Weiße WeihnachtKapitel V
Rot und Gold – Out of the Fire, into the Light
Die Flammen und die Hitze stürmten sofort auf ihn ein. Instinktiv hob Sirius die Arme vors Gesicht und versuchte möglichst nicht den Rauch einzuatmen, der in seinen Augen biss. Nach ein paar Schritten war er hindurch, doch er war noch nicht am Ziel. Jetzt, wo er sich inmitten des Raumes befand, erkannte er die Situation. Hier im Inneren des Raumes war kein Feuer. Es lag wie ein Ring an der äußeren Wand und versperrte sämtliche Türen. Einen kurzen Moment lang versuchte Sirius sich zu orientieren, was ihm jedoch nicht wirklich gelang. Er war sich beinahe schon sicher, dass der Raum wieder zu rotieren begonnen hatte. Selbst ohne das Feuer, das ihm die Sicht versperrte, war es schon schwer genug die richtige Tür zu finden, doch jetzt war es beinahe aussichtslos. Zumal dieses Feuer alles andere als harmlos war.
Sirius, der es bisher vermieden hatte, sich anzusehen, riskierte nun einen schnellen Blick an sich herab. Seine Haut war gerötet und seine Kleidung angesengt. Etwas anderes hatte er eigentlich kaum erwartet. Er hob den Blick wieder und sah auf die Flammenwand ein paar Schritte vor ihm.
‚Bitte lass den Ausgang vor mir sein.', betete er in Gedanken und kaum war dieser Gedanke zuende gedacht, lief er ein zweites Mal los.
Es fühlte sich an, als brannten die Flammen noch heißer und ungnädiger. Sirius prallte mit der Schulter gegen einen Türrahmen. Seine Hand tastete weiter, bis sie ins Leere stieß. Er warf sich in diese Richtung, taumelte, fiel durch die Tür und blieb benommen am Boden liegen.
Seine Augen sahen, wie das Feuer, nachdem er durch die Tür gefallen war, langsam kleiner wurde und nach und nach gänzlich verschwand, doch in diesem Moment drang das kaum in sein Bewustsein vor.
Sein Gehirn ließ in diesem Moment nur einen Gedanken zu. Er hatte den Gang erkannt, noch während er durch die Tür gefallen war. Es war der Gang, durch den sie gekommen waren. Die Tür war die richtige gewesen.
Eine Weile lang regte er sich nicht und blieb einfach nur liegen, um neue Kräfte zu sammeln. Allmählich machten nun auch seine Verbrennungen mit einem penetranten Schmerz auf sich aufmerksam. Sirius hob die Hände vors Gesicht, schloss resigniert die Augen und ließ sie wieder sinken, kaum das er sie angesehen hatte.
Er musste aufstehen. Hier konnte er nicht liegen bleiben. Er musste weg hier. Weg.
Mit einem leisen unterdrückten Stöhnen wälzte er sich auf den Bauch und begann damit sich aufzustemmen. Das Feuer hatte weitaus mehr an seinen Kräften gezehrt, als er sich eingestehen wollte. Nicht nur seine Hände und sein Gesicht schmerzten, sein ganzer Körper war von Schmerzen gepeinigt und wäre dies ein anderer Ort gewesen, wäre er in einer anderen Situation, so wäre er wahrscheinlich einfach liegen geblieben. Doch leider konnte er es sich nicht aussuchen.
An der Wand halt suchend stemmte Sirius sich schließlich hoch. Er taumelte ein wenig, doch die Wand fing ihn auf. Sirius hob den Blick und versuchte die Entfernung zu den Aufzügen am Ende des Ganges einzuschätzen. Doch sein Blick war noch verschwommen und unklar, sodass sich dies als recht schwierig erwies. Aber er musste weiter. Hier unten konnte ihm niemand helfen. Es gab keinen anderen Weg.
So tastete er sich an der Wand entlang vorwärts, setzte Schritt vor Schritt und kam dem Aufzug allmählich näher. Das letzte Stück musste er ohne den Halt der Wand schaffen, doch es waren auch nur ein paar Schritte. Mühsam schleppte er sich zum nächstbesten Aufzug und drückte die Taste für das Atrium. Scheppernd und rasselnd schlossen sich die Gitter und der Aufzug machte sich auf den Weg nach oben.
An dem winzigen Stückchen Wand gleich neben der Tür angelehnt blieb er stehen und wartete. Ein Ruck ging durch die Kabine und die Türen und Gitter öffneten sich.
Sirius schleppte sich aus dem Aufzug und sah sich um. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Das Atrium bot ein Bild der Zerstörung, doch es war nicht eine Menschenseele zu sehen. Hier musste ein Kampf auf Leben und Tod getobt haben.
Mehrere Kamine waren zugeschüttet und eingestürzt. Von den Wänden war das Holz abgesplittert und es klafften große Risse im Mauerwerk. An einer Stelle schwelte noch ein Brand, der flackerndes Licht verbreitete. Kerzenhalter und Kerzenreste lagen auf dem Boden verstreut und auch der Brunnen in der Mitte des Atriums hatte einiges abbekommen. Die einzige Figur, die nicht beschädigt war, war die des Hauselfen.
Noch immer ergoss sich das Wasser in den Brunnen, doch es blieb nicht dort. Durch mehrere Risse im Becken sickerte das Wasser hindurch und suchte sich einen Weg über den Holzboden.
Sirius brauchte einen Moment um das Bild, das sich ihm hier bot zu verarbeiten, dann schleppte er sich zum Brunnen hinüber und kniete davor nieder.
Er tauchte eine Hand ins Wasser und stellte fest, dass die kühlende Wirkung wie erhofft sofort eintrat. Die zweite Hand ließ er folgen und hielt dann beide Hände unter den Wasserstrahl, der sich aus einem Ohr des Hauselfen ergoss. Mit beiden Händen schöpfte er das Wasser und versuchte mit mäßigem Erfolg sein Gesicht zu kühlen. Kurzerhand hielt er nun einfach den Kopf unter den Wasserstrahl. Das war schon besser.
Eine Weile saß er so da, mit beiden Händen an die Elfenfigur geklammert, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ein Rest langen Haares war ihm vors Gesicht gefallen und verdeckte ihm die Sicht.
Nach ein paar Minuten, die er reglos so verharrt hatte, hob er den Kopf wieder und strich sich das nasse Haar zurück. Für eine Weile würde es gehen, dennoch zweifelte er nicht eine Sekunde daran, dass er eigentlich ein Fall für den nächsten Medimagier war.
Er ging zu der Telefonzelle hinüber, die den Ausgang darstellte und machte sich nun endlich auf den Weg zurück zur Oberfläche. Was mochte ihn dort wohl erwarten? Sirius konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, wagte es jedoch auch nicht, darüber nachzudenken.
Der sich in der Telefonzelle befindliche Aufzug brachte Sirius schließlich nach oben und nur einen Moment, nachdem er ins Tageslicht gekommen war, war ihm klar, was hier geschehen sein musste. Ein kurzer Blick hatte ihm genügt um die Situation zu erfassen.
So ziemlich alle Gesichter der Personen, die um die Telefonzelle herum standen, lagen oder hockten, waren ihm zugewandt. Auf einigen sah er Erstaunen, auf anderen Entsetzen, bei ein paar wenigen Verwunderung, aber es sahen ausnahmslos alle so aus, als hätten sie gerade einen Geist gesehen.
Severus Snape, der an einem Mauervorsprung lehnte und irgendwelche Kräuter auf eine schlimme Verletzung an seinem linken Oberarm presste, wandte als erster den Blick ab. Die Medihexe, die Kingsley gerade einen Kopfverband verpasste, fuhr nun mit ihrer Arbeit fort, woraufhin dieser schmerzhaft das Gesicht verzog.
„Nun stellen Sie sich nicht so an, eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung haben noch niemanden umgebracht.", sagte sie und fixierte den Verband.
Kaum dass sie mit Kingsley fertig war, wuselte sie auch gleich schon weiter und kniete ich zu einem Deckenbündel nieder. Sie schubste Molly Weasley ungeduldig zur Seite und für einen kurzen Moment konnte Sirius die Gestalt erkennen, die dort in die Decken eingewickelt lag.
Einen Moment stockte ihm der Atem. „Remus...", hauchte er heiser und schon setzten sich seine Beine in Bewegung, ohne dass er auch nur etwas dafür tun musste. Er lief um die Medihexe, die nun einige mit Kräutersud getränkte Kompressen entfernte und um ihren Patienten herum, fiel ihr gegenüber neben Remus auf die Knie und sah ihn an.
„Remus..", sagte er nocheinmal, und Remus, den er für bewustlos gehalten hatte, wandte ihm mit einer schwerfälligen Bewegung den Blick zu und öffnete langsam die Augen.
Anmerkung des Autors:Waaaaaaah, Gomen ne! Ich hab unwahrscheinlich lange gebraucht für dieses kurze Stückchen Text.. Entschuldigt das bitte. Die Idee dazu ist eigentlich fix und fertig in meinem Kopf, aber ich hatte irgendwie einfach nicht die Zeit mich mal hinzusetzen und das zu schreiben.
Für alle, die es bis jetzt immer noch nicht bemerkt haben: Sirius befindet sich in einer Art Parallel-Realität. Wollte ich nur sagen. .
