Kapitel 2 Überfahrt nach Tortuga

Miranda öffnete ihre Augen. Nur durch einen Schleier nahm sie ihre Umgebung wahr, da sich eine starke Benommenheit bei ihr bemerkbar machte. Sie muss wohl bewusstlos gewesen sein. Sie war in einer kleinen Kammer, offenbar auf einem Schiff, da es wie verrückt schaukelte.

Wie bin ich hierhin gekommen?´, fragte Miranda sich. Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war das Gesicht eines dreispitztragenden Piraten mit Dreadlocks. Und warum verspürte sie so einen drückenden Schmerz am Hals? Miranda stand auf und torkelte benommen zu dem Spiegel, der an einer Wand hing. Als sie reinblickte, schaute ihr ein für ihr Alter relativ kleines, sprich einen Meter sechzig großes, Mädchen entgegen. Sie hatte schwarze glatte lange Haare, ein zierliches Gesicht und sah insgesamt ziemlich zerbrechlich aus. Doch normalerweise erstaunte sie alle Leute mit ihrer für ihre Größe ungewöhnlichen Kraft, die sie aber im Moment nicht aufbringen konnte.

Mit Schrecken stellte Amanda fest, dass sie noch immer ihr Schlafgewand trug. Sie sah sich um und entdeckte zu ihrer Erleichterung ihre weiße Tasche, die neben dem Bett stand. Sie zog sich ein neues Unterkleid und ein weinrotes Überkleid an. Als sie fertig war, wollte sie gerade den Raum verlassen und erkunden, wo sie war, als sich die Tür knarzend öffnete. Herein kam ein mittelgroßer Mann mit Dreadlocks und einem Dreispitz. Es war der Mann, der sie entführt hatte.

„Ihr! Was macht Ihr mit mir? Lasst mich wieder frei!", sagte Miranda. Im selben Moment wurde ihr wieder schwindelig und sie ließ sich benebelt auf dem Bett nieder. Der Mann, er trug ein Tablett mit Essen, stellte es ab und setzte sich neben Miranda.

„Also, dann stelle ich mich halt nochmal vor. Ich bin Captain Jack Sparrow, Besitzer der Black Pearl. Ich musste dich wohl oder übel entführen. Sonst wäre ich wahrscheinlich am Galgen gelandet", erklärte er in einer Art und Weise, als ob Miranda erst fünf Jahre alt wäre.

„Ach, Ihr seid Jack Sparrow – ",

Captain Jack Sparrow."

„Meinetwegen. Ich habe von Euch gehört. Ihr seid der Mann, der jeder seiner Hinrichtungen entflohen ist!"

„Gut erkannt."

„Aber was soll ich euch nützen? Wenn ihr mich entführt, landet Ihr erst recht am Galgen."

„Aber wenn ich dich habe, tut mir niemand was zuleide, da deine tolle Familie garantiert Angst hätte, dich zu verletzen."

Miranda sah Jack finster an. Dann stand sie ruckartig auf und wollte aus dem Raum gehen, doch bevor sie einen Schritt nach draußen gesetzt hatte, wurde sie von Jack zurückgehalten.

„Hey, Liebes, nicht so voreilig. Wo willst du hin?", fragte Jack und verstärkte seinen Griff.

„Ihr tut mit weh!", rief Miranda und versuchte sich Jacks Griff zu entwenden, doch sie war in ihrem momentanen Zustand noch zu schwach. Mit sanfter Gewalt platzierte Jack sie auf das Bett.

„Liebes, ich sage nur eines: du kannst dich auf diesem Schiff bewegen, wie du willst, aber flüchten kannst du nicht. Wir sind mitten auf dem Meer", sagte Jack und blickte in Mirandas widerspenstige Augen.

Am Abend saßen Jack, Will, Elizabeth, Anamaria und der Rest der Crew bei Tisch.

„Wo ist sie jetzt?", fragte Gibbs. Jack zuckte mit den Schultern.

„Irgendwo auf dem Schiff wird sie wohl sein. Wenn ich ehrlich bin, habe ich ein wenig Mitleid mit ihr", antwortete Jack. Anamarias Augen weiteten sich.

„Du und Mitleid? Wie geht denn das?", fragte sie überrascht.

„Na ja", begann Jack, „ich dringe da einfach so in ihr Leben ein und nehme sie gefangen, obwohl sie ja eigentlich gar nichts mit mir zu tun hat. Wisst ihr, als ich in ihrem Zimmer neben ihr saß, hat sie da ganz unschuldig geschlafen. Sie erinnert mich überhaupt nicht an unseren guten alten Norrington, wenn die Kleine nur nicht so unschuldig und süß aussehen würde ...", sagte Jack leise.

„JACK! Du dreckiger Hund, du wirst doch nicht auf einmal sentimental!", rief Gibbs entsetzt und lachend zugleich. Jack grinste irgendwie ... na ja ... schwul.

„Na ja, ist doch so", dann berappelte er sich, „aber jetzt brauche ich erst mal was anständiges zu trinken!"

„So kenne ich dich!", polterte Gibbs. Er stand auf und ging schnaufend die Treppe hoch aufs Deck. Neugierig sah er sich um, doch das Mädchen war weit und breit nicht zu sehen. Schade, würde gerne mal wissen, ob sie wirklich so bezaubernd aussieht´, dacht er und ging in den großen Vorratsraum.

Gibbs quetschte sich durch die vielen Kisten mit Nahrung, bis er an den großen Rumvorräten angekommen war. Was er dort sah, verschlug ihm die Sprache.

Ein junges, hübsches Mädchen saß auf einer Kiste, in der einen Hand eine Flasche Rum, in der anderen ein prächtiges Schwert.

„Was wollt Ihr? Mich über Bord schmeißen? Bitteschön, macht, was Euch beliebt", sagte sie angeheitert.

„Miranda?", fragte Gibbs verwirrt.

„Richtig, Miranda Norrington, um genau zu sein", sagte sie und schaute Gibbs schräg an. Gibbs schüttelte den Kopf und sagte:

„Also nein, das geht aber nicht. Ihr seid fünfzehn richtig?"Miranda nickte. „Ich werde Euch jetzt erst mal nach oben zum Captain bringen."Er machte einen Schritt auf das Mädchen zu, doch es sprang auf, ließ die Rumflasche fallen und richtete das Schwert gegen Gibbs.

„Ich warne Euch! Meinetwegen gehe ich über Bord, aber nein, ich lasse mich nicht zu diesem Sparrow bringen!", sagte sie und taumelte gleichzeitig.

„Seid vernünftig. Er wird Euch nichts tun", sagte Jack. Miranda ließ das Schwert fallen und ließ sich widerwillig in den Speiseraum bringen.

„Hier Captain, sie saß bei deinen Rumvorräten", sagte Gibbs und brachte Miranda vor versammelter Mannschaft zu Jack. Dieser nahm sich sofort ihrer an.

„Hey Liebes, wie alt bist du?", fragte er.

„Fünfzehn, und nennt mich gefälligst nicht mehr Liebes!", sagte Miranda.

„Okay, Liebes, wie viel davon hast du getrunken?", redete Jack weiter.

„Fast die ganze Flasche."

„Ach, das geht doch nicht. Am besten, du gehst schlafen, sonst kippst du uns noch vor allen um." Jack richtete sich an Anamaria.

„Ana, bitte bring unsere Kleine in ihr Schlafgemach", bat er sie.

„Aye", antwortete Ana. Sie stand auf und führte Miranda zu ihrem Bett.

Als Jack am nächsten Morgen in Mirandas Zimmer nach ihrem Befinden schaute, schlief sie noch immer ihren Rausch aus. Anschließend aß er etwas und übernahm das Ruder.

Will und Elizabeth standen an der Reling und unterhielten sich.

„Ich weiß nicht, was ich davon halten soll", ließ Will seinen Gefühlen freien Lauf.

„Wovon, Schatz?", fragte Elizabeth nach und dachte sich gleichzeitig schon die Antwort. Will seufzt lang.

„Erst bringt Jack uns alle in Gefahr, dann entführt er die Tochter des Commodores und dann will er mit uns auch noch nach Tortuga", sagte er.

„Was ist denn so schlimmes an Tortuga?", fragte Elizabeth.

„Das lässt sich ganz leicht beschreiben", sagte Will, „einfach alles."

Ich zahle fünf Euro pro Review! ;)