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Dr. Love, stets zu Diensten
Als Hermine und Ron am selben Abend vom Nachsitzen wiederkamen, sie mussten Froschaugen in Flaschen abfüllen, setzen sie sich in einen der Sessel des Gemeinschaftsraumes und legten ihre Beine hoch. „Ich hasse Snape, Harry hätte ich es gegönnt so eine Arbeit zu erledigen." Hermine sah zu Ron und sprach mit ruhiger Stimme „Kopf hoch Ron, Harry wird sich wieder einkriegen und sich entschuldigen. Er ist zurzeit nur leider absolut nicht er selbst und hat einen Vollknall aber das legt sich schon wieder."Ron sah sie an, als wollte er die ganze Sache gerne Glauben, senkte dann aber wieder seinen Kopf. „Ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht."
Am nächsten Morgen ging Hermine nicht zum Frühstück, um Harry nicht über den Weg zu laufen. Sie schlief deswegen länger und machte sich dann auf den Weg in die Bibliothek. „Hey Granger" Hermine zuckte zusammen, denn sie war ganz in Gedanken, und drehte sich um „Was?"antwortete sie gereizt aber, als sie Draco Malfoy sah, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie wollte sich ja mit ihm treffen. „Oh Hallo Draco."„Denk bloß nicht ein nettes Lächeln und eine freundliche Stimme lässt das entschuldigen!"„Komm schon Draco, es tut mir leid. Ich musste doch nachsitzen und ich hab das Treffen völlig vergessen." Draco sah sie an, immer noch finster, aber dann zuckte er mit den Schultern und ging.
Hermine lehnte sich mit ihrem Rücken an die Wand und musste tief atmen. Draco kreiste plötzlich durch ihre Gedanken. Er hatte nicht nach einem neuen Termin gefragt. Es schien ihm egal zu sein. Aber er hat ja recht. Jetzt werde ich das mal in die Hand nehmen. „Draco? Komm mal bitte zurück!"Draco drehte sich auf dem Absatz um und schlenderte zu ihr zurück. Seine Miene spiegelte, nach Hermines Ansicht, keine Freude wieder, eher Desinteresse. „Also, was ist los?"„Es tut mir leid, dass ich die Treffen immer verpasse. Wir holen alles nach, ok? Wie wäre es mit heute Nachmittag?"„Geht nicht."Damit hatte sie nicht gerechnet. Hermine wirkte plötzlich etwas enttäuscht und befürchtete, Draco sah ihr das an „Heute Abend wäre es besser. Ich hab noch Training."„Oh, ok. Dann bis dann So um 8 Uhr?"„Geht klar, also dann..."Draco drehte sich wieder um und ging.
Er ließ Hermine zurück, die am zittern war und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Warum interessiere ich mich dafür, ob er sich freut mich zu sehen. Er ist schlecht und ich mag ihn eigentlich nicht, oder doch? Sie beschloss Ron mal zu fragen, ob das von Draco nur Fasade war, oder nicht. Sie musste langsam mal lernen, wie Jungs ticken.
Hermine drehte um und schlug den Weg in den Gryffindorturm ein und dachte weiter an das merkwürdige Verhalten von männlichen Wesen. Ob Ronald Weasley der richtige Gesprächspartner war? Er dachte nur an Sex, immer, überall und konnte sich es auch mit jedem weiblichen Wesen von Hogwarts vorstellen, außer natürlich Millicent, seine Leben bestand förmlich aus sexuellen Gedanken. Aber wenn Männer alle so sind, dann ist er wahrscheinlich die größte Hilfe.
„Hey Herm, was gibt's?"Ron saß gemütlich in einem Sessel und rieb sich den Bauch. Das Frühstück am Sonntag war immer eine Köstlichkeit. Da langte er immer besonders zu.
„Hilf mir bitte, weih mich in das Geheimnis der Männer ein!"Ron sah Hermine an und fing laut an zu lachen. So laut, dass alle zu ihm sahen, ihn regelrecht anstarrten und Harry ihm finstere Blicke zuwarf. „Ron, lass das sein!"Hermine packte ihn am Arm und zog ihn mit zu ihrem Schlafzimmer. Sie spürte förmlich die Blicke ihrer Mitschüler und aller anderen Gryffindorschüler. Was die wohl denken müssen?
„Also, warum willst du das Geheimnis des stärkeren Geschlechtes wissen?"Hermine sah Ron verächtlich an, der sich langsam über Hermines Süßigkeiten Vorrat hermachte und sich auf ihr Bett fallen ließ. „Ich will nur wissen, ob Männer eigentlich nie Gefühle zeigen, weil sie cool rüber kommen wollen. Ober ob sie Angst haben, sie könnten ausgelacht werden. Oder weil sie es nie gelernt haben oder weil...."„Hermine, bitte nur eine Frage nach der anderen. Dr. Love ist auch nur ein Mensch."
Hermine sah Ron an und lachte als sie den Namen Dr. Love hörte. „Dr. Love? Hab ich da richtig gehört?"„Oh ja meine Liebe, also was ist das Problem?"Hermine erzählte Ron das Gespräch mit Draco und erklärte ihm genau seine Reaktion. Sie berichtete alles haarklein, doch als sie fertig war, schien sie Ron nicht überzeugt zu haben. Er blickte ein wenig, gelangweilt, verständnislos und zugleich verwirrt aus der Wäsche.
„Hermine, was erwartest du denn? Du vergisst ihn einfach und erwartest dann, dass er dir um den Hals fällt wenn du einen neuen Termin abmachst? So läuft das nicht."„Warum stellt ihr Jungs euch immer so kompliziert an?"„Wir und kompliziert? Würde er dich so warten lasse, hättest du ihn zusammengefaltet und so beleidigt und würdest selbst nach einer Entschuldigung, Rosen und einem Ständchen noch beleidigt sein."„Das stimmt nicht!"„Oh doch das stimmt, ihr Weiber seid doch alle gleich." Als er den letzten Satz sagte, nahm er sich sogleich in Deckung, denn Hermine wollte im eigentlich mit einem Buch am Kopf treffen.
„Gut, ok, wir Mädchen spinnen dann halt aber warum zeigt ihr niemals Gefühle. Warum müsst ihr cool belieben auch in Situationen, bei denen Mädchen schon am durchdrehen wären?"„Hast du Angst vor Gewitter?"Hermine sah zu Ron und füllte sich verarscht. „Was?"„Hast du Angst vor Gewitter?"„Ja" erwiderte Hermine. „Was würdest du denken, wenn ich dir sagen würde, dass ich ins Bett mache wenn es blitzt?"„Ich denke, ich würde dich für nicht gerade erwachsen halten und niemals in deinem Bett schlafen."„Siehst du! Über solche Dinge zu sprechen, macht aus Männern Memmen!"
„Aber doch nicht immer!"„Nein natürlich nicht. Aber nimm doch nur mal Draco. Es ist doch nicht seine Schuld, dass er so ist. Sein Vater ist doch eine so schreckliche Person und seine Mutter ihrem Mann völlig hörig. Wie soll er Gefühle zeigen, wenn sein Vater ihm so etwas niemals gestatten würde. Denkst du, er hat einmal in seinem Leben ‚ich liebe dich' vom ihm gehört? Bestimmt nicht und er hat noch dazu keine Geschwister, mit denen er über so etwas sprechen könnte."
Hermine starrte Ron an und konnte gar nicht glauben was sie gerade gehört hatte. „Ron, das klingt jetzt vielleicht blöd, aber wie schaffst du es, nach allem was Draco dir jemals an den Kopf geschmissen hat, plötzlich so viel Verständnis zu zeigen?" Ron sah sie an und erwiderte mit matte Stimme „Als wir mach Hogwarts kamen mit dem Zug, da musste ich doch kurz zu Draco ins Abteil. Du weißt schon, wegen Schulsprecher und so und da zog er sich gerade um und ich habe ganz viele blaue Flecken an seinem Körper gesehen. Ich hab ihn gefragt was er denn hätte und er sagte zu mir, ich solle mein Maul halten. Das fand ich doch komisch, den Crabbe und Goyle würden ihn niemals was antun und wer sonst. Ich fragte ich, ob sein vater das war und er blickte mich an und senkte den Kopf.
Er sprach anfangs nicht darüber aber als ich ihm sagte, er kann sich so etwas nicht gefallen lassen und er soll am besten nach der Schule sofort zuhause ausziehen, da sprach er völlig ausdruckslos zu mir und meinte ‚man gewöhnt sich an alles und Narben verblassen nun mal mit der Zeit'. Ich bin dann gegangen, aber das hat mir doch zu denken gegeben. Obwohl er mich im Schloss gleich wieder angebrüllt hat und sich über meine Familie lustig gemacht hat."
Er sah Hermine an, deren Augen einen feuchten Film bildeten. „Nur du weißt schon, erzähl es nicht weiter oder so."„Natürlich nicht!"
Die Beiden saßen eine Weile schweigend im Zimmer als Ron wieder anfing zu sprechen
„Hast du wirklich ein echtes Interesse an ihm?"Hermine sah in direkt in die Augen und fragte ebenfalls „Warum? Hättest du was dagegen?"„Nein das nicht, aber ich denke, wenn es nicht ehrlich wäre und Harry dich so weit bekommen würde, dass du was mit ihm anfängst, dann würde selbst ein Draco Malfoy innerlich zerbrechen!"
Hermine glaubte sich verhört zu haben und schüttelte zögerlich mit dem Kopf „Ich habe ein Interesse an ihm. Wirklich aber ich weiß nicht genau, ob es so intensiv ist, wie damals bei Harry. Ich kenne Draco nicht so gut. Aber ich möchte es auf einen Versuch ankommen lassen. Und Harry ist für mich eh tabu."
Ron sah sie etwas ungläubig an und flüsterte so leise, dass Hermine es nicht hören konnte „Wer weiß, wer weiß. Der Held bekommt am Ende immer das was er will."
„Also Dr. Love, wie wäre es mit einem Besuch bei Hagrid? Er würde sich sicher freuen."
„Das ist eine gute Idee, hoffentlich hat er keine Kekse gebacken!
