Kapitel 1: Misses May
BRUTALER MORD EINES UNSCHULDIGEN
Selbst die Winkelgasse und der tropfende Kessel sind nun nicht mehr sicher, wie uns der grausame Mord an einem vierundzwanzig jährigen jungem Mann, der sich als Sohn von Professor Quirell (ehemaliger Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste in Hogwarts) entpuppte, auf tragische Weiße bewies. Der Junge ist vom Schwarzwald gekommen um Hexen und Zauberer zu treffen, die seinen Vater kannten, um etwas über ihn in Erfahrung zu bringen. Er wusste augenscheinlich nicht, dass sein Vater bei dem Versuch Ihr Wisst Schon Wem zurück zur Macht zu verhelfen und den Stein der Weißen des eben kürzlich verstorbenen Nicolas Flamel zu stehlen gestorben ist. Nun scheint es, dass Draco Malfoy, Sohn eines bekannten Todessers und Erbe von Malfoy Manor diesen Jungen letzte Nacht im Hinterhof des Tropfenden Kessel tötete. Augenzeugen berichten, dass er kurz vor Quirell den Pub verließ und dort auf ihn auflauerte ...
Harry hörte auf zu lesen und schmiss den Tagespropheten zur Seite. Der übliche Müll von Rita Kimmkorn war schon nicht genug, jetzt war Malfoy auch noch ein gesuchte Mörder. Sein Blick wanderte zu der Person, die ausgestreckt und friedlich auf seinem Bett schlief. Wahrscheinlich war Quirell ein Halbvampir gewesen, es hieß ja schließlich, dass ihr alter Professor eine unangenehme Begegnung mit einem im Schwarztwlad hatte. Harry überlegte, waren Halbvampire so menschlich, dass man sie im Tod nicht mehr von einem Normalsterblichen unterscheiden konnte? Er seufzte. So etwas bekam man in seiner Aurorenausbildung natürlich nicht beigebracht. „Potter."flüsterte Malfoy. Er war aufgewacht und sah nicht mehr halb so lebendig aus, wie im Schlaf. Seine Haut war noch blasser als üblich und sein Haar hing ihm in wirren Strähnen ins Gesicht. Die Lippen leicht geöffnet atmete er stoßweise ein und aus. „Durst."krächzte er mit rauher Stimme. „Trinken." Hektisch sah Harry sich um. Mit Wasser war hier nicht geholfen, er brauchte Blut, nur hatte er keines im Haus, er kam auch an keines heran und sein eigenes ...? Dann würde er womöglich auch noch zu einem Vampir und darauf konnte er getrost verzichten. Aber andererseits war Malfoy nun wegen ihm offiziel ein Mörder, aber dafür hatte er ihm immerhin das Leben gerettet. Nun, hatte er es ihm gerettet um ihn jetzt umkommen zu lassen? Andererseits war Malfoy ein Idiot und verdiente keine Hilfe, aber, obwohl er ein Idiot war, war er kein Todesser. Was um alles in der Welt konnte ihn dazu bewegt haben sich nicht Voldemort anzuschließen? „Bitte."OK. Das war zuviel. Malfoy ‚bat' um etwas, und überhaupt, sagte man nicht, dass Vampire wegen dem Zwang der über sie gelegt wurde zum Vampir werden? Also, wenn er es freiwillig machte konnte ihm doch gar nichts geschehen ... Harry beugte sich nach vorne und drehte Malfoys Gesicht so, dass er ihn ansah. Die Pupillen waren geweitet, und dass was man von der Iris noch sah war dunkel, so dunkel wie ein verhangener Himmel über einer stürmischen See, unergründlich. Harry schloss seine Augen und beugte sich zu ihm hinunter, strich über die Haut, tastete mit seinen Fingern nach den noch immer geöffneten Lippen, und drückte sie gegen seinen Nacken. Kleine Häarchen stellten sich bei ihm auf und erzitterten unter dem raschem Atem. Er spürte Spitze Zähne über seine Haut kratzen und sich dann blitzschnell tief in sein Fleisch bohren, spürte den Schmerz und war gleichzeitig benebelt. Irgendwann ließ Malfoy dann von ihm ab. Harry war schwindelig und stürzte sich auf das Bett neben Malfoy ab. ‚Großer Gott, wie viel Blut hatte Malfoy getrunken?' Er schloss kurz die Augen und ließ sich auf das weiche Bett sinken. Als er sie das nächste Mal öffnete sah ihn sein Gast mit ungläubigen Augen an. Zufrieden stellte er fest, dass zumindest Malfoy wieder hergestellt war und er selbst sich immer noch menschlich fühlte. Aber er war auf einmal so unendlich müde. Zu einem Teil lag es wohl daran, dass er wegen Malfoy die halbe Nacht nicht schlafen konnte und zu einem anderen an dem gerade geschehenen. ‚Bei Godric, ich habe MALFOY mein Blut zu trinken gegeben.' Innerlich weigerte er sich von Malfoy als ‚dem Vampir' zu denken, es kam ihm überhaupt nicht in den Sinn. Und er war so unendlich müde. „Kann ich jetzt schlafen?"nuschelte Harry in die Bettdecke und realisierte halb, dass er auf seinem Gast lag.
Dieser lag die ersten fünf Minuten völlig perplex auf dem Bett und starrte immer noch erstaunt auf die Person, die im Begriff war in seinen Armen einzuschlafen. Schließlich fing er sich wieder und schüttelte Potter wach. „Was sollte das?"Fuhr er ihn schließlich an, um etwas zu haben, dass er sagen konnte. Potter blinzelte ihn an und schien ernsthaft zu versuchen in diesem Zustand eine sinnvolle Antwort zustande zu bringen. Offenbar fiel ihm keine ein, denn er schwieg einfach. „Wo bin ich hier?"War das nächste, dass er ihm entgegenwarf. Potter war mittlerweile so weit, dass er seine Augen ohne große Schwierigkeiten offen halten konnte. „Bei mir. Du bist in meiner Wohnung."
„Deine Wohnung also."Draco sah sich um. „Warte mal, niemand weiß wo du wohnst, nicht einmal Granger und Weasly."
Harry nickte. „Ja, stimmt ja. Du bist mein erster Besucher."
In Malfoys Gehirn arbeitete es. Harry Potters Wohnung – er lag übrigens immer noch in seinem Armen - war aus guten Gründen versteckt, schließlich war der dunkle Lord immer noch hinter ihm her, und es wurde vermutet, dass sie mit einem Fideliuszauber geschützt war, und wirklich niemand wusste, wo sie sich befand, geschweige denn, wer der Geheimniswahrer war, und dann, war er jetzt einfach hier? Potter musste dümmer sein, als er gedacht hatte, ihn in sein Versteck zu schleppen und auch noch zu ..füttern..
„Gefällt sie dir?"fragte Potter, verhalten gähnend nun. „Misses May sagt immer, dass ich irgendwann noch einmal im Chaos umkomme, aber ich find es eigenlich ganz hübsch."Malfoy ersparte sich einen Kommentar. Immerhin sah er nur das Schlafzimmer, und das sah ganz normal aus. Großer Schrank (zugegeben, seiner war größer), großes Bett, Kommode und ein Teppich, dessen Farbe zu der der Vorhänge passte. Gryffindorrot. In dem Augenblick hörte er Schritte draußen vor der Tür, die Sekunden später auch aufging. Herein kam eine stämmige, alte Frau Anfang sechzig, deren Augen prüfend über ihn, und den nun leicht verlegenen Harry huschte. Sie rümpfte die Nase. „Schon wieder in Anziehsachen geschlafen, Evans. Schon wieder bis elf Uhr. Und dieses mal sogar mit Besuch. Sie hätten sich gestern Abend auch abmelden können. Mittagessen fällt aus."fuhr sie ihn mit strenger Stimme an und meinte beim umdrehen noch beiläufig, „Übrigens, Sie könnten ihr Wohnzimmer auch einmal wieder aufräumen."Und damit verschwand sie wieder aus dem Zimmer.
Potter stöhnte und stand leicht torkelnd auf. Mit einem leidenden Blick sah er auf die nun wieder geschlossenen Tür und legte seinen Kopf abwechselnd auf die linke und rechte Schulter, so als ob sein Hals verspannt war. Malfoy sah peinlich berührt weg, als er daran dachte, wieso das so war. Aber eigentlich war Potter selbst schuld, wenn er sich ihm in so einem Zustand geradezu aufdrängte. Und mit aller Wucht schlug auf einmal das Wissen, dass er jetzt ein Vampir war, auf ihn ein. Um sich abzulenken griff er nach dem Tagespropheten, der neben dem Bett auf dem Boden lag und fing an die Titelseite zu studieren. ‚Brutaler Mord eines Unschuldigen' war die Überschrift des ersten Textes. Eigentlich nichts ungewöhnliches, da in letzter Zeit lauter unschuldige brutal ermordet wurden. Nur, dass die Person dieses mal ganz und gar nicht unschuldig war ...
Starr blickte er auf und sah Potter mit freiem Oberkörper und zerstrubeltem Haar zum Schrank laufen und sich ein neues T-Shirt herausholen. „Potter, wenn du mich jetzt umbringst ..."fing Malfoy an zu reden, und beobachtete, wie Potter sich geschockt, das Shirt noch halb über dem Kopf, zu ihm umdrehte. „... Dann würde ich das hier zwar immer noch nicht ganz, aber zumindest annähernd verstehen. Also, warum bringst du mich in deine Wohnung, verscheuchst diesen Quirell und gibst mir dein Blut?" Der angesprochene zog sich erst fertig an, dann baute er sich breitbeinig vor Malfoy auf und sah ihn abschätzend an, was etwas an Wirkung einbüßte, da Malfoy circa zehn Zentimeter größer war. „Was hast du nur immer?" fragte er beiläufig. „Wie wäre es mit einem ‚Danke', Malfoy?"
Der schnaubte verächtlich. „Toll, jetzt werde ich wegen einem Mord, den du begangen hast gesucht."Darauf ersparte Harry sich seinen Kommentar. Sie gingen aus dem Schlafzimmer durchs Wohnzimmer, an zwei verschlossenen Türen vorbei in die Küche, in der Potter sich sofort einen starken Kaffe kochte. Nachdem er eine große, dampfende, grüne Tasse nun gefüllt vor sich hatte schien er endlich richtig wach zu werden. Die beiden Schulrivalen saßen sich am Küchentisch gegenüber. „Also Malfoy, ich denke, dass du erst einmal hier bleiben wirst. Erstens will ich nicht, dass du verrätst wo ich wohne, zweitens bist du als Vampir nun eine Gefahr für deine Umwelt und drittens wirst du gesucht."
Malfoy nickte. „Ja, denn wenn sie mich finden und nach Askaban stecken wollen, werde ich solange auf Veritaserum bestehen, bis sie es mir geben, und dann werde ich ihnen erzählen, dass du den Mord begangen hast, und du wirst gesucht."
„Du wirst es ihnen nichts erzählen, weil du in meiner Schuld stehst. Ich habe dir das Leben gerettet."
„Ich habe dich nicht darum gebeten."
„Das erste mal vielleicht nicht, aber das zweite Mal schon." meinte Harry und grinste in sich hinein. „Und da du jetzt für längere Zeit hier wohnen wirst, werde ich dir alles nötige über Misses May erzählen. Sie ist ein Muggel, aber ihre Schwester war eine Hexe und insofern weiß sie bescheid. Ihr gehört das Haus, und da sie weiß wo ich wohne ist sie zwangsweiße meine Geheimniswahrerin, was einfach nur genial ist, da niemand darauf kommen würde bei einem Muggel nach Harry Potter zu fragen. Da sie aber nun über ihre Schwester viele Geschichten über mich gehört hat glaubt sie ich heiße James Evans ... also nenn mich ihr gegenüber so. Dann kümmert sie sich auch noch darum, dass immer etwas im Kühlschrank ist – eine Muggelerfindung, wirst du noch kennen lernen – und dass ich regelmäßig die Wohnung putzte. Ab und zu kocht sie auch."
„Und wenn nicht gut geputzt ist gibt es nichts zu essen."
Harry nickte. „Das ist lächerlich Potter. Fünf Minuten und man hat sich etwas gezaubert, oder reichen dazu deine Fähigkeiten nicht?"
„Natürlich, Malfoy. Aber Misses May ist Köchin mit Leib und Seele. Koch etwas, dass beser ist, als ihr Essen und ich fange an dich zu bewundern."
„Wer legt schon Wert auf deine Bewunderung, Potter?"
Vorschau zweites Kapitel: Harry denkt etwas nach, und Draco auch...
