Isla de Muerta
Sie wurden allesamt durch Schwerter bedroht, als sie ausstiegen. Miranda fragte sich, wie Jack seinen Plan durchsetzten wollte, wenn er mit den anderen nicht sprechen konnte. Er dachte offenbar dasselbe, denn er blickte nach einer Möglichkeit suchend umher.
Die Crew wurde über einen kleinen Strand geführt. Die Sicht war sehr schlecht, der Nebel lag drückend auf ihnen. Langsam offenbarte sich ein großer Berg. Sie gingen um ihn herum, bis sie schließlich vor einem großen, unförmigen Loch standen. Einer nach dem anderen sollte sie hineingehen. Innendrin war eine große prächtige Hohle. Der Anblick verschlug Miranda die Sprache. Gold über Gold stapelte sich hier, es funkelte selbst auf dem Grund des kleinen Baches, der sich durch kleine Spalten im Boden schlängelte. Am anderen Ende der Höhle befand sich ein großer Podest, dessen Mittelpunkt eine steinerne Schatztruhe war. Eine große Neugier machte sich in Miranda breit. Zu gerne hätte sie den Inhalt der Truhe erforscht. Doch dann wurde ihr bewusst, dass sie in diesem Leben wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr dazu haben würde. Plötzlich blieben sie stehen. Barbossa hatte sich an der Spitze aufgebaut. Lachend blickte er in die Runde.
„Da sind wir!"
Seine Meute jubelte.
„Nie haben wir unsere Ruhe gefunden."
Es wurde immer lauter.
„Doch unser Kampf gegen ein verfluchtes Leben soll nun ein Ende haben!"
Sie grölten, schrieen und applaudierten.
Wenn das die letzten Momente ihres Lebens sein sollte, dann wollte sie wenigstens ihren Spaß haben, entschloss sich Miranda in einem Moment der Trauer. Mit verzweifeltem Mut überlegte sie sich, was sie tun wollte. Dann fiel ihr die Schatztruhe ins Auge. Warum eigentlich nicht?
So unauffällig, wie es nur eine Norrington schaffte, schlich sie sich aus der Menge. Jack warf ihr einen verwirrten Blick zu, doch Miranda ignorierte ihn. Die Meute des Barbossa war zu sehr damit beschäftigt, ihrem Captain zuzuhören, als auf Miranda zu achten. Leise und flink stahl sie sich über die Berge von Gold, Schmuck und wertvollen Vasen zu dem Podest. Doch als sie ankam, stellte sie fest, dass die Truhe offenbar von einer großen Platte bedeckt war. Was tun? Sie bündelte ihre ganze Kraft und wie durch ein Wunder und mit einem leichten Kratzen schob sie die Platte weg. Was sie unter ihr sah, war einfach toll. Hunderte runde Medaillons schimmerten vor sich hin. In der Mitte lag das einzige, das an einer Kette befestigt war. Sie nahm es in die Hand und tauchte es in einen Strahl des hereinfallenden Lichtes des Sonnenunterganges. Barbossa schwang noch immer seine Rede.
Auf dem Schmuckstück erkannten Miranda Spuren von Blut. Wessen war es? Und warum war es darauf? Sie hängte sich die Kette um, doch als sie einen Schritt von der Truhe weg machte, begann die Erde zu beben. Barbossa verstummte und in Miranda machte sich das seltsamste Gefühl aus, das sie jemals gespürt hatte. Es war keine Angst, es war kein Mut. Es war kein Glück, aber es war auch keine Trauer. Tatsächlich war ihr dieses Gefühl gänzlich unbekannt. Das Beben hörte auf und mit einem Mal, war jedes Augenpaar in der Höhle auf Miranda gerichtet, die noch immer wie erstarrt da stand. Plötzlich erhob sich ein monotones Summen in der Höhle. Alle hatten zu reden angefangen.
„Sie hat den Fluch wiederauferlegt!", rief Ragetti laut. Erst jetzt sah Miranda, das sich die Geister verändert hatten. Sie waren nicht mehr transparent, sie schienen aus Fleisch und Blut. Bevor sie sich fragen konnte, was passiert war, kam Barbossa zu ihr gelaufen und hielt sie fest.
„Was hast du getan?", schrie er sie an. Miranda packte die Angst.
„Ich – ich – "
„Hast du dir ein Medaillon genommen?", brüllte Barbossa außer sich.
„Ja, aber –"
„Dann stirbst du zuerst!"
Miranda hatte das Gefühl, jemand hätte ihr eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen. Doch mit einem Schlag kam ihr eine Idee. Bevor Barbossa reagieren konnte, hatte sie ihr Schwert gezogen und es in seine Brust gestoßen.
Plötzlich war es still.
Niemand sagte ein Wort.
Alle schienen den Atem anzuhalten und auf den Rücken von Barbossa zu starren, da sie sein Gesicht nicht sehen konnten.
Selbst Miranda bewegte sich nicht.
Nach schier einer Ewigkeit zog Barbossa das Schwert aus seinem Leib. Die Wunde blutete nicht, er schien nicht einmal Schmerzen zu haben.
Er lachte grauenhaft auf.
„Du hast den Fluch auferstehen lassen! Dafür musst du bluten!"
Seine Crew lachte böse auf. „Welchen Fluch?", fragte Miranda.
Anstatt zu antworten, erhob Barbossa das Schwert und stoß es in ihren Magen.
Sie konnte Jack und die anderen laut keuchen hören, doch seltsamerweise spürte sie nichts, auch nicht, als sie das Schwert mit einem Ruck herauszog. Verwirrt sah sie Barbossa an.
„Den Fluch."Im selben Moment war der Mond erschienen. Viele Strahlen schlichen sich in die Höhle und bedeckten alle. Was Miranda sah, ließ sie an ihrem Verstand zweifeln. Barbossas Haut ergraute, sein Gesicht wurde schmaler und plötzlich sah er aus wie ein lebendes Skelett. Aber es kam noch viel schlimmer. Als Miranda an sich herunterschaute, musste sie geschockt feststellen, dass auch sie sich verwandelt hatte. „Was ist hier los?", keuchte sie und blickte in die Menge hinter Barbossa. Nicht alle hatten sich verwandelt. Nur Barbossas Crew und –
„Jack?", rief sie entsetzt. „Was hat das zu bedeuten?"
„Hat der liebe Jack dir denn nichts vom Fluch erzählt?", fragte Barbossa mit einem teuflischen Grinsen. Miranda reagierte nicht.
„Aha, dann lass es mich mal so sagen: wer ein Medaillon von dem Aztekengold an sich nimmt, wird unsterblich. Aber man kann nicht mehr fühlen und verwandelt sich bei Mondlicht in einen lebenden Toten. Klar soweit?"Miranda sah ihn mit leeren Augen an. Sie konnte das nicht glauben.
„Ja, und wenn der Fluch aufgelöst werden soll, wird Blutopfer gezahlt."
„NEIN!", schrie Miranda und ging einen werden Schritt zurück.
„Flieh!", rief Jack. Sie wollte entkommen, doch Barbossas knochige Hand griff sie am Arm. „Oh nein. Ich denke, wir bringen dich auf die Pearl, wo unsere Mrs. Turner dich herrichten kann. Bringt sie auf das Schiff!", befahl er seinen Leuten.
Pintel kam auf sie zu und zerrte sie fort. Neben ihr sah Miranda wie Elizabeth sich widerstandslos abführen ließ. Offenbar wollte sie bei ihr sein, wofür Miranda sehr dankbar war.
Sorry, dass meine Kapitel immer so kurz sind, aber dann passt es einfach besser vom Inhalt.
Ps.: Ich liebe Reviews!!! ;-)
