Zaubertränke und andere Grauen
**************************
Harry beobachtete Philomena so oft er konnte. Das Mädchen kam ihm merkwürdig vor. In den ersten Tagen verhielt sie sich recht auffällig zurückhaltend und ging allen Menschen aus dem Weg und wenn sie jemand anfasste, dann konnte es passieren das quiekte und davonrannte oder demjenigen eine klatschte. Dabei war es bis jetzt von allen nett gemeint gewesen. Philomena entschuldigte sich natürlich gleich dafür, doch wenn man sie fragte, warum sie das tat, gab sie keine Antwort.
Hermine bemühte sich instinktiv um Philomena, da sie wusste, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Und irgendwie brach dann das Eis und Philomena redete ganz normal – zumindest mit Hermine und Ron. Harry war auf der Hut und da er sowieso nur noch wenig redete und die Anwesenheit von Philomena nur akzeptierte, da Hermine ihr anscheinend vertraute, fiel es nicht weiter auf, dass er auch mit Philomena kaum ein Wort wechselte. Doch sie fragte ihn auch nichts, was ihm nur zu Recht war.
Ihre Mitschüler gewöhnten sich daran, dass man sie nicht – warum auch immer, anfassen sollte. Wenn sie Philomena mal wirklich ansprach, dann redeten sie auch mit ihr, doch Harry konnten Mitleid erkennen, was das Mädchen wohl nicht ausstehen konnte. Sie beendete dann immer sehr schnell das Gespräch.
Und Harry konnte den Schmerz in ihre Augen sehen, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Sie sah dann immer nach draußen und ihrer Augen verwandelten sich in einen toten erschreckenden Blick.
In gewisser Weise schien sie ebenso Probleme zu haben wie er. Doch da er ja niemanden mehr traute, begegnete er auch ihr mit Misstrauen.
Hinzu kam, dass Philomena nach zwei Schultagen durch ihren abgetragenen Zauberumhang den Spott der Slytherins auf sich zog und Ron, der durch Hermine und wie Harry auch etwas besser als die anderen mit Philomena auskam, bekam davon auch wieder einmal etwas zu spüren.
Nur ließ sich Philomena nicht beleidigen.
„Sie gehen im Partnerlock!", höhnte Pansy Parkinson, eine mopsgesichtige Slytherin. „Wo arbeiten deine Eltern, McMorducen? Auf der Müllkippe?"Die Slytherinbande lachte schallend auf.
„Zu deiner Info", giftete Philomena zurück. „Ich habe keine Eltern mehr, die mir das bezahlen könnten! Außerdem ist ein abgetragener Zauberumhang besser als mit so einem Gesicht herumzulaufen!"Pansy Parkinson wurde rot vor Zorn. Harry und Hermine dagegen wurden hellhörig. Philomena hatte keine Eltern? Das hatte sie ihnen nicht erzählt. Sie hatte nur berichtet, dass sie jetzt schon die dritte Schule besuchte.
„Wagst du es..."Philomena wandte sich von ihr ab ohne auch nur auf sie zu reagieren. Sie warf ihr nur ein falsches Grinsen zu und ließ sie dann vollends links liegen.
„Sie ist wahrscheinlich ein Schlammblut – wie die Granger!", höhnte Malfoy. Das war zuviel für Ron. Er zog seinen Zauberstab.
„Verdammte Slytherinbande."Philomena hielt ihm am Ärmel fest.
„Lass ihn. Er ist es nicht wert."Ron steckte den Zauberstab wieder ein und wandte sich dann wutschnaubend von den Slytherins ab, die höhnisch lachten. Endlich kam Hagrid aus seiner Wildhüterhütte mit einer Kiste in der Hand.
„Alle da?"
„Nö", ließen die Slytherins hören.
„Komm ja schon", ertönte es von hinten, denn Hagrid setzte schon zu einer Standpauke an.
Scendramin schlurfte im bedächtigen Schritt zu den anderen Slytherin, die immer noch böse grinsten. Er schien jedoch nicht die Freude seiner Mitschüler zu teilen, sondern schaute nur gelangweilt auf die Kiste.
„Nun gut", sagte Hagrid langsam. Er bedachte Scendramin noch einmal mit einem strengen Blick, bevor er sich der Kiste zuwandte. "Heute werden wir uns einem eher langweiligen Geschöpf zuwenden", sagte er, wobei er die Kiste auf dem Boden abstellte. Die Schüler sahen Hagrid nun mehr interessiert an. Ein langweiliges Geschöpf konnte bei Hagrid nichts gefährliches sein. Für ihn waren auch Einhörner langweilig.
„Unser heutiges Exemplar heißt Moke!", erklärte er. Dabei hob er den Deckel zu Kiste an und die Schüler drängten sich näher heran. Als Harry sich neugierig über die Kiste beugte, entdeckte er jedoch...
„Da ist ja gar nichts", schnarrte Malfoy. Hagrid öffnete den Mund, um ihm die Tatsache annähernd zu erklären, doch Tarius fuhr ihm dazwischen.
„Weißt du nicht, was ein Moke ist?", fragte er hinterhältig. Malfoy sah Tarius Scendramin mit entsetzter Miene an. Ein Slytrherin wiedersprach ihn? „Diese Viecher können sich nach Beliebe schrumpfen lassen, so dass sie für unser Auge nicht mehr sichtbar sind. Also ehrlich. Ich dachte, dass ihr Slytherins mehr auf dem Kasten habt."Malfoy war so überrascht über die Attacke, dass er gar nichts antwortete.
„Sehr richtig", antwortete Hagrid bedächtig. "Auch wenn mir deine Art nicht gefällt... fünf Punkte für Slytherin." Nun waren die Gryffindors dran erstaunt auszusehen. Hagrid hatte noch nie an die Slytherins Punkte verteilt. Doch Harry fand, dass sie Scendramin durch aus korrekt benahm. Philomena jedoch sah aus, als hätte sie auf eine sauere Zitrone gebissen und als Tarius lächelnd zu ihr herübersah, wandte sie demonstrativ den Blick ab. Harry beobachtete das genau.
„Was hat sie?", flüsterte Harry.
„Sie weiß, dass er sich falsch benimmt..."
„Aber Hermine!", fuhr Ron dazwischen. „Noch nie hat ein Slytherin einen anderen Slytherin fertig gemacht."
„Pf!"Hermine wandte sich wieder an den nicht sichtbaren Moke. „Du wirst schon noch sehen!"Ron, der schon nach der Auswahl verkündet hatte – und was alle verwunderte – dass er nichts dagegen hätte, dass Tarius in Slytherins sei - zuckte mit den Schultern und sah Harry an. Der hielt sich taktisch raus und sagte gar nichts dazu.
~***~
„Krass!", lachte Tarius und schlug auf den Tisch des Slytheringemeinschaftsraumes. Die Slytherinsechstklässler hatten nun eine Freistunde und genossen sie in vollen Zügen. „Hast du die Gesichter gesehen, Draco? Das hätte man müssen festhalten. Ein bildhafter Augenblick."Draco Malfoy stimmte mit in das Lachen ein. Auch Crabbe und Goyle lachten mit - nur wussten sie nicht, weshalb.
„Ehrlich", fuhr Tarius fort, „du währst der perfekte Schauspieler. Sogar Hagrid hat dirs abgekauft."Draco lächelte falsch und lehnte sich genüsslich in den Sessel zurück.
„Der dumme Halbriese hätte es nicht einmal mitbekommen, wenn ich halb so gut in Schauspielen wäre", rühmte er sich. „Aber die McMorducen, Potter und Granger sahen noch skeptisch aus."Tarius wurde ernst. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten.
„Philomena würde mir nie glauben, dass ich ein lieber, netter, hilfsbereiter Mensch wäre", säuselte er. „Dafür weiß sie zu viel über mich und auch über einiges anderes."Draco beugte sich vor.
„WAS genau weiß sie?"Tarius faltete die Hände.
„Das kann ich dir nicht sagen. Aber eins: Es hat mit ihrer Flucht nach Hogwarts zu tun. Und sie hat panische Angst, dass sich die Vergangeheit wiederholt."Und der Slytheringemeinschaftsraum wurde von einem schrecklichen kalten Lachen erfüllt, bei dem selbst Draco zusammenzuckte.
~***~
„Was haben wir jetzt?", fragte Philomena, als sie sich in die große Schülermenge mit einreihten und ihnen in die große Halle folgten.
„Na rate mal", sagte Ron geradeaus blickend. „Unterricht beim Nachtfalter!" Philomena hob verwirrt die Augenbrauen.
"Nachtfalter? Was für ein Nachfalter?"
„Tscht!"Ron und Hermine bedachten Philomena ruhig zu sein und just diesen Augenblick schritt Snape in seiner üblichen Laune vorbei. Dabei warf er einen besonders scharfen Blick auf Philomena, der besagte: Nun wirst du mich kennen lernen.
„Puh, das war knapp", sagte Hermine hinter sich schauend. Snape verschwand in den Gängen zu den Kerkern.
„Das hätte noch gefehlt, wenn Snape herausfindet, dass er von uns als Nachtfalter bezeichnet wird", sagte Harry dem Lehrer nachdenklich hinterher blickend. „Ja", sagte Ron und prustete los. „Schon bei dem Irrwicht im Schrank ist er durchgedreht."
„Was war da los?", fragte Philomena neugierig.
„Also pass auf..." Und Ron erzählte ihr die Geschichte, in der Snape in Frauenkleidern auftreten musste.
*
Philomena wusste nicht warum, aber insgeheim freute sie sich auf Zaubertränke. Sie waren schon großartig, diese Gebräue und sie hatten sie auch schon von einigen Dinge gerettet. Nur der Lehrer und die Mitschülerschaft lies zu wünschen übrig.
Die Slytherins saßen schon murmelnd auf ihren Bänken und als Philomena mit ihren drei neugewonnen Freunden den Unterrichtsraum betrat, raunte das Wort Vogelscheuche durch die Kerker. Philomena machte sich aber nichts daraus. Sie wusste, dass es nur an ihrer zerschlissenen Kleidung lag – und, dass sie eine Gryffindor war. So was hielt sie für ziemlich belanglos und so setzte sie sich nach ganz vorn in die erste Reihe, wobei das Gemurmel verstummte.
„Hey", flüsterte Ron ihr zu. „Snape macht dich zu einem Flubbwurm." Philomena zuckte mit den Schultern.
„Na und?", sagte sie. „Dann kommt was zurück, das sag ich dir."Der eigentliche Grund war Scendramin, der ganz hinten und noch dazu in der mittleren Reihe saß. Ron sagte nichts weiter und ging mit Harry nach hinten. Sie setzten sich neben Scendramin - nur weil da noch ein Platz frei war, doch Philomena stützte trotzdem ihr Gesicht in ihre Hände.
„Was hast du gegen Scendramin?"Hermine hatte sich neben sie gesetzt und noch dazu sehr genau beobachtet. „Du setzt dich lieber zu Snape vor, als das du hinter zu Scendramin gehst. Wieso?"Philomena sah auf und musterte Hermine sehr genau, die sich diesen prüfenden Blick über sich ergehen ließ. Nicht jeder konnte das, denn diese stechenden Diamantaugen gaben einem manchmal das Gefühl sein Gegenüber könnte Gedanken lesen. Das wusste Philomena zu genau und heimlich bewunderte sie Hermine, die sie nicht nur genau durchschaute sondern auch überaus schlau war.
„Ich mag ihn einfach nicht", antwortete sie schließlich. „Ich habe triftige Gründe, die ich dir leider nicht erzählen will und auch nicht kann. Ich glaube, dann könntest du nicht mal mehr ruhig schlafen und das will ich dir nicht antun."Hermine sah sie bemitleidenswert an. Philomena hasste Mitleid, doch sie ließ es über sich ergehen.
„Ich will dir doch helfen. Ich habe schon so viele Abenteuer hinter mir... dann wird mich deins bestimmt nicht mehr aufregen."Nun war Philomena dran bemitleidenswert drein zu schauen.
„Nicht so eins, Hermine. Ich glaube nicht, dass es sich mit euren messen könnten."Hermine machte den Mund auf, doch in diesem Moment kam Snape herein.
„Wieder ein Jahr, bei dem ich mich mit einer Klasse herumschlagen muss, die größtenteils aus Dummköpfen besteht."Philomena war empört und wollte schon etwas kontern, als ihr Hermine in die Rippen stieß.
„Sieh an, ihr habt Zuwachs bekommen. Mit Miss McMorduc hatte ich schon die Freude..."Und sah sie mit einem mörderischen Glitzern in den Augen an. Philomena schnaubte und wandte sich von ihm ab.
Hermine schüttelte mit dem Kopf. Anscheinend war ihr die Gefahr Snape noch nicht bewusst.
„...und Mr. Scendramin..." Ihm nickte er nur kurz zu. Anscheinend hatte selbst Snape Respekt vor den Geschlecht der Scendramins. „Ich hoffe, dass es nicht wieder zwei neue Dummköpfe sind, denen ich nicht einmal beibringen kann, wie man einen einfachen Schlaftrunk kocht."Dabei wanderte sein gefährlicher Blick weiter zu Neville, der sich ängstlich hinter seinem Kessel duckte.
„Diesen werden wir heut noch einmal wiederholen... Dann können Sie ihre Fertigkeiten unter Beweis stellen, Miss McMorduc", setzte er zischend hinzu und sah mit einem durchdringenden Blick an.
Philomena starrte böse zurück, sagte aber nichts dazu. Er wollte sie nur provozieren.
Die Stunde war ein Grauen. Obwohl Philomena einen perfekten Schlaftrank zusammenbraute, da sie immer schon gut in Zaubertränke gewesen war, kam Snape immer wie besessen angerauscht und mäkelte an allem rum, was auch nur falsch sein konnte. Die Phiole falsch angesetzt, verkehrt herum gerührt – die Mängel häuften sich bei jeder Minute.
Alles im allen musste sich Snape jedoch säuerlich eingestehen, dass Philomena doch einen perfekten Schlaftrank zusammengebraut hatte. Philomena lächelte zufrieden, als er nichts mehr entgegenzusetzen wusste. Das, was dann kam, erschreckte sie.
'Dumme Göre', schoss es Philomena durch den Kopf. ‚Hält sich wohl für was Klügeres.'
„Das nicht, aber ich denke, dass Sie schleunigst mal über sich nachdenken sollten."Sofort biss sie sich auf die Lippe. Sie hatte das nicht gewollt. Es war ihr einfach so rausgerutscht, weil sie seiner Bemängelungen Leid war. Durfte sie nicht einmal mehr lächeln? Snape sah Philomena entsetzt an. Dann wurden die Gesichtszüge abgrubt energischer.
„Zwanzig Punkte Abzug für Gryffindor!", brüllte er und Philomena zuckte zusammen. „Strafarbeit, die Sie sich nach den Unterricht bei mir abholen! Und jetzt - RAUS!"Philomena ließ sich das nicht zweimal sagen, denn sie sah ein, dass Snape einem wütenden Vampir glich und seine Zähne am liebsten in ihren Hals versenken wollte. Sie sprang ohne Snape an zu sehen von ihrem Tisch auf und stürmte aus dem Raum. Die Tür fiel geräuschvoll ins Schloß.
Die Klasse starrte wie von Donner gerührt auf die Tür. Noch nie hatte Snape jemanden aus dem Unterricht rausgeworfen. Und vor allem – wussten sie nicht einmal, was vorgefallen war. Philomena hatte plötzlich irgendwas zusammenhangloses gesagt – und dann? Nur Tarius, der mit zusammengezogenen Brauen auf die Tür starrte, wusste es.
---------------------------------------------------------------------------- -------------------------------------
*
Hat es euch gefallen? Wenn ja – Fortsetzung folgt Kritik sehr erwünscht
**************************
Harry beobachtete Philomena so oft er konnte. Das Mädchen kam ihm merkwürdig vor. In den ersten Tagen verhielt sie sich recht auffällig zurückhaltend und ging allen Menschen aus dem Weg und wenn sie jemand anfasste, dann konnte es passieren das quiekte und davonrannte oder demjenigen eine klatschte. Dabei war es bis jetzt von allen nett gemeint gewesen. Philomena entschuldigte sich natürlich gleich dafür, doch wenn man sie fragte, warum sie das tat, gab sie keine Antwort.
Hermine bemühte sich instinktiv um Philomena, da sie wusste, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Und irgendwie brach dann das Eis und Philomena redete ganz normal – zumindest mit Hermine und Ron. Harry war auf der Hut und da er sowieso nur noch wenig redete und die Anwesenheit von Philomena nur akzeptierte, da Hermine ihr anscheinend vertraute, fiel es nicht weiter auf, dass er auch mit Philomena kaum ein Wort wechselte. Doch sie fragte ihn auch nichts, was ihm nur zu Recht war.
Ihre Mitschüler gewöhnten sich daran, dass man sie nicht – warum auch immer, anfassen sollte. Wenn sie Philomena mal wirklich ansprach, dann redeten sie auch mit ihr, doch Harry konnten Mitleid erkennen, was das Mädchen wohl nicht ausstehen konnte. Sie beendete dann immer sehr schnell das Gespräch.
Und Harry konnte den Schmerz in ihre Augen sehen, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Sie sah dann immer nach draußen und ihrer Augen verwandelten sich in einen toten erschreckenden Blick.
In gewisser Weise schien sie ebenso Probleme zu haben wie er. Doch da er ja niemanden mehr traute, begegnete er auch ihr mit Misstrauen.
Hinzu kam, dass Philomena nach zwei Schultagen durch ihren abgetragenen Zauberumhang den Spott der Slytherins auf sich zog und Ron, der durch Hermine und wie Harry auch etwas besser als die anderen mit Philomena auskam, bekam davon auch wieder einmal etwas zu spüren.
Nur ließ sich Philomena nicht beleidigen.
„Sie gehen im Partnerlock!", höhnte Pansy Parkinson, eine mopsgesichtige Slytherin. „Wo arbeiten deine Eltern, McMorducen? Auf der Müllkippe?"Die Slytherinbande lachte schallend auf.
„Zu deiner Info", giftete Philomena zurück. „Ich habe keine Eltern mehr, die mir das bezahlen könnten! Außerdem ist ein abgetragener Zauberumhang besser als mit so einem Gesicht herumzulaufen!"Pansy Parkinson wurde rot vor Zorn. Harry und Hermine dagegen wurden hellhörig. Philomena hatte keine Eltern? Das hatte sie ihnen nicht erzählt. Sie hatte nur berichtet, dass sie jetzt schon die dritte Schule besuchte.
„Wagst du es..."Philomena wandte sich von ihr ab ohne auch nur auf sie zu reagieren. Sie warf ihr nur ein falsches Grinsen zu und ließ sie dann vollends links liegen.
„Sie ist wahrscheinlich ein Schlammblut – wie die Granger!", höhnte Malfoy. Das war zuviel für Ron. Er zog seinen Zauberstab.
„Verdammte Slytherinbande."Philomena hielt ihm am Ärmel fest.
„Lass ihn. Er ist es nicht wert."Ron steckte den Zauberstab wieder ein und wandte sich dann wutschnaubend von den Slytherins ab, die höhnisch lachten. Endlich kam Hagrid aus seiner Wildhüterhütte mit einer Kiste in der Hand.
„Alle da?"
„Nö", ließen die Slytherins hören.
„Komm ja schon", ertönte es von hinten, denn Hagrid setzte schon zu einer Standpauke an.
Scendramin schlurfte im bedächtigen Schritt zu den anderen Slytherin, die immer noch böse grinsten. Er schien jedoch nicht die Freude seiner Mitschüler zu teilen, sondern schaute nur gelangweilt auf die Kiste.
„Nun gut", sagte Hagrid langsam. Er bedachte Scendramin noch einmal mit einem strengen Blick, bevor er sich der Kiste zuwandte. "Heute werden wir uns einem eher langweiligen Geschöpf zuwenden", sagte er, wobei er die Kiste auf dem Boden abstellte. Die Schüler sahen Hagrid nun mehr interessiert an. Ein langweiliges Geschöpf konnte bei Hagrid nichts gefährliches sein. Für ihn waren auch Einhörner langweilig.
„Unser heutiges Exemplar heißt Moke!", erklärte er. Dabei hob er den Deckel zu Kiste an und die Schüler drängten sich näher heran. Als Harry sich neugierig über die Kiste beugte, entdeckte er jedoch...
„Da ist ja gar nichts", schnarrte Malfoy. Hagrid öffnete den Mund, um ihm die Tatsache annähernd zu erklären, doch Tarius fuhr ihm dazwischen.
„Weißt du nicht, was ein Moke ist?", fragte er hinterhältig. Malfoy sah Tarius Scendramin mit entsetzter Miene an. Ein Slytrherin wiedersprach ihn? „Diese Viecher können sich nach Beliebe schrumpfen lassen, so dass sie für unser Auge nicht mehr sichtbar sind. Also ehrlich. Ich dachte, dass ihr Slytherins mehr auf dem Kasten habt."Malfoy war so überrascht über die Attacke, dass er gar nichts antwortete.
„Sehr richtig", antwortete Hagrid bedächtig. "Auch wenn mir deine Art nicht gefällt... fünf Punkte für Slytherin." Nun waren die Gryffindors dran erstaunt auszusehen. Hagrid hatte noch nie an die Slytherins Punkte verteilt. Doch Harry fand, dass sie Scendramin durch aus korrekt benahm. Philomena jedoch sah aus, als hätte sie auf eine sauere Zitrone gebissen und als Tarius lächelnd zu ihr herübersah, wandte sie demonstrativ den Blick ab. Harry beobachtete das genau.
„Was hat sie?", flüsterte Harry.
„Sie weiß, dass er sich falsch benimmt..."
„Aber Hermine!", fuhr Ron dazwischen. „Noch nie hat ein Slytherin einen anderen Slytherin fertig gemacht."
„Pf!"Hermine wandte sich wieder an den nicht sichtbaren Moke. „Du wirst schon noch sehen!"Ron, der schon nach der Auswahl verkündet hatte – und was alle verwunderte – dass er nichts dagegen hätte, dass Tarius in Slytherins sei - zuckte mit den Schultern und sah Harry an. Der hielt sich taktisch raus und sagte gar nichts dazu.
~***~
„Krass!", lachte Tarius und schlug auf den Tisch des Slytheringemeinschaftsraumes. Die Slytherinsechstklässler hatten nun eine Freistunde und genossen sie in vollen Zügen. „Hast du die Gesichter gesehen, Draco? Das hätte man müssen festhalten. Ein bildhafter Augenblick."Draco Malfoy stimmte mit in das Lachen ein. Auch Crabbe und Goyle lachten mit - nur wussten sie nicht, weshalb.
„Ehrlich", fuhr Tarius fort, „du währst der perfekte Schauspieler. Sogar Hagrid hat dirs abgekauft."Draco lächelte falsch und lehnte sich genüsslich in den Sessel zurück.
„Der dumme Halbriese hätte es nicht einmal mitbekommen, wenn ich halb so gut in Schauspielen wäre", rühmte er sich. „Aber die McMorducen, Potter und Granger sahen noch skeptisch aus."Tarius wurde ernst. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten.
„Philomena würde mir nie glauben, dass ich ein lieber, netter, hilfsbereiter Mensch wäre", säuselte er. „Dafür weiß sie zu viel über mich und auch über einiges anderes."Draco beugte sich vor.
„WAS genau weiß sie?"Tarius faltete die Hände.
„Das kann ich dir nicht sagen. Aber eins: Es hat mit ihrer Flucht nach Hogwarts zu tun. Und sie hat panische Angst, dass sich die Vergangeheit wiederholt."Und der Slytheringemeinschaftsraum wurde von einem schrecklichen kalten Lachen erfüllt, bei dem selbst Draco zusammenzuckte.
~***~
„Was haben wir jetzt?", fragte Philomena, als sie sich in die große Schülermenge mit einreihten und ihnen in die große Halle folgten.
„Na rate mal", sagte Ron geradeaus blickend. „Unterricht beim Nachtfalter!" Philomena hob verwirrt die Augenbrauen.
"Nachtfalter? Was für ein Nachfalter?"
„Tscht!"Ron und Hermine bedachten Philomena ruhig zu sein und just diesen Augenblick schritt Snape in seiner üblichen Laune vorbei. Dabei warf er einen besonders scharfen Blick auf Philomena, der besagte: Nun wirst du mich kennen lernen.
„Puh, das war knapp", sagte Hermine hinter sich schauend. Snape verschwand in den Gängen zu den Kerkern.
„Das hätte noch gefehlt, wenn Snape herausfindet, dass er von uns als Nachtfalter bezeichnet wird", sagte Harry dem Lehrer nachdenklich hinterher blickend. „Ja", sagte Ron und prustete los. „Schon bei dem Irrwicht im Schrank ist er durchgedreht."
„Was war da los?", fragte Philomena neugierig.
„Also pass auf..." Und Ron erzählte ihr die Geschichte, in der Snape in Frauenkleidern auftreten musste.
*
Philomena wusste nicht warum, aber insgeheim freute sie sich auf Zaubertränke. Sie waren schon großartig, diese Gebräue und sie hatten sie auch schon von einigen Dinge gerettet. Nur der Lehrer und die Mitschülerschaft lies zu wünschen übrig.
Die Slytherins saßen schon murmelnd auf ihren Bänken und als Philomena mit ihren drei neugewonnen Freunden den Unterrichtsraum betrat, raunte das Wort Vogelscheuche durch die Kerker. Philomena machte sich aber nichts daraus. Sie wusste, dass es nur an ihrer zerschlissenen Kleidung lag – und, dass sie eine Gryffindor war. So was hielt sie für ziemlich belanglos und so setzte sie sich nach ganz vorn in die erste Reihe, wobei das Gemurmel verstummte.
„Hey", flüsterte Ron ihr zu. „Snape macht dich zu einem Flubbwurm." Philomena zuckte mit den Schultern.
„Na und?", sagte sie. „Dann kommt was zurück, das sag ich dir."Der eigentliche Grund war Scendramin, der ganz hinten und noch dazu in der mittleren Reihe saß. Ron sagte nichts weiter und ging mit Harry nach hinten. Sie setzten sich neben Scendramin - nur weil da noch ein Platz frei war, doch Philomena stützte trotzdem ihr Gesicht in ihre Hände.
„Was hast du gegen Scendramin?"Hermine hatte sich neben sie gesetzt und noch dazu sehr genau beobachtet. „Du setzt dich lieber zu Snape vor, als das du hinter zu Scendramin gehst. Wieso?"Philomena sah auf und musterte Hermine sehr genau, die sich diesen prüfenden Blick über sich ergehen ließ. Nicht jeder konnte das, denn diese stechenden Diamantaugen gaben einem manchmal das Gefühl sein Gegenüber könnte Gedanken lesen. Das wusste Philomena zu genau und heimlich bewunderte sie Hermine, die sie nicht nur genau durchschaute sondern auch überaus schlau war.
„Ich mag ihn einfach nicht", antwortete sie schließlich. „Ich habe triftige Gründe, die ich dir leider nicht erzählen will und auch nicht kann. Ich glaube, dann könntest du nicht mal mehr ruhig schlafen und das will ich dir nicht antun."Hermine sah sie bemitleidenswert an. Philomena hasste Mitleid, doch sie ließ es über sich ergehen.
„Ich will dir doch helfen. Ich habe schon so viele Abenteuer hinter mir... dann wird mich deins bestimmt nicht mehr aufregen."Nun war Philomena dran bemitleidenswert drein zu schauen.
„Nicht so eins, Hermine. Ich glaube nicht, dass es sich mit euren messen könnten."Hermine machte den Mund auf, doch in diesem Moment kam Snape herein.
„Wieder ein Jahr, bei dem ich mich mit einer Klasse herumschlagen muss, die größtenteils aus Dummköpfen besteht."Philomena war empört und wollte schon etwas kontern, als ihr Hermine in die Rippen stieß.
„Sieh an, ihr habt Zuwachs bekommen. Mit Miss McMorduc hatte ich schon die Freude..."Und sah sie mit einem mörderischen Glitzern in den Augen an. Philomena schnaubte und wandte sich von ihm ab.
Hermine schüttelte mit dem Kopf. Anscheinend war ihr die Gefahr Snape noch nicht bewusst.
„...und Mr. Scendramin..." Ihm nickte er nur kurz zu. Anscheinend hatte selbst Snape Respekt vor den Geschlecht der Scendramins. „Ich hoffe, dass es nicht wieder zwei neue Dummköpfe sind, denen ich nicht einmal beibringen kann, wie man einen einfachen Schlaftrunk kocht."Dabei wanderte sein gefährlicher Blick weiter zu Neville, der sich ängstlich hinter seinem Kessel duckte.
„Diesen werden wir heut noch einmal wiederholen... Dann können Sie ihre Fertigkeiten unter Beweis stellen, Miss McMorduc", setzte er zischend hinzu und sah mit einem durchdringenden Blick an.
Philomena starrte böse zurück, sagte aber nichts dazu. Er wollte sie nur provozieren.
Die Stunde war ein Grauen. Obwohl Philomena einen perfekten Schlaftrank zusammenbraute, da sie immer schon gut in Zaubertränke gewesen war, kam Snape immer wie besessen angerauscht und mäkelte an allem rum, was auch nur falsch sein konnte. Die Phiole falsch angesetzt, verkehrt herum gerührt – die Mängel häuften sich bei jeder Minute.
Alles im allen musste sich Snape jedoch säuerlich eingestehen, dass Philomena doch einen perfekten Schlaftrank zusammengebraut hatte. Philomena lächelte zufrieden, als er nichts mehr entgegenzusetzen wusste. Das, was dann kam, erschreckte sie.
'Dumme Göre', schoss es Philomena durch den Kopf. ‚Hält sich wohl für was Klügeres.'
„Das nicht, aber ich denke, dass Sie schleunigst mal über sich nachdenken sollten."Sofort biss sie sich auf die Lippe. Sie hatte das nicht gewollt. Es war ihr einfach so rausgerutscht, weil sie seiner Bemängelungen Leid war. Durfte sie nicht einmal mehr lächeln? Snape sah Philomena entsetzt an. Dann wurden die Gesichtszüge abgrubt energischer.
„Zwanzig Punkte Abzug für Gryffindor!", brüllte er und Philomena zuckte zusammen. „Strafarbeit, die Sie sich nach den Unterricht bei mir abholen! Und jetzt - RAUS!"Philomena ließ sich das nicht zweimal sagen, denn sie sah ein, dass Snape einem wütenden Vampir glich und seine Zähne am liebsten in ihren Hals versenken wollte. Sie sprang ohne Snape an zu sehen von ihrem Tisch auf und stürmte aus dem Raum. Die Tür fiel geräuschvoll ins Schloß.
Die Klasse starrte wie von Donner gerührt auf die Tür. Noch nie hatte Snape jemanden aus dem Unterricht rausgeworfen. Und vor allem – wussten sie nicht einmal, was vorgefallen war. Philomena hatte plötzlich irgendwas zusammenhangloses gesagt – und dann? Nur Tarius, der mit zusammengezogenen Brauen auf die Tür starrte, wusste es.
---------------------------------------------------------------------------- -------------------------------------
*
Hat es euch gefallen? Wenn ja – Fortsetzung folgt Kritik sehr erwünscht
