Zwei neue Schüler und ein dunkler Lehrer

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Das große Schloss, dessen Wände von zahlreichen Rosenranken geschmückt waren und dessen Garten reichlich exotische Pflanzen beherbergte, war schon mal eine Augenweide wert. Doch kaum einer konnte seinen Blick an diesem herrlichen Anwesen mit seinen verschiedensten Pflanzen, dem Teich mit den Seerosen und den seltenen Zierfischen, über den eine idylische Brücke führte und den zu Figuren zurecht geschnittenen Sträuchern ergötzen. Es wurde von einer hohen Mauer umgeben, auf dem Stacheldraht jedem neugierigen und unerwünschten Besucher das Weiterkommen verhinderte. Wer es trotzdem schaffte, konnte sich mit zähnefletschenden Wölfen herumschlagen und wer dann das noch überlebte, bekam es mit Meriadanus Scendramin selbst zu tun. Aber bis dahin hatte es noch keiner geschafft, denn die Mauer wurde nicht nur mit Muggel-Stacheldraht geschützt sondern auch mit zahlreichen Zauberbannen. Die Scendramins pflegten es meist allein zu sein und auch Freunde, falls die Scendramins je welche gehabt hatten, kamen nie zu Besuch. Sie bevorzugten auch nur das Exquisite an der Gesellschaft, wozu unter anderem die Auswahl der Freunde gehörte. Und wahrscheinlich war für sie niemand exquisit genug, wie böse Zungen gerne einmal behaupteten.

Nun aber wurden die Mauern von einem fürchterlichen Gebrüll erschüttert.

„Du gehst auf diese Schule!", schrie Meriadanus Scendramin. Er hatte sich drohend vor seinem Sohn aufgebaut. In seinen dunklen Augen blitzte Missfallen gegen diesen auf, denn er scherte sich kaum um das Gebrüll seines Vaters.

„Das sehe ich nicht ein, Vater", sagte Tarius böse blickend. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Ich bin auf meiner jetzigen Schule sehr zufrieden und ich will nicht auf dieses dämliche Hogwarts gehen." Scendramin schnaubte bedächtig.

„Es ist doch nur für ein Jahr", beschwichtigte er händeringend.

„Da kann ich gleich auf Guenis bleiben."

„Du gehst auf diese Schule oder ich sorge dafür, dass du keine von beiden besuchst!"Tarius zuckte zusammen. Da war es wieder. Das unergründliche gruselige Dunkle, was er von ihm nur sehr selten zu spüren bekam. Er wusste, warum dass so war. Doch manchmal schauderte selbst er vor seinem Vater zusammen. Jetzt leuchteten dessen Augen vor Zorn regelrecht und die Zauberstabhand zuckte unwillkürlich.

Tarius kannte die Aufgaben von seinem Vater und manchmal durfte er sogar helfen. Aber das er seine Schule für ein Jahr wechseln sollte, sah er überhaupt nicht ein. Wohl oder übel, wenn er sich nun den wutschnaubenden Zauberer vor ihm so anblickte – musste er sich nun doch den Willen seines Vaters beugen. Als er ein „Also gut"herausnuschelte, schwang die Laune von Scendramin sofort um und er klatschte erfreut in die Hände.

„Dann machen wir uns gemeinsam auf nach Hogwarts. Unterwegs erklär ich dir deinen Auftrag."

„Wieso gemeinsam? Und was für ein Auftrag?", fragte Tarius. Doch er bekam keine Antwort.

~***~

Manchmal wünschte sie sich, es wäre nie passiert. Manchmal wünschte sie sich, dass sie nie existieren würde. Manchmal wünschte sie sich, dass sie nie erfahren hätte, dass sie eine Hexe war. Und manchmal wünschte sie sich, dass man ihr Talent für Qudditch nie entdeckt hätte. In den ersten zwei Jahren war sie noch auf die Schule Sant Lightstone gegangen. Dort, selbst auf dieser reinen Mädchenschule, die eigentlich nur die besten und auch aus reichen Familien stammenden Mädchen aufnahmen und keine einfachen Waisenkinder, wie Philomena, hatte sie viel durchmachen müssen. Die Mädchen dort verachteten und verspotten sie, weil sie die einzige war, die keine reiche Familie hatte und sich nicht viel leisten konnte. Dann entdeckten die Lehrer ihr Qudditchtalent. Sie waren froh, als sich auch die Leiter von Guenis, einer Qudditchschule für Philomena zu interessieren begannen und sie im nächsten Jahr dort aufnahmen.

Philomena dagegen war nicht froh. Das Waisenhaus scherte sich nicht im Geringsten darum, dass sie von einer Mädchenklasse in eine Jungenklasse kam und dort noch viel mehr durchmachen musste, wie in Sant Lightstone. Philomena beschwerte sich schon bei ihren Erziehern – doch keiner schien ihre Sorgen zu verstehen.

„Du hast die beste Ausbildung, die sich ein Mädchen wünschen kann", sagte sie nur und ließen Philomena einfach stehen. Dann...

Was dann kam... daran wollte Philomena nicht denken. Sie sah nur vorwärts und wusste nun, dass sie erneut die Schule wechselte. Nach Hogwarts. Sie wusste – dies war die beste Schule in England und besaß einen angesehen Namen.

Während sie das überlegte, schaute sie versonnen aus dem Fenster und beobachtete die Landschaft, die an dem Hogwartsexpress vorbeirauschte – so kam es ihr jedenfalls vor.

Philomena hatte versucht möglichst ein Abteil für sich zu bekommen und irgendwie hatte sie auch Glück. Sie wollte sich nicht unter die anderen Hexen und Zauberer gesellen, denn nun musste sie erst einmal nachdenken. Sie war menschenscheu geworden seit dem.

Philomena zuckte zusammen, als ihr ein schwarzer Kater, an dem nur ein helles ‚M' auf der Stirn auffiel, schnurrend auf ihren Schoß hüpfte.

„Na Merlin – langweilst du dich?"Der Kater schnurrte als Antwort noch lauter, fuhr mit den Krallen in Philomenas Umhang, um es sich bequem zu machen und legte sich hin. Philomena dachte auch darüber nach noch ein wenig zu schlafen. Der Weg zur neuen Schule war noch weit.

~***~

Endlich hatte der sprechende Hut sein Gedicht vollendet und nun ging die Auswahl der Erstklässler von Statten. Harry hatte nicht zugehört. Er hatte nicht zugehört, als Dumbledore verkündete, dass sie dieses Jahr Extraverteitigungstunden bekommen würden. Er hatte nicht zugehört, als Hermine ihn den Rest berichtete. Er hatte nicht zugehört, als man den neuen Quidditchkapitän verkündete – Terry Feldom, ein ehrgeiziger Siebtklässler. Alles war an ihm vorbei gezogen wie eine Nichtigkeit.

Wie der Wind.

Sein Blick war starr geradeaus gerichtet. Nichts leuchtete mehr in den Augen. Er fixierte einen imaginären Punkt hinter dem Lehrertisch und missachtete Dumbledores Blicke. Mit ihm würde er nicht mehr reden – bestimmt nicht.

Er riss sich von seinem unsichtbaren Punkt los und schaute am Lehrertisch entlang. Snape war noch nicht da – nicht, dass er ihn vermisst hätte. Es war nur merkwürdig. Mit ihm musste er noch reden. Er wollte Oclumentic wieder aufnehmen, ihm klar machen, dass er definitiv nicht James war und er ein verdammter verbohrter Zauberer war.

Natürlich würde er ihm das alles nicht an den Kopf werfen. Er war noch wütend auf ihn, doch in den Ferien musste er sich eingestehen, dass er auf die Hilfe von Snape angewiesen war. So bitter es auch klingen musste. Er wollte nicht noch mehr in den Tod ziehen und von Voldemort zu einer Marionette des Böses degradiert werden.

Wohl oder übel musste sich Harry bei Snape für sein Eindringen in dessen Denkdarium entschuldigen. Keine rosigen Aussichten.

Hermine und Ron waren in ein Gespräch vertieft, Neville neben ihm sah ebenfalls etwas mitgenommen aus. Gerade, als er sich dazu durchringen wollte ihn an zu sprechen, ging die Tür krachend auf.

Harry und Neville wandten wie alle anderen die Köpfe zu Tür. Erst dachte der Gryffindor, dass es Snape war, der da geräuschvoll die Halle betrat. Doch er belehrte sich eines besseren. Zwei Menschen hatten den Raum betreten und beide verströmen eine merkwürdige Aura.

Eine erdrückende Stille breitete sich in der großen Halle aus. Harry kniff die Augen zusammen. Die beiden Zauberer machten keinen allzu seriösen Eindruck, doch man sollte sich nie von den Äußerlichkeiten beirren lassen. Der eine schien schon erwachsen. Er besaß ein fahles Gesicht und kleine hinterlistige schwarze Augen, die drohend dreinblickten. Sie waren von Lachfältchen gezeichnet, doch selbst das bedeutete für Harry nichts gutes. Es sah eher boshaft aus. Wie Snape besaß er auch schwarze lange Haare – nur gingen die über die Schulter. Der Mann war sehr groß und nun blieb er, wahrscheinlich mit seinem Sohn, vor dem Lehrertisch stehen.

„Das sind die Scendramins!", hauchte Hermine und sie erschauderte. Harry und Ron warfen ihr verwunderte Blicke zu. Woher kannte Hermine sie? Und warum klang sie so, als ob sie sich vor den beiden fürchten würde?

„Eines der alten Zauberergeschlechte", erklärte Hermine den Beiden. „Sie sind sehr stolz auf ihre Reinblütigkeit und verstecken sich in einem alten Schloss dem Rest der Welt. Meriadanus Scendramin ist ein hohes Tier im Schotländischen Ministerium. Vor zwei Jahren sind er und sein Sohn hier her gezogen. Sein Sohn wurde auf eine Quidditchschule geschickt und..."

„Stop mal, Stopp mal", unterbrach Ron den atemberaubenden Redeschwall. „Erstens: Woher weißt du das alles? Zweitens: Quidditchschule?"Hermine sah Ron tadelnd an.

„Aus der ‚Geschichte der Reinblüter', was sich jedes Jahr selbst erneuert und ‚Die dunklen Zauberer der Zeit'. Und was ist daran so besonders, auf eine Quidditchschule zu gehen?"Ron schien gar nicht mehr auf sie zu hören. Seine Augen funkelten beeidruckt und suchten den Kleineren der Scendramins. Er vergaß wohl einfach die Warnungen von Hermine.

Harry dagegen musterte den jungen Mann genau, der neben seinen Vater getreten war. Dieser redete leise mit Dumbledore, der hin und wieder nickte. Die restlichen Erstklässer waren ängstlich weggerückt.

Von hinten sah er ganz normal aus. Er besaß schulterlange schwarze Haare nur waren die im Gegensatz zu Snapes gewaschen. Er hatte einen schlanken Körperbau und sah recht kräftig aus. Plötzlich drehte sich der Junge um, als ob er die Blicke Harrys gespürt hätte. Ihre Blicke trafen sich kurz. Harry blickte in einen sich verlierenden schwarzen Tunnel. Es waren kalte Augen, die anscheinend keine Gnade kannten. Der Mundwinkel zuckte, als er Harry erblickte und plötzlich musste er lächeln. Die Augen lächelten aber nicht mit. Harry zog seinen Mundwinkel ein wenig nach oben.

Er hatte das Lächeln verlernt.

Als Tarius sich wieder von ihm abwandte, ging die Tür erneut auf.

„Was ist denn heut los?", rief Dean.

„Nein schaut euch die an!", hörte Harry Lavender sagen. Ein schüchternes schmächtiges Mädchen hatte die Halle betreten. An ihrer Seite lief ein schwarzer Kater, der mit seinen gelben Augen die Schüler genau musterte. Und der vermisste Snape kam hinterdrein. Als er an ihr vorbeiging, warf er ihr einen kurzen bösen Blick zu, der auch zurückkam, bevor er sich an den Lehrertisch setzte.

„Sieht nicht schlecht aus", gab George als Kommentar ab. Lavender Brown und Parvati Patil schnaubten verächtlich und Hermine räusperte sich verärgert.

„Was habt ihr denn?", mischte sich Ron ein. „So schlimm sieht sie nicht aus. Was will sie eigentlich hier?"Das fragte sich Harry auch, bis ihm auffiel, dass sie einen abgetragenen Hogwartsumhang trug. Aber ihm war so ein Mädchen noch nie in Hogwarts aufgefallen. Sie hatte schulterlanges silbernes Haar und diamantblaue – stumpfe Augen. Wurde Hogwarts von Leuten übervölkert, die allesamt nicht mehr richtig lachen konnten?

Das Mädchen wandte sich zum Lehrertisch und – erstarrte. Das Gemurmel, was immer lauter wurde, beachtete sie nicht. Sie starrte nur auf die zwei Personen vor dem Lehrertisch und begann zu zittern. Dumbledore bemerkte sie und erhob sich.

„Ah, Miss McMorduc!", rief er. „Nun sind wir endlich vollständig. Kommen Sie, meine Liebe."Das Mädchen schien sich zu fangen und setzte sich langsam in Bewegung. Nun waren auch die beiden Scendramins aufmerksam geworden, doch sie zeigten keine Regung.

„Nun!"Dumbledore wandte sich an die Schüler. „Ich möchte euch erst mal euren neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen: Mr. Meriadanus Scendramin!"Bei den Namen begannen einige zu Murmeln und ein mittelmäßiger Applaus setzte ein, der jedoch komischerweise meist vom Slytherintisch kam. Scendramin lächelte kurz beiläufig in die Runde und setzte sich dann fast zeitgleich mit Snape an den Lehrertisch. Beide würdigten sich keines Blickes – was Harry komisch fand. Sonst wurde jeder neue Lehrer von Verteidigung gegen die dunklen Künste regelrecht von hasserfüllten Blicken Snapes durchbohrt, doch dies Mal... keine Regung.

„Und nun stelle ich euch die neuen Schüler vor", fuhr Dumbledore fort, als sich die Lehrer gesetzt hatten. Harry fiel dabei auf, dass sein sonst so fröhliches Lächeln von einem Schatten überdeckt wurde und er sehr übernächtig aussah. Seit dem er Harry von der Prophezeiung erzählt hatte, konnte man ihm ansehen, dass er sich mehr denn je wie ein alter Mann fühlte.

Harry bemitleidete ihn nicht.

„Mr. Tarius Scendramin wird für ein Jahr unsere Schule besuchen, da Guenis überfüllt ist", fuhr Dumbledore fort. „Miss Philomena McMorduc können wir nun gänzlich zur Schülerschaft zählen. Sie wechselt ebenfalls von Guenis hier her."Dumbledores Blick wurde dabei ernster.

„Mensch", flüsterte Ron an Harrys Seite. „Sie ist ebenfalls eine Quidditchspielerin! Krass! Aber warum wechselt sie hier her?"

„Keine Ahnung", murmelte Harry tonlos und schulterzuckend und das Mädchen beobachtend, dass sich einige Schritte von Tarius entfernt hatte. „Vielleicht waren ihr die Klassenkameraden unbehaglich."Ron, der Harry anscheinend von den Tatsachen ablenken wollte, sah ihn ungläubig an.

„Warum?", fragte er.

„Ach vergiss es."

„Da haben wir doch jemanden für unsere Mannschaft – wenn sie bleibt", rief Seamus begeistert.

„Yeah!", rief ein Junge, den Harry nicht kannte. „Slytherin kann einpacken!"

Dumbledore ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen und blickte kurz zum Gryffindortisch. Er sah Harry in die Augen, doch er lächelte nicht. In seinem Blick lag eher etwas warnendes, so wie: ‚Sieh dich vor!' Harry jedoch sah ihn fast böse an und schaute dann demonstrativ in eine andere Richtung.

„In welche Klasse gehen die beiden überhaupt?", fragte Harry leise, weniger aus eigener Interesse sondern mehr, um seine Gedanken abzulenken. Die beiden hatten sich zu den Erstklässlern gesellt. Sie hielten noch immer einen gebührenden Abstand zueinander. Ron zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung", sagte er.

„Sieht aber nach unserem Alter aus", sagte Hermine. „Das Mädchen schaut aber arg zugerichtet aus."Das stimmte. Sie hatte einen traurigen Blick, ihr Zauberumhang war zerschlissen und erst jetzt fiel Harry auf, dass sie sich gar nicht gekämmt hatte. Die Haare standen nach allen Seiten ab und unter ihren Augen prangten dicke Augenringe. Sie wartete geduldig, bis sie an die Reihe kam.

„Ich hoffe, sie kommt in unser Haus", sagte Hermine. Ron und Harry starrten sie an. Das kannten sie nicht von Hermine.

„Wieso...?", fragte Ron.

„Sie braucht jemanden!", antwortete Hermine giftig. „Sieht man doch." Endlich war die Auswahl der Erstklässler vorbei und die beiden Neulinge wurden eingeteilt. Tarius kam zuerst an die Reihe. Er setzte sich ohne Hemmungen auf den dreibeinigen Stuhl und Professor Minerva McGonagall, die Hauslehrerin von Gryffindor, setzte ihm den Hut auf. Der brauchte nicht lange überlegen.

„SLYTHERIN!", rief der Hut. Als Tarius aufstand, jubelte der Slytherintisch. Ron schien nicht begeistert zu sein.

„Schade – ein guter Quidditchspieler weniger", sagte er und warf einen giftigen Blick in Richtung der Slytherins, die ihren Neuling freudig begrüßten, während Philomena McMorduc sich auf den Stuhl setzte. Das Tarius nach Slytherin kam bedeutete nichts gutes. Hermine setzte einen Ich-hab's- doch-gesagt-Blick auf, sagte aber nichts, denn nun überlegte der Hut bei Philomena, die komischerweise zitterte.

„GRYFFINDOR!", rief der Hut in die Schülerschaft und der dazugehörige Tisch begann zu jubeln. Philomena sprang mit geröteten Wangen vom Stuhl und suchte sich nun einen freien Platz am Tisch. Den fand sie am Ende neben Harry.

„Willkommen im Team!", rief Dean. Er beugte sich über den Tisch, um Philomena sehen zu können. Philomena lächelte verlegen. „Dean Thomas mein Name. Und das Seamus!"er deutete auf den Jungen neben ihn, der breit grinste.

„Freut mich", sagte Philomena leise. Sie hatte eine zierliche Stimme, die jedoch so klang, als ob sie lange Nächte durchgemacht hatte.

„Ich bin Ron!" Er beugte sich vor und wollte ihr die Hand reichen. Philomena nahm sie jedoch nicht an.

„Sie sind schwitzig", entschuldigte sie sich. Ron nickte etwas verwirrt und nahm sie wieder zurück. Harry hielt es für angebracht sich als Banknachbar auch vor zu stellen.

„Mein Name ist Harry Potter", sagte Harry nicht ohne die Bitterkeit in seiner Stimme zu verbergen. Er wollte nicht der berühmte Harry Potter sein, der von allen so gelobt wurde. Er wollte ein normaler Junge sein.

„Ja?"Harry erwartete einen neugierigen Blick zur Narbe, doch der kam nicht. „Nett euch kennen zu lernen."

„Ich bin Hermine Granger", sagte Hermine. Sie beugte sich ebenfalls vor um Philomena besser in Augenschein zu nehmen. Sie lächelte und nickte. „Welche Klasse gehst du?"

„Sechste..."

„Toll!", rief Ron. „Dann kommen wir ja in die gleiche Klasse."Philomena nickte wieder erfreut und sagte nichts weiter. Sie sah sehr müde aus, fand Harry. Vielleicht war es besser sie erst einmal in Ruhe zu lassen. Hermine hatte Recht mit dem, was sie gesagt hatte: Philomena musste viel durchgemacht haben. Aber was... vielleicht erfuhren sie das noch.

~***~flashback~***~

Philomena kam mit den letzten Wagen. Sie hatte sich abgekapselt von den anderen Schülern und betrat nun auch sehr langsam das Schloss. Merlin lief brav neben ihr her. Er würde nie von ihrer Seite weichen. Merlin konnte sehr anhänglich sein.

Die restlichen Schüler waren schon längst verschwunden, denn sie hatte sich sehr lange Zeit gelassen. Sie betrachtete sich interessiert die Gemälde, die auch in der Eingangshalle hingen. Diese Halle war so riesengroß.

„Was haben Sie hier zu suchen?"Philomena erschrak und drehte sich um. Vor ihr stand eine riesige Fledermaus! Ein hakennasiger Lehrer mit schulterlangen schwarzen Haar und dunklen Augen blickte auf sie herab. Sein Gesicht war fahl und er trug einen langen schwarzen Umhang. Philomena antwortete nicht und musterte ihn interessiert.

„Wer sind Sie?"Der Lehrer war empört. Dieses Mädchen fragte wer er war! Sie trieb sich hier doch unerlaubt herum!

„Ich habe gefragt, was Sie hier suchen!", zischte er zurück. „Also antworten Sie gefälligst nicht mit einer Gegenfrage!"

„Ich muss zur Auswahl!", gab Philomena grob zurück. Was nahm der sich eigentlich raus? „Ich bin einer der letzten! Seien Sie doch nicht gleich so patzig!"Der Professor hielt die Luft an. Nicht so patzig... was nahm sich die Göre eigentlich heraus? Er beugte sich drohend zu ihr herab.

„Wenn Sie schon in ein Haus eingeteilt wären, hätte ich Ihnen schon Punke abgezogen, Miss..."

„McMorduc! Philomena McMorduc!"Der Mund des Professors schwang zu einem hämischen Lächeln um.

„Gut, Miss McMorduc", sagte er sich aufrichtend. „Ich werd mir Ihren Namen merken – wenn sie bei mir Unterricht haben. Kommen Sie endlich!"

„Darf ich noch wissen, wer sind Sie?", fragte Philomena noch einmal ohne den Professor hinterher zu gehen. Dieser wirbelte herum.

„Ich sag ihn Ihnen nur einmal", zischte er leise. „Und ich schwöre Ihnen – er wird Ihnen noch zu denken geben. Professor Severus Snape, Zaubertrankmeister! Und für diese Frechheit ziehe ich Ihnen, egal in welches Haus sie kommen, zehn Punkte ab!"Philomena rümpfte die Nase und Merlin fauchte.

Philomena murmelte etwas zusammenhangsloses vor sich hin. Snape horchte auf.

„Was haben Sie gesagt?"

„Nichts. Ich meine nur. Ich frage mich, warum Sie mir Punkte abziehen nur weil ich nach Ihren Namen gefragte habe, Professor Snape."Philomena sah ihn mit glänzenden und ehrlich neugierigen Augen an. Snape sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.

„Weil Sie das noch früh genug erfahren hätten!", giftete er. „Wegen unbändiger Neugier, die sehr gefährlich sein kann."Der Ton klang sehr drohend. ‚Eigentlich hat sie Recht' schoss es durch Philomenas Kopf und die zuckte zusammen. Auf Snapes Gesicht spiegelte sich aber nicht das wieder, was er gerade dachte.

„Kommen Sie endlich!", zischte er. Philomena folgte ihm böse blickend. Das er es nicht einmal öffentlich zugeben konnte, dass sie Recht hatte. So betraten beide grimmig dreinschauend die große Halle und die Köpfe der anderen wandten sich zu ihnen um. Philomena fühlte sich unbehaglich und ihre Stimmung schwang schlagartig um. Viele Menschen machten ihr Angst, da sie mit keinen mehr in Berührung kommen wollte. Zumindest mit keinem Jungen oder Mann – da war sie sich vollkommen sicher. Sie hoffte in Hogwarts ihre Hemmungen gegenüber Menschenmassen zu überwinden.

~***~Flashback End~***~