AN.: Tja ja, jetzt stell ich es doch noch Online, auch wenn noch ein wenig kontrollieren wollte. Es wird etwas Fehlerreich sein... *entschuldigend guck* war zu faul... @Little Lion Dir ganz lieb dank, dass du immer fleißig reviewst *freu* Jo, Snape spielt noch ne Rolle, aber nicht so eine, wie vielleicht viele denken. Er hat etwas damit zu tun, wenn auch indirekt. Er weiß es nur noch nicht *g* ahnt es nur

@Jim Hö, dann werde ich dich wohl verlieren *snief* Bin zwar auch Slashfan, aber hier bei der Story geht das leider nicht. Harry und Tarius... *hui* das könnte sehr problematisch werden, weil.. na ja, das darf ich nicht verraten *g* Dann schon eher Draco/Tarius, aber das artet dann später auch aus – Draco spielt später auch noch ne Rolle... ob nun gut oder schlecht – ihr werdet sehen *g* Vielleicht bleibst du mir ja doch als Leser erhalten *lieb guck*

@Angel334 *lol* stimmt, der kam nicht mehr dran – wie versprochen hat er jetzt fast ein ganzes Kapitel – lass dich nicht von dem Anfang ablenken. Aber das mit Philomena war unausweichlich – und gleich mal vorneweg – sie ist hoffentlich keine typische Mary Sue – ich hab mir Mühe gegeben, dass sie wirklich nicht so rüberkommt, denn theoretisch ist sie das nicht – ich hab sie aus einer meiner realen Storys herausgekupfert *Euch allen ganz lieb dank*

Und FROHE OSTERN allen Lesern *g*

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Die Wahrheit?

Philomena konnte nichts anderes machen, als zusehen, wie Ron und Harry sie behandelten, als wäre sie Luft, wenn sie mal mit Hermine redeten. Und wenn sie mal zusammen in einer Ecke im Gemeinschaftsraum saßen, dann beäugten sie Philomena misstrauisch, als würde die ihnen jeden Moment an die Kehle springen.

Hermine hatte wahrscheinlich noch keine Unterredung mit den beiden oder gar Tarius, denn sie ging ganz normal mit Philomena um. Sie fragte sich nur laufend, was mit den Jungs los sei.

"Es hat Streit gegeben", murmelte Philomena dann immer wieder verbissen, doch Hermine glaubte ihr nicht. Auch sie benahm sich etwas anders, denn in Laufe der nächsten Wochen verschwand sie wieder für sehr lange Zeit in der Bibliothek. So war Philomena oft allein; Manchmal redete sie noch mit Lavender oder Parvati - und das eine oder andere mal auch mit Ginny (auch nur, wenn Ron nicht in der Nähe war), doch sonst war sie so einsam, wie auf der Qudditchschule. Das sie jeden Abend hinunter zu Snape musste, vermieste ihre Stimmung noch mehr, wo er sie doch so gerne triezte.

Hermine hätte zu gern gewusst, was Harry und Ron nun gegen Philomena hatten, doch anscheinend erzählten sie ihr kein Wort, was Philomena sehr gut fand. Warum eigentlich? Vielleicht fanden sie, dass ihre schlaue Freundin ein wenig zu zart besaitet für so etwas wäre. Oder sie glaubten, das Philomena doch noch jemanden brauchte. Aber das war doch Schwachsinn! Vielleicht trauten sie dem Frieden nun doch nicht. Vielleicht überlegten sie noch, ob es denn wirklich die Wahrheit war. Sie wollten es nur nicht zugeben. Und die wahre Wahrheit, so dachte Philomena, sollte viel schrecklicher sein, als es sich die beiden ausmalen konnte.

~***~

Harry hatte sich zurückgezogen. Während Ron sich ständig über Philomena aufregte und darüber wetterte, wie man denn so etwas in die Schule lassen könnte, dachte er darüber nach, ob es wirklich stimmte, was Tarius gesagt hatte.

‚Sie ist eine schwarze Magierin', hatte er gesagt. Nach Zaubertränke hatte er sie beiseite gezogen und wollte mit ihnen ein ‚ernstes Wörtchen reden.'

Harry erinnerte sich noch genau daran.

„Ich sehe, dass ihr im Begriff seid euch mit Philomena McMorduc anzufreunden", sagte er. Dabei hatte er Ron ganz tief in die Augen gesehen, der eine etwas merkwürdige Haltung ein nahm.

„Na und", hatte dieser trotz allem gesagt. „Hast du etwas dagegen."Harry sagte nichts dazu. Er musterte Tarius nur mit wachsamen Blick. Der setzte eine dramatische Miene auf.

„Na ja, ich will euch ja nicht verunsichern, aber ihr wisst nicht zufällig, warum das Mädchen von der Schule geflogen ist."Ron wurde hellhörig, während Harry den Jungen weiterhin misstrauisch betrachtete. Er strömte etwas negatives aus – und sah Ron immer noch in die Augen.

„Warum?", fragte Ron wissbegierig. Harry meinte ein selbstsicheres Grinsen auf Tarius Gesicht aufblitzen zu sehen. Doch das verblasste schnell wieder.

„Es hat einen Mord gegeben", antwortete er nur. Er sah Ron noch einmal in die Augen, bevor er herumwirbelte und von dannen Schritt. Ron war komischerweise sofort überzeugt gewesen. Von einem Slytherin!

„Diese... Sie wollte uns herein legen! Unser Vertrauen erschleichen! Was sagst du dazu, Harry?"Harry legte seinen Kopf schief und sah in Rons glasige Augen.

„Ich traue niemanden mehr, Ron", sagte er und dann ging auch er.

Als Philomena ihn dann eingeholt hatte und ihm das Gleiche mit Tarius eingeredet hatte, war es ganz aus mit seinen Nerven gewesen. Er wollte mit beiden nichts mehr zu tun haben. Obwohl er sich nicht einmal sicher war, ob Philomena wirklich für ein Verbrechen verantwortlich sein konnte. Er verdrängte die Gedanken und beachtete kurzerhand beide nicht.

Er hatte nun mit einem andere Problem zu kämpfen: Professor Snape. Am regnerischen Mittwoch entschloss er nach den Schulstunden den Zaubertranklehrer in seinen Kerkern auf zu suchen. Ganz wohl war ihm dabei nicht.

Ron erzählte er davon nicht, da dieser in letzter Zeit nur von Tarius schwärmte. Er beachtete ja nicht einmal mehr Hermine, wenn der Quidditchspieler lächelnd an ihnen vorbeiging. Er fragte sich schon ernst haft, ob Ron nicht am falschen Ufer angekommen wäre. Vielleicht sah er ja auch in Tarius so eine Art Vorbild.

Harry gefiel es nicht.

So machte er sich an diesem Mittwoch Abend heimlich aus dem Staub. Hermine hatte sich mal wieder in der Bibliothek verschanzt, Ron spielte Schach und Philomena... wo sie war, wusste er nicht. Das interessierte ihn auch nicht.

Als er durch die lehr gefegten Hogwartsgänge schlich, überfiel ihn ein ungutes Gefühl. Seine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an und in seinem Magen fuhr jemand Achterbahn.

Snape hatte in letzter Zeit äußerst schlechte Laune gehabt.

Je näher er dem Kerker kam, um so unbehaglicher fühlte er sich. Er zog sich seinen Umhang enger zusammen, denn eine kalte Brise wehte durch das Schloss. Der Regen prasselte gegen die Fenster und spendete der Atmosphäre etwas Düsteres. Der Regen – er wusste nicht warum – erinnerte Harry an Sirius.

Harry schüttelte energisch mit dem Kopf, während er die Treppe zu Eingangshalle herunterlief. Er durfte nicht mehr an Sirius denken. Er war weg und würde nicht wieder kommen.

Auf den Weg zu den Kerkern begegnete er nur wenigen, die wahrscheinlich noch in die Bibliothek eilten. Sie sahen ihn zwar merkwürdig an, sagten jedoch nichts.

Dann betrat er die düsteren modrigen Kerker. Harry schluckte und versuchte so wenig wie möglich von dem modrigen und schwefligen Geruch einzuatmen.

Hier unten stellte er letztendlich fest, dass seine Beine ihm nicht mehr gehorchten. Sie zitterten unkontrolliert und das lag nicht an der Kälte. Das Gefühl Sirius zu verraten stieg in ihm hoch. Konnte er es wirklich wagen? Warum machte er nicht einfach kehrt und übte allein Okklumentik – oder mit Hermine?

Nein.

Sie würde ihn nur ausfragen, was los sei. Er durfte nichts verraten.

Letztendlich stand er dann doch vor der Tür, die zu Snapes Büro führte. Die Stille hier unten erdrückte ihn. Er hörte kein Rascheln von Papier und keine knisterten Fackeln, obwohl direkt welche neben der Tür hingen. Er meinte taub zu werden.

Er schluckte, klopfte an und wartete zitternd in der Düsternis. Snape antwortete nicht. ‚Vielleicht ist er ja gar nicht da?', dachte Harry hoffnungsvoll. Zumindest wagte er es nicht, noch mal anzuklopfen.

„Herein!", ertönte die herrische kalte Stimme Snapes. Harry schluckte abermals und griff mit zitternden Fingern nach der Türklinke. Er würde Sirius nicht verraten, redete er sich ein. Sirius hätte das auch gewollt!

Leise öffnete er die Tür und genauso leise schloss er sie wieder. Das Büro Snapes war nur von einem spärlichen Kaminfeuer beleuchtet. Er selbst saß am Schreibtisch und überflog gerade ein Pergament. Er sah nicht auf, als Harry den Raum betrat.

Unschlüssig trat Harry an den Schreibtisch.

„Professor Snape?"Snape sah für seinen Geschmack etwas zu schnell auf. Anscheinend hatte er jemand anderen erwartet. Aber bestimmt nicht Harry.

„Was wollen Sie, Potter?", blaffte Snape unfreundlich. „Ich kann mich nicht erinnern dich hergebeten zu haben!"Harry schluckte. So eine Antwort hatte er erwartet.

„Ich... wollte Sie bitten mich wieder in Okklumentik zu unterrichten", sagte er schnell. Snape zog eine Braue hoch und musterte Harry abschätzend.

„Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass ich Sie nie wieder in meinem Büro sehen will, Potter?"Harry schluckte. Anscheinend erinnerte sich Snape wieder an den Vorfall letzten Sommer, denn seine Augen sprühten schon wieder vor Hass und Zorn. Dabei konnte er es ihm nicht einmal verübeln, auch wenn er ihn nach Sirius Tod noch alle möglichen Verwünschungen an den Kopf werfen konnte. James und Sirius hatten ihn wirklich unfair behandelt.

Harry senkte den Blick. Die Erinnerungen an seinen Vater trieben noch mehr Zorn in seine Ader, noch mehr Hass und Verachtung gegen sich selbst.

„Professor, ich... ich wollte mich für mein unvoraussichtiges Verhalten entschuldigen – es hat mich angezogen. Ich konnte nicht anders."Er sah auf. Snape sah genauso ausdruckslos wie vorher und seine Lippen waren eng aneinander gepresst. Harry schluckte erneut.

„Denken Sie, dass ich Sie deswegen weiter unterrichte?", fragte er leise zischend. „Eine kurze Entschuldigung und das war's? Ich glaube Ihnen kein Wort!"

„Ich bin nicht wie mein Vater!", brachte Harry energisch hervor, was Snape erneut dazu veranlasste die Brauen zu heben. Harry biss sich auf die Lippe. „Ich bin nicht, wie mein Vater", wiederholte er. „Das, was ich gesehen hat, hat mich selbst erschreckt. Ich würde nicht einmal Malfoy so verhexen! Mein Vater und... und... Sirius..."‚Sirius' war kaum mehr ein Flüstern. Trotzdem fuhr er fort. „Waren damals arrogant und eingebildet."

Harry senkte erneut den Blick, um den stechenden Blicken Snapes zu entgehen. Warum erzählte er das ihm überhaupt? Damit er noch mehr hatte, womit er Harry ärgern konnte?

„Wer garantiert mir, dass sie nicht wieder von Ihrer eigenen Dummheit geleitet werden?"Harry blinzelte und sah auf. Snape schien ernsthaft darüber nach zu denken. Nur gab er es nicht zu, sondern sah immer noch sehr grimmig aus.

„Ich!", sagte Harry entschlossen. „Und ich werde mich auch anstrengen! Ich werde Ihre Übungen durchführen! Ich will nur nicht, dass noch mehr meiner Freunde..."Harry verstummte. Das wollte er Snape nicht auf die Nase binden. Dieser Kerl war eiskalt. Er wandte sich wieder seinem Pergament zu.

„Sonntag, neun Uhr Abends, in meinem Büro", antwortete er kurz angebunden. „Und nun verschwinden Sie!"Harry gehorchte sofort, bevor es sich Snape noch einmal anders überlegte. Er wirbelte herum und eilte aus dem Büro.

Draußen konnte Harry sein Glück noch gar nicht fassen. In seinem überschwänglichen Eifer bemerkte er nicht einmal die blonde Gestallt, die sich erschrocken und mit rot verquollenen Augen in den Schatten zurückdrängte.

Harry wusste nur eins. Er würde Okklumentik wieder aufnehmen und seine Freunde nicht mehr gefährden.

*

Der Herbst zog übers Land und brachte dunkle Regenwolken und eisige Tage mit sich. Das Schloss wirkte von den ständigen Regenschauern noch immer unheimlich und das monotone Prasseln von den Regentropfen gegen die Fenster machte den Unterricht zu einem Kampf gegen den Schlaf, wenn sie nicht gerade Praxis in Zauberkunst hatten.

Der Rest der Woche verlief einigermaßen ruhig. Ron ließ Harry meist in Ruhe, weil er an Tarius klebte, wie eine Klette. Harry verwunderte das schon sehr, aber da er es nicht mit ihm verscherzen wollte, sagte er nichts dazu. So verbrachte auch Harry seine meiste Zeit wie Hermine in der Bibliothek, um seine Hausaufgaben zu machen und sich abzulenken von Sirius und den beiden merkwürdigen Neuankömmlingen.

Am letzten Tag dieser ereignisvollen Woche stand Verteidigung gegen die dunklen Künste auf dem Plan. Von den anderen Klassen hörte man nur ein ängstliches Schnattern, doch niemand wollte so Recht den neuen Lehrer beschreiben. Die Sechstklässler waren schon sehr gespannt.

Zum Mittagessen herrschte unter der sechsten Klasse eine aufgeregte Diskussion über den Lehrer. Harry hörte nur mit halben Ohr hin und musterte Ron misstrauisch, der zum Slytherinstisch linste. Langsam wurde er ihm unheimlich.

Ron verehrte Tarius ja regelrecht und jedes Mal, wenn sie ihn trafen, versuchte er ihn irgendwie in ein Gespräch zu verwickeln. Während Harry überlegte und an seinem Saftglas nippte, sah er ebenfalls zum Slytherintisch rüber. Tarius saß abseits und aß in aller Stille. Die Slytherins mieden anscheinend seine Gesellschaft.

Harry wusste nicht genau, was er von ihm halten sollte, denn seit dem Tod Cedrics und Sirius' war er sehr vorsichtig geworden. Doch hatte sich Tarius nicht schon oft genug bewiesen? Sie (oder besser gesagt Ron, denn er wurde hinterhergeschleift) trafen sich inzwischen fast jeden Tag mit ihm und wäre Harry nicht so misstrauisch, könnten die drei jetzt schon gute Freunde sein. Doch etwas stimmte nicht an ihm. Wenn er lächelte, dann taten dies die Augen nicht. So war es bei Harry vielleicht genauso, doch bei ihm sah es eher zwanghaft aus. Vielleicht hatten ihn die Ereignisse mit Philomena zerrüttet... oder er selbst hatte sie angezettelt. In der Quidditchschule war Tarius mit ihr in einer Klasse gewesen, wie Harry aus den Gesprächen zwischen Ron und ihm mitbekommen hatte.

Harry stocherte lustlos in seinem Teller herum. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, das Philomena einen Mord begangen hatte. Seit drei Tagen versuchte er sich dies vor Augen zu führen, doch konnte er nicht das Wie und Warum finden. ‚Niemand konnte es richtig beweisen', hatte Tarius gesagt. ‚Doch stellt euch doch mal die Frage: Warum war sie so ruhig, als sie zu euch kam? Warum kapselte sie sich ab? Weil sie die Schuldgefühle plagten, ganz einfach!' Doch wenn Philomena wirklich einen Mord begangen hatte – wieso eigentlich? ‚Das weiß keiner so recht', hörte Harry Tarius' Stimme in seinen Gedanken. ‚Man munkelt, sie sei die enge Anhängerin Voldemorts und morde in Schulen für ihn. Was meine Meinung ist: Sie hat es regelrecht drauf angelegt hier her zu kommen – nur, um den Jungen, der überlebte auszuliefern.' ‚Mich', dachte Harry verbittert (er hasste es inzwischen so genannt zu werden! Er lebte, andere durch ihn nicht!) und unwillkürlich wanderte sein Blick zu Philomena, die noch immer nicht ihr Essen anrührt hatte. Als ob sie sich jeden Moment auf ihn stürzen würde.

‚Mit Blut befleckt', versuchte Harry sich vorzustellen. Es gab keine Beweise, rein gar nichts. Keine Motive, oder sonst irgendetwas. Doch war Professor Quirell nicht auch von reiner Seele gewesen – angeblich? Hatte Professor Moody nicht Harry helfen wollen und ihn dann als Crouch Junior in eine Falle geführt? Wollte Tom Riddle alias Voldemort ihn nicht auch helfen, als Harry noch nicht wusste, dass es Voldemort gewesen war, den er da im Tagebuch gesehen hatte? Harry würde weiterhin keinen von beiden trauen. Bis er den endgültigen Beweis für die Wahrheit gefunden hatte.

„Hat Hermine eigentlich schon etwas über Philomena herausgefunden?", murmelte Ron an seiner Seite.

„Ich glaub nicht", antwortete Harry schulterzuckend und immer noch im Essen herumstochernd. Er musste sich eingestehen, dass er seit dem Ferien nicht mehr richtig gegessen hatte. Er war noch mehr abgemagert... „Meint sie wirklich, das mit einem Mädchen, dass silberne Haare hat, etwas nicht stimme könnte?"Ron hob die Brauen. Da Tarius einer seiner Quidditchvorbilder war, glaubte er ihm ohne zu Zweifeln jedes Wort.

„Das etwas mit ihr nicht stimmt, ist ja wohl offensichtlich", sagte er dumpf. In diesem Moment stand Philomena mit Hermine auf und verließ den Tisch. „Oder glaubst du Tarius nicht?"

Harry antwortete nicht. Er wollte keinen Streit mit Ron anfangen. „Sie hat hier in Hogwarts als einzige solche silbernen Haare", bohrte Ron weiter. „Und Hermine glaubt zu wissen, dass sie irgendetwas mit Du-weißt-schon-wen zu tun hat. Sie hat das irgendwo schon einmal gelesen... man, kann einen richtig gruseln. D...Du-weißt-schon-wer hat sie doch nicht als Spionin in Hogwarts eingesetzt?"Harry stand auf ohne Ron anzusehen. Sein Essen lag unberührt da.

„Noch wissen wir nichts Genaues", sagte er. „Und wir sollten uns keine Vorurteile bilden. Das hat uns schon oft in die Irre geleitet."

„Ohh ja", sagte Ron seinen Blick in die Ferne schweifend. „Das war schon krass mit Lockhart..."

„Lockhart war noch das geringste Übel.", sagte Harry. „Komm jetzt, sonst verpassen wir noch Verteidigung gegen die dunklen Künste."Ron gehorchte. Nach dem, was man sich über den Lehrer erzählte, war es vielleicht doch besser nicht zu spät zu kommen.

Unterwegs trafen sie Tarius, was Ron dazu veranlasste ihn Fragen über Quidditch und seine Familie zu stellen. Harry wurde kurzerhand als Randfigur abgestempelt.

„Professor Scendramin ist dein Vater?", fragte Ron nach, als sie das Klassenzimmer betraten und ganz hinten Platz nahmen. Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten sie neuerdings mit den Slytherins, was den meisten Gryffindors nicht so behagte.

Tarius, der einen Tisch für sich alleine und neben den beiden hatte, bejahte Rons Frage und warf dann einen flüchtigen Blick zur Seite. Harry folgte seinem Blick und entdeckte Philomena, die an dem letzten Tisch ganz hinten mit Hermine saß. Hermine lächelte ihm freundlich zu, doch Philomena – ihr Blick war leer und voller Furcht.

„Sie mag meinen Vater nicht so recht leiden", sagte Tarius, der Harry beobachtet hatte. Harry wandte sich von Philomena ab und sah nun ihn an.

„Woher willst du das wissen?", fragte er kurz angebunden. Er hatte sich noch nie um Freundlichkeit mit ihm bemüht. Tarius hob die Schulter.

„Er ist ein Scendramin und somit gegen Du-weißt-schon-wer. Sie hat vielleicht Angst, das mein Vater endlich die Wahrheit ans Licht bringen könnte."Harry sagte nichts. Wer sagt denn, dass die Scendramins auf der guten Seite sind?

„Könntet ihr nun bitte die Gespräche einstellen?", ertönte plötzlich eine laute sehr dynamische aber dunkle Stimme. Das aufgebrachte Gemurmel erstarb augenblicklich. Vorm Lehrerpult war urplötzlich Professor Scendramin aufgetaucht und lächelte in die Runde angesichts der entsetzten Gesichter. „Nun gut, mein Name ist Professor Meriadanus Scendramin und ich werde euch die Verteidigung gegen die dunklen Künste lehren."Die Slytherins hingen an seinen Lippen, als Professor Scendramin die Hände faltete, durch die Reihen schritt, seine Rede hielt und nebenbei jeden einzelnen musterte. „Angesichts der hiesigen sehr unschönen weltlichen Geschehen, werde ich versuchen müssen euch mehr beizubringen, als man mir vorschrieb."Ob ‚unschön' Scendramin wirklich ernst nahm, sah man ihn nicht an, den er sprach mit einer schleppenden Langweile. „Dürfte ich erfahren, was die Damen und Herren in den letzten Jahren wissentlich aufgenommen haben?" Alle, außer Hermine, deren Hand in die Höhe schoss, sahen ihn verwirrt an, denn seine Sprache klang, als wäre er seit Ewigkeiten nicht mehr unter den Menschen gewesen. Ron versuchte angestrengt ein Grinsen zu verkneifen, da er doch den Quidditchspieler Tarius Scendramin verehrte und seinen Vater nicht lächerlich machen durfte.

„Bitte?", sagte Meriadanus und nickte Hermine zu.

„Im ersten Jahr haben wir nur die Theorieeinheiten der Vampire kennen gelernt. Im zweiten wurde nicht viel Nennenswertes gelehrt und im dritten nahmen wir die Kappas, Irrwichte und..."

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr im vierten Jahre die unverzeihlichen Flüche gelehrt bekamt", unterbrach sie Scendramin.

„N... nein Sir", stotterte Hermine. „Sie wurden uns gezeigt und wir sollten uns gegen den Imperiusfluch verteidigen lernen."Anscheinend war es ihr unbehaglich über einen Lehrer zu reden, der sich als ein anderer herausgestellt hatte.

„Sehr schön...", murmelte Scendramin. „Hat dies jemand bewältigt?"In der Klasse brach ein Gemurmel an und Harry konnte ganz deutlich seinen Namen heraushören. Gedanklich leierte er mit den Augen.

„J... ja Sir", stotterte Hermine weiter und sie warf einen kurzen Seitenblick auf Harry.

„Gebe dieser jemand einmal bitte ein Zeichen?"Einige kicherten und Meriadanus hob die Brauen. Die Klasse verstummte. „Wenn euch die Sprache, derer ich mächtig bin, nicht behagt, dann könnt ihr den Raum verlassen", zischte er böse. „Ich komme aus Ägypten und fühle mich erst seit siebzehn Jahren in England heimisch – vor einem Jahre habe ich mich erst dieser Sprache bedient!"Niemand sagte etwas. Ihnen war es unbegreiflich, dass Professor Scendramin keinen Akzent hatte, wenn er aus einem anderen Land stammte und nur mittelalterliche Sätze zu Stande brachte. Vielleicht hatte er einen falschen Lehrer erwischt.

„Also gebe nun dieser jemand ein Zeichen?"Ron stupste Harry hart in die Rippen und mit einem komischen Gefühl in der Magengegend hob er langsam den Arm. Die Slytherins, außer Tarius, murmelte etwas verächtliches, doch Harry achtete sie nicht.

„Ah, sieh sieh an", murmelte Scendramin. „Mr. Harry Potter. Sie haben tatsächlich diesen Fluch abgeschüttelt?"Harry nickte. Das Professor Scendramin seinen Namen kannte, wunderte ihn nicht all zu sehr. Es ärgerte ihn nur noch mehr. „Das erwies sich als sehr schwierig, nicht war?" Scendramin lächelte.

„Professor Moody hat mich solange damit belegt, bis ich ihn abwehren konnte", meinte Harry. Die Slytherins hielten sich diesmal mit höhnischen Bemerkungen zurück – nur ihre Blicke sprachen Bände. Sie hatten wohl Respekt vor Professor Scendramin.

„Trotzdem eine schwierige Kunst."Scendramin wandte sich von ihm ab und schritt zur Tafel. Dabei ging er auch an Philomena und Hermine vorbei und Philomena schenkte er einen sehr langen bösen Blick, die ihn jedoch nicht ansah.

„Nun bei mir werdet ihr etwas für euch Neues kennen lernen. Wer von euch kann mir von den Mondkräften berichten?"Hermines Hand schoss in die Höhe.

„Erstaunlich", murmelte der Professor. „Wie ist ihr Name?"

„Hermine Granger", sagte Hermine mit Röte im Gesicht.

„Nun Miss Granger?"

„Die Mondkräfte können Zauberer und Hexen zu Vollmond nutzen, um ihre Magie zu verstärken. Bestimmte Zaubertränke kann man nur zu Vollmond brauen und einige magische Tierwesen nutzen die Kräfte, um sich zu regenerieren."

„Sehr gut Miss Granger – ich erteile fünf Punkte für Griffindor. Aber kennen Sie auch Mondmagier?"Nach dem Gesichtsausdruck Hermines zu schließen kannte sie das nicht.

„Nun gut. Ich werde es euch erzählen. Wir werden im Unterricht lernen uns gegen Mondmagier zu wehren und die Kräfte des Mondes zu nutzen. Tagsüber werdet ihr für mich niederschreiben und nachts – zu Vollmonden – werdet ihr üben. Und natürlich werden wir uns auch vorbereiten."Scendramin lehnte sich an den Lehrerpult. „Die Mondmagier... sie sind normale Zauberer und Hexen so wie Sie. Doch beherrschen sie Fähigkeiten, die in den falschen Händen als Gefahr erscheinen könnten. Die meisten Anhänger Voldemorts sind leider Mondmagier."Bei dem Klang des Namens zuckten die meisten aus der Klasse unwillkürlich zusammen. „Natürlich könnten wir die Mondmagier, die uns friedlich gesonnen, gegen die feindlich gesonnenen Mondmagier einsetzen, doch existieren da nicht mehr viele. Warum sind sie so gefährlich? Sie können ohne einen Zauberstab bloße Energie erschaffen – in der Farbe des Mondes -, beherrschen die Kunst des Gedankenlesens -, und zu Vollmond – können Sie mir mitteilen, was los ist?"In der Klasse war erneut ein aufgebrachtes Gemurmel angebrochen. Viele schüttelten mit den Köpfen und warfen dann einen kurzen Blick auf Philomena. Harry sah ebenfalls in ihre Richtung. Sie war kalkweiß geworden.

„Hat sie nicht die Gedanken von Snape gelesen?"

„Philomena? Wirklich?"

„Hast du das nicht mitbekommen?"

„Philomena McMorduc?", fuhr Scendramin plötzlich dazwischen. Er warf einen kurzen Blick nach hinten, wo sich eine bleiche Gestallt wegduckte.

„Nun, mir ist sie bekannt und ich weiß von ihrer Fähigkeit..."Das Gemurmel wurde lauter. „Doch gibt es auch normale Hexen und Zauberer mit dieser Fähigkeit..."Dabei bedachte er Philomena jedoch mit einem langen Blick.

Nach dem kurzen Zwischenfall schrieben sie die Vor - und Nachteile des Mondes auf und Scendramin kam nicht mehr dazu ihnen zu berichten, was Mondmagier zu Vollmond anstellen konnten. Wo es doch Harry zu gerne gewusst hätte. Denn - vielleicht war Philomena ja doch eine Mondmagierin.

~***~

Philomena fühlte sich elender denn je. Erst hatte sie laufend die Blicke von Scendramin ertragen müssen und dann fanden auch noch ihre anderen Mitschüler heraus, dass sie Gedanken lesen konnte. Und dann das mit der Mondmagierin...

Hermine war nach der Stunde in der Bibliothek verschwunden und nicht wieder gekommen. Philomena hatte regelrecht Angst vor ihrer Rückkehr, denn Scendramin hatte ihr ja genügend Hinweise gegeben. Diese Scendramins! Philomenas Hände ballten sich zu Fäuste und sie passte nicht auf die entgegenkommenden Erstklässler auf. Einen rempelte sie an und die anderen sprangen erschrocken aus ihrer Schusslinie. Sie wollte sich in ihrem Gemeinschaftsraum verkriechen, weg von den Scendramins – weg von Tarius und Meriadanus. Diese Menschen, die ihr soviel Ärger bereitet hatten.

„Wackelpudding", murmelte Philomena der fetten Dame zu. Das Bild schwang auf und ließ Philomena ein. Einige aus ihrer Klasse waren schon da und musterten sie voller Angst. Anscheinend, weil sie sich davor fürchteten, dass sie ihrer Privatgedanken ausstöbern könnte. Ohne ein Wort zu sagen, stieg sie die Treppe zum Mädchenschlafsaal empor, stürmte in den Raum und schmiss sich auf ihr Bett. Merlin, der dort eben noch gelegen hatte, sprang fauchend auf und stolzierte beleidigt zum Fenster.

Warum? Warum konnten ihre Geheimnisse nicht wenigstens hier verborgen bleiben. Wieso musste ihr das Unheil bis hier her folgen? Warum glaubte Harry sie hätte den Jungen gemordet? Dabei hatte sie doch den Mord mit angesehen...

Ein lautes Schuhuhen ließ sie auffahren. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass eine graue Schleiereule auf ihrem Bett saß und einen schwarzen Brief im Schnabel hielt. Philomena starrte auf die grell leuchtende smaragdgrüne Schrift, die besagte:

Philomena McMorduc

Mädchenschlafsaal

Hogwarts

Philomena nahm der Eule den Brief ab. Wer sollte ihr einen schwarzen Brief schicken? Doch gleich darauf fiel ihr die einzige Person ein, die die Eule zu ihr hätte senden können: Ihr leiblicher Vater! Philomena wusste nur wer er war – hatte ihn jedoch noch nie gesehen. Sie hatte immer vorgegeben nichts von ihren Eltern zu wissen – zu sagen, sie seihen Tod wäre das einfachste. Doch das waren sie nicht... zumindest nicht ihr Vater: Doch mit der Gewissheit mit so einem Vater zu leben machte ihr Leben viel schwerer, als es schon war.

Mit zitternden Fingern öffnete sie den Brief, während die Eule aus dem Fenster flog und Merlin ihr mit bösem Blick hinter herstarrte.

An meine Tochter Philomena

Ich weiß, das du von mir weißt, also reden wir nicht lange um den heißen Brei herum. Ich hoffe deine erste Woche in Hogwarts behagt dir. Äußerst schade, dass du dich dorthin zurückgezogen hast, wo ich dir auf deiner alten Schule zu gerne einen Besuch abgestattet hätte. Man hat dort auch ein Auge auf dich, das weißt du. Es ist schade, dass du all die Fähigkeiten von deiner Mutter geerbt hast, was ich sofort wusste, wo du auf die Welt kamst. Das zieht mich mit deiner Existenz in den Schmutz, das ist dir doch bewusst, oder? Ich habe ebenfalls ein Auge auf dich und du wirst gewiss sein, dass du noch von mir hören wirst. Genies das Leben in Hogwarts: Ich werde dafür Sorgen, dass du nur ein Jahr dahin gehst!

Dein Vater

Kaum hatte Philomena zu ende gelesen, ging der Brief in Flammen auf und Merlin fauchte erneut.

Philomena sah zu, wie der Kater von seinem Fensterbrett sprang und sich wieder zu ihr gesellte – anscheinend, um sie zu trösten. Krummbein, Hermines Kater, beobachtete ihn mit aufwachsender Missgunst.

Der Inhalt des Briefes war voller Rätsel, doch Philomena wusste mit jedem Wortlaut etwas anzufangen. Wie konnte sich dieser Mensch nur ihr Vater nennen? Natürlich war er ihr leiblicher Vater, doch Philomena kannte ihn nicht als solchen an, da er sie nicht aufgezogen hatte und da er sich niemals bei ihr gemeldet hatte. Und weil er ihre Mutter auf den Gewissen hatte! Philomena kämpfte mit den Tränen. Ihre ersten Woche in Hogwarts! Und schon das reinste Fiasko. Plötzlich sprang die Tür auf und Hermine kam mit einem überdicken Wälzer herein.

„Jetzt weiß ich endlich, was es mit deinen silbernen Haaren auf sich hat!", sagte sie freudig erregt. Philomena setzte sich langsam auf. Sie war kreidebleich.

„Hermine, bitte sag n..."

„Du bist wirklich eine Mondmagierin."Und bei den geschockten Gesicht von Philomena sagte sie noch sanft: „Keine Sorge. Dein Geheimnis ist bei mir sicher."

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