Disclaimer: Mittelerde und seine Völker gehören natürlich Tolkien, da die Geschichte aber erst im 5. Zeitalter spielt, gehören die Charaktere mir.

Summary: Das 5. Zeitalter Mittelerdes- Eine Frau ohne Gedächtnis taucht in Edoras, der Hauptstadt Rohans, auf und verliebt sich in den dortigen König Heroth . Alles könnte glücklich sein, doch was passiert, wenn diese Frau sich plötzlich wieder erinnert, wer sie ist und vor allem, was ihre Mission ist?

1. Teil

Kapitel 1

Eure hochgeehrte Majestät, König Alcarnor von Gondor,

ich schätze mich glücklich, ihnen mitteilen zu können, dass die Lage in Rohan nach vereinzelten Kämpfen und Aufständen wieder friedlich ist und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden sind.

Ich danke euch für euren guten Wünsche, ich gratuliere euch mit Herzlichkeit zu der Geburt eures Sohnes Eldacáno und schicke euch im Namen Rohans zwei meiner besten Hengste aus dem Stall Edoras.

Außerdem würde ich mich freuen, wenn ihr mich in drei Monaten bei euch empfangen würdet, aufgrund der Besiegelung meiner Verlobung mit eurer ältesten Tochter, Prinzessin Estelar. Bitte richtet der Prinzessin meine Grüße aus.

In Hochachtung,

Heroth, Sohn von Beolf,

achtunddreißigster König von Rohan

Das Pergament lag glattgestrichen auf dem wuchtigen Holztisch, die Feder war bereits gespalten, jedoch wurde sie zum erneuten Male in die Tinte getaucht, um auf einem neuen Stück Papier anzusetzen. Auf dem Boden des mit Truhen, Regalen und Schriftrollen vollgestopften Raumes lagen unzählige zerknüllte Pergamente verstreut. Nur eine Kerze warf ihr Licht auf das Gesicht des Mannes, welcher über dem Brief gebeugt grübelte. Er sah erschöpft und müde aus und gähnte herzhaft, als er sich nach hinten in seinen Stuhl lehnte und seinen Rücken streckte.

Es war eine lange Nacht, aber er konnte es nicht noch länger hinauszögern, dem König von Gondor zu schreiben, die Geburt dessen zweiten Sohnes lag nun bereits zwei Monate zurück und es hätte als höchst unhöflich gegolten, nicht Wort zu schicken.

Der Mann seufzte und schloss die Augen, wenn er an den Moment dachte, an dem er seiner zukünftigen Gemahlin gegenüber treten würde. Das letzte Mal, dass er die Prinzessin von Gondor erblickt hatte, war vor drei Jahren gewesen und zu jener Zeit hatte sie noch als Kind gegolten. Doch bis nach Rohan war im letzten Jahr die Kunde gelangt, die von der Schönheit der Prinzessin sprach. Im letzten Sommer war dann der König persönlich zu Besuch in Edoras gewesen, um Heroth das Angebot zu bereiten, die Bande zwischen Rohan und Gondor um ein weiteres Mal zu stärken. Heroth hatte um Bedenkzeit gebeten, schließlich jedoch zugestimmt. Als einzigster Sohn seines Vaters musste er langsam an Nachkommen denken, um die Herrschaft seiner Linie abzusichern. Er war zwar noch ein junger König, aber gerade deshalb bestand die Gefahr eines Attentats auf den Thron, erst vor zwei Wochen hatten sie zwei der Wachen festgenommen, da sie als Spione in Meduseld eingesetzt waren.

Nun war es bereits Winter und so sehr es Heroth widerstrebte, war er schon gezwungen, eine Verbindung einzugehen, gab die Prinzessin von Gondor die beste Partie ab.

Er schrieb auf das Pergament das gleiche, wie auf das Letzte und entschied sich, dass dies genügen würde, es klang nicht zu distanziert, aber auch nicht zu persönlich. Er kannte den König Alcarnor mittlerweile gut genug, um ihm mit Vorsicht gegenüber zu treten, der ältere Herr war nur noch ein abgeblasstes Bild der Könige von einst. Heroth schnaubte verächtlich, er hatte noch nie viel für ihn übrig gehabt, er hatte es vor langer Zeit nur auf den Thron geschafft, weil er der engste Berater des ehemaligen Königs gewesen war. Nach dessen Tod hatte er sich als Thronfolger ausgesprochen, da keine Nachkommen da waren, um den Thron zu besteigen. Manche munkelten zwar, dass Alcarnor höchstpersönlich für die Unfruchtbarkeit des Königs gesorgt hatte, aber das glaubte er nicht. Er war zwar kein Mensch, mit dem man in engster Freundschaft stand, aber ein hervorragender Diplomat, der in seinem Land für Frieden sorgte.

Ich wünschte, ich besäße auch diese Fähigkeiten, dachte Heroth, denn er trug schwer an dem Verschulden seines Vaters. Jener hatte Aufstände unter dem Volk heraufbeschworen, als er Enedwaith zum gleichberechtigten Partner Rohans erklärt hatte. Dieses Land westlich der Pforte Rohans gehörte offiziell zwar zu Eriador, stand politisch aber unter der Regentschaft Rohans. Außerdem war es eng mit Dunland verbunden, zu dem Rohan immer noch ein zerrissenes Verhältnis hatte. Die Rohirrim duldeten Dunländer, wollten aber nicht in ihre Nähe kommen und schon gar nichts politisch mit ihnen zu tun haben. Heroth ging es genauso und so war er ebenso geschockt gewesen, wie die Einwohner Rohans, als Beolf verkündete, dass die Abgesandten von Enedwaith und Dunland einen Platz in Meduseld bekamen. Sein Vater war ein guter, aber auch naiver König gewesen, der sich Honig ums Maul hatte schmieren lassen, bis er ihnen vollkommen vertraut hatte. Heroth hatte ihm ins Gewissen reden wollen, um Gefahren vonseiten der neuen politischen Verbündeten und um Unruhen unter der Bevölkerung zu vermeiden, aber Beolf hatte ihm keinen Glauben geschenkt.

So passierte schließlich das Unvermeidliche.

Nach Beolfs Tod bestieg Heroth noch als junger Mann den Thron und die Verräter sahen ihre Gelegenheit, zuzuschlagen. Glücklicherweise hatte Heroth genug Verbündete in Meduseld, um die Feinde abzuwehren und Enedwaith und Dunland wieder zu politisch Untergeordneten zu erklären, aber damit gaben diese sich nicht geschlagen und erklärten Rohan den Krieg. Ihre Streitkräfte waren zwar nicht stark genug, um gegen sie anzukommen, aber strategisch hatten sie eine verheerende Lage, da sie die Hauptstraße in den Nordwesten und die Pforte Rohans blockierten.

Dieser Zustand hielt nun schon seit fünf Jahren an und Aufstände im Volk aus Angst vor den beiden Ländern hatte Heroth erst vor kurzem beenden können, in dem er in einer Rede verkündete, die Fehler seines Vaters wieder auszubügeln und den beiden verfeindeten Ländern zu zeigen, welche Position sie nur besaßen. Gondor hatte nicht eingreifen wollen, um einen größeren Krieg zu vermeiden und weil Heroth rein politisch gesehen falsch gehandelt hatte, indem er die Abgesandten einfach absetzte. Doch was hätte er tun sollen? Einfach zu sehen, wie sie das Land und seine Regierung verschlingen? Dwellyn von Enedwaith und Broc von Dunland waren korrupte und unehrenhafte Gestalten, die es nur auf Macht abgesehen hatten, nein, er, Heroth hatte in der einzig richtigen Art und Weise gehandelt und musste jetzt nur noch mit den Folgen fertig werden, aber er war zuversichtlich, dass sich die Lage in der nächsten Zeit wieder bessern würde...

Es klopfte an der schweren Holztür.

„Tritt ein, Uthain!"

Mit einem Knarren öffnete sich die Tür und ein großer, schlanker Mann erschien mit nervösem Blick. Heroth und Uthain waren seit ihrer Kindheit befreundet und der erste Marschall war der einzige, der ihn stören durfte. Heroth musterte ihn fragend. Der Marschall war außer Atem und anscheinend gerade erst mit seinen Männern zurückgekehrt , doch er wirkte äußerst beunruhigt.

„Sprich, Uthain, warum du mich noch zu solch später Stunde störst und auch noch in solch einem Zustand.", forderte Heroth den Mann mit einem brüderlichen Schmunzeln auf.

„Mein König,... wir fanden am Fuße der Bergkette etwas... ihr solltet es euch selber ansehen..."