Ballsaal herumlungerten und betraten die weitläufige Halle.

Magda und Ardora waren schon da. Sie saßen hinter einem Tisch mit fünf Stühlen und winkten den beiden Vampiren, die gerade den Saal betreten hatten. Herbert und Alfred ließen sich neben Magda nieder.
"Gut, dann fehlt ja nur noch Julian", stellte Ardora fest. "Seid ihr wach genug, ihr beiden?" Sie grinste, ihr war nicht entgangen, dass Herbert trotz allem noch ein bisschen verschlafen wirkte.

Der Nachwuchswissenschaftler und der Grafensohn winkten ab.

In diesem Moment stürzte Julian Toulus Delius durch eine Nebentür in den Saal. Er gab einen Freudenschrei von sich und fiel Herbert um den Hals.

"Rat mal, wer draußen steht!", rief er.

Herbert zuckte nur die Schulter und schüttelte den Kopf.
"Til Schweiger!!!", quietschte Julian entzückt und ließ sich neben Alfred nieder.
Mit einem Schlag war Herbert hellwach. "Til Schweiger?!"

"Okay, Klappe da vorne", rief Magda, um gleich darauf ein "Der erste bitte!" hinterher zu brüllen.

Alfred war gespannt, wie sich die junge Magd dieses ganze Casting vorstellte. Wen zum Hugo hatte sie kontaktiert, um die Trauung zu vollziehen?!

Der erste, der reinkam, versetzte nicht nur Alfred einen Schock. Es war Professor Abronsius.

"Ääääh... was machen sie hier?", wollte Ardora wissen, nachdem einige Sekunden eine drückende Stille über den Vampiren lastete.

"Ich stelle die Kandidaten vor", verkündete Professor stolz. Er zog eine Pergamentliste aus seiner unvermeidlichen Tasche.
"Hab ich das nicht erwähnt?", murmelte Magda Herbert zu.

"Der erste", sagte Professor Abronsius laut, "der sich für die höchst wichtige Aufgabe des Zuständigen fü-"
"Komm zur Sache", schrie jemand von draußen.
Der Professor ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "... der die höchst wichtige Aufgabe des Zuständigen für die Trauung des glücklichen Paares erfüllen wird, ist..." Kunstpause.

Julian stöhnte innerlich auf. Wenn das die ganze Nacht so weiterging...

"... extra aus England eingereist, um hier teilzunehmen: Mein Kollege Professor Albus Dumbledore!"
Der Professor hatte anscheinend Applaus für seinen magischen Kollegen erwartet, aber die Jury starrte nur erwartungsvoll auf die Nebentür, durch die auch schon Julian und der Professor gekommen waren.

Langsam und gemessenen Schrittes betrat Albus Dumbledore den Saal. Genauso langsam begab er sich vor den Jurytisch, während Abronsius sich hastig aus dem Blickwinkel der Vampire verzogen hatte.

Magda wechselte einen Blick mit Herbert, dieser hatte jedoch, da ihn der Anblick Dumbledores zutiefst langweilte, seinen Blick auf Alfred gelenkt, dem diese plötzliche Aufmerksamkeit gar nicht geheuer war.
"Sag was", raunte Ardora ihr zu.

"Ähm, ja." Magda erhob die Stimme. "Professor Dumbledore, sie haben glaub ich, noch keinen Text zum Vorsprechen, nicht wahr?"

"Doch", erwiderte Dumbledore mit geheimnisvoller Stimme und englischem Akzent. "Mein lieber Kollege Abronsius hat draußen Textzettel verteilt." Er machte eine kurze Pause. "Hm, ja, ich wurde ja informiert, den Standarttext etwas umzuändern... ich fang dann mal an, oder?" Der mystische Klang wich nicht aus seiner Stimme.

Die Jurymitglieder nickten einheitlich. Alfred sparte es sich, Herbert oder Julian zu fragen, von was für einem Text Magda redete.

Dumbledore räusperte sich. "Schwörst du, Sarah, dass du deinen zukünftigen Mann...äh... den Grafen von Kreolock, durch sein Leben begleiten wirst, dass du ihm Liebe geben wirst, dass du ihn ehren und ihm beistehen wirst, bis dass der Tod euch scheidet?"
Dumbledore strahlte über das ganze Gesicht, was nicht so recht zu dem salbungsvollen Ton seiner Stimme passen wollte.

"Bis dass der Tod euch scheidet?", konnte man aus Julians Richtung vernehmen.
"Durch sein Leben begleiten?", wisperte Alfred unsicher.
"KREOLOCK?!", kam es geschockt von Herbert.

Dumbledore strahlte immer noch wie sein ehemaliger Kollege Gilderoy Lockhart. Wie Abronsius schien auch er Applaus zu erwarten.
Nun räusperte sich Magda. "Nun, kurz und bündig, Professor... aufgrund Ihrer Schwierigkeit, die Namen auszusprechen, nun ja... das wird dem Bräutigam nicht gefallen... und Sie müssten natürlich bedenken, dass diese Sache mit Leben und Tod in unserer Situation nicht verallgemeinert werden kann... aufgrund dessen-"

"Ich dachte, du wolltest es kurz und bündig machen",unterbrach sie Julian. "Also, kurz und bündig, Professor Dumbledore: You are dismissed."

Das Strahlen verging Dumbledore augenblicklich (er hatte ohnehin nicht allzu viel von Magdas für ihn fremdsprachigen Geschwafel mitbekommen, umso plötzlicher kam ihm der schicksalhafte englische Satz). Nun, da das Blitzen seiner Zähne im Ballsaal fehlte, wurde es sofort etwas dunkler. Die Unterlippe des magischen Professors bebte.

Ohne ein weiteres Wort stürmte Dumbledore aus dem Saal, er rief lediglich "Banausen!" - seine Stimme war kein bisschen geheimnisvoll mehr - , bevor er die Tür hinter sich zuknallte.

"Magda!" Herbert schaute die junge Magd mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen an. "Hast du ausschließlich solche Freaks angeheuert?!"

"Naja", versuchte Magda sich zu verteidigen, "ich hab die Kandidaten ja nicht alleine rausgefiltert... Professor Abronsius hat mir geholfen..."

Eben dieser rief nun, ohne auf die Diskussion, die sich am Jurytisch ankündigte, zu achten: "Vom nächstbesten Schrottplatz angetigert: Munkustrap."

Die Aufmerksamkeit der Jury richtete sich wieder auf die Tür. Allerdings geschah nichts. "Munkustrap!", rief Abronsius abermals.

"Hiiiier!"

Unmittelbar vor dem Jurytisch richtete sich ein Katzenmensch auf, so schnell, dass Alfred und Ardora ein verschrecktes, leises quietschen und einen entzückten kleinen Aufschrei von sich gaben.
Munkustrap verstand allerdings wohl beides als Angstbekundungen; er ging sofort in Verteidigungsposition. "Keine Angst, ich beschütze euch vor Macavity!"

Alfred warf Herbert einen verwirrten Blick zu, der Grafensohn zuckte nur mit den Schultern.

"Ich dachte, Macavity hätte sich mit einem Starterkabel umgebracht", murmelte Ardora (1).
"Naja, egal", sagte Julian entschieden, "dann fangen Sie mal an."

Munkustrap begann auf der Stelle; und das sogar in kreativer Art und Weise: Er sang seinen Text mit seinem guten, hohem Bariton, allerdings ohne Textveränderung. Das verhinderte immerhin den Fehler mit Leben und Tod.

Die Jurymitglieder wechselten vielsagende Blicke, während Munkustrap sie aus seinen Katzenaugen musterte. "Kleine Besprechung", entschied Magda.
Die Jurymitglieder erhoben sich, stellten sich hinter dem Tisch im Kreis auf und steckten die Köpfe zusammen.

"Also, ich find ihn großartig", meldete sich Ardora.
"Du stehst ja auch auf Wermenschen", lästerte Herbert.
"Ich fand's auch nicht übel", meinte Alfred vorsichtig.
"Aber guckt euch den doch mal an!" Julian schien nicht allzu begeistert.
"Der Professor hat ihn vorgeschlagen...", murmelte Magda, um sich rauszureden. Auch sie hielt nicht viel von Munkustrap.
"Was wollt ihr denn machen, den in einen Anzug mit Schwanzloch stecken?", sagte Herbert.
Julian und Ardora kicherten. "Nicht das was ihr meint!" Der Grafensohn verdrehte die Augen.
"Also, Alfred und Ardora sind dafür, Julian und ich dagegen und Herbert hat anscheinend keine eigene Meinung", fasste Magda zusammen.
"Lass ihn auf die Dafürliste setzen, dann stimmen wir hinterher ab", schlug Herbert vor.

Allegemeines Nicken war die Antwort, und die Jurymitglieder nahmen wieder Platz, um Munkustrap die Entscheidung zu verkünden.

Der grau-getigerte Katzenmensch nickte nur - immer noch mit höchst ernster Miene. "Aber vergesst nicht, dass diese Aufgabe nur jemand Verantwortungsbewussten übertragen werden darf", verkündete er, bevor er die Tür öffnete. "Ich war- äh, bin! Vizeanführer des Jellicle-Stammes!" Damit schlich er nach draußen.

"Vielleicht doch ein bisschen zu pflichtgetreu", murmelte Herbert, bevor er erwartungsvoll seinen Blick auf den Professor richtete.

"Er ist mit seiner Crew weit gereist und hat das ganze Universum bereist. Nach einer anstrengenden Mission in Waikiki ist er unserer lieben Magda in Chagals Wirtshaus begegnet. Und heute Abend ist er hier!" Professor Abronsius hob sie Stimme. "Der berühmte Käpt'n Kork!"

Stille.

Erstens sagte der Name Käpt'n Kork außer Magda keinem was, und zweitens ließ sich der Käpt'n nicht blicken. Gerade, als Abronsius noch einmal rufen wollte, ging die Tür auf.

"Nu' mach schon, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!", drängte eine barsche Männerstimme.
"He, es is' Nacht!", erwiderte eine andere Männerstimme, die allerdings einen seltsamen Dialekt hatte.

Dann zerrte ein gutaussehender Mann in Lederkleidung einen anderen im orangenen Overoll in den Ballsaal. Das musste der Käpt'n sein.

Auf den achtete allerdings keiner, alle Augen hingen an dem Typ in Lederkluft.
"Til Schweiger", quiekten Julian und Herbert entzückt. Ardora hatte geschockt ihr Glas mit Blutorangensaft umgeworfen und Magda sog scharf die Luft ein. Alfred wusste nicht warum, irgendwie störte es ihn, das Herbert beim Anblick dieses... dieses Kerls so aus der Fassung geriet.

Til selbst hatte es inzwischen geschafft, Käpt'n Kork vor die Jury zu zerren. Er fühlte sich sichtlich unwohl im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. Er warf Alfred und dem Professor einen dankbaren Blick zu und wollte gerade durch die Tür verschwinden, als er sich noch einmal umdrehte: "Ach ja, Käpt'n, ich warte im Taxi."
Dann knallte er, etwas leiser als Dumbledore, die Tür zu.

Kork hatte inzwischen Magda mit einem Kuss auf die Wange begrüßt und betrachtete nun mit einem ausgesprochen begeisterten Blick Julian, welcher die Nase rümpfte.
"Wollen Sie nicht anfangen?", fragte er stattdessen.

"Aber gern doch", säuselte Kork und klimperte mit den Augen, bevor er sich räusperte, einen Zettel aus seiner Overolltasche zog, sich noch einmal räusperte und dann loslegte:

"Schwörst du, Sarah Chagal, dass du deinen zukünftigen Ehemann, den adligen Grafen von Krolock, durch die nächsten drei Jahre begleiten, ihn dann mit Liebe, Ehre und Beistand beschenken wirst, bis dass ein Pflock euch scheidet?"

Hektisches Blicketauschen bei den Jurymitgliedern.
"Ähm", machte Ardora, "warum nur die nächsten drei Jahre?"
"Drei Jahre und dann sehen wir weiter, alte Käpt'ninnenweisheit", verkündete Kork und strahlte weiterhin Julian an.

Alfred fiel plötzlich ein, warum ihm der Dialekt bekannt vor kam. Er war leicht bayrisch und hatte einen tuntigen, ja fast schon schwuchteligen Touch, etwas, dass er auf den ersten Blick eigentlich bei Herbert und Julian erwartet hätte.

"Besprechung!" Wieder steckten die Jurymitglieder die Köpfe zusammen.

"Paps kriegt die Krise, wenn der Kerl ihn und Sarah trauen soll", stellte Herbert klar.
"Sieh's positiv, er hat seinen Namen richtig ausgesprochen, und die Sache mit Leben und Tod hat er auch nicht wirklich falsch gemacht..."
"Du bist heute extrem positiv", stellte Julian fest. "Ich bin dagegen", fügte er hinzu.
"Das war klar", murmelte Alfred.
"Hey! Du weißt doch wie das ist, wenn du die ganze Zeit angestarrt wirst", rief Julian.
"Psst!", machte Magda. "Also, ich würd ihn auf die Dafürliste setzen. Was sagst du, Alfred?"
"Ich kann mir jemand besseren vorstellen... aber naja, er würde in 'ner Kutte nicht so schlimm aus sehen, wie dieser Munkustrap..."
"Okay, dann machen wir's so!"

Magda kritzelte Korks Namen auf ihre Dafürliste, verkündete dem Käpt'n die frohe Botschaft und schickte ihn nach draußen. Dahin begab er sich auch, allerdings nicht, ohne Julian noch einmal aufreizend zuzuzwinkern und beim Gehen einen Extra-Hüftschwung einzulegen.

"Der nächste Kandidat kommt aus Ardoras Heimatgebiet. Er wird als das größte Großmaul von Essen-Krey bezeichnet. Er besitzt einen Kiosk, hat tatsächlich eine große Klappe und fährt sich selbst immer wieder in die absurdesten Situationen. Unser nächster Kandidat ist: Atze Schröder!"

Atze Schröder hatte seinen Auftritt gut vorbereitet. Sobald die letzten Worte des Professors verklungen waren, bebte die Halle vor lauter E-Gitarren-Sound: AC/DC, Thunderstruck. Atze trug eine weiße Lederjacke mit Leopardenkragen und eine Hose im selben Stil. Sein Haar war gelockt und dunkelblond, allerdings nicht halb so schön wie bei Alfi, fand Herbert.

"Tach, Magda", rief Atze lässig. "Haste kein' Pfaffen für de Hochzeit, muss natürlich dein alter Freund Atze ran!"

Magda errötete leicht. Ardora entging das nicht, sie musste lächeln.

"Tja, das ist nun mal manchmal so", sagte die junge Magd. "Also, zeig mal was du kannst."

Atze trug seinen Text nicht vor, er las ihn durch die dicken Gläser seiner Brille ab. Er hatte den Text nicht groß verändert, hatte lediglich ein paar schmeichelnde Worte für Sarah eingefügt und seine Meinung, dass diese Ehe bei einem 'Vollblutweib' wie Sarah nicht lange auf Treue basieren würde einfließen lassen (Magda hatte ihrem Brief ein Porträt von Sarah beigefügt und Atzes Reaktion verriet Atzes Meinung von ihr).

Magda musste erst gar nicht zur Besprechung aufrufen, das Köpfezusammenstecken wurde langsam Routine.

"Optisch wär er besser als die beiden anderen", sagte Magda sofort,
"Meinst du echt, mit der Brille?", fragte Ardora mit gerunzelter Stirn.
"Ich mag ihn", meldete sich Julian zu Wort.
"Bravo, der erste Kandidat, der ihm zusagt", spottete Alfred.
Herbert grinste. "Ich find ihn auch gut. Paps wird ihm eine Bemerkung wie Vollblutweib nicht übelnehmen."

"Und wenn er dann noch den Text auswendig lernt..."

Das Ende vom Lied war, dass auch Atze auf der Dafürliste landete.

"Sie kommt aus dem fernen Ägypten, ist davon überzeugt, dass jede Geschichte von einer Liebe handelt und legt sehr viel Wert auf ihr Äußeres", verkündete der Professor. "Sie?", fragte Ardora positiv überrascht. "Oder besser gesagt: Ihre größte Gabe ist ihr Sinn für Stil. Unsere Ersatzkandidatin für Dieter Bohlen, der leider im letzten Moment abgesprungen ist: Amneris!"

Amneris wurde mit Beifall von Seiten Alfreds, Ardoras und Abronsius' begrüßt - Alfred klatschte, weil er froh war, endlich etwas anderes zu sehen, als Männer, bei denen seine Sitznachbarn aus dem Häuschen gerieten, Ardora, weil sie es als Emanze nur gut fand, dass sich eine Frau als Priesterin bewarb und weil die Ägypterin bei ihr eine Reaktion hervorrief wie Til Schweiger bei Herbert, und der Professor, weil er hoffte, von Amneris ein paar Insider-Informationen über das Leben in Ägypten zu bekommen.

Amneris strahlte und winkte.

"Ich fang dann mal sofort an", meinte sie, während Herbert Alfred einen enttäuschten Blick zuwarf.

"Schwörst du, Sarah Chagal, Tochter von Yoine Chagal (A/N: Schreibt man das so?), deinen zukünftigen Man, den Grafen von Krolock, Schlossherr des Schlosses von Krolock, durch die Ewigkeit zu begleiten, ihm mit Liebe entgegenzukommen, ihn ehren und beizustehen, bis ans Ende jeder Ewigkeit?", trug sie vor - ohne Zettel und ohne jeglichen Patzer.

Mal wieder steckten die Jurymitglieder die Köpfe zusammen, während Abronsius auf Amneris zustürzte und versuchte, aus ihr Details über die Pyramiden herauszuquetschen.

"Das war großartig!", sagte Alfred bestimmt.
"Find ich auch", sprang Ardora ihm energisch bei.
"Aber eine Frau?", fragte Herbert skeptisch.
"Wenn das dein einziges Problem ist", meinte Magda schnippsch. "Ich fand es gut."
"Es war sehr schön. Sie war die erste, die sich die Mühe gemacht hat, den Text umzuändern und auswendig zu lernen." Julian warf Herbert einen Blick zu.
"Wo du Recht hast...an mir soll's nicht scheitern." Herbert würde es nie zugeben, ihm hatte Amneris' Form des Textes gefallen, aber ihn störte, das Alfred sich dermaßen für die ins Zeug legte.
Amneris wurde auf die Dafürliste gesetzt. Ardora brachte das überzeugende Argument, dass die Ägypterin sich als einzige nicht darum zu kümmern schien, ein Jurymitglied oder einen Teil des Brautpaarens zu bezirzen, und sie war ein Mensch - im Gegensatz zu Munkustrap, der im Moment auf Platz zwei lag.

"Lasst und mal 'ne Pause machen", verlangte Julian. Niemand hielt dagegen. Der Professor setzte sich zur Jury an den Tisch, während Koukol mit dem Auftrag, Kaffee zu besorgen, in die Küchen lief.

"Wie viele kommen denn noch?", stöhnte Alfred.
"Ähm..." Abronsius warf einen Blick auf seine Liste. "Also, Dieter Bohlen hat abgesagt, Don Camillo auch, als er rausbekommen hat, dass er zwei Vampire trauen soll, Dracula hat keine Zeit und Harold Zidler hat zu viel in seinem Laden zu tun, er konnte nicht kommen... also, jetzt sind noch zwei übrig. Ein Engländer und ein Sauerländer."
Zur Antwort bekam er ein erleichtertes Stöhnen von Alfred, Ardora und Herbert.

"Wen fandet ihr bis jetzt am besten?", wollte Magda wissen.
Es entstand eine kleine Diskussion. Alles in Allem lag aber schließlich eine Viertelstunde und einer Tasse Kaffee für jeden später aber Amneris auf Platz 1, Munkustrap auf Platz 2, Atze war dritter und Käpt'n Kork bildete das Schlusslicht. Herbert notierte gerade die Rangliste, als ein Ewigkeitsvampir hereingehumpelt kam.

"Sarah lässt sich nicht abwimmeln, sie steht schon seit zehn Minuten vor der Tür und will rein", stieß der wahrscheinlich schon 900 Jahre alte Vorfahre des Grafen hervor. "Wir haben die beiden letzten versteckt, aber dieses Mädchen geht einfach nicht weg!"
"Ich werde das regeln", verkündete Abronsius und verschwand mit dem Ewigkeitsvampir.

Wie auch immer er es geschafft hatte: Professor Abronsius brachte es fertig, Sarah abzuwimmeln und kam mit einer seltsamen Gestalt zurück in den Ballsal.

Die Gestalt war sehr groß, dürr und blass, trug einen schwarzen Umhang und hatte ein seltsames Gesicht: Eine platte Nase, rot glühende Augen mit schlitzartigen Pupillen, schmale Lippen und ganz weiße Haut.

"Darf ich vorstellen: Ebenfalls aus England, Verfechter des sogenannten reinen Blutes- was auch immer er damit meint- : Lord Voldemort!"

Voldemort räusperte sich, bevor er mit seiner hohen, kalten Stimme anfing zu sprechen:

"Schwörst du, ehemaliges Schlammblut Sarah Chagal, deinen zukünftigen Gatten, den Grafen von Krolock, durch seinen Tod zu begleiten, ihm so viel Liebe zu geben, wie er verdient, dass du ihn ehren und ihm beistehen wirst, was auch immer geschehen mag, dass du für die Erhaltung des reinen Blutes sorgst und diese Ehe mit einer Menge reinblütigen, garstigen Kinderchen segnen wirst?"

Die Jury war sprachlos. Dann steckten die Mitglieder wieder die Köpfe zusammen.

"Ist der hässlich!" Das konnte sich Magda nicht verkneifen. "Wieder so ein Kerl aus dem Bekanntenkreis des Professors!"
"Also, ich denke, Paps wär begeistert und Sarah würde 'nen Schreikrampf kriegen", meinte Herbert.
"Was hat der Typ denn immer mit reinblütig? Und warum soll Sarah garstige Kinder bekommen?" Ardora war verwirrt.
"Im Notfall können wir den ja nehmen", murmelte Julian. "Wenn wir den Text ein bisschen ändern... Sarah kann Krolli ja nicht im Tod begleiten...
"Ich glaub, der wird unangenehm, wenn wir den nicht auf die Liste setzen", wisperte Alfred ängstlich und lugte über Magdas Schulter, wo der dunkle Lord gerade aus Abronsius einredete.
"Schreiben wir ihn doch einfach auf", meinte Herbert. "Wir können immer noch streichen."

So geschah es auch. Lord Voldemort war zwar etwas beleidigt, dass die Jury sich nicht sofort für ihn entschieden hatte, aber er verschwand trotzdem, ohne Ärger zu machen.

"Und der letzte Kandidat für heute: Von ihm stammt das Rezept für die Holzzusammenstellung des Waukemicker Osterfeuers, er hat das Verteilen von Ostereiern vor der Kirche in Stendenbach eingeführt. Hier ist unser erster und einziger beruflicher Priester: Detlev Kromling!"

Detlev Kromling war ein kleiner dicker Mann, von dem ein starker Biergeruch ausging. Außerdem konnte Alfred durch Kromlings Fahne auch einen Hauch von Leberwurst erschnuppern.

"Hallo", begrüßte Kromling die Jurymitglieder, welche erstaunt waren, dass er nicht lallte. "Ich fang dann einfach mal an." Auch Kromling brauchte keinen Zettel und er räusperte sich auch nicht.

"Schwörst du, Sarah Chagal, deinen zukünftigen Ehemann, den Grafen von Krolock, durch alle Ewigkeiten hindurch zu begleiten, ihn zu lieben, zu ehren, beizustehen und für ihn dazusein, in guten wie in schlechten Tagen, bis dass die Ewigkeit endet?"

Beim Köpfezusammenstecken erntete der Priester ausschließlich lobende Worte.

"Das war wunderschön!", meinte Ardora. "Kommt dem Text von Amneris nahe."
"Er ist Berufspriester, wär doch gut, wenn die beiden von 'nem echten Pfaffen getraut würden", stimmte Julian ihr zu.
"Ich fand es spitze. Der Graf wird bestimmt nichts gegen ihn haben", sagte Alfred.
"Paps wird ihn mögen, wenn er das Kruzifix ablässt", stellte Herbert fest.
"Ich schreib ihn auf." Magda griff nach der Dafürliste.
"War's das für heute?", fragte Herbert zeht Minuten später. "Dann geh ich nämlich wieder in meinen Sarg, ich bin sooo müde!"

Julian warf Alfred ein Grinsen zu.
"Mein Beileid, Kleiner."

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"Da seid ihr ja endlich!"
Der alte Chagal war nicht gerade begeistert, dass seine Geliebte fast die ganze Nacht lang nicht bei ihm gewesen war.

"Hast du dir Sorgen um sie gemacht?", fragte Ardora kichernd. Magda und Ardora waren ebenfalls auf dem Weg zu ihren Särgen, während Julian sich im Hintergrund hielt. Ardora würde sich mit dem 'Teen-Vampir' ihren Sarg teilen, da Julian wirklich keinen Nerv mehr dazu hatte, sich von den anderen 'Teen-Vampiren' den Tag ruinieren zu lassen - auch er brauchte Schlaf!
Die junge Magd und Ardora liefen Arm in Arm und grinsten. Sie waren sehr froh, dass die Nacht bald vorbei war.

"Ich muss mir keine Sorgen um sie machen", raunzte der dicke Wirt. "Die kann auf sich selbst aufpassen."

In diesem Moment stolperte Magda und musste sich in Ardoras Haaren festkrallen, um nicht zu fallen.
"Hast recht, ich kann auf mich selbst aufpassen!"

"Die Magda ist 'ne ganze liebe", giggelte Ardora, als sie ihren Sarg aufklappte. Chagal verdrehte die Augen. Seine Nacht war alles andere als toll gewesen. Erst hatte ihn der Graf dabei erwischt, wie er Sarah von dieser Hochzeitsidee abbringen wollte, dann war ihm ein orientierungsloser Mensch in orange über den Weg gelaufen, den er nicht beißen wollte, da er versucht hatte, ihn anzugrapschen. Später war er noch über einen Katzenmenschen, einen weißhaarigen, alten und stocksauren Kerl und eine seltsame große, dürre, blasse Gestalt, die mit einem Holzstab vor seiner Nase rumfuchtelte, gestolpert. Und jetzt schien die Nichte des Grafen es auch noch auf seine Magda abgesehen zu haben.

Er hoffte bloß, dass die nächste Nacht besser werden würde - obwohl er die Aussicht auf's Shoppen mit den durchgeknallten Verwandten des Grafen nicht gerade anregend fand.

Die Nacht war für die meisten Schlossbewohner anstrengend gewesen. Und so klappten Herbert, Alfred, Sarah, der Graf, Magda und Chagal und Julian und Ardora relativ früh ihre Sargdeckel zu, während Til Schweiger den Käpt'n aufsammelte und in sein Space Taxi verfrachtete und Lord Voldemort und Albus Dumbledore zurück nach England apparierten.

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Das war's mal wieder. Ein XXL-Kapitel, mit 10 Seiten :-) Übrigens:

(1) A/N: Das war ein Ausspruch meines Vaters, nachdem wir Cats gesehen hatten und er aufgezählt hat, was er alles in dem Stück verstanden hat. Wie man dem Ausspruch allein schon entnehmen kann, hat er, bis auf die Szene mit Gus, gar nichts verstanden, denn "der Gangsterkater" hat sich natürlich nicht mit einem Starterkabel das Leben genommen #lol#

Und jetzt seid ihr gefragt: Wer soll den Grafen und Sarah trauen?

1. Amneris
2. Detlev Kromling
3. Atze Schröder
4. Lord Voldemort
5. Käpt'n Kork.

Freue mich über jedes Review, egal ob Lob oder Kritik, ist alles erwünscht und ganz wichtig :-)

Greeetz, Aisa