Kapitel 10 – Reaktionen
„Nun wirst du büßen. AVADA..."

Harry dachte nicht daran, Draco sterben zu lassen. Mit einem einzigen Gedanken öffnete er ein Portal hinter Draco und seine milchig weiße Gestalt schoss durch Voldemort hindurch auf Draco zu. Das unterbrach den Zauber des dunklen Lords und der schrie: „WAS ZUR HÖLLE...?"

Doch durch Draco schoss der Schemen von Harry nicht hindurch, sondern er riss ihn mit sich durch das Portal, das hinter ihm war und das Portal schloss sich augenblicklich.

In dem privaten Raum der Freunde, zuckten alle zusammen, als Draco plötzlich in den Raum geschleudert wurde, gefolgt von einem weißen Schemen, der aussah, wie ein Drache. Der Schemen schoss ohne anzuhalten auf Harrys reglose Gestalt zu und verging in dem Körper. Harry zuckte zusammen und öffnete die Augen.

„Puh! Das war knapp." sagte er und eilte auf Draco zu.

Er half ihm auf.

„Alles in Ordnung mit dir?"

Draco sah ihn mit weiten Augen an, dann nickte er.

„Wir sollten dich in den Krankenflügel bringen. Poppy kann dir was gegen die Schmerzen geben."

„Danke, es geht schon. Wie... wie hast du das gemacht?"

„Keine Ahnung. Sonst sehe ich nur die Visionen. Aber ich denke, die Gefahr in der du geschwebt hast, brachte mich dazu, mich zu manifestieren und ehrlich gesagt, hatte ich nur gehofft, ich könnte auch in dieser schemenhaften Astralprojektion ein Portal erzeugen, ich wusste es nicht sicher."

„Warum hast du dich in einen Drachen verwandelt?" fragte Draco.

„Ich habe was?"

„Erst habe ich deine Gestalt gesehen, fast unsichtbar, doch dann wurdest du weiß und wandeltest dich in einen Drachen. Und deine Augen haben wütend geglüht."

„Oh, ja. Ich war ziemlich aufgebracht, als Riddle dich mit dem Cruciatus gequält hat. Daher vielleicht."

„Danke... jedenfalls. Wenn du den Todesfluch nicht unterbrochen hättest..."

„Kein Problem. Aber du hättest uns um Hilfe bitten können."

„Mir war nur wichtig, dass Parvati entkommt." erwiderte Draco geschlagen.

„Das war sehr Gryffindor von dir und obendrein total blöd. Ich hätte dir wirklich helfen können, Draco." sagte Harry ernst.

„Vermutlich." sagte Draco und grinste.

Kurz darauf erschien Ginny mit Parvati in dem Raum und sie fiel Draco um den Hals.

„Draco!" schluchzte sie.

Harry bedeutete den anderen, den Raum zu verlassen. Er drehte sich an der Tür um und sagte: „Ihr könnt heute nacht hier bleiben. Ich sage Dumbledore Bescheid, dass ihr wieder da seid."

„Danke. Wo sind wir hier?" fragte Draco.

„Oh, dass ist unser ‚privater' Raum. Er ist im dritten Stock. Und das ist nur ne Ausnahme, klar?"

Draco und Parvati nickten.

Dann grinste Harry und sagte: „Übrigens, solange jemand hier drin ist, kann die Tür von außen nicht geöffnet werden, auch nicht mit dem Passwort. Tut nichts, was wir nicht auch tun würden." sagte zwinkernd und blickte dabei auf das Doppelbett.

Dann verschwand er aus der Tür.

„Wie bist du entkommen?" schluchzte Parvati, „Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren."

„Das habe ich Po... Harry zu verdanken. Ich weiß nicht wie, aber er hat mich gerettet." sagte Draco und er erzählte ihr, was sich zugetragen hatte.

Sie kamen am nächsten Morgen erst sehr spät zum Frühstück herunter und Draco bedankte sich nochmals bei Harry und auch Parvati fiel ihm dankbar um den Hals.

„Dumbledore möchte euch beide und mich nachher sprechen. Ich habe eine Idee die euch helfen könnte, denn ihr steht noch immer auf der Abschussliste Voldemorts."

Nach dem Unterricht gingen die drei gemeinsam zu Dumbledore.

„Harry hat mir gestern berichtet, was sich zugetragen hat. Ich muss sagen, ich bin etwas enttäuscht, Draco, dass du allein losgezogen bist." sagte Dumbledore ernst.

„Ich fürchte, ihr beide seid noch immer in großer Gefahr, Draco. Harry hat eine mögliche Lösung für das Problem vorgeschlagen."

„Wie sollen wir verhindern, dass sie uns noch mal angreifen?" fragte Parvati.

„Ihr müsst sterben." sagte Harry cool.

Draco fuhr auf, doch Harry fuhr ihm ins Wort, „Natürlich nicht wirklich. Ich dachte eher an eine Inszenierung. Professor Dumbledore wird verkünden, dass am Montag nach dem nächsten Wochenende zwei Austauschschüler nach Hogwarts kommen. Das werdet ihr sein. Das heißt aber, dass ihr bis dahin ‚sterben' müsst und das ist der erste schwierige Punkt in diesem Plan. Der zweite ist, es echt aussehen zu lassen. Wir können uns ja nicht als Todesser verkleiden und so tun, als würden wir euch umbringen. Nein, es müssen echte Todesser sein, die auch Voldemort davon berichten. Ich habe mir überlegt, da es möglich ist, Steine und andere Gegenstände in Tiere zu verwandeln, müsste es auch möglich sein, solche Gegenstände in Menschen zu verwandeln."

„Das ist nicht möglich!" sagte Draco entschieden, „Zauberer haben einfach nicht genug Macht, um solch eine Transfiguration durchzuführen und aufrechtzuerhalten, geschweige denn zwei."

„Und das ist der wirkliche Knackpunkt. Ich habe vielleicht genug Macht und Ginny vielleicht auch, aber wir haben es noch nicht ausprobiert. Wir haben eine knappe Woche Zeit, es zu lernen. Ich glaube allerdings, wir können das schaffen. Das Timing macht mir auch sorgen. Ich denke Crabbe und Goyle Senior sind Todesser. Was meinst du, wenn du den Juniors gegenüber entschlüpfen lässt, dass du Samstag abend ein Date mit Parvati im Drei Besen hast... würden sie reagieren?"

„Mit Sicherheit!" schnaubte Draco, „Seitdem ich mich bei euch eingeklinkt habe, können sie es kaum noch erwarten, sich dem dunklen Lord anzuschließen."

„Gut, das erhöht unsere Chancen. Wenn ihr dem zustimmt, wird es sehr schwer für euch. Damit es glaubhaft wird, müsst ihr eure Verhaltensmuster ändern. Ich denke, wir können es arrangieren, dass ihr beide nach Gryffindor kommt. Traut ihr euch das zu?"

Draco nickte und er blickte Parvati fragend an. Auch sie nickte.

Dann sah Harry Parvati ernst an, „Parvati, es gibt noch etwas, das wir berücksichtigen müssen. Wir dürfen Padma nicht einweihen. Ihre Trauer muss echt sein."

Sie wurde blass, „Muss das sein? Können wir das nicht umgehen?" fragte sie verzweifelt und schaute Dumbledore an.

„Ich fürchte, Harry hat recht, Miss Patil. Ihre Eltern sind weit genug weg vom Geschehen, die würden wir informieren, aber ihre Schwester würde hier in Hogwarts zu sehr auffallen."

„Padma... ich möchte ihr nicht weh tun. Es wird sie zerstören. Wir sind Zwillinge, wir stehen uns näher als normale Geschwister." seufzte sie.

„Parvati, wenn ihr es nicht tut, wird früher oder später ein Todesser euch töten, dann ist ihre Trauer gerechtfertigt. Willst du das?" fragte Harry ernst.

Sie schüttelte den Kopf.

„Wenn sich Padma wieder halbwegs gefangen hat und das Verschwinden ihrer Trauer natürlich ist, werden wir sie informieren und euch wieder zusammenbringen. Aber die Trauer einer Schwester kann man nicht spielen." sagte Harry und sah Dumbledore an. Der nickte.

„Gut. Wir haben ein sehr altes Rezept des Vielsafttrankes gefunden. Dieser wirkt so lange, bis das Gegenmittel verabreicht wird. Wir werden ihn etwas abwandeln, dass nur eure Gesichtszüge, Haare, Stimmen, Augenfarben etc. verändert werden, aber eure Körperstruktur halbwegs gleich bleibt. Professor Dumbledore wird euch die Cover-Story eintrichtern und Ginny und ich werden uns sofort an den Zauber machen. Was sagt ihr, ziehen wir es durch?"

Beide nickten entschlossen. Draco stand auf und gab Harry die Hand.

„Po... Harry. Ich muss mich bei dir entschuldigen, für all die Jahre des Hasses zwischen uns. Du bist wirklich ein Freund auf den man sich verlassen kann. Können wir noch mal von vorn anfangen?"

„Klar, Draco. Aber es ging nicht allein von dir aus. Wir haben beide Fehler gemacht. Ich denke, wir sind erwachsen genug, unseren Streit zu begraben."

Harry entführte Ginny eine halbe Stunde später in ihren privaten Raum und erklärte ihr die Aktion.

„Arme Padma." seufzte sie.

Harry nickte, „Es muss sein, Ginny."

„Ich weiß. Lass uns anfangen!"

Sie übten und übten und übten.

Zwei Tage später hatten sie die Transfigurationen so weit, dass sie glaubhaft wirkten. Sie stellten aber fest, dass die ‚Puppen' keinen eigenen Willen hatten. Sie würden sie steuern müssen... mit dem Imperius-Zauber. So übten sie auch den noch.

Am Freitag holten sie Parvati, Dumbledore und Draco in den Klassenraum, in dem sie sonst ihre Magus-Fähigkeiten trainierten und verschlossen ihn. Sie führten die Transfiguration und den Imperius vor.

„Das ist ein gutes Stück Arbeit, was ihr beiden da geleistet habt, Harry." sagte Dumbledore anerkennend.

„Danke." sagten Harry und Ginny gleichzeitig.

Auch Draco nickte den beiden dankbar zu.

„Wir werden am späten Nachmittag gehen." sagte Draco, „Wir haben einen Tisch bei Rosmerta reserviert und Professor Dumbledore hat ein Zimmer für Jack Dawson und seine Freundin Penny Smith aus Amerika gebucht. Wir haben uns mit der Amerikanischen Kultur und dem Heyson-Institut, einer kleinen privaten Schule in Amerika beschäftigt, aus dem wir angeblich kommen."

„Perfekt. Setzt euch an den Tisch. Dann wird Parvati das Klo aufsuchen und Ginnys Puppe wird zurückkehren. Kurz darauf das selbe mit Draco. Ihr müsst euch aus dem Klo apparieren und dann kommt ihr beide in das Lokal und trinkt vielleicht etwas an der Bar. Dann zieht euch zurück. Wenn ihr und ‚Draco' und ‚Parvati' gleichzeitig in dem Lokal zu sehen seid, kann euch niemand verdächtigen." sagte Harry.

Dumbledore und Draco nickten begeistert, „Der Gedanke ist uns noch gar nicht gekommen."

Sie prüften den Plan mehrmals durch, konnten aber keine Fehler erkennen. Sie hatten Crabbe und Goyle überwacht und zufrieden festgestellt, dass sie tatsächlich eine Eule abgeschickt hatten. Sie hofften nur, dass der Austausch gelang, bevor die Todesser kamen.

Sie erwarteten den Samstag aufgeregt und Ginny war besonders nervös.

„Bleib ruhig, Liebling. Es wird alles gut gehen." sagte Harry und umarmte seine Freundin sanft.

Die Zeit schien zu verfliegen und auch Ron und Hermine spürten die Unruhe.

„Was ist mit euch beiden heute los?" fragte Hermine.

„Nichts, Hermine. Wir machen uns nur Sorgen um Draco und Parvati. Wir denken, es könnte irgendwann einen neuen Angriff auf sie geben." sagte Harry und war damit sehr nahe an der Wahrheit.

„Ja, das haben wir auch schon gedacht. Aber Dumbledore wird schon aufpassen." sagte sie entschlossen.

„Ähm... Harry... ist der Raum heute frei?" fragte Ron vorsichtig.

Harry grinste, „Ich würde sagen, jetzt nicht mehr. Da müssen wir uns wohl einen anderen Platz suchen, nicht wahr, Liebling? Vielleicht Potters Place?" fragte er Ginny.

„Bähh... nein, diese Bilder die sich mir da aufdrängen... mein bester Freund und meine kleine Schwester... bähh." sagte Ron und hielt sich die Augen zu.

„Harry, sieht so aus, als würde Ron den Raum heute doch nicht brauchen." sagte Ginny lachend.

„Nein! Stopp! So schlimm ist es auch wieder nicht." versicherte Ron eilig und Hermine zwinkerte Ginny zu.

Sie verabschiedeten sich bereits am frühen Nachmittag von Ginny und Harry.

„Die haben es aber eilig." sagte Ginny lachend.

Eine Stunde später nickte Draco ihnen zu.

Harry und Ginny nahmen sich den Tarnumhang und folgten den beiden unauffällig nach Hogsmeade.

Harry lieferte Ginny im Damenklo ab und ging selbst ins Herrenklo.

Zehn Minuten später saßen die Puppen an Dracos Tisch und aßen, während Harry und Ginny im Tarnumhang in einer Ecke zwischen der Wand und einer großen Kiste saßen und hochkonzentriert die ‚Puppen' steuerten.

Als es langsam dunkler wurde und sich die beiden schon fragten, ob ihr Plan fehlgeschlagen wäre, apparierten plötzlich zwei schwarzgewandete Gestalten mit weißen Masken in das Lokal und riefen: „Niemand verrät den dunklen Lord!" Synchron sprachen sie den Todesfluch und die Puppen sackten reglos zusammen. Die Gestalten verschwanden wieder und im Lokal brach das Chaos aus.

Zehn Minuten später erreichten Dumbledore, Snape, Lupin und zwei Auroren das Lokal und Snape schien erschüttert über Dracos Tod. Die Auroren befragten die Gäste und Dumbledore nahm die Leichen mit. Zufrieden schlichen sich Harry und Ginny noch mal ins Zimmer von Penny und Jack und sagten ihnen, dass alles nach Plan verlaufen war. Dann apparierten sie nach Godrics Hollow und machten sich einen schönen Abend, bevor sie spät in der Nacht durch ein Portal nach Hogwarts zurückkehrten.

Der Tod war natürlich am Sonntag Schulgespräch und als die beiden neuen Sonntag Mittag ankamen und sich herausstellte, dass sie zum Zeitpunkt des Angriffs im Lokal waren, wurden sie von den Schülern mit Fragen bombardiert.

Sie berichteten, was sie gehört hatten und Penny musste sich arg zusammenreißen, um nicht zu Padma zu rennen, um sie zu beruhigen. Jack merkte das und versuchte sein bestes, um sie abzulenken und sie zu beruhigen. Zu Dracos Lob musste man sagen, dass er perfekt den interessierten und aufgeregten Harry-Potter-Fan spielte, der schon sooo viele Geschichten über sein Vorbild gehört hatte und da er mit Penny nach Gryffindor kam, hatte er mehr als genug Gelegenheit, ihn auszuquetschen.

Hermine scheuchte ihn schließlich weg, mit der Begründung, dass er gerade zwei gute Freunde verloren hatte.

Auch Harry und Ginny spielten die Rollen als trauernde Freunde perfekt und sie beide gaben sich besondere Mühe, Padma zu trösten. Sie stand kurz vor einem Zusammenbruch, als Abend ihre Eltern kamen, um sie für ein paar Tage nach Hause zu holen.

Dumbledore hatte den Eltern natürlich erklärt, dass sie ihre Tochter auf gar keinen Fall einweihen durften.

Seufzend sahen Harry, Ginny und Penny dann Padma hinterher, als sie mit hängenden Schultern und tränenüberströmten Wangen aus dem Schloss ging.

AN: Danke für die vielen Reviews. Sorry, dass das Kap so abrupt endet, aber nun wird ein neuer Handlungsstrang geöffnet und das hätte hier nicht mehr her gepasst. Außerdem bin ich noch nicht ganz sicher, wie ich den Übergang gestalte... also habt etwas Nachsicht ;-)