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Weiße Weihnacht
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Kapitel III
Schwarz und Gold - Endless Pain in Dark eyes
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Der Himmel war blau und die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Sirius spät am Mittag des nächsten Tages wieder erwachte. Er fühlte sich wie betäubt, so ein Gefühl war doch nicht normal. Wann war er gestern eingeschlafen und wie? Er erinnerte sich nicht. Was hatte er geträumt? Hatte er überhaupt geträumt? Er war sich nicht sicher. Doch trotz allem fühlte er sich heute körperlich besser als gestern.
Nach einer Weile, die er brauchte, um in die Realität zurück zu finden, setzte er sich langsam auf. Der Schwindel, der ihn seit dem gestrigen Tag heimsuchte war noch vorhanden, auch wenn er nicht mehr ganz so niederschmetternd war wie noch am Vortag.
Er drehte langsam den Kopf, um sich umzusehen, denn er wollte seinem Schwindel nicht wieder neue Nahrung geben.
In einem Sessel sitzend erblickte er Remus, der im Polster zusammen gesunken war und tief schlief. Hatte er etwa die Nacht hier gewacht? Sirius beantwortete sich die Frage selbst, denn er bemerkte in dem Moment, dass Remus sich zwar in seinen Reiseumhang gewickelt hatte, jedoch noch die Sachen vom Vortag trug.
Mit langsamen Bewegungen erhob sich Sirius vom Sofa und tappte ins Bad. Er sah beinahe schon automatisch in den Spiegel und er glaubte, es würde ihm ein Gespenst entgegenblicken.
Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und er war fürchterlich blass. Seine schwarzen, etwas strähnigen Haare brachten diese kranke Blässe noch stärker zur Geltung.
Er wandte den Blick vom Spiegel ab und drehte den Kaltwasserhahn auf. Mit beiden Händen fing er das eisige Wasser auf und wusch sich das Gesicht. Seinem Aussehen brachte das nicht viel, doch wenigstens fühlte er sich danach ein wenig erfrischter. Er griff nach dem Handtuch um sich abzutrocknen und ging dann weiter in die Küche.
Sie war sehr sauber und aufgeräumt, dennoch entdeckte er beinahe auf Anhieb die kleine Phiole, die mehr oder weniger von den Tassen, die sie gestern benutzt hatten, verdeckt und mit der Öffnung nach unten auf dem Abtropfbrett stand.
Wie automatisch ging er zur Spüle und griff nach der Phiole. Er hob sie zur Nase und roch daran, doch sie war gespült und es gab keinen Hinweis mehr darauf, was sich wohl in der Phiole befunden haben mochte. Doch er kombinierte. Hatte Remus ihm irgendetwas gegeben, ohne dass er davon wusste? Kam davon diese lähmende Müdigkeit, die ihn heimgesucht hatte? Was war das für ein Trank gewesen und warum hatte er ihn ihm gegeben? Warum auf diese Weise ?
Wenn er ihm hatte helfen wollen, was Sirius keinesfalls anzweifelte, warum hatte er ihn nicht einfach gefragt, oder ihm gesagt, dass er irgendetwas unter sein Essen gemischt hatte? Warum hatte er es heimlich getan? Welchen Grund hatte er dafür?
"Du bist schon wach?"
Sirius zuckte zusammen, als hätte man ihm bei etwas Verbotenem erwischt. Die Phiole entglitt ihm und zersprang am Boden klirrend in tausend Stücke. Erschrocken fuhr er herum und erblickte Remus, der jetzt in der Tür stand und fürchterlich müde wirkte.
"Ähm ja... Ja, das bin ich." erwiderte Sirius und während sein erster Satz noch einen überraschten Unterton hatte, klang der zweite schon fester und sogar beinahe trotzig.
"Was hast du mir gegeben?" fragte er jetzt und in seiner Stimme flog ein leiser Klang unterdrückter Wut mit. Remus betrat nun den Raum, holte sich ein Glas aus dem Küchenschrank, öffnete den Kühlschrank und schenkte sich Orangensaft ein.
"Einen Trank, der dein Fieber senken soll. Du hast gestern förmlich geglüht, so dass ich dachte, du überstehst die Nacht nicht mehr." erwiderte er leise, während er die Saftflasche zurück in den Kühlschrank stellte und diesen wieder schloss.
Sirius schwieg darauf, doch er hatte Remus fixiert und sah ihn einfach nur an.
"Warum hast du es mir nicht gesagt?" fragte er dann und Remus schauderte leicht, als er den Frost in der Stimme seines Freundes hörte.
"Ich..." begann Remus, doch er stockte. "Ich weiß es nicht. Ich dachte, es wäre besser so. Ich weiß doch, dass du kein Freund von Zaubertränken bist und da ich nicht weiß, wie man hohes Fieber mit einem Zauber wieder runterbekommt, habe ich zu diesem Trank gegriffen."
Remus blickte auf und es war jetzt das erste Mal, seitdem sie miteinander sprachen, dass er seinen Freund direkt ansah. Auch wenn es Sirius nicht gefiel, dass Remus ihn so ausgetrickst hatte, musste er zugeben, dass er sich zumindest wieder etwas besser fühlte. Zwar war er noch nicht wieder vollständig genesen, dafür ging es ihm aber um einiges besser als am Vortag.
Remus blickte wieder in sein Glas. "Es tut mir leid..." murmelte er schuldbewust. Sirius hockte sich nun auf den Boden und versuchte die winzigen Glassplitter zusammen zu sammeln. "Ist schon gut." erwiderte er. "Ohne deine Hilfe wäre ich da draußen womöglich noch erfroren und hätte den heutigen Tag nichtmal mehr erleben können..."
Er hielt einen Moment inne und sah zu Remus auf. "Danke." sagte er dann.
Seine Wut war inzwischen wieder gänzlich verflogen.
Remus rang sich zu einem Lächeln durch. Obwohl Sirius ihm verziehen hatte, lastete dennoch sein schlechtes Gewissen auf seinen Schultern.
"Das war doch selbstverständlich. Im ersten Moment war es natürlich ein ganz schöner Schock für mich, nachdem ich dich erkannt habe... Ich habe so vieles über die Todeskammer in der Mysteriumsabteilung gehört. Alle, selbst Dumbledore, waren sich sicher, dass du fort warst."
Remus stand von seinem Stuhl auf, hockte sich neben Sirius nieder und fasste ihn an den Schultern. "Wie kommt es, dass du wieder hier bist? Wie kommt es, dass du lebst? Wie um alles in der Welt hast du es geschafft zurück zu kommen?"
Er schüttelte ihn leicht.
Sirius blickte seinen Freund nur an und fasste eine seiner Hände. "So viele Fragen..." sagte er sanft und blickte Remus weiterhin an. Remus bemerkte eine seltsame Leere in Sirius' Augen. Eine Leere, die er dort noch nie zuvor gesehen hatte und die ihm irgendwie Angst machte. Es war nicht dieser abgestumpfte, harte Blick, den er dort manchmal sehen konnte, seitdem Sirius aus Askaban zurück gekehrt war, es war etwas anderes und er glaubte zu wissen, was es war.
Diese Augen hatten den Tod gesehen. Nicht wie jemand starb, oder ermordet wurde, all das hatte Sirius schon lange hinter sich. Das hier war von weitaus größerer Tragweite. All das erkannte Remus in diesem einen Blick.
Er ließ Sirius' Schultern los und griff nach der Kehrschaufel, um die Scherben aufzukehren. "Lass dir Zeit." sagte er verständnisvoll. "Sieh erstmal zu, dass du gesund wirst. Du bist ja völlig am Ende. Reden können wir später immer noch."
Remus beförderte die Scherben in den Mülleimer, klappte den Deckel zu und legte die Kehrschaufel zurück. "Ich mach uns Frühstück, ja? Ich kann es auch ins Wohnzimmer bringen. Dann kannst du dich noch etwas ausruhen. Außerdem ist es dort ein wenig wärmer" Er lächelte und Sirius nickte einfach nur.
"Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?" "Nein, nein, leg du dich ruhig noch etwas hin. Ich schaff das schon." meinte Remus noch immer lächelnd und schob Sirius nun mit sanfter Gewalt aus seiner Küche, hinaus zum Sofa im Wohnzimmer.
"Wenn du möchtest, kannst du ja den Tisch aufräumen." Sirius sah auf den Wohnzimmertisch, auf dem eine Zeitung für das Muggel-TV, eine seltsame quadratische, flache Kiste mit vielen Tasten und diverse Tageszeitungen und Zeitschriften verteilt lagen. "Was gibt es denn da schon groß aufzuräumen?" fragte er schulterzuckend, doch Remus ließ ihn auch schon allein zurück, ohne darauf zu antworten.
Sirius seufzte leise und machte sich an die Arbeit. Die ganzen Zeitungen legte er auf einen Stapel neben den Tisch, die Fernbedienung legte er einfach oben drauf. Sirius besah sich sein Werk, war aber dennoch unzufrieden, obwohl - oder vielleicht gerade weil - der Tisch jetzt so fürchterlich unpersönlich war.
Anders hatte der Tisch in seinem Haus am Grimmlaud Place zwar auch nicht ausgesehen, aber dafür war er nicht verantwortlich gewesen. Das Haus am Grimmlaud Place war nicht sein Haus, sondern das seiner Eltern gewesen und er hatte es gehasst. Warum sollte er dort eine persönliche Note hinterlassen? Das hatte er nicht eingesehen.
Doch das hier war etwas anderes. Dies war nicht das Haus seiner Eltern und er hasste es auch nicht. Dies war eine Wohnung in Godrics Hollow, die Wohnung seines Freundes, dem letzten seiner Freunde, der ihm noch geblieben war und irgendwie berührte es ihn, dass diese Wohnung so dermaßen trist war, dass sie selbst den fröhlichsten Menschen nach einer Weile in tiefe Depressionen stürzen musste.
Er sah sich um und fand beinahe auf Anhieb, was er gesucht hatte. Remus Zauberstab lag genau dort, wo er immer lag, jetzt musste er Sirius nur noch den Gefallen tun, auch in seiner Hand zu funktionieren.
Er griff nach dem Stab auf dem Kaminsims und richtete ihn auf den Tisch. Zunächst versuchte er es mit einer Tischdecke und stellte befriedigt fest, dass es klappte. Der Tischdecke folgte so eine Vase mit Weihnachtssternen und wo er gerade einmal dabei war Remus' Wohnung zu verschönern, begann er auch gleich damit ein wenig weihnachtliches Flair hinein zu zaubern.
Als Remus schließlich mit einem großen Tablett beladen ins Wohnzimmer kam, traute er seinen Augen kaum. In einer Ecke am Fenster stand ein geschmückter, deckenhoher Weihnachtsbaum, der aussah, als hätte man ihn gerade erst aus einem verschneiten Wald geholt, über dem Kamin prangte eine Girlande aus Tannenzweigen und Weihnachtssternen und eine ganze Menge Kerzen tauchten den Raum in warmes, goldenes Licht.
Am Kamin stand Sirius mit einer seiner Unschuldsminen und einem leichten Lächeln auf den Lippen. Den Zauberstab noch in der Hand.
Remus stellte erst einmal das Tablett ab, sonst hätte er es womöglich noch fallen gelassen, ehe er einen zweiten, genaueren Rundumblick startete.
"Ich brauch ja wohl nicht zu fragen, wer für dieses Spektakel hier verantwortlich ist, oder?" fragte er und sah mit einem schelmischen Glitzern in den Augen zu Sirius hinüber.
"Gefällt's dir etwa nicht?" fragte dieser und Remus konnte einen leicht enttäuschten Unterton aus der Stimme seines Freundes heraushören.
"Ähm... Doch, doch, ich... war nur überrascht, das ist alles." Zur Bestätigung seiner Worte lächelte er wieder.
Er ging auf Sirius zu und nahm ihm den Zauberstab aus der Hand. "Und das ist wohl meiner, denke ich. Dass er dir überhaupt gehorcht hat, wundert mich allerdings."
Sirius zuckte mit den Schultern. "Vielleicht wollte dein Zauberstab einfach auch nur mal ein bisschen weihnachtliche Stimmung haben" Er grinste.
Remus legte seinen Zauberstab zurück. "Komm, setz dich." sagte er. "Ich hol nur eben den Tee, oder möchtest du vielleicht etwas anderes?" Sirius hob abwehrend die Hände. "Nein, nein, Tee ist schon in Ordnung." wiegelte er ab und setzte sich endlich aufs Sofa. Remus nickte und verschwand noch einmal in der Küche, um den Tee zu holen.
Schweigend begann Sirius sein Frühstück. Seine gute Laune war beinahe genau so schnell verflogen, wie sie gekommen war. Remus beobachtete dies mit besorgter Mine, hielt seinen Kommentar aber zurück. Er wollte seinem Freund nicht zu nahe treten, sondern lieber warten, bis dieser selbst erzählte, was ihn beschäftigte.
Sirius war gerade bei den letzten Resten seines Tees angelangt, als Remus dann doch eine Sache loswerden wollte, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte.
"Sirius..." begann er, seine weiteren Worte vorsichtig abwägend. "Hm?" machte Sirius und sah seinen Freund über den Rand seiner Teetasse hinweg an.
"Du warst gestern ziemlich am Ende, als ich dich fand... Ich hatte wirklich Angst um dich. Große Angst... Dass du mir vielleicht unter den Händen wegstirbst, wenn ich nichts tue." Er sah in die Tiefen seiner Teetasse. Schon wieder versuchte er sich zu rechtfertigen, dabei hatte Sirius doch schon beschlossen, ihm seine List mit dem Trank zu verzeihen.
"Ist schon in Ordnung." erwiderte Sirius jetzt. "Ich hätte wohl nicht anders gehandelt, wäre ich an deiner Stelle gewesen. Wo hattest du den Trank eigentlich her?"
"Ein kleines Überbleibsel aus Poppy's Vorräten. Ich war einen Tag im Krankenflügel, nachdem du mich so zugerichtet hast vor zwei Jahren. Es stand auf meinem Nachttisch. Ich weiß nicht, warum ich es damals genommen habe. Wahrscheinlich um es die ganze Zeit über für diesen Tag aufzuheben und dir damit das Leben zu retten."
Remus sah seinen Freund nun an und lächelte. Sirius blickte Remus einen Moment lang fragend an, bis es ihm wieder einfiel, wovon er da gesprochen hatte. Es war der Tag vor zwei Jahren gewesen, an dem sie Peter Pettigrew gestellt hatten. Remus war an jenem Tag so in Eile gewesen, dass er vergessen hatte den Werwolfbanntrank einzunehmen, was fatale Folgen hatte. Pettigrew hatte die allgemeine Aufregung genutzt um zu fliehen und Sirius konnte nicht anders, als den scharfen Werwolf in einen Kampf zu verwickeln und ihn von Hogwarts wegzuführen, ehe er noch auf einen Schüler oder Lehrer traf, um eine weitere eventuelle Katastrophe zu verhindern.
Sirius nickte. "Verstehe. Das war das Mittel, das für dich bestimmt war, du aber nicht gebraucht hattest." Jetzt war es Remus, der nickte. "Wie geht es dir jetzt?" fragte er dann. Sirius war von der Schnelligkeit, mit der diese Frage kam, ein wenig überrascht, horchte dann aber einen Moment in sich hinein, ehe er Antwort gab.
"Ganz gut." versuchte er zu beschrieben. "Ich bin schon fast wieder bei bester Gesundheit." Er lächelte. Remus erwiderte sein Lächeln. "Das freut mich."
In Sirius Gesicht erschien plötzlich wieder dieser abgestumpfte, harte Ausdruck. Remus bemerkte es mit leichtem Schrecken. Es war der gleiche Ausdruck, den Sirius seit seiner Flucht aus Askaban des öfteren an den Tag gelegt hatte und der manchmal tagelang nicht von seinem Gesicht verschunden war.
"Was ist los?" fragte er mit leiser Stimme. Die Alarmglocken in ihm begannen sich zu melden. So schaute Sirius meistens dann, wenn irgend etwas nicht in Ordnung war.
In diesem Fall war es, dass Remus es anscheinend absichtlich auf Smalltalk anlegte. Das war Sirius zwar von ihm gewohnt, aber es war zu offensichtlich, dass ihn eine Menge Fragen plagten, die er nicht zu stellen wagte. Vielleicht wäre Sirius früher, oder auch ohne die Erfahrung, die Askaban ihm eingebrannt hatte, anders an die Sache herangegangen, als Remus jetzt allein mit seinem Blick zu verunsichern, doch im Moment wusste er nicht, wie er ihn sonst darauf aufmerksam machen konnte.
"Ich hab im Moment keine große Lust auf Smalltalk, Remus." sagte er deswegen gerade heraus. "Ich glaube, es gibt Dinge, über die wir reden müssen und aus irgend einem Grund scheinst du mich nicht fragen zu wollen. Du lenkst unsere Gespräche absichtlich ins Belanglose. Warum?"
Remus blickte wieder in seine Tasse. "Ich habe gefragt." sagte er dann leise, kaum hörbar, doch Sirius verstand ihn sehr gut.
"Vorhin, als ich die Scherben der Phiole zusammengekehrt hab. Ich habe gefragt, doch du bist es gewesen, der nicht antworten wollte. Deswegen wollte ich nicht weiter bohren. Ich wollte warten, bis du es mir von selbst erzählst. Ich wollte warten, bis du bereit bist, mir zu erzählen, was eigentlich passiert ist. Ich habe so viele Fragen, dass ich eigentlich gar nicht weiß, wo ich überhaupt beginnen soll."
Remus sah wieder auf und blickte Sirius direkt ins Gesicht, um dessen Reaktion auf sein Geständnis sehen zu können. Zu seiner Überraschung war der harte Ausdruck in Sirius Mine fast vollständig verschwunden. Sogar ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, doch dieses Lächeln drang nicht zu seinen Augen vor. Es war ein gequältes Lächeln. Ehrlich zwar, doch begleitet von Schmerz. Tief sitzendem Schmerz und dieser Schmerz lag nun in seinen Augen. Eine dunkle, bodenlose Leere, in die man zu fallen glaubte und aus der es kein Entrinnen mehr gab, war man erst einmal gefallen.
"Ich benutze jetzt deinen Lieblingsspruch, Remus. Wenn du nicht weißt, wo du beginnen sollst zu fragen, dann werde ich dir eben die ganze Geschichte erzählen. Von Anfang an, ohne Ausschmückungen und ohne etwas auszulassen."
Noch immer sah Remus seinen Freund an und es schnürte ihm fast die Luft ab, was er in dessen Augen sah. Allein dieser Ausdruck in seinen Augen stach wie ein Messer in sein Herz.
"Oh Merlin" dachte er. "Warum muss dieser Mensch so viel Leid ertragen?" Was auf dieser Welt rechtfertigte so viel Kummer und Leid? Er verstand es nicht. Tapfer schluckte er die Tränen zusammen mit dem Rest seines Tees hinunter und nickte.
"Gut." sagte er und stellte sich darauf ein, dass sie wohl ziemlich lange hier sitzen bleiben würden. Sirius erwiderte das Nicken, trank noch einen Schluck Tee, ehe er die Tasse zurück auf den Tisch stellte und begann schließlich zu erzählen.
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Anmerkung des Autors
So, das hier wäre dann Kapitel 3. Ich habe mich entschlossen Sirius' Erzählung erst im nächsten Kapitel zu bringen, da dieses Überbrückungskapitel allein schon recht lang geworden ist. Momentan bin ich eifrig dabei Sirius Reise durchs Jenseits zu schreiben, nur hab ich momentan eine kleine Schreibblockade. Irgendwie schaff ich das nicht, so zu schreiben wie ich das gern hätte. Mir fällt da irgendwie patout nichts ein. Entschuldigt bitte.
Ich verspreche aber mich zu bemühen, damit es nicht ganz so lange dauert ^.))
Ein paar Reviews sind wie immer Willkommen ^.~
Bye Sirius Black
Weiße Weihnacht
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Kapitel III
Schwarz und Gold - Endless Pain in Dark eyes
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Der Himmel war blau und die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Sirius spät am Mittag des nächsten Tages wieder erwachte. Er fühlte sich wie betäubt, so ein Gefühl war doch nicht normal. Wann war er gestern eingeschlafen und wie? Er erinnerte sich nicht. Was hatte er geträumt? Hatte er überhaupt geträumt? Er war sich nicht sicher. Doch trotz allem fühlte er sich heute körperlich besser als gestern.
Nach einer Weile, die er brauchte, um in die Realität zurück zu finden, setzte er sich langsam auf. Der Schwindel, der ihn seit dem gestrigen Tag heimsuchte war noch vorhanden, auch wenn er nicht mehr ganz so niederschmetternd war wie noch am Vortag.
Er drehte langsam den Kopf, um sich umzusehen, denn er wollte seinem Schwindel nicht wieder neue Nahrung geben.
In einem Sessel sitzend erblickte er Remus, der im Polster zusammen gesunken war und tief schlief. Hatte er etwa die Nacht hier gewacht? Sirius beantwortete sich die Frage selbst, denn er bemerkte in dem Moment, dass Remus sich zwar in seinen Reiseumhang gewickelt hatte, jedoch noch die Sachen vom Vortag trug.
Mit langsamen Bewegungen erhob sich Sirius vom Sofa und tappte ins Bad. Er sah beinahe schon automatisch in den Spiegel und er glaubte, es würde ihm ein Gespenst entgegenblicken.
Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und er war fürchterlich blass. Seine schwarzen, etwas strähnigen Haare brachten diese kranke Blässe noch stärker zur Geltung.
Er wandte den Blick vom Spiegel ab und drehte den Kaltwasserhahn auf. Mit beiden Händen fing er das eisige Wasser auf und wusch sich das Gesicht. Seinem Aussehen brachte das nicht viel, doch wenigstens fühlte er sich danach ein wenig erfrischter. Er griff nach dem Handtuch um sich abzutrocknen und ging dann weiter in die Küche.
Sie war sehr sauber und aufgeräumt, dennoch entdeckte er beinahe auf Anhieb die kleine Phiole, die mehr oder weniger von den Tassen, die sie gestern benutzt hatten, verdeckt und mit der Öffnung nach unten auf dem Abtropfbrett stand.
Wie automatisch ging er zur Spüle und griff nach der Phiole. Er hob sie zur Nase und roch daran, doch sie war gespült und es gab keinen Hinweis mehr darauf, was sich wohl in der Phiole befunden haben mochte. Doch er kombinierte. Hatte Remus ihm irgendetwas gegeben, ohne dass er davon wusste? Kam davon diese lähmende Müdigkeit, die ihn heimgesucht hatte? Was war das für ein Trank gewesen und warum hatte er ihn ihm gegeben? Warum auf diese Weise ?
Wenn er ihm hatte helfen wollen, was Sirius keinesfalls anzweifelte, warum hatte er ihn nicht einfach gefragt, oder ihm gesagt, dass er irgendetwas unter sein Essen gemischt hatte? Warum hatte er es heimlich getan? Welchen Grund hatte er dafür?
"Du bist schon wach?"
Sirius zuckte zusammen, als hätte man ihm bei etwas Verbotenem erwischt. Die Phiole entglitt ihm und zersprang am Boden klirrend in tausend Stücke. Erschrocken fuhr er herum und erblickte Remus, der jetzt in der Tür stand und fürchterlich müde wirkte.
"Ähm ja... Ja, das bin ich." erwiderte Sirius und während sein erster Satz noch einen überraschten Unterton hatte, klang der zweite schon fester und sogar beinahe trotzig.
"Was hast du mir gegeben?" fragte er jetzt und in seiner Stimme flog ein leiser Klang unterdrückter Wut mit. Remus betrat nun den Raum, holte sich ein Glas aus dem Küchenschrank, öffnete den Kühlschrank und schenkte sich Orangensaft ein.
"Einen Trank, der dein Fieber senken soll. Du hast gestern förmlich geglüht, so dass ich dachte, du überstehst die Nacht nicht mehr." erwiderte er leise, während er die Saftflasche zurück in den Kühlschrank stellte und diesen wieder schloss.
Sirius schwieg darauf, doch er hatte Remus fixiert und sah ihn einfach nur an.
"Warum hast du es mir nicht gesagt?" fragte er dann und Remus schauderte leicht, als er den Frost in der Stimme seines Freundes hörte.
"Ich..." begann Remus, doch er stockte. "Ich weiß es nicht. Ich dachte, es wäre besser so. Ich weiß doch, dass du kein Freund von Zaubertränken bist und da ich nicht weiß, wie man hohes Fieber mit einem Zauber wieder runterbekommt, habe ich zu diesem Trank gegriffen."
Remus blickte auf und es war jetzt das erste Mal, seitdem sie miteinander sprachen, dass er seinen Freund direkt ansah. Auch wenn es Sirius nicht gefiel, dass Remus ihn so ausgetrickst hatte, musste er zugeben, dass er sich zumindest wieder etwas besser fühlte. Zwar war er noch nicht wieder vollständig genesen, dafür ging es ihm aber um einiges besser als am Vortag.
Remus blickte wieder in sein Glas. "Es tut mir leid..." murmelte er schuldbewust. Sirius hockte sich nun auf den Boden und versuchte die winzigen Glassplitter zusammen zu sammeln. "Ist schon gut." erwiderte er. "Ohne deine Hilfe wäre ich da draußen womöglich noch erfroren und hätte den heutigen Tag nichtmal mehr erleben können..."
Er hielt einen Moment inne und sah zu Remus auf. "Danke." sagte er dann.
Seine Wut war inzwischen wieder gänzlich verflogen.
Remus rang sich zu einem Lächeln durch. Obwohl Sirius ihm verziehen hatte, lastete dennoch sein schlechtes Gewissen auf seinen Schultern.
"Das war doch selbstverständlich. Im ersten Moment war es natürlich ein ganz schöner Schock für mich, nachdem ich dich erkannt habe... Ich habe so vieles über die Todeskammer in der Mysteriumsabteilung gehört. Alle, selbst Dumbledore, waren sich sicher, dass du fort warst."
Remus stand von seinem Stuhl auf, hockte sich neben Sirius nieder und fasste ihn an den Schultern. "Wie kommt es, dass du wieder hier bist? Wie kommt es, dass du lebst? Wie um alles in der Welt hast du es geschafft zurück zu kommen?"
Er schüttelte ihn leicht.
Sirius blickte seinen Freund nur an und fasste eine seiner Hände. "So viele Fragen..." sagte er sanft und blickte Remus weiterhin an. Remus bemerkte eine seltsame Leere in Sirius' Augen. Eine Leere, die er dort noch nie zuvor gesehen hatte und die ihm irgendwie Angst machte. Es war nicht dieser abgestumpfte, harte Blick, den er dort manchmal sehen konnte, seitdem Sirius aus Askaban zurück gekehrt war, es war etwas anderes und er glaubte zu wissen, was es war.
Diese Augen hatten den Tod gesehen. Nicht wie jemand starb, oder ermordet wurde, all das hatte Sirius schon lange hinter sich. Das hier war von weitaus größerer Tragweite. All das erkannte Remus in diesem einen Blick.
Er ließ Sirius' Schultern los und griff nach der Kehrschaufel, um die Scherben aufzukehren. "Lass dir Zeit." sagte er verständnisvoll. "Sieh erstmal zu, dass du gesund wirst. Du bist ja völlig am Ende. Reden können wir später immer noch."
Remus beförderte die Scherben in den Mülleimer, klappte den Deckel zu und legte die Kehrschaufel zurück. "Ich mach uns Frühstück, ja? Ich kann es auch ins Wohnzimmer bringen. Dann kannst du dich noch etwas ausruhen. Außerdem ist es dort ein wenig wärmer" Er lächelte und Sirius nickte einfach nur.
"Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?" "Nein, nein, leg du dich ruhig noch etwas hin. Ich schaff das schon." meinte Remus noch immer lächelnd und schob Sirius nun mit sanfter Gewalt aus seiner Küche, hinaus zum Sofa im Wohnzimmer.
"Wenn du möchtest, kannst du ja den Tisch aufräumen." Sirius sah auf den Wohnzimmertisch, auf dem eine Zeitung für das Muggel-TV, eine seltsame quadratische, flache Kiste mit vielen Tasten und diverse Tageszeitungen und Zeitschriften verteilt lagen. "Was gibt es denn da schon groß aufzuräumen?" fragte er schulterzuckend, doch Remus ließ ihn auch schon allein zurück, ohne darauf zu antworten.
Sirius seufzte leise und machte sich an die Arbeit. Die ganzen Zeitungen legte er auf einen Stapel neben den Tisch, die Fernbedienung legte er einfach oben drauf. Sirius besah sich sein Werk, war aber dennoch unzufrieden, obwohl - oder vielleicht gerade weil - der Tisch jetzt so fürchterlich unpersönlich war.
Anders hatte der Tisch in seinem Haus am Grimmlaud Place zwar auch nicht ausgesehen, aber dafür war er nicht verantwortlich gewesen. Das Haus am Grimmlaud Place war nicht sein Haus, sondern das seiner Eltern gewesen und er hatte es gehasst. Warum sollte er dort eine persönliche Note hinterlassen? Das hatte er nicht eingesehen.
Doch das hier war etwas anderes. Dies war nicht das Haus seiner Eltern und er hasste es auch nicht. Dies war eine Wohnung in Godrics Hollow, die Wohnung seines Freundes, dem letzten seiner Freunde, der ihm noch geblieben war und irgendwie berührte es ihn, dass diese Wohnung so dermaßen trist war, dass sie selbst den fröhlichsten Menschen nach einer Weile in tiefe Depressionen stürzen musste.
Er sah sich um und fand beinahe auf Anhieb, was er gesucht hatte. Remus Zauberstab lag genau dort, wo er immer lag, jetzt musste er Sirius nur noch den Gefallen tun, auch in seiner Hand zu funktionieren.
Er griff nach dem Stab auf dem Kaminsims und richtete ihn auf den Tisch. Zunächst versuchte er es mit einer Tischdecke und stellte befriedigt fest, dass es klappte. Der Tischdecke folgte so eine Vase mit Weihnachtssternen und wo er gerade einmal dabei war Remus' Wohnung zu verschönern, begann er auch gleich damit ein wenig weihnachtliches Flair hinein zu zaubern.
Als Remus schließlich mit einem großen Tablett beladen ins Wohnzimmer kam, traute er seinen Augen kaum. In einer Ecke am Fenster stand ein geschmückter, deckenhoher Weihnachtsbaum, der aussah, als hätte man ihn gerade erst aus einem verschneiten Wald geholt, über dem Kamin prangte eine Girlande aus Tannenzweigen und Weihnachtssternen und eine ganze Menge Kerzen tauchten den Raum in warmes, goldenes Licht.
Am Kamin stand Sirius mit einer seiner Unschuldsminen und einem leichten Lächeln auf den Lippen. Den Zauberstab noch in der Hand.
Remus stellte erst einmal das Tablett ab, sonst hätte er es womöglich noch fallen gelassen, ehe er einen zweiten, genaueren Rundumblick startete.
"Ich brauch ja wohl nicht zu fragen, wer für dieses Spektakel hier verantwortlich ist, oder?" fragte er und sah mit einem schelmischen Glitzern in den Augen zu Sirius hinüber.
"Gefällt's dir etwa nicht?" fragte dieser und Remus konnte einen leicht enttäuschten Unterton aus der Stimme seines Freundes heraushören.
"Ähm... Doch, doch, ich... war nur überrascht, das ist alles." Zur Bestätigung seiner Worte lächelte er wieder.
Er ging auf Sirius zu und nahm ihm den Zauberstab aus der Hand. "Und das ist wohl meiner, denke ich. Dass er dir überhaupt gehorcht hat, wundert mich allerdings."
Sirius zuckte mit den Schultern. "Vielleicht wollte dein Zauberstab einfach auch nur mal ein bisschen weihnachtliche Stimmung haben" Er grinste.
Remus legte seinen Zauberstab zurück. "Komm, setz dich." sagte er. "Ich hol nur eben den Tee, oder möchtest du vielleicht etwas anderes?" Sirius hob abwehrend die Hände. "Nein, nein, Tee ist schon in Ordnung." wiegelte er ab und setzte sich endlich aufs Sofa. Remus nickte und verschwand noch einmal in der Küche, um den Tee zu holen.
Schweigend begann Sirius sein Frühstück. Seine gute Laune war beinahe genau so schnell verflogen, wie sie gekommen war. Remus beobachtete dies mit besorgter Mine, hielt seinen Kommentar aber zurück. Er wollte seinem Freund nicht zu nahe treten, sondern lieber warten, bis dieser selbst erzählte, was ihn beschäftigte.
Sirius war gerade bei den letzten Resten seines Tees angelangt, als Remus dann doch eine Sache loswerden wollte, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte.
"Sirius..." begann er, seine weiteren Worte vorsichtig abwägend. "Hm?" machte Sirius und sah seinen Freund über den Rand seiner Teetasse hinweg an.
"Du warst gestern ziemlich am Ende, als ich dich fand... Ich hatte wirklich Angst um dich. Große Angst... Dass du mir vielleicht unter den Händen wegstirbst, wenn ich nichts tue." Er sah in die Tiefen seiner Teetasse. Schon wieder versuchte er sich zu rechtfertigen, dabei hatte Sirius doch schon beschlossen, ihm seine List mit dem Trank zu verzeihen.
"Ist schon in Ordnung." erwiderte Sirius jetzt. "Ich hätte wohl nicht anders gehandelt, wäre ich an deiner Stelle gewesen. Wo hattest du den Trank eigentlich her?"
"Ein kleines Überbleibsel aus Poppy's Vorräten. Ich war einen Tag im Krankenflügel, nachdem du mich so zugerichtet hast vor zwei Jahren. Es stand auf meinem Nachttisch. Ich weiß nicht, warum ich es damals genommen habe. Wahrscheinlich um es die ganze Zeit über für diesen Tag aufzuheben und dir damit das Leben zu retten."
Remus sah seinen Freund nun an und lächelte. Sirius blickte Remus einen Moment lang fragend an, bis es ihm wieder einfiel, wovon er da gesprochen hatte. Es war der Tag vor zwei Jahren gewesen, an dem sie Peter Pettigrew gestellt hatten. Remus war an jenem Tag so in Eile gewesen, dass er vergessen hatte den Werwolfbanntrank einzunehmen, was fatale Folgen hatte. Pettigrew hatte die allgemeine Aufregung genutzt um zu fliehen und Sirius konnte nicht anders, als den scharfen Werwolf in einen Kampf zu verwickeln und ihn von Hogwarts wegzuführen, ehe er noch auf einen Schüler oder Lehrer traf, um eine weitere eventuelle Katastrophe zu verhindern.
Sirius nickte. "Verstehe. Das war das Mittel, das für dich bestimmt war, du aber nicht gebraucht hattest." Jetzt war es Remus, der nickte. "Wie geht es dir jetzt?" fragte er dann. Sirius war von der Schnelligkeit, mit der diese Frage kam, ein wenig überrascht, horchte dann aber einen Moment in sich hinein, ehe er Antwort gab.
"Ganz gut." versuchte er zu beschrieben. "Ich bin schon fast wieder bei bester Gesundheit." Er lächelte. Remus erwiderte sein Lächeln. "Das freut mich."
In Sirius Gesicht erschien plötzlich wieder dieser abgestumpfte, harte Ausdruck. Remus bemerkte es mit leichtem Schrecken. Es war der gleiche Ausdruck, den Sirius seit seiner Flucht aus Askaban des öfteren an den Tag gelegt hatte und der manchmal tagelang nicht von seinem Gesicht verschunden war.
"Was ist los?" fragte er mit leiser Stimme. Die Alarmglocken in ihm begannen sich zu melden. So schaute Sirius meistens dann, wenn irgend etwas nicht in Ordnung war.
In diesem Fall war es, dass Remus es anscheinend absichtlich auf Smalltalk anlegte. Das war Sirius zwar von ihm gewohnt, aber es war zu offensichtlich, dass ihn eine Menge Fragen plagten, die er nicht zu stellen wagte. Vielleicht wäre Sirius früher, oder auch ohne die Erfahrung, die Askaban ihm eingebrannt hatte, anders an die Sache herangegangen, als Remus jetzt allein mit seinem Blick zu verunsichern, doch im Moment wusste er nicht, wie er ihn sonst darauf aufmerksam machen konnte.
"Ich hab im Moment keine große Lust auf Smalltalk, Remus." sagte er deswegen gerade heraus. "Ich glaube, es gibt Dinge, über die wir reden müssen und aus irgend einem Grund scheinst du mich nicht fragen zu wollen. Du lenkst unsere Gespräche absichtlich ins Belanglose. Warum?"
Remus blickte wieder in seine Tasse. "Ich habe gefragt." sagte er dann leise, kaum hörbar, doch Sirius verstand ihn sehr gut.
"Vorhin, als ich die Scherben der Phiole zusammengekehrt hab. Ich habe gefragt, doch du bist es gewesen, der nicht antworten wollte. Deswegen wollte ich nicht weiter bohren. Ich wollte warten, bis du es mir von selbst erzählst. Ich wollte warten, bis du bereit bist, mir zu erzählen, was eigentlich passiert ist. Ich habe so viele Fragen, dass ich eigentlich gar nicht weiß, wo ich überhaupt beginnen soll."
Remus sah wieder auf und blickte Sirius direkt ins Gesicht, um dessen Reaktion auf sein Geständnis sehen zu können. Zu seiner Überraschung war der harte Ausdruck in Sirius Mine fast vollständig verschwunden. Sogar ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, doch dieses Lächeln drang nicht zu seinen Augen vor. Es war ein gequältes Lächeln. Ehrlich zwar, doch begleitet von Schmerz. Tief sitzendem Schmerz und dieser Schmerz lag nun in seinen Augen. Eine dunkle, bodenlose Leere, in die man zu fallen glaubte und aus der es kein Entrinnen mehr gab, war man erst einmal gefallen.
"Ich benutze jetzt deinen Lieblingsspruch, Remus. Wenn du nicht weißt, wo du beginnen sollst zu fragen, dann werde ich dir eben die ganze Geschichte erzählen. Von Anfang an, ohne Ausschmückungen und ohne etwas auszulassen."
Noch immer sah Remus seinen Freund an und es schnürte ihm fast die Luft ab, was er in dessen Augen sah. Allein dieser Ausdruck in seinen Augen stach wie ein Messer in sein Herz.
"Oh Merlin" dachte er. "Warum muss dieser Mensch so viel Leid ertragen?" Was auf dieser Welt rechtfertigte so viel Kummer und Leid? Er verstand es nicht. Tapfer schluckte er die Tränen zusammen mit dem Rest seines Tees hinunter und nickte.
"Gut." sagte er und stellte sich darauf ein, dass sie wohl ziemlich lange hier sitzen bleiben würden. Sirius erwiderte das Nicken, trank noch einen Schluck Tee, ehe er die Tasse zurück auf den Tisch stellte und begann schließlich zu erzählen.
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Anmerkung des Autors
So, das hier wäre dann Kapitel 3. Ich habe mich entschlossen Sirius' Erzählung erst im nächsten Kapitel zu bringen, da dieses Überbrückungskapitel allein schon recht lang geworden ist. Momentan bin ich eifrig dabei Sirius Reise durchs Jenseits zu schreiben, nur hab ich momentan eine kleine Schreibblockade. Irgendwie schaff ich das nicht, so zu schreiben wie ich das gern hätte. Mir fällt da irgendwie patout nichts ein. Entschuldigt bitte.
Ich verspreche aber mich zu bemühen, damit es nicht ganz so lange dauert ^.))
Ein paar Reviews sind wie immer Willkommen ^.~
Bye Sirius Black
