Das Blut des Lebens
Auf dem Schiff wurden Miranda und Elizabeth in den Speisesaal geschlossen. Nur einmal wurde die Tür geöffnet und ein wunderschönes Kleid wurde hereingereicht.
„Elizabeth, Jack hat einen Fluchtweg, aber er konnte ihn euch nicht mitteilen", sagte Miranda. Elizabeth sah sie überrascht an. Ein klarer Hoffungsschimmer war in ihren Augen. „Wohin will er?", fragte sie.
„Ich weiß es nicht, er hat es mir nicht gesagt, uns hätte jemand hören können", gab sie zu. Elizabeth antwortete nicht. Sie sah Miranda an und schloss sie in ihre Arme. Dann blickte sie ihr ernst ins Gesicht.
„Miranda, ich verspreche dir, dass wir dich da irgendwie herausholen!" Miranda sah traurig zu Boden. „Ich glaube nicht, dass es für mich noch Entkommen gibt."
Sie zog ihr Kleid aus und Elizabeth half ihr in das für sie vorgesehene. Es war aus einem feinem tiefvioletten Stoff.
„Weist du, ich musste dieses Kleid auch schon einmal tragen", sagte Elizabeth.
„Wieso?", fragte Miranda.
„Na ja, vor fünf Jahren dachten sie, ich hätte einen Vater, der ein Medaillon geklaut hatte. Sie entführten mich, weil sie dachten, sein Blut fließe in meinen Andern."
„Ja und dann? Wie wurdest du befreit?"
„Ich habe tatsächlich Blut gezahlt, aber nur ein bisschen, Barbossa hat mir mit einem Dolch in die Hand geschnitten. Wie ich dann entkommen bin, ist eine etwas längere Geschichte, aber es ist möglich."Miranda schwieg. War nicht doch vielleicht noch etwas Hoffnung da?
„Herauskommen! Es geht los!", ertönte eine Stimme und Elizabeth und Miranda gingen schweren Herzens raus.
Wenig später stand Miranda neben Barbossa an der Truhe. Er hielt sie fest und sprach gleichzeitig mit seiner Meute.
„Wir wurden wieder verflucht! Aber wir haben schnell gehandelt, Miranda –"
„Miss Norrington!", fauchte sie.
„Jaah, Miss Norrington wurde gefangen genommen und da sie noch nicht zu lange verflucht ist, fließt noch Blut in ihren Adern. Aber nicht mehr lange!"
Die Piraten schrieen und feuerten Barbossa an, endlich zu opfern.
Er zog einen kleinen, mit Mustern verzierten Dolch hervor und griff nach Mirandas Arm. Die Luft schien vor Spannung zu knistern. Miranda warf einen Blick auf Jack, welcher sie verzweifelt ansah. Dann spürte sie eine Bewegung, Barbossa holte aus und zielte auf ihre Hauptschlagader am Handgelenk. Bevor der Dolch in ihr versenkt wurde, zuckte Miranda und die Klinge schnitt sich in ihre Hand. Blut lief über ihre Finger und tropfte in die Truhe, Barbossa riss ihr das Medaillon vom Hals, legte es in ihre Hand und drückte diese mit der seinen zusammen. Es war totenstill, Mirandas Hand brannte und schmerzte fürchterlich. Als das Medaillon tiefrot verfärbt war, lockerte Barbossa seinen Griff und es fiel in die Truhe.
Wie ein Schlag machte sich wieder ein Gefühl des Lebens in Miranda breit. Begierig sog sie die Luft ein und atmete tief durch.
„Du hast uns gedient und verdammtes Glück gehabt, dass deine Pulsader noch heile ist, genieße den jämmerlichen Rest deines Lebens", hörte sie Barbossa hinter ihr sagen. Er stoß seine Hand in ihren Rücken, Miranda stolperte und fiel den Berg herunter in Jacks Arme.
„Und jetzt sind die anderen dran!", verkündete Barbossa. Er und seine Crew hatten sich wieder in Geister verwandelt.
Bevor dieser Satz in Mirandas Gehör drang, spürte sie, dass es nicht aufgehört hatte zu bluten. Rote Tropfen perlten auf das Schwert von Jack, neben dem sie nun stand. Plötzlich wurde Jack zur Seite gerissen. Twig hatte ihn gepackt und wollte im gerade die Kehle durchschneiden, doch wie durch einen Geistesblitz zog Jack sein Schwert und rammte es in Twigs Leib. Mirandas Blut lief auf seine transparente Haut. Er schrie und war mit einem Mal verschwunden.
„Was ist das?", keuchte Elizabeth neben Miranda.
„Das ist doch jetzt egal!", rief Will. Er zog einen seiner prächtigsten Wurfsterne, drängelte sich zu Miranda und drückte ihn zu ihrer Überraschung in die Blutlache am Boden. Dann zielte er und köpften drei Matrosen gleichzeitig. Sie lösten sich in Nichts auf.
Offenbar war bedeutete die Berührung mit Mirandas Blut den Tod für die Piraten, warum auch immer. Einer nach dem anderen löste sich in Luft auf und nach einiger Zeit waren nur noch wenige der bösen Piraten am Leben. Miranda drehte sich um und blickte hoch zu Barbossa, der wie versteinert noch immer hinter der Truhe stand. Doch dann schien er sich wieder zu fassen.
„Ihr dreckigen Piraten, versucht doch nicht, Miranda umzubringen! Flüchtet! Kommt ihr nicht zu nah, denn wenn wir uns lange genug Zeit lassen, ist ihr Blut verbraucht!", brüllte er. Die restlichen Piraten erstarrten. Dann, als ob irgendetwas sie verfolgen würde, rannten sie los, weg von Miranda. Jack und die anderen tauchten ihre Waffen blitzschnell in die Blutlache um Miranda herum und folgten den Piraten.
Nun war Miranda ganz allein. Allmählich wurde ihr schwindelig und ein seltsames Kribbeln befiel sie. Sie setzte sich langsam auf einen Goldhaufen. Blut sickerte herab und das funkelnde Gold wurde zu rot. Miranda riss den Saum ihres Kleides ab und drückte ihn auf die Wunde. Es wurde etwas besser. Anscheinend hat er doch irgendeine Ader getroffen´, dachte sie. Das Kribbeln wurde langsam immer stärker und der Saum war schon nach kurzer Zeit blutdurchtränkt. Miranda spürte keine Angst, aber auch keine Freude über die Kraft ihres Blutes. Nein, sie fühlte sich merkwürdig leer. Die Umrisse der Gegenstände und Goldhaufen um sie herum wurden unscharf und Miranda sank in eine dunkle Tiefe ...
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