Kapitel 3: Shoppingtour

Ganz vielen lieben Dank an Jagura und Steeljren-Dag #euch beide knuddel#
Das Priestervoting geht weiter, mit euren Stimmen, Jagura und Steeljren, und meiner hat Amneris 2 Stimmen, Kork 3 und Kromling auch 2. Und Atze ist ja auch leicht angehaucht worden...
Nun ja. Die Hochzeit, von der ich mich hab inspirieren lassen, ist jetzt inzwischen vorbei, also gehts jetzt auch hier weiter.
Bestandsaufnahme! Alfred und Herbert... ah ja, da sind sie ja... Magda? Oh, die plant ja schon wieder... okay, los geht's, bevor Chagal richtig sauer wird...

Auf die Plätze, fertig... los!

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"Wo wollten die warten?", fragte Alfred. Seine Stimme klang angestrengt ruhig, aber sein Gesicht verriet, dass er etwas Hinrichtungs-artiges erwartete.

"Nun stell dich nicht so an!", wies Herbert den jungen Wissenschaftler zurecht. Er war hellauf begeistert.

"Shoppen ist nun mal nicht so mein Ding", verteidigte sich der junge Wissenschaftler. Es war Samstagnacht, die Sonne war gerade untergegangen und die beiden Vampire waren auf dem Weg in die Eingangshalle, wo Magda bereits zur Abfahrt blies.

"Lass dich doch einfach überraschen", versuchte der silberhaarige Vampir Alfred gut zuzureden. Er legte ihm den Arm um die Schultern. "Vielleicht ist es am Ende ja ganz anders als du denkst." Seine Stimme und seine Mimik verrieten, dass er nicht nur vom Shoppen sprach. Alfred schluckte. Herbert spürte fast körperlich, dass sich der junge Vampire nicht besonders wohl fühlte und tätschelte ihm freundschaftlich die Schulter, um den Eindruck eines Annäherungsversuch zu verwischen.

"Was hast du denn gegen die Idee?"

Alfred beschloss, die Frage einfach im Bezug auf Shopping zu beantworten: "Na ja, ich denke, wenn Magda sich das Ganze ausgedacht hat, dann suchen alle Beteiligten für jeden Einzelnen das Outfit aus. Und ich bin nicht gerne ein Anschauungsprojekt", fügte er hinzu und Herbert wandte seinen Blick von ihm ab. Auch zog er seinen Arm zurück. "Naja, wenn es darum geht..." Er lächelte Alfred an. "Man kann die Beteiligtenzahl ja auch auf zwei verringern..." Sein Lächeln wurde scheuer.

Alfred fuhr sich nervös durch die Haare. "Ich denke, wir sollten und beeilen", sagte er schnell. "Magda macht uns sonst die Hölle heiß." Er ging ein paar Schritte an Herbert vorbei, der ihm nur hinterher schaute. "Ach so..." Alfred drehte sich zu ihm um. "Du weißt doch, wie ich das mit dem Anschauunugsobjekt gemeint habe, oder?", fragte er unsicher. Herbertkniff kurz die Augen zusammen. "Ja, schon klar."

Die beiden liefen weiter Richtung Eingangshalle. Alfred war verwirrt. Er wusste selbst nicht, wie er seinen letzten Satz gemeint hatte. Natürlich fand er es nicht angenehm, wenn ihn mehr als 10 Vampire anstarrten. Und er fühlte sich ebenfalls nicht wohl, wenn Herbert ihn so genau ins Visier nahm. Zu sehr waren ihm die Blicke des Grafensohnes im Kopf geblieben, die dieser ihm bei ihren ersten beiden Treffen zugeworfen hatte. Das erste mal hatte er dabei von Langeweile geredet, und das zweite mal... tja, da hätte er ihn gebissen, wenn er gekonnt hätte. Andererseits hatte er bei Gott nichts gegen Herbert. Wenn der ältere Vampir wollte, konnte er das netteste Geschöpf der Welt sein. Aber er hatte auf der anderen Seite manchmal eine Art an sich, die Alfred verschreckte.

Herbert war ebenfalls mit seinen Gefühlen beschäftigt, auch wenn er diese die meiste Zeit mit dem Gedanken an eine fuchsteufelswilde Magda zu verdrängen versuchte, wenn sie deren Idee von einer Shoppingtour verderben würde.

Aber so problemlos ließ sich Magdas schöne Idee von einer Shoppingtour nicht verwirklichen. Das Hauptproblem war - wider Erwarten - weder Alfred, noch Chagal, denn die beiden hielten nun gar nichts vom Shoppen. Nein, das Problem war... Sarah.

Die junge Frau hatte die letzte Nacht, in der die Jury sich mit mehr oder weniger kompetenten Priesterkandidaten herumgeschlagen hatte, damit verbracht, Kleider anzuprobieren, die sich vielleicht für ihre Hochzeit eignen würden. Sie war allerdings nicht fündig geworden, wollte sich sofort nach Sonnenuntergang erneut mit Begeisterung auf die Kleidertruhen stürzen - und nun versuchten Graf von Krolock, Professor Abronsius und Ardora von Catine-Rose, die Wirtstochter zu überreden, mit ihnen zu gehen. Der Graf hatte nach zwei Stunden aufgegeben, in mottenzerfressene Anzüge zu steigen, erst recht, als seine Cousine Titania ihn darauf hingewiesen hatte, dass er sich gar nicht um seine Kleider kümmern musste.

"Aber ich muss mich doch darum kümmern, was ich anziehe, die Hochzeit ist in zwei Wochen!", rief Sarah gerade, als Herbert und Alfred am Ankleidezimmer vorbei liefen.

"Aber Schatz, wir haben doch überhaupt keine Verantwortung für die Hochzeit, vielleicht-" Der Graf unterbrach sich, als er des Blick des Professors spürte. Daraufhin ergriff dieser das Wort.

"Meine Liebe, nun sein sie doch vernünftig", versuchte er es mit einer seiner Standartfloskeln.

"Das hat doch nichts mit Vernunft zu tun", erwiderte Sarah. "Aber wenn ich hier ein Kleid finde, muss ich es noch in Stand setzen, bei den ganzen Mottenlöchern..."

Ardora seufzte leise. 'So wird das nichts', dachte sie. Dann erhob sie die Stimme.

"Aber dein Verlobter hat doch Recht", sagte sie laut. "Ihr habt gar keine Verantwortung für eure Hochzeit, und damit auch nicht für eure Klamotten. Deshalb hat sich Magda etwas einfallen lassen. Eine Überraschung", fügte sie hinterlistig hinzu.

Sarah hob überrascht die Augenbrauen. "Eine Überraschung?", fragte sie Neugierig. Abronsius warf Ardora ein Grinsen zu, aber er ärgerte sich, dass er nicht selbst auf die Idee gekommen war, wo er doch um die Neugier der jungen Wirtstochter wusste.

"Ja, eine Überraschung. Aber wenn du lieber so ein mottenkugelverseuchtes Ding zusammen flicken willst, anstatt an dem Tag, der der Schönste deines Lebens werden soll, ein wirklich hübsches Kleid zu tragen..." Ardora hob die Schultern.

Kurz und gut - das Wort 'Überraschung' wirkte wahre Wunder, um Sarah zum Mitkommen zu überreden. So kamen die vier fünf Minuten später in der Eingangshalle an.

Magda war sehr aufgeregt. Koukol hatte vier Kutschen an acht Pferde gespannt und redete gerade auf drei Teen-Vampire ein. Sarah schaute sich neugierig um.

Chagal stand äußerst schlecht gelaunt am anderen Ende der Halle, Herbert und Julian tuschelten angeregt, Herbert sah ernst, ja schon fast ein wenig verzweifelt aus. Alfred stand etwas verloren neben ihnen und Lorenzo und French versuchten, die aufgescheuchte Magda vorm Hyperventilieren zu bewahren. Ardora ließ ebenfalls den Blick schweifen und blieb an Alfred hängen. Sie ging mit einer leisen Vorahnung zu ihm herüber.

"Na Kleiner, freust du dich schon?"

"Worauf, auf's Einkaufen für die Hochzeit, an der die Frau, die ich liebe, einen Mann heiratet, der 400 Jahre älter ist als sie?", antwortete Alfred mit ungewohntem Sarkasmus. Er sprach allerdings leise genug, sodass Herbert ihn nicht hören konnte.

Ardora seufzte erneut. "Meine Güte, ist das ein Drama." Alfred runzelte die Stirn. "Komm mal mit!" Ardora zog den jüngeren Vampire ein Stück von Herbert mit.
"Ein richtiges Chaos in eurer Sippschaft", wiederholte die Vampiren und konnte es sich nicht verkneifen, leicht spöttisch dir Augenbrauen hochzuziehen - allerdings erntete sie damit nur einen bösen Blick von Alfred und wurde sofort wieder ernst.

"Naja, sie mal. Da ist Sarah. Ein Sternkind, jung und neugierig... dann der Graf, dessen Stimme sie seit frühester Kindheit hört. Dann trifft sie dich - und ist total verwirrt, kann nicht mit ihren Gefühlen umgehen. Du weißt ja, wie sich das Ganze entwickelt hat, sonst wärst du ja nicht hier. Und jetzt ist das Ganze eine schlichtweg verworrene Kettensituation. Graf liebt Sarah, Sarah mag den Grafen, Sohn vom Grafen ist unsterblich in dich verliebt, du liebst Sarah", endete sie.

Alfred schaute sie fragend an. "Aha. Und was willst du damit sagen?"

Ardora zuckte mit den Schultern. "Nichts, was du dir nicht selber denken könntest. Ich finde es nur unfair, dass du Herbert immer wieder vor den Kopf stößt, wenn Sarah doch sowieso einen 400 Jahre älteren Mann heiratet."

Alfred runzelte die Stirn. "Sieh mal, ich finde Herbert wirklich nett, aber... naja..." Er schaute hilflos zu Boden. Dann fiel ihm etwas ein. "Wie kommst du eigentlich darauf, dass ich Herbert vor den Kopf gestoßen habe?"

Ardora lächelte. "Ich kenn ihn schon etwas länger als du, und so wie's aussieht, muss Julian gerade wieder als Kummerkastentante herhalten. Das passiert nur, wenn Herbi Liebeskummer hat - und der einzige Anlass dazu bist du. Also, was ist passiert?"

Alfred erzählte ihr von seinem Gespräch mit dem Grafensohn. Ardora wollte gerade etwas darauf sagen, als Magda endgültig zum Aufbruch rief.
"Lass uns später weiterreden", flüsterte die Vampiren Alfred zu.

Koukol hatte drei Kutschen mit sechs Pferden vorbereitet, die außer von ihm selbst noch von einem Teen- und einem Ewigkeitsvampir gelenkt werden sollten. Der Graf, Sarah und Herbert verschwanden in der ersten Kutsche, die Koukol persönlich lenkte, Jonathan, Titania, Bella, Lorenzo, Ardora und Freya von Catine quetschten sich in die zweite Kutsche und Professor Abronsius, Alfred, Julian, Magda und Chagal ließen sich in der dritten nieder.

"Wohin fahren wir überhaupt?", wollte Chagal wissen. "Hier in der Umgebung gibt es doch nur mein Wirtshaus."

"Dein Ex-Wirtshaus", verbesserte ihn Magda. "Und Koukol hat extra die schnellsten Pferde, die er hatte, angespannt, damit wir so schnell wie möglich nach Kronstadt kommen. Da gibt es ein ganzes Shoppingviertel nur für Vampire."

Chagal dachte sich seinen Teil. Entweder hatte seine Geliebte die letzten Tage durchgemacht, um die ganze Planung zu übernehmen - wovon er selbst dann seltsamerweise aber nichts mitbekommen hätte - oder sie hatte die Informationen schlichtweg anderen Vampiren abgeknöpft. Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Magda die Shoppingmeile in Kronstadt aus eigener Erfahrung kannte.

Sie kamen relativ schnell in Kronstadt an. Ardora hatte vergeblich versucht, durch das Kutschenfenster Julians Aufmerksamkeit zu erregen, also bekritzelte sie während der Fahrt einen Zettel mit Alfreds Sicht von der seltsamen Beziehung zwischen ihm und Herbert. Als die Vampire aus den Kutschen stiegen, ließ sie dem Teen-Vampir die Nachricht zukommen.

Währenddessen ergriff Titania von Catine das Wort.
"Also, ich erkläre jetzt mal, wie das alles heute Nacht abläuft. Jonathan und ich werden die Kleiderauswahl für das Brautpaar, Professor Abronsius, Magda und Chagal beaufsichtigen. Bella wird dafür sorgen, dass Alfred und Julian anständige Klamotten bekommen und Herbert und Ardora in die wunderbare Welt der modernen Festtagsmode einführen." Sie grinste spöttisch beim Gedanken an Herberts alten Anzug, den er beim letzten Mitternachtsball angehabt hatte. Dann fuhr sie fort. "French und Lommel werden zusammen mit Koukol und den beiden anderen Kutschern das Essen besorgen. Wir treffen uns um halb fünf am Vierteltor vor der Einbissbude. (A/N: Zu deutsch: Imbissbude) Alles klar? Dann mal los!"

Ohne irgendwelche einleitenden Worte zu verlieren, zog Bella die Vampire, die ihr zugeteilt worden waren, mit sich.
Herbert war schon des Öfteren in Kronstatt gewesen, insbesondere, um zu shoppen und auch schon mal mit seiner Tante, aber noch nie, niemals, hatte sie seinen besten Anzug verspottet, dachte er beleidigt.

Bella blieb vor einer Art Kaufcenter namens 'King's Teeth' stehen. King's war eine Kette, die sich um den Komfort von Vampiren in Transsylvanien kümmerte. Sie stellten Hotels bereit, Blutbänke - tja, und auch Einkaufszentren. "Hier gibt's 'ne ganze Menge Klamottenläden und Juweliere. Würd mich wundern, wenn wir hier nichts finden würden."

Alfred blickte unbehaglich an dem großen Gebäude herauf. Wenn sich dort drin wirklich so viele Geschäfte befanden, wie er befürchtete, würde er an dieser Nacht verzweifeln, da war er sich sicher. Andererseits war er schon froh, dass nicht die ganze Sippe dabei sein würde, wenn ihm ein Hochzeitsoutfit aufgedrängt wurde. 'Mein Gott", dachte er, 'jetzt rede ich schon von der ganzen Sippe... das ist nicht meine Familie!', fügte er in Gedanken hinzu. Auch wenn sich sein Gewissen ein 'Leider' nicht verkniff.
Julian flüsterte Herbert etwas zu. Der grinste und nickte.

"Ich denke..." Bella kramte in ihrer Tasche herum, "ich denke wir suchen uns gegenseitig die Sachen aus. Ich kenne zumindest Herbi und Dorie, und ich werd mich hüten, den beiden was auszusuchen!" Sie zog ein kleines, leeres Schnapsfläschchen aus der Tasche und drückte es Alfred in die Hand.
"Ein mal drehen, und auf wen die Flasche zeigt, der hat das Vergnügen, dich einzukleiden."

Das Ende vom Lied war, dass Herbert Ardora's Hochzeitsoutfit zusammenstellen ("Oh nein", stöhnte die Vampirin entsetzt.), dass Ardora Julian behilflich sein, und dass Alfred Herberts Kleider aussuchen sollte. Bella wollte das Ganze eigentlich nur beaufsichtigen, und ein besonderes Auge auf Julian haben, der nicht nur für Alfreds Hochzeitsklamotten sondern auch für Alfreds komplette Garderobe zuständig war ("Onkel Krolock meinte, du hättest nur die Sachen, die du anhattest, als ihr ins Schloss gekommen seid, du brauchst also auch noch was Neues", hatte Bella festgestellt), aber sie kam nicht drumherum, dass Julian ihr später zu einem Kleid riet, dass ihr tatsächlich gefiel.

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Etwas unkomplizierter ging es bei der Gruppe von Titania und Jonathan zu. Sie hatten einen klaren Ablauf festgelegt: Titania war für Sarah, Magda und einen Überraschungsgast zuständig, während Jonathan mit dem Grafen, Abronsius und Chagal loszog.

Die Frauen befanden sich gerade in einem Laden für Brautkleider. Sarah kämpfte in einer Umkleidekabine mit dem Reisverschluss eines grellweißen Exemplares.

"Wann wollte sie nochmal auftauche?", flüsterte Titania. "Müsste gleich kommen", wisperte Magda zurück. Dann trat Sarah aus der Umkleide. "Und?", fragte sie wenig begeistert.

Dass sich ihre Begeisterung in Grenzen hielt, war durchaus verständlich. In dem Kleid, zu dem ihr die Verkäuferin geraten hatte, wirkte sie mir ihren rotbraunen Haaren wie eine Kirsche in einem Sahnehaufen, so aufgeplustert war das Kleid. Die Verkäuferin strahlte begeistert, während Sarah nur gequält das Gesicht verzog. Die beiden Vampirinnen vor ihr winkten nur ab und Sarah verschwand wieder hinter dem Vorhang.

"Ich glaube, wir suchen die Kleider lieber selber aus", meinte Magda höflich zu der Verkäuferin. Diese verzog nur mit einer arroganten Geste den Mund und verschwand mit einem gebrummelten "Pah" in einem Hinterzimmer.

"War das da gerade MEINE Tochter?!"
Titania und Magda wirbelten herum. Vor ihnen stand eine leicht geschockt aussehende Rebecca. "Äääh, ja", antwortete Magda schließlich.
"Meine Güte...", murmelte die stämmige Frau.

Titania war beeindruckt. Da hatte es Rebecca tatsächlich in das vampirgefüllteste Viertel von Kronstadt geschafft, ohne gebissen zu werden und ihre Tochter, die sie schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen hatte, sofort in einem ganzen Berg von Tüll und Spitze erkannt.

In dem Moment trat Sarah wieder aus der Umkleide, dieses mal in einem schlichten blasslila Kleid. Als sie ihre Mutter erkannte, machte ihr Kiefer Bekanntschaft mit dem Parkettboden des Ladens.

"Mama", stammelte sie, als sie sich wieder gefangen hatte, "was machst du denn hier?" Dann fiel sie ihrer Mutter um den Hals.

"Na denkst du, ich lass mir den Brautkleiderkauf von meiner einzigen Tochter entgehen?", fragte Rebecca in gespielter Empörung. "Und soll ich ehrlich sein?", fragte sie und musterte ihre Tochter mit scharfem Blick von oben bis unten. "Das Kleid ist furchtbar."

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In Bellas Gruppe ging es nun endlich vorwärts. Herbert steckte gerade in der Umkleidekabine, um einen Anzug anzuprobieren, den Alfred ihm herausgesucht hatte. Alfred selber lernte Julian nun endlich richtig kennen - denn den vorigen Abend, an dem sie ja nur einer Anzahl von Priesterkandidaten gelauscht hatten, hatte man zum Kennenlernern beim besten Willen nicht nutzen können.

"Und du und Herbert wart wirklich mal zusammen? Hat er mir gar nicht erzählt...", sagte der junge Wissenschaftler.

"Lang, lang ist's her. Aber wir sind im Guten auseinander gegangen und immer füreinander da." Julian lächelte. "Und es ist ja nicht so, dass keiner von uns seit dem jemanden anderes ins Herz geschlossen hätte." Er warf Alfred einen viel sagenden Blick zu.

"Ach ja?" Alfred schaute angestrengt auf den Boden. Er spürte Julians Blick ganz genau und wollte ihm nicht in die Augen sehen. Er ahnte was nun kommen würde.

"Was hast du eigentlich gegen ihn?", wollte der Teen-Vampir wissen.

Alfred erschrak und schaute nun doch auf. "Wie kommst du darauf, dass ich was gegen ihn hätte?", fragte er schnell.

"Naja, das Gefühl kann man leicht bekommen, und nach dem, was Herbert mir erzählt hat, weichst du ihm auch ständig aus", antwortete Julian.

"Nun...ich habe nichts gegen ihn, auf gar keinen Fall", sagte Alfred leise. "Es ist nur so, dass... ach Mann, ich möchte einfach nur nichts überstürzen. Ich fühl mich von Herberts Anmachen ja geschmeichelt, aber irgendwie verwirrt mich das Ganze auch. Und außerdem..." Alfred, der etwas lauter geworden war, senkte seine Stimme wieder. "Außerdem habe ich manchmal etwas Angst vor ihm. Ich mein, er kann mir ja jetzt nichts mehr tun, ich bin ja inzwischen auch tot und ein Vampir, aber...ich fänd's halt schön, wenn wir erstmal nur-"

"Freunde sein könnten", vollendete Julian seinen Satz. Er nickte leicht. "Dann sag ihm das auch. Vielleicht läuft es dann ein bisschen besser zwischen euch. Und um Himmels Willen, hör auf ihm auszuwei-"

Er unterbrach sich selbst. Herbert kam aus der Umkleide.
Er trug eine Hose in dem dunkelsten Mitternachtsblau, das der Laden zu bieten hatte. Die Nähte waren mit einem mondsilbernen Garn genäht, das zu Herberts Haaren passte. Unter einer Weste in dem selben blau trug er ein schwarzes Hemd und über dem Ganzen einen schwarzblauen Umhang , ebenfalls mit silbernen Nähten.

Bellas Augen wurden ganz groß, Julian gab einen Pfiff von sich und Ardora ließ ein "Tja, Alfi hat immerhin einen besseren Geschmack als Herbert selbst" vernehmen.

Herbert, der bis dahin eher unsicher in die Runde beblickt hatte, verzog das Gesicht in Ardoras Richtung und wandte sich Alfred, Julian und Bella zu. "Ist das wirklich gut?"

"Fantastisch", erwiderte Bella nachdrücklich. "Oder?" Julian und Ardora nickten und Herbert warf Alfred ein Lächeln und ein "Danke" zu. "Dann nehm ich das mit." Im selben Moment war er wieder hinter dem Vorhang verschwunden.

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"Also, ich weiß nicht, irgendwie ist mir das zu... modern", beschwerte sich Graf von Krolock, als er sich bereits im dritten Anzug Jonathan und Chagal präsentierte.

"Ach was", entgegnete der dicke Wirt, "das sieht... gut aus."

Der Graf trug einen anthrazitfarbenen, modernen Anzug mit einem lachsfarbenen Hemd drunter. Er schaute nicht gerade glücklich aus der Wäsche, weswegen sich Jonathan das Lachen verkneifen musste. "Kann ich es ausziehen?", fragte der Graf kläglich.

Das brachte sogar Chagal zum lachen. Der Graf verschwand wieder in der Umkleide. Dafür tauchte wenige Sekunden später der Prfoessor in einem dunkelbraunen Lederanzug auf. Bei diesem Anblick konnten die beiden Vampire vor ihm das Lachen nicht mehr zurückhalten. Sogleich steckte au der Graf den Kopf aus seiner Umkleide. "Was ist de-" Dann begann auch er zu lachen, obwohl er es wenigstens noch dezent hinter der Hand verbarg - Graf hat ja schließlich Manieren!

"Was ist denn?", fragte auch der Professor, "der Verkäufer dort drüben meinte, das hier würde mir vorzüglich stehen!"

Der Graf biss sich auf die Lippen um nicht weiter zu lachen. "Ja, das hat er bei mir auch behauptet, als er mir diesen grässlichen Anzug dort hinten aufgedrängt hatte." Er deutete auf einen scheußlichen waldmeistergrünen Anzug mit Troddlen an den Schultern. Abronsius verzog das Gesicht. "Also nicht gut?", fragte er unsicher. Die drei Vampire schüttelten einheitlich dir Köpfe und der Professor verschwand geknickt.

"Yoine, willst du nicht auch mal was anprobieren?", fragte Jonathan. "Für dich immer noch Chagal, so nennt mich sogar Magda meistens", knurrte der Wirt. "Und wenn mir der Kerl dahinten auch so ein grässliches Teil andrehen will, beiß ich den nochmal!"

"Du wirst dich Hüten!", kam es vom Grafen hinter dem Vorhang.
"Nun komm schon", quengelte Jonathan. "Sarah ist deine Tochter! Du wirst doch wohl nicht in deinen alten Hemden auf die Hochzeit deine Tochter gehen wollen, oder?"

"Wenn sie nur nicht-", begann Chagal, aber Jonathan machte eine jähe Handbewegung, sodass er den Satz noch abändern konnte - ansonsten hätte er mal wieder etwas sehr Unschmeichelhaftes über seinen baldigen "Schwiegersohn" von sich gegeben. "Wenn sie nur nicht mit den beiden anderen gegangen wäre. Ich hätte sie gern zuerst im Brautkleid gesehen und Magda meinte, dass Rebecca auch kommen wollte."

"Ergibt irgendwie wenig sinn"", bemerkte Professor Abronsius, der - inzwischen wieder in deinen alten Klamotten - nun wieder auf die kleine Stuhlgruppe zukam, in der Jonathan und Chagal Platz genommen hatten.

Der Graf erschien in einem beigen Anzug, der von der Form her seiner Tracht vom Mitternachtsball ähnelte. Jonathan verzog das Gesicht. "Ist das dein Ernst?"

"Nicht wirklich", stöhnte der Graf, wollte sich gerade wieder zur Umkleide umdrehen, als ihm etwas ins Auge stach.

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"Mama, das meinst du nicht wirklich!"

Sarah schaute wenig begeistert an sich herunter. Sie trug ein hellbraunes schlichtes Kleid.

"Äh, Rebecca, bist du sicher, dass du willst, dass deine Tochter den schönsten Tag ihres Lebens in so einem Fummel verbringt?", fragte Magda vorsichtig.

"Hast Recht, es könnte enger anliegen", entgegnete Rebecca in ihrer robusten Art.

Sarah warf Titania einen hilfesuchenden Blick zu. Die Cousine des Grafen lächelte und reichte der jungen Frau ein anderes Kleid von dem Stapel mit möglichen Hochzeitskleidern, den sich Sarah zurechtgelegt hatte.

Als die Wirtstochter zehn Minuten später wieder aus der Kabine auftauchte, staunte ihre Mutter nicht schlecht und Magdas Augen strahlten fast genauso wie Sarahs Lächeln.

Sie trug ein Kleid, dass im Grundton eigentlich dunkelbraun war (jemand mit schlechten Augen würde es als schwarz bezeichnen!). Vom Schnitt her hatte es Ähnlichkeit mit ihrer Robe vom Mitternachtsball, dementsprechend waren einige Schichten der Unterröcke in einem hellen weinrot. Die Nähte der roten Korsage und der roten Handschuhe waren in demselben Silber gestickt wie an Herberts Anzug.

"Das ist es, oder?", fragte Sarah glücklich. "Ich find es wunderschön!"

"Ich auch!" Aus Magdas Stimme sprach die pure Begeisterung und Titania nickte. Nur Rebecca schaute etwas skeptisch drein. "Ist das nicht zu figurbetont?"
"Du meine Güte, soll mein Cousin sie in der Hochzeitsnacht etwa aus so einem grauenhaften Teil rauskramen?", fragte Titania energisch und deutete auf ein grellgrünes Etwas, das eine seltsame Ähnlichkeit mit einem eingefärbten Kartoffelsack zum Schnüren hatte und ebenfalls auf Rebeccas Rechnung ging.

"Ganz meine Meinung", kommentierte Magda. An Sarah gewandt fragte sie: "Willst du das hier?"

Sarah kam aus dem Strahlen nicht mehr heraus und sie war Magda und Titania dankbar, dass sie nicht den Geschmack ihrer Mutter teilte.
"Aber klar doch!"

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"Alfred, das sieht klasse aus!"

Alfred fühlte sich in der Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe zwar mehr als nur unwohl, aber er konnte nicht leugnen, dass ihm das Outfit, welches ihm Julian und Herbert herausgesucht hatten, gefiel.

Er trug einen dunkelroten Anzug aus Samt mit einer cremefarbenen Weste und einem schwarzen Hemd, von dem nur die Ärmel unter der Anzugjacke herauslugten, drunter. Über dem ganzen trug er, wie Herbert, einen Umhang, allerdings in einem sanften rotschwarz. Der Umhang gehörte zum klassischen Festtagsdress der Familie von Krolock. Seine Sachen waren ebenfalls mit silbernen Nähten bestickt.

"Na die Hochzeit scheint ja wohl im Zeichen der Silbernähte zu stehen, oder?", meinte Bella belustigt.

"Ziehen sich Vampire bei Hochzeiten immer so dunkel an?", fragte Ardora sie leise. Sie kannte sich in dieser Beziehung überhaupt nicht aus. Bella grinste. "Eigentlich kann sich das jeder selbst aussuchen, aber die von Krolocks - und die, die von ihnen gebissen werden - sind anscheinend ein dunkler Typ. Und ernsthaft, du glaubst doch wohl auch, dass Alfi lieber das Outfit anzieht-" Sie deutete auf Alfred, der etwas verunsichert an den schwarzen Hemdsärmeln herumzupfte. "- als dieses grausige Ding!" Sie nickte zu einem lachsfarbenen, billig aussehenden Anzug, der über einem Sessel lag, herüber. Ardora kicherte und nickte.

In diesem Moment erhob Herbert die Stimme: "Dorie, du bist dran. Bist du eher ein heller oder ein dunkler Typ?", fügte er anzüglich und vielsagend grinsend hinzu und Ardora fiel siedend heiß ein, dass Vampire außerordentlich gut hören konnten. Sie lächelte entschuldigend.
"Ich hab nichts gegen dunkel, bin ja selber so ein Typ."

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"Also, ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, aber du hast ja doch einen guten Geschmack", sagte Jonathan grinsend zu Graf von Krolock.

Dieser trug einen dunkelgrauen Anzug (ebenfalls fast schon schwarz) mit einer Weste in einem hellen weinrot drunter. Die spitzenbesetzten Ärmel, die man unter den Jackenärmeln erkennen konnte (der Graf war um die Spitzen einfach nicht umhingekommen), waren pechschwarz und der Umhang von einem ebenfalls dunklen Grau, während das Innenfutter von einem leuchtendem Silber war. Auch an diesem Anzug fehlten natürlich die silbernen Nähte nicht.

Der Graf lächelte stolz. Dann bedachte er Chagal mit einem nachdenklichen Blick.

"Ist das in Ordnung, Schwiegerpapa?"
"Na ja, in dem Anzug machst du wenigstens keine Schande", knurrte der dicke Wirt.
"Gut, dann nehme ich den", sagte der Graf entschieden. "Und jetzt bist du dran." Er zwinkerte Jonathan zu, welcher Chagal, der widerwillig den Kopf schüttelte, ungnädig in die nächstbeste Umkleide und reichte auch sofort einen Anzug hinterher.

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Die Nacht endete für die Vampire, Koukol, Professor Abronsius und Rebecca Chagal in einem Hotel, das den Besitzern von 'King's Teeth' gehörte.
Die Shoppingtour war derartig ausgeartet, dass es für unsere Vampire unmöglich war, vor Sonnenaufgang wieder im Schloss zu sein. So waren die einzigen Vampire, die inzwischen wieder daheim waren, Freya, Lommel und die Kutschervampire. Sie mussten ja notgedrungen das Essen zum Schloss bringen.

Die Länge der Shoppingtour hatte sich allerdings gelohnt. Der Graf hatte beim Juwelier die Hochzeitsringe besorgt, Abronsius hatte gleich zwei Bücher gefunden, die ihm wohl ermöglichen sollten, bestimmten Jungvampiren das Tanzen beizubringen (er hatte einen kleinen Auftrag des Grafen bekommen) und auch die anderen Vampire hatten schließlich ihre Hochzeitsoutfits bekommen.

Herbert hatte für Ardora ein hübsches Kleid aus silberschwarzem Stoff und einer dunkelroten Korsage ausgesucht.

Julian hatte von Ardora einen dunkelvioletten Satinanzug mit einer dunkelgrünen Weste verpasst bekommen.

Er selbst hatte Bella ein hübsches dunkelblaues Abendkleid vorgeschlagen, welches sie tatsächlich mitgenommen hatte.

Alfred war - abgesehen von seinem Hochzeitsoutfit - noch in den Besitz eines Winterumhangs, einer neuen Hose und einer Jacke gekommen.

Rebecca hatte sich schließlich für ein hellbraunes Kleid - ähnlich dem, welches sie gerne an ihrer Tochter gesehen hätte - entschieden.

Titania hatte sich - im Gegensatz zu ihrem Mann - ein neues Kleid geleistet. Es hatte hellblaue und schwarze Unterröcke und eine schwarze Korsage, welche im selben hellblau glänzte wie die Unterröcke.

Magda würde zum ersten mal in ihrem Leben ein richtiges Kleid tragen. Es war cremefarben und hatte zwar keine Unterröcke, aber dafür eine schwarze Korsage.

Chagal hatte sich in einen dunkelbraunen Anzug mit einer goldenen Weste stecken lassen - und auch sehr zufrieden damit.

Professor Abronsius würde an der Hochzeit einen schlichten schwarzen Anzug tragen, der mit Vampirtradition nichts zu tun hatte.

Jonathan hatte ein neues lachsfarbenes Hemd mit Spitzenärmeln (Kleine Anregung vom Grafen) für seinen schwarzen Anzug, den er schon an seiner eigenen Hochzeit getragen hatte gefunden und eben diesen bei einer Änderungsschneiderei abgegeben, damit er nicht als einziger ohne silberne Nähe erschien.

Tatsächlich war in jedem Outfit irgendwo mindestens eine silberne Naht zu entdecken und fast jeder hatte irgendetwas schwarzes, oder zumindest sehr dunkles an sich.

Bei Koukol wusste nur Professor Abronsius, was er tragen wollte, die beiden waren nach Sonnenaufgang nochmal kurz losgezogen: Er hatte, wie Abronsius, einen schwarzen Anzug ergattert, mit einem weißen Hemd drunter.

So schliefen die Vampire äußerst zufrieden in den bereitgestellten Särgen von 'King's Coffin' ein.

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Sooo, mal wieder ein riesen XXL-Kapitel. Hoffe es hat euch gefallen :-)
Übrigens, das Voting für die Priester geht weiter, nur noch mal zur Erinnerung.
Und ich hoffe, ihr wart nicht zu genervt, aber ich wollte die Hochzeit in zwei Farben machen und das Rennen haben dann schließlich schwarz und silber gemacht.

Dann reviewt mal schön, guckt mal, der lila Knopf da unten lächelt euch doch nur so an :-)

Greeetz, eure Aisa