Kapitel 8: Letzte Vorbereitungen
Sooo, hab vor ein paar Tagen nochmal TdV in Hamburg gesehen, bin noch mal richtig inspiriert ;)
Rycitia: Danke knuddel Ja, ich weiß, die Reaktion von Chagal war überzogen, aber das lag am Alkohol. Mit "Fortsetzung" mein ich, dass ich, wenn dieses Kapitel fertig ist, auch sofort das erste von der Fortsetzung hochlade. Es ist kein neues Hochzeitskapitel sondern spielt ein halbes Jahr später. Die Hochzeit ist im Sommer, dann kannste dir ja denken, wann die Fortsetzung spielt ;-)
----
Die nächste Nacht begann für einige Vampire mal wieder mit einem saftigen Kater - auch für Chagal, der, während er sich in der Schlossküche ein Anti-Kater-Mittel zusammenbraute, die bösen Blicke, die ihm von Seiten Herberts, Sarahs, Julians und Magdas zugeworfen wurden, nicht bemerkte.
Alfred traute sich kaum, in die Richtung des Professors zu schauen, er erinnerte sich noch zu gut an seine Regenschirm-Attacke auf Herbert, aber Professor Abronsius hatte seltsamerweise nichts von den Ereignissen zwischen seinem Assistent und dem Sohn des Grafen mitbekommen.
Nach einem müden Frühstück rief Magda alle bis auf Graf von Krolock und Sarah noch einmal in den Ballsaal, in dem die Ewigkeitsvampire die allerletzten Reste des Polterabend beseitigten, die Abronsius, Koukol und Rebecca übersehen hatten.
Nun befanden sich auch einige Teen-Vampire in der Gruppe, die sich sehr wunderten, wie viele Sterbliche sich im Schloss befanden - inzwischen waren es schon sechs! Denn in der Truppe für die letzten Vorbereitungen befanden sich nun auch Amneris, Pastor Kromling und Käpt'n Kork.
"Also", erhob Magda die Stimme, "Um das Essen, das will ich nochmal sagen, kümmern sich ab jetzt die Ewigkeitsvampire, da muss sich keiner von euch drum scheren. Eure Aufgaben sind es jetzt, die Kapelle, den..." sie blickte sich stirnrunzelnd um, "... den Ballsaal und die Korridore zu dekorieren. Ja, ähm, Ardora und Lena, ihr kümmert euch ja dann um das entsprechende Make-Up... Und ich habe noch eine bitte an Julian, Herbert und Titania: Seht ihr bitte zu, dass alle Anwesenden mit anständigen Frisuren kommen? Ihr seid doch da Experten... Ja? Okay, vielen Dank, das wars auch schon."
Magda verteilte einige Zettel an bestimmte Leute, auf denen sie festgelegt hatte, wer wo dekorieren sollte.
"Hmmm", machte Herbert, der - mal wieder - neben seinem Alfi stand. "Wir müssen mit den Priestern dekorieren... und mit dem Professor..."
Lommel, der mitgehört hatte, grinste. "Wenn ihr nicht die Zähne von denen lassen müsstet, würd ich sagen, ihr arbeitet mit einem Festmahl zusammen."
Alfred verdrehte die Augen. "Red bitte nicht vom Essen, ich glaub, ich vertrag die Bowle nicht..." Der junge Wissenschaftler war schneeweiß im Gesicht, was selbst für einen Vampir erstaunlich blass war.
"Geht halt nichts über Blutlikör", feixte French und zwinkerte Herbert zu. Dieser musterte Alfred halb besorgt, halb belustigt. "Hast du vorher noch nie Bowle getrunken?", fragte er.
"Keine mir Blut", antwortete Alfi leise.
In diesem Moment kam etwas Grellorangenes auf sie zu, vor dem Lommel und French schleunigst zurückwichen. Hinter dem orangenen Etwas schwebte eine blonde Frau und watschelte ein pummeliger, nach Bier und Schnaps müffelnder Mann. Hinter den dreien wuselte Professor Abronsius her, mit verzweifelter Miene. "Halt! Halt, nun warten sie doch! Momeeeent!"
Alfred und Herbert wechselten einen kurzen Blick, bevor das orangene Etwas vor Herbert stand und dem verdatterten Vampir die Hand hinstreckte. "Servus, mein Name ist Käpt'n Kork, Kapitän der vierzig Mann starken Besatzung von unserem Raum... äh, Traumschiff Surprise, viermaliger Gewinner der Miss- Waikiwahl in Hawaii und damit Titelverteidiger!" Der dunkelblonde Mann schüttelte die blasse Hand des erstarrten Vampirs. Herbert war überrascht, das musste er zugeben. Natürlich, er war dabei gewesen, als der Käpt'n für die Priesteraufgabe gecastet worden war - aber er hatte nicht für ihn gestimmt und damals war im dieser Kerl auch nicht so hyperaktiv vorgekommen!
"Mensch Korki, hör auf so anzugeben", rügte ihn die Ägypterin ihn.
"Ich bin der Käpt'n, ich darf das", protestierte Kork.
Professor Abronsius warf seinem Assistenten und dem Grafensohn einen noch verzweifelteren Blick zu und kämpfte sich zu den beiden durch. "Heiliger Strohsack, ich hoffe, dass wir schnell fertig werden. Wir müssen in die Kapelle..."
"Worauf wartet ihr denn noch?", rief Magda von der anderen Seite des Saals, wo sie sich mit Bella, Julian, Ardora und Koukol beriet.
Einige Minuten später kamen die sechs, von Herbert geführt und mit Körben voller weißer und schwarzer Rosen, silbernen Schleifchen und Girlanden, bei der Kapelle an, in der die Trauung stattfinden sollte und die etwas abgelegen vom Schloss lag.
"Die ist ja sehr klein", meinte Pastor Kromling kritisch. "Sollen da etwas die ganzen Massen von gestern rein passen?"
Herbert schüttelte den Kopf. "Nein, es kommen nur die ganz nahen Verwandten." Er konnte sich ein kleines gemeines Lächeln nicht verkneifen. "Bei Sarah wären das ja nur zwei Leute."
Sie begannen, in Zweiergruppen eingeteilt, mit der Arbeit. Natürlich taten sich Herbert und Alfred zusammen - erstens, weil Alfred nach der letzten Nacht doch ziemlich gerne mit dem Grafensohn zusammenarbeitete, zweitens, weil keiner der beiden mit einem der Sterblichen arbeiten wollte. Abronsius opferte sich, und ertrug den üblen Geruch von Pastor Kromling und Amneris entschloss sich, Kork während der Arbeit über die Weiten des Weltraums auszuquetschen.
"Oh man, ich hoffe, dass sich dieser Käpt'n morgen bei der Hochzeit benimmt", murmelte Herbert Alfred leise zu. "Papa kriegt sonst die Krise."
"Ich will nicht wissen, wie Chagal reagiert", konnte sich Alfred den Kommentar nicht verkneifen, während er eine schwarze und eine weiße Rose mit einer Schleife an eine Kirchenbank steckte. Herbert verzog das Gesicht. "Weißt du, was Rebecca mir beim Frühstück erzählt hat?", fragte er.
"Nein, ich hab nur gesehen, dass sie dein Medium-Müsli ziemlich seltsam beäugte", grinste Alfred.
Herbert lachte. "Ja, das kam bei ihr nicht so gut an. Aber die hat wohl gestern Nacht noch mit Chagal geredet und hat mir dann auch den Grund für seinen Auftritt verklickert."
"Und?"
"Also, Chagal hat wohl, wie Bella gesagt hat, wirklich gehofft, dass Sarah Papa aufgibt und stattdessen mit dir zusammenkommt. Dann hat er aber wohl gesehen, dass sich seine Magda und Ardora langsam näher kommen. Ich weiß ja nicht, ob zwischen den beiden irgendwas gelaufen ist, aber Chagal war wohl rasend eifersüchtig, besonders, weil er wohl meinte, dass Magda ihm eine Frau vorzieht. Und als er uns beide dann zusammen gesehen hat, ist ihm halt der Kragen geplatzt und der Alkohol hat das Ganze natürlich noch schlimmer gemacht." Herbert schnaubte. "So ein Idiot."
Alfred stöhnte. "Hat Rebecca noch was gemacht?", fragte er.
Herbert grinste. "Als der Dicke sich da wieder reinsteigerte, hat sie ihm nochmal eins mit der Salami gegeben. Deshalb tat ihm vorhin so der Kopf weh."
Die beiden Männer grinsten und steckten weiter Blumen mit Schleifen zusammen.
----
"Julian, hör endlich auf, dich zu bedanken", fauchte Magda.
"Muss ich aber, vielen Dank, dass du mich nicht mit diesem Weltraumheini arbeiten lassen hast!" Julian verschmierte kunstvoll das rot des Herzens auf dem "Just married" - Leinentuch, an dem er gerade arbeitete.
"Was hast du eigentlich gegen den? Der ist doch ganz nett", grinste Bella und steckte ein paar Nadeln an die Stellen von Koukols Anzug, die sie noch abändern musste.
"Ja, klar, dich starrt der Kerl ja auch nicht die ganze Zeit an", fauchte der Teen-Vampir. "Sein Taxifahrer war ja ganz süß, aber der Kerl ist nun gar nicht mein Geschmack."
"Hast du ihm das nicht gesagt?", fragte Ardora und malte den Buchstaben 't' aus.
"Natürlich!" Julian sah sie augenrollend an. "Ist nicht so toll, wenn man gerade eine Runde tanzt und dann drängt sich der Typ dazwischen. Aber als ich ihm da gestern meine Meinung gesagt habe, war das schon das vierte mal!"
Koukol musste kichern, genau wie Magda und Bella. "Hartnäckig, hartnäckig, der Mann", lachte die junge Magda.
Koukol begann etwas zu summen, und die Vampire konnten einige Worte wie "Wenn Liebe... ist, ...dir Musik... spricht... dein Blick..."
"Ihr seid so unfair!", knurrte Julian.
"Ach was", säuselte Magda in Chagals Tonfall, gab Ardora einen Kuss auf die Wange und fragte, ob sie sie ablösen sollte. Ardora wurde sofort rot und in ihrem Bauch erhoben sich diverse Schmetterlingsschwärme, aber sie hatte noch die Geistesgegenwart, zu nicken.
"Ja hallo, wenn dir so jemand hinterher steigen würde, das würdest du auch nicht soo toll finden." Der Teen-Vampir umrandete das Herz mit einem goldenen Pinsel.
Magda schnaubte. "Du vergisst, dass ein gewisser Dorf-Wirt, der sich inzwischen auch wie der letzte Dorftrottel benimmt, mit immer noch hinterher steigt. Das ist auch nicht viel besser als so ein Weltraumtyp." Sie nahm von der dunkelhaarigen Vampirin den Stift entgegen.
Diese hüstelte gekünstelt, während sie dem Teen-Vampir einen Blick zuwarf. "Der Kerl hat echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. Mein Beileid, dass du dich mit dem rumschlagen musstest." Julian nickte düster, während Magda Ardoras Platz beim Ausmalen übernahm.
----
"Nun reg dich nicht so auf!", versuchte Titania ihren aufgelösten Cousin zu beruhigen.
"Hey, wie oft hab ich denn schon geheiratet? Ich hab ja wohl das Recht, aufgeregt zu sein", erwiederte Graf von Krolock ungewöhnlich laut.
"Ach komm wieder runter, du hast doch schon mal geheiratet. Sarah würd ich ja verstehen, wenn sie aufgeregt ist, sie ist erst 18, aber du bist über 400 Jahre alt", meinte Jonathan unsensibel.
"Welchen Priester habt ihr überhaupt genommen?", wechselte der Graf blitzschnell das Thema. "Ich hab gestern noch drei von denen gesehen..."
Jonathan und seine Frau wechselten einen schnellen Blick. "Lass dich überraschen", sagten sie im Chor.
"Ich hoffe doch, dass dieser Kromling dabei ist. Der Mann ist genial und ein sehr guter Wissenschaftler. Hab ihn gestern kennen gelernt."
'Na wenigstens lenkt ihn das Thema ab', dachte Titania, bevor sie einige Andeutungen für die morgige Nacht machte.
----
"Was denn, sind wir schon fertig?", fragte Alfred erstaunt.
Herbert schaute sich um. Der Assistenzwissenschaftler hatte recht. An allen Kirchbänken hingen Rosen und schleifen, vor dem Kapellenportal schwebte eine silberschwarze (A/N: Da haben wir's wieder g) Girlande und auf den Bänken lagen die Liederheftchen.
"Ja, stimmt, die Zeit ging schnell rum", sagte er zufrieden, ohne auf die Tatsache zu achten, dass sie für die Dekoration dreieinhalb Stunden gebraucht hatten. "Hoffen wir mal, dass morgen alles glatt geht." Er lächelte Alfred an.
Der schaute sich jedoch immer noch in der Kapella um. "Wo sind denn die anderen?"
"Lass uns sie mal suchen, vielleicht hat Magda ja noch ein paar Aufgaben für uns, die Sklaventreiberin", grinste er.
Alfi lachte. Daraufhin machten sich die beiden auf die Suche nach den Priestern und dem Professor.
Amneris und Kork fanden sie schließlich in der Sakristei, wo sich beiden die große Frage stellten: "Tun wir Wein und Wasser jetzt schon in den Kelch?"
"Nix da", meinte Herbert. "Kein Wein, es gibt Blut und Wasser und das wird erst morgen in die Kelche getan."
Professor Abronsius und Pastor Kromling versuchten verzweifelt, einen schwarzweißen Blumenstrauß am Beichtstuhl zu befestigen, was sehr seltsam aussah, da beide körperlich nicht die Größten waren. Sehr viel schien es ihnen allerdings nicht auszumachen, denn sie waren in ein wissenschaftliches Gespräch vertieft, als Alfred, Herbert, Amneris und Kork aufliefen, um die beiden abzuholen.
Letztendlich schafften die beiden Vampire es, den Strauß aufzuhängen und die beiden Wissenschaftler zurück zum Schloss zu befördern.
Dort wurden sie von Koukol und Bella in Empfang genommen - Koukol steckte immer noch in dem mit Nadeln versehenen Anzug.
"Herbi, Alfi, ihr könnt sofort hoch zu Sarah ins Badezimmer, die ist kurz vorm Ausrasten", beeilte sich Bella zu sagen. "Beruhigt sie mal irgendwie."
Herbert seufzte. Eigentlich hatte er gehofft, noch ein paar ungestörte Minuten mit seinem Schatz haben zu können. Der schien den Auftrag jedoch sehr gerne auszuführen.
"Freust du dich auf morgen?", wollte Alfi wissen, als sie die Treppe zum Badezimmer hinaufstiegen.
"Ja, dann ist der ganze Stress endlich vorbei, Paps ist nicht mehr so gereizt und Chagal kann sich auf den Kopf stellen, aber die Ehe ist dann nun mal geschlossen", antwortete Herbert.
"Dann hast du nichts mehr dagegen, dass die beiden heiraten?"
Der Grafensohn blieb stehen und seufzte. "Ich konnte ja eh nichts machen... Vater liebt die Kleine glaub ich wirklich... und außerdem... na ja, dann stellt sie wenigstens keine Konkurrenz mehr da", endete er etwas verlegen.
Alfred musste beim Anblick des leicht errötenden Vampirs lächeln. "Konkurrenz?" Er trat sehr nahe an Herbert heran, dem daraufhin beinahe das Herz stehen blieb.
Herbert grinste frech. "Tu erst gar nicht so, ich hab gesehen, was du ihr für Blicke zugeworfen hast, auch nachdem Papa sie gebissen hatte, und ich habe sehr wohl bemerkt, dass du dich, auch nachdem ihr zum Schloss zurückgekommen seid, sehr um sie bemüht hast." Er zupfte sanft an der Nase des jungen Wissenschaftlers, der sofort wieder knallrot wurde, und lief weiter.
Als die beiden Männer im Badezimmer ankamen, steckte Herbert den Kopf durch die Tür - ihm machte es schließlich nichts aus, eine nackte Frau zu sehen - und stellte überrascht fest, dass Sarah nicht in der Wanne lag, sondern auf ihrer Unterlippe kauend auf der Fensterbank saß.
Nun traten die beiden vollständig ein. Sarah schaute auf. "Hallo, ihr beiden." Ihre Stimme zitterte leicht.
Alfred lächelte sie schüchtern an - und verfluchte gleichzeitig, dass sich seine Hormone nicht entscheiden konnten, ob sie bei Herbert oder Sarah in Aufruhr geraten sollten. Jedoch stellte er fest, dass sein Herz ganz normal weiterschlug und nicht, wie sonst, wenn er der Wirtstochter über den Weg lief, anfing, wie wild zu hüpfen.
"Na, wie gehts dir?", fragte Herbert in extrafreundlichem Ton und ließ sich auf dem Wannenrand nieder. "Du zitterst ja wie Estenlaub."
"Ich bin nur aufgeregt... ich meine, ich heirate morgen... das hat so etwas endgültiges..." Sarah blickte die beiden Männer unsicher an.
"Ach, komm schon, du brauchst doch nicht aufgeregt zu sein. Ich meine, was ist schlimmer: Mit 18 heiraten oder mit 17 von zu Hause abzuhauen und ein Vampir werden?" Herbert konnte sich ein grinsen nicht verkneifen, ebenso wenig wie Sarah.
"Na jaaa..."
"Und außerdem", sagte Alfred, "bist du ja nicht alleine. Wir sind ja alle für dich da..."
"Und niemand erwartet, dass du wirklich die Ewigkeit mit meine Vater verbringst", ergänzte Herbert. "Das schaffen wirklich nur die aller wenigsten."
"Aber Jonathan und Titania haben es doch bis jetzt geschafft", warf Sarah ein.
"Ja, die gehören zu den aller wenigsten", entgegnete Herbert. "Außerdem können Kinder ganz schön helfen, eine Beziehung zusammen zu halten. Und die haben gleich viereinhalb davon."
"Und ihr meint echt, dass da morgen nichts schief geht?" Sarah rang mit den Händen.
Alfred und Herbert tauschten einen unsicheren Blick. Beide dachten dasselbe: Kann das alles gut gehen, mit solch chaotischen Priestern und einem durchgedrehten Vater?
Trotzdem, obwohl er selbst nicht dran glaubte, versicherte ihr Alfi: "Natürlich, das wird eine wunderschöne Hochzeit."
----
Genau diesen Gedanken hatte Julian inzwischen aufgegeben. Während sich Magda und Ardora nach Fertigstellen des Leinentuchs eine ruhige Ecke gesucht hatten, hatte er inzwischen gleich drei Probleme: Wie hielt er einen aufgebrachten Chagal von dieser Ecke fern, wie hielt er sich Käpt'n Kork vom Leib, der sich, nachdem er zum Schloss gekommen war, sofort wieder in das Umfeld des Teen-Vampirs gedrängt hatte, und wie -zur Hölle nochmal! - sollte er aus den dünnen Haaren des Grafen eine gute Frisur zaubern?!
Zumindest das erste Problem erledigte Professor Abronsius für ihn, indem er den dicken Wirt zu den Ewigkeitsvampiren in die Küche schickte. Kork jedoch wurde er nicht so leicht los. Während Julian dem Grafen einige Vorschläge unterbreitete, wurde er immer wieder vom Captain der Surprise unterbrochen. Graf von Krolock fragte sich langsam ernsthaft, wer dieser Kerl überhaupt war und betete innerlich, dass dieses Etwas in grellorange morgen nicht zur Hochzeit kommen wollte.
"Also, Exzellenz, Sie könnten die Haare einfach herunterhängen lassen, aber dann hätten wir das gleiche Problem, wie mit ihrem normalen Umhang, nämlich, dass die Haare dann so komisch-"
"Schätzchen, findest du nicht auch, dass bei der Deko ein bisschen rosa gefehlt hat?"
Julian schloss kurz die Augen und zwang sich, Kork zu ignorieren, bevor er weitersprach. "Dass die Haare dann so komisch hinten über den Umhang hängen. Wir könnten aber auch etwas modernes auspro-"
"Süßer, wie wäre es denn mit ein paar pinken Strähnchen?", fragte Kork ungebeten dazwischen und deutete auf Julians Haupt - das war sein Glück, hätte er auf den Grafen gezeigt, hätte der ihn wahrscheinlich auf der Stelle gebissen. Der Schlossherr fragte sich sowieso schon, warum so viele Sterbliche im Schloss herumliefen, die er auf Magdas ausdrücklichen Hinweis hin nicht aussaugen durfte.
"Pink würde dir sehr gut stehen", säuselte der Käpt'n zärtlich weiter.
Amneris, Abronsius und Kromling, die in der Nähe saßen, wechselten kurze Blicke, bevor Kromling aufsprang und Kork mit den Worten "Komm mal mit, wir trinken ein Schlückchen Prosecco" von den beiden Vampiren wegzerrte.
"Kommt der morgen?", fragte der Graf scharf.
"Weiß nicht, hab den Kerl auch vorher noch nie gesehen", log Julian schnell. "Also, etwas modernes wäre, die Haare zusammen zu binden."
"So wie Herbert?",hakte der Graf zweifelnd nach.
"Na ja, es muss ja nicht mit Schleife sein...", wich Julian aus.
"Also, denk dir was aus", seufzte der Graf schließlich. "Ich verlasse mich auf dich.
----
Die Nacht verging. Bei Tagesanbruch erledigten Abronsius, Koukol, Rebecca und die Priester eine der wichtigsten Aufgaben: Sie machten das Schloss tagessicher. Die Hochzeit war für zwei Uhr angesetzt und die Feier würde vermutlich bis in den Tag hinein dauern, also mussten alle Fenster im Schloss zugezogen und abgedichtet werden, damit auch ja kein Sonnenstrahl hineinleuchten konnte. Nach getaner Arbeit taten die Priester es der Brautmutter, dem Diener des Grafen und dem Professor gleich und horchten noch eine Runde an der Matratze.
Der Graf und Sarah hatten ihren Sarg mit Herbert und Alfred getauscht, denn nach alter Tradition der Familie von Krolock durften die Braut und der Bräutigam die Nacht vor der Hochzeit nicht im selben Bett, beziehungsweise Sarg verbringen. So teilten sich also der Sohn des Grafen und der Assistenzwissenschaflter das Lager, während sich das Brautpaar so getrennt voneinander sehr einsam fühlte.
Alfred war ziemlich erstaunt darüber, dass Herbert seine Finger bei sich ließ, andererseits war er jedoch auch heilfroh darüber. Denn irgendwie machte ihn die Nähe des Vampirs nervös, ja fast hibbelig und sein Herz schlug wie wild, wenn er ihm zu nahe kam - der junge Wissenschaftler war sich sicher, dass das nicht gesund sein konnte, auch wenn es sich irgendwie gut anfühlte, wenn Herbert ihn mehr oder minder versehendlich berührte.
Sarah erwachte etwa eine Stunde vor Sonneuntergang - die Sterblichen waren inzwischen schon wieder auf den Beinen. Also verließ sie ihren Sarg und trat wenig später in die Küche, verwundert, dass im ganzen Schloss kein Licht hereindrang. Noch erstaunter war sie jedoch, als sie zwischen ihrer Mutter und Professor Abronsius Julian sitzen sah. Es war doch noch hell, sie hatte geglaubt, sie wäre die Einzige gewesen, die schlecht geschlafen hätte.
"Da ist sie ja endlich", griente Julian bei ihrem Eintreten.
"Bist du etwa extra so früh auf den Beinen?", fragte die Wirtstochter mit großen Augen.
Der Tenn-Vampir lachte leise. "Na sicher. Irgendjemand muss sich ja um deine Haare kümmern. Ich nehme mal an, dass ich bei dir am Längsten brauche, Herbert übernimmt ja Alfi, Titania und Jonathan, und ich hab außer dir ja nur noch Herbi, Bella und Dorie auf dem Programm stehen."
Während Sarah nur stumm nickte, öffnete Rebecca den Mund, um zu fragen: "Waren denn Titan-" Der Professor schlug ihr unter dem Tisch mit dem Schirm gegens Schienenbein und Sarahs Mutter verstummte.
Julian wandte sich nun an den Diener des Grafen.
"Koukol, wärst du so nett und bereitest im Badezimmer eine heiße Wanne vor? Sie-" er nickte zu Sarah,"-muss noch Haare waschen."
Wortlos erhob sich der Bucklige, um einige Eimer mit heißem Wasser aufzutreiben.
"Also", meinte Julian kurz darauf mit geschäftsmäßiger Stimme zu Sarah, "du gehst gleich schön baden, ich werd gleich Herbi und Titania wecken und mach zumindest Herbert schon mal die Haare, in der Zeit kannst du schon mal dein Brautkleid anziehen. Dann kümmere ich mich um deine Frisur und danach schminkt dich Ardora noch ein bisschen. Okay?" Das 'okay' war rein rhetorisch gemeint, so blieb Sarah nichts anderes übrig als zu nicken.
----
Die Aufgabe des Weckens übernahmen jedoch Titania, Bella und Ardora. Julian hatte beim Aufstehen selbst so viel Lärm gemacht, dass einige der Catines, die ja im Kerker der Teen-Vampire schliefen, aufgewacht waren.
So pochte zum Zeitpunkt des Gesprächs in der Küche Ardora bereits auf den Deckel des Doppelsarges, in dem sie ein ineinander geknotetes Knäuel aus Herbert und Alfred fand.
"Hey, ihr Schlafmützen! Wacht auf!" Sie stellte die in Folie gewickelten Hochzeitsoutfits und ihren Schminkkoffer ab und klopfte auf eine Schulter, die sie als Alfreds vermutete.
Tatsächlich regte sich nun der blonde Lockenkopf. "Wasnlos?" Herbert schien sich nicht bewegen zu wollen.
"Steht auf, ihr beiden, ihr müsst doch noch hübsch gemacht werden."
Alfred kämpfte sich mühsam und verschlafen aus dem Sarg, während der Grafensohn munter weiterschlummerte.
Ardora seufzte und reichte Alfred seine dunkelrote Samthose, in die der Assistenzwissenschaftler aus sogleich schlüpfte.
"Womit hab ich eigentlich so einen Langschläfer-Cousin verdient?", fragte Ardora für Herbert deutlich vernehmbar. Alfrad musste grinsen und warf einen Blick auf den schlafenden (?) Vampir. Ardora musterte ihn. Sie hatte bemerkt, dass Herbert schon beim ersten Klopfen aufgewacht war. Trotzdem wandte sie sich an Alfred. "Gibs zu, du findest ihn doch selbst im schlafenden Zustand süß." Alfred musste ihr beinahe von den Lippen ablesen. Er runzelte nur die Stirn.
"Gibs zu", wiederholte die dunkelhaarige Vampirin, reichte ihm das schwarze Hemd und half ihm kurz darauf in die cremefarbene Weste.
"Ach Herbi", gab sie dann wieder gut hörbar von sich. "Waren wir etwas umsonst shoppen? Dein Outfit stand dir so gut... aber wenn du die Hochzeit deines Vaters lieber verschläfst... Hannibal von den Ewigkeitsvampiren hatte nur noch einen durchlöcherten Anzug, der würd sich über deine Sachen freuen..."
Der silberhaarige Vampir sprang auf wie von der Tarantel gestochen. "Hannibal?", fragte er und stand aufrecht wie Napoleon persönlich. "Doch nicht dieser blöde Idiot, der sich früher immer an Julian rangeschmissen hat!"
Alfred und Ardora schafften es nicht, ihre Lachanfälle herunter zu schlucken, dafür war Herberts Gesicht zu drollig.
"Okay, okay, dann muss der alter Kerl eben doch seine Löcheruniform anziehen", kicherte Ardora und gab Herbert seine Kleider.
Alfred stand inzwischen fertig angezogen vor dem Sarg, während nun auch Ardora schnell in ihr dunkles Kleid stieg.
"Was steht denn eigentlich an?", fragte ein inzwischen - zumindest klamottenmäßig - fein gestriegelter Herbert, während er Ardora half, die Korsage zuzuschnüren.
"Normalerweise solltest du schon lange vor Julian sitzen, damit der dir die Haare macht, aber so lang, wie du gebraucht hast..."
Eigentlich wollte Ardora den Satz nicht in der Luft hängen lassen, aber in diesem Moment stürzte Julian in die Gruft.
"Herbi, bist du soweit fertig, dass ich an deine Haare kann?"
Wie auf Kommando drückten Alfred und Ardora den Grafensohn auf den Sargdeckel. "Brav", meinte Julian zufrieden und ließ sich hinter Herbert nieder, bevor er begann, diesem die Haare zu kämmen.
"Was können wir denn noch machen?", fragte der junge Wissenschaftler.
"Ääh... ihr könnt hoch zu Magda und Chagal, ich hab gesehen, dass die Schwierigkeiten mit ihren Klamotten hatten", antwortete Julian abwesend, während er an einer Frisur für seinen Exfreund überlegte. "Und Dorie, du kannst Magda ja dann schon direkt schminken, Titania müsste dann nachher an ihre Haare..."
----
Bei den beiden war tatsächlich dir Hölle los, als Alfred und Ardora ankamen. Magda kämpfte mit ihrem Kleid - es war ja das erste richtige Kleid, das sie trug. Und Chagal fand beim besten Willen seine goldene Weste nicht wieder.
"Wer hat die Klamotten denn hergebracht?", fragte Ardora und stellte abermals ihren Koffer ab.
"Jonathan..." Chagal stellte den ganzen Sarg auf den Kopf, auf der Suche nach der Weste.
Ardora ging zu Magda hinüber und half ihr, in das Kleid zu steigen, ohne es dabei komplett zu verdrehen und hakte anschließend ihre Korsage zu.
"Danke", murmelte die junge Magd ihr zu, "er-", sie deutete unauffällig zu Chagal hinüber, "-hat schon versucht, das Ding zuzukriegen, aber das hat nicht so richtig geklappt..."
"Männer", feixte Ardora. "Okay, setz dich, ich kümmer mich dann jetzt mal um dein Make-Up."
Im selben Augenblick steckte Jonathan vorsichtig den Kopf durch die Tür. "Ähm, Chagal?"
Der dicke Wirt drehte sich augenblicklich um. "Vermisst du etwas?" Der Schwager des Grafen hielt Chagals goldene Weste hoch.
"Na also", seufzte Magda gelassen, während Ardora ihr einen Lidstrich zog. "Findet sich doch alles wieder."
----
Julian betrat inzwischen wieder das Badezimmer, in dem Sarah gerade ihr schwarzrotes Kleid anzog. Julian ignorierte getrost, dass die Wirtstochter mit dem Anziehen noch nicht fertig war und wartete, bis sie, nicht ohne einige Verrenkungen, die Korsagenhaken schloss.
"Wow, was bist du für ein Gentleman", sagte sie sarkastisch.
"Hey, am Mitternachtsball hast du dein Kleid auch allein zu bekommen", gab Julian schulterzuckend zurück. "Kann ich mich eben hier umziehen? Sonst komm ich da nicht zu."
Sarah nickte und begann schon mal, ihre Locken zu bürsten, während der Teen-Vampir in seinen Satinanzug schlüpfte.
"Mal sehen", meinte er kurz darauf und legte nachdenklich den Zeigefinger ans Kinn. "Soll ich dir die Haare hochstecken?", fragte er schließlich. "So, dass sie dir hinterher noch ein bisschen über die Schultern fallen?"
Sarah überlegte kurz, bevor sie begeistert nickte und Julian machte sich ans Werk.
----
"Professor, warum sind sie so aufgeregt?"
Herbert trat in die Küche, nachdem er Titania und ihren Mann frisiert hatte, in der er einen hibbeligen Professor Abronsius antraf, der sich immer wieder durch das schüttere Haar fuhr.
"Weil Ihr Vater mich als Trauzeuge engagiert hat und ich mich jetzt im Nachhinein für gänzlich ungeeignet für diese Aufgabe halte!"
Der Grafensohn ließ sich seufzend neben ihn an den Tisch fallen. "Hören sie mit dem Siezen auf", meinte er. "Wir sitzen im gleichen Boot. Obwohl ich es komisch finde, dass Papa zwei Trauzeugen hat und Sarah nur einen..."
Abronsius schaute ihn fragend an. "Ich dachte, sie hätte Alfred und Magda...?"
"Ehrlich?", fragte Herbert überrascht.
----
Doch, es stimmte. Sarah hatte letzten Endes doch noch eine Trauzeugin neben Alfred gefunden - Magda, die einzige in diesem Schloss, die sie fast genauso lange kannte, wie ihre Eltern, wie sie Julian berichtete, während der ihren Haaren den letzten Schliff gab.
"Okay, wir sind dann fertig", verkündete er, nachdem er sein Werk noch einmal prüfend begutachtet hatte.
Sarah blickte in den Spiegel und strahlte. "Das sieht toll aus! Hast du das irgendwie gelernt?", fragte sie bewundernd.
Der Teen-Vampir lächelte und schüttelte den Kopf. "Übung macht den Meister. Ich musste schon so viele Leute in diesem Schloss frisieren und irgendwann lernt man es halt." Er strich der Wirtstochter eine kleine verirrte Locke aus dem Gesicht. "Du siehst sehr hübsch aus ... Okay, ich muss mich dann mal um deinen Bräutigam kümmern. Pass auf, dass dieses Kunstwerk nicht kaputt geht." Mit einem letzten Grinsen entschwand Julian.
Etwa eine Dreiviertelstunde später hatte er sich auch aus Bellas, Ardoras und zu seiner Überraschung auch aus Lenas und Frenchs Haaren kleine Kunstwerken gemacht.
"Und ich dachte, ihr wollten eure Frisuren selber machen", wunderte er sich, als Lena und French ihn um Hilfe baten. "Das fällt nun mal alles zusammen", meinte French verzweifelt.
Zu guter Letzt gelang der Teen-Vampir auch zu Graf von Krolock, welchen er zusätzlich auch noch beruhigen musste - der Herzschlag des Grafen hätte ausgereicht, um zwei Sterbliche zum Hyperventilieren zu bringen. Er beruhigte den Schlossherrn in etwa mit denselben Worten wie Titania und Jonathan.
Irgendwann in dieser Zeit stießen Alfred, Sarah, Magda und Chagal zu Abronsius und Herbert in die Küche. Daraufhin fiel Herbert siedend heiß ein, dass er neben seiner Tante und seinem Onkel ha auch Alfred hatte frisieren sollen, doch das war har nicht mehr nötig. Der junge Wissenschaftler hatte sich die Haare einfach nur aus dem Gesicht gewischt und gehörte zu den glücklichen Wesen, bei denen genau das reichte, um gut auszusehen.
Die Zahl der Leute in der Küche stieg nur noch um die Catine-Kinder, Rebecca und Julian.
Endlich, um halb zwei, traten Titania und Jonathan herein.
"Also, die Priester sind schon weg", verkündete Jonathan und ignorierte Sarahs erstauntes "Priester? Kommen mehrere?".
"Koukol wird jetzt den Grafen mit Trauzeugen und Verwandten zur Kapelle bringen und dann zurückkommen, um Sarah mit Trauzeugen und Eltern abzuholen", fuhr Titania fort. Herbert und Abronsius erhoben sich.
Im Hof, in einer Kutsche, saß tatsächlich schon Graf von Krolock und wartete darauf, dass es endlich losging. Insgeheim musste er sich eingestehen, dass er sich sehr darauf freute, wenn die Hochzeit vorbei war.
----
Sooo, der Countdown läuft! Nur noch ein Kapitel, dir Hochzeit. Ich hoffe, euch gefällt es und dass der letzte Teil dieses Kapitels nicht zu langweilig war. Sagt es mir einfach :-)
Und beachtet die nächste Neuerscheinung, das ist die Fortsetzung hier von ;-)
Eure Aisa
