Warning: Der Darkteil!

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Snapes Wandlung?

Harry starrte mit offenem Munde auf die ohnmächtige Philomena. War das eben ein Traum gewesen? Konnte das von vorhin wirklich Philomena darstellen? Ein Monster – nein... ein Engel? Eine Mondmagierin? Das konnte doch einfach nicht möglich sein! Doch wenn er sich die Haare so betrachtet, die nun matt herabhingen und noch immer silbern im Mondlicht glänzten, wurde ihm bewusst, dass diese Theorie gar nicht so abwegig war. Und Hermine hatte es gewusst!

„Sie kommen ebenfalls mit in mein Büro!"Harry wirbelte erschrocken herum. Snape! An ihn hatte er überhaupt nicht mehr gedacht. Der ging wortlos an ihm vorbei und hob den leblosen Körper Philomenas an. Harry betrachtete diese Szenerie stirnrunzelnd. Wieso benutzte der Zaubertranklehrer keinen Zauber, um Philomena zu transportieren? Doch er hatte nicht lange Zeit darüber nach zu denken, denn Snape herrschte Harry an ihn nicht so anzustarren und sich endlich zu bewegen.

Auf dem Weg zum Schloss sprach Harry kein Wort mit Snape. Er durfte es sich nicht wieder mit ihm verscherzen. Morgen stand noch Okklumentic auf dem Plan. Noch immer preschte der Regen unerbittlich auf sie herab. Die anderen Quidditchspieler waren auf Geheiß Snapes schon längst wieder nach drinnen verschwunden und überlegten sicherlich schon, was der Grund ihres Verweises in den Gemeinschaftsraum sein könnte und wo die beiden anderen Spieler blieben.

Harry warf einen kurzen Blick zurück auf Snape, der Philomena versuchte vor dem Regen zu schützen, in dem er ihr seinen Umhang überwarf. Harry gefiel das Bild nicht – dies war nicht die Art des dunklen Magiers. Er hasste doch die Gryffindors und wenn diese auch noch den Namen Philomena trugen, dann musste sich die Sympathie für den Schüler absolut unter dem Nullpunkt tummeln. Tat sie aber nicht. Harry wandte den Blick ab, bevor Snape es noch bemerkte. Dafür konnte es eigentlich nur eine Erklärung geben: Entweder Snape stand noch zu Voldemort und Philomena hatte wirklich etwas als Mondmagierin mit diesem zu tun. Oder aber... Snape hatte Sympathie für die Kratzbürste entwickelt. Letzteres konnte aber nicht möglich sein. Und das erste? Philomena sah in ihrer Verwandlung aus, wie ein Engel – so was konnte doch nicht für Voldemort kämpfen. Außerdem beherrschte sie ihre Fähigkeiten noch gar nicht richtig.

Harry nahm seine Brille ab, um sie zu putzen und erfolglos wieder aufzusetzen. Das war ihm eindeutig zu hoch. Er müsste schon Philomena direkt fragen, aber die würde ihm schon eher eine klatschen, als ihm die Wahrheit über sich zu erzählen.

Harry stieß die Eingangstür vor sich auf und Snape kam hinterdrein. Der schlug jedoch nicht den Weg zum Krankenflügel ein, wie Harry erst dachte, sondern machte sicht gleich zu seinem Büro auf.

Wohl oder Übel trottete Harry ihm hinterher, obwohl er lieber ein ernstes Wörtchen mit Hermine geredet hätte. Vielleicht wusste die Antwort auf seine Fragen.

Doch nun musste er noch ein Gespräch – wozu auch immer – mit Professor Snape führen, der ihn mit einer unwirschen Kopfbewegung in sein Büro wies. Harry setzte sich wortlos vor den Schreibtisch, während Snape mit samt Philomena in einer weiteren Tür verschwand. Harry sah sich angewidert in dem Büro um und versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass Snape Philomena anscheinend soeben in seine Privatgemächer verlagerte. Überall standen Einmachgläser mit Eckelerregenden Inhalt herum. Ein Blubbern sagte ihm, dass Snape irgendwo einen Zaubertrank vor sich hinkochen ließ und aus einem der Schränke kamen merkwürdige Kratzgeräusche, als ob ein Irrwicht dahinter lauern würde. Als hätte das Wesen hinter der Tür Harrys Blicke gespürt, erzitterte der Schrank heftiger – ein dumpfes Krachen. Etwas oder gar Jemand musste heruntergefallen sein. Harry stand auf und ging auf den Schrank zu. Selbst wenn es ein Irrwicht war – er wusste sich gegen so etwas zu verteidigen. Seine Neugier obsiegte ihn einfach und schon streckte er die Hand nach dem Türgriff aus.

Etwas Schwarzes Unförmiges sprang heraus, streifte nur knapp Harrys Haare und landete auf dem Schreibtisch. Harry drehte sich um. Philomenas Katze saß ihm gegenüber und musterte ihn aus gruselig gelben Augen. Harry sah das Tier, das ihn weitgehend interessiert studierte, perplex an. Was hatte Philomenas Katze in Snapes Schrank zu suchen?

„Dieses schwarze Ungetüm hat mich eingesperrt!"War sie nicht selber ein schwarzes Ungetüm – Moment mal! Hatte dieses Tier soeben gesprochen?

„Du... du kannst sprechen?"Merlin leckte sich die Pfote, die anscheinend verletzt war.

„Natürlich", antwortete der Kater – das war er ganz bestimmt, denn seine Stimme erschien männlich. „Was erwartest du von einem Mondkater zu Vollmond?"Jetzt erst fiel Harry auf, dass das ‚M' auf Merlins Stirn ziemlich gut zu sehen war und ihn weißlich anstrahlte.

„Was... was machst du hier? Wieso hat er dich eingesperrt."Merlin senkte die Pfote.

„Weil ich aus versehen ein Wort ihm gegenüber gesagt habe. Das hat ihm sofort alles erklärt und da er wusste, dass meine Herrin Quidditch spielt, ist er sofort zum Spielfeld gerannt – vorher hat er mich aber noch eingesperrt, damit ich sie nicht warnen kann."

„Genau! Was soll das, Potter? Wieso ist dieser verflixte Kater wieder draußen? Ich dachte, Sie würden nichts mehr anrühren?"Snape war wieder in der Tür aufgetaucht. Merlin sprang fauchend vom Schreibtisch und setzte sich neben Harry.

„Er... er hat die Tür von alleine geöffnet", sagte Harry wahrheitsgetreu, denn er kam nicht mehr dazu die Tür zu berühren. Snape schien sich damit zufrieden zu geben.

„Ich würde an Ihrer Stelle Abstand von ihm halten", sagte Snape sich hinter den Schreibtisch setzend. „Schließlich ist er ein Mondkater. Hinsetzen!" Harry gehorchte stumm der Aufforderung, obwohl er gerne protestiert hätte. Seine Augen fixierten noch immer Merlin, der Snape böse anstarrte.

„Warum sollte Harry Potter Abstand von uns Mondbemächtigten halten?", meldete sich dieser zurück. „Der Junge, der überlebte hat nichts von uns zu befürchten. Wir verabscheuen Voldemort und seine Anhänger."Snape hob die Brauen.

„Ach? Natürlich nicht! Einem schwarzem Kater glaube ich natürlich alles."

„Das ist war!", fauchte er. „Meine Herrin hat schon so viel Schreckliches erlebt, weil sie durch ihre Kräfte auf die falsche Seite vermutet wird. Lassen Sie sie bloß in Ruhe! Sie ist hier her gekommen, um Gerechtigkeit zu finden – nicht, um erneut einen Konflikt zu verursachen. Wenn sie ein Wort über unsere Kräfte verlauten, dann kratz ich Ihnen die Augen aus!"Merlin spitze die Ohren und sein Rücken formte sich zu einem Buckel. Snape war nicht sonderlich beeindruckt. Er wandte sich an Harry.

„Was wissen Sie alles über Philomena?", fragte er böse blickend. Nun war Harry dran ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anzublicken.

„Ich kenne sie kaum!", antwortete er kurz angebunden, doch wahrheitsgetreu.

„Potter!", kam es leise zischend zurück. „Es könnte von Ihrem verdammten Leben abhängen, wenn Sie mir nichts erzählen!"Harry zuckte mit den Schultern. Er hatte heut zu viel erlebt, um noch vernünftig mit einem Snape reden zu können.

„Ich kenne sie wirklich kaum! Und außerdem ist mir mein Leben egal!"Snape sprang auf.

„Es geht nicht nur um Ihr verdammtes Leben sondern um das Leben aller auf Hogwarts!", giftete er. Harry blinzelte kurz.

„Sie denken also auch, dass Philomena gefährlich ist?", fragte er eher zweifelnd. In seinem Kopf raste es. Was dachte sich dieser Zaubertrankmeister überhaupt dabei?

„Das gerade will ich ja herausfinden!", kam es keifend zurück.

„Ich sage es noch mal: Ich habe seit dem ersten Schultag kaum mit ihr geredet", antwortete Harry ruhiger und den Kater anstarrend.

„Mr. Scendramin von ihrer ehemaligen Schule redet aber auffallend oft mir Ihnen und Weasley."Harry seufzte. Wie konnte er es dem misstrauischen Mann nur klar machen?

„Er redet nur mit Ron!", sagte er. „Vielleicht ist er ja gefährlich? Oder der neue Lehrer? Tut mir Leid Sir, aber ich kann Ihnen wirklich nichts über Philomena sagen!"Snape beruhigte sich. Anscheinend schien er ihm zu glauben.

„Nun gut, Potter", sagte er langsam. „Gehen Sie – und kommen Sie morgen pünktlich."Für Snapes Verhältnisse war dies eine sehr freundliche Verabschiedung. Harry nickte, stand auf und ging nach draußen. Der Kater folgte ihm.

„Wissen Sie wirklich nichts über Philomena, Harry Potter?"

„Nein!", sagte Harry barsch. „Ich traue niemanden! Und deswegen frag ich sie auch nicht aus!"

„Das verüble ich Ihnen auch nicht. In ihrer Situation würde ich auch vorsichtig sein, wem ich nun traue. Vor allem, wenn man nicht weiß, was man glauben soll. Drum gebe ich Ihnen einen guten Rat: Es ist nicht so, wie es zu sein scheint!"Und damit verschwand der Kater in einem kleinen Schlupfloch und ließ Harry alleine. Er wusste nun überhaupt nichts damit anzufangen.

~***~

Als Philomena unter starken Kopfschmerzen erwachte und sich umsah, wusste sie sofort, dass sie sich nicht im Krankenflügel befand. Sie lag in einem komischen Bett, dessen Bezüge giftgrün waren. Und es roch so komisch nach Patchouli dass, wenn es seinen wahren Duft verloren hatte, den Geruch von Graberde annahm.

Philomena setzte sich angewidert auf und eine schwere Decke fiel ihr von den Schultern. In dem Zimmer, in dem sie sich befand, war es sehr düster. Vor dem Bett konnte man durch ein langgezogenes Kirchfenster schauen, dass jedoch von grauen Vorhängen verdeckt wurde. Daneben standen zwei Stühle und ein Schreibtisch, der voller Pergamente, Federn und anderem Kleinkram zugeschüttet war. Eine Phiole und ein Reagenzglas; worin eine komisch lilafarbene Masse vor sich hin blubberte, befanden sich in einem Halter auf dem Schreibtisch.

Insgesamt war das Zimmer sehr klein und durch seinen giftgrünen Anstrich verlieh es einem eine gruselige Atmosphäre.

Philomena stand auf und tapste Barfuss über den schwarzen Teppich zum Schreibtisch. Als sie die Phiolen sah, kam ihr ein schrecklicher Verdacht: Snape! Er hatte doch vorhin gesehen, wie sie sich verwandelt hatte und nun wollte er sie wahrscheinlich ausfragen, wenn sie wieder aufwachte! Aber wie sollte sie auch von ihm flüchten? Früher oder später würde er sie eh wieder zu sich zitieren können.

Also beäugte Philomena alles weiter, was auf dem Schreibtisch stand. Und dann fiel ihr ins Auge, dass einer der Fächer offen war und ein Foto verlockend herauslugte. Sie trat näher heran und versuchte einen Blick darauf zu erspähen. Doch es gelang ihr nicht. Vorsichtig sah sie sich um. Kein Snape in Sicht. Sie blickte wieder auf das Photo und kaute auf ihren Lippen. Konnte sie es einfach mal nehmen, um einen Blick darauf zu werfen? Es hatte vielleicht auf dem Fußboden gelegen und Philomena war rein zufällig drüber gestolpert. Außerdem – Snape würde es eh nie erfahren. Ehe sie sich versah, hatte sich ihre Hand blitzschnell das Foto aus der Schublade stibitzt. Nun hatte sie wenigstens die Ausreden, dass sie ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Vorsichtig, als ob es ihren Augen verboten war dies Bild anzusehen, hielt sie es näher an ihr Gesicht ran. Es war ein Bild von einer wunderschönen Frau, die lange silberne Haare besaß und strahlend diamantblaue Augen. Ihre Haut war braungebrannt und sie winkte fröhlich. Sie könnte das Gegenteil von Snape darstellen. Philomena kam sie so seltsam vertraut vor und das grauenvolle Gefühl von Leere und Schuld stieg in ihr hoch. Diese Augen... sie kannte die Frau... Philomena schluckte, drehte das Bild um und entdeckte in roter Schrift: In Liebe für meinen Sev von Salama Tatoje. Das Snape eine Freundin besaß, war ihr uninteressant. Ihre Vermutung hatte sich in schrecklicher Art und Weise bestätigt: Diese Frau weilte nicht mehr unter ihnen – und das schlimme war: Sie war schuld dran! Philomena vergaß, dass sie sich in Snapes Gemach befand und sein geheimes Foto in der Hand hielt. Sie sank auf den Boden und Erinnerungen stiegen in ihr hoch. Erinnerungen des Grauens... Vor ihrem inneren Auge erschien ein alter verlotterter Friedhof. Sie selbst stand in einem weißen Umhang gehüllt vor einem Grab. Der Wind strich durch ihre Haare und ließ ihren Umhang leicht flattern. Sie glich einem weißen Gespenst, denn auch ihr Gesicht war von Blässe gezeichnet und Tränen rannen ihr über die Wangen. Der Mond schien im silbernen Licht auf das Grab und sie herab und ein leichter Nieselregen machte alles zu einem unheimlichen Schauspiel.

Auf dem Grabstein stand Salama Tatoje. In ihrer Vision brach Philomena vor diesem Grab zusammen und schrie in die tiefe Nacht hinein. Die Erinnerung wurde schwarz, machte platz für Schrecklicheres. Philomena hatte dieses Grab immer und immer wieder besucht, wenn die Ferien ran waren. Dieser Friedhof wurde als Friedhof der besonderen Hexen und Zauberer bezeichnet – kein Muggel würde ihn also je zu Gesicht bekommen. Eine Vision hatte sie dort hingeführt und – Erinnerungen. Als sie zum ersten Male dort wie in Trance hinwandelte und die Innenschrift gelesen hatte, war sie zusammengebrochen, da Erinnerungen sie mit einer schrecklichen Wucht überwältigt hatten. Ihre Erzieher hatten sie zum Glück gefunden...

Philomena klammerte sich krampfhaft an dem Stuhl fest, begann zu zittern und schluckte. Die Worte der Innenschrift halten wie ein böser Fluch durch ihren Kopf: Sie starb im Kampf gegen den dunklen Lord – rettete einem Kind damit das Leben.

Dieses Kind war sie gewesen.

Philomena wusste, wie es dazu gekommen war. Ihr Vater hatte sie in diese Situation gebracht. Damals war sie noch nicht mal ein Jahr alt gewesen – war noch ein kleines Neugeborenes gewesen – das hieß: Der dunkle Lord befand sich noch auf der Höhe seiner Macht.

In jener Nacht wurde auch ihre Mutter umgebracht... Philomena ließ den Stuhl los und ein Schluchzen entfuhr ihr. Tränen rannen über die Wangen. Warum... warum konnte sie all das sehen, was sie im Babyalter erlebt hatte? Warum nur? Sie hämmerte bei diesen Gedanken auf den Fußboden während vor ihrem inneren Auge eine dunkle Gasse auftauchte, in der sie selbst als Baby schreiend auf dem Boden lag und dunkle Gestallten – Todesser und Voldemort – vor ihr standen und die Zauberstäbe gezückt hatten. Ein Kind konnte sich nicht verteidigen – etwas, was die Sache doch zu langweilig für Todesser gestallten musste – nicht aber bei einer Mondmagierin bei Vollmond. Wie in allen Visionen hüpfte ein schwarzer Kater vor das Kind und wie immer leuchtete er so grell, dass es jemanden auf den Plan rufen musste. Wieder hämmerte Philomena auf den Boden. Wäre sie doch keine Mondmagierin! Wäre sie doch gestorben. Denn Salama und ihre Freundin wurden auf das Licht aufmerksam. Sie tauchten genau in dem Moment auf, als Voldemort den Kater, Merlin, mit einem Fußtritt außer Gefecht setzte. Salama stürzte sich mit Flüchen und aller Kraft, die sie entbehren konnte ohne nach zu denken dazwischen. Ihrer Freundin rief sie noch zu, dass sie das Kind retten solle. Und dann starb sie – Philomena sah alles über die Schulter der Frau, die sie aus der Situation rettete, mit an. Sie starb durch ein gefährliches grünes Surren aus Voldemorts Zauberstab. Avada Kedavra... wegen ihr, Philomena, musste ein Mensch sterben... Eine Hexe, die es hätte können weit bringen. Wegen ihr musste nicht nur ein Mensch sterben. Wegen ihr mussten viele sterben. Nicht nur Salama, sondern auch deren Freundin, die starb, nachdem sie Philomena ins sichere Waisenhaus gebracht hatte. Eine Erzieherin, weil Philomena zehn Jahre später sich erneut in die Gefahr eines Todessers brachte und diese sich ebenfalls für sie opferte – und noch viele mehr. ‚Meine Schuld', dachte Philomena und nun wallte ein Fluss aus Trauer und Wut aus ihr heraus. Der Boden färbte sich durch ihre Silbertränen silbrig. Konnte das alles nicht ein Ende haben? Konnte sie nicht einfach hier und jetzt sterben, damit niemand mehr wegen ihr starb? Aber wofür waren dann die anderen gestorben? Für nichts? Für eine Tote? Eine Tote, die nun endgültig die Geister der anderen mit in die Unterwelt nahm?

„Was machen Sie da auf dem Fußboden, Miss McMorduc?"Philomenas Kopf schnellte nach oben; sie starrte jedoch nur mit einem wässrigen Blick die Schubladen an und versuchte die Tränenflut aufzuhalten. Das Foto in ihrer Hand war zerknüllt. Sie hatte die Faust fest um es geschlossen. Snape durfte sie so nicht sehen! Dazu war sie zu stolz.

„Ich... wollte... wollte aufstehen... war aber noch zu schwach... und...", presste sie hervor, doch das sie Mühe hatte, dass Zittern in ihrer Stimmer zu verbergen, konnte sogar so ein gefühlsloser Mensch wie Snape erkennen. Denn er sagte nichts auf die unvollendete Antwort und war einen Schritt näher an sie ran getreten, so das sein Umhang die auf dem Boden hockende Philomena berührte.

Philomena schluchzte auf, sank wieder nach vorn und begann herzzerreißend zu weinen. Sie konnte nicht mehr. Selbst ein Snape vermochte es nicht, sie vor einer Jahrelangen aufgestauten Trauer abzuhalten. Er konnte ihr nicht die schrecklichen Erinnerungen nehmen – die Visionen...

Philomena zuckte nicht einmal, als eine Hand ihre Faust berührte, sie behutsam öffnete und das Foto herausholte.

Ohne, dass es Philomena merkte, hockte Snape ein ganze Weile neben ihr und starrte abwechselnd das Foto und dann Philomena an. Dann legte er seine Hand auf ihre Schulter und sagte: „Komm mit..."Philomena schnellte wieder hoch und sah zur Seite, wo noch immer ein ernster Snape hockte und die Hand nicht wegnahm. Sie musste ein erbärmliches Bild abgeben, wenn Snape sie sogar anfasste.

„W... wohin?", stotterte sie aufgelöst.

„Komm bitte einfach mit", sagte Snape erstaunlich ruhig und Philomena meinte, dass auch Wärme mitschwang. Und seit wann bat Snape sie?

Er nahm behutsam ihre Hand und zog sie auf die Füße. Philomena war so perplex, dass sie für wenige Sekunden ihre Tränen und Sorgen vergaß. Sie starrte mit offenem Mund Snape an, der sie an der Hand hinter sich herzog und sie aus dem Büro leitete. Dann schluchzte Philomena erneut auf, weil neue Bilder in ihre Gedanken eindrangen. Snape beschleunigte seine Schritte. Er führte sie aus seinem Büro heraus, doch er ging nicht in die Eingangshalle, sondern tiefer in die Kerker hinein.

Philomena nahm das alles nur noch verschwommen war. Sie bekam Kopfschmerzen, was davon zeugte, dass die Wirkung des Trankes nachließ und sie somit bald wieder Gedanken lesen konnte. Doch sie wollte das nicht! Sie wollte dagegen ankämpfen. Denn wenn sie wieder die Telepathie beherrschen würde, dann konnten noch mehr Erinnerungen kommen.

Philomena begann zu zittern und sank hinter Snape zusammen. Der blieb sofort stehen, ließ sie jedoch nicht los.

„Steh auf, Mädchen!", sagte er, jedoch nicht in einem barschen Tonfall, wie sie es sonst von ihm kannte. Philomena jedoch schluchzte laut auf und verfluchte sich gleichzeitig innerlich. Wie konnte sie nur Gefühle vor diesem widerlichen Menschen zeigen?

„Ich kann nicht mehr!", schrie sie trotz allem. Snape ließ sie los und starrte unschlüssig auf sie herab. Was machte man mit einem Teenager, dem die Nerven durchgegangen waren? Das schien er nicht lange zu überlegen, denn kurzerhand packte er Philomena und hob sie auf seine Arme. Der verschlug es den Atem und ihre Tränen versagten erneut. Wenn sie wüsste, dass Snape sie nicht zum ersten Mal so durch die Gänge trug, würde sie wahrscheinlich an ihrem Verstand zweifeln.

Snape starrte stur geradeaus und sagte keinen Ton. Anscheinend wagte er es nicht Philomena jetzt ins Gesicht zu sehen. Auch von ihr kam kein einziges Geräusch mehr. Sie klammerte sich nur an ihren Lehrer, um nicht runter zu fallen und nahm ihre erneuten Tränen nur stumm hin.

Irgendwann kamen sie an einer großen massiven Holztür an, die einfach aufsprang, als Snape näher kam und wieder zuging, als sie den Raum dahinter betreten hatten. Dieser war sehr dunkel und wurde nur von einer einzigen Fackel an der Wand beleuchtet. Snape setzte die verstörte Philomena auf einem der Sessel ab und entfernte sich dann von ihr. Philomena blieb stocksteif sitzen und rührte sich nicht ein einziges Mal. Sie sah sich noch nicht einmal um. Ihre leeren und gespenstisch aussehenden Augen fixierten starr einen Punkt an der dunklen Mauer gegenüber. Die Fackel spiegelte sich in ihren Pupillen wider – sie blinzelte nicht einmal, bis Snape nach fünf Minuten mit einem dicken Wälzer in der Hand zurückkam. Er setzte sich in einen Sessel ihr gegenüber und musterte sie für weitere fünf Minuten wortlos.

„Du weißt also davon, was Salama für dich getan hat?", sagte er irgendwann. Philomena fixierte noch immer den Punkt hinter ihm. Aus ihr schien jegliches Leben gewichen zu sein. „Ich würde dir raten schnellsten aus deiner Traumwelt zurückzukommen", sagte Snape mit resignierender Stimme. „Es könnte gefährlich für dich werden – wenn du zu lange bleibst, kommst du nie wieder zurück!"Als noch immer keine Reaktion von Philomena kam, seufzte Snape, holte seinen Zauberstab hervor, murmelte etwas und vor Philomena erschien ein Phiole mit einem lilafarbenen fröhlich brodelnden Inhalt. Snape packte die Phiole, hob leicht Philomenas Kopf an und flößte ihr das Getränk ein. Schon nach wenigen Sekunden – Snape hatte gerade noch Zeit zurückzuweichen – kehrte wieder Leben in Philomenas Augen zurück und sie prustete los.

„Na bitte – wieder mit voller Daseinskraft vorhanden", murmelte Snape sarkastisch, sich das vollgespritzte Gesicht wischend. Philomena sah ihn entschuldigend an, lehnte sich dann jedoch dann ausweichend in ihren Sessel zurück und sah sich schüchtern um. Dieser Raum war mehr als merkwürdig. In ihm standen nur zwei Sessel und eine Fackel hing an der Wand. Was war denn eben überhaupt passiert? Wieso war Snape von oben bis unten nass und zauberte sich wieder trocken. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, wie sie auf dem Fußboden zusammengesunken war und Snape sie danach hochgehoben hatte.

„Wo bin ich?", fragte Philomena leise. Snape lehnte sich zurück und seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln.

„In meinem Reich. Ein magischer Raum, den nur ich betreten und nach belieben umgestallten kann. Hier kannst du dich nicht wehren – und hier kommt auch keiner rein!"

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Scho, wasch für ein Geheimnis sich nun um Philomena rangt erfahr ihr nur zum *Teil* im nächsten Kapitel. Sor, aber da ist Philomena immer noch vorn und natürlich Severus. Harry bekommt auch noch seinen Teil. Kritik Anregungen und Verbesserungsvorschläge? Immer her damit. *g*