A/N: Auf diese FF bin ich durch eine Idee aus Valinjas "Tinawien" gekommen. Danach ist es den Nandor möglich, zwischen unserer Welt und Mittelerde zu wechseln. In unserer Welt gibt es weder Elben noch so etwas wie ihre Magie. Da aber jeder Elb diese Magie im Blut hat, müssen diejenigen, die in unsere Welt wechseln wollen, ihre Magie vollkommen unter Kontrolle halten, sonst werden sie ausgestoßen und landen wieder in ME. Das schaffen nur die Nandor, da sie die Elben mit der geringsten Menge Magie sind. In unserer Welt sehen sie dann weitgehend so aus wie Menschen (z.B. fehlen die spitzen Ohren) und sie altern auch wie Menschen. Dabei können sie auch sterben. So weit die Kurzfassung, wer es genau wissen will, kann in Kapitel 17 und 23 von "Tinawien" nachlesen - ich kann die FF nur empfehlen ;-)
Brennende Seele
Prolog
Plötzlich war er da. Niemand wusste, woher er kam oder wer er war. Nur die Ältesten erinnerten sich an einen Mann, der aufgetaucht und wieder verschwunden war, als sie selbst noch jung gewesen waren, und der genauso ausgesehen hatte, wie dieser Mann. Schon waren Gerüchte im Umlauf. Für die einen war der Mann der Teufel in Person. Für die anderen hatte er den Teufel verführt, damit er ihm die ewige Jugend schenkte. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis die Schöffen ihn festnehmen würden.
Der Mann jedoch ging unbeirrt durch die Straßen der Kleinstadt, ohne auf das Flüstern um ihn zu achten. Sein Blick blieb starr geradeaus gerichtet, und doch nahm er alles wahr, was sich um ihn regte. Er spürte die misstrauischen und feindseligen Blicke, registrierte jede noch so geringe Bewegung hinter sich und war auf der Hut.
‚Nur ruhig', sagte er sich in Gedanken, ‚ehe die wirklich was unternehmen, bist du weit weg.'
Seine reglose Miene verriet nichts von der Trauer und dem Schmerz, welche er in sich spürte.
Schließlich erreichte er die Kirche. Er hörte ein zorniges Flüstern hinter sich, als er in Richtung Friedhof abbog. Doch er ignorierte es.
Kaum war er in den hinteren Teil des Friedhofs gelangt, entspannte er sich merklich. Niemand war hier, außer ihm selbst. Den wütenden Blicken entzogen, wurden seine Schritte wieder rasch und federnd. Obwohl er nicht genau wusste, wo er finden würde, was er suchte, trugen seine Füße ihn wie von selbst über die Kieswege.
Dann, im hintersten Teil des Friedhofs, blieb er vor einem Grab stehen. Ein schlichter Grabstein, darauf standen die Worte:
„Hier ruhen in Frieden
Lissiel Elenion 1594-1680
und
Lacunye Elenion 1593-1680"
Die Erde war frisch aufgehäuft, noch wuchs nichts auf dem Grab.
Stumm stand der Mann dort, heftete seinen Blick auf das Grab und bewegte sich lange nicht mehr. Bei seiner Reglosigkeit hätte man glauben können, dass er nichts wahrnahm, keine Geräusche, keine Bewegung. Vielleicht glaubten die Vögel dies, denn sie flatterten näher und hüpften dicht um ihn herum. Wahrscheinlich jedoch erkannten sie ihn als das, was er war, und wussten, dass sie von ihm nichts zu fürchten hatten. Denn tatsächlich bemerkte der Mann jede Bewegung, jedes Rascheln der Blätter und jedes Knarren der Bäume. Und er blieb aufmerksam.
Vielleicht hätte er noch länger so dort gestanden, aber da tauchte ein Stück entfernt ein Pfarrer auf. Als er den Mann erblickte, kam er neugierig näher. Obwohl dieser ihn sofort bemerkt hatte, regte er sich nicht. Erst als der Pfarrer nur noch zwei Schritte entfernt war und sich räusperte, wandte er sich um.
Das lange, blonde Haar fiel fließend über seine Schultern, das Gesicht war von einer nicht menschlichen Schönheit, der Ausdruck darauf kühl und reglos. Was den Pfarrer jedoch wirklich entsetzte, waren die tiefschwarzen Augen des Mannes, die nur durch ein leichtes Glitzern erhellt wurden. Der Blick war durchdringend. Insgesamt hatte der Mann eine Ausstrahlung, die nicht von dieser Welt zu sein schien.
Vollkommen erschrocken stolperte der Pfarrer zurück, starrte die furchteinflößende Erscheinung verängstigt an, umklammerte das Kreuz, welches um seinen Hals hing, mit einer Hand, bekreuzigte sich rasch und begann dann hastig das Vaterunser zu murmeln.
Der Mann musterte ihn noch einen Augenblick unbeeindruckt, dann wandte er sich wieder dem Grab zu. Ohne den Pfarrer noch einmal zu beachten, ließ er sich auf ein Knie sinken, legte eine Hand auf sein Herz und streckte sie anschließend in Richtung des Grabes, wobei er leicht den Kopf neigte. Dann, noch ehe der Pfarrer sich von dem Schrecken erholt hatte, erhob er sich, die Luft flimmerte an der Stelle, an welcher der Mann stand, einen Moment so, wie an sehr heißen Tagen. Danach war dort nichts mehr. Von einer Sekunde auf die andere war der Mann verschwunden.
Er kam nie wieder. Das Einzige, das dem Pfarrer zeigte, dass er nicht geträumt hatte, waren die Blumen, die auf dem Grab, vor dem der Mann gekniet hatte, reichlicher und in größerer Pracht wuchsen als irgendwo sonst.
TBC...
